Süddeutsche Zeitung - 13.03.2020

(Elle) #1

Berlin – Der Donnerstag ist ein stürmi-
scher Tag. Knapp die Hälfte des deutschen
Stroms stellt gegen Mittag die Windkraft,
der Strompreis an der Börse pendelt um
null Euro. In Berlin dagegen herrscht eiser-
ne Flaute.
Dort treten am Nachmittag die Minister-
präsidenten zusammen, doch gerade bei
der Zukunft der Windkraft liegen die Positi-
onen sehr weit auseinander. „Wir haben
noch erheblichen Beratungsbedarf“, sagt
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
(CSU) nach einem ersten Treffen der Län-
derchefs. Noch größer aber ist der Bera-
tungsbedarf zwischen Bund und Ländern,
dokumentiert auf einem Zweiseiter, der
am Donnerstag kursiert: „Zentrale Diskus-
sionspunkte“ steht darüber. Es folgen sie-
ben Themen, bei denen die Länder, oder zu-
mindest einige von ihnen, mehr verlangen,
als der Bund zuzugestehen bereit ist –
auch beim Tempo der Energiewende. Der
größte Diskussionspunkt taucht darunter
noch nicht einmal auf: Das sind die geplan-
ten Mindestabstände zwischen Windrä-
dern und Wohngebäuden, die der Bund
pauschal verhängen will.


Noch in der Nacht zuvor hatten Union
und SPD versucht, den koalitionsinternen
Streit zu lösen. Gemeinsam hatten sie den
Ministerpräsidenten eine Kompromissfor-
mel präsentieren wollen – vergeblich. Ob
und wie leicht die Länder von diesen Ab-
standsregeln abweichen können, ist weiter
umstritten; ebenso die Frage, wo genau die-
ser Mindestabstand ansetzen soll. Schließt
er auch kleinste Siedlungen mit ein, bliebe
für neue Windparks nicht mehr viel Platz.
Auch für ältere Windparks, deren Windrä-
der demnächst erneuert werden sollen,
könnte dies das Aus bedeuten: Anlagen in
der Nähe von Siedlungen entfielen ohne Er-
satz. Die Energiewende liefe rückwärts.
Am späten Nachmittag wollten die Mi-
nisterpräsidenten die offenen Fragen mit

Kanzlerin Angela Merkel erörtern, das Tref-
fen dauerte bei Redaktionsschluss noch
an. Einen Ausweg hatte Söder allerdings
schon am Nachmittag skizziert: einen Ar-
beitskreis aus Ministerpräsidenten, Abge-
ordneten und Bundesregierung. Er soll die
strittigen Punkte lösen.
Das allerdings wird wieder Zeit kosten,
während die Unsicherheit über den ener-
giepolitischen Kurs der Koalition fort-
währt. Vor allem in der Solarbranche sorgt
das für Ärger, sie wartet auf die Aufhebung
einer Vorgabe, nach der schon bald die För-
derung privater Solaranlagen enden wird.
„Die Zeit läuft ab“, sagte Carsten Körnig,
Chef des Branchenverbands BSW Solar.
„Weiteres Vertagen führt jetzt schnell zum
Versagen.“ michael bauchmüller

interview: jonas schulze
undvivien timmler

A


nselm Pahnke will sich erst kurz vor-
her entscheiden, wo das Interview
stattfinden soll. Es soll ein Ort sein,
der sich gut anfühlt, sagt er. Schließlich
wählt der 30-Jährige das Holzhaus eines
Freundes im südlichen Allgäu. Am Abend
zuvor hat er in einem Kino in der Nähe über
seinen Dokumentarfilm „Anderswo. Al-
lein in Afrika“ gesprochen, der von seiner
Reise von Südafrika bis nach Ägypten er-
zählt – mit dem Fahrrad. Pahnke klingt ru-
hig und nachdenklich. Er stellt eine Karaf-
fe mit Ingwerwasser auf den Tisch, drau-
ßen fallen Schneeflocken.


SZ: Anselm Pahnke, reden wir über Geld.
Wie viel kostet es, 414 Tage lang durch
Afrika zu radeln?
Anselm Pahnke: 2,80 Euro am Tag. Ich war
ja nur im Freien unterwegs und habe auch
sonst wenig gebraucht. Und ich hatte mir
vorgenommen, auf meiner Reise kein Was-
ser zu kaufen.
Ausgerechnet in Afrika?
Früher oder später führen dort alle Wege
zu einem Brunnen. In weiten Teilen Afri-
kas liegt die Gefahr auch nicht im Verdurs-
ten. Die Menschen werden eher krank
durch unreines Trinkwasser.
Ist Ihnen das auch passiert?
Eigentlich habe ich immer penibel darauf
geachtet, aus welcher Quelle mein Wasser
stammt. Aber einmal hat das nicht ge-
klappt. Da lag ich mit Malaria im Bett und
ich brauchte einfach etwas zu trinken. Tja,
und dann hatte ich auch noch Typhus.
Haben Sie daran gedacht, die Reise abzu-
brechen?


Nein. Ich wusste, dass es irgendwie weiter-
geht. Viel zu oft werden Krankheiten und
Armut auf den ganzen Kontinent proji-
ziert. Ein Mann in Botswana hat mal zu mir
gesagt: „Unser größtes Problem ist, dass
ihr denkt, wir hätten Probleme.“ Die Men-
schen sind kreativ, sie finden Lösungen.
Fürschwere Krankheiten oder den Klima-
wandel gibt es keine kreativen Lösungen.
Und trotzdem sind Naturgewalten oder
eben Malaria für die Menschen viel einfa-
cher einzuschätzen als die Gefahr durch
Krieg. An der Grenze zum Südsudan
herrscht eine Riesenunsicherheit, wie sie
mir auf der Reise nie wieder begegnet ist.
Alle reden über Waffen. Richtig schlecht
geht es den Menschen, wenn sie sich gegen-
seitig in Gefahr bringen. Dann wird die
Angst groß.


Sie saßen also mit Malaria und Typhus ir-
gendwo in Afrika. Wie erreicht man da sei-
ne Krankenversicherung?
Gar nicht. Ich habe von einem Arzt vor Ort
ein Mittel bekommen und nach ein paar Ta-
gen konnte ich weiterradeln. Ich hatte in
Afrika keine Krankenversicherung. Ich bin
auch ohne Helm gefahren und hatte keine
Medikamente dabei. Ich habe gemerkt,
dass ich unachtsam werde, wenn ich mich
zu sehr auf solch äußere Faktoren verlasse.
Sind Sie deswegen allein gereist? Weil Sie
sich nicht auf andere verlassen wollten?
Ich war nicht in Afrika, um Pyramiden
oder Wasserfälle zu sehen. Ich wollte dort-
hin gehen, wo ich mich selbst nicht kenne.
Ich habe mich immer davor gefürchtet, al-
lein zu sein, also bin ich genau in dieses Ge-
fühl reingegangen.
Sie haben aber auch die Gefahr gesucht.
Wenn ich unterwegs etwas gelernt habe,
dann dass es eines nicht gibt: Sicherheit.
Das Leben ist gefährlich. Es endet mit dem
Tod.


Im Film sieht man, wie Sie auf Löwen und
Flusspferde treffen. Was war unterwegs
die größte Gefahr?
Die größte Gefahr auf der Reise war mein
Kopf. Nach ein paar Wochen allein auf dem
Fahrrad kommt alles hoch, da gibt es
nichts mehr, mit dem du dich ablenken
kannst. Ich bin an manchen Tagen schrei-
end durch die Wüste gefahren, weil ich
mich selbst kaum ausgehalten habe. Aber
irgendwann war ich dann nicht mehr ein-
sam, sondern nur noch allein. Ich habe ge-
merkt, dass ich alles, was ich brauche,
schon bei mir habe.


Und zwar?
Eine Art Urvertrauen in mich selbst. Ich ha-
be gespürt, dass ich für alles selbst eine Lö-
sung finden kann. Egal, ob es die Einsam-
keit ist oder finanzielle Knappheit. Das ha-
ben mir meine Eltern so vorgelebt.
War das Geld bei Ihnen zu Hause knapp?
Nein, aber es war nie Priorität. Zu Hause
war nie die Frage, ob wir für etwas Geld
oder Zeit haben. Die Frage war: Haben wir
darauf Lust?
Wo sind Sie aufgewachsen?
In einem Naturschutzgebiet in der Nähe
von Hamburg. Sieben Kinder, eine riesige
Patchwork-Familie. Bis ich fünf war, gab
es zu Hause nur ein Plumpsklo. Dafür hat-
ten wir einen riesigen Garten, zwei Hektar
voller Bäume. Mein Vater ist Waldorf-Leh-
rer, aber wir waren keine Anthroposophen.
Also nicht hardcore Rudolf Steiner, son-
dern eher Freidenker.
Sie hatten als Kind also viele Freiheiten.
Ich war oft den ganzen Tag im Wald unter-
wegs mit meinem Bogen, meine Eltern ha-
ben mich nicht aufgehalten. Es gab keine
Grenzen zu Hause, es gab für nichts eine
Regel – dafür aber viel Raum für Selbster-
fahrung. Ich bin meinen Eltern dafür sehr
dankbar. Ich glaube, diese Reise steckt ir-
gendwo in meinen Kinderschuhen.
Ist es Ihnen schwergefallen, alles zurück-
zulassen?
Nein, weil ich niemandem von meinen Plä-
nen erzählt habe. Wenn keiner davon weiß,
kann ich mich im letzten Moment noch um-
entscheiden, ohne mich erklären zu müs-
sen. Die Leute sehen von außen nur den
Mut. Aber Angst und Mut hängen ja immer
zusammen. Aus dem Grund habe ich die
Reise auch nicht geplant.

Sie sind 414 Tage durch Afrika geradelt –
ohne Plan?
Ich kann im Nachhinein wirklich nur sa-
gen, dass es meine beste Vorbereitung für
die Reise war, dass ich keine hatte. Vorbe-
reitung schafft Illusionen. Der Mensch
strebt nach Freiheit, aber er hat auch Angst
davor. Also sichert er sie ab, indem er Din-
ge plant. Aber man kann Freiheit nicht absi-
chern.
Aber für den Film brauchten Sie doch ei-
nen Plan, eine Art Drehbuch.
Ich hatte nie vor, einen Film zu machen.
Die Kamera hatte ich als eine Art Freund
dabei, mit dem ich gesprochen habe, wenn
es gefährlich wurde. Wenn das Wasser aus-
ging oder ein Löwe in der Nähe war. Der

Film ist erst drei Jahre nach meiner Reise
entstanden, als eine Freundin zufällig das
Material durchgeschaut hat.
Schwer vorstellbar, dass ein Kinofilm
wirklich nebenbei entstehen kann.
Aber es stimmt! Meine Kamera hat keine
200 Euro gekostet. Ich habe das wirklich
nicht geplant. Meine Geschichte musste
auch nicht geteilt werden, man hätte gut
ohne sie leben können.
Dafür haben Sie sicher gut an dem Film
verdient – er war 2019 eine der erfolg-
reichsten Dokus in Deutschland.

Ich bin mit dem Film nicht reich geworden,
mein Team und ich haben ein paar Zehn-
tausend Euro verdient. Aber klar, das ist
mehr, als ich in den 30 Jahren davor zusam-
men verdient hatte. Das Problem ist: Ich
weiß nichts damit anzufangen. Geld macht
mich unfrei. Ich werde vorsichtig und den-
ke ständig drüber nach, was ich damit tun
soll. Alle sagen mir, ich soll es in Aktien an-
legen oder mit einem Kredit ein Haus kau-
fen und das teuer vermieten.
Klingt erst mal nach einem guten Plan.
Aber ich möchte mein Geld nicht vermeh-
ren, und schon gar nicht auf Kosten ande-
rer. Deshalb fiel es mir auch nicht leicht,
den Film an Netflix zu verkaufen.
Warum?
Ich mag Video-Streaming nicht. Die Leute
setzen sich davor und lassen sich berie-
seln. Im Kino hatte ich immerhin das Ge-
fühl, dass es ein Kunstformat ist. Da geht
man bewusst hin, zahlt sieben Euro und
setzt sich damit auseinander.

Nachdem Sie in Afrika waren, sind Sie
noch zwei Jahre durch Asien gereist. War-
um haben Sie das nicht mehr gefilmt?
Ich habe die Kamera nicht mehr ge-
braucht. Ich habe gemerkt, dass es manche
Momente eher kaputtmacht. Ich habe
dann angefangen zu schreiben, irgend-
wann habe ich alles nur noch meinem Au-
diorekorder erzählt. Und am Ende der Rei-
se habe ich gar nichts mehr dokumentiert.
Dementsprechend weiß auch keiner, was
in Asien für Sachen passiert sind. Dabei
war das teilweise krasser als in Afrika.
Inwiefern?
In Asien wäre ich zum ersten Mal fast ver-
durstet. Das war im Pamir-Gebirge, das

sind die Ausläufer des Himalaja in Tadschi-
kistan. Um mich herum gab es nur schnee-
bedeckte Berge, und für so was hatte ich in
Afrika kein Wissen gesammelt. Irgend-
wann hörte der Schnee dann auf, da wurde
mir plötzlich klar: Wenn oben kein Schnee
ist, fließt unten auch kein Wasser.
Und dann?
Ich wusste, dass ich es zurück zum nächs-
ten Brunnen nicht schaffe, also bin ich halt
weitergefahren. Am nächsten Tag habe ich
auf fast 5000 Metern ein kleines Haus ent-
deckt. Fünf Stunden habe ich mein Rad
den Berg hochgeschoben, aber da waren
nur verlassene Ruinen. In meiner Verzweif-
lung bin ich da rein und habe in einer Ecke
ein Fass entdeckt. Dreieinhalb Liter Was-
ser waren ganz unten noch drin. Das war
das ekligste Wasser, das man sich vorstel-
len kann. Aber ich habe es abgekocht und
getrunken – und dann bin ich weiter rauf
auf den Berg.
Weiter rauf? Warum sind Sie nicht sofort
umgekehrt?
Meine Neugier war größer. Da oben war
ein altes Observatorium aus Zeiten der
Sowjetunion, mit einem riesigen Teleskop.
Da habe ich dann auch geschlafen. Die
Nacht war ein echter Schlüsselmoment für
mich. Ganz allein ganz oben auf diesem
Berg, von wo die Menschen früher in die
Sterne geschaut haben. Da wurde mir erst
einmal bewusst, wie unwichtig ich als Indi-
viduum bin.

Warum sind Sie nach drei Jahren von Ih-
rer Reise zurückgekehrt?
Ich habe gemerkt, dass mich krasse Mo-
mente nicht mehr erreichen. Ich war ge-
füllt von Eindrücken und Erfahrungen. Die
drei Jahre waren wie ein Bachelorstudium.

Die haben dann auch gereicht. Ich hatte
quasi einen Bachelor in Reisen und dann
war es auch gut.
Was war das für ein Gefühl, wieder zu Hau-
se zu sein?
Es war wahnsinnig schwer. Als ich zurück-
kam, dachte ich, ich hätte einen wunderba-
ren Lebensentwurf für mich gefunden. Ein-
fach von Tag zu Tag zu leben. Aber alle fra-
gen mich: „Was machst du jetzt?“ Ich habe
darauf keine Antwort.
Wahrscheinlich wollen die Leute nur
Small Talk machen.
Ich hasse Small Talk. Mich interessiert
nicht die Frage: „Wie geht es dir?“ Ich frage
lieber Dinge wie: „Was bereitet dir gerade
Kummer?“ Da spürt man einen Menschen
ganz anders.
Was bereitet Ihnen gerade Kummer?
Seit meiner Rückkehr bereitet mir die Zu-
kunft Kummer. Ich habe das Gefühl, ich
muss etwas sein, damit ich in dieser Gesell-
schaft bestehen kann.
In Ihrem Fall Filmemacher? Oder Aben-
teurer?
Ich will kein Beruf sein. Ich will Anselm
sein. In Afrika hat niemanden interessiert,
wer ich war. Mein Name, mein Studium,
meine Herkunft – alles egal. Ich war ein-
fach nur dieser Typ auf dem Fahrrad, und
das war eigentlich sehr schön so. Ich will
mich nicht festlegen, wer ich bin.
Geht das? Sich auf gar nichts festzulegen?
Wahrscheinlich nicht. Ich merke gerade,
dass ich Entscheidungen treffen muss.
Sonst bleibt am Ende auch nichts. Aber ich
muss erst noch lernen, mit der Zerstreut-
heit umzugehen, die so eine Reise mit sich
bringt. Alle gehen davon aus, ich hätte auf
meiner Weltreise die heilige Suppe gelöf-
felt. Aber das stimmt nicht. Für meinen All-
tag in Deutschland habe ich auf meiner
Weltreise nichts gelernt. Ich weiß, dass mir
viele Türen offenstehen. Aber ich kann
mich noch nicht für eine entscheiden.
Wie stehen die Chancen, dass Sie noch mal
losziehen?
Das wird nicht passieren. Es würde sich an-
fühlen wie eine Flucht vor Herausforderun-
gen. Und ich glaube mittlerweile, dass das
Glück nicht in der Ferne liegt, sondern
eher in einer kleinen Gemeinschaft. Wenn
Menschen nur hundert andere Menschen
kennen und mit ihnen zusammenleben, so
wie ich es in Afrika oft erlebt habe, dann ist
das Leben sehr schön. Alle kennen sich, je-
der hat seine Aufgabe, und das Vertrauen
ist groß. So etwas möchte ich auch hier in
Deutschland finden.

„Geld macht mich unfrei“


AnselmPahnke hat mit dem Rad Afrika durchquert und einen Film daraus
gemacht. Ein Gespräch über Mut, Einsamkeit und das Zurückkommen

„Ich möchte mein
Geld nicht vermehren,
und schon gar nicht
auf Kosten anderer.“

„Wenn ich unterwegs
etwas gelernt habe,
dann, dass es eines
nicht gibt: Sicherheit.“

„In Afrika hat niemanden
interessiert, wer ich war.
Mein Name, mein Studium,
meine Herkunft – alles egal.“

Frankfurt– Die Bundesländer haben
am Donnerstag eine Reform des Glücks-
spielstaatsvertrags beschlossen. Das
erfuhr dieSüddeutsche Zeitungnach
der Konferenz der Ministerpräsidenten
in Berlin von mehreren mit der Angele-
genheit vertrauten Personen. Demnach
gab es keine grundlegenden Änderun-
gen mehr an einem Gesetzesentwurf.
Bisher illegale Glücksspiele im Internet
wie Online-Poker oder Online-Casinos
sollen künftig erlaubt werden. Vorgese-
hen ist auch eine neue zentrale Behörde
für das Online-Spiel, die ihren Sitz in
Sachsen-Anhalt haben soll. Der neue
Staatsvertrag muss noch von den einzel-
nen Landesparlamenten ratifiziert wer-
den und soll am 1. Juli 2021 in Kraft
treten. jawi

Verzagt, vertagt, versagt


Die Koalition kann sich nicht über die künftigen Regeln für die Windkraft einigen, die Länder wollen einen Arbeitskreis. Das kostet weitere Zeit


Man kann ja nichts machen.
Und zwar in jeder Hinsicht.
Weder kann man was ändern
an der Coronavirus-Krise.
Noch kann man gerade was
unternehmen in Tokio, weil fast nichts
stattfindet. Sogar die Gedenkveranstaltun-
gen zum Ostjapan-Erdbeben vom 11. März
2011 waren schlecht besucht, weil man sich
auch beim Gedenken anstecken kann. Das
persönliche Ableben gehört allerdings
noch nicht zu den Empfehlungen zur Co-
vid-19-Vorbeugung – es muss also weiter-
gehen für den ausländischen Spaßbürger,
auch ohne Museums- oder Eventbesuche.
Was tun? Sich ins Angebot einschlägiger
Streamingdienste vergraben. Was noch?
Spazierengehen. Was noch?
Ein Besuch im Laden für Hundebeklei-
dung ist mal was Anderes. Es gibt davon ei-
nige in Tokio. Sie haben auch in diesen Zei-
ten geöffnet. Sie sind so gut wie nie über-
laufen. Und sie gewähren einen Blick in
das japanische Verständnis von Tierliebe.
Mode für den Hund und die Hündin gibt es
anderswo auch. Aber in Japan gehört sie so-
zusagen zur nationalen Haute-Couture.
Wer was auf seinen Hund hält, zieht ihn an-
ständig an. Ein Streifzug durch das Fachge-
schäft in einem Kaufhochhaus von Ikebu-
kuro zeigt eine Auswahl von Überziehern,
die den etwas altbackenen Ausdruck „schi-
ckobello“ in neuem Licht erstrahlen lässt.
Der Hund von Japan trägt in diesem
Winter Strickware mit integrierter Bom-
melmütze. Sehr angezeigt ist sicher auch
der Feder-Leibgurt mit Kragen und
Schlips für den besonderen Leinenkom-
fort, erhältlich in himmelblau und schwein-
chenrosa. Die luftigen Stufenkleidchen
sind wohl eher für den Sommer – ist aber
vielleicht auch egal bei einem Tier mit Fell.
Hoch lebe, waskawaiiist. Süß ist Trumpf.
Fraglich ist deshalb, ob die Olympia-Kol-
lektion aus Anlass der Sommerspiele in To-
kio ein Erfolg wird. Vielleicht das Judokos-
tüm. Aber das Ringerleibchen?
Interessant: Die guten Stücke liegen nur
in kleinen Größen aus. Wer seine Dänische
Dogge mit Bluse und Faltenrock ausstat-
ten will, muss wohl zum Maßschneider. Al-
lerdings ist Tokio ohnehin keine Stadt für
große Hunde. Viele kleine Wohnungen, ein-
geschränkte Gassi-Gelegenheiten. Viel-
leicht haben Mensch und Tier hier auch
deshalb ihre sehr eigene Art, sich zu klei-
den: Ein Durchgang mit Bäumen im Häu-
sermeer. Ein Mann mit Hund. Der Mann
trägt Mundschutz, der Hund Kapuzenpul-
REDEN WIR ÜBER GELDMIT ANSELM PAHNKE li. So ist das hier. thomas hahn

Nürnberg– Das Softwarehaus Datev
blickt optimistisch in die Zukunft. Das
Genossenschaftsunternehmen rechnet
nach Angaben von Finanz-Vorständin
Diana Windmeißer mit einem Umsatz-
wachstum von mindestens fünf Prozent
und will etwa 100 neue Stellen schaffen.
Binnen vier Jahren entstanden bei Da-
tev etwa 1000 neue Stellen. 2019 erwirt-
schaftete der viertgrößte IT-Dienstleis-
ter hierzulande Erlöse von 1,1 Milliar-
den Euro, ein Plus von 6,4 Prozent. Der
Betriebsgewinn ging um 14 Millionen
auf 60,6 Millionen Euro zurück, wofür
Windmeißer hohe Investitionen verant-
wortlich machte. Datev ist Spezialist für
Software und Dienstleistungen für Steu-
erberater und Wirtschaftsprüfer.urit

Bonn– Für die eigenen Streaming-An-
gebote ist die Deutsche Telekom eine
Kooperation mit Walt Disney eingegan-
gen. „Mit der Ankündigung von Disney,
ins Streaming-Geschäft einzusteigen,
war uns klar, dass wir dieses attraktive
Angebot für unsere Kunden zugänglich
machen müssen“, sagte der Deutsch-
land-Chef der Deutschen Telekom, Dirk
Wössner. Disney +, das Streaming-An-
gebot für Disney-Klassiker, Marvel-,
Pixar- und Star-Wars-Filme, startet in
Deutschland am 24. März. In den ersten
sechs Monaten nach dem Start soll das
Angebot Magenta TV-Kunden zunächst
ohne Aufpreis zur Verfügung stehen.
Danach können Kunden den Dienst
vergünstigt beziehen. dpa

DEFGH Nr. 61, Freitag, 13. März 2020 (^) WIRTSCHAFT HF2 21
Glücksspielregeln beschlossen
Die geplanten Mindestabstände zwischen Windrädern und Wohngebäuden führen
zu großen Streitigkeiten. FOTO: ARNO BURGI / DPA
FOTO: PRIVAT
BEI UNS IN TOKIO
Hund
Couture
Datev wächst weiter
Telekom zeigt Disney
KURZ GEMELDET
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„Schenken heißt, einem anderen das geben,
was man selber behalten möchte.“ Selma Lagerlöf Schwedische Schriftstellerin Der Verein Deutscher Kinderschutzbund e.V. Ortsver-
band Markt Schwaben (VR30113)wurde aufgelöst.
Die Gläubiger des Vereins werden gebeten, ihre An-
sprüche beim Liquidator M. Hörl, Staudhamer Str.
29, 85570 Markt Schwaben anzumelden.

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