Die Welt - 17.02.2020

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17.02.20 Montag, 17. Februar 2020DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,17.FEBRUAR2020* FORUM 3


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D


as Thema der Migration nach
Europa ist komplex – und doch
geht es im Kern um eine zen-
trale Frage: Dürfen Menschen, die
einen Fuß auf EU-Territorium gesetzt
haben, dort bleiben? Und zwar so lan-
ge, bis über ihren Asylantrag entschie-
den wurde. Die Antwort der europäi-
schen Rechtsprechung war bisher stets:
Ja, jeder darf und muss in Europa blei-
ben. Die Begründung wurzelt im Gebot
der Nichtzurückweisung. Es besagt,
dass kein Mensch in das Land zurück-
geschickt werden darf, aus dem er
wegen politischer Verfolgung geflohen
ist. Das ist ein sehr wichtiger Grund-
satz: Er wurzelt in den Erfahrungen
des Zweiten Weltkriegs – als jüdische
Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland
zurück in die Hände eines Regimes
zynischer, mörderischer Bestien ge-
schickt wurden.
Dieses Prinzip der Nichtzurück-
weisung wurde jedoch in Europa über
die Jahrzehnte so verabsolutiert wie
wohl nirgends sonst. Inzwischen ist

Praxis: Wer seinen Fuß auf EU-Territo-
rium setzt, hat Anrecht auf ein Asyl-
verfahren in Europa – egal über wel-
ches Land er eingereist ist, egal aus
welchem Land er kommt. Das jüngste
Urteil des Europäischen Gerichtshofs
für Menschenrechte (EGMR) ist des-
halb eine Zäsur. Im Falle von zwei
Männern aus Mali, die über den Grenz-
zaun der Enklave Melilla in Marokko
nach Spanien kamen, urteilten die
Richter: Es war rechtens von den spa-
nischen Behörden, die Männer zurück
nach Marokko zu bringen – weil sie
dort in der EU-Vertretung hätten Asyl
beantragen können.
Nun wird vielerorts argumentiert,
die Richter verkennten die Gegeben-
heiten: Es sei unmöglich für die meis-
ten Migranten, auf legalem Weg einen
Asylantrag außerhalb der EU zu stellen.
Das mag so sein. Aber folgt daraus,
dass man stattdessen Migranten wie
bisher auf ihrem illegalen Wegen nach
Europa unterstützt? Nein. Die Lösung
muss sein, dass man ihnen in ihren
Heimat- und Transitländern legale
Möglichkeiten eröffnet, einen Asyl-
antrag zu stellen. Das würde dazu füh-
ren, dass die Schwachen und Verfolg-
ten in die EU kommen, nicht die Star-
ken, die Schleuser bezahlen können.

Ein Urteil der Vernunft


KOMMENTAR


KLAUS GEIGER

[email protected]

V


olksparteien funktionieren nur,
wenn sie an sich selbst und an-
einander glauben. Deshalb war der
stete Niedergang der SPD immer
auch eine schlechte Nachricht für
die CDU. Dass es nach Merkels
Teilrückzug derartig schnell mit
der Desintegration der Christdemokraten ging, ist
trotzdem verblüffend. Die Partei hat Minister, die
beim Klang des Wortes „konservativ“ erschrocken
zusammenzucken; gleichzeitig hat sie Funktionäre,
die kaum noch Berührungsängste mit der AfD zei-
gen. Ihre neue Vorsitzende ist ihr nach nur einem
Jahr abhandengekommen. Die CDU wird also ziem-
lich viel zu klären haben in den nächsten Monaten.
Für die 19 Monate Rest-Regierungszeit der großen
Koalition bedeutet das: noch weniger politische
Führung, noch weniger Richtung.
Dabei gibt es eine Post-GroKo-Konstellation, die
nach zumindest einer kürzlich durchgeführten Um-
frage bei Wahlen sogar die Mehrheit bekäme: ein
grün-rot-rotes Bündnis, das Dietmar Bartsch, Vor-
sitzender der Linke-Fraktion im Deutschen Bundes-
tag, „Mitte-links-Bündnis“ nennt. Ein grüner Bun-
deskanzler wäre eine Weltsensation – und genau
deshalb dürfte es für die Grünen weniger attraktiv
sein, sich als Juniorpartner in ein schwarz-grünes
Bündnis mit einer gebeutelten CDU zu begeben.
Lange reagierten Annalena Baerbock und Ro-
bert Habeck, die beiden Vorsitzenden der Grü-
nen, gereizt bis genervt, wenn sie nach der Kanz-
lerkandidatur gefragt wurden. Das werde man zur
richtigen Zeit entscheiden, aber jedenfalls nicht
jetzt, sagten sie patzig. Sprecher der Partei waren
auch immer sehr darum bemüht, Baerbock und
Habeck als absolut gleichrangige Partner dar-
zustellen – das gebietet schon der „geschlechter-
gerechte“ Politikstil der Grünen.
Tatsächlich ist Habeck aber in der Öffentlichkeit
deutlich beliebter als seine Kollegin – im Sym-
pathieranking der deutschen Politiker liegt er auf
Platz zwei, direkt hinter Angela Merkel. Auch dürf-
te ein 50-Jähriger eher dem Kanzlerbild der struk-
turell vorsichtigen deutschen Wähler entsprechen
als eine 39-Jährige. Und, das ist schwer zu leugnen:
Baerbock ist frisch, klug, freundlich – aber Charis-
ma, das hat Habeck.
Für die neue strategische Ausrichtung der Grünen
dürfte vor allem er verantwortlich sein: Schon in
seiner knapp gescheiterten Bewerbung um die grüne
Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl 2017 hatte
der ehemalige schleswig-holsteinische Umwelt-
minister gesagt, es komme nicht darauf an, diejeni-
gen zu überzeugen, die einen ohnehin wählen woll-
ten – sondern die anderen.
Die Sommerreise des neugewählten Spitzendu-
os 2018 stand dann unter dem Motto „Des Glü-
ckes Unterpfand“ und führte an historische deut-
sche Orte wie das Hermannsdenkmal im Teuto-
burger Wald. Habeck sprach von Heimat. Das
zielte auf die bürgerliche Mitte der Gesellschaft.
Und es ist bezeichnend, dass die beiden Grünen
bei ihrer Klientel mit einer Textzeile aus der Na-
tionalhymne durchkamen, während die Organisa-
toren des Kölner Christopher Street Day für den
Slogan „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ in Grund und
Boden kritisiert wurden.
Die Mitte der Gesellschaft war dem Apotheker-
sohn, promovierten Literaturwissenschaftler,

Für Habeck


kann es reichen


Während Union und FDP


im Krisenmodus sind,


werben die Grünen mit


einem Motto aus der


Nationalhymne um die


bürgerliche Mitte der


Gesellschaft. Ihre


Vorsitzenden peilen


eine Mehrheit an,


die in Reichweite rückt


Dietmar Bartsch sieht ein


„Mitte-Links-Bündnis“


LEITARTIKEL


ǑǑ


SUSANNE GASCHKE

Schriftsteller und vierfachen Vater Robert Ha-
beck niemals fremd. Er kann mit ihr deutlich
mehr anfangen als seine Kollegen von der SPD,
die sich inzwischen beinahe ausschließlich auf
die materielle Versorgung selbst definierter Op-
fffergruppen verlegt haben.ergruppen verlegt haben.
Als die Empörung über die Vorgänge in Thürin-
gen hohe Wellen schlug, war Habeck neben dem
aktuellen Politikbetrieb mit seinem Buch „Wer
wir sein könnten“ auf Lesereise. Von der schicken
Altbauwohnung in Berlin-Charlottenburg über
ein im äußersten Osten Berlins gelegenes Ge-
meindezentrum bis zur Buchhandlung in der
Schleswiger Fußgängerzone waren die Veranstal-
tungen überfüllt und die Zuhörer von Habeck
begeistert. Seine Botschaft: Politik (und Wirklich-
keit) sind nicht einfach da, vielmehr schafft Spra-
che erst Politik – weshalb es wichtig ist, wie man
in der Demokratie miteinander redet.
Dass er selbst manchmal ein bisschen schneller
redet, als es gut für ihn wäre, und beispielsweise den
amerikanischen Präsidenten in Davos zum „Gegner“
erklärt, ist ihm – und dem Publikum – dabei durch-
aus bewusst. Aber niemand kann so charmant reu-
mütig sein wie Habeck; einstweilen kommt er mit
Patzern und Wissenslücken durch. Die Zuhörer sind
bereit, viel zu verzeihen, wenn sie ausnahmsweise
einmal nicht mit politischer Textbaustein-Sprache
traktiert werden.
Auf jeder Veranstaltung wird Habeck gefragt, ob
er Kanzler werden wolle. Und inzwischen fallen
seine Antworten immer weniger pampig aus. In
Schleswig sagte er, natürlich suche er konkrete
Verantwortung auf der Bundesebene; es gehe da-
rum, die Grünen in Regierungsverantwortung zu
führen. Im Übrigen wolle er im Moment weder
Ankündigungen noch Nicht-Ankündigungen ma-
chen. In einer Talkshow hatte er in der vergange-
nen Woche die Notwendigkeit von Autorität und
Führungsstärke betont.
Parallel baut Annalena Baerbock ihre außenpoliti-
sche Kompetenz aus; zum Beispiel auf Veranstaltun-
gen der Münchner Sicherheitskonferenz. Denkbar,
dass sie sich auf die Rolle der ersten grünen Außen-
ministerin vorbereitet, für den Fall, dass es doch nur
Schwarz-Grün wird. Dietmar Bartsch tut das Seine,
um das grün-rot-rote Projekt Wirklichkeit werden
zu lassen – schon indem er es „Mitte-links-Bündnis“
nennt und keine seltsamen Insiderformeln wie
„G2R“ dafür verwendet. Auch Bartsch weiß, dass
Sprache Politik ist. Es hat ihn immer geärgert, dass
die Sozialdemokraten sich in der Zeit von 2013 bis
2017 für eine große Koalition entschieden, obwohl
ein (damals noch) rot-rot-grünes Bündnis ebenfalls
eine absolute parlamentarische Mehrheit gehabt
hätte. Und es war Bartsch, der unlängst einen Im-
puls gab, der von der SPD hätte kommen müssen.
Angesichts von 50 Milliarden Euro Steuerüberschuss
und einer erheblichen Steuerlast auch für Normal-
verdiener sei es an der Zeit, über eine grundsätzli-
che Steuerreform nachzudenken.
Wenn die Sozialdemokraten es schaffen, sich
wenigstens bei 15 Prozent zu halten, sieht es also
ganz gut aus für ein Mitte-links-Bündnis bei einer
Bundestagswahl, die vermutlich nicht erst im Herbst
2021 stattfinden wird. Woher im Augenblick Zu-
wächse für die verstörte CDU und die um Seriosität
ringende FDP kommen sollten, ist jedenfalls nicht
zu erkennen. Den Anhängern der Mitte-rechts-Par-
teien – CDU, FDP und AfD – würde eine solche
Entwicklung selbstverständlich überhaupt nicht
gefallen. Aber diese Parteien hätten dann wenigs-
tens Gelegenheit, noch einmal in Ruhe darüber
nachzudenken, wer sie sein wollen.
[email protected]

Angela Merkel steuert auf das Ende ihrer Amtszeit zu, und mit dem RückzugAnnegret Kramp-Karrenbauers endet die Illusion einer Machtübergabe von Frauan Frau. Die potenziellen Nachfolger: alles Männer. Eine machtvolle FrauenäraDie Zeit der Frauen an der Macht in Deutschland scheint vorerst vorbei zu sein.endet, die paradoxerweise in keinster Weise dem Feminismus verbunden war. Und
es beginnt in Zeiten ungeahnter weiblicher Stärke ein Insistieren des Männlichen.Was ist das? Ein Rollback? Eine Pause? Ein Missverständnis? Eine Betrachtung von Andrea Seibel.
Seite 25

GETTY IMA GES
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Zurück in die Krawattenträgerpolitik?

*D3,00EUROBNr. 39

KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7 SAMSTAG, 15. FEBRUAR 2020

rganspender und Wölfe. Rad-ROetreffen vor allem Radfahrer,begelungen beschlossen. SieDJser Bundesrat hat inahr eine Reihe neuereiner ersten Sitzung im
ahrer sollen besser geschütztwfahrer sollen besser geschütztfferden, Autofahrer müsseneinen Mindestabstand von 150Zentimetern einhalten, das Glei-
che gilt für Wölfe. Kommt einVerkehrsteilnehmer ums Leben,Verkehrsteilnehmer ums Leben,Vdürfen ihm die Organe nur ent-
nvhoommen werden, wenn er demorher ausdrücklich zugestimmtat. Wird ein Wolf dabei be-bachtet, wie er einem verstor-
fbnreigegeben werden. Parkt eindffreigegeben werden. Parkt einenen Verkehrsteilnehmer Orga-e zum Eigenbedarf entnimmt,arf er sofort zum Abschuss
WWWer mit einem Bußgeld sowieeinem Punkt in Flensburg rech-olf auf dem Fahrradweg, mussolf auf dem Fahrradweg, muss
nen, bei mehr als vier Punktenwird er zum Abschuss freigege-ben. Wölfen dürfen auch gegenihre ausdrückliche Zustimmung
rgane entnommen werden. Siebständen über die Möglichkeitmüssen nicht in regelmäßigenAOAbständen über die MöglichkeitAeiner unfreiwilligen Organspen-
dfffpe aufgeklärt werden. Die Ein-ührung eines generellen Tem-ührung eines generellen Tem-olimits für Wölfe lehnte der
BMundesrat allerdings mit großerehrheit ab.

ZZZippert zapptippert zappt

D
ie Halbwertszeiten vonWirtschaftsstatistiken undPrognosen werden immerkürzer. Vor nicht einmal
tistische Bundesamt bei der Vorstellungder jährlichen Wachstumszahlen fürDeutschland noch von einem leichteneinem Monat ging das Sta-
Plus für das vierte Quartal des vergange-nen Jahres aus. Die Bundesregierungsprach vor zwei Wochen davon, dass die
deutsche Wirtschaft wieder Fahrt aufge-nommen hat.VON HOLGER ZSCHÄPITZ
jetzt von der Realität eingeholt. Diedeutsche Wirtschaft ist im vierten Quar-tal auf der Stelle getreten. Das Statisti-Doch Statistiker und Politiker werden
sche Bundesamt vermeldete ein „Wachs-tum“ von 0,0279 Prozent im Vergleichzum Vorquartal. Deutschland steckt nun in einer ge-
fährlichen Stagnation. Denn in den Zah-len sind noch nicht die Folgen der Coro-navirus-Epidemie enthalten. Die dürften
das exportlastige Deutschland mit vollerWucht im laufenden ersten Quartal 2020treffen – damit könnte es zu einem Mi-nus kommen. Bei zwei Negativquartalen

in Folge sprechen Ökonomen von einerRezession. „Das Coronavirus stellt einRisiko für die globale Erholung dar, dadie Hoffnungen auf einer Belebung der
deutsche Wachstum im ersten Quartalchinesischen Wirtschaft ruhen“, sagteStefan Schneider, Ökonom der Deut-schen Bank. Dieser Faktor dürfte das
0,2 Prozentpunkte kosten. deutsche BIP-Wachstum in die Tiefe. Al-lein im Dezember brach die Industrie-Zum Jahresende zog die Industrie das
produktion um 3,5 Prozent ein. Es wardas größte Minus seit der Finanzkriseund der fünfte Rückgang in sieben Mona-
ten. Gleichzeitig signalisieren die Auf-tragseingänge im verarbeitenden Gewer-be keine rasche Erholung. Im Dezemberwurden 2,1 Prozent weniger Maschinen
und sonstige Industrieprodukte bei Fir-men in Deutschland geordert. Vor allemauch das Ausland wird zurückhaltender.Die Exporte stiegen im Dezember nur
noch um 0,1 Prozent nach einem Minusvon 2,2 Prozent im November.Die deutschen BIP-Zahlen offenbaren,
dass das Wachstum bei Binnenkonsum,Bau und Staatsausgaben nicht mehr aus-reicht, um die Gravitationskräfte der In-dustrie zu überwinden. Selbst der über-
raschend robuste Arbeitsmarkt kann

Deutschland von den globalen Unbildenkaum abschotten. Schneider: „Die deut-sche Konjunktur ist immer anfälliger.“
schiedlich auf die Zahlen. Der Euro fielauf 1,0830 Dollar, den tiefsten Stand seitdrei Jahren. Dagegen legte der DeutscheDie Finanzmärkte reagierten unter-
Aktienindex sogar leicht zu. Hier über-wog offensichtlich die Erleichterung da-rüber, dass Deutschlands BIP nicht ins
Minus gerutscht ist. Tatsächlich könnte

Deutschlands exportorientierte Wirt-schaft abermals Dusel haben und an ei-ner Rezession vorbeischrammen. In den
letzten 18 Monaten konnte die Ökonomiebereits zwei Mal das böse „R-Wort“knapp abwenden. Seit dem dritten Quar-tal 2018, als das deutsche BIP nach einer
langen Wachstumsperiode zum erstenMal schrumpfte, wächst die deutscheVolkswirtschaft quasi nicht mehr richtig.
Deutschland zu einem denkbar schlech-ten Zeitpunkt. Nach dem angekündigtenRücktritt der CDU-Chefin AnnegretDie Wachstumsschwäche trifft
Kramp-Karrenbauer scheint die Bundes-regierung noch weniger handlungsfähig.Ökonomen sehen das Risiko, dass sichdie CDU eher um sich selbst als um die
wirtschaftliche Lage kümmern könnte.Konjunkturdaten eine „Warnung für daslaufende Jahr“. Laut DIHK-Hauptge-Die Wirtschaft sieht in den schwachen
schäftsführer Martin Wansleben kämpftdie Exportwirtschaft und damit vieleSchlüsselbranchen der Industrie mit den
Handelskonflikten und den noch unge-klärten Folgen des Brexit. Dazu kommtdie Unsicherheit über die Folgen desCoronavirus. Könnte sein, dass die Prog-

Deutsche Wirtschaft wächst –
um satte 0,0279 Prozent
DBie Bundesrepublik steckt in einer gefährlichen Stagnation. Vor allem die Industrie zieht dasruttoinlandsprodukt herunter. Und dabei sind die Folgen des Coronavirus noch gar nicht einberechnet

Ddommt. Das lässt sich regelmäßig aufkas, was im echten Leben heraus-der Münchner Sicherheitskonferenzas Problem drer in Verteidigungsfragen: Ih-ke Reden sind meist besser alsutscher Politi-e
edmerleben. Dort hatte vor sechs Jahrenin Dreiergespann aus Bundespräsi-ent (Joachim Gauck), Verteidigungs-inisterin (Ursula von der Leyen) und
AAAAAmAußenminister (Frank-Walter Stein-ußenpolitik formuliert und ein weitußenminister (Frank-Walter Stein-ußenpolitik formuliert und ein weiteier) eine Wende in der deutschen
robusteres Engagement in Aussicht ge-stellt. Das ist so nicht eingetreten – sie-he die weiterhin chronisch unterfinan-zierte Bundeswehr. Was sich allerdings
seitdem dramatisch verändert hat, istdie Welt um uns herum. Und da machtDeutschland mehr denn je den Ein-druck eines Landes in Schreckstarre,
dem es am Willen zum Handeln fehlt.DFreitag in München – nunmehr imas treibt Steinmeier um, der am
sSAmt des Bundespräsidenten – hart insGericht gegangen ist mit außenpoliti-chen Mentalitäten in Deutschland.teinmeier sagte, das Glück, nach dem
Fdland blind gemacht für die Bedrohun-gall der Mauer nur noch von Freun-en umgeben zu sein, habe Deutsch-en, denen sich vor allem unsere öst-
lichen Nachbarn gegenübersehen. DerPräsident forderte mehr Realismusund weniger moralische Überheblich-keit. Deutschland dürfe nicht immer
nur sagen, was es nicht tun könne, soder Präsident, sondern müsse auchmal konkret sagen, was es zur Stär-
kung der europäischen Verteidigungzu leisten bereit sei. Steinmeier stelltesich auch explizit hinter das Ziel, zweiProzent des BIP für Verteidigung aus-
lgußenminister Heiko Maas, Deutsch-ußenminister Heiko Maas, Deutsch-Aieren, auch militärisch.Azand sei bereit, sich stärker zu enga-Augeben. Später am Freitag sagte auch
zmEs ist begrüßenswert, dass zwei so-ialdemokratische Politiker – Stein-eier deutlicher als Maas – in Mün-
hen mehr deutsches Engagementorderten. Schließlich ist es unter an-forderten. Schließlich ist es unter an-fcfderem die Mitregierungspartei SPD,die seit Jahren eine entschlossenere
deutsche Antwort auf die neue Welt-unordnung verhindert. Steinmeier üb-te auch harsche Kritik an Russlandund China und machte klar, dass es in
Deutschlands Interesse ist, das euro-päische Standbein der Nato zu stär-ken und gleichzeitig darauf hinzuwir-
tnken, dass die USA ein wichtiger Teilder europäischen Sicherheitsarchitek-ur bleiben. Er redete damit seinerach links gerutschten SPD genauso
fortzone bleiben, in der es sich in denbvfifortzone bleiben, in der es sich in denns Gewissen wie all jenen, die glau-en, Deutschland könne in jener Kom-ergangenen Jahrzehnten so bequem
eingerichtet hat.vor sechs Jahren, eine wichtige RedeSteinmeier hat, wie sein Vorgänger
gehalten. Doch das reicht den zuneh-

KOMMENTAR
TTTaten zählen,aten zählen,nicht Reden
CLEMENS WERGIN

DFaie Cluggesellschaften zu Umsatz-usfällen. Die Internationale Zivil-oronavirus-Kriseführt bei
luftfahrtorganisation (ICAO) gehtvon fürs erste Quartal aus. Auslän-dische Airlines haben ihr Angebotvier bis fünf Milliarden Dollar
zum chinesischen Festland um 80Prozent reduziert, heimische Car-rier bieten 40 Prozent wenigerinternationale Verbindungen an.
Lufthansa fliegt bis zum 28. März

Miilliardenausfälle n der Luftfahrtbranche

MORGEN AM KIOSK
LEBENSBERATUNG Guru: Der Wahn derMein Coach, mein
Selbstoptimierung

Daufgerufen, in direkte Verhand-lungen mit der syrischen Re-gierung zu treten, um eineie Mutter des Journalis-ten US-Regierung dazuAustin Ticehat die
sichere Rückkehr ihres Sohnesin die USA zu gewährleisten.Die Organisation Reporterohne Grenzen unterstützt die
Forderung. Tice wird als sieben Jahren vermisst. Alseiner der wenigen ausländi-seit mehr
schen Journalisten hatte erdirekt aus Syrien über dendortigen Bürgerkrieg berichtet.Seine Fotos, Interviews und
Reportagen erschienen unteranderem in der „WashingtonPost“ und bei der Nachrichten-agentur AFP. Beim Versuch,
von Damaskus aus über Land inden Libanon auszureisen, wur-de Tice im August 2012 an ei-nem Checkpoint angehalten
und festgenommen. Seitdemfehlt von ihm jede Spur. InArtikeln in regimenahen Me-
dien wurde Tice vorgeworfen,als „israelischer Agent“ in Sy-rien gewesen zu sein und dreiArmeeoffiziere getötet zu ha-
ben. nicht genannt.Konkrete Beweise wurden

#tFree hem
aAustin Ticell

In Kooperation mitREPORTER OHNE GRENZEN

Ihre Post an:
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Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser
wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen
uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das
Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der
sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei
uns eingehen, sind wir leider nicht in der Lage,
jede einzelne Zuschrift zu beantworten.

niemandem aufgefallen, dass Herr
Kemmerich nicht die allergeringste
Verpflichtung gegenüber der AfD ein-
gegangen ist? Mit keiner Silbe war von
einer Regierungsbeteiligung der AfD
die Rede, auch nicht von einer irgend-
wie anders gearteten Einflussnahme,
wenn man von der Abwahl des Linken
Ramelow absieht. Das Problem hätte
man leicht mit parlamentarischen
Mitteln und ein bisschen Geduld und
Verstand lösen können.
ROLF WEISS, SCHILTACH

CDU/CSU und FDP müssen nun klä-
ren, wie sie zukünftig mit den linken
Parteien und der AfD umgehen wol-
len. Demokratisch gewählte Parteien
als Aussätzige zu behandeln und Ge-
spräche mit allen zu verweigern kann
keine befriedigende Lösung sein. Es
wäre der Acker für fortschreitenden

politisch schwergewichtigen vierten
Kandidaten: Ralph Brinkhaus. Dieser
hat sich im Amt des CDU/CSU-Frakti-
onsvorsitzenden hervorragend be-
währt, verfügt über beste Führungs-
qualitäten und kommt durch seine
schnörkellose Sprache auch bei öffent-
lichen Auftritten nicht nur bei CDU-
Wählern sehr gut an. Armin Laschet ist
ein allseits anerkannter Ministerprä-
sident im größten Bundesland Nord-
rhein-Westfalen und dort unverzicht-
bar. Was Friedrich Merz betrifft, so ist
er bereits ein alter Herr von gestern
und zu sehr Interessenvertreter der
Wirtschaft, um auch dem christlich-
sozialen Teil der CDU vermittelt wer-
den zu können; er würde innerhalb der
CDU mehr polarisieren als einen. Und
der erfolgreiche Bundesgesundheits-
minister Jens Spahn ist noch jung und
kann seine politische Karriere später

noch krönen; außerdem dürfte er als
Kanzlerkandidat bestimmte erzkonser-
vative Wähler der Union weniger an-
sprechen.
MANFRED H. OBLÄNDER, KÖNIGSWINTER

Medizin aus Indien


Zu: „Der Leidtragende ist der
Patient“ vom 13. Februar

Ich möchte die Frage aufwerfen: Wa-
rum lässt der Staat es überhaupt zu,
dass Medikamente im Ausland, hier
speziell Indien und China, von unserer
Pharmaindustrie hergestellt werden
dürfen? Es wird sich um jede Kleinig-
keit gekümmert, aber in solch eklatant
wichtigen Dingen höre und sehe ich
nichts vom Staat.
MANFRED MENGEWEIN, ARNSBERG

LESERBRIEFE


Hass, Lügen und Gewalt, Diskrimi-
nierung von Menschen anderer Mei-
nung, die Missachtung unseres
Grundgesetzes. Dabei denke ich da-
ran, welche Konstellationen sich
womöglich nach Kommunal- und
Landtagswahlen oder der Bundes-
tagswahl ergeben: Unregierbarkeit
und Gewaltexzesse.
WILFRIED PIEPER, BÖRGERENDE

Führungsqualitäten


Zu: „So sammeln die Kandidaten ihre
Truppen“ vom 14. Februar

Thomas Vitzthum beschreibt das Kan-
didatenkarussell um den künftigen
Vorsitz der CDU und die Kanzlerkan-
didatur. Doch es gibt neben Armin
Laschet, Friedrich Merz und Jens
Spahn aus meiner Sicht noch einen

Bananen-Republik


Zu: „Das Bild hängt schief“
vom 13. Februar

Wenn Herr Krauel zu der Wahl in
Thüringen meint, Frau Merkel „muss-
te deshalb handeln“, so kann man
dafür Gründe erkennen. Aber ihre
Reaktion war die dümmste von allen
Möglichkeiten. Die Wahl verlief nach
demokratischen Regeln, auch wenn
das Ergebnis nicht allen gefällt. Hie-
rauf mit undemokratischen, anmaßen-
den und gesetzwidrigen Forderungen
nach Stornierung der Wahl zu reagie-
ren ist die Methode von Diktatoren.
Soll die Abkürzung BRD jetzt als „Ba-
nanen-Republik Deutschland“ ver-
standen werden? Frau Merkel hat
damit der Demokratie mehr geschadet
als die AfD. Weshalb ist anscheinend

V


on allen Reaktionen, die der
Forderung von Angela Merkel
fffolgten, das Ergebnis der Thü-olgten, das Ergebnis der Thü-
ringer Ministerpräsidentenwahl
„rückgängig zu machen“, hat mich die
von Elmar Brok am meisten beein-
druckt. Der gebürtige Westfale, Jahr-
gang 1946, ist ein „Berufspolitiker“
der alten Schule, er saß 40 Jahre für
die CDU im Europaparlament, führte
dort zeitweise den Ausschuss für
auswärtige Angelegenheiten und
kannte sich wie kaum ein anderer im
Brüsseler Dschungel aus. Brok kann
vieles, nur eines nicht: ruhig sitzen,
aus dem Fenster gucken und nix sa-
gen. Das finde ich sympathisch, mir
geht es ähnlich.
Kaum war Angela Merkel von ihrer
Afrikareise zurück, eilte auch Brok
nach Berlin, „um der Vorsitzenden zu
helfen, klarzumachen, dass solche
Leute wie Mike Mohring oder auch die
Werteunion nicht die CDU bestimmen
dürfen“; jetzt gelte es, „klare Kante
gegen solche Abweichler“ zu zeigen, so
etwas dürfe „man einfach nicht zu-
lassen“. Brok wörtlich: „Wenn man
solchen Leuten den Finger gibt, neh-
men sie die ganze Hand. Das ist wie
ein Krebsgeschwür, so etwas muss

man von vorneherein mit aller Rück-
sichtslosigkeit bekämpfen, damit ein
solches Krebsgeschwür nicht in die
Partei hineinkriechen kann.“ Es gehe
nicht an, „dass solche Vereinigungen
im Namen der CDU sprechen, das sind
ein paar Hundert Leute, die in jedem
Interview, in jeder Veranstaltung vor-
kommen, in den Medien ständig prä-
sentiert werden, dabei haben sie in der
Partei null Einfluss, und ich glaube,
dass man so etwas abschneiden muss“.
Das war ein wenig widersprüchlich.
Entweder „bestimmen“ Mohring und
die Werteunion die Politik der CDU,
oder sie haben „null Einfluss“ in der
Partei. Beides geht nicht. Ganz ein-
deutig dagegen war der Vergleich mit
dem Krebsgeschwür, das rücksichtslos
bekämpft werden müsste. Das leuch-
tete mir ein, schon als Junge träumte
ich davon, Chirurg zu werden, im Bio-
logieunterricht operierte ich Regen-
würmer, im Geschichtsunterricht las
ich heimlich die Erinnerungen von
Ferdinand Sauerbruch. Elmar Brok tat
es wohl auch. Jahrzehnte später erfüllt
er sich seinen Kindheitswunsch, greift
zum Skalpell und schreitet zur Tat.
Weg mit dem Krebsgeschwür! Mit aller
Rücksichtslosigkeit, die nötig ist, um
die Partei zu retten. Ist das sein Plan?
Will er noch einmal von vorne an-
fangen? Sich womöglich um den Vor-
sitz der CDU bewerben? Hat Brok das
gemeint, als er sagte, er wolle der
Kanzlerin helfen, klare Kante zu zei-
gen? Bald werden wir es wissen.

„Null Einfluss“? Wirklich?


PLATZ DER REPUBLIK


HENRYK BRODER

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