Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.03.2020

(sharon) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG,6.MÄRZ 2020·NR.56·SEITE 29


maf.FRANKFURT.DerSustainable-
Finance-Beirat des Bundesfinanzminis-
teriums fristetbislang eher ein Mauer-
blümchendasein. Dabei versammelt
das Gremium hochkarätigeVertre ter
aus Finanzwirtschaft,Industrie, Zivilge-
sellschaftund Wissenschaft. A uf der In-
ternetseitezeigt sichganz vorneJörg
Kukies, Staatssekretär imFinanzminis-
terium. Der ehemaligeDeutschland-
Chef vonGoldman Sachs unterstreicht
damitdie Bedeutung, die eineauf Nach-
haltigkeit und Klimaschutz ausgerichte-
te Finanzwirtschaftfür die Bundesregie-
rung hat.
Nachhaltige,grüne Finanzprodukte
sind schwer imKommen, auchdeshalb,
weil die EU-Kommission denFinanz-
markt in Zukunftdaraufverpflichten

will. Der Sustainable-Finance-Beirat
soll das deutsche Profil in dieser Diskus-
sion schärfenund hat dazu am Donners-
tag seinen ersten Zwischenberichtvor-
gelegt.Darin wirdgefordert, den
CO 2 -Preis lenkungswirksam zugestal-
ten, Transformationspfade für alle Sek-
torenzuentwickeln undRahmenbedin-
gungenfürrealwirtschaftliche Investitio-
nen zu schaffen. Dochder Zwischenbe-
richtsorgt fürStreit ,vor allem in derFra-
ge,wie Unternehmen über dieUmset-
zung nachhaltiger Ziele berichten sol-
len. Geht es nach dem Beirat, sollen ab
dem Jahr 2022 alle börsennotiertenUn-
ternehmen darüber berichten. Darüber
hinaus soll ein Klassifizierungssystem
eingeführtwerden, das für alleFinanz-
produktedie Beiträge zu Nachhaltigkeit
und Klimaschutz deutlichmacht.
Darumbemüht sichauchdie Europäi-
sche Kommission. Dochwas nachhaltig
ist, lässt sichnicht einfachbeantworten,
wie sichauchinden Auseinandersetzun-
genumdie EU-Kriterien zeigt.Vor al-
lem dieFrage, obAtomkraftden Über-
gang zu einer klimafreundlichenWirt-
schaf terleichtert, sorgt für Meinungsver-
schiedenheiten zwischen Deutschland
und dem unverdrossen darauf setzen-

den Frankreich. Das deutsche Klassifi-
zierungssystem soll auf den nochnicht
feststehenden EU-Regelwerkaufbauen
und auchdarüber hinausgehen.
Auch hierzulande gibtesunterschied-
liche Ansichten,wasBanken,Versiche-
rerund Fondsgesellschaftenzum Klima
und Umweltschutz beisteuernkönnen.
Für den Beiratsteht fest:Deutschland
soll im nachhaltigenFinanzwesen füh-
rend werden. Schließlich will die Bun-
desregierung für ihr ambitioniertesZiel
alle Akteureim Finanzmarkt mobilisie-
ren. Dasgeht aber justjenen Akteuren
zu weit:Der Dachverbandder Banken
und Sparkassen, die Deutsche Kredit-
wirtschaft(DK), und derFondsverband
BVIäußertenKritik an dem Zwischen-
bericht.„Als AnbieternachhaltigerFi-
nanzprodukte müssen wir uns auf ei-
nen europaweiten Regelungsrahmen
verlassenkönnen. Daher halten wir die
Forderung des Sustainable-Finance-
Beirats fürkontraproduktiv,ergänzend
zum europäischen Regelwer kzusätz-
lichnationaleRegelungen zu schaffen“,
erklärte MarijaKolak,Präsidentin des
Bundesverbandes derVolks- undRaiff-
eisenbanken, der derzeit dieFederfüh-
rung in der DK hat.AuchBVI-Hauptge-
schäftsführer Thomas Richter hält na-
tionale Alleingängefür kontraproduk-
tiv,zumal dadurch der grenzüberschrei-
tende Fondsvertrieb erschwertwürde.
Mehr als jeder zweiteinDeutschland
vertriebenePublikumsfonds kommt
aus Luxemburg.
Die Kritik aus derFinanzwirtschaft
überrascht. Schließlich sitzen im Beirat
einige ihrer Vertreter wie zum Beispiel
GeraldPodobnik,Finanzvorstand der
Unternehmensbank der Deutschen
Bank.„Es is tsehr wichtig, dassDeutsch-
land nun öffentlich sichtbar einen An-
satzpunkt für eine Sustainable-Finance-
Strategie hat.AndereLänder sind hier
schonvorangegangen“, sagt er im Ge-
spräc hmit derF.A.Z. Damit Deutsch-
land in der EU-DebatteAkzentesetzen
könne, seien eigene Denkanstöße not-
wendig,verteidigt er dievorgeschlage-
nen nationalenRegelungen. Der Beirat
verfolgeeinen breiten Ansatz,weil gera-
de in Deutschland dieTransformation
der starkenIndustrie einegroße Bedeu-
tung habe, betont Podobnik.

GRÜNE FINANZEN


Am Boden
Wiedas Coronavirus dieVielflie ger
unter denManagernausbremst

mas. BERLIN.DreiOppositionsparteien
wollen FinanzministerOlaf Scholz (SPD)
in der Cum-Ex-Affäre nicht so einfachda-
vonkommen lassen. Er soll in der nächs-
tenSitzung desFinanz ausschusses am 25.
Märzunter erhöhter Geheimhaltungaber-
mals befragtwerden. Das berichteteLin-
ken-FraktionsvizeFabio De Masi am Don-
nerstag. Die Aufklärung der Cum-Ex-Pro-
blematik sei angesichts des hohen Scha-
dens für denSteuerzahler sowie der frühe-
renAufgabe des heutigen Bundesminis-
ters der Finanzen als Erster Bürgermeis-
terHamburgsvongrößter Wichtigkeit,
heißt es in einem Schreiben,das neben
De Masi dieFinanz politi kervon FDP und
Grünen, FlorianToncar und LisaPaus, un-
terzeichnethaben. In dervorangegange-
nen Sitzung seien dieFragen überwie-
gend nicht beantwortetworden.„Wir se-
hen die Zuständigkeit des Finanzaus-
schusses insbesonderedurch die in dieser
Sache erlasseneWeisung des Bundesmi-
nisteriums derFinanz en an dieFinanzbe-
hörde Hamburggegeben.“Vorwenigen
Wochen warberichtet word en, dasseine
Forderung desFinanzamtsgegenüber der
Warburg-Bank vonrund 50 Millionen
Euroaus sogenannten Cum-Ex-Geschäf-
tenverjährtsei. Von„Cum-Ex“ istdie
Rede, wenn Aktien um den Dividenden-
stichtaggehandeltwerden –früher auch
teilweise mit dem Ziel, dassdas Finanz-
amt mehrKapitalertragsteuer erstatten
sollte, als zuvorgezahlt worden war.

Sinnvoll verknüpft
WarumMINT-Studierende in
München au ch Philosophielernen

Streit umNachhaltigkeit


Banken kritisieren Beirat desFinanzministeriums


B


ei vielen Öl und Gas-Aktien dies-
seits und jenseitsdes Atlantikshat
sichinden vergangenenWochen
durch den Marktrutschdas mittel- und
langfristigetechnische Bildweiter einge-
trübt.Hier spiegelt sichunter anderem
die Erwartung wider,dassder Ölpreis –
neben der Angebotssteuerung durch eini-
ge Marktteilnehmer–auchvon einerglo-
balen Konjunkturschwäche betroffen
sein wird. Zwarweisen viele Öl- und Gas-
Aktien im historischenVergleichattrakti-
ve Bewertungsniveaus und Bruttodividen-
denrenditen auf, jedoch mahnt dietechni-
sche Gesamtlageweiterhin zurVorsicht.
In dieserrelativen Schwäche des Sek-
tors und vielerEinzeltitel solltesich
schon wiederfinden, dassauchineiner
späteren Phase derglobalenKonjunktur-
verbesserung die Klimadiskussion immer
intensiver auf diesem Sektor lastensollte
und vieleUnternehmen langfristigvorei-
nem Transformationprozessdes Ge-
schäftsmodells–imKernweniger direkte
Öl- und Gas-Aktivitäten–stehen sollten.
Auch der für die zweiteJahreshälfte 2020
angedachteBörsengangvonWintershall
Dea findetvor diesem Hintergrund zur-
zeit ein herausforderndes Gesamtmarkt-
und Sektorumfeldvor.

Marathonläufer Exxon

Der amerikanische Öl- und Gas-MultiEx-
xongehörte zu dentechnischen Marathon-
läufer namamerikanischen Aktienmarkt.
Dies sind Aktien, die sichinlangfristigen
Aufwärtsbewegungenbefinden.Sobeweg-
te sichbeispielsweise ExxonvonAugust
1984 mit einemStartum4,75 Dollar in ei-
nem idealtypischen Hausse-Trend bis zum
August2014 auf 104,76 Dollar,ein Allzeit-
hoch. Allerdings ging schonvon2005 an
die lang- und mittelfristigeAufwärtsdyna-
mik kontinuierlichzurück. Deshalb über-
rascht es nicht, dassExxon in den Jahren
2014/2015 den vorherigen, 30-jährigen
Hausse-Trend zumindestzur Seiteverlas-
sen hat.AusgehendvomAllzeithoch, ent-
wickeltesichein Baisse-Trend, der im Lau-
fe der JahrekontinuierlichanStabilitätge-
wann. Dieser–jetzt seit sechs Jahren be-
stehende–Baisse- Trend mit einer zentra-

len Baisse-Trendlinie zurzeit bei 81 Dollar
istaus übergeordnetertechnischer Sicht
die Gegenbewegung auf die vorherige
30-jährigeHausse. Begleitet vonder Ver-
unsicherung an den internationalen Öl-
märktenwarExxon zuletzt mit einemwei-
terenausgeprägtenVerkaufssignal durch
die fünfjährigegestaf felteUnter stützungs-
zone von65bis 73 Dollargerutscht.Trotz
der vonExxon kontinuierlichdurchgeführ-
tenAktienrückkaufprogramme und der
über dem Marktdurchschnitt liegenden
Brutto-Dividendenrenditevon derzeit 6,8
Prozentfolgte einKurseinbruchbis auf 50
Dollar.Einerseits istdieses Verkaufssi-
gnal abgearbeitetund die Aktie hat um 50
Dollar eineStabilisierungschance, so dass
der Titeljetzt auf „technischHalten“ hoch-
gestuftwird. Andererseitskann es Jahre
dauern, bis Exxon eine tragfähigetechni-
sche Bodenformation herausbildetund
der intakte mehrjährigeBaisse- Trend zu-
mindestzur Seiteverlassen wird. Hierfeh-
len aktuell dietechnischenPerspektiven
für Neuinvest ments.
Der IndexStoxx Europe Oil&Gas um-
fasstzurzeit 22 Aktien aus den Branchen
Öl und Gas, aus der Zulieferindustrie so-
wie vonden erneuerbarenEnergien. Der
Sektorindexhat seit dem Jahr 2010 „nur“

eine langfristigeSeitwärtspendelbewe-
gung herausgebildet, so dassimVergleich
zu vielen europäischen Sektorindizes be-
ziehungsweise zu den Gesamtmarktindi-
zes eine relativeSchw äche vorliegt.
Diese Seitwärtspendelbewegung wird
einerseits durchdie gestaffelte Unterstüt-
zungszonevon220 bis 230 Punkteund an-
dererseits durchdie gestaffelte Wider-
standszonevon365 bis 382 Punkte be-
grenzt.Innerhalb dieser Bandbreitehaben
sichimWechsel jeweilsnormalemittelf ris-
tigeAufwärts- undAbwärtstrends erge-
ben.
Die Aufwärtsbewegung vonFebruar
2016 bis zum Januar 2019 mit einemKurs-
anstiegvon222 auf 365 Punkteschlug in
der Folgezeit nachunten um. Seitdem be-
findetsichdieser Sektorindexwieder in ei-
nem Abwärtstrend. Hierbeihattesicheine
zusätzliche, kleine Unterstützungszone
um 285 Punkteherausgebildet. Zuletzt ist
der Indexmit einem neuenVerkaufssignal
nachunten in Bewegunggekommen, so
dasssichder seit mehr als einem Jahr be-
stehendemittelfristigeAbwärtstrendmit
Notierungen um 260 Punkteweit er fort-
setzt .Aufgrund der eingetrübten techni-
schen Gesamtlageund derstabilenrelati-
venSchwächeimeuropäischen Sektorver-

gleichsollteeinkalkuliertwerden, dass
der Stoxx Europe Oil&Gas wieder an die
seit mehr als zehn Jahren bestehendeUn-
terstützungszonevon220 bis 230 Punkten
heranläuft.

BP bleibttechnischerTausch
Die Aktie des britischen Öl- und Gas-Mul-
tis BP befindetsichseit 1998 in einer über-
geordne tenSeitwärtspendelbewegung zwi-
schen dergestaffelten Unterstützungszo-
ne von300 bis 350 britischenPence und
der gestaffelten Widerstandszonevon700
bis 720 britischenPence. Nach dem Unfall
mit der Ölplattform„Deepwater Horizon“
im Jahr 2010warder Titel nicht nur bis in
die jetzt 20-jährige Unterstützungszone zu-
rückgefallen, sonderndie Aktie wurde im
Sektorindex Stoxx Oil&Gas in eine jahre-
langerelativeSchwächepositiongedrückt.
Während der Sektor auchinden letzten
Quartalenweiterhin einerelativeSchwä-
chegegenüber dem Stoxx600 aufwies,
konntesichBPetwas verbessern, ohne
dassesaber zu einergrundlegendenAufar-
beitung dervorherigen jahrelangenrelati-
venSchwächevon BPgekommen ist. Die
Aktie hatteseit Ende 2016 einen modera-
tenAufwärtstrend mit einemKursanstieg
von420 bis 604 britischenPence etablie-
renkönnen, bevorder Titelvon Anfang
2019 an oberhalb derUnterstützung um
487 britischePence schon wieder in eine
mittelfristigeSeitwärtsbewegung (ein
tech nischesAbwärtsdreieck) hineingelau-
fenwar.Inden vergangenenWochen eta-
blierte BP abermals einenkurzfristigen
Abwärtstrend, derden Wert zuerst bis auf
dieseUnte rstützunggeführthat.Zuletzt
istBPmit einem sehr ausgeprägtenVer-
kaufssignal unter Druckgekommen. Des-
halb sollteesnicht überraschen,wenn die
Aktie aus mittelfristiger Sicht wieder bis
an die 20-jährigeUnter stützungszone zu-
rückfällt.Aufgrund dieser technischen
Eintrübung undder zu rzeit fehlendenHin-
weise auf den Eintritt in eine Bodenforma-
tion bleibt BP eintechnischerTauschin
andereeuropäischeStand ardwerte.

Der Autorleitet den BereichTechnis cheAnaly-
se &Index Research der Commerzbank.

Kostenloses Probeabo:
0697591-3359; http://www.faz.net/probeabo

W


as haben die Industrielän-
der nicht allesgetan, um
ihreAbhängigkeitvomÖl
zu reduzieren. Das Energie-
sparen wurdegefördert, das Ersetzen
vonÖldurch andereProdukte, die Indus-
trieproduktion wurdenweniger ölinten-
siv gestaltet und der Benzinverbrauch
vonMotoren reduziert. So ging beispiels-
weise zwischen den Jahren 2004 und
2014 der ÖlverbrauchinDeutschland
um 10 Prozent zurück, während zugleich
das Bruttoinlandsprodukt um 28 Prozent
gestiegen ist. Im selbenZeitraum istder
ÖlverbrauchinJapan um 18 Prozent zu-
rückgegangen und in den Vereinigten
Staaten um8Prozent.All daskonnte
zwar den Ölverbrauchinden westlichen
Länderneindämmen–überkompensiert
wurde das aber immer durch einen höhe-
renÖlverbrauchinden sogenannten
Schwellenländern,vorallem in China.
Das könntejetzt zum ersten Mal seit
mehr als zehn Jahren, also seit derFi-
nanz- undWirtschaftskrise, anderswer-
den. Die Internationale Energieagentur
(IEA) prognostiziert, dassimersten
Quartal2020 derweltweit eÖlverbrauch
gegenüber demVorjahresverbrauchzu-
rückgeht, und zwarvonum0,435 Millio-
nen Barrel(Fass zu 159 Liter) amTag.
„Das wäre tatsächlich das ersteMinus im
Vorjahresvergleichseit gut zehn Jah-
ren“, sagtFrank Schallenberger, Ölfach-
mann der Landesbank Baden-Württem-
berg. Sollte das Coronavirus dieKon-
junktur nochlänger lähmen, sei sogar
ein Rückgang über das Gesamtjahr 2020
sehr wahrscheinlich.
Es klingt bemerkenswert: Wasalle
Energiespar-und Klimaschutz-Bemü-
hungen imWesten nichtgeschaf ft ha-
ben, scheint jetzt einzutreten –weil ein
Virusdafür sorgt, dassTeile derWirt-
schaf tChinas darniederliegen.
Kein Wunder,dassdie Or ganisation
der erdölexportierenden Länder (Opec),
die am Donnerstag zu einem zweitägi-
genTreffen inWien zusammengekom-
men ist, sichineiner schwierigen Lage
sieht –und im Gegenzug zur rückläufi-
genNachfrageüber Kürzungen der Ölför-
derungverhandelt, um den Ölpreis zu

stabilisieren. Der algerische Energiemi-
nisterund aktuelle Vorsitzende der
Opec-Konferenz, Mohamed Arkab, be-
tonteinseiner Eröffnungsrede, es hand-
le sic humeinen „kritischenAugenblick“
in der Geschichteder Opec.

Kürzung um 1,5 Millionen Barrel

Schon imVorfeld desTreffens warklar-
geworden, dassdie Umstände ungewöhn-
li ch sein würden. Journalistenhatten, an-
dersals sonst, nur begrenzt Zugang. Und
auchdie Teilnehmer mussten Fieber mes-
sen lassen, wie berichtetwird. ImKonfe-
renzsaal wiesen große Banner darauf
hin, sichdie Händegründlichzuwa-
schen und das Händeschütteln sowie
„Umarmungen“ zuvermeiden.
Dasseszueiner Kürzung derFörder-
mengekommenwerde, seirelativ wahr-
scheinlich, hieß es schonvorder Tagung.
Am Donnerstag wurde dann ein Zwi-
schenergebnis mitgeteilt, demRuss land
allerdings nochnicht zugestimmt hatte.
Die Opecfordertdemnach eineFörder-
kür zung um 1,5 Millionen BarrelÖlpro

Tagfür das zweiteQuartal. Eine Million
Barrelsollen dabei die 14 Opec-Staaten
einsparen, 500 000 Barreldie zehnKo-
operationspartner,darunterRuss land.
Die Kürzung entspräche insgesamt
rund 1,5 Prozent derweltweiten Ölpro-
duktion. ObRussland dem zustimmt,
warallerdings nochoffen. „DiePositio-
nen vonSaudi-Arabien auf der einen
und Russland auf der anderen Seitelie-
genweit auseinander“, meinten die Ana-
lysten der Commerzbank in ihremtägl i-
chen Marktbericht.
Der russische EnergieministerAlex-
anderNowa kwar nachergebnislosen
VorgesprächenvomMittwoch ausWien
abgereist, wie es hieß, und wirderstam
Freitag zu den offiziellen Beratungen
mit der Opec und den anderen Nicht-
Opec-Ländernzurückerwartet.
Derweil is tder Blickauf das Ölange-
botwegen der dramatischen Entwicklun-
genauf derNach frageseiteetwas in den
Hintergrund getreten. Dabeigabesauch
dortVerschiebungen. So istinsbesonde-
re die Ölförderung in Libyenwegen der
Auseinandersetzungen zwischender Ein-

heitsregierungvonFajez Sarradschund
General Haftardeutlichzurückgegan-
gen. „Anfang des Jahres lag die Ölförde-
rung in Libyennochbei etwa 1,2 Millio-
nen Barrelpro Tag, seit einigenWochen
sind es nur noch knapp über 0,1 Millio-
nen Barrel je Tag“, sagt Giovanni Stauno-
vo,Ölfachmann der Großbank UBS.

In Chinasteht die Provinz Hubeistill

Global betrachtet,habe die Ölprodukti-
on ihren Höchststand Ende 2018 er-
reicht gehabt, und seither bewege sie
sichseitwärts auf einem leicht tieferen
Niveau. Aktuell aber seien die Marktteil-
nehmer eher über dieNachfrag ebesorgt,
sagteStaunovo.Eine Schwierigkeit bei
der Entscheidung über eine Opec-Reakti-
on sei, dassZahlen über die Ölförderung
relativ schnellvorlägen,während belast-
bareZahlen zur Ölnachfrageoft erst mit
Verzögerung zurVerfügungstünden.
EinigeSchätzzahlen nennt Cyrus de la
Rubia, Ölfachmann der HamburgCom-
mercial Bank.China frageetwa13,5 Mil-
lionen BarrelRohöl und Ölprodukteje
Tagnach. Dieganze Provinz Hubeistehe

still, of fiziellen Angaben zufolgehätten
erst 70 Prozent aller Industrieunterneh-
men ihre Produktion wiederaufgenom-
men. „Ichgehe fest davonaus, dassChi-
na im ersten Halbjahr signifikantweni-
gerErdöl verbrauchen wirdals in norma-
len Zeiten“, sagtedelaRubia. Zu China
kämen überdies nochdie starkvom Coro-
navirus betroffenen LänderItalienmit ei-
nem Verbrauchvon 1,3 Millionen Barrel
je Tagund Südkorea mit 2,5 Millionen
BarreljeTag dazu, dievoneiner Rezes-
sion betroffensein dürften. Bremsspuren
werdeesauchbeim weltgrößten Ölver-
braucher,den VereinigtenStaaten, und
in der EuropäischenUnion geben. „Die
Märktesind also meines Erachtens nicht
zu pessimistisch“, sagtedelaRubia.
Der Ölpreis schwankteamDonners-
tagwährend der Beratungen in Wien
und näherte sichzeitweisevonoben der
Marke von50Dollar je Barrelder Nord-
seesorte Brent, bevorerwiederstieg.
Am Nach mittagstand er bei 50,73 Dol-
lar.Die amerikanische Sorte West Texas
Intermediate(WTI) kostetezeitweise
46,58 Dollar.Seit Jahresbeginn sind die
Preise um mehr als 20 Prozentgefallen.

Öl-und Gas-Aktien mit Unsiche rheiten


Exxon undBPinBaisse- Trends /Technische Analyse/VonAchim Matzke


Kritischer Moment für die Opec


MORGEN IN


BERUF UND CHANCE


Scholz wirdin


Geheimsitzung


Erstmals sei tmehrals abermals befragt


zehn Jahrenkönnte die


globaleNachfrage nach


Öl sinken. DieÖlländer


reagierenmitkräftigen


Förderkürzungen.


VonChristian


Siedenbiedel,Frankfurt


Exxon: Ausgeprägte Baisse

110
100

90

80

70

60

50

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
F.A.Z.-Grafik Kaiser

Angaben in Dollar(Skala logarithmisch, V=Verkaufssignal, TP=Gewinnmitnahmesignal)

Qu elle: Commerzbank

Baisse-Trend

V

V

VTP

200-Tage-Linie

Überverkauft
48,00

68,00

81,00

66,50 64,60

81, 00

104,80

Politisch engagiert
Ob Ämter,Demonstrationen und Co
der Karriereschaden

Welt-Ölnachfrage


dürfte sinken


1) Gegenüberdem Vorjahresquartal.

Öltankervor Schottland

Nachfrage in Millionen Fass am Tag Veränderungder NachfrageinProzent1)

DerIEAzufolgesolldie Nachfrage
imersten Quartal 20 20 um
rund435 000 Fass fallen.1)

Quellen: IEA; F.A.Z.-Archiv/FotoPictureAlliance/F.A.Z.-Grafik Brocker

2006 2007 2008 2009 2010 2011 201222013 01422015 016220172018 019 2020

80

84

88

92

96

100

–4

–3

–2

–1

0

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