Frankfurter Allgemeine Zeitung - 19.02.2020

(ff) #1
bee. FRANKFURT. Als Deutschland
im Jahr 2015 zum ersten Mal einen lan-
desweiten gesetzlichen Mindestlohn
vonzunächst8,50 Euroinder Stunde
einführte, warder Aufschreiunter füh-
renden Ökonomengroß:Sie für chteten
Arbeitsplatzverluste in großem Stil.
Dazu istesbisher bekanntlichnicht ge-
kommen. Im Gegenteil–obwohl die
Löhne im unteren Einkommensbereich
teils deutlichstiegen, wuchs auchdie
Zahl der Beschäftigtenweiter.
Wiekann das sein? Als wichtiger
Grundgelten die gutewirtschaftliche
Entwicklung in denvergangenen Jah-
renund der enormePersonalbedarfin
vielenUnternehmen. Das bedeutet al-
lerdings nicht, dassdie Einführung der
Lohnuntergrenze keine Effektegehabt
hätte.Wieeine am Dienstagveröf fent-
licht eUntersuchung des Instituts für Ar-
beitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
sowie desUniversity CollegeLondon
zeigt,gabesdurchaus strukturelleVer-
änderungen in derWirtschaf t.
Die Forscher weisen in ihrerStudie
nach, dassinsbesondereinRegionen
mit einemzuvor vergleichs weise niedri-
genLohnniveau einTeil der sehr klei-
nen Betriebe mitweniger als drei Be-
schäftigten aufgab. Deren Mitarbeiter
wurden in derRegelaber offenbar nicht
arbeitslos, sondernwechselten zugrö-
ßeren,stabileren Betrieben, die zum
Teil schonvorder Einführung desge-
setzlichen Mindestlohns mehrals 8,

Euroinder Stunde zahlten. Solche
Wechsel seien vorallem im Osten
Deutschlands zu beobachtengewesen
und dortinsbesondereimEinzelhandel
sowie im Gastgewerb e, sagt IAB-For-
scher MatthiasUmkehrer.
Der Mindestlohn habe also die Be-
triebs struktur in den betroffenen Regio-
nen verbessert, schreiben dieAutoren.
Zudem deuteten die Ergebnisse darauf
hin, dassdie Arbeitsproduktivitätge-
stiegen sei, da nun mehr Beschäftigtein
produktiveren Betrieben arbeiteten.
Darüber hinaus habe der Mindestlohn
dazu beigetragen, dassdie Lohnun-
gleichheit abgenommen habe.Zu die-
sem Ergebnis warinder vergangenen
Wocheauchdas Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschunggekommen.
Die Wissenschaftler zeichnen alles
in allem ein positives Bild der Effekte
des gesetzlichen Mindestlohns, auch
wenn es durchaus Verlierer gebe, wie es
in derStudie heißt–etwadie Betriebe,
die aufgebenmussten.ForscherUmk eh-
rerweistjedochdarauf hin, dassdie Er-
gebnisse nichtverallgemeinertwerden
können. „Der Mindestlohn wurde in
Deutschland eingeführt, als es derWirt-
schaf tsehr gut ging“, sagteer. „In einer
Rezession hätteereine ganz andere
Wirkung haben können. Oder auch,
wenn er deutlichhöher angesetztwor-
den wäre.“ Grüne, SPD und Linkeset-
zen sichdafür ein, dassder Mindest-
lohn auf 12 Euroangehoben wird.

itz. BERLIN.Bundesverkehrsminister
Andreas Scheuer (CSU) hat sichdafür
ausgesprochen, die Mobilitätskonzepte
der Zukunftmöglichstunvoreingenom-
men zu entwickeln. Niemandwisse, wel-
cheTechniken sichdurchsetzten oder
nochentstünden, sagteScheuer am
Dienstagauf dem zweiten Mobilitätsgip-
felder FrankfurterAllgemeinenZei-
tung in Berlin. Deshalb müsse Deutsch-
land seineFähigkeiten in Planung,For-
schung, Entwicklung und Produktion
möglichstbreit einsetzen: „Sichnur auf
Elektromobilität zukonzentrierenwäre
ein energiepolitischerFehler.“
Scheuer zufolgesollen dieStädteeine
bessereKopplung unterschiedlicherVer-
kehrsträgerausprobieren und nicht
gleichbeim ersten Rückschlag die Flin-
te ins Korn werfen. In Berlinetwa ließe
sichder vordem Ausstehende Dienst
für Anrufsammeltaxis namens Berlkö-
nig durchaus fortsetzen, dazu könne
sichdie Stadt um eineFörderung des
Bundes bewerben.Falschsei es, die At-
traktivität des öffentlichenNahver kehrs
nurüber niedrigePreise erhöhen zuwol-
len, mahnteder CSU-Politiker und

sprach damit Forderungen an, nach
dem Beispiel Wiens Jahresfahrkarten
für 365 Euroeinzuführen.Diese Argu-
mentation ignoriere, dassdie österrei-
chische Hauptstadt zuerst in Ef fizienz
und Qualität imNahver kehr in vestiert
habe.Auch für Deutschland müssegel-
ten, dasserstdas Angebotzustimmen
habe, bevorman den Preisverändere.
Scheuerverwies da rauf, da sssein Vor-
schlag, nachts U-Bahnenzum Pake t-
transportzunutzen, schon 1992 in ei-
nem Gutachten aufgetaucht sei. Sein Mi-
nisterium habe jetzt zweiStädteausfin-
dig gemacht,wo das möglicherweise rea-
lisierbar sei.Namen nannteernicht, ver-
mutlichhandeltessichumHamburg
und Berlin. Der Weitertransportvon
„Mikrohubs“ auskönnteumweltfreund-
lichüber Lastenräder erfolgen. DieZahl
der Pakettransportewerdesichinzehn
Jahren auf neun Milliarden fastverdrei-
fachen. Ein anderes Beispiel sei die Ma-
gnetschwebebahn.Vor20Jahren sei sie
am Münchner Flughafen gescheitert,
jetzt aber wiedervorstellbar,allerdings
nicht als Superschnellzug, sondernmit
150 Kilometern in derStunde.

mj. FRANKFURT. Es is teine dergröß-
tenEntschädigungssummen, die je-
mals nach einerEnteignung durchei-
nen Staatzugesprochen wurde: 50 Mil-
liarden Dollar soll derrussischeStaat
einerGruppevon Aktionärendes mitt-
lerweile zerschlagenen Yukos-Kon-
zernszahlen. Das hatein Be rufungsge-
richtinDen Haagam Dienstagent-
schiedenund damit einen früheren
Schiedsspruchdes ebenfallsvorOrtan-
gesiedelten ständ igen Schiedsgerichts-
hofs (Permanent CourtofArbitration)
ausdem Jahr2014 bestätigt.Damit
wäre diesesUrteil für diefrüheren Ei-
gentümervollstreckbar.Das russische
Justizministerium in Moskaukündigte
jedoch an, das Berufungsurteil in letz-
terInstanz vordem HohenRatder Nie-
derlande angreifenzuwollen.

Yukosgehörte ein st MichailChodor-
kowskij,einem der schärfsten Kritiker
vonPräsident Wladimir Putin.Wegen
angeblicher Steuerhinterziehungin
Milliardenhöhe wurde Chodorkowskij
festgenommen. 2006wurde Yukosfür
insol vent erklärt. De rKonzernwurde
aufgeteilt, große Teilesicher te sichun-
teranderem derStaatskonzernRos-
neft .Die Altaktionäreberie fensich
auf den Investorens chutz ausdem Ener-
giecharta-Vertrag. Russland bestreitet,
diesesAbkommen über internationale
Energie- und Handelsbeziehungenrati-
fiziertzuhaben. Die Richter desBeru-
fungsgerichts argumentierten hinge-
gen, dassRusslandden Vertrag unter-
zeichnethabe. Damit habesichder
Staatauchden Regeln einesSchiedsver-
fahrens unterworfen.

wvp. WASHINGTON.Ein wissenschaft-
licher Aufsatz hat ein Beben in derWelt-
bank ausgelöstund wirdinZusammen-
hang mit dem überraschendenAbschied
derChefvolkswirtin Pinelopi Goldbergge-
bracht. DreiForscher,darunter einWelt-
bank-Ökonom, habenstarke Hinweise da-
für gefunden, dassdie Eliten armer Län-
der bedeutende Anteile der Entwicklungs-
hilfeeinkassieren und in Ste ueroasen
schleusen. Hohe Entwicklungshilfe-Zah-
lungengehen demzufolgeeinher mit ei-
nem hohen Anstieg der Guthaben beiFi-
nanzinstituten in Ländern, die für das
Bankgeheimnis und diskrete Vermögens-
beratung bekannt sind.Auffälligist:Die
Guthabenstiegen immer dann,wenn Ent-
wicklungshilfeüberwiesen wurde.
Die Fachleutehaben eineReihe vonal-
ternative nDeutungen ausgeschlossen.We-
der Naturkatastrophen, Finanzkrisen
nochBürgerkriegehaben die Empfänger-
länder veranlasst,Entwicklungshilfein
Steueroasen zu parken. DieForscher Jør-
genJuel Andersen, Niels Johannesen und

Bob Rijkershaben für ihreUntersuchung
zwei Datensätze abgeglichen: einerseits
die vierteljährlichenZahlungen derWelt-
bank andie22 be dürftigsten Länder,ande-
rerseits Daten der Bank für Internationa-
len Zahlungsausgleich, die den Anstieg
vonGuthabender armen Länder inSteuer-
oasen dokumentieren. Das brisanteErgeb-
nis: Immer,wenn in einemVierteljahr die
Entwicklungshilfe-Zahlung ein Prozent
der Wirtschaftsleistung des bedürftigen
Landes überstieg, stiegen dessen Gutha-
ben in Steueroasen um 3,4 Prozent imVer-
gleichzuden GuthabenvonLändern, die
keine Entwicklungshilfebezogen. DieAus-
landsguthabender armen Länder in Län-
dern, diekeine Steueroasen sind,stiegen
in dieserZeit hingegen nicht.
Die Autoren räumen ein, dassalternati-
ve Deutungen möglichsind: Sokönnten
globale Unternehmen, die mit der Exekuti-
on bestimmter Entwicklungshilfeprogram-
me betraut werden, ihr Geld in der
Schweiz oder auf den Cayman-Inseln legi-
tim anlegenwollen. Gleichwohl legen die

Forscher die Deutung nahe, dassEntwick-
lungshilfeabgezweigt und auf Privatkon-
teninSteueroasenversteck twerde. Aller-
dings haben die makroökonomischen Da-
tensätze ihreGrenzen: DieForscher kön-
nen daraus nicht ermitteln,werdas Ver-
mögen anhäuftinden Phasen hoher Ent-
wicklungshilfe-Zuwendungen. Sie haben
auchversucht, die sogenannten Sickeref-
fektezubeziffern –und kommen zu dem
Ergebnis,dassungefähr5Prozent der Ent-
wicklungshilfeabgezweigt werden. Der
vermutete Zugriff der Elitenkönnteeine
Teilerklärung für die oftmals beklagtege-
ringeEffektivitätvonEntwicklungshilfe
liefern.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat ei-
nen ähnlichenAbzweigungsmechanismus
aufgespürt:Wissenschaftlerforschtenda-
mals,wo der Ölreichtum schlecht regier-
terarmer Länder landet.Sie fanden her-
aus, dassrund 15 Prozent der Ölgewinne
abgezweigtwerden und sichauf privaten
Bankkonten inSteueroasen wiederfinden.
Im Vergleichdazu schneidetdie Entwick-

lungshilfegut ab. Die Autoren führen das
darauf zurück, dassdie Hilfestärkerüber-
wachtwird.
Der Aufsatz mit seinembrisanten In-
halt solltezunächstals Diskussionspapier
vonder Weltbankveröffentlichtwerden
und später in einer Wissenschaftszeit-
schrift. Nach Informationen derF.A.Z.
musste das Papier innerhalb derWeltbank
einen außergewöhnlichlangen Prüfpro-
zessdurchlaufen. Esgabmehrer eVersu-
che, den Inhalt zuverwässern, offenbar
politischmotiviert. Die Wirtschaftszei-
tung „The Economist“ berichtete, die Welt-
bankwolltedie Veröffentlichung sogar
blockieren. DieAutorenwussten davon
nichts und haben inzwischen dieNach-
richtbekommen, dassder Aufsatz veröf-
fentlich wird. Es gibt Hinweise, dassdie
vorzeitigeResignation derWeltbank-Chef-
ökonomin Pinelopi Goldbergmit denVer-
suchen in Zusammenhangsteht, dasPa-
pier zu bremsen.Vorzeitig seine Amtszeit
beendete übrigens auchGoldbergsVorgän-
ger, der Nobelpreisträger PaulRomer.

Ü


berfüllteNotaufnahmen, viele
Bagatellfälle, unklareZustän-
digkeiten, unnütze Rettungs-
fahrten: Fast alle Akteureim
deutschen Gesundheitswesen sind der An-
sicht, dassdie Notfallversorgungrefor-
miertwerden muss. DieFrageist nur,
wie. Der umtriebigeGesundheitsminister
Jens Spahn, der sichmit seinem Fleiß
zum CDU-Vorsitzenden undKanzlerkan-
didaten empfehlen will, hat dazu einen
Gesetzentwurfvorgelegt, der auf einge-
teiltes Echostößt.Inder sogenannten
Fachanhörung äußertenjetzt die Kran-
kenkassen und die niedergelassenen Ärz-
te Zustimmung,während die Krankenhäu-
ser unzufrieden sind.
Bisher gibt esNotfall versorgung so-
wohl durch die Kliniken als auchdurch
die Kassenärzte. Spahn will diese Angebo-
te zusammenführen, unter anderem
durch einheitliche Anlaufstellen in den
Kliniken, sogenannteInteg rierte Notfall-
zentren (INZ), und durch ein telefoni-
sches Leitsystem, das über Hausbesuche
oder Rettungseinsätze entscheidet. Dabei
bleiben beideRufnummernerhalten, die
112 der Leitstellen und die 116 117 des
ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Die INZ
sollen dieNotaufnahmen entlasten, über
die Dringlichkeit derFälle entscheiden
und festlegen,wo die Behandlung erfolgt.

Streit gibt es über dieFrage, welche
Krankenhäuser INZ einrichten dürfen
und werdie neuen Anlaufstellen führen
soll. DieKassenärztliche Bundesvereini-
gung begrüßte, dassihre örtlichenVerei-
nigungen (KV) die organisatorische Lei-
tung des ambulantenTeils übernähmen.
Unklar sei aber nochdie Finanzierung,
diese dürfe nicht aus den KV-Haushalten
kommen.Auch die gesetzlichen Kranken-
kassen (GKV) begrüßen Spahns Pläne.
„Wer ambulant behandeltwerden kann,
gehörtweder in dieNotaufnahme nochin
ein Krankenhausbett“,teilteder GKV-

Spitzenverband mit.„Werhingegen mit
Blaulicht in die Klinikkommt, wirdauch
künftig ohneUmwegsofor tinder Notauf-
nahmeversorgt.“ Ebenfallsrichtig sei die
Neuregelung fürRettungsfahrten. Sie soll
die Praxis beenden, dassdie Kassen nur
dann für Einsätze bezahlen,wenn derPa-
tient in eine Klinikgebracht wird. Das hat-
tezuunnützenTransportenvon leicht Er-
kranktengeführt. Andersals zunächstge-
plant, organisieren die Bundesländer
auchkünftig dieRettungsdienste.
Kritik an denReformen kamvon der
Deutschen Krankenhausgesellschaft. Da

nur ausgewählteKliniken dieNotfalls tel-
len einrichten dürften, würden sichdie
Wartezeiten und dieÜberfüllung noch
verschärfen.
EinemKonzeptzufolg ekönnten dem-
nächs t1120 statt 1750 Häuser aufNotfäl-
le eingerichtet sein. Die Diakonie und der
Evangelische Krankenhausverband for-
derten, das sdie fachliche Leitung der INZ
bei den Kliniken liegen müsse.Abzuleh-
nen sei auch, dassKrankenhäuser ohne
INZ-Zulassung für die ambulanteNotver-
sorgung nur 50 Prozent derVergütung er-
halten sollen.

loe. BERLIN.Seit derUmweltverband
Grüne Ligavor Gericht erreicht hat,
dassdie Baumfällarbeiten auf dem Ge-
lände der geplanten Tesla-Fabrik in
Brandenburgvorer st ruhen, kochen die
Emotionen hoch.Führende Ökonomen,
die Bundesumweltministerin, der Bun-
deswirtschaftsminister: sie allewarnen
voreinemRückschlag für denStandort
Deutschland,wenn selbstein Werk für
Elektroautos aufWiderstand stößt.Nun
wagensichauchdie bislang zu diesem
Thema schweigsamen Grünen aus der
Deckung und kritisieren dieUmweltver-
bände.
„Eine Kiefernholzplantagezum
Kampffeld zu machen istabsurd. Das hat
mit Naturschutz nichts zu tun“,sagteder
Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver
KrischeramDienstag. Deutschlandbrau-
cheInvestitionen in einezukunftsfähige
Industrie .„Wirhaben in Deutschland ein
nie dagewesenes Artensterben, aber das

hat nichts mitTesla-Gigafactories oder
der Windenergie zu tun. Schade, dassei-
nigeVereine offensichtlichweniger den
Natur-und Ar tenschutzals vielmehr den
Kampfgegen Klimaschutz und Energie-
wende imFokushabenund das Arten-
schutzrecht missbrauchen.“
Dies dürfteeine Anspielung auf einen
der zweiVereine sein,die das Gerichts-
verfahren insRollen gebracht haben: den
Verein für Landschaftspflegeund Arten-
schutz in Bayern.Dieser steht der Initiati-
ve Vernunftkraftnahe, die wiederum
dem Ausbau derWindkraftkritischge-
genübersteht.Schon in denvergangenen
TagenhatteesVerwunderung darüberge-
geben, warumbayerischeWindkraftgeg-
nergegeneine Elektroautofabrik in Bran-
denburg klagen.
„Jedem in Deutschlandsteht derWeg
vordas Verwaltungsgericht frei, das ist
auchgut so“, ergänzteder Düsseldorfer
Ökonom Jens Südekum. „Allerdings
habe ichimFall Tesla das Gefühl, dass
es hier um destruktiveVerzögerungstak-
tik geht.“ Er plädiertdafür,den Klage-
wegauf eine Instanz zuverkürzen und
bei schon ausgewiesenen Gewerbegebie-
tenwie in Grünheidekeine Einwände
vonNaturschützernmehr zuzulassen.
Die FDP sprachsichfür Sonderzonen
mit wenigerRegeln instrukturschwa-
chen Gebietenaus. Mit einer Entschei-
dung des Oberverwaltungsgerichts, ob
Tesla die übrigen Bäume für den ersten
Bauabschnittfällen darf, wirdbis Ende
der Wochegerechnet. Für die Fabrik gibt
es nochkeine Baugenehmigung, da die
Bürgernochbis zum 5. MärzEinwände
einreichenkönnen. Das Landesumwelt-
amt hattedie Rodung trotzdemgestat-
tet, weil im März die Brutperiode derVö-
gelbeginnt.

Entwicklungshilfe landetinSt eueroasen


EinebrisanteStudie stellt die Hilfsprogramme derWeltbank inFrage–eine prominenteForscherin tritt zurück


HöhereLöhne, mehr Beschäftigte


Effektedes gesetzlichen Mindestlohnsuntersucht


EinWagen für echteNotfälle:Transportemit einemRettungswagen sollen leicht Erkranktenkünftig vorenthaltenwerden. Foto dpa

Grüneverteidig en Tesla


„Eine Kiefernholzplantageals Kampffeld is tabsurd“


50 Millia rden Dollarfür Yukos


Russland soll enormeEntschädigung zahlen


Spahns umstritten eNotfallpläne


loe. BERLIN.Amnächsten Sonntag
soll es soweit sein: Dann tritt der um-
strittene MietendeckelinKraft,mit
dem dierot-rot-grüne Landesregierung
in Berlin die Mieter in der Hauptstadt
entlastenwill. Verabschiedethat dasAb-
geordnetenhaus das Gesetz zwar schon
Ende Januar.Docherstnach derVeröf-
fentlichung im Gesetzes- undVerord-
nungsblatt entfaltet es seineWirkung.
Geht es nach demWillen der CDU-
Bundestagsfraktion, soll diesaber nicht
langesobleiben. In derUnionsfraktion
hätten mehr als 190 der 246Abgeordne-
tendafür unterschrieben,denMietende-
ckel vordem Bundesverfassungsgericht
anzufechten. Damit sei das nötigeQuo-
rumvon 178Unterstützern–ein Viertel
allerAbgeordneten im Bundestag –er-
reicht, teilteder Berliner CDU-Abgeord-
nete Jan-Marco Luczak am Dienstag
mit.Daauchdie FDP sichander Klage
beteiligenwolle, werdediese am Ende
wohl vonmehr als 250 Bundestagsabge-
ordne tenunter stützt.„Den Antragbeim
Bundesverfassungsgerichtwerden wir
nochdeutlichvor der Sommerpausestel-
len“,kündigteLuczakan. Schon seit der
Berliner Senat seine Pläne imvergange-

nen Sommer zum ersten Malvorstellte,
läuftsichdie CDU für eineNormenkon-
trollklagewarm. Sie argumentiert, dass
das Mietrecht Sache des Bundes sei, das
Land Berlin alsokein solches Gesetz er-
lassen dürfe.Einenersten Eilantragvon
Vermieter ngegen den Deckelhattedas
Gericht inKarlsruhe in derVorwoche
aus formalen Gründenverworfen.
Mit dem Gesetzwerden die Mieten
für rund 1,5 Millionenvordem Jahr
2014 gebauteWohnungen für fünfJahre
eingefroren. Zudem führtder Senat
Obergrenzen ein, die imFall vonNeu-
vermietun gennicht überschrittenwer-
den dürfen. Inklusive aller Aufschläge
sind maximal 11,54 Euro je Quadratme-
terKaltmieteerlaubt.Bestandsmieten
dürfenmaximal20Prozent über den
nachBaujahrengestaffelten Obergren-
zen liegen. Allerdings gibt es auchunter
CDU- und FDP-AnhängernBefürwor-
terdes Mietendeckels. Laut einerreprä-
sentativenUmfragevon Infratestdimap
befürworten 68 Prozent der Anhänger
der CDU den Deckel. So garinFDP-Krei-
sen überwiegt dieZahl derer,die ihn
eher gutfinden (47 Prozent), imVer-
gleichzuden Gegnern(44 Prozent).

Kiefer nnahe Grünheide FotoAFP

wmu.BRÜSSEL.Die „schwarze Liste“
vonLändern,welche die EUalsSteueroa-
sen einstuft, wirdwieder län gerund um-
fasstnun zwölf Länder.Die EU-Finanz-
ministerhaben am DienstaginBrüssel
beschlossen,die bisher acht Staatenum-
fassende Liste um die Caymaninseln,
Panama, die Seychellen und denPazifik-
Kleinstaat Palau zuverlängern. Die Län-
der hätten ihreder EUgemachten Zusa-
genzu„Steuerreformen“ nicht insWerk
gesetzt, sagteder amtierendeRatsvorsit-
zende, KroatiensFinanzministerZdrav-
ko Marić,nach demTreffen.
Weiter auf der Liste ste hen Amerika-
nisch-Samoa, Fidschi, Guam, Oman,
Samoa,Trinidad undTobago, die Ame-
rikanischen Jungferninseln undVanua-
tu. Aufdie Liste kommen Länder,die
sichnachdem Urteil der EU imgloba-
len Kampfgegen Steuerbetrug und
-flucht „nicht kooperativ“ verhalten.
Das Ziel lautet, bisherigeSteueroasen
durch das AnprangernzuGesetzesände-
rungen und mehrSteuertransparenz zu
bewegen. Sanktionen sind damitderzeit
nichtverbunden. EU-Steuerkommissar
Paolo Gentiloni sagte, daskönne sich
aber ändern. Die EU passt die Liste re-
gelmäßig an.
Ein Land wirdals „nichtkooperativ“
eingestuft,wenn es entweder nicht zum
Informationsaustausch und zur Amtshil-
fe mit der EU in Steuerfragen bereit ist
oder Steuerprivilegiengewährt, die nach
der Definition des EU-Verhaltenskode-
xesfür die Unternehmensbesteuerung
als schädlichgelten. Auchsoll eskeine
Offshore-Strukturen zum Anlockenvon
Gewinnenfördern, diekeine „realewirt-
schaftliche Aktivität“ am Ortspiegeln.
Die Caymaninseln sind seit langem als
Steueroase bekannt. Vordem Brexit hat-

te das Veto Großbritanniens aber immer
verhindert, dassdas britischeÜberseege-
bietinder Karibik auf die Listekam.
Schon früherwarenzudemForderungen
erhobenworden, auchdie britischenKa-
nalinseln alsSteueroasen auszuweisen.
Der CSU-Europaabgeordnete Markus
Ferber sagte, die AufnahmederCayman-
inseln sei aucheine Warnung an dasVer-
einigteKönigreich. DerTraum einiger
britischer Brexit-Befürworter, „eineSteu-
eroasevorder europäischeKüstezuma-
chen“, werdesichnicht erfüllen. Sobald
sichdie britischeRegierung in diese Rich-
tung bewege,„werden die Briten auch
auf der schwarzen Liste enden“.
Panama,das durchdie „Panama-
Leaks“ alsSteueroase bekanntist,war im
Dezember 2017 auf die Liste gesetzt wor-
den, als diese erstmals erstellt wurde.
Kurz danachentferntedie EU das Land
aber vonder Liste.Jetzt wir dPanam awie-
der als „nichtkooperativ“ eingestuft. Die
Ministerbemängelten, die panamaischen
Behördenseien nicht bereit, mit der EU
in Steuerfragen zusammenzuarbeiten.
Zwölf Länder bleiben unterverschärfter
Beobachtung, da sie „ihreVerpflichtun-
gennocherfüllen müssen“.Sie bekom-
men zeitlichen Aufschub,meistbis Jah-
resende.Unte rdiesen Ländernbefinden
sichdie Türkei und Bosnien-Hercegovi-
na direkt an der EU-Außengrenze. Der
österreichische FinanzministerGernot
Blümel sagte,wenn dieTürkei nicht bald
kooperiere,werdesichseine Regierung
dafür einsetzen, dassdas Land auf die
schwarze Listekomme.Der Grünen-Ab-
geordnete Sven Giegoldkritisierte, den
EU-Staaten fehle der Mut,die Türkei und
auchdie VereinigtenStaaten auf die Lis-
te zu setzen. BesondersAmerika lade
über anonyme Briefkastenunternehmen
und Depots zurSteuerflucht ein.

Zwei felam365-Euro-Ticket


Scheuer:ErstNahver kehrsangebotverbessern


Ein Gesetzentwurf


zur Rettungsversorgung


spalt et dieGemüter.


Unklar bleibt,welche


Kli niken Kranke


aufnehmen dürfen.


VonChristian Geinitz,


Berlin


GenugUnterschriften für eine


Klagegegen den Mietendeckel


CDU will baldvordas Bundesverfassungsgericht


Caymaninseln auf schwarzer Liste


Die EUstuftmehr Länder alsSteueroasen ein


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wirtschaft MITTWOCH,19. FEBRUAR2020·NR.42·SEITE 17

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