A CIÊNCIA COM ROSTO DE MULHER

(Casulo21 Produções) #1

“Believe it!” - shouted a distant voice, in colloquial German. Like
a prayer the woman repeated the word in thought, recalling
so many beliefs that had permeated her life. She fed herself on
memories. She recalled her relatives in the pages of her black
and white photo album, their landscapes, their faces. They
made her go back in time.
“Believe it!” - she sighed with satisfaction as she found herself
surrounded by students, exercising her recent occupation as
a physics professor at the university in the German capital.
She reached the age of fifty certain that she would dedicate
herself to her profession for another fifty years. Another portrait
showed the woman with a firm gaze facing the camera,
wearing a white apron with her hands behind her body, leaning
against the workbench. The serene countenance of one who
had not believed in the rules imposed on women at that time.
She could choose not to be a wife, not to be a mother.
“Believe it!” - the statement that inspired discoveries was the
trail for two photographs from the previous decade. In one
she was sitting, her left hand resting on the wooden table,
hair bound, white lab coat. In that room she had discovered
an important physical phenomenon, which ended up taking
the name of a French scientist. In the second photograph, she
was standing in a laboratory, surrounded by equipment and
containers, next to the colleague with whom she had shared
the discovery of a new chemical element.
“Believe it!” - on the turned page, another picture featured her
face, still without timelines. She wore a hat and looked to the
right side. As usual, she was not smiling. She had just gotten
into college, facing the laws of her native country. Women were
not allowed to believe.
Her childhood in the imperial capital of great operas was
marked by piano lessons and mathematics. In the family
portrait, among her siblings, she held a doll and her eyes were
frightened by religious persecution. For believing what the
owners of the place did not believe.
The woman, the girl - the little girl - never doubted her faith
in herself. Even when injustice and adversity broke out. A soft
voice always blew hope to her: “Believe it!”.


“Glauben Sie es!” - ertönte eine ferne Stimme in
umgangssprachlichem Deutsch. Wie ein Gebet wiederholte
die Frau das Wort in Gedanken und erinnerte sich an so
viele Überzeugungen, die ihr Leben durchdrungen hatten.
Sie ernährte sich von Erinnerungen. Sie erinnerte sich auf
den Seiten des Albums mit den Schwarz-Weiß-Fotos an ihre
Verwandten, ihre Landschaften, ihre Gesichter. Mit ihnen ging
sie in der Zeit zurück.
“Glauben Sie es!” - seufzte sie zufrieden, als sie sich von
Studenten umgeben sah, während sie den neuen Beruf des
Physikprofessors an der Universität der deutschen Hauptstadt
ausübte. Sie erreichte das fünfzigste Lebensjahr und war sich
sicher, dass sie sich noch fünfzig Jahre lang ihrem Beruf widmen
würde. Ein anderes Porträt zeigt eine Frau, die mit festem Blick
in die Kamera blickt, eine weiße Schürze trägt und sich mit den
Händen hinter dem Körper an die Werkbank lehnt. Die gelassene
Antlitz von jemandem, der nicht an die Regeln geglaubt hat,
die den Frauen damals auferlegt wurden. Sie konnte sich dafür
entscheiden, keine Ehefrau und keine Mutter zu sein.
“Glauben Sie es!” - die Aussage, dass die Entdeckung die Spur
zu zwei Fotografien aus dem letzten Jahrzehnt inspiriert. In
einem saß sie, die linke Hand auf den Holztisch gestützt, die
Haare zurückgebunden, weißer Laborkittel. In diesem Raum
hatte sie ein wichtiges physikalisches Phänomen entdeckt, das
schließlich den Namen eines französischen Wissenschaftlers
erhielt. Auf dem zweiten Foto steht sie in einem Labor, umgeben
von Geräten und Behältern, neben dem Kollegen, mit dem sie
die Entdeckung eines neuen chemischen Elements geteilt hat.
“Glauben Sie es!” - Auf der umgeblätterten Seite war ein
weiteres Bild mit ihrem Gesicht zu sehen, immer noch ohne
Zeitangaben. Sie trug einen Hut und schaute nach rechts.
Wie üblich lächelte sie nicht. Sie hatte gerade ihr Studium
aufgenommen und war mit den Gesetzen ihres Heimatlandes
konfrontiert. Zu glauben war den Frauen nicht erlaubt.
Ihre Kindheit in der kaiserlichen Hauptstadt der großen Opern
war geprägt von Klavierunterricht und Mathematik. Auf dem
Familienporträt hält sie im Kreise ihrer Geschwister eine Puppe,
und ihre Augen sind durch die religiöse Verfolgung verängstigt.
Weil sie glaubten, was die Besitzer des Ortes nicht glaubten.
Die Frau, die Gesellin, das Mädchen hat nie an ihrem Glauben
an sich selbst gezweifelt. Auch wenn Ungerechtigkeit und Not
herrschten. Die sanfte Stimme gab ihr immer wieder
Hoffnung: “Glauben Sie es!”.

Inspired by the story of Lise Meitner (Austria, 1878


  • UK, 1968), a physicist who studied radioactivity
    and nuclear physics, discoverer of the element
    protactinium in 1918 and of nuclear fission in 1939.


Inspiriert von der Geschichte von Lise Meitner
(Österreich, 1878 - Großbritannien, 1968), einer
Physikerin, die sich mit Radioaktivität und
Kernphysik befasste und 1918 das Element
Protactinium und 1939 die Kernspaltung entdeckte.

126 A Ciência com Rosto de Mulher

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