Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.03.2020

(sharon) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen FREITAG,6.MÄRZ 2020·NR.56·SEITE 23


D


ieser Tage nochein anderes
Thema außer desgrassieren-
den Coronavirus zufinden ist
nicht leicht. Insbesondere, da
auchder Pharma- und Spezialchemiekon-
zernMerck mit Blickauf dasVirusseine
Bilanzpressekonferenz am Donnerstag te-
lefonischabhielt.Trotzdem–oder gerade
deshalb–war es StefanOschmann, Chef
des Darmstädter Dax-Konzerns, ein Anlie-
gen, auc hauf drei neueForschungsprojek-
te hinzuweisen, die dasTraditionsunter-
nehmen, das nachwie vormehrheitlich in
Familienhand liegt, in die Zukunftführen
könnten: Mit dem unternehmenseigenen
Risikokapitalfonds investiere man in ein
junges Unte rnehmen, das an syntheti-
scher DNAforsche, die als energieeffizien-
terDatenspeichergenutzt werden soll.
„Das klingt erst mal überraschend, ist
aber einerund 3,8 Milliarden Jahrealte
Datenquelle“, sagteOschmann. Darin
seheman enormesPotential, um den Ener-
gieverbrauchmit steigender Datennut-
zung zu reduzieren. „Könnten wir DNA
schon heuteals Speicher nutzen, ließen
sichsämtliche Internetinhalteineinem
Schuhkartonverstauen“, sagteer. In ei-
nem weiteren Projekt arbeitetder Kon-
zerndaran, Tabletten per 3D-Druckherzu-
stellen und soZeit und Geld zu sparen.
„Damitkönnteman künftig Tabletten auf
Knopfdruckfertigen“, sagteer. In einem
dritten Projekt engagieren sichdie Darm-
städter in derForschung vonClean Meat,
also einem biologischhergestellten Ersatz
fürFleisch- und Milchprodukte, um so den
globalen CO 2 -Fußabdruckzur eduzieren.
FürOschmann sind solche Projekte
nicht zuletzt auch ein Beispiel für die Inno-
vationen, die derKonzerninden drei Spar-
tenPharma, Spezialchemie und Laboraus-
rüstung anstrebt.„Merckhat sehr gute

Wachstumsperspektiven, und wirgestal-
tenviele Trends mit“, sagteer. Er sageden
Investoren deshalb, dassMerck mit den
Bereichen auchinturbulentenZeiten be-
ständigesWachstum liefere.
„Im vergangenen Jahr haben wir alle
Ziele erreicht“, sagteOschmann auchmit
Blickauf Handelsstreitigkeiten und ande-
re Unsicherheiten.Umsatz und Gewinn
wurden deutlichgesteigert, das Ergebnis
sogaretwasstärker, als imVorfeld von
Analystenerwartet. Die Einnahmenstie-
genkonzernweit um knapp9Prozent auf
16,2 Milliarden Euro. Das bereinigteope-
rativeErgebnis (Ebitda) legteum15,4 Pro-
zent auf 4,4 Milliarden Eurozu. DasKon-
zernergebnis fiel hingegen um mehr als 60
Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, aller-
dings bedingt durch den Verkauf des Ge-
schäfts mitrezeptfreien Gesundheitspro-
dukten an Procter&Gamble, der imVor-

jahr verbuchtworden war. Die Aktionäre
sollen für dasvergangene Geschäftsjahr
denn aucheine um5Cent höhereDividen-
de von1,30 EurojeAktie erhalten. Der
Kursstieg zwischenzeitlichumrund 6Pro-
zent und setztesichandie Spitze des Dax.
Starkzeigtesichabermalsdas Laboraus-
rüstergeschäftmit einem um 11 Prozent
auf 6,9 Milliarden Eurogesteiger tenUm-
satz. InsbesondereProduktezur Pharma-
forschung warendemnachgefragt.Auch
die Pharmasparte steigerte die Einnah-
men um 7,5 Prozent auf 6,7 Milliarden
Euro. Dasrelativ neue Medikament Ma-
vencladgegenmultiple Sklerose wurde im
vergangenen Jahrauchauf dem amerikani-
schen Markt zugelassen und erzieltedes-
halb insgesamt einenUmsatz von321 Mil-
lionen Euro. Auch dieSpezialchemie-
Sparte legte um7Prozent auf 2,6 Milliar-
den Eurozu, allerdings bedingt durch neu-

en Umsatz des für 5,8 Milliarden Eurozu-
gekauften SpezialgaseherstellersVersum
sowie Intermolecular.Organischist der
Spartenumsatz vorallem wegendes
schwächelnden Flüssigkristallgeschäfts
um 6,5 Prozentgesunken.
In diesem Jahr erwartet Merck ein soli-
des organischesUmsatzwachstum und ei-
nen starksteigenden bereinigtenBetriebs-
gewinn. Diese Prognose basiert allerdings
auf dem Szenario, dassdie Epidemiewäh-
rend des ersten Quartals ihren Höhepunkt
erreicht, im zweiten Quartal abklingt und
sich die Situationimzweiten Halbjahrnor-
malisiert. Dann dürftesichdas Virusmit
einem kleinen Minus auf denUmsatz aus-
wirken. Solltesichdie Krise ausweiten
oder garineine Rezession führen, müsste
die Prognose angepasst werden. „Unser
weltweiter Krisenstab tagt täglich“, sagte
Oschmann.(Kommentar Seite26.)

lid. NEWYORK.Der Elektroautoherstel-
ler Tesla hat in denvergangenen Monaten
seine traditionsreichen amerikanischen
Wettbewerber General Motors und Ford
an der Börseweit hinter sichgelassen.
Seit Jahresanfangstieg sein Aktienkurs
um fast 80 Prozent, er wirdjetzt an der
Börse mit 138 Milliarden Dollar bewertet.
Das istetwadas DreifachevonGM, und
fast das Doppeltevon GM undFord zu-
sammen.Dabei übersteigen dieVerkaufs-
zahlenvonGModer Ford diejenigenvon
Tesla bis heute um einVielfaches.Aber
Tesla liegt auf demzukunftsträchtigen Ge-
bietder Elektromobilitätvorne, und hier
haben sichdie etabliertenHersteller bis-
lang schwergetan.
GM zeigt sichnun entschlossen, das zu
ändern: DerKonzernhat in seinem Ent-
wicklungszentrum in derNähe vonDe-
troit eineganze Fülle vonvollelektri-
schenAutosvorgestellt, die in denkom-
menden Jahren auf den Marktkommen
sollen. Insgesamt will er bis zum Jahr
2023 zwanzig Elektroautos herausbrin-
gen. Und2025 will er mehr als eine Milli-
on solcherFahrzeugeverkaufe n. WieVor-
standsvorsitzende MaryBarra sagte, will

GM bis 2025rund 20 Milliarden Dollar in
Elektromobilitätund autonomeFahrtech-
nologien investieren.
Mit diesen Ankündigungen schließt
sichGMeiner Reihe vonanderenAuto-
herstellernan, die ebenfalls Großoffensi-
venmit ElektrofahrzeugeninAussichtge-
stellt haben–und damitversuchen,Tesla
mehr als bislang entgegensetzen zukön-
nen. DerVolkswagen-Konzernzum Bei-
spiel will bis 2024rund 33 Milliarden
Euroindie Elektromobilität investieren,
schon im Jahr zuvor will er eine Million
Elektroautosverkaufen. In diesem Som-
mer soll der ID.3 herauskommen, das ers-
te re ine Elektromodell desKonzerns. VW
hat außerdem imvergangenen Jahr eine
breitangelegteAllianz mit dem amerika-
nischenWettbewerber Ford rund um Elek-
tromobilität und autonomesFahren ver-
einbart.Fordwill Anfang nächstenJahres
mit einem Elektromodell seiner Sportwa-
genmarke Mustang seine erstegrößereOf-
fensive in de mSegmentstartenund arbei-
tetaußerdem an einer elektrischenVersi-
on seine sPick-up-TransportersF-150, sei-
nes meistverkauftenProdukts.NachAn-
gaben der BeratungsgesellschaftAlix

Partnershaben Autohersteller auf der
ganzen Welt insgesamt bis zum Jahr 2023
Investitionenvon225 Milliarden Dollar
in die Elektromobilität angekündigt.
Inwiefernesden traditionellen Herstel-
lerngelingt, demAufsteiger Tesla auf die-
sem GebietParoli zu bieten, musssich
freilichnochzeigen. GM jedenfalls hat
sichbislang schwergetan. DerKonzern
brachte2010 mitgroßemRummel den
ChevroletVolt heraus, ein Plug-in-Hy-

brid, das neben Batteriebetrieb auf einen
gewöhnlichen Verbrennungsmotorum-
schal tenkann. Das Modell hat aber die Er-
wartungen nie erfüllt und wurde imver-
gangenen Jahr eingestellt.2016 kamder
ChevroletBolt heraus, ein vollelektri-
schesAuto,das als eine ArtKampfansage
an Tesla galt.GMpositionierte es preis-
lichähnlich wie das Model 3, das billigste
Tesla-Produkt, und hoffte, es könne die
breit eMasse ansprechen.Aber auchder
Erfolg des Bolt hält sichbislang in Gren-
zen. 2019 verkaufte GM in Amerika
16 400 Exemplaredes Modells und damit
9Prozent weniger als im Jahr zuvor.Tesla
hat im vergangenen Jahr insgesamt
367 500Autosausgeliefert.
Zu den kommenden Elektroautosvon
GM soll einegrößereVersion des Boltge-
hören, außerdem soll die zwischenzeit-
lichaufgegebeneGeländewagenmarke
Hummer als Elektroautoein Comeback
feiern, mit Pick-ups und sportlichen Ge-
lände wagen(SUV). GM hat für seinekom-
mendenElektromodelle außerdem eine
neue Batterietechnologie angekündigt,
die Reichweitenvonmehr als 640 Kilome-
tern erlauben soll.

sup. STUTTGART. Das gutevierte Quar-
talhat Mark Langer denPosten alsVor-
standschef des Modekonzerns Hugo Boss
gerettet. Ja, räumt der 51 JahrealteTop-
manager ein, im viertenQuartal2019 sei-
en Fehler korrigiertworden, das hätten
auchdie Kritiker erkennen müssen, die
im Dezember für Spekulationenübersei-
ne Ablösung an der Boss-Spitzegesorgt
hatten. Indes, derAufwärtstrend, der in
den ersten Januarwochen mit zweistelli-
genWachstumsraten in Asienfortgesetzt
wurde, istschon wiedergestoppt–durch
das Coronavirus. „Kein anderesUnter-
nehmen im Bereichder Upper-class-
Mode wirddiese Krise besser meistern
als Boss“,stellt Langer aber inAussicht
und wirkt dabei nahezu trotzig, auch
wenn das nicht soganz klar zu erkennen
ist–die Bilanzpressekonferenz am
Stammsitz desUnternehmens im schwäbi-
schen Metzingen istnämlichwegen der
Ansteckungsgefahr durch digitaleKom-
munikation ersetztworden.
Corona jedenfalls hinterlässt schon
deutliche Spuren und wirdnachLangers
Einschätzung im ersten Quartaldas Er-
gebnis um einen niedrigen zweistelligen

Millionenbetrag schmälern –vor allem,
weil die Chinesen alsKunden fehlen,
nicht nur in China selbst, sondernauch
als Touris teninAsien und in Europa so-
wie im neuen Outlet-Store in Metzingen.
Er hoffe aber,dassesimLaufedes Jahres
zu Nach holeffekten komme, machteder
Boss-Chef deutlich.Aufder Beschaffungs-
seitesei dieAuswirkung der Epidemie
nicht sostarkzuspüren.AusChina kom-
me etwa ein Fünftelder Boss-Ware,ein
weiteresFünftelaus anderen asiatischen
Ländern.Unabhängigvonder Corona-
Krise habe Hugo Bossdamit begonnen,
die Produktion schrittweise wieder näher
an die Märktezuverlagern, umflexibler
zu sei n–in modischerHinsicht,aber aktu-
ell eben auchaus Gründen der schlagar-
tig verändertenNachfrage.
Die jetzt schon absehbaren Effekteaus
der Corona-Epidemie einkalkuliert,rech-
netBossfür dieses Jahr mit einemUm-
satz etwa auf demVorjahresniveauvon
knapp 2,9 Milliarden Euro(plus 0bis 2
Prozent) und einem operativen Ergebnis
zwischen 320 und 350 Millionen Euro,
nachdem imvergangenen Jahr 344 Millio-
nen EuroEbit (Ergebnis vorZinsen und

Steuern) erzieltwurden. Mittelfristigwer-
de wieder eine Ebit-Marge von15Pro-
zent angestrebt.Wann „mittelfristig“ sein
werde, konkretisiereman auf einemKapi-
talmarkttag im Juni,kündigteLanger an.
Als „Signal anden Kapitalmarkt“cha-
rakterisiertder Boss-Vorstand den Divi-
dendenvorschlag, der eine außergewöhn-
lichhohe Ausschüttungvon93Prozent
des Konzerngewinns vorsieht.Sosollen
die Aktionäreder Hugo BossAGfür das
Jahr 2019 eine Dividendevon2,75 Euro
je Aktie erhalten,5Cent mehr als imVor-
jahr.Dabei lag das operativeErgebnis des
Modekonzerns trotz des guten vierten
Quartals um4Prozent unter demVorjah-
resniveau, und dasKonzernergebnis sack-
te wegeneiner deutlichgestiegenenSteu-
erquoteum13Prozent ab.
Das Unternehmen habe eineFinanz-
kraft, mit der alle Herausforderungen zu
managen seien, betonteBoss-Chef Langer
auf dieFrage, ob der Modekonzernein
Übernahmekandidat sei. DieFamilie Mar-
zotto als langfristigeAnkeraktionärin
habe vordreiWochen die Schwellevon15
Prozent amKapital überschritten. Gleich-
wohl könne man nicht ausschließen, dass

es andereInvestoren gebe. Als Langer im
Mai2016vomFina nzvor stand auf denPos-
tendes Vorstandschefsbefördertwurde,
lag derKurs nochüber 110 Euro. Imvori-
genHerbsthatteereinen Tiefstandvon
36,46 Euroerreicht .AmTag der Bilanzvor-
lagedrehteder Kurs zeitweilig ins Minus,
erholtesichdann aber und lag am Han-
delsschlussbei 39 Euro, deutlichimPlus.
Geradewegender äußerenUnsicher-
heiten sei es wichtig, an derWachstums-
strategie festzuhalten, die er als Vor-
standschef erarbeitet habe, sagteLanger.
Kernpunktesind dieAusweitung des On-
line-Geschäfts, dieSteigerung der Flä-
chenproduktivität, die Forcierung der
Marke Hugo und–nachwie vor–das
Wachstum in Asien. „Ichbin fest über-
zeugt, Asien istund bleibtvongroßer stra-
tegischer Bedeutung.Wirhaben eine soli-
de Basis aufgebaut, um langfristig profita-
belzuwachsen“, sagteLanger mit Blick
auf den aktuellen Dämpfer durch die Co-
rona-Epidemie.Kurzfristig indesreagiert
Bossmit einem deutlichenZurückfahren
vonInvestitionen imchinesischen Markt:
„Es bringt nichts, einePartyzuschmei-
ßen, wenn keiner kommt.“

Gesunde Entwicklung:ProduktionvonBluthochdruck-Tabletten bei Merck in Darmstadt FotoHelmutFricke

joja. DÜSSELDORF.Der Konsumgü-
terkonzernHenkel ändertangesichts
schwachlaufenderGeschäfte sein eStra-
tegie. So habe der Dax-KonzernMar-
kenmit Umsätzenvon bis zu1Milliar-
de Euroidentifiziert,vondenen gut die
Hälfte verkauftoder eingestellt werden
sollen–der Großteil davonimKonsum-
güter geschäf tinder Kosmetik-und
Waschmittelsparte.Das teilteHenkel
am Donnerstag zurVorlageder Jahres-
zahlen in Düsseldorfmit.Welche Mar-
kendas genau sind, istnochoffen. Vor
allem die Beauty-Care-Sparte leidet
aber seit längerem unter hartemWett-
bewerb im Massengeschäft. Der Um-
satz warimvergangenen Geschäftsjahr
um 2Prozent auf 3,8 MilliardenEuroge-
sunken, das bereinigtebetriebliche Er-
gebnis sank sogar umfast ein Viertel
auf 519 Millionen Euro.
„Wir sind mit demvergangenen Jahr
nicht zufrieden“, sagteCarstenKnobel,
der seit JahresanfangVorstandsvorsit-
zendervon Henkel ist. Der frühereFi-
nanzvorstand hat HansvanBylen an
der Konzernspitzeabgelöst, der nach
mehreren Prognosekorrekturen im Ge-
schäftsjahr 2019 im vergangenen
Herbstseinen Abschied angekündigt
hatte. Knobelwill nicht nur dasPortfo-
lio überprüfen, sondernauchmehr
Geld inWerbung, Digitalisierung und
IT stecken. So sollen die Investitionen
200 Millionen Euroüber denAusgaben
von2019 liegen–imvergangenen Jahr
hat Henkel jedochnur die Hälfte seiner

eigentlichgeplanten Investitionen aus-
gegeben.
Außerdem will Henkel seinenKoh-
lendioxid-Fußabdruckinden kommen-
den fünf Jahren um gut zwei Drittelre-
duzieren.Zudem sollen bis zum Jahr
2025 alleVerpackungenrecyceltwer-
den können oder wiederverwendbar
sein, die Quote vonrecycelbarem
Kunsts toff soll vonderzeit 12 Prozent
in Europa auf 30 Prozentsteigen. Für
das laufende Geschäftsjahr istHenkel
vorsichtig. DerUmsatz soll mittel- bis
langfristig organisch, also ohne Zu-
und Verkäufeund Wechselkurseffekte,
um 2bis 4Prozentsteigen. Das Ergeb-
nis je Aktie sollwährungsbereinigt im
mittleren bis hohen einstelligen Pro-
zentbereichwachsen. Das Coronavirus
werdeinj edemFall Spuren in der Bi-
lanz hinterlassen, für das ersteQuartal
seien dieAuswirkungen „signifikant“,
hieß es.
Im Geschäftsjahr 2019 istder Ge-
winnvonHenkel umfast 10 Prozent
auf 2,1 Milliarden Eurogesunken. Der
Umsatz lag organischauf Vorjahresni-
veau undstieg nurwegenZukäufen und
Wechselkurseffekten um 1,1 Prozent
auf gut 20 Milliarden Euro. Die Kleb-
stoffsparte,die für gut die Hälfte des
Umsatzessteht, litt unter der Schwäche
der Auto-und Elektronikindustrie. Die
VorzugsaktienvonHenkel lagen am
Donnerstag bis zu5Prozent im Minus
und gehörtendamit zu denVerlierern
im Dax.(Kommentar Seite26.)

csc. DÜSSELDORF.Wegen steigender
Mietenund derWohnungsnotinden
Großstädten blästden Immobilienkon-
zernen derWind seit Monaten scharf
insGesicht.Angesichtsderaufgeheiz-
tenöffentlichen Diskussion widmete
sichRolf Buch, derVorstandsvorsitzen-
de vonDeutschlandsgrößtemVermie-
terVonovia,bei der Bilanzvorlagenicht
wie sonstzuerst dem starkenWachs-
tum des Geschäfts. Dassder operative
Ertrag (FFO) um8Prozent auf 1,2 Milli-
arden Euroangezogen hat, die Mietein-
nahmen um 10 Prozent auf 2,1 Milliar-
den Eurogeklettertsind und das Immo-
bilienportfolio jetzt 53,3 Milliarden
Eurowertist –daraufkamererstspä-
terzus prechen.
Zunächs tbetonte derVonovia-Chef
die gesellschaftliche Verantwortung
des Bochumer Dax-Konzerns.Noch vor
Jahren–unter derÄgide vonFinanzin-
vestoren undvordem Börsengang–sei
es darumgegangen, „möglichstschnell
möglichstviel Geld zu verdienen“.
Längstaber habe einUmdenken einge-
setzt, beteuerte Buch:„Wir sollten uns
in er ster Linie darüber definieren,was
für einen Leistungsbeitrag wir für die
Gesellschafterbringen.“ Als „Nebenbe-
dingung“geltedie Befriedigung der Ak-
tio näre, deren Sichtweise sichebenfalls
geänderthabe. „Sie habenverstanden,
dassunser Geschäftsmodell nur funk-
tioniert,wenn wir das instabilen Ge-
sellschaftentun.“ Für das vergangene
Jahr sollen die Aktionäreeine um 13
Cent auf 1,57 Euroje Aktie erhöhteDi-
vidende erhalten.
Die Herausforderungen in Deutsch-
land nannteBuch„immens“. DerZu-
zugindie Ballungszentrensei nicht auf-
zuhalten.Völlig unterschätzt wirdsei-
ner Ansicht nachder steigende Bedarf
an altersgerechtenWohnungen. Dazu
kommen die Anstrengungen in puncto
Klimaschutz.Um alle Anforderungen
zu stemmen, müssten nachBerechnun-
gendes Branchenverbands GdW in den
kommenden zehnJahren biszu800 Mil-
liarden Euroinden deutschenWoh-
nungsbestand in vestiertwerden.

Einen wichtigen BeitragvonVonovia
sieht BuchimNeubau. Imvergangenen
Jahr wurden 2100 neueWohnungenfer-
tigges tellt.Damit kamdas Unterneh-
men allerdings nicht so schnellvoran
wie geplant.„Diese Geschwindigkeit
reicht nicht aus. Hier müssen wir besser
werden.“ In denkommenden Jahrensol-
len 12 000 neueWohnungen errichtet
werden. Langfristig besteht dasPotenti-
al, auf vorhandenen Grundstücken
47 000Wohnungen zu bauen.ZurBe-
schleunigung der Neubauaktivitäten
wurde jüngstder Hanauer Projektent-
wickler Bien-Ries erworben, der 2500
Wohneinheiten mit Schwerpunkt im
Rhein-Main-Gebietinder Planung hat.
Derzeit besitztVonovia 416 000Woh-
nungen. Davonbefinden sich356 000 in
Deutschland, 38 000 in Schweden und
22 500 Prozent in Österreich. In Berlin
wirdder Konzerninfolg edes jüngstbe-
schlossenen Mietendeckels für ein Drit-
telder dortigen 40 000Wohnungen die
Mietensenken müssen.
Den starkenAnstieg der Mieteinnah-
men umfast ein Zehntel hat derKon-
zernhauptsächlich dem Erwerb der
österreichischen Buwog und der schwe-
dischen Victoria Park zu verdanken.
Hierzulande erhöhte sichdie Durch-
schnittsmiete von6,55 Euroauf 6,79
EurojeQuadratmeter. Bei Neuvertrags-
mieteninBallungsräumen liegeVono-
via umrund 14 Prozentunter den Ange-
botenimMarkt, betonteBuch. „Wir
sind keine Mietentreiber.“
Knapp1Milliarde EuroflossinMo-
dernisierungen. Die Maßnahmen führ-
tenzueiner Umlageauf die Quadratme-
termiete vondurchschnittlich 1,36
Euro, 10 Prozentweniger als imVor-
jahr.NachMieterprotesten hattesich
Vonovia verpflicht et,keine energeti-
schen Sanierungen mehr durchzufüh-
ren, die zu Mietsteigerungenvonmehr
als 2Euroführen. Bei insgesamt13200
energetischen Sanierungen wurden
1600 Härtefall-Anträgeanerkannt.Das
Versprechen an Mieterüber 70 Jahre,
dass ihreWohnung auchnacheinerMo-
dernisierung bezahlbar bleibt, nahmen
bislang 180Personen in Anspruch.

Tabletten auf Knopfdruck


GM will Tesla nicht davonziehen lassen


Der amerikanischeAutohersteller investiertMilliarden in Elektromobilität/Ein Er folgsmodellfehlt ihm noch


Das Modell Bolt zündetnicht. FotoReuters

Eine Krise hat Hugo Boss gerade nochgefehlt


Der Modekonzernerhöht tr otzschwindendem Gewinn die Dividende


tag. MAINZ.Der Bierkonsum in
Deutschlandgeht weiter zurück, Brauer
übensich in Bescheidenheit.Der Absatz-
rückgang von1,1 Prozent imvergangen
Jahr sei moderat ausgefallen, sagt Axel
Dahm, Sprecher derBitburgerBrau-
gruppe. Angesichts eines für die Bran-
chesehr herausfordernden Jahres sei er
„in der Summe zufrieden“. Zumal sich
der Umsatz mit einemRückgang von
0,7 Prozent auf 792 Millionen Eurover-
gleichsweisestabil gehalten habe. Die
Traditionsbrauerei aus der Eifel istgröß-
terFassbiervermarkter Deutschlands,
neben derKernmarke Bitburger gehö-
renihr Licher,Wernesgrüner,Köstrit-
zer,König-Pilsener undKönigsbacher.
Der Bierkonsum in Deutschland ist
nachZahlen desStatistischen Bundes-
amtes imvergangen Jahr um 1,9 Pro-
zent auf 9,2 Milliarden Litergefallen.
Im Handel gilt Bier zudem als wichtiger
Lockvogel, so dassdie Preise seit Jahren
nicht steigen. Dahm, studierter Psycho-
loge, versucht seit einigerZeit die alten
Gewohnheiten in der Brancherund um
Bier,Fußball und Grillen zu brechen. So
hat er die langjährige Werbepartner-
schaf tmit derFußballnationalmann-
schaf tgekündigt und setzt in derWer-
bungstattdessen auf inhaltliche Diffe-

renzierung,etwa den „Bitburger-Siegel-
hopfen“.Zugleichhatteera ngekündigt,
auf Geschäftzuverzichten,wenn die
Konditionen nichtstimmen. 2018war
es der Brauerei so nochgelungen, trotz
fallenderAbsätze denUmsatz zustei-
gern.Dieses Konzeptstößt of fenbar an
Grenzen, derWettbewerb vorallem im
Geschäftmit alkoholfreiem Bierver-
schär ftsichnachDarstellung desUnte r-
nehmensweiter .Dahm setztvorallem
auf neue Produkte. Gerade die „sehr po-
sitiveEntwicklungvonNeuheiten“quer
durch alle Markenzeigeein un verän-
derthohes Interesse derVerbraucher.
Neben Apfel Cider hat Bitburgereine
besondereNeuerung parat:glutenfreies
Bier.BitburgerHelles Lagerbier,unfil-
trier tmit 5,1 Prozent Alkohol. Das Glu-
tenwirdnachDahmsWorten während
des Reifeprozesses geschmackserhal-
tend abgebaut.Das Verfahren seivon
der Deutschen Zölliakie Gesellschaft
(DZG) lizenziertworden, so dassdas
Bier das offizielle Siegel für glutenfreie
Produktetragendürfe.NachAngaben
der DZG leiden in Deutschland 800 000
Menschen unterUnverträglichkeit des
sogenannten Klebe-Eiweißes Gluten,
das inWeizen, Dinkel,Roggen und Gers-
te enthalten ist.

Zukäufeund Mietenbescheren


Vonovia einen Milliardengewinn


Immobilienkonzernwill im Neubau schnellerwerden
Der Pharma- und

Spezialchemie konzern


Mercktrotzt de rKrise


undblicktoptimistisch


auf das Jahr –sofer ndas


Coronavi rusmitspielt.


VonIlkaKopplin,


Frankfurt


Henkel will Markenverkaufen


Der Konsumgüterkonzernändertseine Strategie


Glutenfreies BiervonBitburger


Absatz derTraditionsbrauereigeht weiter zurück

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