Frankfurter Allgemeine Zeitung - 20.03.2020

(Nandana) #1

SEITE 20·FREITAG,20. MÄRZ2020·NR.68 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


tag. MAINZ.Der BaustoffkonzernHei-
delberg-Cementistbesser in das neue
Jahrgestartetals je zuvor.Das seivoral-
lem dem gutenWetter geschuldetund
schon „skurril“ angesichts der Corona-
Krise, sagteder neueVorstandsvorsit-
zende DominikvonAchtenamDon-
nerstag. Er machte zugleichklar,dasses
so nicht bleibenwerde. Immer mehr
Baustellen auf derWelt würdenvorüber-
gehendgeschlossen, entwederweil es
staatlichverfügtwerdeoder schlicht,
weil die Arbeiter ausgingen. Sofehlten
in Westeuropa zunehmend Arbeiter aus
Osteuropa, in Indonesien, einem für
Heidelcement wichtigen Markt, mache
sichbemerkbar,dassviele der dortauf
dem Bau beschäftigten Chinesen in ihr
Heimatland zurückkehrten. Eine Jahres-
prognose nannteder Dax-Konzerndes-
halb nicht. Bislang hatteder Vorstand
das Ziel ausgegeben,Umsatz und Ergeb-
nis im Jahresvergleichleicht zusteigern.
Heidelberg-Cement achtet nachvon
Achtens Darstell ung nun besondersauf
die Kosten, habe alle nicht notwendigen
Investitionen zurückgestellt undverfüge
über beträchtlichen Liquiditätsspiel-
raum. Zudem dürfteder Konzernindie-

sem Jahr erheblich vongesunkenen
Brennstoff-Kos tenprofitieren. Direkt
betroffenist Heidelcement zurzeitvor
allem in der Lombardei,wo der vorfünf
Jahren übernommeneKonkurrent Ital-
cementi seineZentrale hatte. DreiWer-
ke in Italien lägen still, diefinanziellen
Auswirkungen seien aber nochgering.
Die politische LageinItalien habe dem
Heidelcement-Management aber vor
Augengeführt, wie wichtig es sei, be-
schlossene Maßnahmen umgehend um-
zusetzen. Er sei zuversichtlich, dassdas
nun passiere, sagtevon Achten. Heidel-
cement sei krisenerfahren und umset-
zungsstark.
Im Vorjahr istder Umsatz um4Pro-
zent auf 18,9 Milliarden Eurogestiegen.
Unterm Strich blieben1,24 Milliarden
Eurohängen, leichtweniger als imVor-
jahr.Die Dividende will dasUnterneh-
men trotzdemvon2,10 Euroauf 2,
EurojeAktie anheben.Wann die Ge-
winnbeteiligung ausgeschüttetwird, ist
nicht sicher;dafür benötigt Heidelberg-
Cement einen Beschlussder Hauptver-
sammlung. DenTermin für das Aktio-
närstreffenhat derVorstand allerdings
auf unbestimmteZeit verschoben.

Der ehemaligeFinanzgeschäft sführer
vonTeamviewerund Vodafone
Deutschland ThomasNowakwechselt
zum MünchenerStart-up Proglove.Das
Unternehmen entwickelt und fertigt
kleine und leichteBarcode-Scanner,
die vonMitarbeiterninder Logistik als
Handschuhegetragenwerden können.
Wiedie F.A.Z. exklusiv erfahren hat,
wirdder 1964geborene, promovierte
Betriebswirtbei dem 2014gegründeten
Unternehmen operativerVorstand und
ebenso zuständig fürdie BereicheFi-
nanzen undRecht. Nowakbegann sei-
ne Karrierebei der HoechstAG, wech-

selt edann zuVodafone und saßdort
auchimAufsichtsrat der inVodafone
aufgegangenen Kabel Deutschland.
2016 wechselte er zuTeamviewer, wo
er Finanzvorstand wurde.Ausdieser
Zeit kennt Nowakden damaligen
Teamviewer-Geschäftsführer Andreas
König, der selbstvor eineinhalb Jahren
als Vorstandschef zu Proglove wechsel-
te und seinenFinanz chef nun nachge-
holt haben dürfte.„Mir waresextrem
wichtig, einen CFOund COOanBord
zu holen, der in einem internationalen
Umfeld versiertist“, ließKönig zurVer-
pflichtungNowaks mitteilen. bth.

Woche 1imHomeoffice
Zu Hause arbeiten–das is tgar nicht
so leicht. UnserePremierenberichte

ArbeitsloswegenCorona
Viele Veranstaltungen sind abgesagt –
und vieleStudentenverlieren Jobs.

MORGEN IN


BERUF UND CHANCE


D


amitauchwirklichjedermitbe-
kommt, wie ernstdie Lageist,
hat sichGünther Bräunig in
dieserWocheineiner Video-
botschaftanalle Mitarbeitergewandt.Vo-
rigenFreitagabend hat er bis spät in die
Nachtmit der Bundeskanzlerin, Spitzen-
bankernund Wirtschaftsführerngetagt.
Am Montagmorgendann mahnendeWor-
te:„UnsereBank steht –und damit wir
alle –vor einergroßen Bewährungspro-
be“, sagteder Vorstandsvorsitzende der
staatlichenFörderbank KfW und meinte
damit nicht vielweniger als dieRettung
der gesamtendeutschenWirtschaftvor
dem Corona-Kollaps. Die Bundesregie-
rung hat denUnternehmen, die durch
dieCorona-Einschränkungen in Schiefla-
ge geraten, Krediteund Garantien „in un-
begrenzter Höhe“ zugesagt.Nun liegt es
zumgroßen Teil an derKfW,das Geldge-
meinsam mit den Banken zu den Betrof-
fenen zu bekommen.
„Mit Krisen und Sonderprogrammen
kennen wir uns aus“,stellte Bräunig klar.
Aber wie die Kreditrisiken für Unterneh-
men zu bewerten sind, inZeiten einer
Pandemie,vonder nochniemandsagen
kann, wie langeund wiestark sie das öf-
fentliche Leben, die Mobilität, den Han-
del einschränken wird–„das istneu, und
es is tneu für alle“.Auchwie wichtig die
Aufgabe der KfW in dieser Krise ist,stell-
te Bräunig gleichunmissverständlich
klar:„Die Bundesregie rung sieht die
KfW in dieserZeit alsgenauso wichtig an
wie Krankenhäuser, Energieversorger
und andere lebensnotwendigeEinrich-
tungen Deutschlands.“
Bräunig istsonstnicht derTypfür Dra-
matik,das lässt seineWortenochetwas
dramatischer erscheinen.Stetsbesonnen
und leise spricht er lieber überFakten als
überFiktionen. Der klareKopf und das

guteZahlenverständnishaben ihm in sei-
ner Karriereimmer weiter geholfen.
Nach ersten Stationen in der Commerz-
bankund für Airbus inToulouse undWa-
shingtonverbrachteder Volljuristseit
Ende der achtziger Jahre fast seingesam-
tesBerufsleben in der Kreditanstalt für
Wiederaufbau, wie dieStaatsbank früher
hieß–und hiervorallemimKapital-
marktgeschäft.
Docherließ sichauchgernefür die
hartenFälle in die Pflicht nehmen. Als
gleich zu Beginnder Finanzkrise im Jahr
2007die deutsche Industriebank IKB in
die Knie ging und fastkomplettvonder
KfW aufgefangenwerden musste, wurde
Bräunigfür eineinhalb Jahreals Interims-
chef nachDüsseldorfgeschickt.Mühsam
wühlteersich durch denWust vonun-
durchsichtigen Verbriefungsgeschäften,
die der Bank fastdas Genickgebrochen
hatten, undkonnteamEndeimmerhin ei-
nen kleinenRest nochanden Finanzin-
vestorLone Star verkaufen.
ZumChef der KfW wurde er 2017 beru-
fen, nachdem er schon zwei Jahrelang
seinen schwer erkranktenVorgänger Ul-
rich Schrödervertreten hatte.Die ruhige
Artdes 1955 inWiesbadengeborenen
und mit einerFranzösinverheirateten
Vorstandschefstut der KfW in normalen
Zeiten gut.Indem Bauchladen derFör-
derbank,die vomenergieeffizienten
Hausbau überEntwicklungshilfeprojekte
bis hin zum Flüchtlingsheim allesMögli-
chefinanziert, lässt sichleicht derÜber-
blick verlieren.UnterBräunig sind einst
lähmende IT-Probleme rasch beseitigt
worden,undandersalsmanchemVorgän-
gernimmt man Bräunig es auch ab, dass
er der Ansicht ist, derStaat müsse sich
auchnicht überall mit gutgemeinterFör-
derung einmischen. Doch im Moment
treibt es vieleUnternehmer im Land zur

Weißglut, dassdie Staatsbank auchjetzt
nochanPrinzipien undRegeln festhält.
Olaf Scholz undPeter Altmaier haben
mit ihremvollmundigenVersprechen die
Erwartungen der leidenden Unterneh-
mer in die Höhegetrieben. Die ärgern
sichnun, dassdie unbegrenzten Hilfen
nicht einfachvon der KfWansie überwie-
sen werden; sonderndie Förderbank
weitgehendversucht, an ihrengewohn-
tenProzessenfestzuhalten. Das heißt:
Auch wenn alles ein bisschen krisentaug-
lichbeschleunigt,vereinfacht undflexibi-
lisiertwurde, müssenUnternehmerganz
normal bei ihrer Hausbank einenKredit
beantragen, den sie zuzüglichder Zinsen
irgendwann zurückzahlen müssen.
Reicht das, um Deutschland zuretten?
Fürviele Unternehmenund Selbständi ge
sind dieseMittel nichtgeeignet. Und
dochhofft die KfW,mit den nun müh-
sam und in vielenNachtsitzungen zusam-
mengezurrten Sonderprogrammen vie-
len helfen zukönnen.FürweitereHilfen
wie direkteZuschüsse sieht man am Sitz
der KfW an derFrankfurter Palmengar-

tenstraße erst einmal diePolitik in der
Pflicht.
Um der erwarteten FlutvonAnträgen
Herrzuwerden, sortiertsichdie gesamte
Bankengruppe geradeum. Im Info-Cen-
terwerden alle Kräfte auf dieFragen der
Unternehmerumgeschult, für die Bear-
beitung der Kreditanfragenwerden Mit-
arbeiter aus der Ipex-Bank in andereAb-
teilungen umgruppiert, die dortsonstfür
die Exportfinanzierung zuständig sind.
Das allesgeschieht,während auchdie
Förderbank im Corona-Modus arbeitet,
mitgetrennten Teams und gut einem
Drittel der 6000Mitarbeiter sicherheits-
halberimHomeoffice. DieKoordinie-
rung hat Bräunig zur Chefsache ge-
macht.Erselbstarbeitet ebenfalls aus Si-
cherheitsgründen derzeitvon zu Hause
aus. ZumTennisspielen dürfteimMo-
mentwenig Zeit bleiben. Mit seinen wich-
tigsten AnsprechpartnernimWirt-
schafts- undFinanzministerium hält er
unter anderemperKurzmitteilung und
VideochatKontakt,vonfrühmorgens bis
spätabends, wie es heißt.Zubesprechen
gibt es viel. TIM KANNING

lid. NEWYORK.Der Online-Händler
Amazon.com istinder Corona-Krise für
viele Menschen zu einem wichtigenVer-
sorgergeworden,weil sie nicht aus dem
Hausgehenwollen undweil viele Ge-
schäfte geschlossen sind.Umso wichtiger
istes, dassder Betrieb in den vielen Logis-
tikzentrenvonAmazon aufrechterhalten
wird, andersals etwa in vielenWerken
der verarbeitenden Industrie, die ge-
schlossenwerden. Nunhat Amazon aber
zum ersten Malvorübergehend einWaren-
lager in Amerikageschlossen, nachdem
ein Mitarbeiter positiv auf das Virusgetes-
tetwordenwar. Es handelt sichdabei um
einen kleinerenStandortinNew York,
vondem aus Bestellungen für die „letzte
Meile“ ausgeliefertwerden, also direkt zu
denKunden.Auch in europäischen Logis-
tik zentren in Italien und Spanien sind

schon einigeFälle vonAmazon-Mitarbei-
tern bekanntgeworden, die sichmit dem
Coronavirus infizierthaben. Der Kon-
zernhat den Betrieb dortaber bislang
nicht eingestellt und istdafür kritisiert
worden. In einem Bericht der„Washing-
tonPost“ hieß es, Mitarbeiter beklagten
sich, dassder Konzernnichtgenug zum
Schutz seiner Belegschafttue. Ein Mitar-
beiter in einemNewYorkerLager sagte
der Zeitung zum Beispiel, Amazon ermu-
tigedie Beschäftigten zwar zum Händewa-
schen, haltedabei aber trotzteils längerer
Wege zu denToiletten auchanseinen har-
tenVorgaben fest,wie viele Bestellungen
in einer bestimmtenZeit abgefertigt sein
müssen. Amazon hat in dieserWochean-
gekündigt, 100 000Stellen in denVerei-
nigtenStaaten schaffenzuwollen, davon
viele in Logistikzentren.

Baustopp trifft Heidelcement


Keine Jahresprognose/Weiterhin Dividendegeplant


tko. FRANKFURT.Die Reiseveran-
stalter TUI und Alltourssagen nun
bis in den April hinein sämtlicheRei-
sen für deutscheKunden ab. Das gilt
sowohl für Flugreisen als auchfür In-
landsreisen, bei Alltoursfür Anreisen
bis zum 30. April, TUI nennt den 23.
April. Bislanggalt als ungeschriebe-
ner Branchenkonsens, dassdie deut-
schen Anbieteralle Reisen bisetwa
Ende Märzaussetzen. Das hatten ers-
te Anbietererklärt, nachdemdas Aus-
wärtigeAmt vonAuslandsreisen ab-
geratenhatte. Mittlerweile hat das
Amt eineReisewarnung ausgespro-
chen. Zweifel, ob dervonden Unter-
nehmen erklärte befristete Reise-
stopp ausreicht,gabesschon, als sie
diesen bekanntgaben. Soferndas Aus-
wärtigeAmt seine Reisewarnung
nicht bis Ende Märzzurücknimmt,
wärenalle Anbietergehalten, All-
toursund TUI zufolgen. Der Deut-
scheReiseverband beziffert den aktu-
ell absehbaren Umsatzausfall bis
Ende April fürReiseveranstalter und
Reisebüros auf 4,8 Milliarden Euro.

ash./bü./smo. FRANKFURT/DÜSSEL-
DORF.Nachdem sichdie Verkehrsminis-
terder EU-Länder verständigthaben,
den grenzüberschreitenden Warenver-
kehr auf derStraßezuvereinfachen, er-
warten die betroffenen Speditionsunter-
nehmenvonder PolitikkonkreteMaß-
nahmen.Esgeht vorallem um dieVer-
meidungkilometerlanger Lastwagen-
staus an den Grenzen und einesFahrer-
notstandes. „DieRichtung istgut, aber
die Verkehrsministerkratzenbisher nur
an der Oberfläche“,sagteder Vorstands-
sprecherdes Bundesverbandes Güter-
kraftverkehr Logistik und Entsorgung
(BGL), DirkEngelhardt, derF.A.Z.
Damit die Lieferkettenstabil gehalten
werden könnten, müssten für denrei-
bungslosen Grenzverkehr endlichprakti-
scheVorhaben her,wound wie zum Bei-
spiel dievorgesehenen „GrünenSpuren“
(zur schnellerenAbwicklung) für den
Lastkraftverkehr installiertwürden. Zu-
dembliebe dasProblem, dassgesunde
Fahrer auf Heimatbesuchgeradein osteu-
ropäischen Ländernplötzlichunter Qua-
rantänegesetzt würden und dannfehl-
ten. „Da brauchen wir eine einheitliche
Regelunginder EU.Die Fahrer sind jetzt
systemrelevant“, sagte Engelhardt.Das
forderte auchder Vorstandsvorsitzende
der Dachser-Gruppe, BernhardSimon.
Die Lageander deutsch-polnischen
Grenzewarauch Thema in einemTelefo-
nat am Donnerstagmittag zwischen Bun-
deskanzlerin Angela Merkel (CDU) und
dempolnischen Ministerpräsidenten Ma-

teusz Morawiecki. Die polnischeRegie-
rung werde„neueVerfahren einführen“
und sei zuversichtlich, so dieStaus an der
Grenze abzubauen,teilteein Sprecher
im Anschlussmit.Das Bundesverkehrs-
ministerium hatzuden Grünen Spuren
und derFrageder osteuropäischenFah-
rerbislang offenkundigkein Ergebnis er-
zielt .Man tausche sichzudiesen Punk-
tenmit europäischenVerkehrsministern,
Länderministernund Verbändenaus,
„um Flaschenhälse zu lösen“, hieß es in
einer schriftlichen Mitteilung aufF.A.Z.-
Anfrage.Am18. Märzschrieb das Minis-
terium nacheigenenAngaben denKon-
trollbehörden der Länder mit der Bitte,

den Güterkraftverkehr durch ausländi-
scheUnternehmer für Lebensmittel, Me-
dizinpr odukte,Treibstoffe undandere
Produktezuerleichtern. Es habeappel-
liert, bis zum 30. Septemberkeine Ord-
nungswidrigkeiten zu ahnden.
Währenddessenteilteder BGL mit,
dassjetzt jederFahrergebrauchtwerde.
„Es darfauch nicht passieren, dassman-
cheRasts tätten selbstandeutschenAuto-
bahnen nachts plötzlichihreToiletten-
und Hygieneeinrichtungen schließen
oderkein Essen mehr anbieten“, sagte
Engelhardt.Das UnternehmenTank &
Rast teilt edarauf nur schriftlichmit, dass
es beigeschlossenerRaststätteüblicher-
weise Toiletten an derTankstellegebe,
wenn einesolchevorhanden sei.
Derweil baut das Logistikunterneh-
menFiegenachInformationen derF.A.Z.
mehrereStandorte zu Notfalllagernaus.
Dortsollen zunächstmedizinische Güter,
Schutzausrüstung und Medikamenteun-
terbesonderen Sicherheitsvorkehrungen
eingelagertund verteilt werden. „Ein ers-
tesLager dieser Arthat in Apfelstädt bei
Erfurtden Betrieb aufgenommen“, sagte
JensFiege, der mit seinem CousinFelix
Fiegedas westfälischeFamilienunterneh-
men leitet.Dreiweiter eStandorte für das
Notfallkonzeptwürden in Ibbenbüren,
Emmerichund in Großbeeren bei Berlin
vorbereitet.DortkönntenKunden auch
wichtigeIndustriegüter undVorprodukte
zwischenlagern. AlsNummer eins in der
Krankenhauslogistik versorgtFiege aus
Greven schon rund 150 Kliniken mit

mehr als 21 000 Betten. Ein eigenes
Transportnetzwerksoll sicherstellen,
dassinnerhalbvonvier Stunden alle Kran-
kenhäuser,Praxen und Apotheken in
Deutschland, Österreich und der Schweiz
beliefertwerdenkönnen.
Die Dachser-Gruppe aus dem Allgäu,
welche denNachschub für Supermärkte,
Baumärkteund Fabrikhallen sicherstellt,
beruhigtvorers tdie Verbraucher.„Es gibt
keine Knappheit, und die wirdesauch
nichtgeben,weil wir die Lieferketten in
Gang halten. In den Lagernist überall
reichlichVorratvorhanden“,versichert
Dachser-Chef Simon. Derweil sei derStra-
ßentransportvon Industriegüterndurch
die riesigenStaus an den innereuropäi-
schen Grenzen sehr vielstärkerbetroffen
als die Lebensmittelversorgung. Das liege
einfachdaran, dassweniger Lebensmittel
grenzüberschreitend befördertwürden.
Die Situation an den Grenzübergängen
hält Simon wie der BGL für untragbar.
„Wir brauchen unbedingt eine schnellere
Abfertigung, sonstwirddas Wirtschaftsle-
ben nochstärkerabgewürgt.“
Dachser unterstützt wie diegesamte
Logistikbranche aucheine Lockerung
der gesetzlichenVorschriften für Lenk-
undRuhezeiten sowie der Arbeitszeitre-
gelungen. DerVorstoßvon Bundesver-
kehrsministerAndreas Scheuer (CSU),
notfalls Bundeswehrsoldaten in dieFah-
rerkabinen zu schicken, hälterfür kaum
praktikabel.„Da geht es um sehr an-
spruchsvolleTätigkeiten und um Sicher-
heitsfragen, die Ausbildungund Erfah-
rung erfordern.“

Amazon schließtLager


Mitarbeiter positiv auf Coronavirusgetestet


Stau an der polnischen Grenze Fotodpa

KostenlosesProbeabo:
0697591-3359; http://www.faz.net/probeabo

mj. KÖLN.Esexistiertein Bild, dass
dem Berufsstand des Richterszuviel
Freizeit attestiert. In Wahrheit aber ar-
beiten Richterkaum weniger als Anwäl-
te in Wirtscha ftskanzleien.Nur mit deut-
lichbescheidenerer Ausstattung. Ro-
land Zickler,Vorsitzender der erst im
vergangenen Jahr neukonstituierten12.
Großen Strafkammer am Landgericht
Bonn, aber bekam für Laserpointer,
Kopfhörer und Simultan-Dolmetscher
ausreichend Mittel aus dem Justizhaus-
halt zurVerfügunggestellt.Der hierzu-
lande erste„Cum-Ex“-Strafprozess, der
unter Eilbedingungen und mitVerhand-
lungstagenvonbis zu 11Stunden am
Mittwochmit Bewährungsstrafen für
diebeiden Angeklagten zu Endegegan-
genist,war ein Lackmustest–für die
Strafjustiz und für Zickler selbst.
Es istsein erste rgroßer Wirtschafts-
strafprozess, als er am 4. September die
SitzunggegenMartin S. und Nicholas D.
und fünf einziehungsbeteiligteUnter-
nehmen eröffnet. ZahlreicheKameras
haben den JuristenimFokus, auchpoli-
tische Prominenz istnach Bonngekom-
men:NorbertWalter-Borjans, damals
nochkein Bundesvorsitzender der SPD,
aber schonimmerein entschiedener Kri-
tiker vonSteuerhinterziehungsmodel-
len. Zickler hattesichals Vorsitzender
einer Zivilkammerverdient gemacht,zu-
letztvorallem mitSchwerpunktauf Die-
sel-KlagengegenVolkswagen. Dakam
er also, als „Zivilist“, wie Strafrechtler
ihreJuris tenkollegen mit einer Mi-
schung ausArgwohn undSpott gernebe-

zeichnen, auf dieexponierteste Positi-
on, die sichamLandgericht Bonn bot.
Zu Prozessbeginnwarb Zicklervoral-
lem in Richtung Strafverteidiger immer
wieder umVerständnis für die Herange-
hensweise, Dingezuerklären undver-
ständlich zu machen.Fürdie britischen
Angeklagten, die Dolmetscher,für die
Zuschauer und Presse–ein Stückweit
auchfür sich.Weraber erwartete, dass
sichZickler,seine Beisitzer und die bei-
den Schöffinnen im Cum-Ex-Dschungel
verirren würden, wurde eines Besseren
belehrt. AlsVorsitzender agierte er um-
sichtig und aufmerksam. Zickler durch-
drang mit kritischen Nachfragen die
komplexenSchaubilder, mit denen der
AngeklagteMartin S. die „Cum-Ex-Ma-
schine“ erklärte. Unterlief dem deut-
schen Dolmetscherwährend der Einlas-
sungen der Angeklagten einÜberset-
zungsfehler,korrigierte ihn Zickler.
Dennoch: Andersals langjährige
Strafrichter, die zuvor häufigStaatsan-
wältewaren, istsein Stil alsVorsitzen-
der konsensualgeprägt.Nur selten ließ
es Zickler zu, dassder Zuschauer mitbe-
kam, wasgerade wirklichinihm vor-
ging. Zuletzt setzteihm vorallem die
Sorge um die Gesundheit seinerälteren
Schöffin er kennbarzu. Al ssie am Diens-
tag dieserWochemit Schutzmaskeund
auf Abstand im Gerichtssaal Platz
nahm, mussteZickler laut Berichten
vonWDR und „SüddeutscherZeitung“
sichtbar um seine Fassung ringen.
(Hochgepokert,Warburg will sichweh-
ren, Seite23.)

Noch mehr


Reiseabsagen


Kreditgeber


mit klarem Kopf


Günther Bräunig FotoThorsten Futh/KfW

EinZivilrichterbesteht


seinenLackmustest


VonTeamviewerzuProglove


MENSCHENUND WIRTSCHAFT


rit. ZÜRICH.Die Schweizer Uhrenindus-
triesteht voreiner der härtesten Ge-
schäftsphasen ihrer Geschichte. Wenn
Verkaufslädenwegen der Ausbreitung
des Coronavirusgeschlossen bleiben müs-
sen undTouris tennicht mehrreisen,ge-
hen gewaltigeEinnahmenverloren,wäh-
rend dieKosten weiterlaufen. DieVerkäu-
fe über das Internetsind in dieser aufteu-
re mechanische Chronometerfokussier-
tenSchweizer Schlüsselbranche nochzu
klein,umfür eine nennenswerte Kompen-
sation zu sorgen. ZumEinbruchder Nach-
fragegesellt sichein spezifischschweizeri-
sches Problem: Die Uhrenhersteller be-
schäftigenTausendePendler ausFrank-
reich und Deutschland, die in ihrer Bewe-
gungsfreiheit eingeschränkt sind, obwohl
die Grenzen für sieformell nochoffen
sind.Rolexhat auf die Misere bereitsrea-

giertund dreiWerkeinder Schweiz für
vorerstzehn Tage geschlossen.
Auch die Swatch-Gruppe,die mit Mar-
kenwie Omega, Breguet, Blancpain, Lon-
gines,GlashütteOriginal undTissot der
größteUhrenkonzernder Welt ist, sieht
sichzuMaßnahmen gezwungen. Man
habe nicht dieganze Produktion in den
Fabriken, aberTeile davontemporärge-
schlossen, sagteder Vorstandsvorsitzen-
de NickHayek am Donnerstag in einer
Online-Pressekonferenz. Bis Ende dieser
Wochewerdewohl für 60 bis 70 Prozent
der Produktionsmitarbeiter Kurzarbeit
gelten, sagtedas VorstandsmitgliedPeter
Steiger.Entlassungen seien nichtgeplant.
„Wir sind ein sicherer Hafen für unsere
Mitarbeiter“, betonteHayek.InChinalau-
fendie Geschäfte nachseinerAussagein-
zwischen wiedernormal.

Grüne Spuren undNotfalllager


Spediteurekämpfen für freieStraßen und Grenzen/Depots für Medikamenteund Schutzausrüstung


KfW-Chef Günther Bräunighat schon


manche Schlachtgeschlagen.Dochwas jetzt


auf die staatliche Förderbankzurollt,


stelltalles inden Schatten.


VirusbremstSwatchaus


Uhrenhersteller schließtTeile der Produktion


WieerkenneicheinenBurn-out?
Gestresst sind vieleArbeitnehmer.
Wann es kritischwird.
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