Berliner Zeitung - 19.03.2020

(vip2019) #1

Berlin


14 Berliner Zeitung·Nummer 67·Donnerstag, 19. März 2020 ·························································································································································································································································································


Abiturtermine:Schulleitungenentscheidenselbst


InBerlinundBrandenburgbleibteswegenderCorona-SchließungendenSchulenüberlassen,welchenPrüfungsterminsienutzen


VonMargarethe Gallersdörfer

W


egen der Schulschließungen
zurEindämmungderCorona-
virusinfektionen können Schullei-
tungen inBerlin undBrandenburg
nun selbst entscheiden, ob sie die
Abiturprüfungen an denHauptter-
minen durchführen. Andernfalls
können sie auch dieNachschreibe-
terminenutzen–wennsie„derAuf-
fassung sind, dass dieVorbereitung
ihrer Schülerinnen und Schüler auf
die Abiturprüfung nur einge-
schränkt möglich war“.Dassei ene


gemeinsameEntscheidung derBil-
dungssenatorin SandraScheeres
und BrandenburgsBildungsministe-
rinBrittaErnst(beideSPD),hießesa
amMittwochausderVerwaltung.„In
diesen besonderenZeiten ist es für
Schulenwichtig,dasssieflexibelund
der jeweiligenSituation angemessen
entscheiden können“, sagte Bil-
dungssenatorin Scheeres.„Kein
Schüler,keine Schülerin sollNach-
teileerfahren.“
DieEntscheidung, welcher Ter-
mingenutztwerdensoll,müssenBer-
liner Schulleitungen schnell fällen:

sind,bleibtnachdieserRegelungbe-
stehen. Auch in Zeiten vonSchul-
schließungen müssen Schülerinnen
undSchülerfürdieAbiturprüfungen
in den Schulen erscheinen, die laut
Senatsschulverwaltung für dieEin-
haltung eines Sicherheitsabstands
von1,5Meternzus orgenhaben.
DerLandesschülerausschuss
hatte zuvor denSenat aufgefordert,
eine Verschiebung zu prüfen.Der
Vorsitzende Miguel Góngorabe-
fürchtetNachteile fürAbiturienten,
weil sie in ihrenPräsentationsprü-
fungen auch Literaturquellen ange-

Biszum 20. Märzsoll die Mitteilung
andie FachaufsichtinderSenatsver-
waltung erfolgen.In Berlin gibt es
diese Option allerdings nur für die
Abiturprüfungen,dienachdenOster-
ferienangesetztsind.Bleibtesdabei,
können die Leistungsfach-Prüfun-
gen, die am 27. und 30. Märzsowie
am1. Aprilangesetztsind,nichtver-
schoben werden. Betroffen sind
Fremdsprachen wieSpanisch, Rus-
sisch, Türkisch und die FächerGe-
schichte und Geografie .Auch der
Prüfungstermin am 3.April, an dem
einige dritte Prüfungsfächer dran

ben müssen.BeigeschlossenenBi-
bliothekenhättennichtmehralledie
gleichen Vorbereitungsmöglichkei-
ten. Góngora, der selbstAbiturient
ist, verwies am Mittwoch auch auf
die psychischeBelastung der Schü-
lerinnenundSchülerdurchdenAus-
nahmezustand: „Es ist eineZumu-
tungzuerwarten,dassAbiturientin-
nen undAbiturienten jetzt die er-
wünschten Leistungen ohne
Einschränkungabliefern.“
DiePrüfungen der anderenwei-
terführenden Schulformen, darun-
ter Mittlerer Schulabschluss (MSA)

undBerufsbildungsreife(BBR),hatte
Scheeres bereits zuBeginn derWo-
cheverschoben.NachdemamMitt-
wochvormittag allerdings Bayern
und Mecklenburg-Vorpommerndie
VerschiebungihrerAbiturprüfungen
verkündethatten,warsowohlinder
Kultusministerkonferenzalsauchin
derBildungsverwaltungneuberaten
worden. Für die Organisation der
Prüfungen ist grundsätzlich jedes
Bundeslandselbstzuständig.Ineini-
genFächernsollaberindenmeisten
Bundesländernamg leichenTermin
Abiturgeschriebenwerden.

BrancheamBoden


NiemandhatdenShutdowndesöffentlichenLebenssofrühgespürtwiedieMessebauer.DieeinzigeHoffnungliegtjetztinderKurzarbeit


VonElmar Schütze

A

mDonnerstaggehtfürRü-
digerKocheineneueZeit-
rechnung los.Seine Firma
lief gut, einSpezialunter-
nehmenfürMöbelbau,Design,Set-
bau und Veranstaltungsorganisa-
tion. DieUmsätzelagen imMillio-
nenbereich und sicherten dasEin-
kommenvon80Mitarbeitern.Bis
Coronakam.Esgibtnichtsmehrzu
tun.AmDonnerstaggehenalleindie
Kurzarbeit–unddamithabendas
UnternehmenunddieBeschäftigten
wenigstenseineChance,diePande-
mie-Zeitzuüberstehen.
DieFirma KaluzaundSchmidhat
sichspezialisiertaufdie Ausstattung
großer ,teurer Veranstaltungen.Dazu
zählen Bundespresseball, derBall
der Wirtschaft, der VIP-Bereich des
jährlichen Formel-E-Rennens in
Berlin und etlicheSommerfeste der
Landesvertretungen.DasUnterneh-
men baut Bars,Büffets,Bühnen,
selbst Pools.HochwertigeDinge,al-
les aus einerHand, mitsehr hohem
Gestaltungsanspruch.„Wir machen
das höfischeFest des 21.Jahrhun-
derts“, scherzt Koch. Doch diese
Feste findet nun nicht mehr statt.
Undauchkeinanderes.„Wirmachen
derzeitgenaunullEuroUmsatz.Des-
halb machen wir jetzt den Schnitt“,
sagt Koch. Normalerweise macht
seine Firmarund zehn Millionen
Euro Umsatz imJahr.Dieses Jahr
wird’sdeutlichweniger.
RüdigerKoch war nicht untätig,
seit alleZusagen undBuchungen
plötzlich nichts mehrWert waren.


DiegesamteBelegschaftkamgerade
auseinem„fürchterlichenFebruar“,
wieeresnennt.EshabesovielArbeit
gegeben,dasssienichtmehrzube-
wältigenwar.HinzukameinTodes-
fall in derFirma. Eine 22-Jährige
wurde inFriedenauvoneinem zivi-
len Polizeiauto umgefahren und
starb.EinRiesenschockfüralleKol-
legen.HinzukamdieUnruhedurch
den Umzug derFirmavon Reini-
ckendorfinsUmlandnachMühlen-
beck.UnddannkamCorona.
Jetzt putztKoch Klinken.Er war
beider Senatswirtschaftsverwaltung
undbeiderIndustrie-undHandels-

kammer (IHK), um Alarmzus chla-
gen für eine ganzeBranche,die die
Auswirkungen der Pandemie als
erste zu spüren bekam. „Anfangs
hatte ich noch denEindruck, dass
viele Gesprächspartner gar nicht
wirklichverstanden haben, wovon
ich rede“, sagtKoch. Dabei hat der
Senat Ende Februar dieTourismus-
börse ITB abgesagt. Doch dieAus-
wirkungendiesersowiedernochfol-
gendenAbsagen wollten viele zu-
nächstgar nicht wahrhaben, sowar
KochsEindruck. Dashatsichinzwi-
schen geändert.Koch ist froh dar-
über,dass die Bundesregierungvo-

rigeWochedie RegelnfürdasKurzar-
beitergeldgeänderthat.Dasbedeu-
tet, er kann seine Leute jetzt
einigermaßen guten Gewissens
nach Hause schicken.Siebekom-
men dann 70Proz ent ihresGehalts,
und er muss niemanden entlassen.
„Ichsageallen:Gehtzum Jobcenter.
Vielleichtkönneneinigejaaufsto-
cken.“
FürdieAngestelltenscheintes
alsoeineLösungzugeben.Dochin
derVeranstaltungsbranchearbeiten
bekanntlich viele Freie,Künstler,
Kleinst-Selbstständige.Sie alle ste-
henvoreinemschwarzenLoch.
Entsprechend groß sind dieSor-
gen vonJan Kalbfleisch, demGe-
schäftsführer desMesseausstatter-
BranchenverbandesFamab.Erh ält
die Kurzarbeiterregelung auch für
beiWeitemnichtausreichend.Ähn-
liches gilt für den Liquiditätsfonds
überdemnächst300MillionenEuro,
den Wirtschaftssenatorin Ramona
Pop(Grüne) dieserTage angekün-
digthat.„DagibtesKreditemitZin-
senvonbiszusiebenProz ent“,sagt
derMesseausstatter.„Dashilftaktu-
ellvielenFirmenundihrenMitarbei-
ternnicht“. Kalbfleisch fordertvon
der Bundesregierung stattdessen
Geld, sofortauszahlbar,amb esten
natürlichzinslos.
Davo nträumt auch Rüdiger
Koch.EinenTrosthaterdarüberhi-
nas noch. Für sich und seineBran-
che:Eswirdwiederaufwärtsgehen,
und dann gewaltig, denn: „Der
Mensch ist ein sozialesWesen, der
will feiern.“Unddafür braucht er
Barsund Tresen.

Auf dem Messegelände ist nichts mehr los–und ein Ende des Stillstands ist nicht abzusehen. In dieser Zeit kann dortgetrost ein Corona-Krankenhaus errichtetwerden. DPA

„Anfangs hatte ich denEindruck,


dass vieleGesprächspartner


noch gar nicht


wirklichverstanden haben,


wovonich eigentlichrede.“


RüdigerKoch,Veranstaltungsausstatter
und Messebauer,
über seine Klinkenputzer-Tour bei Behörden undVerbänden

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