Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.03.2020

(sharon) #1

SEITE 26·FREITAG,6.MÄRZ 2020·NR.56 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D


assdie Aussichten schlecht
sind, warzuerwarten. Aber
der Ausblick, den derAuto-
zulieferer Continental nungab, war
dann dochzuviel. Um mehr als 12
Prozentsackt eder Kurs ab, nachdem
Conti für das laufende Jahrweitere
Einbrüche derNachfrage,wach sen-
den DruckaufsGeschäftund niedri-
gere Renditenvorhergesagt hat.Die
Ausbreitung des Coronavirus,kombi-
niertmit Handelskonflikten und dem
kostspieligen Zwang zur Entwicklung
neuer Antriebe, treffendie ganze
Branche.Aber im Fall vonConti stel-
len sichAktionärewegen der immer
neuen Hiobsbotschaftenoffenbar die
Frage, ob das Management die Situa-
tion nochimGriff hat.Umgegenzu-
steuern, will derVorstand nun sein
laufendes Sparprogramm verschär-
fen, wasimUmkehrschlussbedeutet,
dassdie imvergangenen Jahrgestar-
tete nEinschnittezuschwach waren,
um denKonzernwetterfest zu ma-
chen. Es isthöchs te Zeit, dassConti
nachlegt, auchwenndadurc hden Mit-
arbeiternanvielen Standortennoch
härtere Zeiten bevorstehen. Immer-
hin hält Conti an seinen Plänenfest,
die Antriebssparte Vite sco via Spin-
offabzuspalten. Hättedas Manage-
ment an dieser für denKonzernum-
bau wichtigenStelle einenRückzie-
her gemacht,wäre das Debakel für
Conti perfekt gewesen.

D


ie konjunkturellen Zeiten
könnten derzeit nicht un-
sicherer sein:Zu politischen
Zerwürfnissen und handelspoliti-
schenKonflikten hat sichseit einigen
Wochen das Coronavirusgesellt, das
mittlerweile garZentralbanken zum
Handeln bewegt.Wie schnell sichdie
globaleWirtschaf tinden kommen-
den Monaten erholen wird,kann nie-
mand vorhersagen. Auch Stefan
Oschmann,Vorstandschef des Phar-
ma-, Spezialchemie- und Laboraus-
rüstungskonzerns Merck nicht,wenn
er MercksUmsatz dadurch nur leicht
vermindertsieht. Allerdings hat er ei-
nen validen Punkt,wenn er Merck
vorInvestorenals Unternehmen be-
zeichnet, das auchinturbulentenZei-
tenbeständigesWachstum liefert–
nicht trotz, sonderngerade weil
Merck drei individuelle Spartenhat,
die unabhängigvoneinander agieren.
Laufen Geschäfte mit den Flüssigkris-
tallen für Displays schlechter,sokön-
nen ausKonzernsicht satteAufträge
in der Laborausrüstung oder neue Me-
dikamenteinder Pharmasparte sol-
chePhasen für einegewisseZeit aus-
gleichen. Der ein oder anderen jüngs-
tenEntscheidung für ein Spin-offhät-
te dieser langfristigeBlickimVer-
gleichzuden kurzfristigen Gewinnen
womöglichgutgetan.

C

arsten Knobel istknapp 60
Tage VorstandschefvonHen-
kelund krempelt dasUnter-
nehmen um.Viele Markenaus dem
Konsumentengeschäftsollen ver-
kauftoder eingestellt werden. Wel-
chedas sind, lässt Knobel nochoffen.
Kosmetik-und Haarpflegespartewer-
den sichverändern. Das istauchnö-
tig, denn in dem umkämpftenMarkt
haben zuletzt andereden Tonangege-
ben. Auchdie MilliardärsfamilieRei-
mannhat sic hmit der Haarpflegemar-
ke Wella verhoben undstellt sie zum
Verkauf. AuchHenkel soll interes-
siertsein –esist jedochfraglich, ob
ausgerechneteine Traditionsmarke
für Umschwungsteht.Den will Kno-
bel unbedingt, auchumneue Talente
anzulocken. Den Trend zu mehr
Nach haltigkeit nimmt er dabei auch
nochmit, bald sollen alleVerpackun-
genvon Henkel wiederverwertbar
sein. Damit das draußen auchalle
mitbekommen, will der Henkel-Chef
die In vestitionen auchinWerbung er-
höhen. Allein: Daswolltesein Vor-
gänger HansvanBylen ebenfalls und
auchUmweltthemen sind für einUn-
ternehmen, dasgeradeseinen 29.
Nach haltigkeitsberichtvorgelegt hat,
kein komplett neues Thema.Zudem
kommt der Manager nichtganz ohne
Hypothek in denWandel: als jahre-
langerFinanzvorstand hat er den bis-
herigenKurs mitverantwortet.

Contis Sturm


VonChristianMüßgens

Vielseitiges Merck


VonIlkaKopplin

cmu. HAMBURG.Seit Wochen wird
darüber spekuliert, jetzt istdie Nach-
richtoffiziell: DieFrankfurterPrivat-
bank Hauck&Aufhäuser,hinter der
das chinesische Konglomerat Fosun
steht, soll das Bankhaus Lampe über-
nehmen, das bisher zum Oetker-Kon-
zerngehört. Am Donnerstag setzten
die Verhandlungsführer beider Seiten
in der „Dr.OetkerWelt“ in Bielefeld
ihreUnterschriftenunter denVertrag
und besiegelten damit einen Schritt,
der ein leistungsfähigeres Geldhaus
schaf fensoll. „Durch die Übernahme
werden wir zu einer der führenden Pri-
vatbanken in Deutschland“, sagteder
VorstandschefvonHauck&Aufhäuser,
Michael Bentlage, derF.A.Z. Die Markt-
positionverbesseresich, zudemwerde
das Institut kosteneffizienter.Zum
Kaufpreis machteBentlagekeine Anga-
ben. DemVernehmen nachliegt er zwi-
schen 200 und 300 MillionenEuro.
Nach dem Zusammenschlusssoll die
Bankrund 1400 Mitarbeiter beschäfti-
genund einVermögen vonrund 35 Mil-
liarden Euroverwalten. Das „adminis-
trier te Vermögen“, ein Geschäftsfeld,
in dem Gelder fürFondsanbieterund
andereDritteverwahrtwerden, soll
135 Milliarden Euroumfassen. Die Bi-
lanzsumme liegt bei 10 Milliarden
Euro. Dergenaue Name der neuen
Bank steht nochnicht fest,dochsoll die
Bezeichnung beider Häuser nachder
Übernahme in der Markeerhalten blei-
ben. DieAufsicht mussden Kauf noch
genehmigen. Bentlageschätzt, dassdas
Inhaberkontroll verfahren der Bafin,
das AnteilseignervonBanken durchlau-
fenmüssen,etwa ein Jahr dauernwird.
Das Bankhaus Lampewar1852 ge-
gründetworden und istseit Jahrzehnten
ein Teil vonOetker. Das Familienunter-

nehmen aus Bielefeld hattezuletzt aber
keine Freude mehr an der Bank.Sie
passt nicht zumKerngeschäftmit Le-
bensmitteln,außerdem leidetsie wie vie-
le andereInstituteunter den Niedrigzin-
senund dem Margendruc kinder Vermö-
gensver waltung.Voreinem Dreiviertel-
jahr hatteOetkerdaher einenVerkaufs-
prozessgestar tet, in dessenVerlauf un-
teranderem die Schweizer Bank UBS,
der französische Bankier Philippe Oddo
und die Bethmann Bank Interesse be-
kundethaben sollen. DassesamEnde
auf Hauck&Aufhäuser hinauslief, sei
eineguteEntscheidung, sagteder Gene-
ralbevollmächtigtevon Oetker,Heino
Schmidt.Mit der Tochte rgesellschaft
vonFosun habe man „denrichtigen Part-
ner für das langfristigeWachstum des
Bankhaus Lampegefunden“. Die Oet-
ker-Familie, die in vielenstrategischen
Fragen zerstritten ist, sollsichimFall ih-
rerBank weitgehend einig gewesen
sein, hieß es zuletzt.
Fosun aus China setzt mit derÜber-
nahme seine Expansion in Deutschland
fort.Der Konzernist auf vielen Ge-
schäftsfeldernvom Tourismus über die
Mode bis zumFinanzsektor aktiv und
isthierzulande neben Hauck&Aufhäu-
ser an dem ModeunternehmenTomTai-
lor beteiligt.Außerdemgehörtihm ein
Innovation Hub für Finanz-Start-ups
und dieVersicherungsplattformFrank-
furter Leben. Wenn der Zusammen-
schlussmit der Lampe-Bankvollzogen
ist, könne er sichweiteres „anorgani-
sches Wachstum“vorstellen, sagteBent-
lage. Das bedeutet,dasssichHauck&
Aufhäuserweiter nachÜbernahmezie-
lenumschaut. Als Kernbereiche derneu-
en Bank sieht er das Geschäftmit rei-
chen Privatkunden,Vermögensverwal-
tung und Investmentbanking.

Henkel mit neuem Style


VonJonasJansen

tp. ROM. Ausgerechnetein Produkt mit
Wurzeln in den dreißiger Jahren istder-
zeit in Italienständig ausverkauft. Zwar
sind in den Supermärkten dieRegale wei-
terhin voll oder wieder aufgefüllt.Doch
bei denReinigungsmitteln gibt es immer
wieder eineLücke. In Drogeriemärkten
und Apotheken sieht es ähnlichaus. Die
Italiener fragen nach„Amuchina“, und für
sie is tdas ein allgemeiner Gattungsbegriff
für das Desinfektionsmittel. DieNachfra-
ge istsogroß,dassimInternetschon ein
adaptierter Ausschnitt aus der neapolitani-
schen Mafiaserie „Gomorra“kursiert, mit
zwei Mafia-Bossen, die zueinander sagen,
nichtRauschgiftsei im Momentgefragt,
sondern„transparentes Gold namens
Amuchina“.
In den ersten zwei Monaten 2020war
die Nachfragenach Produkten mit dieser
Marke doppelt so hoch wie imVorjahr,be-
richtetPierluigi Antonelli, Chef der Her-
stellerfirmaAngelini Pharma.Die Produk-
tion sei ausgeweitetworden. „Solangedie
derzeitige Viruskrise andauert,werden
wir auchdie Preise umkeinen Cent erhö-
hen“, sagt Antonelli.Außerhalb der Her-
stellerfirm akomme es aberleider zu Situa-
tionen, in denen Amuchinagehortetund
dann teuerweiterverkauftwerde.
Das italienische Desinfektionsmittel,
mit einem mittleren zweistelligen Millio-
nenumsatz,ist interessanterweise gar
nicht mehr im neustenUnternehmenspro-
filaufgeführt. Denn eigentlich passt Amu-
china nicht zu denPerspektiven der Ent-
wicklung des Pharmageschäfts, das sich
Antonelli und die inRomansässigeGrup-
pe Angelini vorgenommen hatten. Auf
den Marktgekommenwardie er steForm
vonAmuchina schon 1939, nacheiner Tu-
berkulose-Epidemie in Italien. DerName
sollteanspielen auf die Entfernung des

„MycobacteriumTuberculosis“.Nach dem
ZweitenWeltkriegkaufte ein Mitarbeiter
der Herstellerfirmadie Aktivitäten, um
sichselbständig zu machen. Amuchina
wurde zum Desinfektionsmittel für Kran-
kenhäuser,etwafür chirurgische Geräte
oder Dialyseapparate. Zugleichverkaufte
man das Mittel auchinder Apotheke,
etwa als Wunddesinfektionsmittel.Wäh-
rend der Choleraepidemievon1980 in
SüditalienwarAmuchina dann auchdas
Allheilmittelzum DesinfizierenvonObst
und Gemüse. Als die Marke und die Pro-
dukteschließlich2000 vonder Unterneh-
mensgruppe Angelini gekauftwurden,
steckt edarin dasPotential fürvielerleiAn-
wendungen undVertriebskanäle. Denn
für die italienische Hausfrau, die eine Fla-
sche mit einem Liter Desinfektionsmittel
für acht Eurokauft, symbolisiert Amuchi-
na klinischeReinheit .Zuden weiteren Pro-
dukten der Marke gehörtseit längererZeit
ein Handgel, das auchgarantiertViren eli-

miniereund in seiner medizinischenWir-
kung zertifiziertist,sogar vonder ameri-
kanischen AufsichtsbehördeFDA.Dieses
Gel isteswiederum, hinter dem so viele
Italiener her sind. Der Inhalt der Amuchi-
na-Flaschen hat dabei nicht mit Hexerei
zu tun, die Flüssigkeiten basieren auf ei-
ner Chlorlauge. Im Handgel sei aber mehr
Alkohol enthalten als anderswo, um den
gewünschten Effekt zu garantieren.
Aufden unerwarteten Erfolg vonAmu-
china will Pierluigi Antonellivorerstnicht
mit Expansionsplänenreagieren. Die Mar-
ke sei schließlichnur in Italien undetwas
in denVereinigten Staaten bekannt.Der
Vertriebsweg über den Supermarkt sei für
die Gruppe eigentlich nicht interessant
und der Eintritt in neue Märktesei teuer.
Antonelliwarvor einem Jahr als neuer
Chef für Angelini Pharmageholt worden,
um einem Hersteller vorallem vonGeneri-
ka neue Impulse zugeben. Dafür holte
sichdie Gruppe einen Manager mit langer
Karrierebei großen Pharmakonzernen,
zuletzt mitStationen als Chef der Onkolo-
gie beiNovartis und alsUnternehmensbe-
rater beiMcKinsey. Der Anteil derFor-
schungsausgaben sollvon5auf 15 Prozent
des Umsatzes wachsen, entsprechend
auchdie Forschungsabteilung, bisher mit
150 Mitarbeitern. Ziel sei die Entwicklung
neuer Medikamente.Wachsen wolle man
auchmit Übernahmen oderKooperatio-
nen mit außereuropäischen Unterneh-
men. 2019 erzielteAngelini Pharma mit
2750 Mitarbeiterneinen Umsatz von902
Millionen Euro. Zur Gruppe mit 6000 Mit-
arbeiternund 1,7 Milliarden EuroUmsatz
gehören darüber hinaus zwei internatio-
nal agierende Gemeinschaftsunterneh-
men mitProcter&Gamble,für Windeln
und Reinigungsmittel sowie für die Her-
stellung der Produktionsanlagen fürWin-
deln und Hygieneprodukte.

D


er Autozulief erer Cont inental
gerätinimmer heftigereTurbu-
lenzen. Der aktuelle Einbruch
der Nachfragedurch das Coro-
navirus in einigenLändern verschärft die
Situation, die in derganzen Autobranche
schon länger kritischist und durch Han-
delskonflikte,Umbrüch einder Antriebs-
tech nik hin zu Elektromotorenund eine
beschleunigte Digitalisierung geprägt
wird. Mit Blick auf den Gesamtmarkter-
wartet Conti im laufenden Jahr einenwei-
terenRückgang der Autoproduktion und
will alsReaktion sein Sparprogrammver-

schär fen, das derKonzernimvergange-
nen September auf denWeggebracht hat-
te.„Die Automobilindustrie weltweit
durchlebt gerade einen ihrer bislang hef-
tigsten Stürme“, sagteder Vorstandsvorsit-
zende ElmarDegenhart am Donnerstag.
„DieAuswirkungen davonwerden uns
allenochlangebeschäftigen.“
Im ersten Quartaldürftedie globale
ProduktionvonAutos und leichtenNutz-
fahrzeugen nachSchätzungvonConti ge-
genüber derVorjahreszeit um mehr als 10
Prozentsinken. Das liegtvor allemanChi-
na, wo die Infektionswelle ihrenAus-
gangspunkt hatteund Conti ein Minus
vonmindestens 30 Prozent erwartet.Im
Gesamtjahr dürftedie Produktion aller
Hersteller um2bis 5Prozent zurückge-
hen, nachdem sie schon im Jahr 2019we-
gender Konjunkturschwäche und ande-
rerEinschlägeum6Prozent auf 87 Millio-
nen Stückgesunkenwar. Die Einbußen
hätten damit „die Dimension der Krisen-
jahre2008 und 2009 erreicht“, sagteDe-
genhart. An der Börse nahmen die Anle-
gerReißaus. Die AktievonConti gabum
fast 13 Prozent auf knapp 85 Euronach
und warder Tagesverlierer im Dax.
Um die Kosten im Griffzubehalten
und flexibler zuwerden, hatteConti im
September ein „Strukturprogramm“ge-
startet, vondem global 20 000 Mitarbei-
terbetroffen sind und dasWerksschlie-
ßungenvorsieht. Wegender verschärften
Krisereichten die bisher beschlossenen

Einschnittenicht aus, sagteDegenhart.
„Wir werden unsStandortfür Standort
die neue Situation anschauen und die
Wettbewerbssituationneubewerten.“Be-
triebsbedingteKündigungen seien als letz-
tesMittel nicht ausgeschlossen, zudem
prüfeConti neue „Portfoliomaßnahmen“,
wasbedeutenkönnte, dassder Konzern
sichvon zusätzlichen Geschäftsfeldern
trennt.Details will derVorstand im Mai
nennen. Die Arbeitnehmervertreterrea-
gierten prompt.„BetriebsbedingteKündi-
gungen sind für unsvöllig inakzeptabel“,
sagteder Betriebsratsvorsitzende Hassan
Allak.„Mit Kahlschlag lässt sichkeine
Transformation betreiben.“Auchzur ge-
planten Abspaltung der Antriebssparte
Vite sco sehen die Gewerkschaf tennoch
offene Fragen, dochwill Conti trotzaller
Unsicherheit an den Aktienmärkten am
Spin-offfesthalten.
Fürdas vergangene Jahrweistder Kon-
zernunter demStrich einenVerlustvon
1,2 Milliarden Euroaus, nachdem imVor-
jahr ein Gewinnvon2,9 Milliarden Euro
zu Buchestand. Das istdas schlechteste
Nettoer gebnis seit zehn Jahren. Grund für
den Rückgang warenvor allemAbschrei-
bungen auf denWert vonZukäufen, den
Goodwill, für die sichdas Management im
Herbstwegen der schon damals schlechte-
renAussichten entschieden hatte. Zudem
schlugen Sonderlastenfür denKonzern-
umbauvon700 Millionen EurozuBuche.
Trotzdieser undweiterer Einbußen sieht
der Finanzvorstand Wolfgang Schäfer das

Unternehmenweiter „bilanziell gutaufge-
stellt.“ Dievon45,3 Prozent auf 37,3 Pro-
zentgesun keneEigenkapitalquote seiwei-
tersolide.Auch der von9,1 auf 25,6 Pro-
zent gestiegeneVerschuldungsgrad, die
GearingRatio,sei kein Anlass zur Sorge,
da das Plusfast ausschließlichdurchneue
Vorschriften im Rechnungslegungsstan-
dardverursachtworden sei. AlsZeichen
der Finanzstärke will Conti trotzseines
Verlusts eine Dividendevon4Euro zah-
len nach 4,75 EuroimJahr zuvor.Davon
profitiertbesondersdie Unternehmerfa-
milie Schaeffler,die rund 46 Prozent der
ContinentalAGkontrolliert.
Das laufende Jahrsteht aus Sicht des
ManagementsstarkimZeichen des Ge-
genwinds am Markt.Der Umsatz, der
2019 leicht auf 44,5 Milliarden Euroge-
stiegenwar, dürfte2020 bestenfallssta-
gnieren. Im schlimmstenFall erwartet
der Konzerneinen Rückgang aufrund
42,5 Milliarden Euro. Die um Sonderef-
fektebereinigteRenditevor Zinsen und
Steuern, die imvergangenen Jahrvon9,3
auf 7,4 Prozentgesunkenwar, dürftesich
weiter auf 5,5 bis 6,5 Prozentverschlech-
tern.Besondershartsind die erwarteten
Rückgängeinder KonzernsparteAutomo-
tiveGroup, die Bauteile, Softwareund
Sensorik fürgroße Hersteller wie VW,
Daimler oder BMW liefert. Aber auchdie
Sparte für Reifen und andereGummipro-
dukte, dieRubber Group,könntemögli-
cherweise weniger Geschäftmachen als
im Jahr davor. Diese Annahmenstünden

unter derVoraussetzung, dassdie Ausbrei-
tung des Coronavirus die Märktenicht
nochstärkerbelas te alsimMomenterwar-
tet, sag te Schäfer.„Wenn sic hdie Lageän-
dert, dann mussman schauen,welchen
Einflussdas auf unsereZahlen hat.“ Gege-
benenfalls müsse Conti nachjustieren.
Im eigenenUnternehmen istaktuell
eine Task Forcemit etwa 100 Mitarbeitern
rund um die Erde damit beschäftigt, die
Lieferketten im eigenenNetzwer kund in
der Versorgungvon Kunden aufrechtzuer-
halten. Innerhalb Chinas seiendie Heraus-
forderungenweniger hoch,weil dor tdie
Produktion der dortigenAutomobilher-
steller nachwochenlangenStillständenge-
radeerstwieder beginne und dieNachfra-
ge wegenCorona schwachsei, sagteSchä-
fer. GrößereSchwierigkeiten bereite die
LieferungvonTeilen anWerkeinEuropa
oderAmerikaaus China heraus, auchvon
Komponenten, die Conti selbst vonZulie-
ferern zweiten Grades beziehe. DerKon-
zerngibt sichaber zuversichtlich, dasser
größereStörungen in der eigenen Produk-
tionvermeidenkann. WasInfektionen be-
tref fe,habe es an den eigenenStandorten
bisher nochkeineFälle gegeben,sagteder
VorstandsvorsitzendeDegenhart. Damit
das so bleibt,hat Contiunter anderem
Dienstreisengestrichen undstrenger eAuf-
lagen für Sicherheitund Hygiene ver-
hängt .Sollten sichMitarbeiter trotzdem
anstecken,gebe esVorkehrungen, damit
die Arbeit in denWerken möglichstohne
Einschränkungenweitergehenkann.

Platinenstatt Reifen:Continental muss sichineiner neuen digitalenWelt zurechtfinden. Foto dpa

Amuchina in Flaschen FotoAngelini Pharma

Continental schlittertnochtiefer in dieKrise


Oetker verkauft Bank


Chinesischer Mischkonzernerwirbt Bankhaus Lampe


Einaltes Mittelsoll Corona besiegen


Warumdie Italiener hinter einemReinigungsmittel aus den dreißiger Jahren hersind


DerKonze rn verschärft


sein Sparprogramm ,um


auf di eVirusk rise zu


reagieren. EineTask


Forcesollsiche rstellen,


dassdie Lieferketten


trotzCorona


funktionieren.


VonChristian Müßgens,


Hamburg

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