SEITE 22·FREITAG,20. MÄRZ 2020·NR.68 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
I
nder Krise gilt dieganze Auf-
merksamkeit derUnternehmen
einemZiel :irgendwiezahlungs-
fähig bleiben. In diesem Sinnwird
schon einigesgetan. Seit sichdie kon-
junkturelle Talfahrtabzeichnet,wer-
den Investitionengestre ckt.Mit dem
gleichen Zielgewährtder Staat Steuer-
stundungen. Dasreicht aber oftnicht.
In vielenUnternehmen brechen die
Zahlungseingängeweg, weil keine
neuenAufträge eingehen oderweil be-
stehende mangels Zulieferteilen nicht
abgearbeitetwerdenkönnen.Auch
haltenKunden mitVerweis auf Coro-
na ihr Geld zurückund schiebenZah-
lungen auf.Eine in normalenZeiten
schöne und notwendigeÜbung istdie
Ausschüttungeiner Dividendeandie
Aktionäre. In einem dramatischsich
verschlechternden Umfeld istdas
aberkeine notwendigeAuszahlung.
Fast alle Dax-Konzerne haben ihreDi-
videndenausschüttung nochvor sich.
Die Vorstände müssen sichernsthaft
überlegen, ob sie jetzt nocheine Aus-
schüttungvorschlagenkönnen. Es
geht insgesamt um fast40Milliarden
Euro. Diese Liquidität brauchen die
Unternehmen dringend, um Arbeits-
plätze und bei einigenauchdas eige-
ne Überleben zu sichern. Auchdie Ak-
tionärehätten nichts davon, wenn
„ihr“UnternehmenwegenZahlungs-
unfähigkeit in die Insolvenz ginge.
Dannkönnten sie ihrVermögenver-
lieren–nicht nur die Dividende.
S
olidarität und Krise istein
Wort-Paar,das sichgut ver-
trägt.Wenn eineAutofabrik
nachder anderen schließt, dannver-
breit et das Angstund Schrecken, gera-
de auchbei denZulieferernund ihren
Mitarbeitern. Das gilt umso mehr,
weil jeder ahnt, dassder kurzfristige
Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten
nur ein Anlassfür die schnelle Schlie-
ßung ist, diefehlendeNachfrag eder
wahreGrund. Gut, dassgegen solche
Angstder Autozulieferer ZFFried-
richshafen einstarkesSignal setzt.
Wo es an Arbeitfehlt, gibt es trotz-
dem 90 Prozent desNetto-Einkom-
mens. Dafürstocktder Konzerndie
staatlichen Leistungen auf, aber auch
die Mitarbeiter müssen einen Beitrag
aus ihrenUrlaubs- undZeitkonten
leisten. Dieses Geben undNehmen
zeigt, dassman bei ZF aus der Krise
2009 gelernt hat. Damals sind jene
Unternehmen besonderserfolgreich
gewesen, die ihreBelegschaftbehal-
tenhatten und sofortdurchstarten
konnten, als die Lagesichbesserte.
Der ZF-Pakt giltvorläufig bis Ende
Juni. Das wiederum zeigt, wie unkal-
kulierbar alles ist. Falls bis dahin
nichtNormalität absehbar ist,kann
man so einenPakt nicht länger hal-
ten. Wahr is tauch, dassviele weniger
solidefinanzierte A utozulieferer sich
so etwasgar nicht leistenkönnten.
D
er Hilfeschrei der Modehänd-
ler könntenicht größersein:
Seit am Mittwochalle Laden-
geschäfte schließen mussten, bangen
vieleUnternehmen in Deutschland
um ihreExistenz. Selbstder Handels-
verband Deutschland, der alle Bran-
chen aus dem Einzelhandelvertritt,
sieht dieTextilbranche amgefährdets-
ten. Die Angstvor der Pleiteist so
groß, dasseinigeHändler ihreLiefe-
ranten nun zu einem Lieferstopp der
schon bestelltenWare auffordern–
ohnedie Rechnung begleichen zu
müssen, natürlich. Das istder falsche
Ansatz, denn schließlichbangen auch
die Hersteller.Denn wo kein T-Shirt
verkauftwird, wirdauchbald keines
mehrhergestellt.Das stellt die eigent-
lichgute Partnerschaftzwischen
Händler und Herstellernauf eine har-
te Probe.Während einige Händler die
Warennicht mehr annehmen,pochen
dieLieferanten auf ihrenKaufver-
trag. Dabei istjetzt bei allen beson-
dersviel Solidarität gefragt. Beide Sei-
tenmüssenKompromissefinden und
Ideen entwickeln, wie sie die Mode
jetzt an dieKunden bringenkönnen.
MarcO’Polo macht esvor: Die Zah-
lungsfrist für Händler wirddeutlich
verlängert, für den Online-Shop wird
stärkergeworben. Ganzgetreudem
Motto:Wenn du nicht besser als deine
„Konkurrentinnen“ seinkannst, dann
zieh dichwenigstens besser an.
Streicht die Dividende!
VonGeorgGiersberg
In aller Freundschaft
VonStefanie Diemand
ham.FRANKFURT. Die deutschenSpar-
kassen halten die Corona-Krise für eine
größereHerausforderung als dieFinanz-
krisevorgut zehn Jahren undgeben vor-
erst ihr Ziel einereinzigenZentralbank
auf. „In diesen Krisenzeitenfokussieren
wir uns auf dieNöte unsererKunden und
achten auf unsereMitarbeiter“, sagte
Sparkassenpräsident Helmut Schleweis.
Zu rechnen sei mit „einem sehr spürbaren
wirtschaftlichen Einbruch weltweit, in
Europa und in Deutschland.Und das al-
les gleichzeitig“, sagteSchleweis am Don-
nerstag in einer Telefonkonferenz mit
Journalisten.
Dahersei jetzt nicht dieZeit, „s tarrsin-
nig“ eigene Zielezuverfolgen, sagte
Schleweis, der seitJahren beharrlichfür
Zusammenschlüsse unter Landesbanken
zur Bildungnur einerSparkassen-Zen-
tralbank wirbt.Ein erster Schritt dahin
sollte einevertiefte Zusammenarbeit der
FondsgesellschaftDekaund derLandes-
bankHessen-Thüringen (Helaba) sein.
BeideFrankfurterHäuserhatten im Janu-
ar begonnen,Fusionsgespräche zu füh-
ren, doch dannverlangten einigeregiona-
le Sparkasse nverbändevon Schleweis ei-
nen genaueren Plan darüber,wie dasGe-
schäftsmodell einesfusioniertenInsti-
tuts aussehen sollte.Dieses„Zielbild“
habeerinzwischen detailliertvorgelegt,
die Vertreter der Sparkassen-Vorstände
(Landesobleute) hättenes nach einigen
Änderungenauchgenehmigt, sagteder
Präsidentdes Deutschen Sparkass en-
undGiroverbandes.
„Der nächste Schrittwäre je tzt die Ent-
scheidung der Anteilseigner vonDeka
und Helaba über einevertiefte Prüfung“,
sagteSchleweis. Er habe diesenVorschlag
für diekommenden Sitzungen aber „aktiv
zurückgezogen“. Schleweis beharrtedar-
auf, dassdie FusionvonDekaund Helaba
nur vorläufig auf Eis liege.„Wir werden
den Prozessunverändertwieder aufneh-
men, sobald Corona besiegt ist“, sagteer
kämpfe risch. DieVorteile („Skaleneffek-
te“) seien mit den vier Grundrechenarten
erkennbar,sagteerandie Adresseder Kri-
tiker in den Sparkassen-Regionen.
Zunächsthabe CoronaVorrang.Ne-
ben derBargeldversorgungsei nundie
wichtigste A ufgabevonSparkassen und
Landesbanken, denstarkbetroffenenUn-
ternehmen undFreiberuflern„durchdie-
sestiefeTal zu helfen undsie voreinem
wirtschaftlichenAbsturzzubewahren“.
Auch solchenUnternehmen und Einzel-
personen müsseUnter stützunggegeben
werden, „die unter normalenUmständen
keinenZugangzuKrediten bekommen
könnten“. Dasvonder Bundesregierung,
derstaatlichen Förderbank KfW und Ge-
schä ftsbanken in derNacht zu Mittwoch
beschlosseneProgramm fürLiquiditäts-
undKredithilfensei dafür einegute
Grundlage.„NurSparkassen und Genos-
senschaftsbanken sind in der Lage, ein
solches Programm flächendeckend in
Deutschlandumzusetzen“, sagte Schle-
weis. Angesichts vieler Zweifel an der
Wirksamkeit derProgrammehätten die
Sparkassen zwei Dinge durchgesetzt, da-
mit die Hilfendie betroffenen Unterneh-
men sofortunterstützten:Wonötig, solle
auchmit Tilgungsaussetzun gengearbei-
tetwerden,„undzwarnachMöglichkeit
schon ab dem nächstenFälligkeitstermin
am 31. März2020“, sagte Schleweis. Und
damitSparkassen Kredite zur Liquiditäts-
überbrückung schnell zusagenkönnten,
sei für sieeineHaftungsfreistellung erfor-
derlich, sprich: Diestaatliche Förder-
bank solle dasAusfall risikoüberneh-
men. Im Gegenzug „werden die Sparkas-
sen die KfW entlasten,indemsie eine Ri-
sikoprüfung durchführen, auf die sich die
KfWstützenkann“,sagteSchleweis. Die
KfWwerdedazu am Freita gDetailinfor-
mationengeben.
Obwohl der Gewinn aller Sparkassen
im Jahr 2019vorSteuernum158 Millio-
nen Euroauf 4,3 Milliarden Eurosank,
konnten sieReservenbilden. Somitstieg
die Kernkapitalquote im Schnitt auf 16
Prozent.Das is timVergleichmit Volks-
banken, der Commerzbank und der Deut-
schen Bank die beste Kapitalausstattung,
so dassdie Sparkassengruppe als Ganzes
Kreditausfälle gut wegsteckendürfte.
2019 ging allerdings der Zinsüberschuss,
die wichtigste Einnahmequelle, trotzaus-
geweiteten Kreditbestandes um knapp 3
Prozent auf den tiefsten Stand seit fünf-
zehn Jahren zurück.
I
mVorstand der HamburgerHafen
und Logistik AG,kurzHHLA,
herrscht wie vielerort sAusnahmezu-
stand.Zwar hatsichdie obersteFüh-
rungsriegedes größten Hafenbetriebs der
Hansestadt nicht komplett ins Home-
office zurückgezogen.Aber Sitzungenfin-
dennurnochinderVideokonferenzstatt,
um zuvermeiden, dasssichdie Manager
gegenseitig ansteckenund derKonzern
schlimmstenfalls ohneFührung dasteht.
Auch auf denTerminals der HHLAherr-
schen strenge Sicherheitsvorkehrungen.
Zudem schlagen dortdie wirtschaftlichen
Folgen der Infektionswelle immerstärker
durch.„WirstehenvorHerausforderun-
gen, die wir in dieserForm nochnie gese-
hen haben“,sagt dieVorstandsvorsitzen-
de Angela Titzrath.
Etwasechs Wochendauertes, bis
Frachtschiffe aus China den Hamburger
Hafen erreichen. Entsprechendwarendie
Folgen derFabrik stillstände, mit denen
die VolksrepublikvonEnde Januar an auf
das Coronavirus reagierthatte, auf
Deutschlandsgrößter Logistikdrehschei-
be bisherwenig zu spüren. Jetztkommen
die schwachausgelastetenFrachter aus
Fernostan, manche Dienste fallenkom-
plett aus.„Von nächsterWoche anwer-
den wirweniger Schiffsanläufeund damit
verbunden einensignifikantenRückgang
an Ladung aus China sehen“, sagtTitz-
rath im Gesprächmit derF.A.Z. Da der
Verkehr in andereTeile derWelt eben-
falls betroffen ist, erwarten manche Ha-
fenmanager,dassdie Ladungsmengein
HamburgimMärz, April und Mai um bis
zu 70 oder 80 Prozent sinkt.Titzrath hält
das für zu pessimistisch, will aber selbst
keine konkreten Zahlen nennen.
Da dieVolksrepublik ihre Produktion
aktuellwieder hochfährt, erwartet die Ma-
nagerin, die seit gut drei Jahren an der
Spitze der HHLAsteht, dass sichdie Situa-
tion in den ChinatransportenAnfang bis
MitteMai stabilisiertund dieUmschlags-
mengeimHamburgerHafen wieder
steigt.Bis dahin drohen Engpässe in vie-
len deutschen Branchen, die aufKonsum-
güter oder medizinischeWarenaus China
angewiesen sind,vondenen eingroßer
Teil über die Hansestadt in die Bundesre-
publikkommt.AuchVorproduktefür die
Industriefehlen,wasdie Produktion in
Europa beeinträchtigt.Sostopptdie hiesi-
ge Autoindustriegroße Teile ihrerFerti-
gung,wasneben dem Einbruchder Nach-
frageteilweise auchmit Verfügbarkeit
vonKomponenten begründetwird.
Gleichzeitig sorgt dieglobaleVerbreitung
des Virusnachden drastischen Eingrif-
feninChina auchinEuropa zunehmend
für Stillstand. Im Hafen sei der Betrieb
trotzdem „vollständiggewährleistet“, be-
tont Titzrath. „UnsereTerminals sind
komplettarbeitsfähig, es gibtkeine Beein-
trächtigung imUmschlagvonGütern.“
Um die Abläuf ezusiche rn,hat die
HHLA unter anderemihreSchichtpläne an-
gepasst, so dassimmernur kleinereGrup-
penvon Mitarbeitern in direktemKontakt
stehen. Büroarbeitwirddort, wo es mög-
lich ist, am heimischenRechnererledigt.
Um die finanziellenFolgen fürden Kon-
zern abzufedern,gebe es „einbreites Spek-
trum an Möglichkeiten“, sagtTitzrath.
„Wir hoffen, ohneKurzarbeitauszukom-
men,aberwir behalten uns einsolches In-
strument natürlich vor, wenn es nicht an-
dersgehensollte.“ Da sichdie Lagevon
TagzuTag ändere,spreche dasManage-
mentfortlaufendmit den Betriebsräten,
„auch fürden Fall, dass härtereEingriffe
nötigwerden“. Der Konzern,der mehrheit-
lichder Stadt Hamburggehört,beschäftigt
rund 6000 Mitarbeiter im In- undAusland.
Er steht füretwa Dreivierteldes Container-
umschlags in Hamburg. In Summewaren
dortzuletzt9,3 MillionenStandardcontai-
ner (TEU)imJahrauf- und abgeladenwor-
den,womit die Hansestadt dieNummer
drei in Europa nach Rotterdam und Ant-
werpen is t. Ein großerTeil der Ladung ent-
fällt auf denVerkehr vonund nach China,
dem wichtigstenHandelspartnerder Stadt.
Als DienstleistervonReedereien wie
Mærskoder Hapag-Lloyd bekommen die
Terminals direkt zu spüren,wenn Fahrplä-
ne angepasst werden. Aktuell sind die Än-
derungen drastisch, da Schifffahrtsgesell-
schaftenFrachter ausdem Verkehr zie-
hen.Nach Berechnung des Branchendiens-
tesAlphaliner zählenmomentan mehr als
370 Containerschiffe mit einerKapazität
vonmehr als zwei Millionen TEU zur Auf-
liegerflotte,die vorübergehend oder dauer-
haftohne Beschäftigungist.Das ent-
spricht knapp9Prozent der globalenKa-
pazität, der höchsteStand seit den Einbrü-
chen nach derFinanzkrise im Jahr 2009.
In der Branchekursieren zudem ersteGe-
rüchte über Liquiditätsschwierigkeiten
kleinererReedereien. Titzrath will sich
dazu nicht im Detail äußern, lässt aber
durchblicken, dasssie imFall derFälle
staatlicheRückendeckung für straucheln-
de Seetransporteureerwart et.„Wirsind
eineglobale Syste mallianz und gut bera-
ten, aufeinander aufzupassen, damit wir
die Situationgemeinsam bewältigen.“
Der Verband DeutscherReeder (VDR),
Sprachrohr der Schifffahrtsgesellschaften
in Deutschland,warnte am Donnerstag,
dassimmer mehr Häfenrund um die
Erde das EinlaufenvonHandelsschiffen
drastischbeschränkten. „Das isteine sehr
unheilvolle Entwicklung“, ließ sichder
VDR-PräsidentAlfred Hartmann in einer
Mitteilungzitieren.Die Liegeplätzemüss-
tenunbedingt erreichbar sein, umWaren-
transportmit dem Schiffweiter zu ermög-
lichen und dieglobaleVersorgung sicher-
zustellen.Auchder Wechsel vonCrews
müsse möglichsein. Titzrath schließt sich
denForderungen an und betont, dass
Hamburg offenbleibt.Die Wahrschein-
lichkeit, dasssichdas Virusüber Frachter
verbreitet,liegt aus ihrer Sicht „nahe
null“.„AlleReedereien undTerminalsha-
benSicherheitsvorkehrungen getrof fen,
die dasverhindern.“
Schwierigkeiten gibt es in derglobalen
VerteilungvonLeercontainern. Sowaren
zuletzt im deutschen Hinterland dieStahl-
boxenknappgeworden, die deutscheUn-
ternehmen für den Exportbrauchen. Die-
ser Effekt hattezunächstnichts mit Coro-
na zu tun, sondernmit Störungen, die
durch Sturmtiefsüber Nordeuropa An-
fang des Jahresverursachtworden waren.
In der Branche wirdjedochbefürchtet,
dasssichdie Lagewegen derVirus-Krise
im deutschen Süden und in anderen Ge-
bietenfernder Küsteweiterverschärft.
AusAmerikawirddagegenvoneinem
Überangebotanleeren Boxenberichtet.
AusSichtvonTitzrath istBesserung in
Sicht, allerdings dürftedas Ungleichge-
wicht nocheine Zeitlang andauern. „Die
Unwucht im Management der Leercontai-
ner fängt nur langsam an, sichwieder zu
normalisieren“, sagt sie.„Wir tun alles,
waswir können, um dieVersorgung der
Unternehmen sicherzustellen.“
Für dieallgemeine Entwicklung über
die Logistik hinaus erwartet sie, dassdas
Coronavirus langeeine Belastung bleibt.
„Ichschätze, dasswir nach10bis 18 Mo-
naten in derWeltwirtschafteine Entspan-
nung sehenkönnten“, sagt sie. Das hänge
abervonvielenFaktoren ab, unter ande-
remdavon, dassjeder Einzelne sichan
die Auflagen seinerRegierung halte und
so dazu beitrage, die Infektionswelle zu
verlangsamen. An diePolitik appelliert
Titzrath, besonnen zu bleibenund keine
unnötigen Hürden aufzubauen.„Es istin
dieser angespanntenSituationsehrwich-
tig, dassdie Grenzen Europas und ande-
rergroßer Märktefür denWarenv erkehr
offenbleiben“, betont sie. Güter müssten
weiter ungehindertfließen. Generell ist
aus ihrer Sicht gut möglich, dassdie Welt
nachCorona nicht mehr dieselbe ist. Es
seien neue Einschränkungen zu erwar-
ten. Gleichzeitig entstündenrund um die
Erde andereVerbindungen, die zu einer
„neuenNormalität“ würden. „DasVirus
wirkt sichmöglicherweise stärkerauf un-
sereGesellschaftund dieWirtschaftaus,
als wir uns heuteausmalenkönnen“, sagt
Titzrath.Um die Folgen im Detail abzu-
schätzen,sei es allerdings viel zu früh.
ZF gibt und nimmt
VonSusanne Preuß
Dekaund Helaba bleiben getrennt
Sparkassen legenFusion auf Eis/Konzentration aufKunden und Mitarbeitergeht vor
sup.STUTTGART. DerStillstand der
Autoindustrie in Europa trifft auchdie
Zulieferer.Als einer dergroßenKonzer-
ne hat ZF jetzt ein Corona-Paket ge-
schnürt. Die zwischenVorstand, Be-
triebsrat und IG Metall ausgehandelte
Vereinbarung beinhaltet die Sicherung
der Arbeitsplätze derrund 50.000 Be-
schäftigten in Deutschland sowie eine
Aufstockungdes Kurzarbeitergelds auf
90 Prozent desNetto-Einkommens.
Ziel sei es, denWiederanlauf der Pro-
duktion bei den Fahrzeugherstellern
bestmöglich zu unterstützen,heißt es in
einer MitteilungvonZF. Obwohl dievon
den AutoherstellernverkündetenFabrik-
schließungen bisher meist auf drei bis
vierWochen beschränktsind, gilt das
Corona-Paket vonZFbis Ende Juni.
„Wir haben jetzt einen belastbarenRah-
men, der unsereBeschäftigten auchbei
einemkompletten Herunterfahren der
ZF-Werke absichert“, betont Personal-
vorständin Sabine Jaskula. DerUmfang
der Schließungen istnochunklar,heißt
es. EinigeLinien sowieTeile derVerwal-
tungwerdennormalweiterarbeiten.
SofernKurzarbeit angemeldetwird,
erhaltendie Mitarbeiter90Prozent ihres
regulärenEinkommens, müssen aber ih-
reneigenen Beitragleisten. Vereinbart
ist, dasswährend der Phase derKurzar-
beit die Hälftedes Einkommens durch
Kurzarbeitergeld ausgeglichen wird,
während die andereHälfte vonden Mit-
arbeiternzuerbringen ist, und zwar ei-
nerseitsaus denZeitkonten (die notfalls
auchins Minus laufen), anderseitsdurch
Urlaub.Auc hdie Führungskräfte wer-
denihren Beitrag leisten, heißt es, offen-
barinFormeinesGehaltsverzichts.De-
tails müssen allerdings nochausgehan-
deltwerden. „Krisenbewältigunggeht
nur gemeinsam. Das istder ZF-Weg“,
lobt Roman Zitzelsberger, der inPerso-
nalunion IG-Metall-Chef in Baden-
Württemberg undstellvertretenderAuf-
sichtsratsvorsitzender derZF Friedrichs-
hafenAG ist. Jetztgehe esvorOrt dar-
um, passgenaue Lösungenfür die jeweili-
ge betriebliche Situation zufinden.
Wiesehr sichdie Lageder Unterneh-
men innerhalb der Zulieferindustrie un-
terscheidet, zeigt das Beispiel der ZF-
Getriebeproduktion im Saarland.Von
den 9000 Beschäftigten haben rund
1000 ihrenWohnsitz in der französi-
schenRegion Grand Est, das als Coro-
na-Risikogebieteingestuftist.Diese Mit-
arbeiterdürfenaktuell nicht aufsZF-
Werksgelände,weshalb derAutozuliefe-
rerdortkurzfristig zusätzliche Arbeits-
kräfterekrutierthat, um die Lieferfähig-
keit aufrechtzuerhalten. Ob nächste Wo-
chenochsoviele Mitarbeiter nötig sei-
en, wisse man nicht. ZF produziertin
Saarbrücken8-Gang-Automatik-Getrie-
be, unter anderem für BMW,aber auch
für Autohersteller in China. Dortist die
beinahekollabierteAutoproduktion in-
zwischen wieder angelaufen, und auch
die Verkäufeziehen schon wieder an.
Hamburgbrichtdie Ladung weg
HamburgsTorzur Welt soll offenbleiben:Blicküber den Container-Terminal Altenwerder FotoAnna Mutter
Gemeinsam verzichten
ZF sichertdurch Corona-Paket Arbeitsplätze bis Juni
Der Stills tand in China
schlägtmit Zeitverzug
auf den größten
Hafenbetrieb derStadt
durch. DieArbei tauf
denTerminals istaber
nichtbeeinträchtigt,sagt
dieHHLA-Chefin.
VonChristian Müßgens,
Hamburg
Angela Titzrath Fotodpa