Berlin/Brandenburg
Berliner Zeitung·Nummer 67·Donnerstag, 19. März 2020 (^15) ·························································································································································································································································································
NACHRICHTEN
Luftfahrtmesse findet in
diesem Jahr nicht statt
DiefürMitteMaigeplanteInterna-
tionaleLuft-und Raumfahrtausstel-
lung(ILA)wirdabgesagt.Damitsoll
dieAusbreitungdesneuartigenCo-
ronavirusgebremstwerden,teilten
dieVeranstaltermit.„Fürunsistklar:
WirübernehmenVerantwortungfür
dieAussteller,PartnerundBesucher
derILA2020.“DieBerlinerMesse
zähltnebenLeBourgetbeiParisund
FarnboroughbeiLondonzudengro-
ßeninternationalenLeistungs-
schauenderIndustrie.(dpa)
Fast 60 Kilometer Stau an
der Grenze nachPolen
DieStausvordenÜbergängenander
deutsch-polnischenGrenzewegen
derCorona-Kontrollenwerdenim-
merlänger.DerRückstauderLastwa-
genund AutosaufderBundesauto-
bahn12 reichemittlerweilevon
Frankfurt(Oder)bisnach Storkow
(Oder-Spree)undseiauffast60Kilo-
meterangewachsen,sagtederSpre-
cherder Bundespolizeidirektion,Jens
Schobransk.AufpolnischerSeite
werdesehrgenaukontrolliert.Es
werdegefragt,wohindieFahrerwol-
len,wohersiekommenundwieihr
Gesundheitszustandist.(dpa)
Landtag verkürzt seine
Sitzung auf einenTag
BrandenburgsLandtaghatseinePle-
narsitzungwegender Corona-Krise
imAprilaufeinen Tagverkürzt. Nur
am1. Aprilwerdemanzusammen-
kommen,sagteLandtagssprecher
MarkWebernachderSondersitzung
desLandtagspräsidiums.(dpa)
Regierungen
rufenzu
Solidaritätauf
WoidkeundMüllerberaten
gemeinsamesVorgehen
VonJens Blankennagel und
Margarethe Gallersdörfer,Potsdam
U
ngewöhnlicheZeitenerfordern
ungewöhnliche Maßnahmen.
Normalerweise treffen sich dieRe-
gierungenvonBerlin undBranden-
burgeinmal imJahr zu einer ge-
meinsamenKabinettssitzung. Doch
dann wurdewegen der Coronakrise
kurzfristig fürMittwoch eine solche
Sitzung in Potsdam anberaumt.
SonstkommenimmersovieleFach-
leutewiemöglichmit,dochdiesmal
durften an derSitzung nur jeneRe-
gierungsmitglieder teilnehmen, die
direkt mit derCorona-Pandemie zu
tunhaben–ausSicherheitsgründen,
wieeshieß.
Debattiertwurde vorallem dar-
über,wie die Arbeit der Krisenstäbe
beider Länder enger abgestimmt
werden kann. Weiterhin ging es
darum, ein möglichst einheitliches
Vorgehen bei derEindämmung der
Pandemiezuerreichen.Undess ollte
geklärtwerden, wie sich beide Län-
derinderNotfallversorgungabstim-
men. Einweiterer wichtigerPunkt
warder Nahverkehr.
Nach der fast zweistündigenSit-
zung–mitgroßenLückenzwischen
den Regierungsmitgliedern–sagte
BrandenburgsRegierungschefDiet-
marWoidke(SPD):„BerlinundBran-
denburghabensichimmerverstan-
denalseineGesundheitsregion,was
die Gesundheitswirtschaft betrifft.
NunsindwiraucheinePandemiere-
gion.“DieKrisekönnendieLandes-
regierungen nur gemeinsam bewäl-
tigen. Wissenschaftler hätten den
Regierungsmitgliedernind ieser ge-
meinsamen Sitzung etwas klarge-
macht:„Esfängtjetzterstrichtigan“,
sagte Woidke.Pro Tagwerde es ein
DrittelmehrErkranktegebenalsam
Tagdavor .„DieBeanspruchung des
Gesundheitssystems wirdalso wei-
tersteigen.“InBrandenburgerhöhte
sichdie Zahlder InfiziertenlautGe-
sundheitsministerium auf 159Per-
sonen.Dasseien45mehralsamVor-
tag,hießesInBerlinwurdenbislang
383 positiveCoronavirus-Fälle ge-
meldet.
Lobfür Klinikpersonal
BrandenburgsGesundheitsministe-
rinUrsula Nonnemacher (Grüne)
würdigte die Leistungen der Ärztin-
nen und Ärzte,der Krankenschwes-
ternund Pfleger:Der Krankenstand
in den Kliniken sei extrem niedrig.
„Die Welle der Hilfsbereitschaft ist
extrem hoch.“ Es würden auch alle
Freiwilligen mit medizinischenVor-
kenntnissenerfasst.
„Eines ist uns immens wichtig“,
sagteWoidke.„WirhabendenMen-
schensehrvielzugemutet.Wirbrau-
chenjetztVerständnis,wirbrauchen
Verständnis für diese staatlichen
Maßnahmen.“ Jeder müsse nun
überlegen,wieerpersönlichdazu
beitragenkönne,dasssichdieLage
verbessert.„Jedermussakzeptieren,
dassesjetztneueRegelngibt“,sagte
auch Berlins Regierender Bürger-
meisterMichaelMüller.Ess eiuntrag-
bar,dass eingeladenwerdezuC oro-
napartys.„Es ist richtig, dassHams-
terkäufe als asozial bezeichnet wer-
den. Es ist untragbar,dass Leute die
nun geltendenAbstandsregeln nicht
einhalten.“ Müller erinnerte an die
Obdachlosen, die auchHilfe benöti-
gen.„WirwerdendieseKrisenichtals
Verwaltungsaktlösen,sondernnurin
einersolidarischenGesellschaft.“
Berlins Regierender Bürgermeis-
ter schaute aber auch schon in die
Zukunft.„DerTagwirdkommen,an
demwirdieseKrisebewältigthaben
werden.“DeshalbgehtesumKredite
für die Wirtschaft. Dafür werdeder
Senat am Donnerstag einen Be-
schluss fassen. „Es muss uns allen
bewusst sein, dass wir in derSitua-
tion sind, in der wir jedenTagneu
entscheidenmüssen.Wirsindbereit,
diesenWegzug ehen“,sagteMüller.
VomGauklerzum
Therapeuten
NikolaiHanf-Dresslerbetreibt
Hypnose-InstituteundhateineVergangenheit
alsMinnesänger
E
swar klug vonNikolai Hanf-
Dressler,seineHypnose-Zentren
nichtunterdemNamenzueröffnen,
unter dem ich ihn vormehr als
20Jahren kennengelernt habe.Das
Internet verg isst nichts.Und seine
VergangenheithätteihmdenStartin
seinneuesLebennurerschwert.Da-
mals,alsNikolaide Treskow, brachte
er es nach seinemStu-
diumderAltenMusikzu
einer bundesweitenBe-
kanntheit,weil er auch
vorrampensäuischem
Verhalten nicht zurück-
schreckte.
Es gibt viele seiner
Kollegen,diesichfürihre
KonzerteeinenFrackan-
ziehen. Er deklinierte
das Thema konsequent
durch und stand in mit-
telalterlichemWamsmit Strumpfho-
senaufderBühne.ErlebteaufBur-
gen, bezeichnete sich selbst als
„Flirtkünstler undFrauenversteher“
und beminnte für einenEintrag im
Guinnes Buch der Rekorde 760
Frauen im Akkord.Daswar früher.
Inzwischen hatNikolai Hanf-Dress-
ler Hypnose-Institute in Berlin,
HamburgundFrankfurtamM ain.Er
nimmt einenStundensatzvon
Euro,ist sein eigener Chef und der
voneinem Dutzend Angestellten.
Hanf-Dressler hilft Fußballprofis,
ihreMotivation zurückzufinden
oderÄngsteabzustreifen,mankann
ihn buchen, wenn man Gewicht
oder dasVerlangen nachZigaretten
verlierenwill.
DieCorona-Pandemie hat er für
sichundseineMitarbei-
ternichtzurChanceauf
eine Umsatzsteigerung
erklärt,sondernzue iner
Situation, in der man
sichbewährenkannund
muss.Sofortbot er bei
Facebook kostenlose
Termine zur Stärkung
des Immunsystems
durch Hypnose an.Sein
Leben als Künstlerver-
missternicht:„Ichbinja
heutevielfreier,damalswarichvon
Veranstalternabhängig.Irgendwann
wurdemirlangweilig.“
Ichhabe übrigens malversucht,
mithilfevonNikolai Hanf-Dressler
Gewicht zuverlieren. Dashat nicht
geklappt.Wasganz sicher nicht an
ihmlag.MeineErinnerungenanihn
in Strumpfhosen sind einfach noch
solebendig,dassesmitderHypnose
einfachnichtklappenwollte.
vonAndreas Kurtz
[email protected]
Nikolai
Hanf-Dressler
CHRISTIAN SCHULZ
75ProzentwenigerFluggästeinBerlin
CoronabringtdenLuftverkehrfastzumErliegen.GefährdetdasVirusauchdiegeplanteBER-Eröffnung?
VonPeter Neumann
I
mTXL-BusnachTegelbleiben
fastalle Plätzefrei,undauchin
den meistenFlugzeugen sitzt
nur eineHandvoll Passagiere.
DieAusbreitung desCorona-Virus
hat denLuftverkehr inBerlin fast
zumErliegengebracht.Diejüngsten
Zahlen der Flughafengesellschaft
FBB,vondenendieBerlinerZeitung
erfuhr,werfeneinSchlaglichtaufdie
dramatische Lage.Danach haben
amDienstaggerademaletwasmehr
als 21000 FluggästeTegelundSchö-
nefeldgenutzt–einRückgangum
75 Prozent.DochnichtnurdieGe-
genwart,auchdiekommendenMo-
natebereiten FBB-ChefEngelbert
LütkeDaldrupSorgen.KannderPro-
bebetriebamBERwiegeplantstatt-
finden? Undkannder Flughafen
wirklichimHerbst 2020 eröffnen?
WennCoronanichtwäre,sähees
fürdasMilliardenprojektsüdöstlich
derStadtnachpannenreichenJah-
renendlich einmal gut aus.Zuletzt
wurde das Dübelproblem, das die
BER-Fertigstellung zu verzögern
drohte ,gelöst. DieZulassungen, die
nach einerRechtsänderung plötz-
lichnötigwurden,liegenjetztvor.
MassenveranstaltungimTerminal
Nunmüsse noch dieSanierung der
zum Teil falsch bestücktenKabel-
trassenabgeschlossenwerden–was
bis Ende Mär zgeschehen soll, wie
dieFirmaROMTechnikerstkürzlich
wieder bekräftigt hat.Danach sieht
der Zeitplan eine große General-
probe imTerminal vor. Zwischen
dem 29.Aprilund dem 20.August
sollen insgesamtrund 20000Frei-
willige die Abläufe undVerfahren
testen –eine unabdingbareVoraus-
setzung dafür,dass derFlughafen
wiegeplantam31.OktoberansNetz
gehen kann.DasbisherigeKonzept
geht davon aus,dass sich an 25Ta-
gen jeweils 600Komparsen im BER
tummeln. Am 29. Aprilsollen
800Testerun danv ierWochenenden
sogar tausendMenschen denFlug-
hafenaufdieProbestellen,heißtes.
In jedem Fall handelt es sich um
Massen veranstaltungen, bei denen
dieAnsteckungsgefahralshochein-
geschätzt wird. Für solcheZusam-
menkünfte hatBrandenburgeine
Verordnung erlassen, deren erster
Paragraf mit diesemSatz beginnt:
„Öffentliche und nicht öffentliche
Veranstaltungen, Ansammlungen
und Versammlungen mit mehr als
50Teilnehmendensinduntersagt.“
Diese Verordnung sei derzeit
maßgeblich, sagteBernhardSchulz.
Er ist Sprecher de sLandkreises
Dahme-Spreewald, wo sich einVer-
waltungsstabmitdenFolgender Co-
rona-Pandemie befasst.Nach jetzi-
gem Stand soll dieVerordnung aber
am 19. Aprilaußer Kraft treten, also
vordem Startder Generalprobe am
BER. Schulz:„DasBauordnungsamt
des Landkreises geht gegenwärtig –
vorbehaltlich derweiteren Lageent-
wicklung der Corona-Pandemie –
davonaus,dassder Probebetrieb
planmäßigstattfindenkann.“
DieFlughafengesellschafthältan
ihrem Planfest. DieTestssollenstatt-
finden, sagte FBB-SprecherHannes
Hönemann. „Aktuell wirdgeprüft,
wiedasunterdenBedingungenvon
Corona passieren kann.“DemVer-
nehmen nach wirduntersucht, ob
kleinereGruppenmöglichsind.
Zahlder Frachtflügenimmtzu
Dieses Thema wirdauchwährend
der Aufsichtsratssitzung eineRolle
spielen.Andersalszunächstgeplant,
wirdsichdas Treffenwahrscheinlich
aufdiesenDonnerstagbeschränken.
Weil auswärtigeTeilnehmer–etwa
vomTÜV–aufdieReisenachBerlin
verzichten, könnte dieFortsetz ung
amFreitagentfallen.
Spannend wirdesa uf jeden Fall.
Lütke Daldrup will über die zuneh-
mendkritischeLageandenFlughä-
fen informieren. DemVernehmen
nacherwarteter,dasssichderNach-
fragerückgangverschärfenwird.Für
längereZeit werdeesi nTegel und
Schönefeld nurzehn bis 20 Proz ent
derfrüherenFluggastzahlengeben.
Dagegen boomt der Frachtbe-
reich.HiernimmtdieZahlderFlüge
zu,unteranderem,weilimmermehr
Schiffsverbindungen ausfallen und
Passag ierflugz euge ,diebislangeinen
großen Teil der Fracht transportier-
ten, abgestelltwerden. Dasbetrifft
auch dieBilligflieger.Berichten zu-
folgehatEasyjeteinDrittelder Flotte
eingemottet, ein weiteres Drittel
könnte folgen. „Die Lage ist drama-
tisch“,sagteeinFlughafeninsider.Ab-
sehbarsei,dassdieFBBvonihren Ge-
sellschafternBerlin, Brandenburg
unddemBundmehrGeldbenötigt.
Der Flughafen BER soll bald endlich fertigwerden. Aber darf er auch öffnen? DPA
Unser eKolleginnenund Kollegen arbeiten
mit Hochdruckdaran, un sere Filialen auch in
AusnahmensituationenwiediesenamLaufen
zu halten. Pack mit an und unterstütze uns
kurzf ristig alsAushilfe(m/w/d).
✓Einstiegabsofortmöglich
✓Attra ktiverStundenlohn
✓FlexiblerEinsatz
VERSTÄRKUNG
GESUCHT!
Bewirb dich jetztander InfothekeinunserenFilialen.