Süddeutsche Zeitung - 07.04.2020

(やまだぃちぅ) #1
Die Brexit-Übergangsphase, die in Groß-
britannien unter dem Namen Transition
läuft, „soll und wird“ am 31. Dezember
2020 enden. Das BoulevardblattSunday
Expressveröffentlichte dieses Diktum am
Sonntag unter Berufung auf ein Briefing
aus der Downing Street: Ungeachtet lauter
werdender Rufe von „Remainer-Unterneh-
mern und Labour-Politikern“, die Über-
gangsphase wegen der Corona-Krise und
ihrer wirtschaftlichen Folgen zu verlän-
gern, beharre die Regierung darauf, genau
das nicht zu tun, hieß es. Das Königreich
trete Ende des Jahres komplett aus der EU
aus, da gebe es kein Vertun.
Tatsächlich aber mehren sich die Stim-
men, im Übrigen auch aus dem Tory-La-
ger, die es für unwahrscheinlich halten,
dass es bis dahin gelingt, einen Handels-
vertrag mit der EU abzuschließen. Keir
Starmer, neuer Labour-Chef, schlug am
Sonntag in diese Kerbe, als er der BBC sag-
te: „Es war ein Fehler, eine konkrete Dead-
line in das Austrittsgesetz zu schreiben.
Die Übergangsphase muss, wenn nötig
und so lange wie nötig, verlängert werden.“

Großbritannien hat die EU zwar Ende
Januar verlassen; seitdem sind die Briten
nicht mehr an Entscheidungen in Brüssel
beteiligt. Aber bis Jahresende läuft die
Übergangsphase, in der sich für Firmen
und Bürger fast nichts ändert. Während
dieser Zeit wollen sich Brüssel und London
auf einen Freihandelsvertrag sowie weite-
re Abkommen einigen, welche die künfti-
gen Beziehungen regeln. Da geht es etwa
um Fischereirechte oder die Zusammenar-
beit bei Justiz und Verteidigung. Am wich-
tigsten ist aber der Handelsvertrag. Ohne
ihn würden nach Auslaufen der Übergangs-
phase Zölle und Zollkontrollen eingeführt
zwischen der EU und der fünftgrößten
Volkswirtschaft der Welt. Dies würde den
Unternehmen auf beiden Seiten des Ärmel-
kanals schaden – dabei ächzen diese ohne-
hin schon unter den Folgen der Pandemie.
In weniger als einem Jahr solch einen
Vertrag auszuarbeiten und durch die Parla-
mente zu bekommen, galt ohnehin schon
als extrem ehrgeiziger Zeitplan. Das Coro-
navirus erschwert die Gespräche nun wei-
ter. Zur ersten Verhandlungsrunde Anfang
März kamen noch jeweils mehr als 100 Ver-
treter beider Seiten in Brüssel zusammen.
Solche Treffen sind nun nicht mehr mög-
lich, und Videokonferenzen sind kein ech-
ter Ersatz für den persönlichen Austausch.
Michel Barnier, der Chefunterhändler der
EU, ist sogar an Corona erkrankt, sein
Gegenüber in London, David Frost, ver-
ordnete sich Quarantäne.
Immerhin tauschten beide Seiten Mitte
März Entwürfe juristischer Vertragstexte
aus; die Verhandlungsführer für die einzel-
nen Themen diskutierten darüber. Am
späten Montagnachmittag wollten der briti-
sche Chefunterhändler Frost mit Barniers
Stellvertreterin Clara Martinez Alberola
über die weiteren Schritte reden. Der Aus-
trittsvertrag gibt den Briten bis Anfang Juli
Zeit, eine Verlängerung der Übergangspha-
se zu beantragen. Im Juni soll ein EU-Son-
dergipfel den Stand der Gespräche bilanzie-
ren. Bislang schließt Premier Boris Johnson
einen Aufschub aus. Würde er erst im
Herbst seine Meinung ändern, müsste für
die Verlängerung extra der Austrittsvertrag
wieder aufgeschnürt werden. Der Brexit
wird wohl noch so manches Drama bieten.
björn finke, cathrin kahlweit

von cathrin kahlweit

J


ust während die Queen um acht Uhr
abends am Sonntag in gemessenem
Ton und einer ausgewogenen Mi-
schung aus Humor, Aufmunterung und
Trost zu ihrem Volk sprach, wurde der
Premierminister von Downing Street Num-
mer 11, wo er sich in einem Dienst-Appart-
ment in häuslicher Quarantäne aufgehal-
ten hatte, in das St. Thomas Hospital ge-
fahren. Es gibt politische Beobachter, die
finden, das könne kein Zufall sein: Da wer-
de eine schlechte Nachricht unter einer
guten begraben. Johnson habe mit seinem
Transfer in die Klinik so lange gewartet,
bis die Nation sich für ihre Königin vor
dem Fernseher versammelte.
Aber das hieße, die Gesetze der Medien-
welt zu verkennen. Elizabeth II. hatte
kaum ihre letzten, optimistischen Sätze
darüber gesagt, dass nach einer Phase der
Härten bessere Zeiten folgen und Freunde
und Familien sich bald wiedersehen wür-
den, und mit einem fast kecken Spruch
geschlossen: „We will meet again.“ Da folg-
te schon die Nachricht, Johnson sei in der
Klinik, seine Corona-Infektion wolle nicht
weichen, er habe hohes Fieber, es gehe ihm
schlecht. Die Queen war schnell vergessen.


Andere Themen dominierten: Wie wird
Großbritannien regiert, wenn der Premier
nicht handlungsfähig ist? Was heißt das
für die Bekämpfung der Krise? Und für ein
Kabinett, das sich lautSunday Timesohne-
hin im inneren Kriegszustand befindet?
Die Pressestelle der Downing Street be-
eilte sich, beruhigende Erklärungen her-
umzuschicken. Es handele sich bei der Ver-
legung des Premiers in die Klinik um eine
Vorsichtsmaßnahme, die Ärzte hätten da-
zu geraten, weil sie Routine-Untersuchun-
gen vornehmen wollten. Wobei man wohl
kaum von Routine sprechen kann, wenn
beim Regierungschef die Sauerstoff-Sätti-
gung im Blut gemessen wird, Lungenauf-
nahmen gemacht werden und er, wie zu hö-
ren ist, in der Nacht von Sonntag auf Mon-
tag zusätzlichen Sauerstoff gebraucht ha-
ben soll, um ihm das Atmen zu erleichtern.
Mehrere Kabinettsmitglieder, die am
Montag losgeschickt wurden, beteuerten
in diversen Morgensendungen, alles sei
gut. Johnson habe weiter die Zügel in der
Hand, kein Grund zur Sorge. Gleichwohl
übernahm Außenminister Dominic Raab
die Leitung des sogenannten Cobra-Brie-
fings, in dem Sicherheits- und Gesund-
heitsexperten die Regierung über die neu-
esten Nachrichten zur Corona-Krise infor-
mieren. Und wer lesen konnte, wusste
auch schnell, dass die Beruhigungspillen,
die öffentlich verteilt wurden, Placebos
sein mussten. Anfangs hatte es geheißen,
Johnson gehe nur für ein paar Tests über
Nacht in die Klinik, dann hieß es plötzlich,
er bleibe, solange es nötig sei. DerGuardi-
anwie auch dieTimeshatten schon am
Sonntag zu berichten gewusst, dass es dem
Premier seit Tagen unerwartet schlecht ge-
he und er bei Video-Konferenzen mit dem
Kabinett erbarmungswürdig huste. In der
PR-Sprache von Johnsons Kommunikati-
onsabteilung hieß das, er habe „persistent
symptoms“, also Krankheitssymptome,
die eigentlich zehn Tage nach ihrem ersten
Auftreten längst abgeklungen sein sollten.
Es gab viele, viele Genesungswünsche
von politischen Freunden und Gegnern,
aber nur einer wusste schon, wie die Sache
ausgehen wird: Donald Trump versicher-
te, sein Freund Boris sei ein Gentleman,
ein starker Typ, eine starke Persönlichkeit,
der werde wieder gesund.
Die ungeschriebene britische Verfas-
sung sieht keinen Vizepremier vor, des-
halb war Außenminister Raab für Notfälle
als geschäftsführender Ersatzregierungs-


chef nominiert worden. Der dürfte sich
leichtere Zeiten für seinen Einsatz ge-
wünscht haben. Denn die Regierung steht
unter massivem Druck. Die Liste der Vor-
würfe ist ewig lang – und dass diese in aller
Öffentlichkeit verhandelt werden, nicht
wirklich tröstlich. Es heißt, die Tories hät-
ten das Nationale Gesundheitssystem, den
NHS, kaputtgespart, und der habe nicht
für eine Pandemie vorgesorgt. Die Regie-
rung schaffe es nicht, auf dem umkämpf-
ten Weltmarkt ausreichend Masken,
Schutzanzüge und Corona-Tests zu besor-
gen. Noch immer würden nicht einmal alle
Mediziner und Schwestern getestet, weil
es an Equipment fehle. Hektisch aufge-
baute Drive-in-Stationen könnten wegen
fehlender Test-Sets nicht arbeiten.
Ende vergangener Woche hatte Gesund-
heitsminister Matt Hancock den Briten ver-
sprochen, bis Ende April würden wöchent-
lich 100000 Landsleute getestet, aber nun
sieht es so aus, als sei das nicht zu schaffen.
DieSunday Timeszitiert eine Quelle aus
der Regierung, die das Urteil schon vor

dem Monatsende fällt: „Matt hat zu viel
versprochen und konnte nicht liefern.“
Der NHS und die Gesundheitsagentur
Public Health England, wird geklagt, hät-
ten sich viel zu lange geweigert, Labortests
und Aufträge für Schutzkleidung an Privat-
firmen zu geben. Tonnenweise abge-
laufene Schutzkleidung sei nicht ersetzt
worden. Standards für Schutzkleidung sei
herabgesetzt worden, um den Vorrat zu
strecken – auf Kosten der Sicherheit.

Auch die Kritik am Politikmanagement
reißt nicht ab: In der Regierung soll Chaos
herrschen. Die Abteilungen des Civil Ser-
vice, des Öffentlichen Dienstes, die der Re-
gierung in der Krise zuarbeiten, seien zu
langsam und zu unflexibel. Die Krisenkom-
munikation sei zu schlecht. Und nicht zu-
letzt: Es gebe keine Exitstrategie, ja nicht

einmal einen vagen Plan. Das ist vielleicht
das Hauptproblem: Weil die Lage noch
lange nicht im Griff ist und es immer noch
in vielen Ecken des Landes an grundlegen-
der Ausrüstung fehlt, wagt kaum jemand
darüber zu sprechen, wann der Lockdown
gelockert werden und eine vorläufige Nor-
malität zumindest in den Blick genommen
werden kann.
Der neue Labour-Chef Keir Starmer leg-
te in der BBC seinen Finger in die Wunde:
Das Land brauche dringend eine Exitstrate-
gie, auf die alles Regierungshandeln jetzt
ausgerichtet sein müsse. Aber nach Medi-
enberichten gibt es auch dazu unter den
Ministern einen fetten Streit: Kabinetts-
minister Michael Gove und Gesundheits-
minister Hancock sollen sich im Krieg dar-
über befinden, wer die Richtung vorgibt.
Der sonst überaus regierungsfreundliche
Telegraphberichtet, hinter den Kulissen
rieben sich Johnsons „Gangs“ im Streit dar-
über auf, ob der NHS oder die Ökonomie
wichtiger seien. Angesichts einer Million
zusätzlicher Anträge auf Sozialhilfe allein

in den vergangenen zwei Wochen werde
im Finanzministerium gemeckert, die
Sache habe sich „in die falsche Richtung
entwickelt“, die drakonischen Maßnah-
men müssten baldmöglichst aufgehoben
werden. Gesundheitsminister Hancock
versuche zudem, sich auf Kosten anderer
Kabinettsmitglieder zu profilieren. Am
Montag blockte ein Sprecher der Regie-
rung jede Forderung nach einer Lockerung
ab: „Da sind wir noch lange nicht.“
Und nun ist auch noch der Premier sehr
krank, wenngleich betont wird, er bekom-
me seine Akten in die Klinik geliefert. Auch
drei seiner engsten Berater befinden sich
in Quarantäne. Mittlerweile wird Kritik
daran laut, dass Johnson sich übernom-
men und nicht genug um seine Genesung
gekümmert habe. Die Kabinettssitzung
vom Dienstag wurde verschoben. Am Mit-
tag wurde bekannt, Johnson werde noch ei-
ne zweite Nacht im Krankenhaus bleiben.
Derweil steigt die Zahl der Infizierten auf
der Insel unentwegt weiter. Die Kurve will
einfach nicht flacher werden.

Unerwartete Symptome

Die überraschende Einweisung des Premiers in eine Klinik führt den Briten eines vor Augen:
Dessen Regierung hat entgegen eigenen Beteuerungen die Lage längst nicht im Griff

Wenn Staatenlenker erkranken, ist nicht
nur die Bevölkerung alarmiert. Auch die
für die Betreuung zuständigen Ärzte wer-
den dann schnell nervös. Ihr Handeln ist
von größter Vorsicht geprägt, schließlich
will sich keiner der Doktoren hinterher
vorwerfen lassen, gerade beim Regierungs-
chef etwas versäumt oder frühe Anzeichen
einer bedrohlichen Entwicklung nicht
ernst genommen zu haben. Bei der Beteue-
rung aus dem Umfeld des britischen Premi-
erministers Boris Johnson, dass es sich nur
um eine „Vorsichtsmaßnahme“ gehandelt
habe, dass der 55-Jährige am Sonntag-
abend in ein Londoner Krankenhaus einge-
liefert wurde, dürfte zudem der Wunsch
eine Rolle gespielt haben, die britische Öf-
fentlichkeit nicht noch weiter aufzuschre-
cken.


Wie es Johnson wirklich geht, ist jeden-
falls allein an der Tatsache, dass er sich in
der Klinik befindet, nicht zu erkennen.
Zwar scheint der britische Premier von
robuster Konstitution zu sein, und als be-
kennender Radfahrer hat er vermutlich
ausreichend Bewegung und frische Luft be-
kommen. Andererseits ist über mögliche
Begleiterkrankungen wenig bekannt, und


rein statistisch befindet sich Johnson be-
reits in einer Alterskohorte, in der das Risi-
ko für schwere Verläufe leicht ansteigt. Ei-
nigermaßen moppelig ist die blonde Froh-
natur außerdem, und entsprechend mäßi-
ge Fitnesswerte sind nachteilig bei einer In-
fektion mit Sars-CoV-2. Dieses Schicksal
teilt er im Übrigen mit dem amerikani-
schen Präsidenten Donald Trump. Der
Schlafmangel, der Regierungschefs auto-
matisch attestiert wird, schwächt zudem
die Immunabwehr und macht jeden anfälli-
ger für Infektionen.
Unabhängig vom gegenwärtigen Ge-
sundheitszustand Johnsons gibt es einige
Anzeichen, die eine Klinikeinweisung sinn-
voll erscheinen lassen. Anhaltendes Fie-
ber, über das der britische Premier offen-
bar seit mehreren Tagen klagte, sind allein
aber noch kein Grund. Wenn das Fieber
nicht längere Zeit über 39,5 oder 40 Grad
steigt, lässt es sich zumeist noch gut zu
Hause mit Bettruhe, ausreichend Flüssig-
keit, Wadenwickeln oder fiebersenkenden
Medikamenten behandeln.
Entscheidend für die medizinische Beur-
teilung ist aber – egal ob der Patient Fieber
hat oder nicht – der Allgemeinzustand.
Dieser Begriff klingt zwar für Laien vage,
ist aber für einen erfahrenen Arzt ziemlich
präzise zu bestimmen. Er lässt sich anhand
der körperlichen Untersuchungen von
Herz, Lunge, Blutdruck, der Schilderun-
gen des Kranken und im Falle von Co-

vid-19 mithilfe zusätzlicher Untersuchun-
gen erfassen. Natürlich gehören etwaige
Einschränkungen durch Vorerkrankun-
gen mit zum Gesamtbild. Wie die Krank-
heit verläuft, ist entscheidend auch von
der Stabilität des Herz-Kreislauf-Systems
und dem Zustand anderer Organe ab-
hängig.

Ein Warnzeichen ist neu aufgetretene
oder stärker gewordene Kurzatmigkeit. Ge-
sunde, halbwegs fitte Erwachsene holen
zwischen zwölf- und 16-mal in der Minute
Luft. Wer in Ruhe und ohne aufregende
Einflüsse von außen in dieser Zeit plötzlich
deutlich mehr als 20 Atemzüge benötigt,
könnte schwerer krank sein. In Ergänzung

dazu zeigt die Sauerstoffsättigung im Blut
an, wie gut der Gasaustausch in der Lunge
funktioniert und der Organismus mit Sau-
erstoff versorgt wird. „Die Sättigung“, wie
Ärzte sie salopp nennen, liegt bei Gesun-
den meist zwischen 97 und 100 Prozent.
Werte zwischen 88 und 92 sprechen – je
nach Allgemeinzustand – dafür, dass der
Patient womöglich bald beatmet werden
muss.

Die unterschiedlichen Stadien der Beat-
mung steigern sich je nach Notlage von der
einfachen Zufuhr mit Luft über einen dün-
nen Schlauch in Mund oder Nase, wobei
die Luft vermehrt mit Sauerstoff angerei-
chert ist, bis hin zur Maskenbeatmung. Als
invasivste Form der Beatmung bleibt
schließlich noch jene nach einer Intubati-
on, wozu Patienten auf der Intensivstation
in künstliches Koma versetzt werden und
nicht mehr selbständig husten und schlu-
cken können.
In einigen Fachartikeln wurde von Ärz-
ten vorgeschlagen, Patienten mit Verdacht
auf Covid-19 in der Klinik schnellst-
möglich mittels Computertomografie zu
untersuchen. Das CT-Bild zeige oftmals
schon ausgeprägte Infiltrate in der Lunge,

die für einen fortgeschrittenen Verlauf der
Infektion sprechen, wenn die subjektiven
Symptome noch nicht auf ein schweres
Krankheitsbild hindeuten. Zu den bisher
beschriebenen Erfahrungen mit der Krank-
heit gehört auch, dass sich der Gesund-
heitszustand der Patienten in einem Kran-
kenhaus zwar nur selten in kurzer Zeit rapi-
de verschlechtert, oftmals aber Tag für Tag
sich die Symptome so verschlimmern,
dass nach mäßigem Verlauf zu Anfang
doch eine Behandlung auf der Intensivsta-
tion notwendig wird.
Eindeutig und exklusiv an der Erkran-
kung ist bisher wenig – auch wer zu Beginn
nicht über die beiden Kardinalsymptome
Husten und Fieber geklagt hat, muss wo-
möglich im Krankenhaus behandelt wer-
den. Wie schnell eine Entlassung möglich
ist, hängt auch davon ab, wie gut der Kreis-
lauf und andere Organe mit der Entzün-
dungsreaktion zurechtkommen, die von ei-
ner durch Sars-CoV-2 ausgelösten Lungen-
entzündung ausgeht und dem gesamten
Organismus zu schaffen macht.
Ob man Patienten Gutes tut, wenn sie in
die Klinik kommen, obwohl sich ihre Er-
krankung womöglich zu Hause behandeln
ließe, ist fraglich. In manchen Krankenhäu-
sern – gerade in England – sind noso-
komiale Infektionen ein großes Problem:
Die Ansteckung mit solchen Krankenhaus-
keimen ist oft schwer in den Griff zu be-
kommen. werner bartens

2 HF2 (^) THEMA DES TAGES Dienstag, 7. April 2020, Nr. 82 DEFGH
Fieber, das nicht längere Zeit
über 40 Grad steigt, lässt sich
meist noch zu Hause behandeln
Gerade in England sind
Krankenhauskeime
kein geringes Problem
Die nächste
Klippe
Das Virus wirbelt den Zeitplan
für den Brexit durcheinander
„We will meet again“: Queen Elizabeth II. bemühte sich, ihren Landsleuten in einer Fernsehansprache Mut zu machen mit dem Hinweis, dass auf eine Krise auch
wieder bessere Zeiten folgen werden. FOTO: BUCKINGHAM PALACE/AFP
Bis Anfang Juli hätten die Briten
Zeit, die Verlängerung der
Übergangszeit zu beantragen
Verdächtiges Symptom Kurzatmigkeit: Pfleger helfen einer 90 Jahre alten Corona-
Patientin aus dem Bett. FOTO: CARLO COZZOLI/IMAGO
Alle Warnzeichen im Blick
Meist entscheidet der Allgemeinzustand darüber, ob Corona-Patienten ins Krankenhaus müssen. Bei Boris Johnson könnte auch anderes eine Rolle gespielt haben
Laut Downing Street liest
Boris Johnson
Akten auch im Krankenbett
Außenminister Raab
leitete die Sitzung des
Corona-Kabinetts
Corona-Krise in GroßbritannienDie Queen versuchte, ihr Volk mit einer Fernsehansprache zu beruhigen. Doch mitten in die Rede
platzte die Nachricht, dass Boris Johnson ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Wie wird das Königreich überhaupt regiert,
wenn der Premierminister nicht mehr handlungsfähig ist? Was heißt das für die bisher ohnehin zögerliche Bekämpfung der Seuche?

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