Frankfurter Allgemeine Zeitung - 19.02.2020

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So vieleUnternehmen wie nie


haben ihreZahlenkorrigiert.


Nundroht neuesUngemach.


Der europäischeFinanzmarkt


entwickelt sic hzur Drehscheibe


für grüne Anleihen.


Eine Zusageanden


Fußball-Weltverband: Das


Verbotfür Frauen fällt.


Vanessa Hinz wirdZweiteim


Einzel bei der Biathlon-WM –


und wundertsichselbst.


HOCHZEIT FÜRKORREKTUREN NACHHALTIGKEITBOOMT

Dax
in Punkten

17.2.20 18.2.20
F.A.Z.-Index 2508,92 2489,26
Dax 30 13783,89 13681,19
M-Dax 29316,34 29057,80
Tec-Dax 3261,48 3234,62
Euro Stoxx 50 3853,27 3836,54
F.A.Z.-Euro-Index 142,74 142,28
Dow Jones gs. 29191,64a
Nasdaq Index gs. 9708,49a
Bund-Future 174,38 174,50b
Tagesgeld Frankfurt -0,51%-0,51 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,40%-0,40 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. -0,41%-0,43 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,59%1,55 %a
Gold, Spot ($/Unze) 1580,96 1601,24
Rohöl (London $/Barrel) 57,54 57,33b
1Euro in Dollar 1,0835 1,0816
1Euro in Pfund 0,8324 0,8299
1Euro in Schweizer Franken 1,0641 1,0619
1Euro in Yen 119,05 118,70
a) Ortszeit 13 Uhr, b) Ortszeit 19 Uhr

Bundesanleihe
Rendite 10 Jahre

19.11.19 18.2.20 19.11.1 91 8.2.20

IRANISCHESVERSPRECHEN

D


ie Deutsche Börse strotzt
vorKraft.Zwarsind Zeiten,
in denen es am Aktienmarkt
wie derzeit nur bergauf geht, für ei-
nen Börsenbetreibergarnicht so gut.
Mehrverdienen lässt sich, wenn die
Anleger zwischenzeitlichauchmal
verschrecktauf dieVerkaufsknöpfe
drückenund sichmit Derivatenge-
genVerlus te absichern. Dem Dax-
Konzernaus Frankfurtgelingt es
aber dennoch,stetig zu wachsen, und
das überfast alle Konzernsegmente
hinweg–und mit traumhafterRendi-
te:Von 2,9 Milliarden EuroUmsatz
bleibt mehr als1MilliardeEuroÜber-
schuss,vondem wiederum gut die
Hälfte als Dividende an die Aktionä-
re weiter gereicht wird.Vonsolchen
Zahlen können andere deutscheFi-
nanzkonzerne und ihreAnteilseigner
nur träumen. Dochausruhenkann
sichBörsenchef TheodorWeimer in
seiner Goldgrube nicht.Größe zählt
in dem Geschäft, und dieKonkur-
renz is täußerstrege. An denganz gro-
ßen Schulterschlüssen mitNewYork
oder London sindWeimersVorgän-
gerkrachend gescheitert, und es ist
gut, dassvon solchen Hochzeiten im
Himmel nicht mehr die Rede is t.
Dassaber auchkleinereZukäufekei-
ne Selbstläufer sind, musste Weimer
mit FX All schon erfahren.

COUP INANTHOLZ

Schwache Lira






Die Erwartung einerweiteren
Zinssenkung durch die türki-
sche Zentralbank an diesem Mitt-
woch hat am Dienstagdie türkische
Liraauf den niedrigstenStand seit
Mai 2019fallen lassen. Ein Dollar
kosteteimGegenzug mit 6,0725Lira
0,5 Prozent mehr als amVortag. Für
Druc kauf dieWährung sorgt schon
seit einiger Zeit die angespannte
Lageinder nordsyrischen Provinz Id-
lib, die an dieTürkei angrenzt und
aus der Hunderttausendefliehen.

Goldgrübchen


VonTimKanning

SchockwellenvonApple






Wenn es negativeNachrichten
vonApple gibt, zieht das auch
in Deutschlandregelmäßig einigeAk-
tien mit nachunten –nämlichdie
vonjenen Unternehmen, die alsZu-
lieferer für den iPhone-Konzerngel-
ten. DieWarnung vorsinkendenUm-
sätzen vonApple belastete somit
auchdie Kurseder deutschen Chip-
hersteller Infineon (minus 1,5 Pro-
zent) und Dialog Semiconductor (mi-
nus 4,2 Prozent).Auchder Chip-Zu-
lieferer Siltronicverlor.

G


leichgültig, inwelchen Aktien-
indexman schaut,plötzlichste-
hen deutsche Bankaktienganz
vorn:Die Deutsche Bank führt
mit einemKursg ewinn von44Prozent
seit Jahresanfang mitweitem Abstand vor
Wirecardund RWE(jeweils plus 25 Pro-
zent) den Dax an. Den ersten Schub er-
hielt die Deutsche Bank schon, bevorsie
Ende Januar mit 5,7 Milliarden Euroei-
nen riesigen undgrößer als erwartet aus-
gefallenenVerlustfür das Jahr 2019 mel-
dete.Dochdas beendete keineswegs den
Börsenaufschwung.AlleinseitAnfangFe-
bruar hat die Deutsche-Bank-Aktie 20
Prozentzugelegt.Und auchdie Commerz-
bank-Aktie kommt aus demTief. In der
vergangenenWoche, in der die Commerz-
bank über einenVerlustimviertenQuar-
talund einen Gewinnrückgang um 25 Pro-
zent im Gesamtjahr 2019 berichtete, klet-
tertesie mit 14 Prozent sostarkwie keine
andereim98Aktien umfassendenF.A.Z.-
Index. Das macht allerdings die hohen
Kursverluste beider Banken seit der
Finanzkrise beiweitem nichtwett.
Aufdem europäischen Aktienmarkt
spielen die deutschen Banken ohnehin
nur eine untergeordnete Rolle. Im Herbst
2018 flog die Deutsche-Bank-Akti ewe-
genihrer schlechten Wertentwicklung
aus dem EuroStoxx 50, die Commerz-
bank warimBörsenclub der 50 wichtigs-
teneuropäischenKonzerne nie drin. Die
vielen Bankaktien im EuroStoxx 50,von
der seit Jahresanfang besten (I taliens Inte-
sa mit 11 ProzentKursgewinn) bis zur
schlechtesten(HollandsING mit 2Pro-
zent Kursminus), haben sich2019 im Ge-
samtmarkt eher unauffällig entwickelt.
Die deutschen Bankenragensomit im eu-
ropäischen Bankaktienindexheraus.Un-

ter25Banken im Euroraum liegen sie mit
ihrer Kursentwicklung seit Jahresanfang
auf Rang zwei und drei–nur geschlagen
vonder viertgrößten italienischen Bank
UBI, für dieKonkur rent Intesa am Diens-
tagein Kaufangebotabgab.
Aktienanalysten, die regelmäßigKurs-
ziele für sie nennen, schauen dem Lauf
der Deutschen-Bank-Aktie auf 10 Euro
und der Commerzbank auf 6,70 Eurofast
wie Ungläubigehinterher.Zwarhaben ei-
nigeSkeptiker wie UBS-Analyst Daniele
Brupbacher ihreVerkaufsempfehlungen
inzwischen zurückgenommen.Aber noch
stehen 14 „Halte“-Empfehlungen 15„Ver-
kaufen“-Empfehlungengegenüber.Kauf-
empfehlungenkann zumindestder Daten-
sammler Bloombergfür die Deutsche
Bank keine entdecken. Auchfür die Com-
merzbank-Aktie gibt es mit 15 Mal „Hal-

ten“ und achtmal„Verkaufen“ viele harte
Analystenurteile, aber immerhin drei
Kaufempfehlungen (siehe Auswahl in
Grafik).
Analystenwie KianAbouhossein (JP
Morgan), Andrew Coombs (Citi) und
Brupbacher (UBS) sind seit dem Investo-
rentag der Deutschen Bank nicht mehr so
besorgt, dassdie Deutsche Bank für ihre
Sanierung eine Kapitalerhöhung brau-
chen könnte.Nach den Gesprächen mit
dem Vorstand im Dezemberwarfür sie –
andersals of fenbar für einigeAnleiheana-
lysten –die Ende Januarveröffentlichte
starke Kernkapitalquote von13,6 Prozent
nur nocheine kleineÜberraschung. Nicht
nur für Brupbacher liegt der Schlüssel für
die weitereAktienkursentwicklung der
Deutschen Bank in der Ertragsentwick-
lung vorallem derKernbank.Dazu hat

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing
Ende Januargesagt, die Erträgeseien im
zweiten Halbjahr 2019–imAnschlussan
die im Juligestartete Sanierung mit Ein-
stellung des Aktienhandels und derTren-
nung vonnicht mehr zumKerngeschäf tge-
hörendenWertpapieren–allen Unkenru-
fenzum Trotzstabil geblieben.
Sewingwerteteesals Er folg, dassdie
ErträgeimInvestmentbanking im vierten
Quartal sogar erstmals seit drei Jahrenge-
wachsen sind–allerdings bereinigt um
Sondereffekteund gegenüber dem äußerst
schwachenVorjahresquartal. Mit 22 Pro-
zent Ertragsplus, davonmit 30 Prozent
überdurchschnittlichviel in der Sparte
Festverzinslicheund Wertpapiere, blieb
dieDeutsche Bank hinter Rivalen wie Cré-
dit Agricole zurück, die dortihreErträge
um 60Prozentsteiger nkonnte.Analysten

wie Michael Seufert(Nord LB) lassen
denn auchZweifel anklingen, ob es der
Deutschen Bankgelingt, bis 2023 wiege-
plantgleichzeitig dieKosten zu drücken
und die Erträgezusteigern.Während Se-
wing dieKosten anscheinend im Griff
hat, nennt Abouhossein die Deutsche
Bank eine „Zeig-mir-Aktie“: Es brauche
mehr Beweise für eine Ertragswende.
Schließlich seienweiteTeile derKern-
bank–Investmentbanking,Vermögens-
verwaltungfür Privatkunden undUnter-
nehmenssparte –von Marktbedingungen
abhängig.Auch die LBBWhält die Deut-
sche Bank für besondersanfällig fürgeo-
politische Risiken wie denWelthandel,
den Brexit und Italien,steckt aberwegen
der niedrigen Substanzbewertung mit
8,30 Euroeines der höchstenKursziele.
Noch niedriger an der Börse bewertet
gemessen am Eigenkapital istdie Com-
merzbank.Während die Deutsche Bank
auf einenKurs-Buch-Wert vonetwa0,3
Prozentkommt, liegt dieser Substanzwert
der Commerzbank nur bei 0,25 Prozent.
Das liegtwohl daran, dasssichdie Com-
merzbank für 2023 nur ein Eigenkapital-
renditezielvon4Prozentgesteckt hat, die
Deutsche Bankvon8Prozent. Diesen viel-
fachkritisiertengeringen Ehrgeiz hat sich
Commerzbank-Chef Martin Zielkeoffen-
sichtlichzuHerzengenommen. Er sagte
MitteFebruar,die Commerzbankkomme
mit derUmsetzung ihreStrategie besser
voranals im Septembergedacht ;setze
sichdies fort,seien auchhöhereRendite-
ziele denkbar.Damit begründet auch
Nord -LB-AnalystMichael Seufert,war-
um er seinKursziel von5,75 auf 6,50
Euroanhob.
Ähnlichwie bei der Deutschen Bank lo-
ben Analysten auchdie tr otzKostenfür
Abfindungen ausscheidender Mitarbeiter
verbesserte Kapitalausstattung der Com-
merzbank. De rimSept ember angekündig-
te Verkauf der M-Banksei zum Risikoab-
bau nicht mehr nötig undwerdenur er fol-
gen, wenn derVerkaufspreisstimme, sagt
der Vorstand. Jochen SchmittvomBank-
haus Metzler sieht nun einesteigende
Wahrscheinlichkeit dafür,dassdie Com-
merzbank die M-Bank dochbehält.
Schmittkann sichvorstellen, dassdie
Commerzbank dann für das Geschäfts-
jahr 2020 die Dividendeganz streichen
muss, um dieKosten für ihrenUmbau zu
stemmen. Ersteckt gleichwohl mit8Euro
einesder höchstenKursziele für die Com-
merzbank,weil die ErtragsperleM-Bank
nachseinerRechnungrund einen Euro
zum Kurs der Commerzbank beiträgt.

maf. FRANKFURT. Die Deutschenver-
lierenihre ScheuvormodernenZahlungs-
technologien. Das zeigt die Jahresbilanz
der Deutschen Kreditwirtschaft(DK),
des Dachverbands der Banken und Spar-
kassen, zum Einsatz der Girokarte.Sie
hieß nochvor Jahren EC-Karte und ist
hierzulande die beliebteste Zahlkar te
weit vorder Kreditkarte.Denn daskon-
taktloseZahlen, bei dem dieKarteninha-
ber nurkur zdie Karteoder das Smart-
phone an ein Lesegerät halten, hat imver-
gangenen Jahr sprunghaftzugenommen.
Lag der AnteilkontaktloserZahlvorgän-
ge an den Girokarten-Transaktionen im
Januar2019 nochbei 19 Prozent,waren
es im Dezember schon 35,7 Prozent.
Inzwischen sind nachAngaben der DK
75 Millionen der insgesamt 100 Millionen
Girokartenmit derKontaktlos-Funktion
ausgestattet.Insgesamt hatten Girokar-

tenbislang einen Anteil am Gesamtum-
satz im Einzelhandel von30Prozent,
wenn dazu die Pin-Nummer eingegeben
werden musste. Mit dem elektronischen
Lastschriftverfahren, für das derKunde
seine Girokarte zwar einsetzt, dieTrans-
aktion aber außerhalb des Girokartensys-
tems abgewickelt wird, kommen nochein-
mal 10 Prozent hinzu. Die Kreditkarten
folgen im Jahr 2018 nacheiner Studie des
EHI Retail Institutes, des Forschungs-
und Bildungsinstituts des Handels, mit
knapp7Prozent.Schon damals überhol-
tenerstmals die mitKartebezahltenUm-
sätzeimEinzelhandel die Bargeld-Umsät-
ze. AufKartenentfielen 48,6 Prozent und
auf Bargeld 48,3 Prozent.
Die Ausbreitung deskontaktlosenZah-
lens kann denTrend verstärken. Imver-
gangenen Jahr erhöhten sichdie über die
Girokarten abgewickelten Bezahlvorgän-

ge um 19 Prozent auf denRekord von4,5
Milliarden. DerUmsatz stieg um 13 Pro-
zent auf 211 Milliarden Euro. Mittlerweile
zahlen die Deutschen häufiger Kleinbeträ-
ge mit derKarte. Der Durchschnittsbetrag
per Girokarte ging von49,39 auf 46,86
Eurozurück. KleinereTransaktionenwer-
den oftkontaktlos beglichen. Der Durch-
schnittsbetrag belief sichauf 33,93 Euro.
Fürdie Kunden sei es offensichtlich uner-
heblich, ob sie, wie bei Beträgen unter 25
Euroüblich, ohne Pin-Eingabe oder mit
Eingabe der Pin bei Beträgen über 25
Euroeinkauften. „Kontaktlos wirdmehr
und mehr zurRealität“,stellt die DKfest.
Als kontaktbehaftetgelten Bezahlungen,
bei denen Girokartenineine Lesegerätge-
schoben und per Pinverifiziertwerden.
Wird nur dieKartevorgehalten und bei Be-
trägen über 25 Euroeine Pin-Eingabe nö-
tig, gelten sie alskontaktlos.

Die Börse


Tesla läuftwieder






Nacheiner kurzen Schwäche-
phaseim bisherigenFebruarver-
lauf hat derKurs der Tesla-Aktie am
Dienstageinen kräftigen Satz nach
oben gemacht.Der Kurs stieg um bis
zu 7,2 Prozent auf 858 Dollar,was
scho nwieder in derNähe desRekord-
hochs ist. UnterInvestorenwachse
die Zuversicht, dassder Elektroauto-
konzerndauerhaftprofitabel arbei-
tenkönne, hieß esvomVermögens-
verwalter Bernstein. Schließlich tue
sichdie Konkur renz nochschwer.

kann. FRANKFURT. DieDeutsche Bör-
se will vomKlimaschutz profitieren.
Schon in denvergangenen Jahren sei die
Energiebörse European Energy Exchange
(EEX) das „am bestenperformende As-
set“ imKonzerngewesen, sagteFinanzvor-
stand GregorPottmeyeramDienstag an-
lässlich der Bilanzvorlage. Sowohl in Euro-
pa als auchinAmerikahabe sie ihre
Marktanteile im Handel mitStrom,Gas
und CO 2 -Zertifikaten deutlichausgebaut.
Vorallem das Geschäftmit denZertifika-
tenund Stro maus erneuerbaren Energien
sehe man nun alsWachstumsmarkt.„Wir
als Betreiber dergrößten europäischen
CO 2 -Zertifikate-Börse wissen, wie ein sol-
cher Handel marktwirtschaftliche Anreize
in einer Klimastrategie setzenkann“, sag-
te Pottmeyer. Die zunehmende Bedeutung
vonnachhaltigenFinanzprodukten unter
dem SchlagwortESG soll in die neueKon-
zernstrategie „Compass2023“ einfließen,

sagteder Vorstandsvorsitzende Theodor
Weimer –Details dazuwolle er aber erst
auf einemKapitalmarkttag am 28. Mai
vorstellen.
Nach dem dasUnternehmen schon im
vergangenen Jahr drei kleinereZukäufe
getätigt hatte, zeigtesichWeimerweiter
angriff slustig.Für Zukäufehabe derKon-
zernzweiMilliarden Euroinder Kasse.
Undersei sic hsicher ,dassman über die
Ausgabe neuer Aktien zusätzlichesKapi-
talfür größereVorhaben aufnehmenkön-
ne, sagteWeimer.Vor allem dürften die
LondonStockExchange(LSE) und ande-
re Marktbetreiber nicht zuweit enteilen.
DieLSE, mit der die Börse nochvor weni-
genJahren selbsteine Fusion ausgelotet
hatte, hatimS ommerden Kauf de sDaten-
anbieters Refinitiv für 27 Milliarden Dol-
lar angekündigt.WeimersPlan, dieRefini-
tiv-TochtergesellschaftFXAll zu kaufen,
wurde dadurch torpediert. „Dassuns die

Akquisition vonFXAll/FX Matching
nicht gelungen ist,warärgerlich“, sagteer
nun erstaunlichoffen. „Aber daskommt
vor, und wir lassen uns nicht entmuti-
gen.“ Zu der Spekulation, die Börsekön-
ne demFinanzkonzernState Street seine
DevisenplattformCurrenexabkaufen,
sagteWeimer:„Wir werden uns in den Be-
reichen, in denen wirwachsen wollen,
und dazugehörtdas Devisengeschäft,
auchdie Dingeanschauen, die auf den
Marktkommen.“Solltedie LSE, wie eben-
falls spekuliertwird, ihr Italien-Geschäft
und damit auchdie Börse Mailand zum
Verkauf stellen,werdeman sic hdas auf je-
den Fall anschauen.
„Wenn wir nichtweiter wachsen, wer-
den wir durchgereicht“, sagteder Börsen-
chef. Erstellteaber auchklar:„Ein guter
Deal istbesser als ein großer Deal.“
Wenn man sichbei Zukäufen unterZeit-
druc ksetzen lasse,könnten sie einem

leicht auf dieFüßefallen. Eine sogroße
Akquisition, wie dieLSEsichnun mitRe-
finitivvornehme, könne die Deutsche
Börse nichtstemmen, schonweil dadurch
das guteRating derTochtergesellschaft
Clearstream gefährde twerde.
Die Aktionäre der Deutschen Börse
können sichabermals über eine ordent-
liche Dividende freuen. Mit 2,90 Euroje
Aktie schüttet der Konzernfastdie Hälfte
seines Jahresüberschusses an die Anteils-
eigner aus–sieben Prozent mehr als im
vergangenen Jahr.Auchfür das angelaufe-
ne Geschäftsjahr 2020 zeigtesichWei-
mer zuversichtlich, den Jahresüberschuss
abermals um 100 Millionen auf 1,2 Milli-
arden Eurosteiger nzukönnen. Die Aktie
des Konzerns erreicht eamDienstagim
Tagesverlauf in einemschwachen Markt-
umfeld dasRekordhochvon 155,95 Euro.
Seit demVorjahresbeginn hat sie um gut
50 Prozent zugelegt.

Deutsche und Commerzbank haben einen Lauf


Chef der Deutschen Börse in Kauflaune


Weimer:ZweiMilliarden Euroinder Kasse/Klimaschutz alsWachstumsfeld/Halber Jahresgewinn geht an Aktionäre


Deutsche bezahlen immer mehr kontaktlos


Einsatz der Girokarte nimmt im Jahr 2019 umfast ein Fünftelauf denRekord von4,5 MilliardenTransaktionen zu


Tops&Flops


Reuters.FRANKFURT. Die Indus-
triestaaten-Organisation OECD hat
vorrekordhohen Anleiheschulden
vonUnternehmenrund um dieWelt
gewarnt. Ende 2019 erreichten sieglo-
bal ein nochnie dagewesenes Niveau
von13,5 Billionen Dollar,wie die Or-
ganisation für wirtschaftlicheZusam-
menarbeit und Entwicklung am
Dienstag mitteilte. Das istmehr als
doppelt so hoch wie Ende 2008wäh-
rend derFinanzkrise. Allein imver-
gangenen Jahr haben dem OECD-Be-
richtzufolg eUnternehmen außerhalb
der Finanzwirtschaft, der sogenann-
tenRealwirtschaft, neue Schuldenpa-
piereimVolumenvon2,1 Billionen
Dollar an Investoren verkauft,was
dem bisherigenRekordniveau des Jah-
res2016 entspricht. Begünstigtwor-
den sei die Schuldenaufnahme durch
die Ankündigunggroßer Notenban-
ken, ihr eGeldschleusen wiederstär-
kerzuöffnen.
Sorgenbereit et der OECD, dass
die Kreditqualitätder Unte rnehmens-
anleihen imVergleichzufrüheren
Zeiten gesunken ist. Im Jahr 2019hät-
tenrund 51 Prozent aller ausgegebe-
nen Schuldentitel mit dem Gütesie-
gelInvestment Grade, die damit als
eher ausfallsicher gelten, nur die
Note BBB besessen. Die niedrigste
Qualitätsstufevor demRamschstatus
ist„BBB–“. ImZeitraum zwischen
den Jahren 2000 und 2007, alsovor
derFinanzkrise,habedieserAnteille-
diglich39Prozent betragen. Sollte
die Unterstützung der Geldpolitik
durch niedrigeZinsenwegfallen oder
ein Konjunkturabschwung einsetzen,
könnte esvermehrtzuHerabstufun-
geninden Ramschbereichkommen,
warnte die OECD. Betroffene Unter-
nehmen müssten dann höhereFinan-
zierungskostenstemmen, und ihr
Spielraum für Investitionen würde
sinken. In ihrem Bericht wies die Or-
ganisationauchdarauf hin, dassdie
Anleihen länger liefen und die
Rück zahlungsanforderungengestie-
genseien.

Die vonAnlegernlange


verschmähtendeutschen


Bankaktien sind bisher


die Gewinner desJahres.


Anal ystenhaltendas für


übertrieben.


VonHanno Mußler,


Frankfurt


OECDwarnt


vorSchulden


aus Anleihen


Deutsche Bank


18.2.2019

Analysehaus Urteil



Kursziel
LBBW
Goldman Sachs
UBS
Nord LB
JP Morgan
Alphavalue
Metzler
BNP Paribas
Berenberg
Barclays

halten
halten
halten
halten
halten
verkaufen
verkaufen
verkaufen
verkaufen
verkaufen

8,30 Euro
8,20 Euro
7,90 Euro
7,90 Euro
7,00 Euro
7,35 Euro
6,20 Euro
6,20 Euro
5,50 Euro
5,00 Euro

Analysehaus Urteil Kursziel
Metzler
Royal Bank of Canada
JP Morgan
LBBW
Nord LB
UBS
Jefferies
Alphavalue
Kepler Cheuvreux
Deutsche Bank

kaufen
halten
halten
halten
halten
halten
halten
verkaufen
verkaufen
verkaufen

8,00 Euro
7,00 Euro
6,80 Euro
6,70 Euro
6,50 Euro
5,90 Euro
5,80 Euro
5,43 Euro
5,10 Euro
5,00 Euro

18.2.2020

Commerzbank

18.2.2019 18.2.2020

Deutsche Bank inFrankfurt

5

6

7

8

9

10

4

5

6

7

8

Quellen: Refinitiv; Bloomberg; F.A.Z./Foto: Reuters/F.A.Z.-Grafik Niebel

Anteilder Kontaktloszahlungen +88%
an allenTransaktionen
mit Girokarte (in Prozent)

19,0

35,7

Quelle: EUROKartensystem GmbH F. A.Z.-GrafikKaiser

Jeder Dritte zahlt
kontaktlos

Januar 2019 Dezember 20 19

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen MITTWOCH,19. FEBRUAR2020·NR.42·SEITE 23

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