Die Welt - 17.02.2020

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S


eit der Ministerpräsiden-
tenwahl in Thüringen hat
die FDP zahlreiche Partei-
austritte hinnehmen müs-
sen. Liberale werden be-
schimpft, Wahlplakate in Hamburg zer-
stört. Es gehe nun darum, Vertrauen zu-
rückzugewinnen, sagt FDP-Generalse-
kretärin Linda Teuteberg. Sie versi-
chert: Man habe nicht mit den Stimmen
der AfD gerechnet und schließe eine Zu-
sammenarbeit aus. Harsche Kritik äu-
ßert sie an Bodo Ramelow.

VON JOHANNES BOIE, JACQUES SCHUSTER
UND GELI TANGERMANN

WELT: Frau Teuteberg, die CDU in
den östlichen Bundesländern hat gro-
ße Schwierigkeiten, die Dämme gegen
rechts zu halten. Nicht wenige finden
eine Zusammenarbeit mit der AfD
nicht anstößig. Wie sieht es bei der
FDP im Osten aus? Muss sich Ihre
Partei künftig noch offensiver von der
AfD distanzieren?
LINDA TEUTEBERG: Die FDP hat sich
jederzeit von der AfD distanziert. In-
haltlich stehen wir im größtmöglichen
Gegensatz zu ihr. Daran hat sich nichts
geändert. Daran wird sich auch nichts
ändern. Was in Thüringengeschah, war
ein Fehler. Dafür haben wir uns ent-
schuldigt. Wir haben klargemacht: Die
FDP wird sich nicht in eine Abhängig-
keit von der AfD begeben.

Sind Sie wirklich der Meinung, dass
die FDP in den neuen Bundesländern
geschlossen gegen jegliche Form der
Zusammenarbeit mit der AfD ist?
Eine Zusammenarbeit mit der AfD, in
welcher Form auch immer, schließen
wir für die FDP aus. Das haben wir nach
den Geschehnissen in Thüringen in ei-
nem Beschluss des Bundesvorstandes
erneut bekräftigt. Anders als bei der
CDU, wo es nach Aussage von Frau
Kramp-Karrenbauerin Teilen ein unge-
klärtes Verhältnis zu AfD und Linkspar-
tei gibt, sind wir klar aufgestellt. Keine
Kooperation mit und keine Abhängig-
keiten von der AfD.

Muss eine Trennlinie nicht irgendwann
aaaufgeweicht werden, wenn die AfD im-ufgeweicht werden, wenn die AfD im-
mer mehr Stimmen dazugewinnt?
Wir suchen die politische Auseinander-
setzung mit der AfD ganz unabhängig da-
von, wie sie gerade in Umfragen und
WWWahlen dasteht. Dabei ist strikte Abgren-ahlen dasteht. Dabei ist strikte Abgren-
zung von der AfD unbedingt notwendig,
aaaber nicht ausreichend. Wir lassen unsber nicht ausreichend. Wir lassen uns
weder positiv noch negativ von der AfD
die Agenda diktieren: Ob und mit wel-
chem Lösungsvorschlag wir ein Thema
politisch aufgreifen, entscheiden wir nach
unserem eigenen liberalen Kompass. Wer
sich ständig allein über die Distanz zur
AAAfDfDdefiniert, gibt ihr eine ungeheure und
unverdiente Deutungsmacht.

Sollte die AfD als Gesamtpartei
vomVerfassungsschutz überwacht
werden?
Ob und in welchem Umfang eine Partei
durch den Verfassungsschutz über-
wacht werden muss, entscheiden aus
guten Gründen nicht andere Parteien,
sondern die zuständigen Behörden nach
ihren Erkenntnissen und rechtlichen
Kriterien. Unsere Aufgabe ist die politi-
sche Auseinandersetzung.

Mitglieder der FDP-Bundestagsfrak-
tion wollen jetzt das Gebaren der AfD
noch einmal genau beleuchten und ei-
ne Art Leitfaden für den Umgang mit
der AfD zu Papier bringen. Was sind
Ihrer Meinung nach die Kernpunkte,
die das Papier enthalten sollte?
Wir werden in einer Arbeitsgruppe der
Bundestagsfraktion Erfahrungen und
Erkenntnisse über rechtsextremeBe-
wegungen und Strategien systematisch
auswerten und daraus unsere Schlüsse
für die weitere parlamentarische Arbeit
ziehen. Wir werden alles dafür tun, da-
mit die AfD mit ihrer Verhöhnung und
Zerstörung von Demokratie und Parla-
mentarismus keinen Erfolg haben wird.
Das Überraschungsmoment, das der
AfD in Thüringen gelang, muss ein ein-
maliges Ereignis bleiben.

Thüringens früherer Ministerpräsident
Bodo Ramelowgeriert sich als großer
Kämpfer gegen den Faschismus und
versucht auf diese Weise, die Macht
wwwiederzuerlangen. Fühlt sich die FDPiederzuerlangen. Fühlt sich die FDP
durch ihn unter Druck gesetzt?
Bodo Ramelow handelt dem Ernst der
Lage nicht angemessen und heizt
durch inflationären Gebrauch von Be-
griffen wie Faschismus und Staatskri-
se die Stimmung an, statt zur Beruhi-
gung und Lösung beizutragen. Ob-
wohl er keine eigene Mehrheit hat, hat
er sich vorschnell zur Wahl gestellt. Er
ist auch nicht so harmlos und mode-
rat, wie es häufig heißt. Während er
nicht zimperlich ist, unseren Rechts-
staat als „Schnüffelstaat“ verächtlich
zu machen, wenn ihm eine Gerichts-
entscheidung in eigener Sache nicht
passt, lehnt er für das SED-Regime
den Begriff „Unrechtsstaat“ ab. Gera-
de als Brandenburgerin entsetzt mich
dieses Verhalten und Kalkül, denn es
spielt mit Gefühlen und spaltet. An-
stand und Leistung von Menschen in
der DDR gab es in Privatleben und Be-

ruf trotz und nicht wegen des politi-
schen Systems. Der berechtigte Stolz
darauf ist kein Argument dafür, die er-
schwerten Bedingungen von Diktatur
und Planwirtschaft zu verharmlosen.
Bodo Ramelow ist das Konterfei der
Linkspartei in Thüringen mit all ihrer
Programmatik und ihrem Personal. In
Thüringen hat keines der klassischen
Lager eine Mehrheit. Es gibt also nur
verschiedene Optionen einer Minder-
heitsregierung. Was zu denken geben
sollte, ist, dass es für SPD und Grüne
offenbar eine größere Zumutung ist,
mit CDU und FDP über ein Bündnis
der Mitte zu sprechen, als dass sie uns
zugestehen würden, einen Linken
nicht zum Ministerpräsidenten wäh-
len zu können. Das ist absurd und
zeigt, dass es hier aufseiten von SPD
und Grünen nicht einmal eine Äqui-
distanz zwischen Mitte und Links
gibt, sondern eine klare Präferenz für
links außen.

Die Bundes-FDP ist nun für schnelle
Neuwahlen– die thüringischen Par-
teifreunde nicht. Muss Thüringens
FDP auf Linie gebracht werden?
Thomas Kemmerich hat in seinem
Statement zu seinem Rücktritt einen
Tag nach der Wahl erklärt, dass seine ei-
gene Landtagsfraktion Neuwahlen an-
strebt. Wir halten es für notwendig,
dass die Wählerinnen und Wähler das
Wort erhalten.

Ist der thüringische Landesverband
auf Linie gebracht, oder müssen Sie
von Berlin härter mit den Partei-
freunden umgehen?
Frei gewählte Abgeordnete sind zu
Recht nur ihrem Gewissen verpflichtet.
Und unter Parteifreunden reden wir
selbstverständlich miteinander. Je
schwerer die Situation ist, desto besser
ist es, miteinander zu reden und nicht
übereinander.

Man hat ja gesehen, wohin das führt.
Die Kernfrage ist: Wie unabhängig ist
ein Landesverband Ihrer Partei – wie
weisungsgebunden ist er?
Bei uns, wie auch bei allen anderen Par-
teien, gilt: Die Landesverbände sind für
ihr Handeln selbst verantwortlich. Und
das ist auch gut so. Es ist in keiner Par-
tei so, dass von Berlin aus einfach
durchregiert werden könnte. Landes-
parteien und Landtagsfraktionen sind

keine Angestellten einer Bundespartei-
zentrale, sondern beide sind Partner.

Ist Herr Kemmerich in Thüringen
freiwillig zurückgetreten?
Seine Entscheidung erfolgte nach einem
Gespräch mit dem Parteivorsitzenden.

Lassen Sie uns direkt zu den Ereignis-
sen der vergangenen Woche kommen.
Haben Sie das Szenario vor der Wahl
Kemmerichs selbst einmal für sich
durchgespielt, oder sind Sie über-
rascht worden?
Thomas Kemmerichhat sich stets von
der AfD distanziert und einen klaren
Wahlkampf gegen die AfD geführt. Er
hatte seine Kandidatur als symbolisches
Zeichen für eine Option der bürgerli-
chen Mitte angekündigt und an die Be-
dingung geknüpft, dass die AfD einen ei-
genen Kandidaten zur Wahl stellt. Die
perfide Taktik einer Scheinkandidatur
der AfD haben wir leider nicht vorherge-
sehen. Und dass Thomas Kemmerich die
Wahl angenommen hat, war ein Fehler.

Annegret Kramp-Karrenbauer hat
Christian Lindner vor der Wahl per
SMS vor dem Szenario gewarnt, das
dann eingetreten ist. Lindner hat die
Nachricht an Kemmerich weitergelei-
tet. Wussten Sie davon?
Ich betone gern noch einmal, damit das
jeder versteht: Mit diesem Falschspiel
der AfD haben wir alle nicht gerechnet.

Während der gesamten Vorgänge in
Thüringen tauchten Sie so gut wie gar
nicht auf, obwohl Sie als Brandenbur-
gerin von Ihrer Partei gern als Fühler
in die ostdeutschen Landesverbände
inszeniert werden. Braucht Ihr
Parteichef Lindner überhaupt einen
Generalsekretär?
Es war richtig, dass Christian Lindner
selbst sofort die Initiative ergriffen hat,
direkt nach Erfurt fuhr und mit Herrn
Kemmerich das Gespräch suchte. Jeder
in der FDP-Führung hat in diesen wich-
tigen Stunden und Tagen seinen Teil
beigetragen.

Sachsens Ministerpräsident Michael
Kretschmer (CDU) hat vorgeschla-
gen, eine Expertenregierung zu in-
stallieren, die von den demokrati-
schen Parteien gestützt wird. Ist das
ein Weg, den Sie mitgehen könnten?
Wir schlagen ja selbst vor, einen neu-
tralen, von allen demokratischen Par-
teien akzeptierten Kandidaten zu wäh-
len, um die notwendigen Neuwahlen zu
organisieren.

Sie sagen, AfD und Linkspartei seien
gleichermaßen abzulehnen. Sind Sie
aus Ihrer Sicht denn gleichzusetzen?
Vergleich und Gleichsetzung sind nicht
dasselbe, auch wenn das gern verwech-
selt wird. Die AfD ist eine Partei mit

völkischem, ausgrenzendem Gedan-
kengut und steht damit im völligen Ge-
gensatz zur FDP. Unser Maßstab sind
die Würde und Freiheit jedes einzelnen
Menschen. Deshalb schließen wir jegli-
che Form der Kooperation mit der AfD
aus. Die Linkspartei hat ebenfalls, aber
aus anderen Gründen, einen großen in-
haltlichen Abstand zur FDP. Für Koali-
tionen kommt sie für uns nicht infrage.
Die Linkspartei will einen System-
wechsel hin zu einem neuen Sozialis-
mus. Sie steht weder zur Europäischen
Union noch zur Nato. Sie duldet außer-
dem antisemitische Umtriebe in ihrer
Partei. Im Bundestag kooperieren wir
überhaupt nicht mit der AfD und arbei-
ten mit der Linkspartei dann zusam-
men, wenn es um die Wahrnehmung
von Oppositionsrechten geht, zum Bei-
spiel bei der Wahlrechtsreform oder
der Einsetzung von Untersuchungs-
ausschüssen.

Hat Bodo Ramelow in den vergange-
nen fünf Jahren einen Systemwechsel
betrieben?
Die Möglichkeit hatte er dank unserer
föderalen Ordnung zum Glück nicht.
Dass man auf Landesebene nicht so
leicht die Grundfesten der Bundesrepu-
blik verändern kann, heißt aber nicht,
dass man es gut finden muss, wenn je-
mand das trotzdem rhetorisch und pro-
grammatisch anstrebt.

In ganz Deutschland sehen sich FDP-
Politiker nach Thüringen massiven
Angriffen ausgesetzt. Wie ist die aktu-
elle Lage?
Wir haben bundesweit zahlreiche Über-

elle Lage?
Wir haben bundesweit zahlreiche Über-

elle Lage?

griffe erlebt, insbesondere in Hamburg,
wo der Bürgerschaftswahlkampf läuft.
Veranstaltungen müssen zum Teil abge-
sagt werden oder können nur unter
schwierigen Bedingungen stattfinden.
Jüdische Mitglieder der FDP wurden als
Nazis beschimpft. All das hat uns er-
schüttert, ist aber auch ein Anlass mehr,
unsere Demokratie zu verteidigen.

Welche Auswirkungen haben die Er-
eignisse in Thüringen auf die Ham-
burg-Wahl?
Wir kämpfen nun gemeinsam darum,
VVVertrauen zurückzugewinnen. Es be-ertrauen zurückzugewinnen. Es be-
drückt mich allerdings sehr, dass vielen
unserer Mitglieder pauschal der persönli-
che Anstand abgesprochen wird. Gewalt,
Bedrohung und Einschüchterung sind
durch nichts zu rechtfertigen und dürfen
keinesfalls als Mittel der politischen Aus-
einandersetzung geduldet werden.

Wie wird die Wahl ausgehen?
Wir haben in Hamburg eine tolle Spit-
zenkandidatin, gute Themen, eine kla-
re Haltung. Das sind drei gute Gründe,
den Freien Demokraten in der Bürger-
schaft auch weiterhin eine starke Stim-
me zu geben.

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17.02.20 Montag, 17. Februar 2020DWBE-HP


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RECHTE TERRORZELLE

Haftbefehle gegen


zwölf Männer


Nach bundesweiten Razzien gegen eine
mutmaßlich rechte Terrorzelle haben
Ermittlungsrichter am Bundesgerichts-
hof (BGH) Haftbefehle gegen zwölf
Männer erlassen. Vier mutmaßliche
Mitglieder und acht mutmaßliche Un-
terstützer befinden sich in Untersu-
chungshaft. Das erklärte ein Sprecher
der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.
Der Generalbundesanwalt war am Frei-
tag mit Razzien in sechs Bundesländern
gegen die Gruppe vorgegangen. Die
mutmaßlichen Rechtsterroristen sollen
Anschläge auf Politiker, Asylbewerber
und Muslime ins Auge gefasst haben,
um Chaos auszulösen und so die Ge-
sellschaftsordnung der Bundesrepublik
ins Wanken zu bringen. Das Vorhaben
sei aber noch nicht näher konkretisiert
worden. Die Festgenommenen, alles
Deutsche, sind dem Vernehmen nach
zwischen 31 und 60 Jahre alt. Vier von
ihnen sollen sich zu der eigentlichen
Terrorzelle zusammengeschlossen
haben. Die acht anderen halten die
Ermittler für Unterstützer. Sie sollen
sich bereit erklärt haben, Geld zu ge-
ben, Waffen zu beschaffen oder an
künftigen Anschlägen mitzuwirken. Die
Gruppe hatte sich in Chats oder telefo-
nisch ausgetauscht und auch schon
mehrfach getroffen. Die Gruppe soll
auch konkrete Pläne gehabt haben,
beispielsweise Moscheen in kleineren
Städten anzugreifen. WELT AM SONN-
TAG berichtet unter Berufung auf Er-
mittlerkreise, die Gruppe agierte unter
dem Namen „Der harte Kern“. Die
Männer hätten unter anderem Bezüge
zu der rechtsextremen Gruppierung
„Soldiers of Odin“ (SOO) gehabt. De-
ren Mitglieder tauchten zuerst im Zuge
der Flüchtlingskrise auf. In der nord-
finnischen Kleinstadt Kemi organisier-
ten sie im Oktober 2015 im Stile einer
Bürgerwehr Straßenpatrouillen.

STREIT UM SOMMERFERIEN

KMK-Präsidentin Hubig


will nachgeben


Die Präsidentin der Kultusminister-
konferenz (KMK), die rheinland-pfäl-
zische Bildungsministerin Stefanie
Hubig (SPD), will im Streit über die
Sommerferien-Termine den Forderun-
gen Bayerns und Baden-Württembergs
notfalls nachgeben. „Niemand im Rest
des Landes kann verstehen, warum
Bayern und Baden-Württemberg eine
Sonderregelung verdient haben sollen“,
sagte sie dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland. Es werde aber schwer
werden, ihnen diese Privilegien wieder
wegzunehmen. Mit Ausnahme von
Bayern und Baden-Württemberg neh-
men alle Bundesländer am rollierenden
System teil, das dazu führt, dass die
großen Ferien mal eher und mal später
anfangen. Nur Bayern und Baden-
Württemberg machen nicht mit, gehen
traditionell als letzte in die Sommer-
ferien und wollen unbedingt an ihrer
Sonderrolle festhalten.

FRANKREICH

Sexvideo: Künstler


festgenommen


Der umstrittene russische Aktions-
künstler Pjotr Pawlenski hat die Pariser
Politik mächtig aufgemischt und für
einen Skandal mit weitreichenden Fol-
gen gesorgt. Am Sonntag wurde Paw-
lenski im Zuge der Ermittlungen wegen
der Veröffentlichung eines Sexvideos
von der französischen Polizei in Ge-
wahrsam genommen. Die intimen Auf-
nahmen hatten den Wunschkandidaten
von Frankreichs Präsident Emmanuel
Macron für die Pariser Bürgermeister-
wahl, Benjamin Griveaux, zum Rückzug
gezwungen. Auf einer Website war ein
Video mit Aufnahmen eines masturbie-
renden Mannes aufgetaucht, die Bot-
schaften an eine Frau enthielten. Paw-
lenski behauptete, das Video stamme
von Griveaux. Bei der Adressatin soll es
sich um Pawlenskis Freundin handeln.
Der in Frankreich lebende Pawlenski
sagte, er habe das Video veröffentlicht,
um Griveaux „Scheinheiligkeit“ nach-
zuweisen. Dessen Anwalt nannte die
Vorwürfe Pawlenskis „grotesk“. Man
habe es mit „Pseudo-Künstlern“ zu tun,
die sich in einer Diktatur wähnten und
meinten, anderen Lektionen in Moral
erteilen zu müssen. „Auch glaube ich
nicht, dass er allein gehandelt hat“,
sagte Malka, ohne auszuführen, wer
seiner Meinung nach noch hinter der
Aktion stecken könnte.

KOMPAKT


,,


M
ARTIN U. K. LENGEMANN/WELT

Der ehemalige Ministerpräsident


in Thüringen handele nicht der Lage


angemessen, kritisiert die


FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg.


Sie fordert einen Kompromiss-Kandidaten


„Bodo


Ramelow ist


nicht so


HARMLOS,


wie es häufig


heißt“


4 POLITIK DIE WELT MONTAG,17.FEBRUAR


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