Süddeutsche Zeitung - 17.02.2020

(Marcin) #1

Was fühlt sich schöner an: das erste Tor im
Profifußballoder vielleicht doch das zwei-
te gleich eine Woche später? Man weiß es
nicht, denn Noel Niemann durfte nicht zu
Interviews erscheinen. Der Torschütze des
TSV 1860 München beim 1:1 in Meppen,
der eine Woche zuvor seinen ersten Drittli-
gatreffer erzielt und nun einen weiteren
nachgelegt hatte, erhielt von Trainer Mi-
chael Köllner ein Sprechverbot. „Er soll
jetzt mal regenerieren und Pause machen,
damit sein Kopf in den nächsten Wochen
intakt ist“, sagte Köllner der sichtlich ent-
täuschten Reporterin von Magenta Sport,
und auch auf die Frage, ob Niemann die Er-
wartungen mal wieder erfüllt habe, antwor-
tete Köllner recht nüchtern: „Bedingt.“
Einen 20-Jährigen vor dem Abheben zu
bewahren, gehört ja auch zu den Aufgaben
eines Übungsleiters – aber Köllner hatte
tatsächlich Grund zu einer gewissen Unzu-
friedenheit, auch mit Niemann. In dessen
Bilanz stand, neben einem Traumtor
(50. Minute) nach einem weiten Schlag von
Dennis Erdmann, nämlich auch eine ausge-
lassene Großchance wenig später: „Den
Ball auf Stefan Lex darf er nicht mehr spie-
len, sondern er muss innen weiter gehen“,
sagte Köllner zu der Szene.
Der TSV 1860 hat in der dritten Fußball-
Liga, mittlerweile empfiehlt sich ein Ta-
schenrechner, seit elf Spielen nicht mehr
verloren und mithin in keiner der neun Par-
tien, seit Köllner das Amt übernommen
hat. Der Trainer war allerdings bei Weitem


nicht so begeistert, wie diese Serie es nahe-
legen würde, nicht nur der vergebenen
Möglichkeiten wegen. „In den ersten 15 Mi-
nuten waren wir nicht auf dem Platz, da wa-
ren wir schläfrig und haben mehrere
Ecken zugelassen“, klagte er. Nun ist das
Zulassen mehrerer Ecken im Fußball (so-
fern nicht die beliebte Regel „Drei Ecken,
Elfmeter“ angewendet wird) an sich noch
kein Problem. Wenn man einen gegneri-
schen Spieler bei einem Eckstoß allerdings

so ungedeckt lässt wie die Löwen in der
4.Minute im Emsland den Meppener Top-
scorer Deniz Undav, dann ist es halt eine
„Katastrophe“ (Köllner): Früh lagen die Lö-
wen in Rückstand, in der Folge mussten sie
sich auf ein torchancenarmes Kampfspiel
auf miesem Untergrund einlassen.
In der zweiten Hälfte, nach der Ein-
wechslung von Tim Rieder für den diesmal
enttäuschenden Dennis Dressel, waren sie
dann die bessere Mannschaft. Aber ihre ei-
genen Möglichkeiten ließen sie, auch
durch Niemann, liegen, und am Ende konn-
ten sie sich für den einen Zähler noch bei ih-
rem Torwart Marco Hiller bedanken. Val-
det Rama, früherer Zweitliga-Löwe, legte
auf für den früheren Regionalliga-Löwen
Nicolas Andermatt, dessen Schuss parierte
Hiller; ebenso wie einen unplatzierten Ver-
such des eingewechselten Meppeners Hi-
lal El-Helwe.
So blieb es beim Remis, das die Aus-
gangslage der Löwen im Schneckenrennen
um einen Aufstiegsplatz nicht verändert,
und die Situation im Kampf um den Klas-
senverbleib ebenfalls nicht: Der Abstand
auf Rang drei beträgt weiterhin sechs
Punkte, die Distanz zur Abstiegszone im-
mer noch neun. Es gehört ja zu den Eigen-
heiten der dritten Liga, dass es sich lohnt,
beides im Auge zu behalten. Es folgen nun
zwei Heimspiele gegen die Abstiegskandi-
daten Magdeburg und Chemnitz, aber
auch das muss nicht so viel heißen, wie es
verheißt. markus schäflein

Erlebt der FC Ingolstadt in diesem Februar
seinen zweitenHerbst? Nach dem 0:1 (0:0)
am Samstag gegen den KFC Uerdingen, es
war die zweite Niederlage hintereinander,
werden jedenfalls Erinnerungen wach an
eine Phase in der Hinrunde: Damals verlo-
ren die Ingolstädter drei Spiele in Serie.
Nach dem schwachen Auftritt bei den
Würzburger Kickers in der Vorwoche soll-
te, so der Plan, gegen Uerdingen der Weg
zurück in die Erfolgsspur gefunden wer-
den. Diese Spur hatten sich die Ingolstäd-
ter schließlich in den Wochen zuvor mus-
tergültig geebnet – 13 Spiele lang hatten
sie nicht mehr verloren. Die erste Hälfte ge-
gen den KFC offenbarte jedoch ein aktuel-
les Hauptproblem der Ingolstädter: Das
Herausspielen von Torchancen.
Der Top-Torschütze des FCI, Dennis
Eckert Ayensa, fehlte gelb-rot-gesperrt.
Der zweitbeste Stürmer Stefan Kutschke
traf zuletzt am 1. Dezember. Weder Kutsch-
ke noch Caniggia Elva, der für Eckert Ayen-
sa in die Startelf rückte, sorgten in der ers-
ten Hälfte für ernsthafte Torgefahr. Viel-
mehr hatte die Uerdinger Offensivabtei-
lung, mit 27 Toren eine der schwächsten
der Liga, die ein oder andere Chance zur
Führung, ließ diese aber ungenutzt.
Der zweite Tabellenplatz, die zweitbeste
Offensive der Liga, diese Statistiken er-
schienen bei der derzeitigen Verfassung
der Ingolstädter und erst recht nach diesen
ersten 45 Minuten etwas paradox. Die zwei-
te Hälfte gegen Uerdingen begann jedoch

mit einem plötzlich dominanten FCI, der
das Spiel an sich riss. Das Team von Trai-
ner Jeff Saibene spielte sich nun Torchan-
cen heraus, etwa durch Maximilian Thal-
hammer (49., 53.) oder Elva, der zwei Kopf-
bälle innerhalb von drei Minuten (56., 59.)
neben das Tor setzte. Innenverteidiger
Björn Paulsen zwang Uerdingens Torwart
Lukas Königshofer zwei Minuten später
ebenfalls per Kopf zu einer Parade. Das 1:0
für den FC Ingolstadt schien nur noch eine

Frage der Zeit zu sein, und tatsächlich lag
der Ball kurz darauf im Uerdinger Tor: Auf
Paulsens Kopfball folgte eine Ecke, an des-
sen Ende Kutschke an den Ball kam und
traf. Die Tormusik lief bereits. Der Bann
schien gebrochen zu sein, Kutschkes per-
sönliche Torflaute beendet. Der Ingolstäd-
ter Kapitän stand allerdings im Abseits.
Kein Tor, keine Führung.
Im Nachhinein betrachtet war dieses
kurz währende Glücksgefühl des FCI in
der 61. Minute ein Wendepunkt der Partie:
Die Ingolstädter kamen nun wieder selte-
ner zu Abschlüssen. Uerdingen gestaltete
das Spiel erneut offener, kam zu Offensiv-
aktionen, unter anderem zu einer Groß-
chance durch Adam Matuschyk. Und: KFC-
Trainer Daniel Steuernagel wechselte
Franck Evina ein. Der Offensivakteur wink-
te in der 88. Minute, dass er doch bitte den
Ball bekommen möge. Er bekam ihn – und
versenkte per Seitfallzieher zum 1:0.
„Das Gegentor muss man besser vertei-
digen, die Flanke verhindern, näher am
Mann sein“, sagte FCI-Trainer Saibene.
Der 51-Jährige sah eine spielerische Verbes-
serung seiner Mannschaft, erinnerte aber
gleichzeitig an die Niederlagenserie in der
Hinrunde: „Dagegen gilt es sich zu wehren.
Daran werden wir arbeiten.“ Der nächste
Gegner des FC Ingolstadt heißt Hansa Ros-
tock. Verliert Saibenes Team auch diese
Partie, wäre die dritte Niederlage in Serie
perfekt – und somit der zweite Herbst der
Ingolstädter. jakob schätzle

von maik rosner

W

ie alle beim FC Augsburg wurde
auch Jeffrey Gouweleeuw auf To-
mas Koubek angesprochen. Und
der Innenverteidiger kam ebenfalls nicht
umhin, den nächsten Fehler des Torwarts
zu bilanzieren, wenngleich er sich alle Mü-
he gab, die anhaltende Debatte nicht mit
Schuldzuweisungen anzureichern. „Ein
bisschen unglücklich“ habe das ausgese-
hen, sagte also Gouweleeuw vorsichtig
über jene Szene, in der Koubek den Frei-
stoß des ehemaligen Augsburgers Jona-
than Schmid prallen gelassen hatte, wor-
aus Janik Haberers Tor zum 1:1 (1:0)-End-
stand gegen den SC Freiburg resultierte
(51. Minute). „Schwierig“, sagte Gouwelee-
uw, er stöhnte ein wenig, „ich glaube, der
gibt alles, der wirft alles rein.“

Wie schon mehrfach in dieser Saison
war Koubek am Samstag dennoch ein
Fauxpas unterlaufen, der dem FCA die
Fortdauer der Torwartdebatte einbrachte.
Dabei hatten sie in Augsburg gehofft, im
August mit der für ihre Verhältnisse hohen
Investition von 7,5 Millionen Euro Ablöse
in den Tschechen von Stade Rennes jene
Baustelle geschlossen zu haben, an der sie
seit dem Abgang ihres langjährigen
Stammkeepers Marwin Hitz zu Dortmund
2018 werkeln. Dass Trainer Martin
Schmidt nun versuchte, das Thema Kou-
bek einzufangen, änderte daran wenig. „Er
hängt da mit drin“, aber für ihn gebe es des-
halb „keine Torhüterdiskussion“, be-
schloss Schmidt, „wir machen vorne
manchmal viel schlimmere Fehler, doofe
Fouls oder Ballverluste. Das ist immer
schnell vergessen, beim Torwart bleibt es
hängen.“ Dieser Hinweis hatte seine Be-
rechtigung, zumal nicht nur Koubek in der
Ligastatistik der Torwartpatzer ganz oben
steht, sondern auch die Augsburger insge-
samt mit bereits 20 verspielten Punkten
nach Führungen, was überwiegend nichts
mit Koubek zu tun hatte.
Zwei waren nun gegen Freiburg hinzuge-
kommen, nachdem Philipp Max mit sei-
nem siebten Saisontor das 1:0 erzielt hatte
(38.) – unter maßgeblicher Mithilfe der
klar bestimmenden Gäste. Das wusste

auch der hauptamtliche Linksverteidiger
Max, der diesmal weiter vorne auflaufen
durfte und – mit seinem fünften Tor – als
Linksaußen für weitere Einsätze in dieser
Rolle für sich warb. Ob Linksverteidiger al-
so die falsche Position für ihn sei? „So lang-
sam wird’s schwierig, irgendwas dagegen

zu sagen“, scherzte Max, der diesmal von
Iago in seinem angestammten Ressort ver-
treten wurde. Das Duo Iago und Max be-
zeichnete Schmidt als „gutes Paket“, wobei
das eine seiner wenigen positiven Erwäh-
nungen blieb. Die andere entfiel auf „unse-
re Defensivstruktur“, mit der man trotz

fast drei Viertel Ballbesitz für Freiburg „we-
nig zugelassen“ habe.
Fernab der anhaltenden Debatte um
Koubek beschäftigten Gouweleeuw vor al-
lem die anderen eher mäßigen Eindrücke,
die der FCA hinterlassen hatte. Nicht allein
der Belgier blickte dabei neidisch auf Frei-

burgs Spielkultur. „Wir müssen viel besser
Fußball spielen“, sagte Gouweleeuw, Frei-
burg sei dafür „ein gutes Vorbild“. Der FCA
dagegen agiere zu „statisch“, befand er,
„wir müssen selber die Voraussetzungen
schaffen, um Fußball spielen zu können“.
Und zwar mit Mut und mehr Bewegung.
Bei Gouweleeuw klang Bedauern an, dass
dies „nicht unsere Spielphilosophie“ sei,
„wir wollen nicht von hinten rausspielen
wie Freiburg“.
Daran wird sich so schnell auch nichts
ändern, zumal es Schmidt nachvollziehbar
für seine Pflicht hält, weiter auf möglichst
viel Stabilität in der Defensive und Konter
zu setzen. Wie Freiburg stehen auch die
kommenden fünf Gegner allesamt in der
oberen Tabellenhälfte. In Leverkusen, ge-
gen Mönchengladbach, beim FC Bayern,
gegen Wolfsburg und beim FC Schalke
wird es vor allem darum gehen, dass der ei-
nigermaßen beruhigende Vorsprung auf
die Abstiegszone nicht deutlich zusammen-
schmilzt.

„Knüppeln, krampfen, arbeiten“ – das
sei der Trainingsansatz nach dem jüngsten
0:5 in Frankfurt gewesen, sagte Schmidt,
und diesen „Weg der Arbeit und des Fleißig-
seins“ müsse man weitergehen. Das klang
für Ästheten nicht verheißungsvoll, wenn-
gleich Schmidt versprach: „Besser Fußball
spielen werden wir mit Sicherheit in den
nächsten Wochen, müssen wir auch.“
Womöglich tragen die nächsten Heraus-
forderungen sogar dazu bei, dass es an-
sehnlicher wird, das hofft jedenfalls Gou-
weleeuw. „Vielleicht ist es auch positiv für
uns, dass wir gegen diese Mannschaften
keinen Fußball spielen müssen. Da kön-
nen wir voll auf unser starkes Konterspiel
setzen“, sagte er. Bestenfalls gewinnt auch
Koubek an Sicherheit bei den vielen Ab-
schlüssen, die nun auf ihn zukommen dürf-
ten. In der Hinrunde hatte er mit einigen
Paraden maßgeblich zum 2:2 gegen den
FC Bayern beigetragen. Davor hatte es ein
0:3 gegen Leverkusen und vor allem ein 1:5
in Mönchengladbach gesetzt, bei dem Kou-
bek nach einem Rückpass über den Ball
trat und ein Gegentor verschuldete. Ge-
sprochen wurde danach vor allem über sei-
ne Slapstick-Einlage.

Als alles danach aussah, dass aus der bis-
her gutenSaison des SSV Jahn Regensburg
nur noch eine mittelmäßige werden wür-
de, reckte Alexander Sather seinen Arm in
die Höhe. Der SV Wehen Wiesbaden hatte
soeben die 1:0-Führung erzielt, der Ball lag
bereits anstoßbereit im Mittelkreis, da
formte der Schiedsrichter ein Viereck in
die Luft und hob den Arm. Abseits, der Tref-
fer wurde nach Videobeweis zurückgenom-
men, und statt 0:1 nach einer Viertelstunde
stand es 1:0 am Spielende für den SSV Jahn


  • es war nicht nur wegen dieser Situation
    ein glücklicher Sieg der Regensburger.
    Um „Haarspitzen“ sei es bei diesem
    Spiel gegangen, meinte Wehens Trainer
    Rüdiger Rehm nach der Partie, und dass er
    sich in seinen Ausführungen nicht nur auf
    die Kopfbehaarung seines Stürmers Manu-
    el Schäffler beschränkte, der beim aber-
    kannten Treffer minimal im Abseits ge-
    standen haben soll, sondern auch die des
    Regensburgers Andreas Albers in seine Be-
    obachtungen miteinbezog, lag an der zwei-
    ten spielentscheidenden Szene. Denn auch
    der Treffer des SSV Jahn wurde überprüft,
    vor seinem Querpass auf den Torschützen
    Erik Wekesser vermuteten die Video-
    Schiedsrichter eine Abseitsposition von Al-


bers. Doch anders als Schäffler wurde der
Regensburger vom Verdacht freigespro-
chen, was, wie von Rehm vermutet, daran
gelegen haben könnte, dass Albers die Haa-
re kürzer trägt als Schäffler – auf den Fern-
sehbildern war zumindest nicht klar zu er-
kennen, ob nun Schäffler, Albers oder kei-
ner von beiden im Abseits stand.
„Haarscharf“ sei dieses 1:0 gelungen,
stellte dann auch Regensburgs Coach Mer-
sad Selimbegovic fest. Über weite Strecken
dominierte seine Mannschaft zwar das Ge-
schehen auf dem Rasen in der Regensbur-
ger Arena, die besseren Tormöglichkeiten

hatten jedoch die Gäste – die beste in der
Nachspielzeit, als ein Schuss des einge-
wechselten Törles Knöll nur um Zentime-
ter am Regensburger Pfosten vorbei-
rauschte. Der Jahn dagegen brachte bis zur
letzten Minute der ersten Hälfte keinen
Schuss auf das Wehener Tor, was sich nicht
allein auf das Fehlen des gelbgesperrten
Marco Grüttner zurückführen ließ. Grütt-
ner hat in seiner Eigenschaft als Regens-
burger Sturmaushängeschild bislang

sechs Saisontore erzielt, was erstens nicht
besonders viel ist im Vergleich zu den 15
Treffern des Bielefelders Fabian Klos und
zweitens auf ein Problem hindeutet, das
die Regensburger bisher im neuen Jahr be-
gleitet hat: Erst zwei Tore hat der Jahn in

den ersten vier Spielen 2020 erzielt, beim
0:6 gegen Bielefeld vergangene Woche
suchte man vergeblich nach Arbeitsnach-
weisen der Offensivabteilung.
Sorgen mache er sich deshalb aber kei-
ne, versicherte Trainer Selimbegovic: „Ich

mache mir generell nicht so viele Sorgen.“
Dass er so einen Satz noch sagen darf, ohne
einen Sturm der Entrüstung auszulösen,
hat vor allem damit zu tun, dass der Jahn
durch seine bescheidenen zwei Treffer seit
dem Winter eben satte sechs Punkte ge-
holt hat und durch den Sieg gegen Wehen
Wiesbaden auf den fünften Tabellenplatz
vorgerückt ist. Nach wie vor spielen die Re-
gensburger eine Saison, die tabellarisch
über den eigenen Erwartungen liegt, nicht
selten musste Selimbegovic Aufstiegsam-
bitionen dementieren und das Saisonziel
Klassenverbleib betonen.
Dieses sollte durch den Sieg gegen We-
hen Wiesbaden so gut wie erreicht sein.
Auch wenn Selimbegovic und Außenvertei-
diger Benedikt Saller auf eine enge Konstel-
lation hinwiesen: Elf Zähler trennen den
Jahn auf Rang sechs nun vom Tabellen-17.
Wiesbaden und dem punktgleichen 16.
Karlsruhe. Bei einer Niederlage hätten sich
die Regensburger plötzlich wieder mit der
unteren Tabellenhälfte beschäftigen müs-
sen. Dass sie sich nach der Partie gegen We-
hen nun im oberen Drittel wiederfinden,
haben sie auch der Kölner Videotechnik zu
verdanken – und dem Friseur von Andreas
Albers. linus freymark

Nomen est Omen: Wie hätte es auch anders
enden können, in der Phillip-Bucht vor
Melbourne? Der Sonthofener Segler Phil-
ipp Buhl hat den Weltmeistertitel in der La-
serklasse gewonnen, als erster deutscher
Athlet in der 46-jährigen WM-Historie in
dieser olympischen Einhand-Jollenklasse
überhaupt. Der 30-jährige Sportsoldat ist
seit Jahren das Aushängeschild des Ger-
man Sailing Team, nun hat er sich nach ei-
nem für seine Verhältnisse eher bescheide-
nen Jahr 2019 eindrucksvoll zurückgemel-
det und sich gleichzeitig zu einem der ganz
großen Medaillenanwärter für die kom-
menden Olympischen Spiele im Sommer
in Tokio gekürt. Vor allem sein souveränes
Auftreten bei den sechstägigen Titelkämp-
fe mit 124 Booten aus 44 Nationen in der
Bucht von Melbourne dürfte die Konkur-
renz beeindruckt haben, der Allgäuer do-
minierte die Wettfahrten vom ersten Tag
an und stand schon vor dem letzten Ren-
nen als neuer Weltmeister fest. Silber ge-
wann der Australier Matt Wearn, Dritter
wurde der Kroaten Tonci Stipanovic, wo-
mit auch die wohl größten Konkurrenten
des Allgäuers für Olympia in Tokio ge-
nannt sind.
Mit dem Triumph von Australien hat
Buhl seinen WM-Medaillensatz komplet-
tiert, nach Bronze 2013 und Silber 2015 hat-
te er vor zwei Jahren zuletzt mit Bronze ei-
nen Medaillenrang erreicht. Im vergange-
nen Jahr hatte er allerdings nur schlep-
pend in die Saison gefunden, der Grund da-
für lag unter anderem in anhaltenden Knie-
problemen, wie Buhl erklärte. Er ließ Welt-
cups aus, feilte an seiner Form, quälte sich
gar mit dem Gedanken, dass „es von heute
auf morgen vorbei sein kann“, der jahrelan-
ge Leistungssport hinterlasse Spuren im
Körper eines Athleten.


Dass er „das Segeln nicht verlernt“ ha-
be, war ihm jedoch stets präsent, fehlende
Ergebnisse nagen aber sogar am Selbstver-
ständnis eines Klasseathleten wie Buhl.
Spätestens bei der Europameisterschaft in
Portugal Ende Mai, die er mit dem der
Bronzemedaille abschloss, hatte er jene
Leichtigkeit, die den Athleten vom Segel-
club Alpsee-Immenstadt bis an die Welt-
spitze gebracht hatte, wieder gespürt. Es
folgte die WM in Japan, die zwar mit dem
für Buhl nicht zufriedenstellenden neun-
ten Platz endete, aber eine wichtige Er-
kenntnis gebracht hatte: „Das Knie hält,
ich hatte keine Probleme.“ Außerdem kam
das Endergebnis etwas fragwürdig zustan-
de, denn Buhl gewann das letzte Rennen,
beendete die WM auf dem dritten Platz,
wurde aber wegen eines Frühstarts in je-
nem finalen Lauf disqualifiziert.
Die Olympia-Generalprobe Ende Au-
gust in Japan schloss Buhl, der mittlerwei-
le für den Norddeutschen Regatta Verein
aus Hamburg startet, als Siebter ab. Den
Jahresabschluss an selber Stelle, als er 14.
im ersten Rennen der Sailing-Worldcup-
Serie 2019/20 wurde, wertete er als Enttäu-
schung. Um nun nach einer ausführlichen
Analyse stark wie zu besten Zeiten zurück-
zukehren: Der Titel ist Befreiungsschlag so-
wie Bestätigung, nach dem wenig zufrie-
denstellenden Jahr auf dem richtigen Weg
zu sein. Nebenbei beendete Buhl eine
Durststrecke der deutschen Segler, die seit
20 Jahren keinen WM-Sieg mehr in einer
Olympia-Klasse gewinnen konnten. Nach
seiner imposanten Serie in Melbourne, mit
vier ersten und drei zweiten Plätzen, ver-
spürte Buhl dementsprechend eine „totale
innere Zufriedenheit“. ralf tögel


Bedingt begeistert


Noel Niemann trifft erneut, 1860 setzt die Serie fort – aber Trainer Köllner übt Kritik


„Knüppeln, krampfen, arbeiten“ –
das sei der Trainingsansatz
gewesen, berichtet Schmidt

Die Musik verstummt


Der FC Ingolstadt verliert erneut, bleibt aber auf einem Aufstiegsplatz der dritten Liga


Im vergangenen Jahr
fand Philipp Buhl,
30, nur schleppend
in die Saison – unter
anderem wegen an-
haltender Knieproble-
me. Nun hat er zu
alter Stärke zurück-
gefunden.
FOTO: DPA

Auf dem Weg der Arbeit


Fernab der anhaltenden Torwartdebatte um Koubek blicken einige beim FC Augsburg nach dem 1:1 neidisch auf Freiburgs Spielkultur – Trainer
Schmidt hält es vor den kommenden fünf Partien gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte aber für seine Pflicht, die Defensive zu betonen

Haarige Angelegenheiten


Der SSV Jahn Regensburg besiegt den SV Wehen Wiesbaden mit einigem Glück – und baut den Vorsprung auf die Abstiegszone auf beruhigende elf Punkte aus


Zwei Tore verbuchte der Jahn in
vier Spielen – aber sechs Punkte

„Wir wollen nicht von hinten
rausspielen“: Bei Gouweleeuw
klingt Bedauern über den Stil an

22 HBG (^) SPORT IN BAYERN Montag,17. Februar 2020, Nr. 39 DEFGH
Umsonst gerackert: Robin Krauße (re., ge-
gen Christian Kinsombi) und der FCI un-
terlagen Uerdingen. FOTO: STEFAN BRAUER / IMAGO
„So langsam wird’s schwierig, irgendwas dagegen zu sagen“: Augsburgs gelernter Linksverteidiger Philipp Max (rechts)
spielte diesmalweiter vorne – und traf erneut. FOTO: CHRISTIAN KOLBERT / IMAGO
Nach dem Tor des Tages: Andreas Albers (rechts) hat vorgelegt, Erik Wekesser (Mit-
te)hat getroffen, Federico Palacios jubelt mit. FOTO: ARMIN WEIGEL / DPA
Rückmeldung
in Australien
Der Sonthofener Segler Philipp Buhl
gewinnt die WM in der Laserklasse
Weiter ungeschlagen im Schneckenren-
nen der dritten Liga: 1860-Trainer Mi-
chael Köllner. FOTO: CATHRIN MÜLLER / M.I.S. / IMAGO

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