Seit einer Volksabstimmung gibt es in der
Schweiz wie in Deutschland eine Haus-
haltsabgabe. Wenn man nun das Schwei-
zer Beitragsaufkommen, das ja offenbar
auch für den demokratiefördernden Auf-
trag ausreicht, auf die deutschen Haushal-
te überträgt, käme man auf einen monat-
lichen Beitrag von rund 2,70 Euro. Wenn
es nun zukünftig 18,36 Euro sein sollen,
erschließt sich mir nicht der Mehrwert.
Offenbar werden zahlreiche weitere Auf-
gaben mit der Quasizwangsabgabe fi -
nanziert. Zahlreiche Sendungen werden
darüber hinaus von Unternehmen produ-
ziert, die alle ihren Gewinn machen wol-
len und am Rundfunktropf hängen; das
Angebot orientiert sich eben gerade nicht
am Bedarf der Beitragszahler. Besonders
beim ZDF zeigt sich diese Interessen -
vertretung aus Politik, Wirtschaft und
Verbänden anhand des 60-köpfigen Fern -
sehrates. Zuschauervertreter finden sich
hier nicht. Dass sich auch jenseits von
AfD-Anhängern Widerstand regt, ist nicht
verwunderlich.
Dirk Hamann, Hannover
Als ehemalige Publikumsrätin des Schwei-
zer Radios und Fernsehens (und dort als
Vertreterin der Konsumentenschutzorga-
nisationen) stelle ich dem Programm der
öffentlich-rechtlichen Sender in Deutsch-
land ein gutes Zeugnis aus. Ich wider -
spreche der Einschätzung, dass – mit Aus-
nahme des »Tatort« – kaum ein Sender
die drängenden Themen der Gegenwart
verhandle. Dem Umweltschutz, im Beitrag
nicht erwähnt, oder der Kultur wird bei
ARD, ZDF sowie ihren Landesrundfunk-
anstalten ausreichend Beachtung ge-
schenkt. Es sind unbequeme, anstrengen-
de Wahrheiten, deshalb zappen viele weg.
Hinsichtlich der Nachrichten, einem der
Schwerpunkte der öffentlich-rechtlichen
Sender, sind die Zuschauerwerte immer
noch überzeugend. Die täglich produzierte
Qualität hat jedoch ihren Preis. Diesen
zahle ich mit den Rundfunkgebühren gern.
Karin Unkrig, München
wird und Assange nicht an die USA ausge-
liefert wird. Jetzt kann Europa zeigen, dass
es sehr wohl in der Lage ist, sich von den
USA zu emanzipieren, wenn es um Rechts-
staatlichkeit und Menschenrechte geht.
Cindy Baginski, Potsdam
Mein Mitleid mit Julian Assange hält sich
in Grenzen. Der Mann hat seine Macht
missbraucht und sich aktiv in den US-
Wahlkampf zugunsten Donald Trumps
eingemischt. Assange wollte ganz bewusst
Hillary Clinton verhindern, und auch ihm
haben wir jetzt Trump zu verdanken.
Kay Milner, Bonn
Der erdrückenden Masse von Informatio-
nen, die deutlich machen, dass an Assange
ein Unrechtsexempel statuiert wird, um
Whistleblower und Journalisten mundtot
zu machen, steht leider nur ein hilfloses
Häufchen von Unterschriftenlisten und
Demos gegenüber, um Assange zu helfen.
Wer geht juristisch gegen diesen Vernich-
tungsfeldzug vor? Was kann man tun, um
effektiv zu helfen?
Elisabeth Jalbert, Hamburg
Kein Staat der Welt wird es zulassen, dass
jeder Geheimnisträger die Hand hebt,
wenn ihm etwas missfällt. Jeder Staat wird
vermeintliche oder wirkliche Verräter oder
Spione bestrafen. Nicht mal die angeb -
lichen Hüter der vermeintlichen freien
Welt, die USA, verhalten sich da anders.
Also werden sie einen Julian Assange,
wenn sie ihn in die Finger kriegen, lange
in ein tiefes Loch stecken. Ob es manchen
gefällt oder nicht. Geschichte lässt grüßen.
Wilhelm Schönig, Obernburg (Bayern)
Wohin Verschwörungstheorien und Filter-
blasen führen, wurde nun in meiner Hei-
matstadt Hanau uns allen tragisch vor Au-
gen geführt. Daher ist eine freie Presse mit
investigativen Artikeln heute wichtiger
denn je. Die freie Presse ist ein Garant un-
Qualität hat ihren Preis
Nr. 9/2020Rechte Populisten und bürgerliche
Politiker machen Front gegen ARD und ZDF
Hände weg von den öffentlich-rechtlichen
Sendern, wir brauchen sie. Sicherlich gibt
es auch bei ARD und ZDF Verbesserungs-
bedarf, zum Beispiel im Umgang mit
Interviewpartnern. Ich sehe mir häufig
bestimmte Sendungen, zum Beispiel Nach-
richten, auf beiden Programmen an, da
unterschiedliche Sichtweisen und Akzente
in der Berichterstattung gegeben sind. Ins-
gesamt halte ich die öffentlich-rechtlichen
Sender für den Meinungsbildungsprozess
in der Bevölkerung für wichtig. Die Frage
ist nur, ob das Verständnis dafür in der
Bevölkerung gegeben ist.
Dieter Kuhlenkamp, Berlin
Die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und
Radioanstalten gehören in der heutigen
Form einfach weg, weil alles nur auf Ab-
zocke hinausläuft und sie nicht mehr zeit-
gemäß sind. Wenn ich daran denke, dass
die Sendergemeinschaft Millionen Euro
für Fußball ausgibt, geht mir schon der
Hut hoch. Für Fußball habe ich mich noch
nie interessiert. Ich will ganz einfach für
etwas, was ich nicht nutze und nicht will,
auch nicht bezahlen.
Rüdiger Stuis, München
Allein im Herbst 2019 gab es zwei Bun-
destagsdebatten, in denen fraktionsüber-
greifend leidenschaftlich für den unabhän-
gig finanzierten und staatsfern organisier-
ten Rundfunk argumentiert wurde. Anlass
war unter anderem ein Antrag von Bünd-
nis 90 / Die Grünen, der den Reformbedarf
aufzeigt, um die öffentlich-rechtlichen
Medien insgesamt zu stärken. In den Me-
dien fanden diese Debatten aber keinen
Widerhall. Das ist gefährlich, denn da Me-
dienpolitik Demokratiepolitik ist, braucht
es zu diesem Thema eine breite Debatte.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat
dabei das besondere Problem, dass die
Berichterstattung über ihn ausschließlich
in den Zeitungen stattfindet, die ihm ge-
genüber besonders kritisch – weil konkur-
rierend – sind.
Tabea Rößner, MdB (Grüne), Berlin
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Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
([email protected])gekürzt
sowie digital zu veröffent lichen und unter
http://www.spiegel.dezu archivieren.
Briefe
HENRY NICHOLLS / REUTERS
Pro-Assange-Wandbild in London
SWR-Intendant Kai Gniffke
Korrektur
zu Heft 5/2020, S. 43: Anonym? War gestern!
In dem Artikel heißt es: »Die Experten verweisen darin auf die Datenschutzgrund -
verordnung. Die biete ein rein automatisches Profiling von Bürgern ohne deren Zu-
stimmung.« Korrekt muss es heißen, die Verordnung »verbiete« ein automatisches
Profiling.
serer freien Gesellschaft, und beides gilt
es gemeinsam zu verteidigen. Heute wird
Julian Assange der Prozess gemacht, und
wenn das funktioniert, morgen dem Rest!
Frank Axt, Hanau (Hessen)
VERENA MÜLLER / DER SPIEGEL