Der Standard - 18.03.2020

(Dana P.) #1

14 |MITTWOCH,18. MÄRZ2020DThema ERSTANDARD


Immer wieder höreund lese ich,


dass die Fledermäuse schuld daran sind, dass wir jetzt


Corona haben. Stimmt das?


Gibtesauch andereTiere, die


Krankheiten auf denMenschen
übertragen?

Meine Eltern ermahnen mich


jetztständig, ich soll die Hände


aus dem Gesichtgeben.


Warum nerven die jetzt so?


Aber Erwachsene bohren


doch auch in derNase, oder?


Aber schnäuzen muss ich mich doch, oder?


Muss man dieseTiereessen,


oder wie funktioniert das?


Igitt!!! Also wir gaaaaanz sicher nicht.
Meistens jedenfalls,ahäm.Aber du hast
schonrecht:Popeln tun nichtnur Kinder.
Weil du jetzt aberweißt, wie wichtig es ist,
dassdeineFinger nicht im Gesicht
herumfummeln–und schon gar nicht in der
Nase –, sag’sbitte auch den Großen, falls du
sie dabei erwischt:Taschentuch benutzen!!!
GeübteNasenbohrerkennen sicher den
Spruch: „Schick eine Ansichtskarte,wenn du
oben bist!“ Bis aufweiteres bitte nicht!

Klar,sogar mit Expertenerlaubnis:„Wenn dieNase läuft
oderverstopft ist, dannverwende einTaschentuch“,sagt
unser Grazer Professor Steinmetz.Aber bitte nur einmal
verwenden und dann ab in den Mistkübel damit.
Händewaschen nichtvergessen!

Man muss einen sehr engenKontaktmit diesen
Tieren haben, damit man sich anstecken kann,sagt
die Ärztin.Unddamit sind auch das Schlachten der
Tiereund das Essengemeint. Schuppentieresind
in der Regelkeine Haustiere, und es sind auch
geschützteTiere, da sievomAussterben bedroht
sind. Mit diesenTieren darf somit eigentlich nicht
gehandeltwerden. Das Problem sei, dass
Schuppentiereinder Traditionellen Chinesischen
Medizinverwendetund Teile vonihnen zu
Substanzen in der chinesischenMedizin
verarbeitetwerden. Daherwerden inFreiheit
lebende Schuppentierevon Wildererngefangen
und dannverbotenerweise aufTiermärkten in
China heimlichverkauft. Ein solcher
WildtiermarktinWuhan gilt, so Redlberger-Fritz,
als Quelle für denAusbruch des Coronavirus.

Ja,irgendwie schon, aber dann doch nicht so ganz,sagt die Expertin
Monika Redlberger-Fritz.Wasjetzt? „In Fledermäusen kann man
sehr vieleverschieden ArtenvonVirenfinden“, erklärt die
Fachärztin und Leiterin des LaborsVirusisolierung am Zentrum für
Virologie an derMedizinischenUniversitätWien. Die Fledermäuse
würdenvondiesenVirenauch nicht krank, sie tragen sie nur in sich.
Unddakommtdas Problem: Siekönnen dieseVirenauf andere
Lebewesen übertragen.„Das jetzigeCoronavirus wurde an
Schuppentiereweitergegeben“,sagt Redlberger-Fritz.
Danach kam derMensch dran.

Auch hier setzt es einJa der Expertin. ImJahr
2003 wurde ein anderes Sars-Coronavirusvon
der Schleichkatze auf denMenschen
übertragen, 2015 dasMers-Coronavirusvon
Kamelen auf denMenschen, die Grippe-
pandemienvon1919,1958 und 1968stammen
vonWildvögeln. Sind also alleTieregefährlich?
„Wir müssen uns jetzt nichtvorunseren
Hunden undKatzen fürchten“,sagt die Ärztin.
Denn dieVirenmüssen sich in der Regelimmer
erstverändern, damit sie dieMenschen
krankmachenkönnen undvorallem auchvon
Mensch zuMensch übertragenwerden können.

Wenn man so viel Zeit miteinander
verbringt, oft in einer kleinen
Wohnung, da nervt schnell einmalwas.
Dass die Erwachsenen jetzt so
rumzicken, hat aber einen guten
Grund: Mit jedem Griff ins Gesicht
könnenViren–du weißt schon, diese
kleinen Krankmacher–von den
Händen in dieNähe vonNase, Mund
oderAugenkommen.„DieseViren
kannstdunicht sehen, aber du kannst
sie durch gründliches Händewaschen
entfernen“,sagt IvoSteinmetz, der
sich an derMedizinuni Graz viel mit
Sauberkeit beschäftigt.Weil Waschen
nicht immer und überallgeht, heißt es
jetzt ganz besonders:Finger aus dem
Gesicht! Damit dugesund bleibst.

Illustration: Fatih Aydogdu

Warum dasNasenbohren nicht nur grauslich aussieht, sondern auchgefährlich


sein kann.Undwas das Coronavirus mit der Fledermaus zu tun hat.


LEITFADEN FÜR KINDER:Peter Mayr, Karin Riss

KleinesCorona-Lexikon


Mist, jetzt hat einfach alles zu! Wirk-
lich alles? Wir haben ein paar Orte ge-
funden, die doch ein bissl offen haben
–über ein tolles Onlineangebot:
Bei denBüchereien Wienzum Beispiel
kannst du in die „Virtuelle Bücherei“
gehen und dort aus einer ganzen Men-
ge E-Books oder Hörbüchern auswäh-
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karte!
Auch dasTechnische Museumhat on-
line „offen“ und bietet Experiment-
ideen, falls dir daheim schon fad ist.
Und für alle Fans von Finja, Kibali &
Co: DerTiergarten Schönbrunnhält euch
über den Nachwuchs bei Eisbär und
Elefant auf dem Laufenden–über die
Facebookseite des Zoos.

SPLITTER


THEMA:Coronavirus-Krise

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