Frankfurter Allgemeine Zeitung - 19.02.2020

(ff) #1

A


mTag danach hat Kone-Vor-
standschef Hendrik Ehrnrooth
die Enttäuschung über dieAb-
sagevon Thyssen-Kruppnoch
nicht ganz überwunden. „Wir hatten
zwanzig Jahre auf diesen Deal hingearbei-
tet, weil seine industrielle Logik einfach
phantastischist.Ich glaube, esgabnicht
viele Industriezusammenschlüsse, die ei-
nen solchenWert abgeworfenhätten“,
sagteder Vorstandsvorsitzende desfinni-
schenAufzugherstellers.Aber seit Mon-
tagkonzentriertsichThyssen-Krupp
beim geplantenVerkauf seines begehrten
Aufzuggeschäftesauf Verhandlungen mit
zwei Gruppen vonFinanzinvestoren.
Kone is tdraußen und will da auchblei-
ben. Dabei hatten dieFinnen zuvor das
höchs te Angebotvorgelegt.Angeblichwa-
renesmehr als 17 Milliarden Euro, eine
Zahl, die Ehrnrooth nichtkommentieren
will.
„Wir konnten nichtweiter gehen“, sag-
te er im Gesprächmit der F.A.Z. „Das hat-
te sichschon an denvergangenenTagen
abgezeichnet. Nach der Rating-Abstufung
durch Moody’s am Montagwarfür uns
klar,dassdas finanzielle Risikozugroß
würde“, beschrieb derKone-Chef seine
Sicht der Dinge. Bei Thyssen-Krupp
klingt das anders. DorthatteFinanzvor-
stand Johannes Dietschvorsorglichschon
in dervorigenWoche daraufverwiesen,
dassbeim Zuschlag fürKone eine „um-
fangreiche Kartellprüfung“ zu befürchten
sei. E hrnrooth widersprach: „DieWettbe-
werbsprüfungwäre in dervonuns vorbe-
reiteten Konstruktion für Thyssen-Krupp
kein Hindernisgewesen.“ Kone habe an-

geboten, möglicheVerzögerungenfinan-
ziell abzufedern. Ein bis anderthalb Jah-
re,schätzt Ehrnrooth, hätteesgedauert,
bis Kone dieÜbernahmetatsächlichhät-
te vollziehenkönnen.„Wir warenbereit,
dieseZeit mit einer Abschlagszahlung
von2,5 Milliarden Eurodirekt bei derUn-
terzeichnung desKaufvertrages zu über-
brücken.“ Aber das sei zuwaghalsigge-
worden. „Wenn Thyssen-Krupp zwischen
der Unterzeichnung und demVollzug der
Übernahmeinsolvent werden würde, hät-

tenwir dieses Geldverloren. Dieses Risi-
ko wurde uns zugroß“, sagteer.
Thyssens Finanzchef JohannesDietsch
bezeichnet das al sAffront.Kone sei aufge-
fordertworden, solcheAussagen zu unter-
lassen.„Thyssen-Kruppverfügt per Ende
Dezember über eine Liquiditätvon5,
Milliarden Euro, die sichaus liquiden Mit-
teln und freien,fest zugesagten Kreditlini-
en zusammensetzt“, heißt es in einem in-
ternen Schreibenvonihm an dieFüh-
rungskräfte des Stahlkonzerns. Durch die

anstehende Elevator-Transaktion sei zu-
dem ein erheblicher Mittelzuflussund
eine Eigenkapitalstärkung zu erwarten.
Für denKone-Chefkommt es dabei auf
das Tempoan. „Wenn ein Private-Equity-
Investor sehr schnell das Geld auf den
Tischlegt, stimmt das“, sagteEhrnrooth.
„Deshalb hat sichThyssen-Krupp dafür
entschieden,lieber früherweniger als spä-
termehr Geld einzunehmen.Wegenihrer
finanziellen Lagekonnten sie nicht län-
gerwarten. So einfachist das.“ Die Börse
quittierte die EntscheidunggegenKone
auchamDienstagmit hohenKursverlus-
tenfür Th yssen-Krupp. Die Aktierutsch-
te auf den tiefsten Stand seit demvorigen
Sommer.
Die Gewerkschaf tIGMetall stand
Kone vonAnfang an misstrauischgegen-
über,weil sie denVerlustvieler Arbeits-
plätze befürchtete.Jetzt verlangt sievon
den verbliebenenKaufinteressentenZusa-
genfür eine langfristigeStandort- und Be-
schäftigungssicherung.Zusätzlichgeht es
ihr um Garantien für Investitionen und
Forschungsmittel sowie den Erhalt der
Mitbestimmung.„Wir würden uns wün-
schen, dassThyssen-Krupp eine Minder-
heitsbeteiligung behält“, sagteder nord-
rhein-westfälische IG-Metall-Chef Knut
Giesler.Obessokommt, will derKon-
zernmöglichs tbis EndeFebrua rentschei-
den. Ehrnrooth bezweifelt, dassdie mehr
als 50 000 Mitarbeiter,davonrund 5000
in Deutschland, mit einemFinanzinves-
torbesser fahren werden. „Die Beschäftig-
tenwerden ein Unternehmenbekom-
men, das die neuen Eigentümer mit ei-
nem enormen Schuldenbergbelastenwer-
den“, sagteervoraus. „Ichglaube, dasses
für die Mitarbeiter bessergewesen wäre,
Teil eines sehr starkenWeltunterneh-
mens zuwerden.“
Als Unternehmen, das sichseit 95 Jah-
reninFamilienhand befinde, legeKone
vonjeher größtenWertauf einkonstrukti-
vesMiteinander und ein gutesVerhältnis
zur Belegschaft. „Dasgehörtzuunserer
Tradition und unserem Selbstverständ-
nis“, meinteEhrnrooth. Mit demVerspre-
chen, sichandiese Wertezuhalten, sei
man auchindie Gespräche mit Thyssen-
Krupp gegangen. „Und vergessen Sie
nicht :Wir hätten den Mitarbeiterndie
Wachstumschancen einesglobal aufge-
stelltenUnternehmens geboten.“ Kone
werdesichjetzt vorrangig auf organisches
Wachstum konzentrieren.

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FrustinFinnland:Kone-Chef Henrik Ehrnroothbot viel und bekommtnichts. FotoEPA

Angstvor einer Thyssen-Insolvenz


lid. NEWYORK.Das Coronavirus hin-
terlässt in derWirtschaf timmer deutli-
chereSpuren, undApplehat dafür jetzt
dasbislang prominenteste Beispielgelie-
fert:Der amerikanische Elektronikkon-
zernhat seine erst vordreiWoche ngege-
beneUmsatzprognosewegender Fol-
gender Epidemie für daslaufende Quar-
tal zurückgenommen und sieht sichvor-
erst nicht in der Lage, eine neueVorher-
sagezugeben. Erst b ei derVorlageder
nächsten Geschäftsergebnisse im April
soll esweitereEinzelheitengeben. Die
Nachrichtbescherte Apple an der Börse
einenRückschlag, die Aktieverlor am
Dienstag zeitweise drei Prozent an
Wert.Ind en vergangenen zwölf Mona-
tenhat sic hder Aktienkursvon Apple
fast verdoppelt, dasUnternehmen wird
derzeit mit mehr als 1,4 BillionenDol-
lar be wertet.
Dassdas Coronavirus Apple hart
trif ft,kommt nicht unerwartet,denn
der Konzernist enormabhängigvon
China,wo die Epidemie ihrenAusgang
nahm. China istfür dasUnternehmen
als Produktionsstandortund auchals
Absatzmarktvonhoher Bedeutung.Auf-
tragsfertiger wieFoxconn stellen in dem
Land einengroßen Teil der Apple-Pro-
duktewie iPhones her,und nur im ame-
rikanischen Heimatmarkt erzielt dasUn-
ternehmen nochmehr Umsatz als in
China. DieseAbhängigkeitvonChina
macht sic hnunni chtzum er sten Malne-
gativ bemerkbar.Vor etwasmehr als ei-
nem Jahr sah sichApple schon einmal
gezwungen, seine Umsatzprognose
nachunten zukorrigieren, und begrün-
dete dasvorallem mit einerAbschwä-
chung des Geschäfts in China, die wie-
derum mit dem Handelskonflikt mit
den VereinigtenStaaten inVerbindung
gebracht wurde. Dieser Handelsstreit
hatApple dasganze vergangene Jahr in
Atem gehalten, und derKonzernmuss-
te fürchten, dass auf in China hergestell-
te iPhones und andereGerät eEinfuhr-
zölle erhobenwerden. Die jüngste Ent-
schärfung in derAuseinandersetzung
hat allerdings dafürgesorgt, dassApple
vorerstweitgehend vonZöllen ver-
schont bleiben wird.
Stattdessen bringt nun das Corona-
virus neueUnsicherheit ins Geschäft.

Schon bei derVorlageseiner Quartals-
zahlenvordreiWochen sprachApple
das an, sah sichdamals aber nochinder
Lage, eineUmsatzprognose zugeben.
Das istnun aber hinfällig. In einer Mit-
teilung sprachApple voneiner „langsa-
merenRückke hr zu normalenBedingun-
genals er wartet“. Das Geschäftwird
auf zweierleiWeise belastet. Zum einen
werdeApple weniger iPhonesverfügbar
haben als erhofft.Zwarhätten die Auf-
tragsherstellervon Apple ihreWerke
mittlerweile wiedergeöffnet, aber die
Produktionwerdenicht so schnell wie-
der hochgefahren wie erwartet,und
dies werdedie Umsätze auf derganzen
Welt belasten. Zum anderen leide auch
die Nachfrag enachApple-Produkten in
China. DerKonzernhat in dem Land 42
Läden und verkauftseine Produkte
auchüber Geschäfte vonPartnern. Alle
eigenenStandorte und viele der ande-
renLäden seienwegendes Coronavirus
zwischenzeitlich geschlossen worden.
Zwar würden nun nachund nachwieder
Geschäfte eröffnet, aber die Besucher-
zahlen seien sehr niedrig.
Die Warnung kommt, nachdem sich
das Geschäftvon Apple zuletztweiter
erholt hatte. In seinem Quartalsbericht
im Januar meldete der Konzernfür das
iPhone und das GeschäftinChina zum
ersten Mal seit einigerZeit wieder einen
Umsatzanstieg. Er wies jetzt in seiner
Mitteilung auchdarauf hin, dassdie
Nachfrag enachseinen Produkten außer-
halb Chinas robust bleibe und die Erwar-
tungen erfülle.

Kone-ChefEhrnrooth


sieh tden Ruhrkonzern


in einer prekärenLage.


DerFinanzchefdes


Stahlun ternehmensaber


hält dagegen.


VonHelmut Bünder,


Düsseldorf


Coronavirus beschertApple


neuenRückschlag


Der Konzernist zweifachvon China abhängig


Apple

Wochenschlusskurse.18.2.imTagesverlauf.
Quelle:Refinitiv F.A.Z.-GrafikHeß

inDolla rISIN US

150

190

230

270

310

350

22.2.2019 18.2.

FRANKFURTER ALLGEMEINEZEITUNG Unternehmen MITTWOCH, 19.FEBRUAR 2020·NR.42·SEITE

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