Politik
4 * Berliner Zeitung·Nummer 67·Donnerstag, 19. März 2020 ·························································································································································································································································································
NACHRICHTEN
Deutschland verschärft
Einreisebeschränkungen
Deutschlandhatdiebereitsanden
LandesgrenzenzufünfNachbarlän-
derngeltendenEinreisebeschrän-
kungenwegenderAusbreitungdes
CoronavirusnunauchaufFlügeund
denSchiffsverkehrausgeweitet.Wie
dasBundesinnenministeriumam
Mittwochabendmitteilte,dürfenab
sofortnurnoch DeutscheoderRei-
sendemit„einemdringendenReise-
grund“perFlugzeugoderSchiffaus
Österreich,Spanien,Italien,der
Schweiz,LuxemburgundDänemark
nachDeutschlandkommen.Weraus
einemEU-Staatkommt,darfnur
nochaufeinemdeutschenFlughafen
landen,wenner vondortausweiter
insein Heimatlandreist.(dpa)
Türkeischließt Grenzen zu
Griechenland und Bulgarien
DieTürkeischließteinemMedien-
berichtzufolgeabMitternacht(Orts-
zeit)seine GrenzenzuGriechenland
undBulgarien. GrundseidieCoro-
navirus-Pandemie,meldetedietür-
kischeNachrichtenagenturDHAam
Mittwoch.Ankarahatteerstkürzlich
seineGrenzenzurEUtrotzdes
FlüchtlingspaktsmitBrüsselwieder
geöffnet.(AFP)
USA und Kanada machen
Grenzeweitgehend dicht
Wegender Coronavirus-Pandemie
machendieUSAundKanadaihre
gemeinsameGrenzefürReisende
weitgehenddicht.US-PräsidentDo-
naldTrumperklärteamMittwoch,
dieGrenzewerdefürjeglichen„nicht
unbedingtnötigen“Verkehrge-
schlossen.Davonausgenommensei
derGüterverkehr.(AFP)
Mundschutzpflicht in
Tschechien
Ein Mann mit Mundschutz verlässt eine
Metro in Prag. AFP
InTschechiendürfendieMenschen
wegender Coronavirus-Pandemie
abDonnerstagnurnochmitMund-
schutzindieÖffentlichkeit.Dasgab
dieRegierungamMittwochbe-
kannt.NurwerNaseund Mundbe-
deckt,darfdemnachnochinsFreie.
Zwischen10und12Uhrdürfenau-
ßerdemnurnochMenschenüber
Jahreneinkaufengehen.(AFP)
Fast jeder zweite
Berufstätige im Homeoffice
WegendermassivenEinschränkun-
geninderCoronavirus-Krisehat
sichderAnteilderimHomeofficear-
beitendenBerufstätigeninnerhalb
kurzerZeitdeutlicherhöht.Beieiner
repräsentativenUmfragehabe
knappjederzweiteBerufstätige(
Proz ent)angegeben,mittlerweile
vonzuH auseauszuarbeiten,teilte
derDigitalverbandBitkomamMitt-
wochmit.(AFP)
Israel riegelt
Palästinensergebiete ab
IsraelhatimKampfgegendasCoro-
navirusdiePalästinensergebieteab-
geriegelt.AusdemWestjordanland
unddemGazastreifendürfennur
nochMenschenaushumanitären
GründennachIsraeleinreisen.(dpa)
DieStundederScharlatane
IndensozialenMedienbreitetsicheineFüllevonFehlinformationenrundumdasCoronavirusaus
VonGabrielaKeller und Kai Schlieter
I
neinemgeblümtenPlüschses-
selsitzteinMannmit Bartund
etwas zu langen grauenHaa-
ren.„Die Seuchenerfinderkön-
nen jedesJahr eine neueGrippe-
welleerfinden“,sagter,dannspricht
er vonVolksverdummung undPa-
nikmache,„gesponsert“ vonden
Pharmakonzernen; es gehe um ein
Milliardengeschäft,dasCoronavirus
seinichtsalsein„harmloserSchnup-
fenerreger,der im Einzelfall auch
malschwererverlaufen“kann.
DerMannheißtRolfKron,lautsei-
nerWebsitehandeltessichumeinen
Arzt undHomöopathen ausBayern,
und er ist zuGast in derSendung
„eingeSCHENKt.tv“,dieaufYouTube
sendet; dasGespräch mit Kron zum
Thema „Corona Virus–Hat der
Wahnsinn System?“ haben knapp
200000 Menschenaufgerufen.
Überall in den sozialenNetzwer-
kenbreitensichderzeitkrudeTheo-
rienundmedizinischeMythenrund
um dasThemaCoronavirus aus,oft
gepaartmit gängigen Verschwö-
rungslegendenvonBigPharmaoder
einemglobalenjüdischenKomplott.
NiedersachsensInnenministerBo-
risPistorius hat amDienstag bereits
ein härteresVorgehen gegenFalsch-
nachrichtengefordert.„FakeNewszur
VersorgungslageinZeitender Corona-
krisesindbrandgefährlich“,sagteder
SPD-PolitikerdemSpiegel.
AberesgehtnichtnurumFalsch-
meldungen über denNachschub in
Supermärkten–auch dieExistenz
des Viruswirdbestritten, zumTeil
vonHeilpraktikernund sogarvon
Medizinern.So machte Anfang der
Woche der Lungenarzt Wolfgang
Wodargvonsich reden:AufYouTube
bezeichneteerimInterviewmitder
ehemaligen RTL-Moderatorin Mi-
lena Preradovic dieAufregung über
daasVirusals„völlig übertrieben“ –
CoronaseinureinenormaleGrippe.
Sicherheitskreise stellen zwar
noch keinen „nennenswerten An-
stiegvonFalschmeldungenmitpoli-
tischemHintergrund fest“, meldet
die dpa.Dieseien aber auch nicht
das Problem, sagt BerndHarder,
Buchautor und Experte für Ver-
schwörungstheorien, vielmehr grif-
Gerade in Zeiten von „Social Distancing“ gewinnen soziale Netzwerke an Bedeutung.Inden Echokammerndes Internets machenVerschwörungstheorien die Runde. ADOBE STOCK
fen vorallemmedizinischeFehlin-
formationenumsich.EinGrundsei,
dass vieleMenschen bisher nur die
drastischen Einschränkungen des
Alltagsspüren–nichtaberdasVirus
selbst. „Wenn man nicht gerade im
Gesundheitswesen arbeitet, ist die
ganzeSache weit weg. Undwenn
man solcheMaßnahmen nichtver-
steht,dannentstehenÄngste.“
Harder hat eineReihe vonBei-
spielenaufseinemBloggesammelt:
Es sind demnachvorallem Natur-
heiler,Homöopathen und Anthro-
posophen,vondenen zweifelhafte
Berichte vonangeblichenHeilmit-
teln ausgehen. Angepriesenwerden
„wunderbareTherapiefläschchen“
zur Virenabwehr,kolloidalesSilber
und Desinfektionsmittel gemischt
aus Lavendel und Alkohol.„Es geht
jetzt wahnsinnig viel durcheinan-
der“, sagt Harder,„medizinische
Pseudotipps,esoterischeVerschwö-
rungstheorien, Geschäftemacherei
und Rechtsextreme,die es versu-
chenzuinstrumentalisieren.“
DieblühendeVielfaltderzumTeil
absurden Theorien hat viel mit der
derzeitigenSituationzutun:Weildie
Menschen gehalten sind, möglichst
„Esgehtwahnsinnigvieldurcheinander,me-
dizinischePseudotipps,esoterischeTheorien,
GeschäftemachereiundRechtsextreme,diees
versuc hen zu instrumentalisieren.“
Bernd Harder,Buchautor und Experte fürVerschwörungstheorien
ihreWohnungen nicht zuverlassen,
gewinnen sozialeNetzwerke anBe-
deutung. „Wir erleben gerade die
Stunde der digitalenKommunika-
tion,weileseinhohesInformations-
bedürfnisgibt“,sagtJohannesHillje,
Politik- undKommunikationsbera-
ter.„DieLeutesollensozialeDistanz
einhaltenundmüssenkommunizie-
ren.“ Dasstarke Bedürfnisvon
Sofortinformationen könnten die
traditionellen Medien aber nicht
mehrauffangen:„Woese inInforma-
tionsbedürfnisgibt,gibtesauchein
Desinformationsangebot. Deswe-
generlebenwirheutebeides.“
Einerseits machen privateNach-
richtenaufWhatsAppdieRunde,an-
dererseits gehen globaleVerschwö-
rungserzählungen um:In Russland
wirddieSchuldbeidenUSAgesucht,
in Tunesien verbreiten Geistliche,
China werdemit dem Virusfür sei-
nen Umgang mit denUiguren be-
straft; auch antisemitischeDeutun-
gen tauchen auf, die Legendevon
derjüdischenWeltverschwörung.
Diegroßen Heilpraktiker-Ver-
bände mahnen auf ihrenWebsites
zwar dazu, denVorgaben vonBund
undLändernzuf olgen.Dochanvie-
len Stellen desInternets lässt sich
beobachten, wie Scharlatane und
GeschäftemacherihregroßeChance
wittern:Vitaminpräparate und Ar-
sen-Globuli werden angepriesen,
aufFacebookgehteinangeblichVi-
renabwehrender Zahlencode um,
den man sich zum Schutz an die
Wandmalensoll.
„SchwarzeSchafegibtesüberall,
auch in unserer Profession“, sagt
AndreasBotzlar,zweiter Vorsitzen-
der beim Marburger Bund und
Oberarzt an der Berufsgenossen-
schaftlichen Unfallklinik Murnau,
„aberbeiHeilpraktikernistdasnoch
auffälliger,weil der Bereich weitge-
hend unreguliertist.“ DieThese n,
die im Internet kursieren, sind für
ihn „aus schulmedizinischer Sicht
gefährlicher Schwachsinn; und er
gefährdet nicht nur denEinzelnen,
sonderndieGesellschaft“.
VielfachzieltdieDesinformation
darauf ab,die offiziellenMaßnah-
menzudiskreditierenundauszuhe-
beln. „Das muss ich mir als Bürger
ebenso vielSorgemachen wie als
Arzt“, sagt er,„ob die Maßnahmen
jetzt dierichti gensind, das kann
nochkeinersagen.Aberwenn,dann
hilft es nur,wenn wir uns alle ge-
meinsamdaranhalten.“
WeitereErfolgefürBiden
DerehemaligeVizepräsidentgewinntdieVorwahlenderDemokrateninFlorida,IllinoisundArizona
D
erfrühereUS-VizepräsidentJoe
Biden ist derPräsidentschafts-
kandidatur der oppositionellenDe-
mokraten einen großen Schritt nä-
hergekommen.BeidenvonderCo-
ronavirus-Krise überschattetenVor-
wahlen gewann der 77-Jährige in
Florida, IllinoisundArizonaundda-
mit in allen dreiBundesstaaten, in
denen am Dienstag abgestimmt
wurde.
Nunrichten sich alleAugen auf
seinenlinksgerichtetenRivalenBer-
nie Sanders: DerSenator muss ent-
scheiden, ob erweiter im Rennen
bleibtoderaufgibt.
EinenwahrenErdrutschsiegfuhr
Biden im bevölkerungsreichen und
damit besonders wichtigenFlorida
ein:Prognosenzufolgelan-
dete der hoch favorisierte
Mitte-Politikermitrund
Proz ent etwa 40Proz ent-
punkte vorSanders.Auch
in Illinois und Arizona fie-
len dieSiege US-Medien
zufolgedeutlichaus.
Eigentlich hätte am
Dienstag als vierterBun-
desstaat inOhio gewählt
werden sollen.Derdortige Gouver-
neur sagte dieVorwahlen aberwe-
gen derCoronavirus-Pandemie in
letzterMinuteab .Damitgingesum
insgesamt441der3979Delegierten,
die bei einemParteitag imJuli den
HerausforderervonPräsident Do-
naldTrump küren sollen. Allein 219
abend dieHand aus .Erund der
selbst ernannte„demokratischeSo-
zialist“Sandershättenvielleichtun-
terschiedliche Ansichten zu„Taktik,
aberwirteileneinegemeinsameVi-
sion“, sagte er in einer Ansprache.
Biden nannte unter anderem das
Ziel einer besserenGesundheitsver-
sorgungsowiedenKampfgegenden
Klimawandel.
AusSanders’Lagerkamabereine
ablehnende Reaktion: Sprecherin
BriahnaJoy Graykommentierteauf
Twitter Bidens Äußerungen, wo-
nach er und derSenator eine ge-
meinsameVision teilten, mit den
Worten: „Tun wir nicht.“ Sanders
selbst äußerte sich amWahlabend
nicht.(AFP)
Delegierte wurden inFlo-
rida vergeben. Biden
konnte mit seinenErfol-
gen seinenVorsprung an
Delegiertenstimmen
deutlichausbauen.
Rein rechnerisch ist
demeinstigenStellvertre-
ter vonPräsidentBarack
Obama die Präsident-
schaftskandidatur kaum
mehrzunehmen.Damitdürfteder
Druckder DemokratenaufSanders
wachsen, dasHandtuch zuwerfen,
damit sich diePartei für diePräsi-
dentschaftswahlimNovemberhin-
terBidenvereinenkann.
Biden streckte den Anhängern
seines Konkurrenten amDienstag-
Joe Biden
AP
MÄRKTE
19.12.19 18.3.
DAX-30in Punkten
▼8441,71(–5,56%)
19.12.19 18.3.
Rohölje Barrel Brent in US-Dollar
▼26,32(–8,77%)
19.12.19 18.3.
Euroin US-Dollar
▼1,0934(–0,44%)
Stand der Daten: 18.03.2020 (21:50 Uhr)
Alle Angaben ohne Gewähr Quelle
Euro Stoxx 50 (EU) –5,
3867/2303 2385,
CAC4 0(FR) –5,
6111/3632 3754,
S&P UK (UK) –3,
1562/988,4 21 028,
RTS (RU) –10,
1652/827,5 28 32,
IBEX (ES) –3,
10100/581 56 274,
DowJones (US) –6,
29569/18917 19898,
Bovespa(BR)–10, 65
119593/67251 67855,
Nikkei (JP) –1,
24116/16379 16726,
Hang Seng (HK) –4,
30280/22167 22314,
Stx Singap. 20 (SG) –0,
1674/1188 1202,
ausDAXund MDAXvom18.03. zumVortag
FuchsPetrolub Vz. 31,76 +18,24WWWWWWWWW
K+S NA 6,22 +10,95WWWWWW
Beiersdorf 91,04 +6,06WWWW
Qiagen 35,40 +3,54WWW
TeamViewer25,53 +2,90WW
Fraport30,77 +2,53WW
Gewinner
ausDAXund MDAXvom18.03. zumVortag
52-Wochen Hoch/Tief 18.03. ±% z. 17.03.
Airbus49,40 WWWWWWWWWWW–21,
Alstria Office 10,57 WWWWWWWWW–17,
GEA Group 14,53 WWWWWWWWW–17,
DialogSemic. NA 18,74 WWWWWWWWW–16,
Infineon NA 10,68 WWWWWWWW–15,
MTU Aero Engines 108,05 WWWWWWWW–15,
Verlierer
ERLÄUTERUNGENWechselnde Darstellung:Ta gesgeld (Dienstag),Raten-
kredit (Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag),Edel-&NE-Metalle (Freitag),
Baudarlehen (Samstag). Quelle: FMH-Finanzberatung
Leitbörsen im Überblick
Sparbriefe und
langfristigeAnlagen5.000 Euro
Kundenkontakt 3Jahre 5Jahre8Jahre
Bigbank **
bigbank.de 1,20 1,40 -
Sberbank Direct **
sberbankdirect.de 0,85 1,05 -
Renault Bank direkt
renault-bank-direkt.de 0,85 1,00 -
Bank
bank11.de 0,70 0,90 -
akf bank **
akf24.de 0,65 0,85 0,
Santander
santander.de 0,45 0,60 0,
Ta rgobank
targobank.de 0,25 0,45 -
ING
ing.de 0,03 0,10 -
Deutsche Bank
deutsche-bank.de 0,01 0,01 0,
Postbank
postbank.de ---
ISBANK
isbank.de 0,55 0,75 -
Mittelbrandenburgische Sparkasse
0331/898989 0,01 -0,
Berliner Sparkasse
030/86986969 ---
PSD Berlin Brandenburg
psd-bb.de ---
Sparda-Bank Berlin
030/42080420 ---
Mittelwertvon 80 Banken0,37 0,51 0,
** Einlagensicherung 100.000 Euro