Süddeutsche Zeitung - 19.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

Seite 4 | 19. März 2020 | ANZEIGE FORUM ZAHNGESUNDHEIT


Perfekt bis


ins Detail


Dentaltechniker sorgen für den einwandfreien
Sitz von Brücken, Implantaten oder den „Dritten“

K


rone, Brücke, Spange, Zahnersatz: Sobald das Gebiss Unterstützung
braucht, der Kiefer reguliert werden muss oder es um eine ästhetische
Neuausrichtung geht, ist die Dentaltechnik gefragt. Egal, ob es festsit-
zende oder herausnehmbare Teile sind oder natürlich auch ganze Zähne. Ein
Handwerk, das heute zunehmend auf Computer-Unterstützung bauen kann,
ohne manuelle Fertigkeit aber dauerhaft nicht auskommen wird.
Denn kein Zahn ist wie der andere, jeder Kiefer ist speziell, und kein Ge-
biss funktioniert nach Schema F. Präzises Arbeiten ist gefragt, das in einer
dreieinhalbjährigen Ausbildung erlernt werden kann. Gearbeitet wird dann
in Meister- und Praxislabors, oder auch in Zahnkliniken. Immer in enger
Absprache mit dem Arzt, der die Erkrankung, die Degeneration oder den
Korrekturbedarf feststellt und zusammen mit der Zahntechnik die beste
Problemlösung findet.
Generell sind Arzt und Zahntechniker eigenständige, sich ergänzende
Professionen, das ist gesetzlich so geregelt. Natürlich kommt es in der täg-
lichen Praxis dennoch zum persönlichen Kontakt mit den Patienten, wenn es
etwa gilt, auf spezielle Herausforderungen oder Wünsche einzugehen. Die
Festlegung des Farbtons eines Zahns oder die Einprobung eines Implantats
im Mund sind Beispiele dafür.

Analog und digital


Traditionell beginnt die Arbeit der Zahntechnik mit den Behandlungs-
daten, die der Zahnarzt zur Verfügung stellt, und dem Bissmodell aus Ab-
druckmasse, das in dessen Praxis abgenommen wird, sofern man dort nicht

bereits auf digitale Erfassungsmöglichkeiten umgestellt hat. Diese Modelle
werden im Kieferbewegungssimulator überprüft und sind die Grundlage für
ein Arbeitsmodell aus Gips, Kunststoff oder Wachs, das beispielsweise bei
Totalprothesen nochmals beim Patienten angepasst wird.
In den darauf folgenden Schritten entsteht der eigentliche Zahnersatz
aus dem Material der Wahl. Metall, Keramik, Kunststoff oder neue Misch-
formen sind hier möglich. Auch die komplett digitale Arbeitsweise wird
inzwischen praktiziert. Nach dem ärztlichen Scan der Mundsituation wird
das digitale Modell an das Labor gemailt (wo im besten Fall auch der Scan
eines physischen Modells aus der Praxis möglich wäre), mittels Computer
Aided Design (CAD) am Bildschirm zum Restaurations-Modell gestaltet und
mit Computer Aided Manufacturing (CAM) und Fräsmaschine zum fassbaren
Objekt gemacht. Die Kunst besteht in allen Fällen darin, Optik und Funkti-
onalität möglichst naturgetreu und individuell wiederherzustellen – samt
der dauerhaften Veredelung des „Ersatzteils“.

Handwerkliches Geschick sorgt


für ein makelloses Finish


Auch im digitalen Zeitalter erfordert das ein Höchstmaß an Präzision
und handwerklichen Fähigkeiten. Daran hat sich seit dem 19. Jahrhundert
eigentlich nichts geändert, als die Ersten ihres Standes noch „Zahnkünst-
ler“ genannt wurden. Im Idealfall lieben die Zahntechnikerin und der Zahn-
techniker von heute die filigrane Arbeit mit den Händen genauso wie die
vielen Möglichkeiten, die ihnen die neue Technik bietet. CAD-/CAM-Verfah-
ren, Fräsroboter, Hochleistungs-Scanner und 3D-Drucker kommen schon
in den meisten Dentallaboren zur Anwendung und könnten künftig auch
noch weitere analoge Tätigkeiten ersetzen. Am Ende steht aber immer ein
individuelles Werkstück, das trotz aller digitalen Möglichkeiten das Finish
von Menschenhand benötigt – zumindest heute noch.
Kai-Uwe Digel

Körper,


Zähne, Seele


Dr. Nina Kleinschmidt erklärt im Interview, was ganzheitliche Zahnmedizin leisten kann


I


n den Medien liest man immer wieder faszinierende Geschichten über
die Zusammenhänge von physischen sowie psychischen Krankheiten und
Zähnen. Ganzheitsmediziner wie Dr. Nina Kleinschmidt sind davon über-
zeugt, dass jeder einzelne Zahn im Mund in einer Wechselwirkung zu einem
bestimmten Organ oder einer Körperregion steht.

Frau Dr. Kleinschmidt was bedeutet für Sie ganzheitliche Zahnmedizin?
Dr. Nina Kleinschmidt: Probleme mit den Zähnen beziehungsweise dem
Kiefer sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie können
schuld an akuten und chronischen Krankheiten sein. Ganzheitliche Zahn-
medizin bedeutet für mich, zunächst in einem umfassenden Gespräch he-

rauszufinden, mit welchem Anliegen der Patient zu mir in die Praxis kommt.
Es gibt die Menschen, die einfach „nur“ eine Untersuchung beziehungswei-
se eine Beratung möchten und diejenigen, die aufgrund von Beschwerden
zu mir kommen. Hier gilt es nun zu eruieren, um was es sich genau han-
delt. Besteht der Verdacht auf Unverträglichkeiten, Allergien oder gibt es
beherdete Zähne? Ich beziehe in meine Diagnose und den Therapieplan
Geist, Körper und Seele eines Patienten mit ein. Deswegen versuche ich
im nächsten Schrit, den Patienten zu „lesen“. Viele körperliche Merkmale
geben bereits Hinweise auf gesundheitliche Beeinträchtigungen. Das heißt,
ich schaue mir genau an, in welchem gesundheitlichen Zustand sich der
Patient befindet. Dazu gehören viele Anhaltspunkte wie beispielsweise die
Körperhaltung, der Muskeltonus, die Physiognomie sowie die Diagnostik der
Mundschleimhaut und Zunge. Anschließend „entwerfe“ ich zusammen mit
dem Patienten einen individuellen Behandlungsplan.

Inwiefern haben Erkrankungen im Zahn- und Kieferbereich Einfluss auf den
gesamten Körper? Können Sie Beispiele nennen?
Sind Zahn- beziehungsweise Kieferbereich nicht gesund, kann das in der
Tat oftmals große Auswirkungen auf den ganzen Körper haben. Erkrankun-
gen des Zahnhalteapparates – die sogenannte Parodontitis – weisen vor
allem auf eine Entzündung hin. Wird diese nicht gestoppt, kommt es zum
Rückgang des Kieferknochens und in der Folge zum Zahnverlust. Bei einer
unbehandelten Parodontitis steigt zum Beispiel auch das Risiko für Kompli-
kationen in der Schwangerschaft sowie für Herzerkrankungen, Diabetes,
und vieles mehr. Tote Zähne zum Beispiel können die Gesundheit beein-
flussen. Durch sie – beziehungsweise bei Wurzelbehandlungen – werden
eventuell sogenannte „Leichengifte“ freigesetzt, die Entzündungen, Schwel-
lungen oder Schmerzen zur Folge haben. Es ist sogar möglich, dass sie eine
Fernwirkung auf andere Körperregionen haben. Versteckte Entzündungen
im Kiefer, die sogenannte NICO – Neuralgia Inducing Cavitational Osteone-
crosis – produzieren entzündungsfördernde Botenstoffe.

In vielen Fällen ist interdisziplinäre


Zusammenarbeit notwendig


Diese können mitverursachend für jede chronische Erkrankung sein. Es gibt
wissenschaftliche Hinweise zu Zusammenhängen mit Gelenkerkrankungen,
Multipler Sklerose, Melanom-Erkrankungen, Brustkrebs, Altersdemenz und
Morbus Alzheimer. Ein weiteres gutes Beispiel für die Notwendigkeit der
ganzheitlichen Betrachtung ist der fehlerhafte Biss. Dieser kann große Aus-
wirkungen auf das Kiefergelenk, das Gleichgewichtsorgan, bei Tinnitus, und
auf die gesamte Körperstatik haben. Und ebenso in umgekehrter Richtung:
ein Hüftschiefstand kann sich beispielsweise auf den Biss auswirken. Die-
ses mögliche Symptom gehört zu den CMD – Craniomandibulären Dysfunk-
tionen. Es handelt sich dabei um Funktionsstörungen des Kausystems wie
strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen
der Muskel- und Gelenkfunktion der Kiefergelenke. Für die Behandlung
einer CMD ist oft die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fach-
bereichen sinnvoll.

Gehört der Begriff Umweltzahnmedizin auch dazu? Was genau versteht man
darunter?
Ja, die Umweltzahnmedizin ist ein Tätigkeitsschwerpunkt innerhalb der
ganzheitlichen Betrachtung. Ich verstehe darunter die Interaktion von Um-

weltfaktoren, Dentalmaterialien und Beschwerden beziehungsweise Erkran-
kungen im Mundraum unter immunologischen Gesichtspunkten. Konkret
bedeutet das, dass ich besonders darauf achte, dass bei einem Patienten
durch zahnärztliche Arbeiten eine minimale Belastung für den Organismus
entsteht. Es wird im Mund nach unverträglichen Materialien oder Störfakto-
ren gesucht, die über eine Dauerbelastung entzündliche Erkrankungen aus-
lösen können. Auch hier werden Zusammenhänge zwischen allgemeinme-
dizinischen und zahnmedizinischen Faktoren hergestellt. Generell hat der
ganzheitlich arbeitende Zahnarzt meist auch umfassende Kenntnisse aus
anderen Fachbereichen. Denn der Therapieplan beinhaltet auch alternative
Verfahren, wie zum Beispiel Akkupunktur, Homöopathie, Pflanzenheilkunde
oder Bioresonanz.

Wie hängen Zahngesundheit und Darm zusammen?
Die größte Bedeutung hat der Darm für mich bei der Behandlung der Pa-
rodontitis. 80 Prozent des Immunsystems stecken im Darm. An der Ent-
stehung einer Parodontitis beteiligte Bakterien können dort nachgewiesen
werden und durch eine Aktivierung des interstellaren Immunsystems zu ei-
ner chronischen Entzündung beitragen. Somit ist es aus meiner Sicht zwin-
gend erforderlich, begleitend zu einer Parodontitis-Behandlung auch die
Darmbesiedlung zu analysieren und gegebenenfalls den Darm zu sanieren.

Wie wird der ganzheitliche Ansatz angenommen? Sind es eher Jüngere oder
gibt es auch Ältere, die diesem Ansatz offen gegenüberstehen?
Unser ganzheitlicher Ansatz hat sich seit Jahrzehnten etabliert. Wir sind in
der glücklichen Lage, einen Patientenstamm zu haben, für den es selbst-
verständlich ist, dass bei bestimmten Fragestellungen zuerst „ausgetestet“
wird. Wir werden auch oft gefragt, ob wir eine Idee hätten in Bezug auf an-
dere körperliche Beschwerden, wenn die Schulmedizin nicht mehr weiter-
kommt. Durch die Zusammenarbeit mit vielen Heilpraktikern, ganzheitlich
arbeitenden Ärzten und Osteopathen erwarten die überwiesenen Patienten
somit einen ganzheitlichen Ansatz. Das Alter der Patienten reicht von zwei
bis über 90 Jahre. Immer mehr Menschen öffnen sich diesem Thema und
sind in der heutigen Zeit oftmals aufgeklärter. Mir persönlich ist es sehr
wichtig, dass ich mir viel Zeit für den Patienten nehmen kann. Das funk-
tioniert nur mit einem gut aufeinander abgestimmten, verlässlichen Team.
Meine Mitarbeiter dürfen selbstständig am Patienten arbeiten und über-
nehmen Verantwortung. Da eine langjährige Mitarbeiterin nach 40 Jahren
Praxiszugehörigkeit in den wohlverdienten Ruhestand geht, freue ich mich
stets über Bewerbungen von interessierten zahnmedizinischen Mitarbeite-
rinnen, die selbst gerne über den Tellerrand der klassischen Schulmedizin
schauen möchten.
Interview: Alexandra Gerrard

Die Zahnärztin Dr. Nina Kleinschmidt behandelt ihre Patienten nach ganzheitlichen Prinzipien. Diese sind in der Humanmedizin mittlerweile weit verbreitet,
in der Zahnmedizin aber noch eher die Ausnahme als die Regel. Foto: Alexandra Gerrard

Für eine ganzheitliche zahnmedizinische Behandlung ist die ausführliche
Anamnese eine Grundvoraussetzung. Foto: Initiative proDente

Auch im Zeitalter von CAD und CAM ist in der Zahntechnik präzise Handarbeit unverzichtbar. Foto: Initiative proDente

Fachpraxis für Kieferorthopädie
Dr. med. dent. Markus C. Boser
85748 Garching bei München
Tel. 089/3 267 267-0 • http://www.drboser.de

Ganzheitliche Zahnheilkunde•Implantologie/Chirurgie•Kinderzahnheilkunde •
Narkose/Sedierung/Lachgas•Laserbehandlung

Ludwig-Thoma-Str.40, 85221 Dachau,Telefon08131/8 79 21
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ZahnarztpraxisMayer

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