Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.03.2020

(sharon) #1

SEITE 8·NR.


FREITAG,6.MÄRZ 2020 Deutschland und die Welt FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D


ie beiden pechschwarzen Brü-
ckentürme im kleinen OrtEr-
pel ragen wie mittelalterliche
Burgfr iede in den blauen Him-
mel. „Von dortoben hatte icheinen guten
Blicküber den Rhein nachRemagen“,
sagt Heinz Schwarz. „Hinter den dicken
Mauern hatteich mich in denWochen zu-
vorziemlich sichergefühlt.“ Dochals er
am 7. März1945 durchseinenFeldstecher
schaute, fuhr dem damals 16 Jahrealten
Flakhelfer ein heftiger Schreckdurch die
Glieder: In einer Gasse, die drübenin
Remagen direkt auf die Brücke führte,war
wie aus dem Nichts ein amerikanischer
Soldat aufgetaucht.
OberhalbvonRemagen hattedie 9. US-
Panzerdivision an jenemTagvor 75 Jah-
renlediglicheine Rast einlegenwollen,
alseinigeder Soldaten überrascht feststell-
ten, dassdie Ludendorff-Brücke,anders
als erwartet,dochnochnicht gesprengt
war. Die Wehrmachtwolltesie so lange
wie möglichfür denRückzug nutzen.Für
die Amerikaner botsichdeshalb die Chan-
ce, den Rhein viel früherzuüberqueren
als er wartet.DeutscheSoldatenversuch-
tennochhektisch, die Brücke zu zerstö-
ren. Die Explosion hob die Brücke zwar
ein Stückan. Dochdann fiel die Eisenkon-
struktion in ihreLager zurück. Den Mo-
ment derVerwirrung danachnutzte eine
kleine amerikanischeVorhut unterFüh-
rung des deutschstämmigen Leutnants
Karl Timmermann, um die Brücke am
Nachmittag zu überqueren. Binnen
24 Stundenfolgten weiter e8000 Mann.
Das Schicksal Deutschlands entschied
sichnicht an der Brücke vonRemagen, die
durch einen Hollywood-Film endgültig
zum Mythoswerden sollte. Hitler-Deutsch-
land hatte den Krieg schon langedavor
verloren.Undfür einen schnellen alliier-
tenMassen-Vorstoßtief hinein ins Herz
des Deutschen Reichs wardas un wegsame
Siebengebirge ungeeignet. Dasgelang bri-
tischen und amerikanischen Einheiten
erst Ende Märznacheiner großangeleg-
tenFlussquerung am Niederrhein bei
Wesel. Gleichwohl zog der CoupvonRe-
magen die Aufmerksamkeit der Welt-
öffentlichkeit auf sich.Undauchpropa-
gandistischkosteten die Amerikaner ih-
renÜberraschungserfolg aus:Die Brücke
sei ihr Gewicht in Goldwert,ließ der
Oberbefehlshaberder alliiertenStre itkräf-
te,Dwight D. Eisenhower, verlauten.
Dassdas Ende nahte, warHeinz
Schwarzschon amTagdavor klargewor-
den. SeitFebruar 1945warerineinem der
beidenTürmeauf Erpeler Seite alsFern-
sprechvermittler eingesetzt.Mithörenwar
strengstens verboten. Aber als am 6. März
der Kampfkommandant vonRemagen
dringend nach dem Brückenkommandan-
tenverlangte, blieb Schwarzdennochin
der Leitung. „Ichspürte, da liegtwasin
der Luft.“ So hörte der Junge, dassdie
Amerikanerbei Rheinbachdurchge-
brochenwaren, mit ihremVorstoßauch
auf Remagen zurechnenund die Brücke
zur Sprengungvorzubereiten sei.Fortan
hieltSchwa rz das Remagener Ufer mit ei-
nem Feldstecher nervösimBlick. Als er

dannam7.Märzkurznach dem Soldaten
auchnocheinen Panzer sichtete,ent-
schie der: Nichts wieweg. „Bei uns
herrschte das komplett eChaos.Undich
hatte nur einen Gedanken: Ichwill hier
lebendrauskommen, also bin ichabin
den Tunnel.“
Der 333 MeterlangeEisenbahntunnel,
der direkt hinter denTürmen in einer lan-
genLinkskurve durcheinen Basaltfelsen
hindurchführt,den Erpeler Ley, hatteden
Anwohnerninden Bombennächten zu-
verlässig Schutzgeboten.Nunwar er wie-
der überfülltmit Kindern, Frauen und
Alten. Mit dabei warenauchMaria
Feldens, ihreMutter ,ihr MannWilhelm
und ihrsieben Jahrealter SohnKarl.Der
älter eSohn Willi warimNotjahr 1943 an
Scharlachgestorben. IhrenVaterhattesie
im Januar bei einem Bombenangriff auf
Erpelverloren, ihr Bruder Richardwar
erst vorkurzemgefallen.
MariaFeldens hieltihrgesammeltesUn-
glückineinem Tagebuchfest, in Sütterlin
und bewegend schnörkellos. „Denganzen
Vormittag Rückzug der Deutschen über
die Brücke.Wiedurch ein Wunder bom-
bardiertder Amerikaner jetzt nicht, un-
heimlichstill“,heißtesunter dem 7. März.
Karl Feldens streicht über dieTage-
buch-Kladde seinerMutter .Erringt um
Fassung. UnzähligeMale schon hat er die
Geschichte seinerFamilie in denvergange-
nen Jahrenerzählt. „Es warmir ein Anlie-

gen, das an junge Leuteweiterzugeben, es
hat mir niewasausgemacht“, sagt der
Zweiundachtzigjährige. Je älter Karl
Feldens wird, desto drängenderkommen
die Bilderder Vergangenheit zurück.Und
die Trauer.„Gegen 15 Uhrkamdie Auf-
forderung: ‚Alles auf den Boden, jetzt
wirdgesprengt!‘“, erzähltFeldens. Doch
nacheinem kleinenRumms habe einer
gerufen, dassdie Brückenochstehe. Kurz
danachsei vonoben in denTunnel ge-
schossenworden.
„Vater nahm sich einweißes Tuch aus ei-
nem Kinderwagenund eiltemit anderen
Richtung Ausgang.“WilhelmFeldenswar
Heizer bei derReichsbahn, deshalb trug er
einen schwarzen Eisenbahnermantel.
Vielleicht hielt ihn ein amerikanischer
Scharfschütze für einenSS-Mann.
Karl Feldens’Hände zittern, als er den
Einschussinder Brieftasche seinesVaters
zeigt.„Die Kugeltraf ihn i nHerznähe,
aber das Leder hat sie abgelenkt, sie drang
wahrscheinlich nicht tief in seinen Bauch
ein. Ein Arzt hättesie bestimmtleicht ent-
fernen können. Eswarschlimm,als Kind
kriegt man ja alles mit.“
Verzweifelt versuchte MariaFeldens in
dem Chaos Hilfezuholen, auchbei den
Amerikanern. „Eswaraber nochkein
Arzt da“, heißt es in ihremTagebuch. „Er
hat immer nachzutrinkengejammert,
und ichhabe ihm mit einemWattebausch
...dieLippennassgemacht.‚MeinMüt-

terchen, hilf mir‘,hat er immergesagt,
dochwie sollteich ihm helfen. Eswareine
furchtbareNacht. Rundherum hörte man
Schießen, irgendwoheulte ein Hund.“
Um halb fünf am nächsten Morgenwag-
te sichMaria Feldens doch ins Dorf. Ein
amerikanischer Soldatgriffsie auf, nahm
sie mit zurWache. Keiner sprachDeutsch.
Niemandverstand, wassie wollte. Endlich
gelang es ihr doch, zwei ErpelerRotkreuz-
schwesternaufzutreiben. Dochsie kamen
nur bis zum Markt.ErstumachtUhr mor-
gens durften die dreiFrauen hochzum
Tunnel. „Als wir hinkamen, stand die
Oma mit dem Kindund demganzenGe-
päckamAusgang.Willi is tschon lange
tot, er istumhalb sechsgestorben“, heißt
es imTagebuch. „Und jetztgehen wir
heim, einer trostlosenZeit entgegen.“
Ihrentote nMann mussteMaria Fel-
dens zurücklassen.Den Tunnel hatten die
Amerikanerfür zehn Tage zum Sperr-
gebiet erklärt. Alseinige Erpeler danach
den Leichnam bergenwollten,warerspur-
los verschwunden. MariaFeldens suchte
wochenlang. ImTunnel, aufFriedhöfen.
Vergeblich.
FürHeinzSchwa rz warder 7. März
1945 derTagder Befreiung. Das allgemei-
ne Chaos nutzteer, um sichdurch denobe-
renTunnelausgang davonzumachen. „Ich
lief der Sonne nach, bergauf, bergabund
kamnochbei hellem Licht in Leubsdorf
an. Niemandverriet mich, auchnicht die
Nazis, obwohl alle Bescheid wussten.“ Ein
Deserteurmit 16 Jahren, der es späterin
Rheinland-Pfalz bis zum Innenminister
bringen sollteund von1976 bis 1990 für
die CDU im Bundestag saß.
Im März1945 bliebdie Ludendorff-Brü-
ckeheftig umkämpft. Hitlertobte. Er hat-
te angewiesen, denamerikanischen Propa-
ganda-Erfolg mit einem entschiedenen
Gegenschlagumgehendzubeenden. Zu-
nächs tversuchtedie deutsche Heeres-
leitung, die Brückedurch Kampfschwim-
mer zerstören zu lassen.Sie sollten die
Brücke antauchen und Sprengsätze plazie-
ren. Dochzweider SS-Froschmännerstar-
ben anUnterkühlung. Die anderen fünf
wurdenvonden Amerikanernmit starken
Suchscheinwerfernentdeckt.Elf V2-Rake-
tenwurdenvoneinemStützpunkt in den
Niederlandenaus abgefeuert, dochnur
eine schlug in derNähe ein. Die Brücke
bebtekurz. Sogardiehochmodernen deut-
schen Flugzeugevom TypArado Ar 234,
die ersten strahlgetriebenen Bomberder
Welt, kamen zum Einsatz. Alleswarver-
gebens.
Am 17. Märzstürzt edie schwer beschä-
digteBrücke vonalleine ein–wegen Über-
lastung.Vonden 200 amerikanischen Pio-
nieren, diegerade dabeigewesen waren,
sie auszubessern, wurden 28 in denTod
gerissen.
Erst im Herbst1945, der Kriegwarseit
mehr als einem halben Jahrvorbei, fan-
den Erpeler BürgerWilhelmFeldens’
sterblicheÜberreste. Sie lagen unter einer
provisorischenRampe, die die Amerika-
ner am hinterenTunnelausgang im März
in aller Eile aus Schuttzusammengescho-
ben hatten. MariaFeldens notierte in ihr
Tagebuch:„AmSonntag, 25.11.45,Toten-
sonntag, ister(...) begraben. Gott sei
Dank,dasswir ihn endlich gefunden
haben.“ SeineletzteRuhe fand er neben
„Willichen“, seinem ältesten Sohn.
Die vierstehengebliebenenTürmeder
Ludendorff-Brückeseien ein Denkmal,
sagt der 91 JahrealteHeinz Schwarz. „Ein
Mahnmal für einen zerstörerischen Krieg.
Ein Aufruf an uns, wie wichtig es ist, für
Frieden undFreiheit einzutreten.“
hat Schwarzeine Tafelauf einem Basalt-
felsen vorden Türmen auf der Erpeler
Seiteanbringen lassen. Darauf istein Zitat
vonKonradAdenauer,dem ersten Kanz-
ler der BundesrepublikDeutschland, zu le-
sen:„Friedeohne Freihei tist kein Friede“.

Schic ksal am Fluss


Mahnmal derVergangenheit:Für Heinz Schwarzsind diestehengebliebenenTürmeder Brücke vonRemagen einAufruf, für denFrieden einzutreten. FotosWolfgang Eilmes

Foto RogerHagmann

Angeklagter gesteht
Ein 38 Jahrealter Logopäde muss
sichseit Donnerstagvor d em Land-
gerichtWürzburgwegen schweren se-
xuellen Missbrauchs kleiner Jungen
verantworten. Der Mann hat nach
Angaben eines Gerichtssprechersdie
Vorwürfe der Staatsanwaltschaft„um-
fangreich“ gestanden. DieAussageso-
wie dieVerlesung der Anklagefanden
unter Ausschlussder Öffentlichkeit
statt.Der Mann sollvon2008 an bis
zuseinerFestnahmeimMärz2 019
sieben Jungen–manchewarenerst
zwei Jahrealt, manche Kinder trugen
nochWindeln–bei Therapiesitzun-
gensexuell missbraucht haben. Die
Kinder sind behindertund zumTeil in
ihrer Entwicklung starkeinge-
schränkt.Sie können sichkaum
sprachlichäußern.Nach Ansicht der
Anklagehat der Mann die Handlun-
genfotografiertund gefilmt, um sie in
ForenimDarkne teinzustellen.Auf
diese Weise habe er sichdortZugang
und „Anerkennung“ erhofft. ktr.

Weniger Badetote
Die Zahl derTodesfälle durch Ertrin-
kenist 2019starkzurückgegangen.
Mindestens 417Personenkamenbei
Badeunfällen in Flüssen oder Seen in
Deutschland ums Leben –rund
17 Prozent weniger als 2018, wie
Achim Haag,Präsi dentder Deut-
schen Lebens-Rettungs-Gesellschaft,
am Donnerstag in München sagte.
Haag führte den Rück gang vorallem
auf das imvorigenJahr teils schlech-
te Badewetter zurück. dpa

KÖLN.Inder Kunst-S tation SanktPe-
ter,derseit 1987 fürKunstausstellun-
gengenutztenPfarrkircheder Jesuiten
inKöln,istderzeitkeineKunstzuse-
hen. Dennesist Fastenzeit, und in
St.PeterwirdderBrauchder„großen
Verhüllung“ praktiziert. Alle Bildwer-
ke,dieAltarbilderundKruzifixe,aber
auchdie Fenster ,werden mitgrauen
Tüchernverdeckt.Pater Friedhelm
Mennekes, der Gründer derKunst-S ta-
tion,hatdieseÜbungdesBildentzugs
mit der ihm eigenenRadikalität auf
denparadoxenBegriffeineszeitweili-
genoder wiederkehrenden Ikonoklas-
musgebracht.DerBildschmuckder
Kirchewird(scheinbar) zerstört, da-
miternichtablenktvonderVorberei-
tung auf dieFeier desTodes Christi.
DieAuss tellung, mit derPaterMen-
nekes in 21 Jahrenals Kölner Kunst-
pfar rerden größten Anstoßerregte,
konnte1994 gerettet werden, indem
sie nachträglichins Ritualder Verhül-
lung einbezogenwurde .Indie Apsis
hängt eMennekes die Marmorskulp-
tur „Gekreuzigter (Torso)“vonAlfred
Hrdli cka. Hinterdem Altar zog die
Figur wievonselbst alleBlicke auf
sich, undverstärkt wurde der Effekt
nochdadurch,dassjaalle anderen Ge-
kreuzigteninder Kirche, einschließ-
lichdes Patrons auf dem berühmten
Gemälde mit dem Martyrium des
Apostelfürsten vonPeter Paul Ru-
bens, eingehülltware n. DassHrdlicka
das Geschlechtsteil de sgeschundenen
Männerkörpersnicht weggela ssen hat-
te,wurde dem bekennenden Marxis-
tenals Missionsaufruffür die Homose-
xualität ausgelegt.InAbstimmungmit
Kardinal Meisnerwurde Hrdlickas
Werk nicht entfernt,sondern eben-
falls bedeckt–und warunter dem Lei-
chentuch, wie Guido Schlimbachin
seiner Dissertation über dieKunst-S ta-
tionherausarbeitet,erstrecht als
Christusfigur zu identifizieren.
Friedhelm Mennekesfand er st als
SpätberufenerzurKunst, alsPfarrer
im FrankfurterStadtteil Nied, der so
starkvon der Arbeiterschaftgeprägt
istwie seineVaterstadt Bottrop. Eine
AusstellunginNied widmete er dem
berühmten Maleraus Bottrop, Josef
Albers,der seineQuadrateals moder-
ne Ikonenverstanden hatte.
Leistete Mennekesder Bilder-
verehrung Vorschub, indem erin
St.Peter nur auto-
nome Kunstzei-
genwollte? Der
Kult desKünstlers
hat am OrtTraditi-
on: St .Peter is tdie
Taufkirchevon Ru-
bens. Dievonden
Franzosengeraub-
te „KreuzigungPe-
tri“ wurde von
den Kölner n1815 in einer Prozession
in die Kircheheimgeführt, und als
Mennekes das Gemälde 1988aus der
Vergitterung befreite, wurde es in ei-
ner Prozessionvon Künstler nansei-
nen neuen Platzgebracht.
Seit PaterMennekes 2008das Amt
des Pfarrers niederlegte, hat man ihn
nur vier-oder fünfmal in St.Peter ge-
sehen.ErhatdasZeugzumSchutz-
patron derKuratoren, der Pilger im
Dienst der Kunst, derenWerkedie Er-
innerungen sind, die sie hinterlassen.
DieserWanderer zwischenReligion
und Kunstfeier theuteseinen 80. Ge-
burtstag. PATRICKBAHNERS

mic. PARIS. Nördlichvon Straßburg
istamDonnerstag ein TGV-Hochge-
schwindigkeitszugteilweise entgleist.
Der Lokführer schwebt in Lebens-
gefahr,21Zugpassagierewurden bei
dem Unglückverletzt.Das teiltedie
zuständigePräfekturBas-Rhin mit.
Als Unfallursache wirdein Erdrutsch
an der Dammböschung seitlich der
Schienenangenommen. Die Gendar-
merieveröffentlichteFotos in den so-
zialenNetzwer ken, die den Erdrutsch
dokumentieren. Die Lokomotiveso-
wie die ersten dreiWagendes Zugs
seien gegen7.45 Uhr in derNähe von
ZabernimElsassvon den Gleisen ab-
gekommen. An Bordbefanden sich


348 Fahrgäste. Mehrals 90 Einsatz-
kräf te beteiligten sichanden Ret-
tungsarbeiten. EinReisenderberichte-
te im Fernsehsender BFM-TV,es
habe eine„sehrstarkeErschütterung
gegeben“. DerZughabe gebremstund
sei zumStehengekommen. Einige
Passagiere seiendurchherunterfallen-
de Gepäckstücke verletzt worden. Die
Fenster sche iben in seinemWaggon
seien beschädigt, berichtete der Au-
genzeuge.Der TGVwar auf demWeg
vonStraßburgnachParis und hatte
den Bahnhof inStraßburg nachAn-
gaben der Präfektur um 7.19 Uhrver-
lassen. Die Hochgeschwindigkeits-
zügekönnen mit bis zu 320 Kilo-
meternpro Stunde unterwegs sein.


Her.ANKARA. Iran hat dieVorkeh-
rungen zur Eindämmung des Corona-
virus massiv ausgeweitet.AmDon-
nerstag forderte Gesundheitsminister
SaeidNamaki die Bevölkerung auf,
wenigermitBargeldzuzahlen.Auf
Anweisung seines Ministeriumswer-
den bereits öffentlicheVerkehrsmittel
und dieEingängeder Behörden regel-
mäßig desinfiziert.Anden Eingängen
größererEinkaufspassagenwerden
bei Kunden Fiebertests vorgenom-
men. Das soll nun auchauf einigen
Landstraßengemachtwerden, damit
Infizierte nicht in andereProvinzen
reisenkönnen. Alle 31 iranischePro-
vinzensind vondem Virusbetroffen.
Revolutionsführer Ali Chameneirief
die Regierungseinrichtungen auf, die
Ratschlägeder Gesundheitsbehörden
zu befolgen.
Schulen undUniversitäten sindge-
schlossen,Freitagsgebete und Konfe-
renzenabgesagt.Nachoffiziellen An-
gaben sind inIra n107 Menschen an
dem Virusgestorben.Nachg ewiesen
wurden 3513 Infektionen. DieDunkel-
zifferist jedoch hoch. Der oppositio-
nelleNationaleWiderstandsratIran
beziffertdie Zahl derPersonen, die an
dem Virusgestorben sind, mit mehr
als 1300.AusProvinzenwirdberich-
tet, das sKrankemit Symptomen des
Virus, die nichtgetestetwürden und
für die auchkeine Betten in Kranken-
häusernbereitstünden, nachHause
geschickt würden. DerAbgeordne te
Gholam-Ali Dschafarzadehaus Rasht
bezeichnete die offiziellenZahlenals
„Witz“.23Abgeordnete sollen an
dem Viruserkranktsein.
Die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) brachte mehr als siebenTon-
nen Medizinprodukte nachTeheran.
Über die WHOwollenDeutschland,
Frankreichund Großbritannien dem
Land zusätzliche Hilfevon knapp fünf
Millionen Eurobereitstellen.Die Zei-
tung „Resalat“kritisier te,dassdie Be-
hörden dasVirustotgeschwiegen hät-
ten, bis es in Qom zu den beideners-
tenTodesfällengekommen sei.
Auch in der Schweizgabesind er
Nachtzum Donnerstag den ersten
bestätigtenTodesfall im Zusammen-
hang mit einer Coronavirus-Anste-
ckung. Eine 74 JahrealteFrau,die
mit dem Erreger infiziertwar,sei in
Lausanne imKanton Waadt gestor-
ben, teilten die Behörden am Don-
nerstag mit.Fürdie Patientin habe
ein erhöhtes Risikobestanden, da sie
an einerchronischen Erkrankungge-
litten habe. Derkalifornische Gouver-
neur GavinNews om rief am Donners-
tag wegender Ausbreitung des Coro-
navirus den Notstandindem amerika-
nischen Bundesstaat aus.


KurzeMeldungen


Persönliche Erinnerung:DerVater vonKarlFeldens wurde amEisenbahn-
tunnel erschossen. Seine Mutter hielt dieGeschehnisse in ihremTagebuch fest.

Seit mittlerweile 75 Jahren gibt es die
Ludendorff-Brücke nicht mehr–und
trotzdem istdie Stadt Remagen in
Amerikabis heutebekannt.„Rema-
gen“ steht in denVereinigtenStaaten
für „den Sieg im Diensteiner guten
Sache“, wie der 2016gestorbene ame-
rikanische Militärhistorikerund Kon-
gress- AbgeordneteKenHechler ein-
mal sagte. Hechler hat die Geschichte
derRheinüberquerung in seinem Best-
seller „Die Brücke vonRemagen“ver-
ewigt,der zurVorlagefür einengleich-
namigen Hollywood-Film wurde.
Es is tder nochimmer wirkmäch-
tigsteFilm über die Brücke,docher
weicht in zahlreichen Punktenvon
den historischen Ereignissen ab. So
handelteessicham7.März1945 bei
der Ludendorff-Brüc ke keineswegs

um die einzige nochintakt eRhein-
querung. Als den Amerikanernihr
Coup inRemagengelang, gabesunter
anderem inNeuwied undWesel noch
Brücken–die allerdingswenig später
gesprengt wurden.Auch gabesvor
75 Jahren keine Kampfhandlungen
rund um die Brücke.
Gedreht wurde der Hollywood-
Film in der damaligenČSS R–aller-
dings nur teilweise. Denn am 21. Au-
gust1968 wurden Crew und Schau-
spielervoneiner anderen kriegeri-
schenWirklichkeit eingeholt:Sowjeti-
sche Truppenwareneinmarschiert,
um den „PragerFrühling“ niederzu-
schlagen. Hals überKopf musste das
Filmteam das Land verlassen. Die
nochfehlenden Szenen wurden unter
anderem in Italiengedreht. reb.

Bargeld


unerwünscht


Iran verschärftKampf


gegenCoronavirus


Im Auge des


Bildersturms


KunstpfarrerFriedhelm


Mennekes wird


Aufder Brücke von


Remagenüberquerten


amerikanische Soldaten


vor75Jahren denRhein.


Zeitzeu generinner nsich


an dramatischeStunden.


VonReiner Burger


MythosRemagen


22 Verletzte


bei TGV-Unglück


Entgleist:Der TGVverunglücktein
der Nähe vonZabern. Foto Reuters

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