Süddeutsche Zeitung - 18.03.2020

(Elliott) #1
Der ultimative Tipp, wie man Berufstätigkeit,
Kinderbetreuung und Schulunterricht als
Mutter oder Vater in einer Dreizimmerwoh-
nung wuppt, steht hier nicht. Weil es nicht
geht. Erster Rat daher:

Fokus:Machen Sie, wenn möglich, nur eines
davon, wechseln Sie sich mit einem anderen
Erwachsenen ab. Damit die Kinder das verste-
hen, schaffen Sie einen verständlichen Rah-
men. Beispiel: Wer auf diesem Stuhl sitzt, ist
„in der Arbeit“ und steht nicht zur Verfügung.

Startschuss:In Kitas beginnt der Tag mit ei-
nem Morgenlied, in Schulen mit dem Gong.
Kinder brauchen ein – akustisches – Signal,
dass es losgeht. Holen Sie die Weihnachtsglo-
cke aus dem Keller, montieren Sie eine Fahr-
radklingel ab oder fragen Sie das Kind, mit
welchem Spruch der Schultag beginnt.

Struktur:Das A und O im Heimunterricht.
Schreiben oder malen Sie einen Tagesplan,
den Sie gut sichtbar aufhängen, damit alle
wissen, was wann Sache ist. Binden Sie Ihre
Kinder in die Entscheidung über den Ablauf
ein. Und vergessen Sie in Ihrem Plan nicht,
dass Sie gegebenenfalls auch einkaufen und
kochen müssen. Wer die Kinder dabei mitma-
chen lässt, kann ihnen direkt etwas über Nah-
rungsmittel beibringen.

Visualisierung:Wenn die Kinder für die Schu-
le bestimmte Aufgaben erledigen müssen,
machen Sie einen Wettbewerb draus. Wer ist
schneller, Papa beim Kartoffelschälen oder
die Tochter mit Nummer 1 und 2 auf Seite 58?
Und am besten alle To-dos auf ein Blatt schrei-
ben und jüngeren Schulkindern erlauben,
bunt anzustreichen, was erledigt ist. Das er-
leichtert den Überblick.

Digitale Medien:Können eine große Hilfe
sein. Ältere Kinder können sich beispielswei-
se die Dezimalrechnung in Videotutorials er-
klären lassen. Für Grundschulkinder eignen
sich Anbieter wie Anton, Sofatutor, Simple-
club oder Scoyo. Die meisten sind kosten-
pflichtig, bieten aber zurzeit Sonderaktionen
an. Auch sind gerade viele Server überlastet.

Geduld:Rechnen Sie damit, dass trotz aller
Bemühungen nicht alles glatt läuft. Wenn El-
tern sich als Lehrer gerieren, werden die Kin-
der irritiert sein, vielleicht bockig. Versuchen
Sie, einander und sich selbst mit Wohlwollen
zu begegnen. Das gilt besonders, wenn Sie
mehrere Kinder haben und auch noch selbst
arbeiten sollen. In diesem Fall versuchen Sie
gerade das Unmögliche. Feiern Sie sich daher
für alles, was Sie schaffen – auch wenn es we-
niger ist als geplant. BARBARA VORSAMER

von nina von hardenberg
und susanne klein

D


ie größte Gefahr sieht Ottmar Mi-
soph darin, „dass die Schulen die El-
tern mit Material zumüllen“. Als Lei-
ter der Grund- und Mittelschule im mittel-
fränkischen Thalmässing hat er das auch
gleich am Montag mit seinem Kollegium be-
sprochen. Die Konferenz um 8.30 Uhr war
die vorerst letzte in der geschlossenen Schu-
le, danach sind die Lehrerinnen und Lehrer
ins Home-Office gegangen. Von dort ver-
sorgt jeder eigenverantwortlich seine Schü-
ler mit Stoff und Aufgaben.
Es ist der Versuch, quasi über Nacht das
Schulgebäude überflüssig zu machen. Ein
Experiment. Dass die Lehrer dabei die El-
tern zu Hause nicht überfordern, sieht Mi-
soph als Grundbedingung an: „Wir müssen
bedenken, dass Eltern keine Ersatzlehrer
sind, die plötzlich eine Ersatzschule aufma-
chen können.“
Ein ganzes Land versucht sich im Home-
schooling. Die wenigsten Schulen waren
darauf vorbereitet, weshalb Anspruch und
Qualität des „Unterrichts“ nach Recher-
chen derSüddeutschen Zeitungvon Schule
zu Schule und Lehrer zu Lehrer schwanken.
Da ist die Lehrerin einer dritten Klasse im
Landkreis Starnberg, die den Eltern ihrer
Schüler von Tag eins an einen ausgefeilten
Stundenplan mailt – inklusive Link zu ei-
nem Youtube-Video zum Thema Feuer und
Arbeitsblättern sowie der Bitte an die El-
tern, die Ergebnisse zu kontrollieren. An ei-
ner Berliner Grundschule schickten Lehrer
Zweitklässler dagegen erst einmal ganz oh-
ne Aufgaben nach Hause. Anderswo gab es
zum Frust der Eltern nur eine lange Haus-
aufgabenliste. Bitte abarbeiten. Und an ei-
nem Gymnasium im Münchner Umland
quellen die Mail-Postfächer der Sechst-
klässler-Eltern über mit Arbeitsaufträgen –
Flächeninhalte von Dreiecken, das Present
Perfect, der Aufstieg Roms zur Weltmacht.

„Wir können es gut nachvollziehen, dass
diese außergewöhnliche Situation alle for-
dert und vielleicht auch erst mal überfor-
dert. Wir können allerdings nicht nachvoll-
ziehen, dass die Verantwortung für den Un-
terricht, die Tagesstruktur und die Lernzie-
le von der Schule den Kindern beziehungs-
weise uns Eltern übergeworfen wird“,
schrieb angesichts all dessen die Mutter ei-
nes Berliner Grundschülers.
Misophs Sorge, die Situation könnte El-
tern überfordern, scheint berechtigt zu
sein. Allein die schiere Menge stellt viele vor
Probleme: „Was machen die Eltern mit den
zehn Arbeitsblättern, die zu Hause rumflie-
gen, wenn sie noch zwei kleine Kinder zu be-
treuen haben und obendrein Home-Office
machen sollen?“ Damit mache man Eltern
und Kindern zu viel Druck, „da sträubt es
sich mir als Pädagoge“.
Weiterführende Schulen verfügen zum
Teil bereits über eigene Netzwerke, auf de-
nen Lehrer auch im normalen Schulalltag
Lernmaterial zur Verfügung stellen, und
auf denen Schüler beispielsweise ihre Prä-
sentationen mit der Klasse teilen. In Bayern
etwa nutzen derzeit 5200 Schulen die vom
Kultusministerium angebotene Lernplatt-
form Mebis, erst im vergangenen Septem-
ber hatten sich 70 000 Lehrer online für die

Nutzung dieser Plattform fortgebildet. Die
Schulschließungen seien nun für das The-
ma Digitalisierung ein „Testlauf unter er-
schwerten Bedingungen“, sagte Kultusmi-
nister Michael Piazolo der SZ.
In der Woche vor den Schulschließungen
wurden laut Ministerium 30 000 Lernmate-
rialien auf Mebis eingestellt – zuvor waren
es 100 pro Woche. Man habe die Server-Ka-
pazitäten vervierfacht. Schon am Montag al-
lerdings durchkreuzten Hacker die Notfall-
pläne. Sie legten Mebis mit Hunderttausen-
den Seitenaufrufen lahm, seit dieser Atta-
cke ist das Portal nicht mehr erreichbar.

Schulleiter Misoph kritisiert aber auch
unabhängig von diesem Reinfall, dass gera-
de viel mehr über „digitale Lösungen“ gere-
det werde als darüber, was in der Zeit der
Schulschließungen pädagogisch sinnvoll
sei. Als Informationsplattform für Lehrer
sei Mebis geeignet, als Arbeitsplattform für
Schüler nicht: „viel zu aufwendig, viel zu
kompliziert“. Auch im Nachbarland Baden-
Württemberg wird die digitale Lösung ge-
priesen, dort sollen die Schulen, egal ob dar-
auf vorbereitet oder nicht, plötzlich mithilfe
der Lernplattform Moodle die schwierige
Zeit überbrücken – nachdem bereits vor
zwei Jahren das landeseigene Schulportal
Ella nach millionenschweren Investments
aufsehenerregend gescheitert war.
Ausschlaggebender als die Darreichungs-
form, ob analog oder digital, findet Misoph
in der akuten Situation, wie die Schule die
Kinder didaktisch vorbereitet hat. „Ein Prin-
zip unserer Schule ist das eigenaktive Ler-
nen, die Schüler sind eigenverantwortlich
und bewältigen den aktiven Prozess des Ler-
nens selbst.“ Vom ersten Schultag an wür-
den sie an dieses Prinzip herangeführt. „Sie
lernen bei uns, sich selber zu organisieren.“
Das komme den Kindern und Jugendlichen
nun zugute. „Wenn wir ihnen jetzt die Aufga-
ben für die freie Lernzeit und den Wochen-
plan nach Hause schicken, können sie auch
wirklich etwas damit anfangen, denn genau-
so kennen sie es aus der Schule.“ Und übri-
gens auch die Eltern, fügt Misoph hinzu.
Ein Digitalverächter ist der Schulleiter je-
doch nicht, im Gegenteil. Seine Schule, 320
Schüler in neun Jahrgangsstufen, ist mit
108 Rechnern und 23 elektronischen Tafeln
recht gut aufgestellt, die Schüler kennen die
analoge und die digitale Lernwelt. Der
Schulleiter weiß das zu schätzen, gerade
jetzt. Die Schule kommuniziert problemlos
per Mail, mit den Mittelschülern direkt, bei
den Grundschülern mit den Eltern. Das
hilft, zumal der Schulbetrieb erst in den
nächsten Tagen, mit Pech Wochen, vom
Schulserver auf eine schuleigene Cloud um-
gestellt wird. Erst dann können die Schüler
auch von zu Hause auf die Lernprogramme
zugreifen. Solange sollen sie mit ihren
Schulbüchern und den dazugehörigen CDs
oder Smartphone-Apps arbeiten, berichtet
Misoph. Die Kinder seien es aus der Schule
gewohnt, häufig zwischen analogen und di-
gitalen Arbeitsformen zu wechseln. Fast al-
le digital unterstützten Aufgaben ließen
sich ebenso gut auf einem Papierausdruck
lösen, wenn in der Schule – oder jetzt zu
Hause – der PC besetzt ist.
Wie viel aber sollen und müssen Schüler
in den kommenden drei Wochen überhaupt
lernen? „Viel hilft nicht viel“, sagt Misoph,

„wir brauchen vielmehr kreative Aufga-
ben.“ Seine Schüler sollen zum Beispiel eine
Dokumentation anfertigen. Das Thema:
Drei Wochen daheim. „Da können sie Fotos
machen, malen, Texte schreiben.“
Und welche Rolle haben dabei die Eltern?
Müssen sie nicht doch zwangsläufig Lehrer
spielen? Wer jetzt mit seinen Kindern Stun-
denpläne fürs Homeschooling aufstelle, ver-
halte sich „komplett unsolidarisch“, twitter-
te die Autorin und Frauenrechtsaktivistin

Christine Finke bereits. Ihr Argument: Kin-
der bildungsferner Eltern erhalten diese Un-
terstützung nicht.
Zumindest im bayerischen Kultusminis-
terium ist man bemüht, den Druck rauszu-
nehmen. „Die Eltern sollen nicht die Lehre-
rinnenund Lehrer ersetzen“, sagt Kultusmi-
nister Piazolo. Es sei klar, dass Eltern unter-
schiedlich gut in der Lage seien, ihre Kinder
zu unterstützen. „Darum wollen wir die Lat-
te ganz bewusst nicht sehr hoch hängen.“

In den kommenden Wochen werde es
darum gehen, den bekannten Stoff zu ver-
tiefen und vielleicht auch etwas vorzuarbei-
ten. Er erwarte aber nicht, dass der normale
Unterricht eins zu eins fortgesetzt werde. Al-
le Leistungsnachweise seien ausgesetzt,
man berate, wann Proben, die etwa bei Viert-
klässlern für den Übertritt relevant seien,
nachgeholt werden und ob eventuell auch
die in Bayern am 30. April beginnenden Ab-
iturprüfungen verschoben werden.

Berlin– Eine junge Frau hat keine Schwes-
ter mehr. Michelle Krüger war fünf Jahre
alt, als ihre Schwester Georgine nicht von
der Schule nach Hause kam. Es war ein
Montag im September 2006, ihre Großmut-
ter wartete schon mit dem Essen, sie rief
Georgine auf dem Handy an. Doch die
14-Jährige war verschwunden. Michelle
sah ihre Schwester nie mehr wieder.
An diesem Dienstag steht Michelle Krü-
ger, 19, dunkles Haar, dunkle Brille, vor
dem Saal 700 des Berliner Landgerichts
und sagt, sie sei erleichtert. Denn 14 Jahre
später ist endlich klar, was damals passiert
ist. Das Gericht hat den 44-jährigen Ali K.
wegen Mordes in Tateinheit mit Vergewal-
tigung verurteilt. K. habe Georgine in sei-
nen Keller gelockt, sie bewusstlos geschla-
gen und vergewaltigt, so der Vorsitzende
Richter. Dann habe er das Mädchen getötet
und die Leiche in eine Mülltonne gewor-
fen. Ali K. muss lebenslang in Haft. „Das ist
ein Abschluss“, sagt Michelle Krüger. Ihre
Schwester wäre heute 27 Jahre alt.
Das Verschwinden von Georgine Krüger
war einer der rätselhaftesten Vermissten-
fälle in Berlin. Das Mädchen war, wie jeden
Tag, aus dem Schulbus gestiegen und von
der Haltestelle die 200 Meter zu ihrem
Wohnhaus gelaufen. Über Jahre suchten
die Ermittler nach Spuren von ihr, befrag-
ten Freunde, Mitschüler, Lehrer und Be-
kannte aus Chat-Foren, überprüften die
Alibis von 150 Sexualstraftätern, klapper-
ten mit Mantrailer-Hunden die Gegend ab,
trafen Hinweisgeber aus München, Köln
und Kiel, ließen ehemalige Stasi-Bunker
öffnen. Die letzte Spur stammte aus dem

Jahr 2018. Da meldete sich ein anonymer
Anrufer bei der Polizei und sagte, Georgi-
nes Leiche liege in einem Waldstück in der
Nähe von Berlin. Die Polizei grub alles um,
doch auch Hinweis 225 führte zu nichts.
Dabei lag die Lösung immer nahe. Ali K.
wohnte in derselben Straße wie Georgine
Krüger. Der Familienvater hatte keinen ge-
regelten Job, und nachdem er seine Frau
zur Arbeit in einem Hotel gebracht hatte,
war er meistens in einem türkischen Café
oder auf der Straße unterwegs. In der Nach-

barschaft war er bekannt dafür, junge Mäd-
chen zu belästigen, zu begrapschen oder ih-
nen aufzulauern. 2011 wurde er sogar ver-
urteilt, nachdem er eine 17-Jährige in sei-
nen Keller gelockt und versucht hatte, sie
zu vergewaltigen.
Doch erst vor zwei Jahren führten die
Mordermittler die Enden zusammen. Sie
setzten drei verdeckte Ermittler auf K. an,
die sich Kara, Hakan und Susann nannten,
K.s Vertrauen gewannen und ihn mit fol-
gender Geschichte zu einem Geständnis

bringen sollten: Kara gab sich als Kriminel-
ler aus, der seinen Geschäftspartner getö-
tet hatte und nun seine Lebensgefährtin
für 100000 Euro umbringen lassen wollte.
Ali K. erklärte sich irgendwann bereit dazu
und sagte auch, warum: Er habe schon ein-
mal getötet, die Schülerin Georgine Krü-
ger.
Er erzählte Kara, er sei „verrückt“ nach
ihr gewesen, habe sie beobachtet, „sie war
ein Mädchen wie ein Mannequin“. Eines Ta-
ges habe er Tüten vor seine Haustür ge-
stellt und sie gebeten, ihm beim Tragen zu
helfen. Er habe Georgine in seinen Keller
gebracht, vergewaltigt und erwürgt. Ihre
Ausweise und ihr Telefon habe er in die Toi-
lette geworfen, ihre Leiche, in einen Tep-
pich und Tüten gewickelt, im Hausmüll
entsorgt. Er bereue das, sagte er zu Kara,
„da hat mich der Teufel geritten“.

Georgines Leiche wurde nie gefunden,
sie muss in einer Müllverbrennungsanlage
verbrannt worden sein. Andere Spuren
gibt es nicht. Reicht dann ein solches Ge-
ständnis aus, um jemanden wegen Mordes
zu verurteilen?
Ja, sagen nun die Richter in der Urteils-
begründung. Denn Ali K. habe den verdeck-
ten Ermittlern nicht irgendeine Geschich-
te erzählt. „Dieses Geständnis war erlebnis-
basiert“, so das Gericht. Der Angeklagte ha-
be Täterwissen gehabt, etwa darüber, wel-

che Geräusche ein Mensch macht, wenn er
in bewusstlosem Zustand gewürgt wird.
Und als der anonyme Anruf aus dem Jahr
2018 über das Waldstück bei Berlin durch
die Medien ging, habe er zu seiner Frau ge-
sagt, Georgine könne gar nicht im Wald
sein, ihre Leiche sei doch im Müll. Die ver-
deckten Ermittler hätten K. auch zu nichts
gedrängt, sagt der Vorsitzende Richter, im
Gegenteil. Er habe während des Gesprächs
mit Kara, das dieser heimlich mitschnitt,
sogar erleichtert gewirkt, weil er sich end-
lich jemandem habe anvertrauen können.
Ali K. sitzt reglos auf der Anklagebank,
wie auch schon an allen Verhandlungsta-
gen zuvor. Als er Ende 2018 verhaftet wur-
de, sagte er der Polizei, er habe Angst vor
Kara gehabt und ihm erzählt, was dieser hö-
ren wollte. Doch das glauben ihm die Rich-
ter nicht. Ali K. habe in seiner Familie bis
zuletzt positiv über seine neuen Freunde
geredet, die mit ihm ausgingen, ihn Sport-
wagen fahren ließen oder ins Bordell aus-
führten. Der verdeckte Ermittler Kara wie-
derum, der vor Gericht per Videoschalte
und unter Ausschluss der Öffentlichkeit
vernommen wurde, um seine Identität zu
schützen, sei vollkommen glaubhaft, „al-
les passt zusammen“.
Nach der Urteilsverkündung huscht ei-
ne grauhaarige Frau aus dem Saal. Es ist
Georgines Mutter. Sie sei ruhig und ge-
fasst, sagt ihr Anwalt, und dankbar, dass
die Polizei stetig ermittelt habe. Aber sie
hatte bis zuletzt Hoffnung, dass Georgine
noch lebt. „Jetzt hat sie sich damit ausein-
andergesetzt, dass es dieses Fünkchen
nicht mehr gibt.“ ve re na m aye r

Sechs Tipps für die Schule zu Hause


8 HF3 (^) PANORAMA Mittwoch, 18. März 2020, Nr. 65 DEFGH
Hacker legten die Plattform
lahm, seither ist die Seite
nicht mehr erreichbar
Ein Heer
von Ersatzlehrern
Die Schulen haben zu, der Unterricht geht weiter.
Aber wie gelangt der Stoff in die Köpfe der Kinder?
Mütter und Väter fühlen sich überfordert –
zumal die Technik bei diversen Lernplattformen streikt
Sein Opfer wäre heute 27 Jahre alt. Es dauerte zwölf Jahre, bis die Ermittler Ali K.
mit Hilfe verdeckter Ermittler überführen konnten. FOTO: PAUL ZINKEN/DPA
Jetzt sind jene Kinder im Vorteil,
die in der Schule gelernt haben,
selbständig zu arbeiten
Jimmy Fallon, 45, US-Moderator, setzt
in der Corona-Krise auf Gesang. Auf
Instagram postete er ein Video, in dem
er in seinem Bad mit der Gitarre herum-
klampft und dazu singt: „Wascht eure
Hände, wascht eure Hände, fasst euch
nicht ins Gesicht.“ Zu sehen sind auch
seine beiden Töchter, wie sie brav die
Fingerchen einseifen. Fallons gesangli-
ches Versprechen an die Mädchen:
„Wenn ihr eure Hände wascht und euch
nicht ins Gesicht fasst, wird die Welt ein
besserer Ort.“
Chad Butters, Besitzer einer Brennerei
in Pennsylvania, setzt in der Corona-Kri-
se auf Selbstgebranntes. Er habe sich so
über die in den Himmel geschossenen
Preise für Handdesinfektionsmittel
geärgert, dass er beschlossen habe, es
aus seinem hochprozentigen Alkohol
selbst herzustellen, sagte der Gründer
der Eight Oaks
Farm Distillery in
New Tripoli der AP.
Die ersten 20 Fla-
schen seien abge-
füllt, sie sollen an
gemeinnützige Orga-
nisationen gehen.
„Wir werden das Tal
mit Handdesinfekti-
onsmittel fluten
und den Preis run-
tertreiben.“FOTO: AP
Jennifer Lopez, 50, US-Sängerin, setzt
in der Corona-Krise auf Selbstgemach-
tes. „Alle stehen unter Quarantäne, und
die Welt steht auf dem Kopf und ist ver-
rückt“, sagte sie der ZeitschriftElle. „Al-
so müssen wir jetzt Limonade aus Zitro-
nen machen, nicht wahr?“
Giuseppe Corbari, 50, italienischer
Pfarrer, setzt in der Corona-Krise auf
Selbstgeknipstes. Er rief die Mitglieder
seiner Gemeinde im lombardischen
Robbiano im Radio auf, ihm in diesen
gottesdienstlosen Zeiten Selfies zuzu-
schicken.Er druckte die Fotos aus und
brachte sie an den verwaisten Kirchen-
bänken an. Ein Video im Internet zeigt
ihn bei einem privaten Gottesdienst vor
seiner Selfie-Gemeinde.
Christoph Wichmann, 41, katholischer
Pfarrer, setzt in der Corona-Krise auf
Kerzenlicht. Er ruft auf der Website der
Gemeinde St. Pankratius in Oberhau-
sen die Gläubigen dazu auf, in diesen
gottesdienstlosen Zeiten immer um
19 Uhr eine Kerze auf die Fensterbank
zu stellen und das Vaterunser zu beten.
Arnold Schwarzenegger, 72, Ex-Termi-
nator, setzt in der Corona-Krise auf tieri-
sche Gesellschaft. Der österreichisch-US-
amerikanische Schauspieler postete ein
Video, auf dem er, in der Küche sitzend,
sein Pony Whiskey und den Esel Lulu
füttert. „Wir essen bloß und haben eine
gute Zeit“, sagt er. Die Botschaft: „Bleibt
so viel wie möglich zu Hause. Hört auf
die Experten, ignoriert die Idioten.“
Jacinda Ardern, 39, neuseeländische
Premierministerin, setzt in der Corona-
Krise auf ihre Augenbrauen. Im öffent-
lich-rechtlichen Fernsehen machte sie
vor, wie der „East Coast Wave“ geht, eine
Begrüßungsgeste, die in ihrer Heimatre-
gion an der Ostküste
der Nordinsel prakti-
ziert wird. Man ziehe
die Augenbrauen
hoch und hebe leicht
den Kopf. Sie appel-
lierte: „Schluss mit
Händeschütteln,
Umarmungen und
Hongi.“ Hongi ist die
traditionelle Maori-
Begrüßung, Nase an
Nase.FOTO: GETTY
Karlsruhe– Mit einem vorgetäuschten
Überfall auf den eigenen Geldtranspor-
ter sollen zwei frühere Mitarbeiter eines
Sicherheitsdienstes im Raum Karlsruhe
versucht haben, reiche Beute zu ma-
chen. „Ich habe es wirklich nur aus Hab-
gier gemacht“, sagte einer der beiden
Angeklagten am Dienstag vor dem Land-
gericht Karlsruhe. Gemeinsam sollen
die 30 und 36 Jahre alten Männer im
vergangenen Juli bei dem fingierten
Überfall an der Autobahn 5 etwa
825000 Euro erbeutet haben. Sie hatten
zunächst behauptet, sie seien von fal-
schen Polizisten angehalten und ausge-
raubt worden. dpa
Berlin– Das Landgericht Berlin hat die
Schadenersatzklage des Eigentümers
der 2017 aus dem Bode-Museum gestoh-
lenen Goldmünze abgewiesen. Der
Mann, ein Kunsthändler aus Düssel-
dorf, hatte auf Auszahlung der vollen
Versicherungssumme von vier Millio-
nen Euro geklagt. Bislang hat die Versi-
cherung nur etwa 800 000 Euro ge-
zahlt. Der Diebstahl der Goldmünze, so
das Gericht, sei zwar theoretisch ein
versichertes Ereignis – jedoch hätten
vorher nicht bekannte Sicherheitsmän-
gel bewirkt, dass die Versicherung aus
ihrer Pflicht entlassen sei. So sei die
Öffnungsüberwachung des bei dem
Einbruch benutzten Fensters defekt
gewesen. Zwei Goldmünzen-Diebe so-
wie ein Museumswachmann waren im
Februar verurteilt worden. dpa
„Da hat mich der Teufel geritten“
Der Mörder der 2006 verschwundenen Georgine Krüger muss lebenslang in Haft. Die Tat kam heraus, weil sich der Täter einem verdeckten Ermittler offenbarte
Reicht ein solches Geständnis aus,
um jemanden wegen Mordes zu
verurteilen? Ja, sagt das Gericht
Rechnen mit Zehnern und Einern packt das Elternhirn gerade noch. Aber wehe, wenn es komplizierter wird. FOTO: AIMO-KOIVISTO / DPA
LEUTE
Vorgetäuschter Überfall
Urteil im Goldmünzen-Prozess
KURZ GEMELDET

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