26 REFLEXE Samstag, 28. März 2020
Corona-Krise bremst Volkswirtschaft
Der Einb ruch kostet
15 Milliarden pro Monat
Hansueli Schöchli·Die laufendeRezession in der
Schweiz und anderswo istkeine ungeahnteFolge
staatlicher Massnahmen gegen das Coronavirus.
Die Rezession gehört vielmehr zumRegierungspro-
gramm derVirusbekämpfung. ErheblicheTeile der
Wirtschaft sind lahmgelegt.Am stärksten betroffen
sind der Detailhandel und andere Dienstleistungs-
betriebe. Laut dem globalenLänderverein OECD
läuft dieWirtschaft in vielen hochentwickeltenLän-
dern insgesamt nochetwa auf 75 bis 80% ihres nor-
malen Niveaus. Dies gilt auch für die Schweiz; Bun-
desvertreter hatten jüngst geschätzt, dass die Schwei-
zer Wirtschaft auf 70 bis 80% ihrer Kapazität laufe.
Die SchweizerWirtschaftsleistung lag im ver-
gangenenJahr bei etwa 700 Mrd.Fr., was im Mittel
knapp 60 Mrd.Fr. pro Monat entspricht. Bei einem
Einbruch um einenViertel kostet die Corona-Krise
somit kurzfristig etwa15 Mrd.Fr. pro Monat.Rund
60% des Schweizer Bruttoinlandprodukts fliessen
in die Löhne, im vergangenenJahr waren diesgut
400 Mrd.Fr. Nach breitem politischemWillen soll
der Staat einen grossenTeil der Coronavirus-be-
dingten Lohneinbussen für kleinere und mittlere
Verdienerkompensieren – viaKurzarbeitsentschä-
digungen, Arbeitslosengelder und Erwerbsersatz-
zahlungen.Nimmt man an,dass der Staat insgesamt
etwa die Hälfte bis zwei Drittel dergesamtenLohn-
einbussenkompensiert,käme man auf Staatskosten
von 4 bi s 6 Mrd.Fr. pro Monat;hinzukommen noch
gewisse Entschädigungen fürFirmeneigentümer.
Unterstellt man nun eher optimistisch,dass der
Gang durch dieTalsohle der Kriseetwa zwei Monate
dauert und dieWirtschaft danach innert drei Mona-
ten schrittweise wieder zum Normalbetrieb zurück-
kehrt, ergäbe dies kurzfristige Gesamtkosten des
Wirtschaftseinbruchs von über 50 Mrd.Fr. Zu schul-
tern hätten dies die Lohnempfänger undFirmen-
eigentümer von heute sowie die künftigen Steuer-
zahler und Empfänger von Staatsleistungen. In die-
sem Szenario würde die Bundesschuld vielleicht um
etwa 20 Mrd.Fr. steigen. Um so viel würde der Bund
irgendwann in der Zukunft imVergleich zu einem
Szenario ohne Corona-Krise mehr Steuern einneh-
men müssen oder weniger ausgebenkönnen.
Marie-Astrid Langer, SanFrancisco· Vor wenigen
Wochen noch dominierten die Negativschlagzei-
len zu AmerikasTechnologiekonzernen:Das Jus-
tizministerium, dieWettbewerbsbehörde und ein
Kongressausschuss e rmittelten wegen kartell-
rechtlicherVerstösse und unrechtmässigenDaten-
sammelns gegenFacebook, Amazon, Google und
Co. Studien zeigten zudem, wie schlecht soziale
Netzwerke für das psychischeWohlbefinden sind.
Doch plötzlich stehen dieFirmen an der Speer-
spitze des Kampfes gegen dasVirus. «Ein riesiges
Danke an Apple», twitterte dasWeisse Haus am
Freitag, nachdem derKonzern – wie zuvor Goo-
gle – ein e Covid-19-Webseite aufgeschaltet hatte.
In einer gemeinsamenTask-Force tauschen sich die
Tech-Konzerne wöchentlich mit derRegierung aus.
Und Informationen von Gesundheitsbehörden tau-
chen nun so prominent in den sozialen Netzwerken
auf, wie man es sich bei anderen wichtigenThemen
wie Impfungen lange vergebens gewünscht hat.
Die Corona-Krise bietet für dieTechnologie-
konzerne die Chance, sich als Kraft für das Gute
zu inszenieren. Natürlich werden die wettbewerbs-
rechtlichen Ermittlungen deswegen nicht fallenge-
lassen, aber dieFirmenkönnenSympathiepunkte
in Washington sammeln – und bei den Nutzern.
Nun, da gefühlt die ganzeWelt im Hausarrest ist,
gewinnen die sozialen Netzwerke plötzlich wie-
der an Ansehen. Insbesondere dieFacebook-Fami-
lie profitiert davon:Laut einerStudie hat sich die
Zahl der Sprach- undVideoanrufe überWhatsapp
jüngst verdoppelt.Facebook Live wird zur Lebens-
ader für Kirchgemeinden undVereine, die ihre Tref-
fen dort live übertragen, und Instagram zum Spiel-
platz für zu Hause gestrandete Musiker und Sport-
ler. Nutzer aktivieren ihreFacebook-Konten wie-
der, die sie nach dem Datenskandal um Cambridge
Analytica stillgelegt hatten. Der Andrang ist so ge-
waltig, dass Facebook ihn kaum bewältigen kann.
Natürlich kämpfen auchFacebook und Google,
die grösstenAnbieter für Digitalwerbung, mit weg-
brechendenAnzeigenerlösen.Doch am Ende dürf-
ten die grossen Silicon-Valley-Firmen aus der Krise
gestärkt hervorgehen.
Das neue Imag e der Technologiekonzerne
Das Silicon Valley gibt
sich als Kraft für das Gute
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