Frankfurter Allgemeine Zeitung - 19.02.2020

(ff) #1
FIRMENINDEX Seite
Alstom ............................................................ 22
Amazon ................................................ 20, 22
Apple ............................................................... 19
BHP ................................................................... 21

Bombardier ................................................. 22
Commerzbank .......................................... 23
Continental ................................................. 15
Daimler ........................................................... 18
Deutsche Bank ............................... 20, 23

Deutsche Börse ....................................... 23
Francotyp-Postalia ................................ 18
FranklinTempleton .............................. 25
Glencore ....................................................... 21
Harley-Davidson ..................................... 20

HSBC ................................................................. 22
Intesa Sanpaolo ............................. 21, 22
Kone ................................................................. 19
Legg Mason ................................................ 25
Opel ................................................................. 18

Space X .......................................................... 18
Thyssen-Krupp ......................................... 19
Ubi Banca ............................................ 21, 22
Unicredit ....................................................... 22
Volocopter .................................................. 18

I


nItaliengibtese ine überraschen-
de Bankenfusion.Wenige Stunden
nach derVorstellungdes neuen
Strategieplansfür die Jahrebis
2022wurde die Spitzeder mittelgroßen
italienischenUbi Bancaam Montag um
Mitternacht voneinemFusionsangebot
des BranchenriesenIntesa Sanpaoloüber-
rascht. Bisher sagte der Geschäftsführer
vonSanpaolo Intesa, Carlo Messina, im-
mer wieder,man se inicht an Banküber-
nahmen interessiert .Denndamitwerde
die große ErtragskraftvonIntesa Sanpao-
lo geschmälert.SchließlichhatteIntesa
Sanpaolo für 2019 die Aktionäre mitei-
nem Nettog ewinn von4,2 Milliarden
Euround einerAusschüttungsquote von
80 Prozent bedienenkönnen.Nungibtes

doch eine Ausnahmevonden früheren
Ankündigungen.
Intesa Sanpaolo bieteteinen Aktien-
tausch für Ubi Banca mit Sitz in Bergamo.
Die Titelvon Ubi Banca sollengegenüber
dem Schlusskursder vergangenenWoche
mit einerZusatzprämievonrund 28 Pro-
zent bewertet werden. Die Operation um-
fasstinsgesamt einVolumenvonknapp
fünf Milliarden Euro. GrößteAktionäre
vonIntesa Sanpaolo sind bisher dieTuri-
ner Sparkassenstiftung Compagnia di San
Paolo (6,8 Prozent),Blackrock(fünf Pro-
zent) und die Sparkassenstiftung der Lom-
bardei, Cariplo (4,4 Prozent).Ubi Banca
wirdkontrolliertvon zwei regionalen
Sparkassenstiftungen mit 5,9 und 4,9 Pro-
zent, demFonds Silchester(5,1 Prozent)
sowie HSBC (4,9 Prozent).
Nach Einschätzungen aus der Banken-
branche in Italienkönntemit derFusion
Europas drittgrößteBanknachMarktkapi-
talisierung entstehen, nachder französi-
schen BNPParibas und der spanischen
Santander.Inder Ranglis te der Erträge
lägedie fusionierte Bank an siebterStelle
in Europa.Weil Intesa Sanpaolo aucheine
Versicherung beinhaltet,würde sie in Ita-
lien dem Branchenprimus Generali di ePo-
sition streitigmachen.Weil In tesa Sanpao-
lo –entstanden aus immerweiteren Zu-
sammenschlüssen vonDutzenden von
Sparkassen –inItalien die Schwellevon
20 Prozent Marktanteil überschreitet,gibt

es für dieÜbernahmevonUbi Banca ei-
nen weitreichenden Plan: Intesa Sanpaolo
übernimmt nuretwa ein Drittel derFilia-
len. Ein Drittel,etwa 500 Filialen, sollen
an die mittelgroße Bank Bperweiter ver-
kauftwerden,wofür diese eineKapital-
erhöhungvoneiner Milliarde Europlant.
Ein DrittelvonUbi Banca soll offenbar ab-
gewickelt werden, unter Inanspruchnah-
me dergroßzügigen italienischenRegeln
zur Frühver rentungvon62Jahren an.
„BisherwarinItalien das Prinzip, dass
die guten Banken die schlechten überneh-
men und für deren Probleme aufkommen
mussten“,kommentiertChefanalyst Gui-
do Breravom MailänderFinanzhausKai-
ros. Dieses Mal übernehme nun eine er-

folgreiche Bank ein anderes erfolgreiches
Institut und überlasse dem italienischen
Staat Problembanken wie die in Siena an-
sässig eMontedei Paschi. Intesa Sanpaolo
sei nachzahllosenFusionen zu einer der
solidesten und ertragsstärksten Banken
Europas geworden, kommentierte Ge-
schäftsführer Carlo Messina.FürEuropas
Bankenwelt sei es aber nun nötig, sich
neue Ziele zu setzen.Für2022 strebe Inte-
sa Sanpaolo nun nachder Fusion einen
Nettog ewinn vonsechs Milliarden Euro
an. Die Bestände an faulen Krediten wür-
den,ohne zusätzlicheKosten für die Aktio-
näre, nochschneller abgebaut.Das Eigen-
kapital werdeauf jedenFall oberhalbvon
13 Prozent der Bilanzsumme liegen.
Liberale Ökonomen sehen dieFusion
eher kritisch: Intesa Sanpaolo sei bisher
schon in Italien eng mit dem politischen
Establishmentverwoben, nunwerdedie
Gruppe ausgerechnetinItalien stärker,
sagt derKommentator Oscar Giannino.
Die gutgeführte Ubi Banca sei in Italien
auchals AusgangspunktkünftigerFusio-
nen vonmittelgroßen Banken angesehen
worden. Damit hätteaus Ubi Banca inner-
halb Italiens einKonkur rent für Intesa
Sanpaolo entstehen können. Mit derFusi-
on undZerschlagungkomme das nun-
mehrgrößte italienische Institut solchen
Entwicklungen zuvor,mit entsprechen-
den Folgen für dieKonzentration auf dem
Bankenmarkt.(KommentarSeite22.)

Die Spitze der Intesa Sanpaolo:Vorstandschef Carlo Messina (links) und Gian Maria Gros Pietro,Vorsitzender desVerwaltungsrats FotoEPA

che. SINGAPUR.Der größteBoden-
schatzkonzernder Welt zahlt zwar die
höchste Halbjahresdividende seiner Ge-
schichte, warntaber gleichzeitig vor
den Folgen des Coronavirus auchfür
das Geschäftmit Erz,Kohle undKup-
fer. Im Jahr 2015 hattedie Zwischendivi-
dendevonBHP bei 62 Centgelegen,
nun reicht der neueVorstandsvorsitzen-
de MikeHenryerstmals 65 Cent aus.
Analystenhatten mit nochdeutlich
mehr Geld gerechnet. Docherklärte
Henry, aufgrund des Coronavirus und
geopolitischer Spannungen sein Pulver
troc kenhalten zuwollen.
„Wir rechnen mit einer globalen
Wachstumsratezwischen3und 3,5 Pro-
zent in diesem Jahr.Der Ausbruchdes
Coronavirus, die Handelspolitikund
Geopolitik sind wichtigeUnsicherhei-
ten. Wenn derAusbruc hnicht in diesem
Quartal eingegrenzt wird, müssten wir
unse re Erwartungen für die wirtschaftli-
cheEntwicklung und die Nachfrage
nachRohstoffen überprüfen“,warnte
der Konzern. Bislang hat BHP nochkei-
ne größeren Auswirkungen desVirus
auf sein Geschäftzuspüren bekommen.
Henrywies darauf hin, dassandereLie-
ferbeschränkungen den Preis für Erz
trotzder China-Krisestabil gehalte nhät-
ten. „Wir verschiffenalles, waswir för-
dern. DieNachfrag ehält sichsehr sta-
bil. Die Preise bleiben ebenfallsstabil“,
sagt Henry. Konkur rent Rio Tintohatte
am Montag seineVorhersag efür Eisen-
erzlieferungen in diesem Jahrverrin-
gern müssen–der Grundwarder Wir-
belsturm, der über den ErzhafenPort
Hedland zog.Während derNachfrage-
verlustfür einigeProduktewie Öl wohl
nicht auszugleichen seinwerde, rech net
BHP zudem mit einemNachholbedarf
bei Stahl und damit bei Eisenerzoder
auchbei Kupfer ,wenn es dochnochzu
Rückgängen käme.

Henryselbstbildetdas derzeit viel-
leichtgrößteFragezeichen für denKon-
zern. VonBedeutung istes für ihn, den
erfahrenenFinanzvorstandPeterBea-
venhalten zukönnen. So viel istsicher:
Henry, der NachfolgervonAndrew Mac-
kenzie, wirdden australischen Riesen
nicht radikal umbauen. Am Dienstag
spracherdavon, die 72 000 Mitarbeiter
stärkerandas Unternehmen binden zu
wollen, sie besser auszubilden und in
kleineren Gruppen zu führen. DieseEnt-
scheidung wirddie Dienstleister für die
großen Minen, die Leiharbeitskräfte
stellen, harttreffen.
Zugleichwill er BHP auf „Boden-
schätze der Zukunft“ trimmen.Fürihn
zählen dazu Batterierohstoffe wie Kup-
feroder Nickel, aber auchKali, um die
Welternährung über Düngemittel zu
stützen.Erfavorisiertdafür dasFinden
und Heben neuer Vorkommen oder
aber denKauf vonLager stätten in einer
sehr frühen Phase. Damit deuteteder
neue Mann an der Spitze des Marktfüh-
rers an, dassernicht willens sei, wie in
der Vergangenheit MilliardenvonDol-
lar fürÜbernahmeschlachten auszuge-
ben. Auf der anderenSeitebekräftigte
Henry,dasssichauch BHPaus de mKoh-
lebergbau zurückziehen wolle. Aller-
dings isterGeschäftsmanngenug, um
zu be tonen, er wartedafürauf dasrichti-
ge Angebot. Öl und Gas will der 53-Jäh-
rige allerdingsweiter imUnternehmen
halten.
Im er sten Halbjahr des Geschäftsjah-
res(30. Juni)weistBHP einen Gewinn
von4,9 Milliarden Dollar aus. Insge-
samt schüttetdas Unternehmen darauf
eine Dividendevon3,3 Milliarden Dol-
lar aus. Die wichtigeEisenerzsparte er-
zielt eine Marge vo n49Prozen tauf das
eingesetzteKapital,Kupfer liegt bei 47
Prozent und Öl bei immerhin 15 Pro-
zent.

rit. ZÜRICH. Ivan Glasenber gsteht
seit 18 Jahren an der SpitzevonGlen-
core, dem größtenRohstoffhändler der
Welt. Dochjetzt bereitetder 63 Jahre
alteSüdafrikaner seinenAbschiedvor.
Schon Endevergangenen Jahres hatte
Glasenbergerklärt, dassnun langsam
die nächste Management-Generation
das Ruder übernehmen solle. In einer
Telefonkonferenz am Dienstag legte er
nach: Eswerdenun zunächstzuWech-
seln im Kreis der älteren Managerkom-
men. Danachsei derVorstandsvorsit-
zende an derReihe. DieFrage, ob er
schon im Laufedieses Jahres abtreten
werde, ließ Glasenberg offen. Er stellte
aber klar,dasssein Nachfolger aus den
eigenenReihen kommenwerde.
In den Ohren mancher Investoren
dürftedas nicht nacheinerverheißungs-
vollen Prognose klingen. Glencore, das
aus steuerlichen Gründen seinen Sitz im
SchweizerKanton Zug hat, istin eine
Reihe unschönerVerfahrenverwickelt.
Strafverfolger aus Großbritannienund
Amerikaermitteln wegendes Verdachts
der Bestechung. Dabeigeht es unter an-

derem um Korruptionsvorwürfe bei
Rohstoffgeschäf teninKongo, in Nige-
riaund inVenezuela. Dierech tlichen
Probleme und diestarke Position Glen-
cores imKohlebergbau hatten Anleger
hoffenlassen, dassein Wechsel an der
Spitze auchzueinemKurswechsel und
Kulturwandel führenkönnte. Gefragt,
wie er seinVermächtnis für Glencore
sehe, antwortete Glasenberg: „Darüber
habe ichnochnicht nachgedacht.“ Das
Jahr 2019 hat Glencoreunter dem
Strich mit einemVerlustvon 404 Millio-
nen Dollar abgeschlossen nacheinem
Gewinnvon3,4 Milliarden Dollar im
Jahr zuvor.AusschlaggebendwarenAb-
schreibungenvon2,8 Milliarden Dollar
auf Kohlegeschäfte inKolumbien, Ölge-
schäf te in Tschad undKupfer geschäfte
in Afrika. Belastend wirktesichauch
der Rückgang derRohstoffpreise aus,
die unter dem Handelsstreit zwischen
Amerikaund China litten. Das um Son-
deref fektebereinigteErgebnis vorZin-
sen undSteuernhalbierte sichauf 4,2
Milliarden Dollar.Der Umsatz betrug
215 (Vorjahr:220) Milliarden Dollar.

Italienische Großbankgreift zu


Souverän


Konflikte


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BHP beschenkt und


warntseine Aktionäre


Rohstoffkonzernschüttet Rek ord- Dividende aus


Glencorevor Chefwechsel


Eigengewächs soll auf Ivan Glasenbergfolgen


Intesa Sa npaolowächst


undwächs t: Mit der


Übernahme der


kleineren UbiBanca hält


sich derPlatzhirsch


Konkur renz vomLeib.


VonTobias Piller,Rom


Konzentration in
Italiens Bankenbranche

Intesa
Sanpaolo

Ubi Banca Unicredit

Bilanzsumme* 816,1 126, 5855,6
Nettog ewinn* 4, 20 ,34 3,4

Börsenwert^1 )44,33,9 31,5

Filialen in Italien 3752 (^15752425)
Mitarbeiter 89 100 19 90 084200
*inMilliarden Euro,^1 )am17. 2. 2020 in Milliarden Euro
Quelle: Daten der einzelnen Banken
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen MITTWOCH,19. FEBRUAR2020·NR.42·SEITE 21

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