Die Zeit - 30.01.2020

(Tina Sui) #1
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achdem Hartmut Ziebs, bis vor
Kurzem Präsident des Deut-
schen Feuerwehrverbandes, ge-
schildert hat, warum er zurück-
getreten ist, warum er einfach
nicht mehr konnte, schaltet er
sein Handy ein. Die Überwa-
chungskamera seines Einfamilienhauses ist mit den
Handys der Familie verbunden. Immer wenn sich auf
dem Videobild ein Mensch zeigt, bekommt Ziebs
eine Meldung. Er startet eine Aufnahme, festgehal-
ten kurz vor Silvester. Ein Mann in Jogginghose geht
auf dem Grundstück auf und ab, den Kopf in Rich-
tung Haus gedreht, so als wolle er sich alles ganz
genau ansehen, die Türen, die Fenster. Der Mann
verschwindet, kommt aber mehrmals zurück. Das
erste Mal ist er um 13.32 Uhr zu sehen, das letzte
Mal um 15.09 Uhr.
Der Staatsschutz habe den Vorfall sehr ernst genom-
men, sagt Ziebs. »Die ermitteln jetzt.« Ziebs wird nach-
denklich. Er hat schon Wochen zuvor angekündigt, sein
Amt niederzulegen, aber es ist noch nicht vorbei.
Er sagt: »Was macht der Kerl da? Menschenskinder,
ich bin Feuerwehrmann. Ich will doch helfen.«
Menschenskinder. Eine neue Frage zieht durch
Deutschland: Soll ich aufgeben, oder soll ich weiter-
machen, trotz aller Drohungen?
»Sie sind als Feuerwehrchef eine Schande und
Zumutung, für jeden aufrichtigen Bürger«
»Du Stück Scheisse gehörst täglich ausgepeitscht und ohne
Schutzausrüstung als erster Mann ins Feuer gejagt.«
»Du widerliche Marionette, Du dummer Furz,
verrecken sollst Du!!!«
(Aus E-Mails an Hartmut Ziebs)
Hartmut Ziebs, der Feuerwehr-Chef, hat hinge-
schmissen. Genau wie Arnd Focke, SPD-Bürgermeis-
ter der niedersächsischen Gemeinde Estorf. Haken-
kreuze, Morddrohungen, irgendwann wurde es ihm
zu viel. Eine der letzten Drohungen hieß: »Wir ver-
gasen dich wie die Antifa.«
Der Bürgermeister des niederrheinischen Städt-
chens Kamp-Lintfort, Christoph Landscheidt, SPD,
hat sich entschieden, anders auf die Drohungen zu
antworten: Er will nicht aufgeben, sondern aufrüt-
teln. Also kündigte er an, vor Gericht zu ziehen, um
sein Recht auf einen Waffenschein einzuklagen. Die
Meldung verbreitete sich schnell. Die Klage hat
Landscheidt inzwischen wieder zurückgezogen – sein
Ziel, eine Debatte auszulösen, hatte er ja erreicht.
Landscheidt strebt eine weitere Amtszeit als Bürger-
meister an. Er hat jetzt zwar keine Waffe, dafür Per-
sonenschutz.
Auch der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby,
dessen Wahlkreis in Halle liegt und dessen Bürofenster
vor zwei Wochen von mehreren Kugeln zerschossen
wurde, will nicht zurückweichen. Obwohl es nicht der
erste Angriff auf sein Büro war und er nach den
Schüssen noch eine zu sätz liche Morddrohung bekam,
will er seine politische Arbeit fortsetzen. Diaby ist In-
tegrationsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion.
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Politiker treten aus Angst zurück, Autoren erhalten Morddrohungen, Feuerwehrleute und Lehrer werden eingeschüchtert.
Das gehört inzwischen zum Alltag in Deutschland. Wer steckt hinter den Angriffen?
VON CHRISTIAN FUCHS, LUISA HOMMERICH, STEPHAN LEBERT, ALICIA LINDHOFF, YASSIN MUSHARBASH UND SIMON SCHRAMM
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30. JANUAR 2020 DIE ZEIT No (^6) DOSSIER
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Fortsetzung auf Seite 16

DIE ILLUSTRATION enthält Zitate aus E-Mails, Internetkommentaren, Briefen und Schmierereien der vergangenen Monate

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