Der Standard - 18.03.2020

(Dana P.) #1

DERSTANDARD Kommunikation MITTWOCH, 18.MÄRZ2020| 29


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Freud|heute20:1 5


Premieredes internationalenTV-Events


Ziehung vom 16. 3. 2020

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Filmschaffende werfen ORF Versagen vor


Das Coronavirus trifft dieFilm- und TV-Wirtschaft mitvoller Härte. Der
Dachverband derFilmschaffenden kritisiert den ORFwegenmangelnder
Kommunikationsbereitschaft. Dieserweistdie Vorwürfe zurück.

kommen. Das hätte den Vorteil,
dass die Autoren beschäftigt wä-
ren. Statt dass sie daheim in der
Schockstarre sitzen, könnten sie
überlegen, wie sie das Produkt so
umgestalten, dass es inhaltlich
und kostenmäßig funktioniert.“
ORF-Spielfilmchefin Katharina
Schenk habe versprochen, den
Dachverband einzubeziehen.
Eder: „Das ist bis heute nicht pas-
siert.“ Völlig unverständlich, fin-
detderRegisseur:„Allerückenzu-
sammen und bauen eine neue
Kommunikation auf, der Einzige,
der völlig auslässt, ist der ORF.“
Vorwürfe richtet Eder auch an
die Produzenten, die bis zuletzt
drehen wollten: „Manche haben
erst am Sonntag die Drehs abge-
sagt. Da wurde richtig gezockt.“
Eder spricht von Schauspielern am
Set, die „weit über 70 Jahre“ seien.
Dazu kämen organisatorische
Schwierigkeiten: Wenn eine Pro-

F


ast die gesamte Film- und
Fernsehproduktion kommt
derzeit durch das Corona-
virus zum Erliegen. Wie berichtet,
wurden Drehs etwa vonTatort, Ich
und die anderen gestoppt, von
Landkrimi undSchnell ermittelt
verschoben. Willkommen Öster-
reich wird erstmals in den ge-
trennten Wohnzimmern von Ster-
mann/Grissemann aufgezeichnet.
Die beiden Entertainer kommuni-
zieren via Skype. Der Ausfall hat
massive Auswirkungen auf die
Produktionsbetriebe. Um ihre
Existenz fürchten aber auch die
Filmschaffenden selbst.


Im Stich gelassen


Viele fühlen sich von Auftrag-
gebern im Stich gelassen. Der Re-
gisseur Fabian Eder, Vorsitzender
des Dachverbands der österreichi-
schen Filmschaffenden, kritisiert
besonders das Krisenmanagement
des ORF: „Die zuständigen Abtei-
lungen im ORF haben vollkom-
men versagt“, sagt Eder. Bis heute
gebe es seitens des ORF keine ein-
heitliche Sprachregelung, keine
Kommunikation mit den Film-
schaffenden, „obwohl wir das hef-
tig eingefordert haben. Eine Initia-
tive oder zumindest eine Beteili-
gung an einer sinnvollen und an-
gemessenen Lösung vermissen
wir vollständig. Die zuständige
Abteilung versagt diesbezüglich.“
Der ORF ist der größte Auftrag-
geber der österreichischen Film-
und TV-Wirtschaft. Er investiert
jedes Jahr rund 100 Millionen
Euro in den Film- und Produk-
tionsstandort Österreich und si-
chert damit zigtausende Arbeits-
plätze. Von 2019 bis 2021 sind
Investitionen von insgesamt 305
Millionen Euro veranschlagt.
Der ORF weist die Vorwürfe als
„allesamt haltlos“ zurück. Man sei
mit den Filmproduzenten, „natür-
lich von Beginn an in ständigem
Austausch und Kontakt“. In „die-
ser schwierigen Zeit müssen ruhi-
ge und sachliche Entscheidungen
auf einer rechtlich korrekten Ba-
sis getroffen werden. Jede Produk-
tion ist individuell abzuwickeln,
esgibtkeinePauschalerledigung.“
Man habe sich bereits bereit-
erklärt, den Produzenten bei der
Realisierung größtmögliche zeitli-
che Flexibilität einzuräumen, und
bewegt sich damit im Rahmen der


auch international getroffenen
Maßnahmen zur Absicherung der
Filmwirtschaft: „So wie in der
Vergangenheit, wird das der ORF
auch in Zukunft tun. Einseitige,
nicht haltbare Vorwürfe helfen
niemandem in dieser Situation.“
Das ist Eder aber zu wenig. Er
führt weiters freischaffende Kolle-
ginnen und Kollegen an, die jetzt
unmittelbar vor Dreharbeiten ste-
hen, von ihren Auftraggebern also
schon gebucht wurden.
Viele würden ihre Verträge
branchenüblich erst am zweiten,
dritten Drehtag bekommen und
gingen jetzt leer aus. Der Dreh von
Soko Kitzbüheletwa ist von Ende
März auf unbestimmte Zeit ver-
schoben, eine Ausgleichszahlung
nicht vorgesehen, kritisiert Eder.
Er hinterfragt, ob „jede dieser
Serien in voller Länge stattfinden
müsste, oder ob sie nicht mit ein
oder zwei Folgen weniger aus-

Doris Priesching

duktion um drei oder vier Wochen
verschoben wird, hat das Auswir-
kungen auf alle nachfolgenden
Projekte. Keine Abfederung biete
das Kurzarbeitsmodell, sagt Eder,
es decke in derzeitiger Form
atypische Geschäftsverhältnisse
nicht ab. Dem Vernehmen nach
soll es hier demnächst weitere An-
gebote von der Regierung geben.
Dass Produzenten die von ihnen
beschäftigten Mitarbeiter vorerst
weiterzahlen, hält Eder für nicht
sinnvoll:„Ichglaubenicht,dasses

notwendig ist, Leute bei vollen
Kollektivvertragsgagen oder darü-
ber zu bezahlen. Wichtiger wäre,
sie in der Versicherung zu halten.
Da hätte man schonendere Lösun-
gen finden können.“
In Deutschland springt das ZDF
den Produzenten zur Seite: Der
größte Einzelauftraggeber der
deutschen TV-Wirtschaft trägt die
Hälfte der Mehrkosten, die Produ-
zenten durch die Ausfälle nach-
weisen, berichtet der Branchen-
dienstdwdl.de.

Foto: ORF

/Pedro Domenigg

Adele Neu-
hauserund
HaraldKrass-
nitzer haben
als „Tatort“-
Kommissare
ab sofort
Drehpause.

„Süddeutsche“bekommt


Chefredakteurin und


Föderl-Schmid alsVize


München/Wien –Judith Wittwer
(42) wird ab Sommer Chefredak-
teurin derSüddeutschen Zeitung
neben Wolfgang Krach. Der bis-
herige Chefredakteur Kurt Kister
(62) gibt die Führungsfunktionen
nach 15 Jahren in der Chefredak-
tion ab, bleibt aber Autor derSZ.
Wittwer ist seit 2018 Chefredak-
teurindesSchweizerTages-Anzei-
ger.Die leitendenSZ-Redakteure
müssen der Besetzung noch zu-
stimmen.
Stellvertretende Chefredakteu-
re werden Alexandra Föderl-
Schmid, bis 2017 Chefredakteurin
des STANDARD,und SZ-Nach-
richtenchef Ulrich Schäfer.

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