Die Welt - 17.02.2020

(nextflipdebug5) #1
tung übernehmen und auf Macrons Ide-
en eingehen zu wollen. „Um es klar zu
sagen: Deutschland ist bereit, sich stär-
ker zu engagieren, auch militärisch“,
sagte der Außenminister. Er zitierte in
diesem Zusammenhang den früheren
SPD-Verteidigungsminister Peter
Struck, der zu Beginn des Afghanistan-
Einsatzes der Bundeswehr gesagt hatte,
Deutschlands Sicherheit werde auch am
Hindukusch verteidigt. „Man muss heu-
te hinzufügen – auch im Irak, in Libyen
und im Sahel – aber eben genauso am
Verhandlungstisch in New York, Genf
oder Brüssel“, sagte Maas.
Die Verteidigungsministe-
rin beklagte, dass der Westen
immer nur seine Schwäche
beklage. Nötig sei mehr
Kampfgeist für die Idee
der Freiheit, insbesondere
Deutschland müsse seinen
Versprechen eines robuste-
ren Auftretens in der Sicher-
heitspolitik endlich auch Ta-
ten folgen lassen. Sie zeigte
sich offen für eine Auswei-
tung des deutschen Engage-
ments in der Sahelzone. Sie
plädierte dafür, Frankreichs
Seeraumüberwachungsmissi-
on in der Straße von Hormus
unter dem Dach der EU fort-
zuführen, und sie zeigte sich
offen für den von Macron
vorgeschlagenen Dialog über
die künftige Nutzung der
französischen Atomwaffen.
Die Frage ist nur: Was ist
wirklich dran an diesen Ange-
boten?
Beispiel Sahel: Zwei kon-
krete Anfragen Frankreichs
nach Unterstützung beim
Aufbau einer Spezialkräftee-
inheit in Westafrika hat die
Bundesregierung gerade erst
abgelehnt. Angeboten wer-
den sollen nun eine Auswei-
tung der EU-Ausbildungsmis-
sion aus Mali auf Niger sowie
die Übernahme der Sicher-
heitsverantwortung für eine
abgegrenzte Region nach
Vorbild Afghanistans. Mit an-
deren Worten: Ein am Hindu-
kusch nicht sonderlich er-
folgreiches Projekt soll auf
Afrika übertragen werden.
Beispiel Irak: Dort könnten
zusätzliche Aufgaben im
Feldlagerschutz übernom-
men werden, dafür aber sol-
len die Aufklärungstornados
abgezogen werden. Die Aus-
bildungskomponenten, bis-
lang bilateral mit Bagdad ver-
einbart, könnten unter das
Dach der Nato verlegt wer-
den. Am Ende dürfte das ein
Nullsummenspiel werden.
Beispiel Libyen: Die Regie-
rung kann für sich in An-
spruch nehmen, mit ihrer
Berliner Konferenz und de-
ren Folgetreffen am Sonntag
in München und diesen
Montag in Brüssel, eine Art
diplomatische Federführung
übernommen zu haben. Weil
Berlin gegenüber seinen
Partnern aber stets zu beto-
nen pflegt, dass es in der Sicherheits-
politik einen vernetzten Ansatz aus Di-
plomatie, Entwicklungshilfe und Mili-
tär verfolgt, drängt sich die Frage auf,
ob Deutschland bereit ist, am Verhand-
lungstisch erreichte Ergebnisse irgend-
wann auch militärisch abzusichern. Ei-
ne Antwort könnte recht schnell ver-

geren Anbindung Deutschlands und
anderer europäischer Staaten an den
fffranzösischen Atomschutzschirm.ranzösischen Atomschutzschirm.
WWWährend sich Kramp-Karrenbauerährend sich Kramp-Karrenbauer
und Maas auf der Konferenz dafür
grundsätzlich offen zeigten, wurde
der Vorschlag vom SPD-Fraktionschef
im Bundestag, Rolf Mützenich, umge-
hend zurückgewiesen. Er forderte Pa-
ris stattdessen auf, Schritte hin zu ei-
ner Abschaffung seines Atomwaffen-
arsenals zu unternehmen. Mit den So-
zialdemokraten dürfte es in diesen
Feldern derzeit kaum zu Ergebnissen
kommen.
Unter dem Strich bedeutet
das, dass den großen Worten
auf dem Podium der Mün-
chener Sicherheitskonferenz
im Konkreten eine eher über-
schaubare Ausweitung des
deutschen Engagements fol-
gen dürfte. Das gilt erst
recht, seit durch den Rück-
zug Kramp-Karrenbauers
von CDU-Vorsitz und Kanz-
lerambition der nächste Bun-
destagswahlkampf in den Fo-
kus rückt und die Parteien
beginnen, sich darauf vorzu-
bereiten.
So war der Wettbewerb in
der CDU um die Nachfolge
Kramp-Karrenbauers sogar
schon im „Bayerischen Hof“
zu besichtigen. Der stellver-
tretende CDU-Vorsitzende
und Ministerpräsident von
Nordrhein-Westfalen, Armin
Laschet, nutzte seinen Auf-
tritt, um sich im innerpartei-
lichen Machtkampf zu profi-
lieren – und zwar gegen die
eigene Kanzlerin. In einer eu-
ropapolitischen Debatte kri-
tisierte Laschet, der als einer
der aussichtsreichsten Kan-
didaten für den Parteivorsitz
und damit auch für die
nächste Kanzlerkandidatur
gilt, die Politik Merkels und
ihrer Regierung. Der fehle es
oft an Mut, Dynamik und Ge-
schwindigkeit: „Heute macht
der französische Präsident
Vorschläge, wir brauchen zu
lange, bis man reagiert“, sag-
te er. Auch auf die Rede Ma-
crons an der Pariser Sor-
bonne-Universität im Herbst
2017 habe er sich „eine enga-
giertere Antwort gewünscht,
schneller, und auch durchaus
im Diskurs mit ihm“.
Die EU müsse etwa in den
Bereichen innere Sicherheit
sowie Außen- und Klimapoli-
tik nationalstaatliche Lö-
sungskonzepte überwinden,
führte Laschet aus. Wie un-
ter der Kanzlerschaft von
Helmut Kohl müsse Deutsch-
land zu diesem Zweck wieder
große Initiativen für Europa
entwickeln und für die Um-
setzung werben, so der CDU-
Vize. Die schwarz-rote Bun-
desregierung habe zwar das
Motto „Ein neuer Aufbruch
für Europa“ über ihren Koali-
tionsvertrag geschrieben,
„davon hat man bisher aber
nicht so viel gemerkt“.
Spätestens da dürfte den Konferenz-
teilnehmern aus aller Welt klar gewor-
den sein: Die noch amtierende Bundes-
regierung ist nur noch eine „lame
duck“, eine lahme Ente, deren sicher-
heitspolitische Gestaltungskraft ziem-
lich am Ende ist.

langt werden: So ist es ein aktuelles
Ziel der diplomatischen Gespräche,
sich mit einer Luftaufklärung über Li-
byen ein besseres Lagebild über die
Verstöße gegen das UN-Waffenembar-
go zu verschaffen. Es gibt – bislang
noch sehr unkonkrete – Überlegungen,
sich daran eventuell mit deutschen

Aufklärungsflugzeugen zu beteiligen.
Ob das am Ende vor allem in der SPD
mehrheitsfähig sein könnte, ist eine of-
fene Frage.
Beispiel nukleare Teilhabe: In die-
sem besonders heiklen Feld stehen
zwei Entscheidungen an. Zum einen
müssen die veralteten Tornado-

Kampfjets, die als US-Atomwaffenträ-
ger in der Eifel stationiert sind, durch
ein modernes Kampfflugzeug ersetzt
werden. Die Entscheidung darüber ist
überfällig, doch die SPD tut sich
schwer und sucht das Projekt in die
nächste Legislatur zu vertagen. Und
dann ist da Macrons Angebot einer en-

D


er Star der Münchner Si-
cherheitskonferenz 2020
hieß Emmanuel Macron.
Der Auftritt des französi-
schen Präsidenten sei
„das absolute Highlight“ in diesem Jahr
gewesen, bilanzierte der Vorsitzende
der international bedeutendsten sicher-
heitspolitischen Tagung, Botschafter
Wolfgang Ischinger: „Frankreich ist
rührig, drängelt und mischt die Lage
auf.“ Das sei genau das, was Europa an-
gesichts der destruktiven Dynamik in
der Weltpolitik brauche.

VON THORSTEN JUNGHOLT
AUS MÜNCHEN

Getreu dem Motto der Konferenz
(„Westlessness“) beschrieb Macron
den Westen bei seinem Auftritt im Ho-
tel „Bayerischer Hof“ als geschwächt
und forderte als Gegenmittel eine stär-
kere Zusammenarbeit Europas in Fra-
gen der Sicherheitspolitik. Das „euro-
päische Abenteuer“ brauche eine
„neue Dynamik“, eine gemeinsame
Idee, „die uns erneuert und zu einer
strategischen, politischen Macht wer-
den lässt“. Der Präsident beklagte,
dass er aus Deutschland bislang keine
„klaren Antworten“ auf seine sehr
konkreten Initiativen erhalten habe.
Er sei deshalb zwar nicht „frustriert“,
aber doch „ungeduldig“.
Offenbar glaubt Macron auch nicht,
dass die Bundesregierung die in seiner
Amtszeit geschriebene, deutsch-franzö-
sische „Geschichte des Wartens“ noch
mit einem Happy End versehen könnte.
Darauf deuten jedenfalls seine Gesprä-
che am Rande der Konferenz hin. Der
Präsident nahm sich Zeit für ein Früh-
stück mit Bundestagsabgeordneten, er
traf Bayerns Ministerpräsidenten Mar-
kus Söder (CSU) und deutsche Europa-
abgeordnete. Die meiste Zeit, dem Ver-
nehmen nach fast drei Stunden, inves-
tierte er in ein Abendessen mit den Grü-
nen-Chefs Robert Habeck und Annale-
na Baerbock. Über den Inhalt wurde
Stillschweigen vereinbart, aber so viel
scheint klar: Im Élysée werden die deut-

Stillschweigen vereinbart, aber so viel
scheint klar: Im Élysée werden die deut-

Stillschweigen vereinbart, aber so viel

schen Wahlumfragen gelesen, und
Frankreich vermisst frühzeitig die
Schnittmengen mit möglichen neuen
Partnern in Berlin.
Für die amtierende Bundesregierung
dagegen interessierte sich Macron nicht
mehr. Mit Verteidigungsministerin An-
negret Kramp-Karrenbauer, formal im-
merhin noch CDU-Vorsitzende, gab es
nur einen informellen Gedankenaus-
tausch im großen Konferenzsaal. Ein
echtes „Bilateral“ fand auch mit Außen-
minister Heiko Maas (SPD) nicht statt.
Und Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) hatte auf einen Besuch in Mün-
chen gleich ganz verzichtet.
„Wenn Präsident Macron von einem
schwachen Westen spricht, dann ist die
Bundesregierung Teil des Problems“,
sagte Bijan Djir-Sarai, außenpolitischer
Sprecher der FDP. Die amtierende Ko-
alition sei „in der Außen- und Sicher-
heitspolitik nicht mehr handlungsfä-
hig“. Der sicherheitspolitische Sprecher
der Grünen, Tobias Lindner, konstatier-
te: „Frankreichs Ungeduld mit Deutsch-
land wächst. Daran hat sich in München
nichts geändert. Unsere Regierungsver-
treter haben hier viel über die Notwen-
digkeit von europäischen Strategien ge-
sprochen. Sie haben nur nicht gesagt,
wie die aussehen könnten.“
Tatsächlich waren die Beiträge von
Maas und Kramp-Karrenbauer von dem
aus den vergangenen Jahren bekannten
Bekenntnis geprägt, im internationalen
Krisenmanagement mehr Verantwor-

Deutschland gibt in


München die lahme Ente


Die Beteuerungen der Bundesregierung auf der Sicherheitskonferenz,


mehr weltpolitische Verantwortung zu übernehmen, werden


unglaubwürdig. Präsident Macron umwirbt schon mögliche Nachfolger


Sowohl Heiko Maas als auch Annegret Kramp-Karrenbauer stellten in München eine Ausweitung des deutschen Engagements in Aussicht

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PA
/TOBIAS HASE

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17.02.20 Montag, 17. Februar 2020DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,17.FEBRUAR2020** POLITIK 5


VVVorschläge öffentlich zu machen, umorschläge öffentlich zu machen, um
den zarten Pflänzchen der Annähe-
rung nicht das Wasser abzugraben,
gab Ramelow der Deutschen Presse-
Agentur am Sonntagvormittag etwas
zu Protokoll: Er sei bereit, sich mit der
CDU auf Aufgaben wie den Landesetat
fffür 2021 oder ein Investitionspro-ür 2021 oder ein Investitionspro-
gramm für die Kommunen zu verstän-
digen. Diese Selbstverständlichkeiten


  • dass eine Minderheitsregierung, die
    von den Stimmen der Opposition ab-
    hängig ist, mit dieser über den Haus-
    halt oder Ausgaben für Gemeinden be-
    raten möchte – wurden als „Angebot
    fffür einen Neustart“ gedeutet. Rame-ür einen Neustart“ gedeutet. Rame-
    low gehe damit „weiter auf die CDU
    zu“, hieß es.
    Tatsächlich handelt es sich dabei
    um kein Signal der Linkspartei, das
    den zentralen Konflikt mit der CDU
    entschärft, weil es dieser nicht ermög-
    licht, ohne weiteren Gesichtsverlust
    aus der verfahrenen Situation heraus-
    zukommen. Dabei haben sich die lang-
    jährig in Thüringen regierenden


I


n Thüringen zeichnet sich immer
noch keine mehrheitsfähige Lan-
desregierung ab. Seit der Abwahl
der rot-rot-grünen Koalition von Mi-
nisterpräsident Bodo Ramelow (Lin-
ke) waren dreieinhalb Monate ins
Land gegangen, bis sich das Dreier-
bündnis entschloss, ohne eigene Par-
lamentsmehrheit in die Ministerpräsi-
dentenwahl zu ziehen. Das Chaos war
perfekt, als aus diesem gewagten Ma-
növer der Liberale Thomas Kemme-
rich mit Stimmen von FDP, CDU und
AfD als knapper Sieger hervorging.
Drei Tage später trat er nach starkem
politischen Druck wieder zurück.

VON MARCEL LEUBECHER

Am Montagabend wollen Vertreter
von Linkspartei, SPD und Grünen
erstmals mit CDU-Abgeordneten über
mögliche Auswege aus der verfahre-
nen Situation sprechen. Obwohl zwi-
schen den Parteien vereinbart worden
war, am Wochenende keine neuen

Christdemokraten längst auf die
Linkspartei zubewegt. Zunächst ver-
zichteten sie nach der Landtagswahl
auf einen eigenen Ministerpräsiden-
tenkandidaten, der es sehr wahr-
scheinlich in die Staatskanzlei ge-
schafft hätte – wenn auch unter In-
kaufnahme von Stimmen der AfD, die
in Thüringen von dem Anführer des
völkischen „Flügels“, Björn Höcke, ge-
ffführt wird.ührt wird.
Als dann überraschenderweise der
FDP-Kandidat Kemmerich zum Minis-
terpräsidenten gewählt wurde, weil
die AfD-Abgeordneten im dritten
WWWahlgang geschlossen für ihn stimm-ahlgang geschlossen für ihn stimm-
ten, anstatt für ihren eigenen Kandi-
daten, gab die CDU ihre wider Erwar-
ten gewonnene Regierungsbeteiligung
ohne nennenswerten Widerstand auf.
Nun allerdings sträubt sich die CDU
in Thüringen mehrheitlich dagegen,
noch weiter auf Rot-Rot-Grün zuzuge-
hen und Ramelow direkt mit einigen
CDU-Stimmen in die Staatskanzlei zu
wählen. Die CDU-Linie sieht vor, dass

die Abgeordneten sich bei einer erneu-
ten Ministerpräsidentenwahl im
Landtag enthalten würden. Damit
könnte sich Ramelow im dritten Wahl-
gang durchsetzen, weil dann die relati-
ve Mehrheit der Stimmen zählt. Das
heißt: Der in der Bevölkerung beliebte
Linkspartei-Politiker käme zwar auch
dann nicht mithilfe „seiner“ rot-rot-
grünen Abgeordneten auf die
Mehrheit der insgesamt 90
Stimmen, doch weil CDU
und FDP auf Kandidaten
verzichten würden und
damit nur der chancen-

lose AfD-Kandidat als Konkurrent
bliebe, hätte Ramelow die relativ
meisten Stimmen.
Doch aus Sicht von Linkspartei,
SPD und Grünen reicht dieses Ange-
bot nicht aus, weil die schwer bere-
chenbare AfD im ersten Wahlgang
wieder einen Trick anwenden und ih-
re Stimmen Ramelow geben könnte.
WWWeil damit aus Perspektive dereil damit aus Perspektive der
drei Parteien und auch vieler
Journalisten die AfD an Anse-
hen gewinnen könnte – eini-
ge halten sogar das Abglei-
ten Deutschlands in den
Faschismus für möglich
oder äußern zumindest
diese Befürchtung –, will
Ramelow sich erst dann ei-
ner Ministerpräsiden-
tenwahl stellen,
wenn es für
ihn eine
Mehrheit
gibt, die
sicher oh-

ne AfD-Stimmen auskommt. Dieser
totale Ausschluss erscheint etwas
seltsam vor dem Hintergrund, dass
auch aus der Linkspartei bereits ge-
wichtige Stimmen kamen, die als Ulti-
ma Ratio auch AfD-Stimmen in Kauf
nehmen. So sagte der ehemalige und
wohl auch künftige Chef der Staats-
kanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff,
Ende Januar im MDR auf die Frage
des Moderators, was geschehe, wenn
Rot-Rot-Grün ein Gesetz einbringe,
CDU und FDP ablehnten, aber die
AfD zustimme: „Das hat’s auch schon
in der Vergangenheit gegeben, dass
die AfD bei einem rot-rot-grünen Ge-
setz mitgestimmt hat.“ Auf weitere
Nachfragen wiederholte der als rechte
Hand Ramelows geltende Hoff in der
Talkshow: „Natürlich gab es rot-rot-
grüne Entscheidungen, bei denen die
AfD mitgestimmt hat.“ Im parlamen-
tarischen Alltag fürchtet Rot-Rot-
Grün offenbar nicht den Zusammen-
bruch der Demokratie, wenn ihr die
AfD Mehrheiten verschafft.

Die Linkspartei will es wissen


Ramelow sendet keine Signale für eine Lösung in Thüringen, mit der die CDU ihr Gesicht wahren könnte. Auch rot-rot-grünen Entscheidungen stimmte AfD schon zu


Bietet Selbstver-
ständlichkeiten an:
Bodo Ramelow
DPA/MARTIN SCHUTT

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