Neue Zürcher Zeitung - 28.03.2020

(Tina Sui) #1

2 INTERNATIONAL Samstag, 28. März 2020


Flugzeugträger muss in Quarantäne


Wegen po sitiver Corona-Tests an Bord liegt die «Theodore Roosevelt» in Guam fest


PETER WINKLER,WASHINGTON

«T he Big Stick» lautet der Übername
des amerikanischen Flugzeugträgers
«T heodoreRoosevelt», mit Bezug auf
den Satz des ehemaligen Präsidenten
über das Geheimnis einer erfolgreichen
Aussenpolitik:«Sprich sanft,aber habe
einen grossen Stock dabei.» Doch nun
ist der «Big Stick» in Guam angedockt,
wo sämtliche 50 00 Angehörige seiner
Besatzung auf das Coronavirus getestet
werden müssen.
Dies wurde nötig, nachdem die Zahl
Infizierterrasch angestiegen war. Wie
auf dem amerikanischenFestland ver-
fügen auch die Schiffe der amerikani-
schen Marine bei weitem nicht über ge-
nügend Material, um grossflächig tes-
ten zukönnen. Die Zahl der Infektio-
nen ist darum ohne Zweifel viel höher
als das, was bekannt ist. Die«T heodore
Roosevelt» hatte laut dem interimis-
tischen Unterminister für die Marine,
Thomas Modly, rund 800Testsätze an
Bord.Laut Angaben der amerikani-
schen Medien wurden mindestens 23
Infektionen bestätigt.
Die«T heodoreRoosevelt» war im
Westpazifik im Einsatz, also dort, wo
die amerikanischen Streitkräfte eine
schwerpunktmässige Präsenz gegen-
über China und Nordkorea demons-
trieren wollen. Es scheint sich hier um
den erstenFall zu handeln, bei dem eine
militärische Operation von der Covid-
19-Pandemie direkt betroffen ist. Die
Mannschaft des riesigen Schiffs wird
nun an Bord selber oder in der Hafen-
anlage unter Quarantäne gestellt, um

ein Übergreifen desVirus auf die Insel-
bevölkerung zu verhindern. Gleichzeitig
muss der «Big Stick» gründlich gerei-
nigt und desinfiziert werden – bei einer
Grösse, die etwadem Empire State Buil-
ding in NewYork entspricht,kein leich-
tes Unterfangen.
Die Kriegsmarine ist nicht die ein-
zigeTeilstreitkraft der USA, die mit dem
Coronavirus zu kämpfen hat. Aber sie
ist wegen der begrenzten Platzverhält-
nisse auf Schiffen und U-Booten natür-
lich besonders exponiert. Bisher sind
rund 100 Seeleute und 30 Marineinfan-
teristen erwiesenermasseninfiziert.

Militär im Einsatz kann grundsätz-
lich kein Social Distancing betreiben,
und daher ist eine steile Zunahme der
Infektionen nicht zu vermeiden.Ver-
teidigungsminister Mark Esper musste
das indirekt einräumen, als er in einem
Interview erklärte, dasPentagon werde
künftig keine detaillierten Angaben
über die Infektionsraten in den ein-
zelnenWaffengattungen und Einsatz-
orten mehr bekanntgeben.Damit wol-
len die USA sicherstellen, dass ihre
Gegnerkeine Schlüsse auf die Ein-
satzbereitschaft der Streitkräfte ziehen
können.

AufdemamerikanischenKriegsschiffsindInfektionennachgewiesenworden. US NAVY / REUTERS

Mehrheit in Amerika billigt


Trumps Krisenman agement


(dpa)· Eine Mehrheit der Ameri-
kaner befürwortet gemäss einer am
Freitag veröffentlichten Umfrage
der«WashingtonPost» und des Sen-
ders ABC den Umgang von Präsident
DonaldTr ump mit der Corona-Krise.
51 Prozent unterstützenTr umps Kri-
senmanagement, 45 Prozent missbilli-
gen es. Tr umps Zustimmungswerte ins-
gesamt steigen auf den höchstenWert in
derregelmässigen Umfrage der beiden
Medien: 48 Prozent äussern sich positiv
darüber, wieTr ump seineAufgaben als
Präsident bewältigt, 46 Prozent negativ.
Im vergangenen Monat war dasVer-
hältnis noch umgekehrt: 43 Prozent hat-
ten eine positive Meinung,53 Prozent
eine negative. Die«WashingtonPost»
schrieb, die wachsenden Zustimmungs-
wertekönnten auf den Effekt zurückzu-
führen sein, dass Amerikaner den jewei-


IN KÜRZE Argentinien greift
wegen Coronavirus du rch
(dpa)· Die argentinischen Sicherheits-
kräfte haben seit Beginn derAusgangsbe-
schränkungen Ende vergangenerWoche
zur Bekämpfung der Coronavirus-Pande-
mie mehrals 60 00 Personen wegenVer-
stössen vorübergehend festgenommen.
Dies teilte das Präsidialamt mit. Zudem
beschlagnahmte diePolizei 938Fahr-
zeuge. Über 200 000 Menschenseien bei
Kontrollen nach Hause geschickt worden,
da sie nicht berechtigt gewesen seien, sich
imFreien aufzuhalten, hiess es weiter.
Um dieAusbreitung desVirus zu verlang-
samen, hatte dieRegierung Ende vergan-
generWoche weitreichendeAusgangsbe-
schränkungen verfügt. Bis zum 31. März
dürfen die Menschen landesweit ihre
Häuser undWohnungen nicht mehr ver-
lassen. Erlaubt sind nur Besorgungen in
nahe gelegenen Lebensmittelgeschäften
und Apotheken. Einige Berufsgruppen
sind aber von derAusgangssperreausge-
nommen. Wegen der Corona-Krise rie-
gelt dasLandseine Grenzenkomplett ab.
Biskommenden Mittwoch dürfen selbst


US-Weltraumstrei tkrä fte
starten er sten Satelliten
(afp)· Die kürzlich gegründetenWelt-
raumstreitkräfte der USA haben ihre
erste Mission zur nationalen Sicherheit
gestartet.Von Cape Canaveral aus star-
tete ein vomRüstungs- undTechnolo-
giekonzern Lockheed Martin gebau-
ter Militärsatellit an Bord einerTr ä-
gerrakete vomTyp Atlas V551 ins All.
Zusammen mit einer Gruppe von fünf
weiteren liefert der Satellit laut Lock-
heed Martin weltweite und gesicherte
Kommunikation fürKommandoleitung
und Kampftruppen am Boden, zur See
und in der Luft. Selbst bei einem Atom-
krieg sei dieKommunikation für das
Militär damit gesichert. Die USA hat-
tendie Gründung derWeltraumstreit-
kräfte im Dezember bekanntgegeben.

Ungarn verhängt
Ausgangsbeschränkungen
(dpa)· In Ungarn gelten ab Samstag erst-
malsAusgangsbeschränkungen, um die
Ausbreitung des Coronavirus zu verlang-
samen. Die Menschen dürfen ihreWoh-
nungen nur noch für denWeg zur Arbeit,
für Einkäufe von Lebensmitteln und Dro-
gerieartikeln, für sportliche Betätigungen
sowie einige andere unabdingbare Tätig-
keiten verlassen.Das erklärte Minister-
präsidentViktor Orban amFreitag im
staatlichenRadio. Im öffentlichenRaum
sind die Menschen dazu verpflichtet,
einen Sicherheitsabstand von anderthalb
Metern einzuhalten. In Ungarn sind 30 0
Menschen nachweislich mit demVirus in-
fiziert, gemeldet wurden bisher 10Tote.

ligen Präsidenten in Zeiten nationaler
Krisen stärker unterstützten. Allerdings
hättenTr umpsWerte deutlich weniger
stark zugelegt als die vonVorgängern
in früheren Krisen.

AUFGEFALLEN


Putin und das Risiko


von Verfassu ngst ricks


AndreasRüesch· Esist eine bittere Ironie, dass die Proteste der
russischen Opposition weniger erreicht haben als ein mikro-
skopisch kleiner Erreger:Wegen der Corona-Krise kann die
Volksabstimmung über die geänderteVerfassung und damit
die Streichung der Amtszeitbeschränkung für Präsident Putin
vorläufig nicht stattfinden.Für denKremlbedeutet dies eine
ärgerlichePanne in der Operation «Machterhalt». AmResul-
tat ändert sich gleichwohl nichts. Denn dieVolksabstimmung
ist nur Dekor; inrechtlicher Hinsicht ist dieReform unter
Dach undFach. Putin kann damit noch bis 2036regieren.
AufmüpfigenRussinnen undRussen bleibt nichts anderes,
als dieFaust im Sack zu machen – oder sich in Sarkasmus zu
flüchten.Wie schon zur Sowjetzeit erleben wenigstens die Flüs-
terwitze eine Blüte. Humor ist einVentil, um das Unabänder-
liche erträglicher zu machen.«Wegen der Quarantäne sieht sich
Putin ausserstande,den Kreml zu verlassen», konstatiert ein
Witzbold trocken. Anderespotten über die Hauruckmethode,
mit der dasRegime die geltende Beschränkung auf zwei Amts-
zeiten aushebelte. Den Anstoss dazu gab die einstigeKosmo-
nautinWalentinaTereschkowa mit demVorschlag, bei Putins
bisherigen Amtszeiten den «Zähler» wieder auf null zu stel-
len. Den demokratischen Grundgedanken derVerfassung führt
dies zwar ad absurdum. Aber wenigstens bietet dieReform
fruchtbaren Boden für neueWitze wie diesen:
Putin klopft nach seinemTod an dieHimmelspforte. Gott
verspricht ihm dasParadies, allerdings erst nach einer Läu-
terung imFegefeuer. Für jede seiner sechs Amtszeiten soll
er dort einen Hieb erdulden.Sechs Hiebe sind eingeringer
Preis für den Zutritt insParadies, sagt sich Putin.Als er im
Fegefeuer ankommt,staunt er aber, im Kreis der vielenTeu-
felauchTereschkowazusehen:«Wasmachstduhier?»–«Ich
bin dafür zuständig,den Zähler jeweils auf null zu stellen.»
Wie dieVerfassung ändern sich auch die russischenWitze.
Dass es der Kremlherr darin mit einer himmlischen Allmacht
zu tun bekommt, passt bestens zu einer Zeit, in der sich die
Verfassung erstmals ausdrücklich auf Gott bezieht.

Schweden
zieht die Schraube an
ruh.·NachWochen einesrelativ laxen
Kurses hinsichtlich Restriktionen im
öffentlichen Leben hat amFreitag nun
auch die schwedischeRegierung schär-
fere Massnahmen im Kampf gegen die
Ausbreitung des neuen Coronavirus be-
schlossen. Es wurde ein explizitesVer-
bot fürVersammlungen undVeranstal-
tungen mit mehr als 50Personen erlas-
sen. Hier gehe es um eine Anordnung
und Zuwiderhandlung werde bestraft,
sagte Innenminister Damberg. Man
habe diesen Entscheid getroffen, um
dieVolksgesundheit zu schützen, und
erwarte, dass die Bevölkerung ihn ver-
stehe und mittrage. Das sind neueTöne
in Schweden, wo sich die Behörden bis-
her bemüht hatten, die Eingriffe in das
Leben der Bevölkerung so gering wie
möglich zu halten.Jüngst war in gewis-
sen Medien Kritik laut geworden, eine
Regierung, die von einer «ernsten Situa-
tion» spreche, aber nur Empfehlungen
abgebe, lasse es an Klarheit in derKom-
munikation fehlen.

argentinische Staatsbürger nicht mehr in
ihr Heimatland einreisen.Vor knapp zwei
Wochen hatte Argentinien bereits seine
Grenzen für Ausländer geschlossen. Bis-
her infizierten sich in Argentinien 590
Menschen mit dem neuartigen Corona-
virus. 14Patienten starben.

Mit der Pensionierung ändert sich Ihrefinanzielle
Situation grundlegend.WasSie heuteentscheiden,
bestimmtIhren Lebensstandardfür viele Jahre. Eine
unabhängige Beratung beimVZVermögensZentrum
zahltsich aus. Überzeugen Sie sich selbst: Das erste
Gespräch ist kostenlos und verpflichtet Siezunichts.

AHV: Wie hoch ist mein Anspruch?

Pensionskasse: Rente, Kapital, Kombination?

Hypothek: Soll ich amortisieren?

Steuern: Wie kann ich sparen?

Nachlass: Wiesichereich meine Familie ab?

Pensionierung

http://www.vermoegenszentrum.ch

Kost

enlos

best

ellen

:

vzch

.com

/mer

kbla

tt-

pen

sioni

erun

g
Free download pdf