Serien
Attacke auf Amerika
Am Ende der ersten Folge
von »The Plot Against Ameri-
ca« sieht man in einer beklem-
menden Montage Dokumen-
taraufnahmen von prügelnden
SS-Leuten mit fiktiven Szenen
eines nächtlichen Überfalls
von Schlägertypen auf zwei
jüdische Familienväter in
der amerikanischen Ostküsten-
stadt Newark kombiniert.
»The Plot Against America«
läuft ab 16. März auf Sky und
basiert auf einem Roman
von Philip Roth. Die von dem
Erfolgsproduzenten David
Simon (»The Wire«) mitverant-
wortete sechsteilige TV-Ver -
sion zeigt, wie zu Beginn der
Vierzigerjahre der Fliegerpio-
nier Charles Lindbergh (Ben
Cole) mit juden- und fremden-
feindlichen Parolen und
Andeutungen von Sympathie
für die deutschen Nazis zum
Präsidenten der USA aufsteigt.
In nostalgischer Pracht wird
das Leben der jüdischen Fami-
lie Levin in Newark ausgebrei-
tet, in der Familienvater Her-
man (Morgan Spector) seinem
angstvoll dreinblickenden
Sohn Philip (Azhy Robertson)
den Weltlauf erklärt und mit
seiner politisch abtrünnigen
Schwägerin Evelyn (Winona
Ryder) hadert. Diese Horror -
vision lässt sich mühelos als
Kommentar auf die Zustände
in den USA der Gegenwart
begreifen.HÖB
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Kultur
DER SPIEGEL Nr. 11 / 7. 3. 2020
WILLIAM J. CLINTON PRESIDENTIAL LIBRARY
Clinton 1994
Hillary über Hillary
DokumentationenEin Vierteiler beleuchtet den Lebensweg der amerikanischen Spitzenpolitikerin.
Sie hat sich ein tiefes Lachen angewöhnt,
das sie wie ein Satzzeichen einsetzt, um
einen heiklen Punkt abzuschließen oder
einen störenden Gedanken zu verscheu-
chen. Wenn Hillary Clinton über Hillary
Clinton spricht, kommen unweigerlich
all diese üblen Themen, die Kampagnen,
die Gerüchte, das verantwortungslose
Gebaren ihres Gatten und der Sieg von
Trump – was soll sie zu alldem sagen?
Humor hilft nicht nur, er wird zur philoso-
phischen Rettung.
Der Regisseurin Nanette Burstein ist es
in »Hillary« gelungen, ihre Protagonistin
aus der Welt der Mythen und der Männer
zu lösen und sie wieder als Subjekt einer
feministischen Geschichte darzustellen.
Freundinnen und Kolleginnen kommen
zu Wort, man ermisst die Herausforderun-
gen, die Clinton und ihre Mitstreiterinnen
gemeistert haben. Clinton wurde zur
Reizfigur, weil sie die Sache der Frauen zu
ihrer politischen Agenda machte. De -
batten über ihren Stil, ihre Frisur und ihr
Privatleben dienten dazu, das Ziel der
Gleichberechtigung zu diskreditieren. Zu
sehen ab dem 8. März auf Sky. NM