Süddeutsche Zeitung - 17.02.2020

(Marcin) #1

Mit zwei Titeln und insgesamt fünf Medail-
lenhaben die deutschen Rodler bei den
Weltmeisterschaften in Sotschi ihre Klasse
zumindest teilweise unter Beweis gestellt.
„Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass wir
das so bravourös gelöst haben. Ich wusste,
dass die Jungs nervenstark sind“, sagte
Bundestrainer Norbert Loch nach dem
sechsten WM-Titel in Serie bei den Doppel-
sitzern. Das Duo Toni Eggert/Sascha Bene-
cken schaffte dabei den dritten Sieg nach-
einander, diesmal vor den Russen Alexan-
der Denisew/Wladislaw Antonow sowie
den Teamkollegen Tobias Wendl/Tobias
Arlt, die sich wie zum WM-Auftakt im
Sprint Bronze sicherten. Bei den Frauen
verpassteJulia Taubitztrotz eines Bahnre-
kords ihr erstes WM-Gold knapp, gewann
aber wie im Vorjahr in Winterberg die Sil-
bermedaille. „Das war eine extreme Befrei-
ung für mich. Ich hatte mir vorher gesagt,
noch mal werde ich nicht Vierte“, sagte die
23-Jährige, die nur der Doppel-Weltmeiste-
rin Jekaterina Katnikowa den Vortritt las-
sen musste. Damit kommt die Einzel-Welt-
meisterin erstmals seit 2009 nicht aus
Deutschland. Erstmals seit 27 Jahren gab
es sogar überhaupt kein Einzelgold: Johan-
nes Ludwig wurde beim Sieg des Russen
Roman Repilow Vierter, Titelverteidiger
Felix Loch Neunter. Die deutsche Team-
Staffel mit Taubitz, Ludwig und Eggert/Be-
necken holte sich dafür zum Abschluss
Gold vor Lettland und den USA. dpa


von saskia aleythe

Antholz– Die Leidenschaft aus ihrem frü-
heren Leben trägt Denise Herrmann noch
immer in sich. Die meisten Biathleten bre-
chen nicht unbedingt in Euphorie aus,
wenn auf der Schlussrunde noch Konkur-
renz um sie herumschwirrt, die einem im
dümmsten Falle auch noch die Medaille
wegschnappt. Herrmann, fast zwei Jahr-
zehnte als Langläuferin unterwegs, tickt
da ein bisschen anders. Am Sonntagnach-
mittag freute sich die 31-Jährige nicht nur
über die Silbermedaille in der Verfolgung,
sondern auch über einen Moment vor der
Ziellinie: „Das habe ich mir schon lange
mal wieder gewünscht: Dass es einen rich-
tig heißen Fight gibt um die Plätze.“
Den hat sich Herrmann mit Marte Ols-
bu Roiseland definitiv geliefert. 300 Meter
vor der Ziellinie rauschte sie an der Norwe-
gerin vorbei und beackerte den nächsten
Anstieg mühelos. Es waren die Sprünge zu
Silber. Welchen Stand die Deutsche in ih-
rem Sport mittlerweile genießt, hörte man
später an den Aussagen der Norwegerin.
„Als sie vorbeigegangen ist, wusste ich: Ich
habe keine Chance“, sagte Roeiseland und
lachte trotzdem. Da saßen sie mit der Siege-
rin Dorothea Wierer aus Italien zu dritt auf
dem Pressepodium, alle drei mit glückli-
chen Gesichtern. Ein untrügliches Zeichen
für die Klasse des Wettkampfs.
Im Biathlon ist vieles Kopfsache, De-
nise Herrmann weiß das natürlich – deswe-

gen hat sie sich in den vergangenen Tagen
auch immer wieder zurück nach Öster-
sund gedacht. In dem Ort in Mittelschwe-
den ist sie vor einem Jahr zur Weltmeiste-
rin in der Verfolgung aufgestiegen, es war
ihre erste Einzelmedaille als Biathletin.
Platz sechs damals im Sprint, dann WM-
Gold – konnte ihr das auch in Antholz gelin-
gen? „Heute war ich ziemlich aufgeregt,
weil die Ausgangsposition ziemlich gut
war, ähnlich wie letztes Jahr“, sagte Herr-
mann. Und sie hatte seit den fröhlichen Ta-
gen in Schweden ja auch einiges investiert:
Nur verkürzte Weihnachtsferien gönnte
sich Herrmann, ging stattdessen ins Hö-
hentrainingslager nach Davos. Am Um-
gang mit der Waffe werkelte die Sächsin
ebenfalls weiter, auch am Schnellfeuern,
was in der Weltspitze je nach Rennen über
Medaillen entscheiden kann.

Am Schießstand hatte Herrmann in
den vergangenen Tagen trotzdem immer
wieder gekämpft: Ihre Strafrunde warf die
Mixed-Staffel zu WM-Beginn auf Rang
vier zurück, im Sprint warfen sie drei Feh-
ler auf Platz fünf zurück. „Es hat an Milli-
metern gefehlt, um das totale Glück zu er-
fahren“, sagte sie nun in Antholz. Millime-
ter sind bei den 50 Meter entfernten Schei-

ben manchmal schon ein falscher Atem-
zug im Anschlag. Ihr Plan für den Verfol-
ger: Am Schießstand „nicht völlig versa-
gen“, die Laufform passte ja. Es liegt in ih-
rer Hand, sagte Herrmann, was schon eine
ziemlich komfortable Position ist.
Gleich der erste Schuss ging am Sonn-
tag jedoch daneben, in den folgenden Run-
den bestritten Roeiseland (drei Fehler) und
Wierer (ein Fehler) fast ein einsames Duell,
allerdings immer mit Herrmann im Na-
cken. Wäre ihr fünfter Schuss beim letzten
Besuch am Schießstand auch noch ins
Schwarze gegangen, hätte die Deutsche so-
gar noch um Gold kämpfen können. Als sie
in ihre insgesamt dritte Strafrunde an die-
sem Tag abbog, eilte Dorothea Wierer gera-
de davon, spürte aber trotzdem noch die
Bedrohung von hinten: „Ich wusste, dass
Denise und Marte alles geben würden, um
mich einzuholen.“ Und dann kamen die Mi-
nuten von Herrmann, die sich einen Plan
zurechtgelegt hatte für die Attacke auf Ro-
eiseland: Nicht zu früh angreifen, schließ-
lich ist die Norwegerin in der Loipe auch ei-
ne starke Gegnerin. „Ich konnte dann recht
easy dranbleiben“, sagte Herrmann später.
Also nutzte sie den Windschatten in einer
Abfahrt, rutschte an Roiseland vorbei und
sprang den kurzen Anstieg hinauf. Mit
dem letzten Schuss haderte sie im An-
schluss nicht lange: „Ich bin sehr, sehr zu-
frieden und überglücklich.“
Glücksgefühle erfüllten auch Vanessa
Hinz, die mit Rang fünf ihr bestes WM-Er-

gebnis in einem Einzelrennen schaffte,
nachdem sie in dieser Saison noch nicht
über Platz acht hinaus gekommen war.
„Ich habe nicht brutal etwas umgestellt,
nur eben den Glauben nicht verloren“, sag-
te die 27-Jährige; nur eine Patrone hatte
nicht im Schwarzen eingeschlagen. Fran-
ziska Preuß auf Rang sieben (zwei Fehler)
und Karolin Horchler (null) auf Platz 15 wa-
ren für Herrmann ein Zeichen, dass man
als Team „grandios“ aufgetreten war. Man
bekam tatsächlich den Eindruck, dass sich
diese Tage in Antholz für den Deutschen
Skiverband noch in eine positivere Rich-
tung entwickeln könnten. „Wir sind zum
richtigen Zeitpunkt fit geworden“, sagte
Frauen-Trainer Kristian Mehringer. Beim
zweiten Weltcup der Saison in Hochfilzen
hatten die Frauen mit Plätzen zwischen 41
und 64 im Sprint noch ein Debakel erlebt.
Jubelmomente im Herrmannschen Aus-
maß haben die deutschen Männer hinge-
gen in Antholz noch nicht erfahren. Beim
Verfolgungs-Sieg von Frankreichs Emilien
Jacquelin (null Fehler) vor Johannes Thing-
nes Boe aus Norwegen (zwei/0,4 Sekunden
zurück) und Alexander Loginow (1/23,9)
aus Russland landete Arnd Peiffer auf
Rang fünf (ein Fehler). Philipp Horn wurde


  1. (sechs), Johannes Kühn (fünf) musste
    sich mit Rang 28 zufrieden geben; Bene-
    dikt Doll erwischte mit Rang 29 einen Tag
    zum Vergessen. Sieben Fehler am Schieß-
    stand – die Lücke hätte nicht mal Denise
    Herrmann zulaufen können.


Für Julia Taubitz ist


WM-Silber eine Befreiung


Antholz– Die Hauptpointe der Pressekon-
ferenz setzte Alexander Loginow. Der
Sprintsieger wurde gegen Ende noch ein-
mal gefragt, wie er denn je Vertrauen auf-
bauen wolle, wenn er sich nach dem Ablauf
seiner Dopingsperre vor drei Jahren derart
rar mache, wenn er auch bei dieser WM
mit keinem Journalisten rede?
Loginow rieb sich das Kinn, wies auf bis
zu 16 Tests allein in dieser Saison hin und
schloss: „Meine Frau und ich haben nun ei-
ne größere Wohnung und würden uns freu-
en, alle einzuladen, meine Alltagsroutine
zu beobachten und sich zu vergewissern,
dass bei mir alles sauber abläuft.“ Aus der
Ecke einiger russischer Journalisten platz-
te spontanes Gelächter – ansonsten war
Stille im Raum. Auch die Franzosen Quen-
tin Fillon Maillet und Martin Fourcade,
Zweiter und Dritter im Sprint, verzogen kei-
ne Miene, als die Dolmetscherin fertig war.
War das gerade Zynismus, oder nur ein
unschuldiger Witz? Mindestens war es je-
ne Ignoranz, mit der das russische Doping-
system seit Jahren alle Verdachtsmomente
abtut, die durch das staatlich gelenkte Be-
trugssystem im Raum stehen. Auch der 28
Jahre alte Loginow verweigert sich einer
Annäherung, einem Versuch darzustellen,
dass er aus seiner zweijährigen Sperre we-
gen Epo-Missbrauchs etwas gelernt habe.
Auch nun war es so; gerade noch hatte Logi-
now die Elite seines Sports mit einem Null-
Fehler-Schießen und einer rasend kurzen
Laufzeit überholt. Und allen war sofort
klar, dass der Rest dieses Nachmittags kei-
ne Alltagsroutine sein würde.
Schon einmal war es zu einem Eklat ge-
kommen, bei der WM 2017 in Hochfilzen.
Da hatte Fourcade den frisch entsperrten
Loginow schon vorab kritisiert. Auf der Sie-
gerbühne nach der Mixed-Staffel verwei-
gerten die Russen ihm den Handschlag,
worauf Fourcade aus Protest die Bühne ver-
ließ. Nun echauffierten sich eher die Nor-
weger. Tarjei Bö, der Vierte im Sprint, sag-
te, „Loginow zählen wir nicht mehr mit“.
Sein Bruder Johannes Thingnes Bö erklär-

te: „Es ist traurig, wenn ein ehemaliger Do-
per Weltmeister wird.“ Und der Schwede
Sebastian Samuelsson sagte: „Es ist ein
trauriger Tag fürs Biathlon.“
Aber man kann sich ja nun bei den Logi-
nows einmieten und Big Brother spielen.
Das war freilich mindestens versehent-
lich zynisch gemeint, weil alle Verweise auf
Negativtests sowieso irrelevant sind in Zei-
ten, in denen den Russen die massenhafte
Manipulation von Dopingproben und bis
zuletzt von Labordaten nachgewiesen wur-
de. Deshalb hat sich eben auch eine gewis-
se Resignation unter dem nichtrussischen
Rest der Biathlonszene breitgemacht.
Arnd Peiffer, der Siebtplatzierte am Sams-
tag, gab zu bedenken, Loginow sei nun wie-

der auf dem Niveau, das er zu Zeiten seines
Epo-Missbrauchs hatte. Zwar müsse nun
ja die Unschuldsvermutung gelten, „aber
das fällt mir schwer“.
Dass man einem rehabilitierten Doping-
sünder heute nichts mehr glaubt, liegt we-
niger am Auftreten, als an der jüngeren
Sportgeschichte. Das Misstrauen ist mit
der Zeit gewachsen, insbesondere im Fall
des russischen Biathlons. Das weist schon
über viele Jahre Skandale auf, und einer da-
von führt jetzt dazu, dass Peiffer und die
Deutschen wohl nachträglich Olympia-
Gold bekommen. Nachdem der Weltver-
band IBU den früheren Biathleten Jewgeni
Ustjugow spät noch des Dopings für schul-
dig befunden hatte, werden dessen Resul-

tate zwischen 2013 und 2014 annulliert, so
auch der Team-Sieg von Sotschi. Sollte der
Spruch in drei Wochen rechtskräftig sein,
rückt das deutsche Silber-Team entspre-
chend auf Gold vor. Ganz korrekt ist das,
nur: Kann man sich darüber freuen?
„Wenn ich jetzt diese Goldmedaille per
Post zugeschickt bekomme“, sagt Peiffer,
„dann ändert das für mein Leben gar
nichts.“ Im Gegenteil, wie für viele andere
nachträgliche Medaillisten entsteht auch
für Arnd Peiffer eher ein Loch in der Ver-
gangenheit als eine Versöhnung mit ihr:
Die schönen Eindrücke sind weg, die neue
Wahrheit ist ein Sieg, der einen auch daran
erinnert, dass man betrogen wurde: „Die
Erinnerung an Sotschi ist ein bisschen ver-
giftet“, sagte Peiffer am Wochenende. Sil-
ber sei eine tolle Sache gewesen, „die Gold-
medaille wäre jetzt unrund“.
Vergiftung ist ein gutes Stichwort. Es
gilt auch für die aktuelle Loginow-Frage,
nämlich dafür, wie jeder für sich damit um-
gehen soll. Am Sonntag wurde er Dritter,
möglich ist, dass er noch viele weitere Erfol-
ge einfährt. Die Forderungen nach rabiate-
ren Ausschlüssen sind zwar verständlich,
verstoßen aber wohl auch gegen das Recht
auf freie Berufswahl. Peiffer sagt, er müsse
sich nun gegen den eigenen Zweifel weh-
ren: „Wenn man irgendwann das Gefühl
hat, der spielt nicht fair, ist es ganz schwer,
sich wirklich zu motivieren.“
Auch Fourcade, der diesmal so ruhig
blieb, klang resigniert. Er fühle sich ge-
ehrt, aber er wolle nicht immer der Laut-
sprecher gegen Doping sein. Alle wüssten,
wie sehr ihn das Thema schmerze, aber
jetzt wolle er sich auf Biathlon konzentrie-
ren, und „den Mund schließen“.
Den machte er aber sogleich wieder auf,
weil er eines noch klarstellen wollte zu Lo-
ginows Lage: „Es hilft, wenn man spricht
und nicht schweigt“, sagte Fourcade. Wenn
man sich den Journalisten stelle und nicht
immer nur auf Russisch antworte, „ob-
wohl man Englisch verstehe und auch et-
was sprechen kann“. volker kreisl

Jacqueline Lölling hat beim Weltcupfinale
der Skeletonfahrerinnen ihren großen Vor-
sprung in der Gesamtwertung äußerst
knapp ins Ziel gebracht. Die 25-Jährige
von der RSG Hochsauerland belegte am
Sonntag im achten und letzten Lauf in Si-
gulda/Lettland Platz acht und gewann die
große Kristallkugel mit 1632 Punkten vor
der Österreicherin Janine Flock (1614). Si-
gulda-Siegerin Jelena Nikitina aus Russ-
land, die mit 51,85 Sekunden im ersten
Lauf einen Bahnrekord aufgestellt hatte,
konnte sich mit dem EM-Titel trösten. Die
Europameisterschaft wurde innerhalb der
beiden Weltcup-Läufe ausgetragen.
Neben den Skeletonfahrern trugen auch
die Bobsportler in Sigulda ihre EM aus –
und erneut waren die deutschen Schlitten-
fahrer erfolgreich: Christoph Hafer und
Christian Hammers (Bad Feilnbach/Wies-
baden) gewannen Bronze im Zweier. Es ge-
wannen die Lokalmatadoren Oskars Kiber-
manis und Matiss Miknis vor den Schwei-
zern Simon Friedli und Gregory Jones. Die
beiden Läufe waren zugleich Abschluss
der Weltcupsaison. Francesco Friedrich
(Oberbärenburg) hatte, nachdem er sich
am Samstag vorzeitig den Gesamtweltcup
im kleinen Schlitten gesichert hatte, auf ei-
nen Start am Sonntag verzichtet, um sich
bereits auf die am kommenden Donners-
tag, 20. Februar, beginnende Heim-WM in
Altenberg vorzubereiten. dpa


Deutschlands beste Eisschnellläufer ha-
ben bei der Einzelstrecken-WM in Salt La-
ke City zwar nicht in die Weltrekordjagd
eingegriffen, dafür zum Saisonhöhepunkt
ihre besten Leistungen gezeigt. Seit der Sai-
son 2018/19 warteten die deutschen Kufen-
flitzer auf Medaillen im Weltcup und bei in-
terkontinentalen Meisterschaften – am
vergangenen Wochenende schlug nun die
Stunde vonPatrick Beckert. Der 29-Jähri-
ge aus Erfurt, der weitgehend außerhalb
der Verbandsstrukturen trainiert, verbes-
serte in 12:47,934 Minuten seinen eigenen
deutschen Rekord über 10 000 Meter um
fast fünf Sekunden und holte seine dritte
WM-Bronzemedaille über die längste Ein-
zelstrecke nach 2015 und 2017. Auf der
Schlussrunde war er mit 29,04 Sekunden
sogar der Schnellste aller Teilnehmer – in-
klusive des Weltmeisters Graeme Fish (Ka-
nada), der seinen Weltrekord auf 12:33,86
Minuten steigerte. „Letztes Jahr hat es so
knapp nicht gereicht, aber dieses Mal hat
alles gepasst. Ich bin extrem glücklich“,
sagte Beckert, der bei der Heim-WM 2019
in Inzell das Podest um zwei Tausendstelse-
kunden verpasst hatte. Zufrieden konnte
auch Claudia Pechstein bei ihrer 19. Einzel-
strecken-WM sein. Die 47 Jahre alte Berli-
nerin, die vor 18 Jahren in Utah zweimal
Olympiagold gewonnen hatte, lief auf ih-
rer Spezialstrecke 5000 Meter in 6:55,01
Minuten auf Rang acht. Überstrahlt wurde
das Rennen vom Weltrekord der Russin Na-
talia Woronina (6:39,02). sid


Der Skispringer Karl Geiger aus Oberst-
dorf hat beim turbulenten Weltcup-Flie-
gen am Kulm in Bad Mitterndorf/Öster-
reich Platz sechs belegt und damit einen
Rückschlag im Kampf um den Gesamtwelt-
cup kassiert. Wegen starker Winde wurde
der Wettbewerb bei nur noch drei ausste-
henden Startern im zweiten Durchgang ab-
gebrochen und der nach dem ersten Flug
führende Österreicher Stefan Kraft zum
Sieger erklärt. Weltrekordler Kraft baute
mit seinem ersten Weltcupsieg überhaupt
in seinem Heimatland seine Weltcupfüh-
rung vor Geiger aus. Mit 230,0 Metern flog
Kraft zwar kürzer als der Japaner Ryoyu
Kobayashi, der mit 242,5 Metern bis auf an-
derthalb Meter an den Schanzenrekord
des Slowenen Peter Prevc herankam. Da
Kraft aber bei deutlich schlechterem Wind
sprang, setzte er sich mit 232,6 Punkten
knapp vor dem Japaner (231,9) durch. Drit-
ter wurde der Slowene Timi Zajc (230,1).
Geiger kam nach seinem vierten Platz vom
Samstag am Sonntag auf 225,0 Meter so-
wie 227,3 Punkte und verpasste seinen ers-
ten Podestplatz im Fliegen um rund zwei
Meter. Hinter Geiger schaffte Stephan Ley-
he (Willingen), der in seiner Heimatstadt
am vergangenen Wochenende seinen ers-
ten Weltcupsieg gefeiert hatte, mit 222,5
Metern als Zehnter sein erstes Ergebnis un-
ter den Top Ten auf einer Flugschanze. Der
deutsche Rekordhalter Markus Eisenbich-
ler kam trotz großer Schwierigkeiten auf
Platz 16 (215,0 Meter). sid

Die erst 18 Jahre alte SkirennläuferinAlice
Robinsonhat sich in Kranjska Gora/Slowe-
nien den zweiten Weltcup-Erfolg ihrer jun-
gen Karriere gesichert. Nach ihrem Coup
beim Saisonauftakt in Sölden gewann die
Neuseeländerin nun den Riesenslalom vor
der Weltmeisterin Petra Vlhova (0,34 Se-
kunden zurück). Die Slowakin sicherte
sich dafür am Sonntag den Sieg im Slalom.
Bei ihrem fünften Saisonerfolg triumphier-
te Vlhova in 1:47,56 Minuten vor Wendy
Holdener aus der Schweiz (0,24 Sekunden
zurück) und der Österreicherin Katharina
Truppe (0,89). Vlhova profitierte von ei-
nem Sturz der Führenden Anna Swenn
Larsson, die kurz vor dem Ziel ihren ersten
Erfolg im Weltcup vergab. Weiterhin nicht
am Start war Olympiasiegerin Mikaela
Shiffrin aus den USA, die nach dem überra-
schenden Tod ihres Vaters eine Wettkampf-
pause einlegt.
Die deutschen Fahrerinnen erlebten in
dem slowenischen Wintersportort ein ent-
täuschendes Wochenende. Der 23. Rang
von Lena Dürr (SV Germering) im Riesen-
slalom war die beste Platzierung für den
Deutschen Skiverband (DSV). Christina
Ackermann (SC Oberstdorf), in den Sla-
loms immerhin schon Vierte und Fünfte in
diesem Winter, musste sich nach zaghaf-
ten Läufen mit Platz 24 begnügen. Dürr,
nach dem ersten Durchgang als Zwölfte
noch in aussichtsreicher Position, fädelte
im Finale ein. Auch Marina Wallner (SC In-
zell) und Jessica Hilzinger (SC Oberstdorf)
schieden aus. sid

Snowboarder André Höflich hat seine bis-
lang beste Saison im Weltcup mit einem
fünften Platz beim Halfpipe-Wettbewerb
in Calgary abgeschlossen. Der 22-Jährige
vom SC Kempten, der bei seinen fünf Welt-
cup-Starts in diesem Winter jedes Mal das
Finale erreichte, durfte sich zudem über
den fünften Rang in der Gesamtwertung
freuen. Für seinen Verband Snowboard
Germany war es die beste Platzierung in
der Halfpipe-Rangliste seit zehn Jahren.
„Raus aus dem Rookie-Status, rein in die
Pro-Szene. Eine bessere Motivation gibt es
nicht, um in Zukunft die Weltspitze zu er-
klimmen. Das war gerade erst der Anfang“,
sagteAndré Höflich. Der Sieg in Kanada
ging an Ruka Hirano (Japan). Beste Deut-
sche bei den Frauen wurde Leilani Ettel
(Pullach) auf Platz elf. Für Höflich stehen
nun noch die US Open (24. bis 29. Februar)
auf dem Programm. „Ich kann beim re-
nommiertesten Contest der Szene der gan-
zen Welt zeigen, was ich drauf habe“, sagte
er. In der Disziplin Slopestyle, einer Fahrt
durch einen Parcours mit Kickern und
Rails, bestätigte in Calgary eine weitere
deutsche Starterin ihre starke Form in die-
sem Winter: Die 18 Jahre alte Annika Mor-
gan aus Mittenwald schaffte es ins Finale
der besten Acht(nach Redaktionsschluss,
Beinahe hätte Herrmann sogar Anm.). sid, sz
um Gold gekämpft – doch der
letzte Schuss ging daneben

FOTO: DMITRY FEOKTISTOV / IMAGO

Vergiftete Zeiten


Die Erfolge des Russen Alexander Loginow wühlen viele seiner Gegner bei der Biathlon-WM in Antholz auf


Umstritten in Antholz: Der russische Sprintsieger Alexander Loginow wird wegen
seiner Dopingvergangenheit kritisiert. FOTO: ANDREAS PRANTER / GEPA / IMAGO

Jacqueline Lölling


rettet sich ins Ziel


Patrick Beckert beendet


eine Durststrecke


FOTO: RICK BOWMER / DPA

Stefan Kraft kann auch


in der Heimat gewinnen


Alice Robinson stürmt


zum nächsten Sieg


FOTO: MARIO BUEHNER / GEPA / IMAGO

AndréHöflich etabliert


sich in der Weltspitze


FOTO: EZRA SHAW / AFP

Sprünge zu Silber


Denise Herrmann verschafft den deutschen Biathleten bei der WM in Antholz die ersehnte erste Medaille.
Die 31-Jährige hat sich seit ihrem Gold-Gewinn vor einem Jahr noch besser in ihrem zweiten Sport zurechtgefunden

28 HF3 (^) SPORT Montag,17. Februar 2020, Nr. 39 DEFGH
Der Zielraum in Antholz lässt nicht viel Platz für Sieger und Geschlagene: Bronzegewinnerin Marte Olsbu Roeiseland, die neue Weltmeisterin Dorothea Wierer und
die Zweitplatzierte Denise Herrmann (von links) jubeln nach dem Verfolgungsrennen. FOTO: ANDREAS PRANTER / GEPA / IMAGO

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