Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.03.2020

(sharon) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wirtschaft FREITAG,6.MÄRZ 2020·NR.56·SEITE 21


E


sbegann mit einemGastbeitrag
und endete in einerSchlamm-
schlacht:Seit einigenTagen strei-
tendeutsche Ökonomen erbittert
um Erfolg und Misserfolg der deutschen
Energiewende. Zumindestvordergründig.
Im Mittelpunkt derAusei nandersetzung, die
auf Twitter und in mehreren Medien ausge-
tragen wird,steht ClaudiaKemfert. Sie ist
Professorin für Energieökonomie undNach-
haltigkeit an der Hertie School of Gover-
nancein Be rlin, forschtamDeutschen Insti-
tut fürWirtschaftsforschung (DIW) und hat
neben häufigenTalksho w-Auftritten auch
als AutorinpopulärerSachbüchervonsich
reden gemacht.Zurückhaltung istdabei
nicht unbedingt ihreStärke. Ihr letztes, im
April 2017verfasstes Buchträgt den marki-
genTitel „Dasfossile Imperium schlägt zu-
rück. Warumwir die Energiewende jetztver-
teidigen müssen“.
Kemferts jüngste Vorwärtsverteidigung
der Energiewende istdreieinhalb Monate
her.Versier tdarin, komplizierte Zu sammen-
hängethesenhaftzuzuspitzen, hattesie in ei-
nem Aufsatz in derZeitschrift „Capital“ zu
einemRundumschlag gege ndas „Klage-
Stakkat oder Energiewende-Gegner“ ausge-
holt.Dazu zählt sie all jene, die die deutsche
Ökostromförderung nachdem Erneuerba-
ren-Energien-Gesetz (EEG) für ineffizient
halten undVersorgungsproblemefürchten,
wenn nachAbschaltung derfossilen Kraft-
werkedie Sonne mal nicht scheint und der
Wind nichtweht.Kemfertsprichtvon„laut
schreiendenEwig-Gestrigen, die leicht wi-
derlegbareMythenindie Welt setzen“ und
vondenen man sichnicht „den Spaß an der

Zukunftnehmen lassen“ solle.Kurzum: Kli-
maschutz sei eine Chance,und einerVollver-
sorgung mit erneuerbaren Energien stehe
nichts mehr imWege.
All das istzwarschon eineWeile her und
deckt sichmit dem,was dieVolkswirtin in
den vergangenen Jahren immergeschrieben
hat.Aus Sicht mancherKollegen hatKem-
fert den Bogen nun aber überspannt. Voral-
lem Justus Haucap,Wettbewerbsökonom an
der Universität Düsseldorfund früherer
Chef der Monopolkommission, platzte der
Kragen. In einem„Wie man die Energiewen-
de besser nichtverteidigen sollte“ betitelten
Blogbeitragging er EndeFebruar mit dem
„Capital“-Beitrag hartins Gericht, nach-
dem ihntags zuvor schon das „Handels-
blatt“mit der Aussage„Im Grunde istwirk-
lichalles völlig falsch, wassie schreibt“ zi-
tierthatte. Kemferts ArgumentenenntHau-
cap „dünn“ und „auf Glaubenssätze und al-
ternativen Fakten (beziehungsweise) das
Weglassen wichtiger Daten“gestützt.
So unterschlageKemfertinihrer Darstel-
lungder EEG-KostenDutzendeFördermilli-
arden aus dem Marktprämienmodell.Falsch
sei etwa auchihreAussage, dassder Strom-
preis deshalbhochbleibe,weil die Versorger
die gesunkenen Börsenpreise nicht an die
Verbraucherweiter gäben. Selbigesgeltefür
die Umdeklarierung allerKosten für die
Energiewende zu Investitionen–denn erst
einmalverursache jede Investition Kosten.
„Ob etwa die Onshore-Windkraft,die seit
über 25 Jahren offenbar nicht ohneZuzah-
lungen hinreichende Erlösegeneriert, eine
so guteInvestition in (allenTeilen von)
Deutschland ist, dürftemindestens dis kussi-
onswürdig sein“,bemerkt Haucap. Ihn be-
schleicht derVerdacht, zusammen mit ande-
renWissenschaftlernindie Nähe vonKlima-
leugnernoder der AfDgerückt zuwerden.
Der Streit gewann an Schärfe,als sich
DIW-Präsident MarcelFratzscher schützend
vorseine Institutskolleginstellte. Weil sich
im „Handelsblatt“ auchder Magdeburger
Umweltökonom JoachimWeimann und der
langjährige Sachverständigenrats- Vorsitzen-
de Christoph Schmidt kritischzuKemfert
und ihreretwaigen Berufunginden neuen
Klimarat derBundesregierunggeäußerthat-
ten, sprachFratzscher aufTwitter vonei-
nem „Bashing“ und „schlechtem Journalis-
mus“,was„völlig unter der Gürtellinie und
inakzeptabel“ sei, auchweil mitKemfert
nicht einmalgesprochenworden sei. Dass
diese,wie im Artikel derWirtschaftszeitung

erwähnt,auf Anfrageeinen Kommentar ab-
gelehnt hatte,kümmerte Fratzscher nicht
weiter .Richtigist indes,dassindem Artikel
nur Kemfert-Kritikerzitier twurden.
Dochwer gedacht hätte, die Debattesei
damit beendet, sah sichgetäuscht.Denn An-
fang dieserWoche gossdas Nachrichte nma-
gazin „Spiegel“ in einem Online-Artikel
nocheinmal kräftig Öl ins Feuer –und
nahm die DIW-Ökonomingege nsämtliche
AngriffeinSchutz. „SeitWochen lancieren
Windkraftgegner,rechtskonservativePorta-
le und neoliberaleForscherVorwürfe gegen
Kemfert“, heißt es einleitend in einem Arti-
kel. Haucap wird darin eine „Kriegserklä-
rung“ attestiert. AufTwitter lobte sicheine
der Autorinnen dafür, aufgedeckt zu haben,
„wer hinter der Kampagnegegen#CO 2 Steu-
er &#Energiewende steckt“. DerTenor des
Artikels: Im Beirat des Energiekonzerns
RWEund anderenanrüchigen Gremien sit-
zend–HaucapsKuratoriumsmitgliedschaft
in der gemeinnützigen FAZIT-Stiftung
bleibt unerwähnt –, sei klar,wie der neolibe-
rale Ökonom ticke.Verständlichsei auch,
dass solche „Kritiker“ anders als Kemfert

keine BepreisungvonCO 2 mittelsSteuer
und stattdessen „klimaschädlicheEmissio-
nen zwischen den einzelnen Industrien han-
deln“wollten. Dabeigebe es so „keinenen-
nenswertenPreissignale“.
Alleinsolche Sätze sorgten unter bis dato
zurückhaltenden Ökonomen fürKopfschüt-
teln. „Unglaublich,die Verfasserverstehen
nicht, dasssowohl CO 2 -Steuer als auch EU-
Emissionshandel Wege sind,einen
CO 2 -Preis zu setzen“, twitterte das Sachver-
ständigenrats-MitgliedVolker Wieland. Der
Text auf „Spiegel Online“sei eineUnver-
schämtheitgege nüber demKollegen Hau-
cap,befand der deutsch-amerikanische Öko-
nom Rüdiger Bachmann. Christian Bayer
vonder Universität Bonn sprachvoneinem
„verleumderischen Artikel“. Haucappersön-
lichrätselte,warumdie Redakteurinnen
ihn, obwohl er aufNachfrageausführlich
Rede und Antwortgestanden hatte,kaum
zu Wort kommenließen.
DochauchKemfertrang imTwitter-Stru-
del um die Deutungshoheit.Selbs täußerte
siesic hzwarnicht, sieverlinkte aber zahlrei-
cheUnter stützungsbekundungen wie die

desfrüherenDirektorsdes gewerkschaftsna-
henInstituts für Makroökonomie undKon-
junkturforschung, GustavHorn. Horn, der
im Dezember in den Bundesvorstand der
SPD gewählt wurde, hielt den Artikel für
eine „wohltuendeAufklärung“. AuchDIW-
PräsidentFratzscher wolltedarin zuvorderst
„einegroße undverdienteAnerkennung für
meineKolleginClaudiaKemfert“ erkennen,
„die seit vielen Jahren eine so wertvolle
Stimme in der wichtigen Debatteumden
Klimaschutz ist“.
Die Kritik an Haucap und anderenfand
Fratzscher aufNachfragedann doch„defini-
tiv zu hart“. Es sei höchste Zeit, zu einem
sachlichen Dialog undrespektvollenUm-
gang miteinander zurückzukehren. Der
Münsteraner Energieökonom Andreas Lö-
schel pflichtete ihm bei.Unter Ökonomen
herrsche eine kritische Debatte überrichti-
ge Weg, in der Energiepolitik.Inden Me-
dien finde die inhaltliche Auseinanderset-
zung jedochkaum statt, sondernwerde auf-
eine persönlicheEbenegehoben. „Dafür
gibt es Applaus derUmstehenden“, so Lö-
schel.„Wissenschaftgeht anders.“

Ökonomenduell:Justus Haucap und ClaudiaKemfert Fotos EdgarSchoepal, Imago

Causa Kem fert: Chronologie einerEskalation


tjb. SÃOPAULO.Wenn Jair Bolso-
narovor seineResidenz tritt, machen
sichdie Journalisten auf allerleige-
fasst. Kaum eine Gelegenheit lässt
der brasilianischePräsident aus, um
einen Spruchoder eine Beleidigung
loszuwerden. Am Mittwoch übertraf
er sic hselbst. An seinerStelle schick-
te Bolsonaroeinen Parodistenmit Prä-
sidentenschärpevor, der unter den
Journalistenunter anderem Bananen
verteilte. Dabei hätteeseinigen Erklä-
rungsbedarfgegeben. Am selbenTag
wurdendieWachstumszahlen desver-
gangenen Jahres bekanntgegeben.
Unddie gaben keinen Anlasszum La-
chen: DasBruttoinlandsprodukt Brasi-
liens legte 2019 lediglichum1,1 Pro-
zent zu. Ökonomen und dieRegie-
rung warenzuBeginn desvergange-
nen Jahres nochvon bis zu 2,5 Pro-
zent ausgegangen.
Dochder erhoffteSprung nach
zwei Jahren des schwachenWachs-
tums blieb aus. Der schwacheKon-
sum der brasilianischen Haushalte
und desStaates,weniger Investitio-
nenund Exportehaben dazu beigetra-
gen. Neben externen Faktoren wie
demHandelskrieg zwischenWashing-
tonund Peking kommen interneFak-
torenhinzu, insbesonderedie politi-
sche Instabilität.Die Regierung hat
sichineinen Kampfmit demKon-
gressverstrickt, wo Bolsonarokeine
klaren Mehrheiten hat.Die vonInves-
torenersehntenReformen kommen
nicht wunschgemäßvoran.Die Zir kus-
nummer am Mittwochkamvor die-
sem Hintergrund nicht gut an. Selbst
an derWall StreetinNew York wurde
dieAktion Bolsonaros mit Befremden
wahrgenommen. Man hattesichmehr
Ernsthaftigkeit erhofft.
DochBolsonaroversteht wenig
vonWirtschaft. Er überlässt das Feld
seinem WirtschaftsministerPaulo
Guedes. Derrech netfür das laufende
Jahr mit einemWachstum von2Pro-
zent oder mehr.Zuvor warvon 2,4
Prozent dieRede. Die brasilianische
Wirtschaf tbeschleunige,gabersich
optimistisch. Dochdas Szenario is tun-
gewiss, unter anderemwegendes Co-
ronavirus.

Eine BerlinerÖkonomin


geißelt Kritikerder


deutschen Energiewende


als„Ewig-Gestrige“. Das


wollen einig enicht auf


sich sitzenlassen.


VonNiklas Záboji,


Frankfurt


Bolsonaro


lässtBananen


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