Handelsblatt - 18.03.2020

(Sean Pound) #1

Gigantisches US-Konjunkturpaket


Präsident Trump lässt Schecks an die US-Bürger verschicken und
stützt Wirtschaft insgesamt mit mehr als einer Billion Dollar. S. 10

G 02531 NR. 55 PREIS 3,30 €

Dax
8 921,
+2,05 %

E-Stoxx 50
2 525,
+3,05 %

Dow Jones
21 126,
+4,65 %

S&P 500
2 508,
+5,14 %

Gold
1 533,41 $
+1,28 %

Euro/Dollar
1,0976 $
-1,85 %
Stand: 17:30 Uhr

Kurz notiert


·


EU-Grenzschließung bedroht
Lieferketten: Bürger aus Dritt-
ländern dürfen ohne zwingen-
den Grund nicht mehr in die
EU einreisen. Auch an vielen
Binnengrenzen wird kontrol-
liert. Die Industrie bekommt
bereits erste Auswirkungen der
Verkehrsbehinderungen zu
spüren. Die Maschinenbauer
etwa registrieren Störungen
ihrer weltweiten Lieferketten.
Seite 6

·


Ökonomen debattieren über
Ausmaß der Rezession: Unter-
nehmen und Manager hoffen
auf Antworten auf die Frage,
wie tief der Corona-Absturz
wird und wie lange er dauert.
IfW-Chef Gabriel Felbermayr
spricht von der „Mutter aller Re-
zessionen“. Die offiziellen Früh-
jahrsprognosen können dies
aber noch nicht abbilden. Seite 8

·


Luftfahrtkrise erfasst Airbus
und Boeing: Die Fluggesell-
schaften müssen aufgrund der
Corona-Epidemie drastisch spa-
ren. Eine mögliche Pleitewelle
könnte viele Aufträge bei den
Flugzeugbauern platzen lassen.
Airbus hält aber vorerst an sei-
nem Lieferziel fest. Der Konzern
ist besser gerüstet als sein US-
Rivale Boeing. Seite 16

·


Diskussion um Börsenschlie-
ßungen: In den USA sorgt der
Vorschlag, die Finanzmärk-
te einige Tage zu
schließen, für Verun-
sicherung unter den
Anlegern. Durch ein
solches Manöver
würde die Politik
Zeit gewinnen, um ei-
ne wirtschaftspolitische
Antwort auf die Coronakrise zu
finden. Börsenbetreiber und
Aufseher wollen davon aber
nichts wissen. Seite 30

·


Investoren rechnen mit wei-
terem Ausverkauf: Finanzprofis
sind mit Blick auf die Wirtschaft
so pessimistisch wie zuletzt in
der Finanzkrise. Fondsmanager
halten aber laut einer Umfrage
der Bank of America viel mehr
Aktien als im Herbst 2008. Das
dürfte ein Zeichen dafür sein,
dass der Ausverkauf noch nicht
vorbei ist. Seite 32

Das Land Berlin kündigte an, eine Behelfsklinik mit
bis zu 1 000 Betten aufzubauen.
Zudem hemmen Schwachstellen im System den
Kampf gegen die Pandemie: Die Behörden handeln
im Föderalismus nicht immer einheitlich. Meldeket-
ten zu Infektionszahlen und Behandlungskapazitäten
sind lückenhaft. Und viele Patienten berichten von ei-
ner Odyssee durch Praxen und Kliniken, ehe sie sich
auf das Coronavirus testen lassen können.
Auch Ärzte fühlen sich alleingelassen. Laut einer
dem Handelsblatt vorliegenden Umfrage des Ärzte -
netzwerks Coliquio gaben 40 Prozent der Mediziner
an, dass Informationen nicht bei ihnen ankommen. Es
fehlt auch bei der Ausstattung: Jeder zweite gab an,
dass es bereits jetzt an Schutzausrüstung und Desinfek-
tionsmitteln mangelt. Die Bundesregierung beschafft
die Ausrüstung inzwischen zentral – und gab eine
Großbestellung für Beatmungsgeräte auf. HB

Die Corona-Epidemie bringt Ärzte und Kliniken an ihre Grenzen. Die Krise zeigt:


Deutschland hat im Kampf gegen das Virus strukturelle Defizite.


Gesundheitssystem am Limit


Corona-Teststelle in Ludwigsburg: Meldeketten zu Infektionszahlen sind lückenhaft.

AFP

> Schwerpunkt Seiten 4 - 5

AP

D


ie Coronakrise stellt das Gesundheitssys-
tem der Bundesrepublik vor seine bisher
größte Herausforderung. Das Robert
Koch-Institut (RKI) erhöhte die Risikobe-
wertung für die Bevölkerung am Diens-
tag von „mäßig“ auf „hoch“: Über 8 000 Menschen ha-
ben sich in Deutschland bereits mit dem Virus infiziert.
Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesell-
schaft (DKG), Gerald Gaß, rechnet schon bald mit ei-
ner vollen Auslastung der 28 000 Intensivbetten.
Durch die Verschiebung planbarer Operationen sollen
Behandlungsplätze frei werden. „Ob das reicht, hängt
vom Verlauf des Infektionsgeschehens ab“, sagte er
dem Handelsblatt.
Wegen drohender Engpässe wollen Bund und Län-
der die Zahl der Intensivbetten nun verdoppeln. Die
Länder sollten mit den Kliniken Pläne erarbeiten,
„um dieses Ziel durch den Aufbau provisorischer In-
tensivkapazitäten zu erreichen“, hieß es am Dienstag.

Coronavirus legt Autoproduktion lahm


VW, Daimler und Opel schließen Werke. Auch andere Branchen fürchten Ausfälle.


Das Coronavirus trifft die deutsche Indus-
trieproduktion ins Herz: Volkswagen,
Daimler und Opel wollen den Großteil ih-
rer Werke in Deutschland und Europa an-
gesichts der Coronavirus-Pandemie vorü-
bergehend schließen. Bei Opel stehen die
Bänder ab sofort, bei VW ab Donnerstag-
abend still, wie die Unternehmen am
Dienstag mitteilten. Auch Daimler will die
Produktion in dieser Woche unterbre-
chen. Damit weiten sich die Störungen in

den Lieferketten auf die eigentliche Pro-
duktion aus.
Zuvor hatte unter anderem VW-Betriebs-
rat Bernd Osterloh auf eine Schließung der
Werke gedrängt. In einem Brief an die Mit-
arbeiter, der dem Handelsblatt vorliegt, er-
klärte er: „Die Kolleginnen und Kollegen
sehen nicht mehr ein, warum sie ohne ei-
ne klare Ansage und ohne klare Worte aus
dem Management für ein paar Hundert Au-
tos mehr eine Ansteckung riskieren sollen,

die sie dann womöglich früher oder später
nach Hause in ihre Familien tragen.“
Andere Industriezweige wie der Ma-
schinenbau und die Chemie halten ihren
Betrieb bislang aufrecht. Doch auch die-
se Branchen rechnen mit schweren Be-
lastungen. So könnte Prognosen zufolge
die Produktion im Maschinenbau 2020
um fünf und in der Chemie um zwei Pro-
zent zurückgehen. HB

MITTWOCH, 18. MÄRZ 2020

DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG


> Bericht Seite 14

Krise am Anleihemarkt


Fondsabflüsse verstärken den panikartigen
Ausverkauf bei Firmenbonds. S. 28

Wegen fehlender


Finanzierung


durch die


Länder sind


Investitionen


in Kliniken


ausgeblieben.


Gerald Gaß
DKG-Präsident

  



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