FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport FREITAG,20. MÄRZ2020·NR.68·SEITE 27
DieFinanzprüfer der DeutschenFuß-
ball Liga(DFL), die sichinden kom-
mendenTagenmit recht brisantenUn-
terlagen beschäftigen müssen,werden
sichden Daten aus Gelsenkirchen ver-
mutlichmit einem besondersmulmigen
Gefühl zuwenden. Christian Seifert, der
Geschäftsführer des Ligaverbandes, hat-
te am Montag einen ersten Schritt im
Umgang mit dervorläufigen Beendi-
gung des Spielbetriebs angeordnet:
„Alle Klubs erstellen umgehend Ex-
tremst-Szenarien mit dem Hintergrund
ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkei-
ten.“ WereinenTagspäterPeterPeters,
dem Finanz-Geschäftsführer des FC
Schalke04, bei seiner Präsentation des
Geschäftsberichts für 2019 zuhörte,er-
kannteschnell: Das Schalker „Ex-
tremst-Szenario“ dürftebesondersbe-
drohlichaussehen. Eine längereUnter-
brechung desWettkampfbetriebeskönn-
te schnell in einengefährlichenÜberle-
benskampf münden. „Wir machen
nichts anderes außerFußball spielen
und Veranstaltungen ausrichten“, sagte
Peters. „Istdas dauerhaftnicht möglich,
istdas existenzbedrohend–als dürfte
eine MöbelfirmakeineMöbel mehr bau-
en.“
DenRevierklub trifft die Corona-Kri-
se in einem besondersungünstigen Mo-
ment.Weildas Team imvorigenJahr ge-
genden Abstieg spielteund in der aktu-
ellen Spielzeit ohne Einnahmen aus
dem Europapokal auskommen muss,
schrumpfte derUmsatzvon350,4Millio-
nen EuroimGeschäftsjahr 2018 auf 275
Millionen im Jahr darauf. Die Einnah-
men ausTransferssankenvongut 45
Millionen Euroauf 15 Millionen, und
die Nettoverbindlichkeiten betragen
trotzabbezahltemStadion immer noch
118,7 Millionen Euro. „Die Auswirkun-
gender aktuellen Situation zeigen, dass
es um die Existenz des FC Schalke
geht“, hatteMarketing-Geschäftsführer
Alexander Jobstschon am Montag ein-
geräumt.Aber immerhin sind die Schal-
kerbesser erprobt im Bewältigen unter-
schiedlicher Großkrisen als die meisten
anderen Profiklubs.Inden 1990er Jah-
renhalf der DeutscheFußball-Bund bei
der Reparatur eines drohendenTotal-
schadens.Nach2003 hielt der legendäre
Investmentbanker Ste phen Lloyd
Schechter den Klub mit seiner Anleihe
überWasser undganz SchalkeinAtem.
2010 sicherte die Stadt Gelsenkirchen
die Liquidität desVereins durcheinen
Kauf von15Prozent der Stadionanteile,
und auchAufsichtsratschef Clemens
Tönnies hat schon mit Privatkrediten
ausgeholfen. Petersist seit 1993 im
Klub, er hat also eine Mengemitge-
macht, und wie so oftinden zurücklie-
genden JahrenwarerumZuversicht be-
müht.„Die finanzielle Stabilität istge-
währleistet“, sagteer: „Das operative
Geschäftist in seinenKernelementen
äußerst robust.“Allerdings setzen sol-
cheAnnahmen eine „stabile wirtschaft-
liche Entwicklung in Deutschland und
Europa“voraus. Unddie wirdesallem
Anschein nachsobald nichtgeben.
Das wissen selbstverständlichauch
die Mitarbeiter des Klubs, die um ihre
Arbeitsplätze und Einkünfte bangen.
NachPeters’Schilde rungen ist„die Stim-
mung sehr nachdenklich und sorgen-
voll. DieUnsicherheit istspürbar und
greifbar.“Vier Heimspiele hätten die
Schalker im laufenden Spieljahrnochge-
habt, jedes würderund zwei Millionen
EuroEinnahmen bringen.Ausder letz-
tenTranche der TV-Einnahmen dieser
Saison stehen den Schalkernlaut „West-
deutscher Allgemeiner Zeitung“ noch
26 Millionen Eurozu. Ein Ausfall dieser
insgesamt 34 Millionen Euroließe sich
auchnicht mit einemVerzicht der Spie-
ler auf einenTeil ihrer Gehälterkom-
pensieren, diese Maßnahme wirdselbst-
verständlichauchauf Schalkedisku-
tiert.
AndereKlubshaben sichinder jünge-
renVergangenheit wirtschaftlichbesser
entwickelt. Der FC Bayern und Borus-
sia Dortmundverfügen überRücklagen,
Borussia Mönchengladbachist kernge-
sund, BayerLeverkusen und der VfL
WolfsburghabengroßeKonzerne im
Rücken. Selbstein Verein wie der SC
Freiburgverfügt über einstabiles Eigen-
kapital. Erschwerendkommt auf Schal-
ke nun hinzu, dassinden vergangenen
Jahren langeZeit vernachlässigteInfra-
strukturmaßnahmen angestoßen wur-
den, die Geldverschlingen. DasVereins-
gelände wirdderzeitgrundlegend umge-
ba ut und modernisiert, „besondersdie
Nachwuchsarbeit sollvonden Investitio-
nen profitieren“, sagtePeters–aber
auchhier gilt: AndereKlubs sindauf die-
ser Ebene schonweiter ,was ihnen er-
leichtert, die Krise zu bewältigen. Ein
erster Schrittkönnten nunKurzarbeits-
modelle für viele derrund 600Festange-
stellten sein oder derStop pgepla nter
Bauvorhaben. Auf Schalkeist schon
nachwenigenTagenCorona-Krise sicht-
bar,wie empfindlichdie Krise die Bun-
desligatreffen kann.
„DieStimmung
istnachdenklich
und sorgenvoll“,
sagt der
Schalker
Finanzvorstand
PeterPeters.
Foto dpa
Daswohl spektakulärsteBasketballspiel,
das es je in Chemnitz zu sehengab, fand
am Montagvoreiner Wochestatt.ProA-Ta-
bellenführer Ninersbraucht ezweiVerlän-
gerungen für seinen Sieg über Kirchheim;
die Partie endete 131:125. Die mehr als
4000 Zuschauerwarenaus dem Häuschen.
Sie haben schon viel erlebt.Zweimalver-
passteihr Team in denvergangenen drei
Jahren knapp denAufstieg in die Bundes-
liga. Diesmal sollteessich, bei 25 Siegen
in 27 Spielen, durchsetzen. „EinesTages,
einesTageswird’ sgescheh’n“, sangen die
Fans, „da fahren wir zu Alba, um die
Ninersspielen zu sehn.“
DreiTage späterstelltedie zweite Liga
ihren Spielbetrieb ein. Am Montag dieser
Wocheblies sie die ausste henden fünf
Spieltageund die Play-offs wegender Co-
rona-Krise ab. Die 17 Klubs der ProA spra-
chen, bei zwei Gegenstimmen, Chemnitz
die Anwartschaftauf den ersten Platz in
der ersten Ligazu, der BBL. StattFreude
und Jubel herrschtbei den Ninersund ih-
renFans Existenzangst.Volkswagen und
Mercedes-Benz haben ihreProduktion in
Sachsengeschlossen. Der Basketballklub
versucht den Einnahmeausfallvoneiner
halben Million Eurozuverkraftenund ir-
gendwie über dieRunden zukommen. Die
Messehalle,inder die Ninerszuihren Sie-
genkommenwollten, wirdlängstals Coro-
na-Ambulanzgebraucht.Willkommen im
Basketball.
„IchbekommeKurzarbeitergeld“, sagt
Niners-Mannschaftskapitän MalteZiegen-
hagen.Aufzwanzig Prozent seines Brut-
to-Salärsverzichtet er und bekommtdes-
halb sechzig Prozentvomvereinbarten
Netto; das Thema Play-off-Prämie dürfte
sichmangels Play-offs erledigt haben.
„Ichhoffe,dassviele Spieler diesenWeg
gehen“, sagt der aus Berlinstammende
Flügelspieler.„Die Branche istinExistenz-
not.“Sein Klubwarbundesweit bekannt
geworden, als Bundeskanzlerin Angela
Merkelbei einem BesuchimNovember
2018, nachMordund rechtsextremenAus-
schreitungen in derStadt, mitRepräsen-
tanten desVereins diskutierte und sie für
Toleranz und Integration lobte.
Nicht nur denVerein, die Sportart gelte
es mit Solidarität zuretten. „DirkNowitz-
ki hat in Dallas mehrmals auf Geldver-
zichtet,damit der Klub guteSpielerver-
pflichten und die Meisterschaftgewinnen
kann“, sagt Ziegenhagen. Das istein gro-
ßes Beispiel.Nowitzki hat in seinen 21
Jahren bei den Dallas Mavericks250 Mil-
lionen Dollar verdient, das entspricht
knapp einer Million proMonat.Die Bei-
tragsbemessungsgrenze fürKurzarbeiter-
geld liegt bei 6450 Euro, der Höchstsatz
beträgt 4623.Weniger istderzeit mehr.
Auch AlexanderReil, Präsident der Bun-
desligaund Vorsitzender desTabellen-
zweiten MHP Riesen Ludwigsburg,
spricht davon, dasservon SpielernVer-
zicht erwartet.„WieesEinschränkungen
im öffentlichen Leben gibt, gibt es sie
auchmonetär“, sagt er.„Jeder musssei-
nen Beitrag leisten.“ Die Erstligaklubs
Ulm und Göttingen haben schon bekannt-
gemacht, dasssie für die Beschäftigten ih-
rerGeschäftsstellenKurzarbeit angemel-
dethaben, insgesamt sechzigPersonen.
Bei den Spielernist das wegender Bemes-
sungsgrenzen nicht so leicht.
Die Großen haben es schwerer als das
kleine Chemnitz,weil ihre Saison noch
nicht soweit fortgeschritten ist. Marko Pe-
sic, Managervon Tabellenführer Bayern
München, machtevor einerWochedie
Rechnung auf, dassseinemTeam proaus-
gefallenem Heimspiel 140 000 bis 150 000
Euroentgehen. Da in Bundesligaund Eu-
roleague nochachtPartien ausstehen so-
wie die Play-offs mit sechs, siebenweite-
renHeimspielen, scheint einVerlustvon
gut zwei Millionen Eurobei einem Etat
vonetwazwanzig Millionenvorstellbar.
Meisterschaftund internationale Spiele
sind lediglichausgesetzt;das Personal
mussbis zurWiederaufnahme oder zum
Abbruc hdes Spielbetriebsweiter beschäf-
tigt werden. Dabei istTraining inZeiten
der Pandemie so gut wie unmöglich. Die
Klubsstehenvorder Frage: Spieler,insbe-
sonderedie gutverdienenden aus Ameri-
ka,aus demVertrag zu entlassen und zu
ihrenFamilien nachÜberseefliegen zu
lassen oder dasTeam, kostees, waseswol-
le, beisammen zu halten, um imFall des
Falles halbwegs konkurrenzfähig zu sein.
Pesic erinnertdie LigaanihreRolle als
Dienstleisterund fordertpraktischeHilfe.
„Sie hat auchdie Aufgabe zu sagen: Dort
sind dieTöpfe, aus denen wir uns bedie-
nenkönnen“, sagteerinder Talkshow
„Doppelpass“.Kurzarbeit sei einer derwe-
nigen Hebel, an den Gehaltsblockheran-
zugehen, dengrößtenAusgabepostender
Klubs, sagt Liga-Geschäftsführer Stefan
Holz. „Esgeht darum, die Klubszuretten,
denen die Einnahmenwegbrechen.“ Mar-
co Baldi, ManagervonAlbaBerlin undda-
mit ebenfalls einer der Großen, lehnt es
ab, staatliche HilfeinAnspruchzuneh-
men oder Spielervordie Wahl zwischen
Familie undVertragsauflösung zustellen,
um sein angespanntes Budget zu entlas-
ten; ihmfehlen zwölf Heimspiele in der
größten Basketball-Arena Deutschlands,
der Mercedes-Benz-Arena vonBerlin.
„Wir werden nicht die Situation ausnut-
zen“,verspricht er.
Auch er sieht die wirtschaftlichenVer-
hältnisse auf denKopf gestellt.„Es geht
nicht um Armund Reich, um Groß und
Klein“, sagt er.„Vielleichtkommen die
großen Klubs eher in die Bredouille als
die kleinen, denen nur nochzwei, drei
Spielefehlen.“Teams, diegarnicht erst
mit den Play-offs der bestenachtkalku-
lierthaben,stehen nunwomöglichbesser
da als dieTeams mitgroßenNamen und
hochdotiertenSponsorverträgen,vonde-
nen die letztenRatennoch ausstehen.
NächsteWochekommen dieVertreter
der BBL-Klubs wieder zur Beratung zu-
sammen. Liga-PräsidentReil sagt:„Wenn
ein Land es schaffenkann, diese Krise ei-
nigermaßen zu überstehen, und das gilt
auchfür die Klubs und die Liga, istdas
Deutschland.“ Der Chemnitzer MalteZie-
genhagen mit seinerErfahrungvomSchei-
tern würde das zugern glauben.„Viel-
leichtgeht es nicht soweiter ,wie wir esge-
wohnt sind“, sagt er dennoch.„Ichkann
mir leider sehr gutvorstellen, dassich in
der nächstenSaison dochnicht in der Bun-
desligaspiele.“
V
or zwei Jahren, eswaraneinem
sonnigenTagimMai, warendie
Führungskräfte des FC Bayern
mit ihrem damaligen Trainer
Jupp Heynckesinder BayerischenStaats-
kanzleigeladen. Die Bayern hatten mal
wieder eine ihrer ungezählten Meister-
schaftengewonnen, und in Anerkennung
ihrerVerdienste um denFreistaat durften
sichHeynckes, Hoeneß, Rummenigge
und KapitänNeuer ins Goldene Buchein-
tragen. Der bayerische Ministerpräsident
MarkusSöder sagtedazu in kraftstrotzen-
der bayerischer Mia-san-mia-Mentalität,
wasman in Bayern zu diesen Gelegenhei-
tengerne sagt,wenn Bayern Erfolgefei-
ern: „Es gibt 18 Bundesligisten. Einer
wirddeutscher Meister–und die anderen
spielengegenden Abstieg.“ZurFeier des
Tagesrevanchierte sichder FC Bayern
mit einemTrikot für Söder mit derRü-
ckennummer 12, das dieser allerdings
falschherum anzog. Der Ministerpräsi-
dent hatte,ganz offensichtlich, nicht sei-
nen bestenTag. Seit Söder in diesenTa-
genjedochals Krisenmanager zur Hoch-
form aufläuft, hat der Ministerpräsident,
wie sichnun zeigt, auchdem deutschen
Fußball,indem mittlerweile allegegen
den Abstieg kämpfen, auchinexistentiel-
len Fragenetwaszusagen. Söderwarder
erstePolitiker,der die Spitzenverdiener
im deutschen Profifußball aufforderte,ih-
renBeitrag in der Krise zu leisten. „Ganz
ehrlich: Es istnicht die wichtigste und vor-
dringlichste A ufgabe jetzt, dafür zu sor-
gen, dassdie Profivereine wirtschaftlich
überleben können“, sagteSöder schon
am vergangenen Montag. Stattdessen fän-
de er es in Ordnung,wenn viele derjeni-
genSpieler,„die ganz große Gehälter“ be-
kommen, ihren Arbeitgeberngegenüber
nunetwaszurückhaltenderwären. Um
die aktuelle Phase zu überbrücken, sei So-
lidarität nicht nurvonden Vereinen, son-
dernauchvon den Spielerngefragt. „Des-
wegenwärevielleicht jetzt mal die Idee,
dassdajeder seinen Beitrag macht, damit
seinVerein, die Ligaund der Sportauch
dann wiederstattfindenkönnen,wenn,
so hoffenwir,die Krise überwunden wur-
de.“
Söder hat, auchwas denFußball be-
trif ft,den Schussvor vielen anderenge-
hört. Nunfolgt, schrittweise, die Profi-
branche. Am Donnerstag erklärtensich
die SpielervonBorussia Mönchenglad-
bachals er steBundesligaprofis bereit, auf
einenTeil ihrer Gehälter zuverzichten,
angeblichauf rund eine Million Europro
Monat,genaue Angaben machte der Klub
nicht.„Die Spieler wissen,waslos is t. Es
istihr Job. Sie haben sichschon selber in-
formiertund sichGedankengemacht.
Die Mannschafthat angeboten, auf Ge-
halt zuverzichten,wenn sie dem Klub
und damit auchden Mitarbeiternhelfen
kann“, sagteSportdirektor Max Eberlauf
derHomepagedes Klubs.Trainerstab, Di-
rektoren und Geschäftsführer hätten sich
diesem Schritt angeschlossen. BeiUnion
BerlinkündigteTorwart Gikiewicz an,
auf einenTeil seines Gehalts zuverzich-
ten. „Das in derWelt herrschende Coro-
navirus betrifft uns alle.Wirsind gezwun-
gen, zu handeln. DieseZeit is teine Prü-
fung für uns alle, eineZeit der Prüfung für
die ganze Welt und eineZeit desgemein-
samen Handelns, um die durch diesePan-
demieverursacht en Verluste zu minimie-
ren“, schrieb derTorwart.
Schon amVortag hatten führendeRe-
präsentanten des deutschenFußballs mit
ihren Gehaltsverzichten einZeichen in
die Ligaund in dengesamten deutschen
Fußball gesendet. Bundestrainer Joachim
Löwhat sichebenso wie Oliver Bierhoff
als Direktor Nationalmannschaftenzu
diesem Schritt entschlossen, wie DFB-
PräsidentKeller am Mittwoch auf der
Pressekonferenz desVerbandes sagte.Zu-
dem spendetdie Nationalmannschaft2,5
Millionen Euro. In Dortmund hat wieder-
um BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim
Watzkegegenüber denFührungskräften
des Klubs angekündigt, auf ein Drittel sei-
nes Gehalts zuverzichten, bis der Ball
wiederrollt.Der BVBwill demnach auch
daraufverzichten,Kurzarbeit für seine
Mitarbeiter zu beantragen, um sievorGe-
haltseinbußen zu schützen.
Dassdie Entwicklung, dassProfisauf
Gehaltverzichten,kaum aufzuhalten sein
dürfte, hatteauchDFL-Geschäftsführer
Christian Seifertfrüh erkannt.„Klar,die
Forderung istnachvollziehbar.Was Mar-
kusSödergesagt hat, istdas, wasviele
Menschen denken.“Wasviele Menschen
nicht wissen, aber vielleicht ahnen, sind
die Größenordnungen, um die es bei Bun-
desligaklubs in diesenFällen geht.Indem
4-Milliarden-Euro-Bundesliga-Geschäft
machengrob gesagt diePersonalkosten
rund 40 Prozent aus–wobeirund 90 Pro-
zent davonauf gerade mal 20 Angestellte
entfallen. In Dortmund, Hoffenheim und
Bremen soll über das Thema Gehaltsver-
zicht internauchgesprochenwerden, wei-
tere Klubs dürften folgen.
Branchenkennergehen allerdings da-
vonaus, dasssichdie Fragenachfreiwilli-
gemGehaltsverzicht als Solidaritätsakt
für Topverdiener bald schon nicht mehr
stellen wird.Wenn die erstenZahlen bei
den Bundesligaklubs auf demTischlä-
gen, die klarmachten, dassesumdie Exis-
tenz des Arbeitgebersgehe, würdenVer-
handlungen über individuelle Lösungen
ohnehin unvermeidlich. Rechtli ch sind
die Profis ohnehin, wie alle anderen Ar-
beitnehmer,vom Zugriffder Klubs auf
ihr Gehaltgeschützt.Eine einseitigeVer-
änderung des Arbeitsvertrags würde den
Kontrakt hinfällig machen. Die Spieler
könnten den Klub ablösefreiverlassen.
Expertenrechnen daher mit Gehalts-
verzichten der Profis inStufen, je nach-
dem,welcheKosten auf einzelne und be-
sondersstark betroffene Klubs sukzessive
beziehungsweise monatlichzukommen.
Zu ersten Liquiditätsengpässenkönnte
es, wie es heißt, schon zum Monatswech-
sel kommen.Aber klar istfür Experten
auch, dassangesichts derWucht, mit der
die Corona-Krise die ökonomische Basis
der Bundesligatrifft, die Spieler ihre Ar-
beitgeber mit Gehaltsverzicht allein auch
nichtretten können.
Weniger istmehr
Auch die Basketball-Bundesligaerwartetvon ihren SpielernVerzi cht: „E sgehtdarum, die Klubs zuretten“ /VonMichael Reinsch, Berlin
Gruppenbild mitKanzlerin:Angela Mer-
kerl zu Besuchbei den Chemnitz Niners
Fotodpa
HochbezahlteSpieler sollen ihren Beitrag leisten:MarkusSödersVorschlag trägtFrüchte. FotoImago
„Zeit des gemeinsamen Handelns“
dpa.BELGRAD.Weil der frühere
Bundesliga-FußballprofiLukaJovic
mitten in der Corona-Pandemiege-
genQuarantäne-Regelnverstoßen ha-
ben soll, droht demStürmervonReal
Madrid eineStrafanzeige. Serbiens
staatliche Nachrichtenagentur Tan-
jug berichteteamDonnerstag unter
Berufung auf dieStaatsanwaltschaft
vonentsprechenden Ermittlungen.
„Welcher Arbeit jemand nachgeht,
macht für dieStaatsanwaltschaftkei-
nen Unterschied“, zitierte die Agen-
tur eine Behördensprecherin. Den
Angaben zufolgesollteJovic nachsei-
ner Einreise nachSerbien zweiWo-
chen zu Hause bleiben. Er habe seine
Wohnung aber mindestens einmal
verlassen und dies mit einem Gang
zur Apothekebegründet, hieß eswei-
ter. SerbischeZeitungenwarfen Jovic
vor, in der Hauptstadt Belgradfeiern
gegangen zu sein. „Hey, Junge!Willst
du uns alletöte n?“, fragteetwa die Ta-
geszeitung „Kurir“. Zudem ernteteJo-
vic indirekte Kritikvon Ministerpräsi-
dentin Ana Brnabic. DieRegierungs-
chefinverwies auf nicht näher ge-
nannteFußballer als „Negativbeispie-
le“ in der Krise.Real Madrid hatte
die Spieler seinerFußball-und Bas-
ketball-Teams in Quarantäne ge-
schickt,weil ein Basketballer positiv
auf dasVirusSars-CoV-2 getestet
worden war.
sid. LONDON.Mehr als eine Milliarde
Eurostehtauf dem Spiel–und die Pre-
mier League sieht deshalbkeine andere
Möglichkeit:Die reichsteFußball-Liga
der Welt mit dem designiertenMeister
FC Liverpool an der Spitze dehntdie
Saison „unbegrenzt“ aus.JürgenKlopp
darfdamitauf eineKrönung im Som-
mer hoffen–zur ersten Meisterschaft
seit 1990 fehlen Liverpool maximal
nochzweiSiegeaus denverbliebenen
neunPartien. ZuletztwarenRufeinner-
halb der Ligalaut geworden, die Saison
abzubrechen.Dochdie unterbrochene
SpielzeitsollzuEnde gebrachtwerden –
„indefinitely“, egal, wie langeesauch
dauernmöge. Dasverkündete die Liga
nacheinerKonferenz am Donnerstag.
Die bis 3. April angesetzteZwangs-
pause wurde bis mindestens 30. April
verlängert.„Wir werden alleverfügba-
renOptioneninBetrachtziehen, um die
Saison wiederaufzunehmen, wenn es
die Bedingungen erlauben“, hieß es in
einergemeinsamen Stellungnahme der
Premier League, des englischenVerban-
des FA,der Spielervereinigung undwei-
tererGruppierungen.
Einige
Bundesligaspieler
verzichten auf einen
Teil ihres Gehalts.
BVB-Geschäftsführer
Watzkeauch.
VonMichael Horeni,
Berlin
Jovic sollgegen
Quarantäne-Regel
verstoßen haben
MöbelfirmaohneMöbel
Schalke04gerät durch die Corona-Krise unter
wirtschaftlichen Druck/VonDaniel Theweleit, Köln
LiverpoolsTitelnicht in Gefahr
Saison soll in jedemFall zu Endegespieltwerden