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/MATT ROURKE (2)
E
s ist ein dramatisches Ren-
nen, das Amerikas Demo-
kraten in diesen Tagen erle-
ben. Vermeintliche Gewiss-
heiten stürzen ein wie Kar-
tenhäuser. Was noch vor einer Woche
als möglich galt, erscheint heute als ge-
radezu absurd. Etwa ein Ausstieg von
Joe Biden aus dem Wettbewerb um die
demokratische Präsidentschaftskandi-
datur. Eine Kapitulation, ein erfolgloses
Ende seiner nach 1988 und 2008 dritten
Kandidatur für das mächtigste politi-
sche Amt der Welt — das war noch vor
wenigen Tagen ein Szenario. Miserabel
hatte der frühere Vizepräsident von Ba-
rack Obama nämlich bei den ersten Vor-
wahlen abgeschnitten.
VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON
Und nun? Tempi passati. Am vergan-
genen Samstag schon, in South Caroli-
na, gewann Biden die Vorwahl – und so-
gleich die Unterstützung von zwei aus-
scheidenden einstigen Konkurrenten.
Und jetzt ist Biden auf Augenhöhe mit
dem linken, unabhängigen Senator Ber-
nie Sanders. Wie das Rennen am Ende
ausgeht? Völlig offen. In der Nacht des
„Super Tuesday“ fiel noch keine endgül-
tige Entscheidung.
1991 – das ist die magische Zahl, um
die sich alles dreht bei den Demokraten.
1991 Delegierte braucht ein Kandidat,
um sich eine Mehrheit bei dem Nomi-
nierungsparteitag im Juli zu sichern.
Am „Super Tuesday“ waren 1344 Dele-
gierte zu vergeben, also etwa ein Drittel
des Parteitages. In gleich 14 Bundesstaa-
ten wurde gewählt, darunter in den bei-
den bevölkerungsreichsten: Kalifornien
und Texas.
Die Vorwahlnacht auf Mittwoch war
ein politischer Krimi, wie ihn Amerika
schon lange nicht mehr erlebt hat. Nach
und nach gingen Ergebnisse ein, zu-
nächst von der Ostküste, dann aus der
Mitte des Landes, am späten Abend aus
Kalifornien. Eines zeigte sich recht
rasch: Sehr viele Wähler hatten sich erst
kurz vor dem Gang zur Wahlurne ent-
schieden.
Sein Erdrutschsieg in South Carolina
am letzten Samstag hat Biden kräftig
Rückenwind verschafft. So holte er die
meisten Stimmen in Virginia, North Ca-
rolina, Alabama, Tennessee, Oklahoma,
Minnesota, Arkansas, Massachusetts
und schließlich in einem Kopf-an-Kopf-
Rennen mit Sanders auch Texas. In Vir-
ginia gewann er gar mit über 50 Pro-
zent, in Alabama sogar mit gut 60 Pro-
zent. Entscheidend indes ist die Zahl
der Delegierten, die wiederum von der
Bevölkerungszahl der Bundesstaaten
abhängt. In Kalifornien wurden 415 De-
legierte vergeben, in Vermont 16.
Biden profitiert davon, dass sich das
Feld der moderaten Kandidaten mit den
Ausstiegen von Ex-Bürgermeister Pete
Buttigieg, 38, und von Minnesotas Sena-
torin Amy Klobuchar, 59, enorm gelich-
tet hat. Und Bidens Erfolgserie geht
weiter, selbst an Tagen, an denen nicht
gewählt wird. So stieg New Yorks frühe-
rer Bürgermeister Michael Bloomberg,
78, am Mittwoch aus dem Rennen aus –
nachdem seine Ergebnisse am Dienstag
unter den Erwartungen geblieben wa-
ren. Buttigieg und Klobuchar unter-
stützten Biden, traten mit diesem schon
vor dem „Super Tuesday“ öffentlich auf.
Das war für den Mann, der neulich noch
so bemitleidenswert daherkam, ein Rie-
senvorteil.
Nur ein Beispiel: Biden gewann in
Minnesota. Niemand hätte das vor ei-
ner Woche noch vor möglich gehalten.
Ein weiteres Beispiel: Biden gewann in
Massachusetts, einem eher linken Bun-
desstaat, zudem die Heimat seiner Mit-
bewerberin Elizabeth Warren, 70. Wohl
fast jeder hätte noch neulich gewettet,
dass hier Warren oder Sanders vorne
liegen würden.
Und Sanders? Der gewann in Colora-
do, Utah sowie in seinem kleinen Hei-
matstaat Vermont. Vor allem aber ge-
lang es Sanders, im bevölkerungsrei-
chen Kalifornien (40 Millionen Einwoh-
ner) die meisten Stimmen zu gewinnen.
Genau dies aber hatten diverse Umfra-
gen seit Wochen prognostiziert.
Symptomatisch für diesen „Super Tu-
esday“: Sanders gewinnt zwar mehrere
Staaten – aber die erwarteten. Biden ist
der Sieger in etlichen Staaten, wo ihn
diverse Umfragen weit schlechter sa-
hen. So bescheiden und abermals weit
unter ihren Erwartungen Elizabeth
Warren abschnitt, so muss sich Sanders
die linken Anhänger mit seiner „Freun-
din“ teilen. Warren misslang es in etli-
chen Bundesstaaten, die 15-Prozent-
Hürde zu nehmen. Nur wer 15 Prozent
holt, wird bei der proportionalen Ver-
teilung von Delegierten berücksichtigt.
Spannend wird nun das Agieren von
Warren, die noch Ende 2019 sensatio-
nell gute Umfragewerte erzielt hatte.
Sollte sie aus dem Rennen aussteigen?
Das käme in den nächsten Vorwahlen
dann gewiss Sanders zur Hilfe.
Der erhoffte Durchmarsch blieb auch
für New Yorks Ex-Bürgermeister
Bloomberg aus. Zwar nahm er in eini-
gen Bundesstaaten die 15-Prozent-Hür-
de, sicherte sich also Delegierte. Doch
in anderen blieb Bloomberg darunter,
etwa in Virginia, wo er allerhand Wahl-
kampf betrieben hatte. Ob seine über
500 Millionen Dollar für Wahlwerbung
in seinen Augen richtig investiert sind?
Bloomberg spielte in der Nacht die Be-
deutung des „Super Tuesday“ herunter.
Nur ein Drittel der Delegierten stehe
hier zur Wahl, sagte er. Noch am Diens-
tagabend kündigte Bloomberg an, im
Rennen zu bleiben. Am Mittwoch stieg
er dann aus und pries Biden: als
„Freund“, als „großartigen Amerika-
ner“, als „anständig“ und „ehrlich“. Vor
allem aber als Kandidaten, der Trump
besiegen kann.
Viele Wähler hatten Nachwahlbefra-
gungen angegeben, ihr Hauptinteresse
sei es, dass ein Kandidat gewinnt, der
Donald Trump bei der Präsident-
schaftswahl am 3. November besiegt.
Eine Sympathie, gar eine Zuneigung für
einen bestimmten Kandidaten oder
programmatische Aspekte spielten
demnach eine geringere Rolle.
Natürlich beanspruchen Biden wie
Sanders der Kandidat zu sein, der
Trump, 73, am ehesten besiegen kann.
Beide traten in der Nacht erwartbar
kämpferisch auf. Zunächst Sanders, in
seinem Heimatstaat Vermont, dann Bi-
den in Los Angeles. „Wir werden die de-
mokratische Nominierung gewinnen
und den gefährlichsten Präsidenten in
der Geschichte dieses Landes besie-
gen“, rief Sanders seinen Fans zu. Er be-
schwor seine Ziele, wie zum Beispiel ei-
ne allgemeine Krankenversicherung für
alle. Er wetterte gegen „die Gier der
Wall Street, die Gier der Arzneimittel-
konzerne, die Gier der Versicherungs-
konzerne“.
Sanders vermied es, den Namen Bi-
den zu erwähnen, attackierte diesen
aber umso stärker indirekt. „Ein ande-
rer Kandidat“, so Sanders, habe einst
Sozialausgaben kürzen wollen, für den
Irakkrieg und „desaströse Freihandels-
abkommen“ gestimmt. Außerdem habe
sich „ein anderer Kandidat“ für Kredit-
kartenunternehmen eingesetzt, wäh-
rend der, Sanders, an der Seite von Ver-
brauchern gekämpft habe. Seine Rede
beendete er mit dem Schlachtruf:
„Lasst uns zum Weißen Haus gehen!“
Von einer „großartigen Nacht“ sprach
Biden. Für „tot“ hätten neulich noch
Medien und Experten seine Kampagne
genannt, und nun dies. „Virginia! North
Carolina! Alabama! Oklahoma! Minne-
sota!“, rief Biden begeistert aus, listete
die Staaten auf, in denen er gewonnen
hatte. Nicht die Wall Street habe Ameri-
ka aufgebaut, „sondern ihr, die Mittel-
schicht“, rief er seinen Fans zu. Trump
fehle es an Empathie und Mitgefühl.
Es gehe um einen „Kampf um die
Seele Amerikas“, sagte er, so wie er es in
fast jeder Rede seit seinem Kampagnen-
start im Mai 2019 feststellt. Nun sei ein
Präsident nötig, der im Zweifel kämpfe,
aber vor allem das Land heilen könne.
Den sieht Biden in Biden. Den Namen
Sanders ließ er unerwähnt.
Den Demokraten stehen wohl noch
ein paar weitere aufregende Nächte, ja
Wochen bevor. Solange weder Biden
noch Sanders eine Mehrheit auf dem
Parteitag haben, werden Unruhe und
Nervosität herrschen. Vor allem mit
Blick auf die Frage: Was werden die An-
hänger des unterlegenen Kandidaten
tun? Bleiben sie gar der Präsident-
schaftswahl fern?
Wird selbst Anfang Juni, am Ende der
Vorwahlphase, kein Kandidat eine
Mehrheit haben, könnten auf dem Par-
teitag in Milwaukee die – intern höchst
umstrittenen – Superdelegierten in ei-
nem zweiten Wahlgang ins Spiel kom-
men. Das bietet schon jetzt allerhand
Anlass für Verschwörungstheorien.
Erst einmal aber haben die Wähler
weiter das Wort. Schon in einer Woche
wählen Idaho, Michigan, Mississippi,
Missouri, North Dakota und Washing-
ton State. Und in zwei Wochen Arizo-
na, Florida, Illionois. Danach, also
dann etwa Mitte März, könnte es schon
jene Klarheit geben, die in der Nacht
des „Super Tuesday“ noch nicht er-
kennbar war.
KKKämpferische Kandidaten. Bidenämpferische Kandidaten. Biden
(oben) erklärte auf einer Wahlparty:
„Nicht die Wall Street hat Amerika
aufgebaut, sondern ihr, die Mittel-
schicht“. Sanders (unten) rief seinen
Anhängern zu: „Wir werden die demo-
kratische Nominierung gewinnen und
den gefährlichsten Präsidenten in der
Geschichte dieses Landes besiegen“
Joe Bidens sensationelle Aufholjagd
Amerikas
Demokraten stehen
vor einem Duell – auf
der einen Seite der
moderate ehemalige
Vizepräsident Biden,
auf der anderen der
linke Senator Bernie
Sanders.
Michael Bloomberg
verlässt das Rennen
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05.03.20 Donnerstag,5.März2020DWBE-HP
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