Die Welt - 17.02.2020

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17.02.20 Montag, 17. Februar 2020DWBE-HP


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8 POLITIK DIE WELT MONTAG,17.FEBRUAR


F


aisal Bin Farhan Al Saud
wurde mit 44 Jahren (inzwi-
schen ist er 45) vergangenes
Jahr der jüngste Außenmi-
nister, den Saudi-Arabien in
den letzten fünf Jahrzehnten hatte. Der
Prinz war einige Jahre in der Washing-
toner Diplomatie unterwegs und zu-
letzt Botschafter in Deutschland. Er
wurde in Frankfurt am Main geboren
und spricht fließend Deutsch.

VON DANIEL-DYLAN BÖHMER
AUS MÜNCHEN

WELT: Hoheit, Sie sind in Deutsch-
land geboren und zum Teil aufge-
wachsen – in einer Bundesrepublik,
die außen- und sicherheitspolitisch
sehr zurückhaltend aufgetreten ist.
Bei dieser Münchner Sicherheitskon-
ferenz versprechen der Bundespräsi-
dent wie der deutsche Außenminister
mehr Mut und Engagement von Sei-
ten Deutschlands, gerade im Nahen
Osten und Nordafrika. Wie erleben
Sie diesen Rollenwechsel?
PRINZ FAISAL BIN FARHAN AL SAUD:
Wir sehen eine multipolare Welt entste-
hen. Da ist es richtig und wichtig, dass
Deutschland eine aktivere Rolle spielt.
Schließlich spielt es eine Führungsrolle
in Europa. Und es muss auch ein Teil der
internationalen Sicherheitsstrukturen

werden. Diese Diskussion ist interessant
und Deutschland kann auch im Nahen
Osten eine produktive Rolle spielen.

Deutschland hat sich im Atomstreit
mit dem Iranengagiert. Aber Teheran
reichert wieder stärker Uran an, als es
das Atomabkommen von 2015 erlaubt.
Deutschland, Frankreich und Groß-
britannien haben deshalb den Streit-
schlichtungsmechanismus des Ab-
kommens aktiviert. Ist das genug, um
die Iraner vom Bau einer Bombe ab-
zuhalten?
Es ist zumindest ein erster Schritt. Die
Iraner müssen zur Rechenschaft gezo-
gen werden und sie müssen sich endlich
an die Regeln halten, auf die sie sich ver-
traglich festgelegt haben. Aber man
kann leider nicht darauf vertrauen, dass
sie das auch wirklich tun. Darum rufen
wir die Europäer und die internationale
Gemeinschaft auf, die Druckmittel zu
nutzen, die zur Verfügung stehen, um
den Iran von der Erlangung von Atom-
waffen abzuhalten.

Wie würde Saudi-Arabien reagieren,
wenn der Iran sich in die Lage verset-
zen sollte, Atomwaffen zu bauen?
Wir hoffen, dass das nicht geschehen wird
und wir glauben, dass die internationale
Gemeinschaft entschlossen ist, eine nu-
kleare Bewaffnung des Iran zu verhindern.

Glauben Sie denn, dass das aktuelle
AAAtomabkommen gerettet werden kann?tomabkommen gerettet werden kann?
Ich glaube nicht, dass das Atomabkom-
men in seiner gegenwärtigen Form ge-
rettet werden sollte. Es ist nicht wirk-
sam genug, um langfristig eine nukleare
Bewaffnung des Iran zu verhindern.
Saudi-Arabien hat das Abkommen von
Beginn an nur widerstrebend unter-
stützt, weil wir wussten, dass es ent-
scheidende Schwächen hat: Es enthält
es die sogenannte Sonnenuntergangs-
Klausel, nach der Iran in wenigen Jah-
ren von vielen wichtigen Beschränkun-
gen befreit ist und sehr schnell die Fä-
higkeit zum Bau von Atomwaffen erlan-
gen kann. Zudem bietet es keinen Zu-
gang zu geheimen iranischen Anlagen.
Dann wäre das Regime durch das Ab-
kommen auch wirtschaftlich erheblich
gestärkt und unempfindlich für neuerli-
che Sanktionen. Und wie wir alle wis-
sen, hat das iranische Regime die zu-
sätzlichen Einnahmen nach der Aufhe-
bung der Sanktionen genutzt, um die
Region weiter zu destabilisieren – in-
dem es sein Raketenprogramm und die
Unterstützung für Terrororganisatio-
nen im Nahen Osten ausgebaut hat.
Dieses Abkommen ist insgesamt man-
gelhaft. Es sollte jetzt nicht darum ge-
hen, es zu retten. Es sollte darum ge-
hen, den Iran zurück an den Verhand-
lungstisch zu bringen, um ein besseres

Atomabkommen zu erzielen, das auch
die anderen Sorgen der internationalen
Gemeinschaft behandelt: Irans destabi-
lisierende Aktivitäten in der Region und
sein ballistisches Raketenprogramm.

Was sollten die Europäer tun, um den
Iran zurück an den Verhandlungs-
tisch zu bekommen?
Die Europäer haben gute Kontakte zum
Iran. Die sollten sie nutzen, um den Ira-
nern klarzumachen, dass sie über einen
Deal verhandeln müssen, der für alle ak-
zeptabel ist und die Probleme anspricht,
die die USA und Irans Nachbarn in der
Region immer wieder ansprechen.

Sollten die Europäer ähnlich wie die
USA härtere Sanktionen erlassen?
Wir glauben sehr an die Strategie maxi-
malen Drucks, die auch die amerikani-
sche Regierung verfolgt. Die Europäer
sollten sich ihr anschließen und mehr
Druck ausüben, um die Iraner zurück an
den Verhandlungstisch zu bringen. Da-
zu gehören auch mehr Sanktionen.

In den vergangenen Monaten hat es
immer wieder iranische Angriffe auf
Schiffe im Golf gegeben. Eine interna-
tionale Marinemission zur Sicherung
der Gewässer wurde aufgestellt, an
der sich die Europäer aber kaum be-
teiligen. Bisher ist nur Großbritan-

nien dabei. Sollte Deutschland hier
mehr tun?
Nach unserer Überzeugung sollte die
Sicherheit des Golfs eine gemeinsame
internationale Aufgabe sein. Alle Natio-
nen, die vom Warenverkehr durch den
Golf profitieren, sollten sich an der Si-
cherung dieser Seewege beteiligen und
dazu gehört auch Deutschland. Schließ-
lich hängt Deutschlands Energieversor-
gung unter anderem von Lieferungen
aus der Region ab. Andere europäische
Nationen, darunter Frankreich, wollen
jetzt einen Beitrag zur Sicherung des
Golfs leisten. Es wäre sehr wertvoll,
wenn Deutschland sich daran beteiligen
würde, sei es unter amerikanischer Füh-
rung oder zusammen mit den Franzo-
sen und anderen Europäern. Aber diese
Entscheidung müssen natürlich am En-
de die Deutschen treffen.

Was halten Sie von dem Friedensplan
für Israelis und Palästinenser, den die
amerikanische Regierung gerade vor-
gelegt hat?
Wir begrüßen jede Initiative für einen
Neustart der Verhandlungen. Und wir
würden die Palästinenser stets zu Ge-
sprächen ermutigen, die zu einer Lösung
führen können. Aber eine solche Lösung
muss die legitimen Rechte des palästi-
nensischen Volkes berücksichtigen und
die international vereinbarten Grundla-

gen für einen solchen Friedensvertrag
festhalten. Und es ist an den Inhabern
dieser Rechte, den Palästinensern, ob sie
sich an Gesprächen beteiligen oder
nicht. Wir sind jedenfalls immer für eine
friedliche Lösung durch Verhandlungen.

Der Plan schlägt auch Grundlagen für
einen palästinensischen Staat vor, der
jedoch ein geringeres Territorium ha-
ben soll, als die 1967 von Israel besetz-
ten Gebiete, der nur bedingt für seine
innere Sicherheit und die eigene
Grenzsicherung zuständig ist und der
nicht Mitglied in internationalen Orga-
nisationen sein darf. Ist das ausrei-
chend, um ein funktionierendes Staats-
wesen zu errichten?
Meine Sicht ist hier nicht ausschlagge-
bend. Es liegt an den Palästinensern zu
entscheiden, was sie akzeptieren wollen
und können. Wir haben 2002 einen ara-
bischen Friedensplan vorgelegt, der
Kernpunkte für eine Lösung nennt. Da-
zu gehören die Grenzen von 1967 und
echte Souveränität für einen palästi-
nensischen Staat. Aber noch einmal: Die
Entscheidung über den aktuellen Frie-
densplan liegt bei den Palästinensern.
Und wir werden sie unterstützen, wie
auch immer sie sich entscheiden.

VVVor etwa eineinhalb Jahren hat Kron-or etwa eineinhalb Jahren hat Kron-
prinz Mohammed Bin Salmanerklärt,
die Israelis hätten ein Recht auf ihr eige-
nes Land. Das wurde von vielen als Bei-
nahe-Anerkennung des Staats Israel an-
gesehen. Wird es jemals dazu kommen,
dass Saudi-Arabien Israel anerkennt?
WWWas wären die Bedingungen dafür?as wären die Bedingungen dafür?
Der arabische Friedensplan von 2002,
der von Saudi-Arabien unterstützt wur-
de, nennt eine volle Anerkennung Isra-
els und die Normalisierung der Bezie-
hungen als Teil einer friedlichen Ge-
samtlösung. Aber die Voraussetzung da-
für ist ein Frieden zwischen Israel und
den Palästinensern. Ein Frieden, dem
die Palästinenser selbst zustimmen.

Deutschland hat einen neuen Verhand-
lungsprozess zum Konflikt in Libyen
gestartet. Im Januar wurde in Berlin die
Einhaltung des Waffenembargos und
ein Ende der ausländischen Einmi-
schungen in Libyen beschlossen. Ihr
Land gilt als Unterstützer von General
Haftar, der gegen die international
anerkannte Regierung kämpft. Was
braucht es Ihrer Meinung nach, um
Frieden in Libyen zu erreichen?
Wir unterstützen das Ergebnis der Ge-
spräche von Skhirat 2015 und erkennen
die Regierung der nationalen Einheit an.
Und wir unterstützen das Abkommen,
das in Berlin geschlossen wurde. Frieden
ist nur möglich, wenn die Interessen aller
Seiten berücksichtigt werden – sowohl
jene der Einheitsregierung als auch jene
des gewählten libyschen Parlaments, auf
dessen Seite auch General Haftar steht.
Wir sind aber sehr besorgt, dass die Tür-
kei weiterhin syrische Kämpfer nach Li-
byen bringt. Jeder weitere Zustrom aus-
ländischer Kräfte kann zu einer weiteren
Eskalation führen. Wir unterstützen ei-
nen Waffenstillstand und eine friedliche
Lösung. Darum wünschen wir den deut-
schen Bemühungen Erfolg, auch wenn
wir in Berlin nicht dabei waren.

Was könnten Brüssel und Berlin denn
tun, um die aktuelle Lage zu deeska-
lieren?
Ganz Europa und auch die Deutschen
sollten den Türken klarmachen, dass es
sehr gefährlich ist, wenn sie weiterhin
Kämpfer aus Syrien nach Libyen trans-
portieren. Das muss aufhören. Die Tür-
kei sollte eine produktive Rolle in Liby-
en spielen, statt zur weiteren Militari-
sierung des Landes beizutragen.

Der saudische
Außenminister
Prinz Faisal bin
Farhan (r.) im
Interview mit
WELT-Redakteur
Daniel-Dylan
Böhmer auf der
Münchner
Sicherheits-
konferenz

QUIRIN LEPPERT

„Europa muss mehr DRUCK ausüben“


Der saudische Außenminister hält das aktuelle Atomabkommen mit dem Iran für unwirksam und


wünscht sich von Europa eine Strategie des maximalen Drucks gegen das Regime – inklusive Sanktionen


D


er Niedergang des Westens
sollte das verbindende Thema
der Münchner Sicherheitskon-
ferenzsein, was sich auch im Motto
„Westlessness“ (Fehlen des Westens)
niederschlug. Doch je länger die Konfe-
renz andauerte, desto deutlicher wurde,
dass sich ein anderes, wenn auch ver-
wandtes Thema in den Vordergrund
drängte: China. Genauer: Wie soll der
Westen umgehen mit dem unaufhaltsa-
men Aufstieg der asiatischen Super-
macht.

VON CLEMENS WERGIN
AUS MÜNCHEN

„Es ist das erste Mal bei dieser Kon-
ferenz, dass die Mehrheit der Diskussio-
nen sich um China dreht“, sagt Dan
Drezner WELT, Politik-Professor an der
Tufts-Universität in Massachussetts
und Außenpolitik-Kolumnist der „Wa-
shington Post“. „Und es gibt einen Kon-

sens auf allen Seiten, dass dieses Pro-
blem angegangen werden muss.“ Be-
sonders nachdrücklich wurde des The-
ma von amerikanischer Seite in den
Vordergrund gestellt. Verteidigungsmi-
nister Mark Esper widmete seine ganze
Rede China. Die neue nationale Vertei-
digungsdoktrin der USA wendet sich ab
vom Paradigma des Antiterrorkampfes
der vergangenen zwei Jahrzehnte. „Wir
befinden uns nun in einer Epoche der
Großmachtkonkurrenz, und unsere
wichtigsten Herausforderer sind erst
China und dann Russland“, sagte Esper.
„Wir müssen uns also wegbewegen von
Konflikten mit niedriger Intensität und
uns wieder vorbereiten auf hochintensi-
ve Kriegsführung“.
Esper erinnerte an die Hoffnungen,
die mit Chinas Aufnahme in die Welt-
handelsorganisation vor knapp 20 Jah-
ren einhergingen. Etwa dass China sich
politisch öffnen und ein engagiertes
Mitglied der liberalen Weltordnung

werden würde. Diese Hoffnung habe
sich nicht erfüllt. „Es ist von essenziel-
ler Bedeutung dass wir – als internatio-
nale Gemeinschaft – aufwachen und die
Herausforderung erkennen, die Chinas
Manipulation der lange etablierten in-
ternationalen, regelbasierten Ordnung
darstellt, eine Ordnung, von der wir alle
seit Jahrzehnten profitiert haben“, sag-
te der US-Verteidigungsminister. Chi-
nas wirtschaftlicher Aufstieg sei nur
möglich gewesen durch Diebstahl geis-
tigen Eigentums, durch Zwang und die
Ausbeutung freier Marktwirtschaften,
Privatunternehmen und Universitäten.
Manche Europäer waren konsterniert
über die heftige Kritik, die Esper an Pe-
king übte. Noch mehr jedoch darüber,
dass der Verteidigungsminister Ameri-
kas Beziehungen zu Europa abhängig
machte von der europäischen Antwort
auf China, etwa bei der Frage, ob euro-
päische Staaten die 5G-Technologie mit
oder ohne Huawei bauen, der chinesi-

sche IT-Konzern, der dem Zugriff der
chinesischen Führung unterliegt. „Uns
auf chinesische 5G-Anbieter zu verlas-
sen würde kritische Systeme unserer
Partner verletzlich machen für Störun-
gen, Manipulationen und Spionage“,
sagte Esper und drohte, dass das die
Kommunikation und das Teilen von Ge-
heimdienstinformationen zwischen den
USA und seinen Partnern gefährden
würde. Die Partner der USA müssten
sich entscheiden, auf welcher Seite sie
stehen, sagte Esper.
Das ist nicht allein die Position der
Trump-Regierung. Tatsächlich hat sich
in den USA in den vergangenen Jahren
ein überparteilicher Konsens herausge-
bildet, wonach die Beziehungen zu Pe-
king komplett neu bewertet werden
müssen. Nancy Pelosi, demokratische
Mehrheitsführerin im Abgeordneten-
haus, stellte sich in Sachen Huawei
denn auch klar hinter die Position der
Trump-Regierung. „5G von China bau-

en zu lassen würde bedeuten, Autokra-
tie der Demokratie vorzuziehen“, sagte
Pelosi in München. Die Gefahr, die da-
mit einhergehe, sei vorhersehbar, so die
führende Politikerin der US-Demokra-
ten. Es sei ihr unbegreiflich, warum das
nicht allen klar sei, sagte sie mit Blick
auf die europäischen Partner. China
wies die amerikanischen Vorwürfe als
„Schmierkampagne“ und „Lügen“ zu-
rück. Die Amerikaner würden „immer
dasselbe über China sagen“, sagte der
chinesische Außenminister Wang Yi.
„Die Wurzel all dieser Probleme ist,
dass die USA unerfreut sind über die
schnelle Entwicklung und die Wieder-
belebung Chinas, und sie wollen den Er-
folg eines sozialistischen Landes noch
weniger akzeptieren“, sagte Wang.
Die Europäer wissen noch nicht ge-
nau, wie sie sich zu diesem Thema ver-
halten sollen. „Auf der einen Seite wol-
len wir nicht, dass die USA dieses Pro-
blem falsch handhaben und wir wollen

nicht in einen unnötigen Konflikt zwi-
schen beiden Ländern hineingezogen
werden“, sagt der ehemalige polnische
Außenminister Radoslaw Sikorski ge-
genüber WELT. „Auf der anderen Seite
wollen wir, dass die USA realisieren,
dass sie das ganze Europa brauchen und
nicht nur einzelne europäische Länder,
um China entgegenzutreten.“ Sikorski
hält das für eine Chance und einen mög-
lichen Anstoß für die Trump-Regierung,
ihre feindselige Haltung gegenüber der
EU zu überdenken. Der EU-Außenbe-
auftragte Josep Borrell forderte, Europa
dürfe sich nicht von der neuen Bipolari-
tät in der Welt einklemmen lassen.
Das zunehmend aggressive Auftreten
Chinas hat auch einFührungsvakuum
in Europaoffenbart. Viele blicken dabei
nach Berlin und Paris, die in dieser An-
gelegenheit Führung übernehmen sol-
len. Doch beide Länder haben bisher
selbst noch keine Entscheidung in Sa-
chen Huawei getroffen.

Die neue Verteidigungsdoktrin der USA zielt auf China


Für die USA ist auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Konfrontation mit der Volkrepublik das große Thema. Die Europäer sollen sich für eine Seite entscheiden


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