Süddeutsche Zeitung - 07.04.2020

(やまだぃちぅ) #1
von franz kotteder

München– Auf der Theresienwiese ist der-
zeit fast alles wie immer im Frühling. Über
diese stets etwas ramponiert wirkende
Freifläche mit ihrem räudigen Grün
schlendern die Menschen und genießen
die ersten Sonnenstrahlen. Manche spie-
len Ball, sehr viele joggen, andere fahren
auf Inline-Skates Slalom um bunte Plastik-
hüte herum. Aber es ist doch auch vieles an-
ders. Die allermeisten Spaziergänger sind
einzeln oder paarweise unterwegs, man
sieht jetzt ganz gut, wer noch zu haben wä-
re. Familien sind auch da, bleiben aber un-
ter sich. Ab und zu sieht man ein Polizeiau-
to zum Skaterplatz fahren. Und dann sind
da im Nordwesten die sechs Sanitätszelte
beim Behördenhof, weiträumig mit Draht-
zäunen abgesperrt. Hier ist einer dieser Co-
rona-Drive-Ins. Die Gesundheitsbehör-
den schicken Verdachtsfälle zum Testen
hierher. Man fährt mit dem Auto vor, wenn
man eine entsprechende Anweisung erhal-
ten hat, dann wird die Probe genommen
und man verschwindet gleich wieder.
Das alles fällt hier an einem schönen
Frühlingstag kaum auf. Bei aller vermeint-
lichen Normalität ist es aber trotzdem
schwer vorstellbar, dass in genau 165 Ta-
gen wieder an die 300 000 Menschen auf
diesem nur 42 Hektar großen Areal herum-
wuseln werden. Dann, am 19. September,
soll das Oktoberfest eröffnet werden und
gleichzeitig im Südteil der Theresienwiese


auf zwölf Hektar auch noch das Zentral-
Landwirtschaftsfest des Bauernverbands,
das nur alle vier Jahre stattfindet, mit Tier-
schau, Landmaschinenvorführungen und
Besuchern aus ganz Bayern, vorwiegend
aus dem ländlichen Raum.

Womöglich findet aber weder das eine
noch das andere statt in diesem Jahr. Es
gibt nicht mehr so viele Münchner, die sich
an eine Stadt ohne Oktoberfest erinnern
können, schließlich ging es nach dem Zwei-
ten Weltkrieg schon 1946 wieder mit ei-
nem „Herbstfest“ als Ersatz weiter, bevor
man 1949 wieder mit der regulären Zäh-
lung fortfuhr. Dabei waren Ausfälle in den
210 Jahren Wiesn-Geschichte gar nicht so
selten; es gab insgesamt 24 festfreie Jahre

für die Münchner. Darunter zwei wegen
der Cholera-Epidemien 1854 und 1873.
Das ist lange her, aber dennoch: Bierzel-
te statt Sanitätszelte, das kann man sich
derzeit kaum vorstellen. Auch wenn viel
im Schwange ist und sich die Nachrichten-
lage täglich ändern kann. Aber wenn man
daran denkt, dass ein ganz normales Stark-
bierfest in Mitterteich Anfang März daran
schuld sein könnte, dass der bayerische
Landkreis Tirschenreuth inzwischen die
höchste Infektionsrate in ganz Deutsch-
land verzeichnet – dann kann man schon
nachdenklich werden. „Solche Großveran-
staltungen, das weiß man in der Epidemio-
logie, können gleichsam wie Brandbe-
schleuniger wirken“, sagte Andreas Zapf,
Chef des Landesamts für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit, gerade erst im In-
terview mit der SZ. Und wenn man dann
noch an das Phänomen der jährlich auftre-
tenden „Wiesn-Grippe“ denkt, also die
ganz normale Erkältung, die spätestens in

der zweiten Wiesn-Woche in den Warte-
zimmern der Münchner Hausarzt-Praxen
aufschlägt, dann kann einem schon an-
ders werden. Ein Coronavirus, das bis da-
hin nicht im Griff ist, würde auf dem größ-
ten Volksfest der Welt Ende September si-
cher hervorragende Verbreitungsbedin-
gungen vorfinden.
Kein Wunder also, dass in einem Land,
das zu Fußballweltmeisterschaften nicht
nur aus 82 Millionen Bundestrainern be-
steht, sondern in einer Pandemie auch aus
ebensovielen Virologen, jeder weiß, was
nun der richtige Weg ist. Gerade eben erst
meldete sich der Münchner CSU-Bundes-
tagsabgeordnete Stephan Pilsinger, im-
merhin ein Mediziner, von der Berliner
Hinterbank zu Wort und forderte, die
Wiesn abzusagen – schon weil es im
Herbst eine zweite Infektionswelle geben
könnte.
Solche Stimmen mehren sich inzwi-
schen und machen die Absage wahrschein-

licher. So schnell wird sie aber nicht kom-
men. Denn eine solche Entscheidung hat
gewaltige Auswirkungen auf die Wirt-
schaft der Stadt. Schließlich spricht man
von einem Umsatz von weit über einer Mil-
liarde Euro, der direkt und indirekt mit

dem Oktoberfest gemacht wird. Und zwar
nicht nur mit Bier und Hendl, sondern
auch mit der Schaustellerei, mit Souvenirs
und Dienstleistungen aller Art bis hin zur
Hotellerie, die ohnehin schon schwer ge-
beutelt wird durch die Corona-Krise.
Eine solche Hiobsbotschaft will zum jet-
zigen Zeitpunkt niemand verkünden. Wirt-
schaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens
Baumgärtner (CSU) sagt tapfer: „Wir berei-
ten nach wie vor die Wiesn vor, auch wenn

wir derzeit alle Hände voll zu tun haben
mit der Bearbeitung der Bayernhilfe-An-
träge. Dafür sind bei uns allein 120 Leute
im Einsatz.“ Der Stadtrat werde, wie alle
Jahre wieder, Ende April oder Anfang Mai
darüber entscheiden, wer überhaupt auf
die Wiesn dürfe, danach sehe man weiter.
Für das Oktoberfest stünden derzeit noch
keine teuren Ausgaben an, der Aufbau des
Festes beginne erst im Juli, Auftragsverga-
ben für Sicherheits- und Sanitätsdienste
seien noch nicht fällig. Man werde so recht-
zeitig entscheiden, dass niemand unnötig
Schaden nehme.
Wann also wird Klarheit herrschen?
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD)
hat unlängst Ende Mai als Datum ge-
nannt. Für den Veranstalter des Zentral-
Landwirtschaftsfests, den Bayerischen
Bauernverband, sagt dessen Sprecherin
Stefanie Härtel: „Im Moment planen wir
weiter.“ Klar sei aber auch, dass man sich
bis spätestens Mitte Juni entscheiden
müsse.
Die Wiesnwirte halten sich an das Mot-
to: Abwarten und Bier trinken, und wollen
sich vorerst gar nicht zum Thema äußern.
Und Yvonne Heckl vom Münchner Schau-
stellerverband meint, in ihrer Branche ge-
be es viele Überlebenskünstler, und die
Hoffnung sterbe zuletzt. Sie sagt aber
auch: „Die Wiesn ist ein Zeichen für ganz
Deutschland. Wenn man sie zu früh ab-
sagt, ist für viele das ganze Jahr jetzt schon
gelaufen. Das ist dann ein Fiasko für alle.“

München– Noch vor ein paar Wochen
schien der Termin haltbar zu sein. Ende
Juni, da müsse doch der schlimmste Coro-
na-Spuk vorüber sein, so dachten viele.
Zunächst mussten sowieso die anderen
reagieren, die Kollegen in Cannes zum
Beispiel oder die Freunde vom Dok-Fest
München. Beide Kinofestivals sollten im
Mai stattfinden. Sollten. Inzwischen ist
klar, dass die Franzosen mit einer Verschie-
bung in den Spätsommer hinein liebäu-
geln (eine fragwürdige Hoffnung), wäh-
rend Daniel Sponsel an einer Online-Vari-
ante seines bundesweit relevanten Doku-
mentarfilm-Fests arbeitet. Beide Optionen
kamen für das Filmfest München nicht
infrage. Die 38. Ausgabe der nach der Berli-
nale bedeutendsten Filmschau Deutsch-
lands fällt aus. Darauf haben sich Team,
Gesellschafter und Partner geeinigt.
„Dass es nicht anders geht, als das Film-
fest München dieses Jahr abzusagen, be-
drückt mich sehr“, ließ die Festivalleiterin
Diana Iljine am Montag mitteilen. „Mein
Team und ich haben schon mit viel Liebe
und Herzblut an der Edition 2020 gearbei-
tet und zahlreiche Teilprojekte schon weit
vorangetrieben. Aber wir sind nach vielen
Gesprächen mit Branchenvertretern, Film-
schaffenden, Politikern und Virologen ge-
meinsam mit unserem Aufsichtsrat zu
dem Schluss gekommen, dass alle anderen
Szenarien nicht verantwortungsvoll oder
schlicht nicht realisierbar sind.“


Gegen eine Verschiebung sprechen laut
Iljine der volle Festivalkalender im Herbst
(Locarno, Venedig, Toronto), der Mehrauf-
wand sowie die vagen Prognosen im Hin-
blick auf die Corona-Situation. Eine Ver-
wandlung in ein Online-Festival sei zwar
verlockend und modern, in diesem Fall
aber nicht leicht umzusetzen. „Das fängt
an bei den Rechten für das Streaming von
Filmen, die zum Teil ihre Welturauffüh-
rung auf dem Festival haben sollten“, er-
klärte die Leiterin und wies auch auf die
technischen Herausforderungen hin.
Was das Aus für bereits eingetütete Pro-
grammpunkte bedeutet, ist zum Teil noch
unklar. Wie aus Filmfest-Kreisen zu erfah-


ren war, können einige Filme oder ganze
Retrospektiven möglicherweise in die Aus-
gabe 2021 geschoben werden. Andere Bei-
träge könnten auf anderen Festivals oder
auf Streaming-Plattformen laufen. Die
2019 auf dem Filmfest installierte Erlebnis-
schau „Virtual Worlds“ soll dagegen auf
den Spätherbst verschoben, also herausge-
löst werden aus dem Filmfest-Kosmos.
Dies teilten die Leiterin Astrid Kahmke
und ihr Team ebenfalls am Montag mit.
Bedauern und Verständnis für die ver-
nunftgesteuerte Filmfest-Absage drück-
ten Digitalministerin Judith Gerlach, Mün-
chens Kulturreferent Anton Biebl und Bür-
germeister Manuel Pretzl aus. Gerlach, die
Aufsichtsratsvorsitzende der Internationa-
len Münchner Filmwochen GmbH, kündig-
te Hilfe für die Betroffenen an. „Das Film-
fest München unterstützen wir nachhaltig,
so dass Lösungen für alle Mitarbeiter ge-
funden und das Kernteam weiterbeschäf-
tigt werden kann.“ Auch Pretzl betonte:
„Wir werden alles dafür tun, dass sie ohne
soziale Härten durch diese Zeit kommen.“
Iljine äußerte sich ähnlich, sagte aber: „Es
wird nicht ohne Einschnitte gehen.“ Kon-

kret heißt das: Es wird Kündigungen ge-
ben, Kurzarbeit ist nicht vorgesehen.
Auch für die Stadt dürften die Auswir-
kungen spürbar sein. Das Filmfest lockte
im vergangenen Jahr 70 000 Besucher an,
Stars aus aller Welt, darunter Antonio Ban-
deras, Ralph Fiennes und Bong Joon Ho,
verliehen München etwas von dem Glanz,
den sich Markus Söder dauerhaft für das
Festival wünscht. 2018 hatte der Minister-
präsident angekündigt, bis zu drei Millio-
nen Euro zusätzlich pro Jahr locker zu ma-
chen. Sein Ziel: ein modernes Medienfesti-
val mit internationaler Strahlkraft. Mindes-
tens Berlinale, besser noch Cannes.
Unter der Absage zu leiden haben auch
die Hotels und Restaurants, die Filmema-
cher und Schauspieler, die Verleiher und
Veranstaltungsfirmen. Und nicht zuletzt
die ohnehin durch Streaming-Konkurrenz
und Pachtirrsinn gebeutelten Kinos. Ein
Digitalfestival, wie es das Dok-Fest werden
soll, hilft den Betreibern nicht weiter. Auch
das war für Iljine ein Argument gegen die
Variante. „Wir glauben an die Begegnung
von Menschen, und dafür brauchen wir als
Festival die Kinos.“ bernhard blöchl

Das Festival hat auch immer ein bisschen Glanz bedeutet: Im vergangenen Jahr über-
reichte Leiterin Diana Iljine einen Preis an Antonio Banderas. FOTO: ZUMA PRESS/IMAGO

Mindelheim– Wer in die neue Infektpra-
xis in Mindelheim kommt, füllt am Emp-
fang zunächst einen Fragebogen aus: Fie-
ber? Kurzatmigkeit? Husten? Anschlie-
ßend weist der rote Pfeil an der Wand den
Weg: Wartebereich 1, wobei die Patienten
mit Corona-Verdacht im Gegensatz zu an-
deren Infektpatienten in einem eigenen
Wartezimmer Platz nehmen, mit weit aus-
einandergerückten Stühlen. Von dort aus
geht es zum Arzt, den Filzteppich im Be-
handlungszimmer haben sie noch rausge-
rissen, es braucht jetzt einen Boden, der
leicht zu wischen ist. Die Untersuchung
wird auf das Nötigste reduziert, „schmale
Diagnostik“ nennt das der neue örtliche
Versorgungsarzt Max Kaplan: Puls, Atem-
frequenz, Sauerstoffsättigung – und bei Be-
darf natürlich ein Corona-Test.
Von Donnerstag an wird die Infektpra-
xis für den Landkreis Unterallgäu in Be-
trieb gehen, der langjährige Präsident der
Bayerischen Ärztekammer und Vizepräsi-
dent der Bundesärztekammer Kaplan hat
sie eingerichtet. „Notfallplan Corona-Pan-
demie: Aufrechterhaltung der Arztversor-
gung während des festgestellten Katastro-
phenfalls“, ist die entsprechende Verord-
nung des Gesundheitsministeriums über-
schrieben, wonach nun alle Landkreise
und kreisfreien Städte in Bayern einen so-
genannten Versorgungsarzt eingesetzt ha-
ben, der die medizinischen Abläufe je nach
regionaler Notwendigkeit organisieren
soll. Planen, managen, koordinieren, das
sind die Aufgaben der von Landräten und
Oberbürgermeistern eingesetzten Ärzte.
Sie sollen die Abläufe in ihrer Region so re-
geln, dass die niedergelassenen Ärzte sich
nicht scharenweise mit Corona anstecken
und ausfallen, dass sie weiter auch ande-
ren Krankheiten behandeln können. Und
dass Patienten mit Corona-Verdacht bei
der Aufnahme möglichst wenig mit ande-
ren Menschen in Kontakt gelangen.
Die Landkreise gehen die Aufgabe unter-
schiedlich an: Der Versorgungsarzt des
schwäbischen Landkreises Dillingen etwa
hat den niedergelassenen Ärzten einen
Brief geschrieben. Dort führt er aus, dass
sich schon einige Praxen gemeldet haben,
als Corona-Schwerpunktpraxen Ver-
dachtsfälle zu behandeln. Details seien
noch zu klären. Um andere Hausärzte zu
entlasten, richten Ärzte in verschiedenen
Regionen Bayerns in ihren Räumen Infekt-

sprechstunden ein, zu denen nur Infektpa-
tienten eingelassen werden. Andere Pra-
xen wiederum haben zwei Eingänge und
können Verdachtsfälle räumlich trennen.
Es gibt Landkreise, die bauen Container
auf, um dort mögliche Corona-Infizierte
zentral untersuchen zu lassen. Im Land-
kreis Unterallgäu haben sie innerhalb ei-
ner Woche ein leer stehendes Betriebsge-
bäude gleich ums Eck vom örtlichen Kran-
kenhaus umgebaut. Die Wege sind kurz:
„Das ist natürlich auch ein großer Vorteil“,
sagt Landrat Hans-Joachim Weirather.

17 648 Hausarztpraxen gibt es im Frei-
staat, die Kassenärztliche Vereinigung Bay-
ern (KVB) meldet inzwischen, dass 244 da-
von geschlossen sind: 141 wegen Quarantä-
ne, 82 wegen fehlender Schutzausrüstung,
21 wegen fehlender Kinderbetreuung. „Ich
habe die letzten Woche einige Kollegen er-
lebt, die ausgefallen sind, weil sie ins offe-
ne Messer gelaufen sind“, sagt auch Lud-
wig Walters, Leiter des Unterallgäuer Ge-
sundheitsamtes. Um solche Ansteckungen

von Ärzten zu vermeiden, braucht es ne-
ben mehr Schutzkleidung eben auch eine
bessere Koordinierung der Untersuchun-
gen von Patienten. Kaplan erstellt gerade
den Dienstplan für die Ärzte in seinem
Landkreis, die Infektpraxis hat vormittags
und nachmittags drei Stunden und auch
am Wochenende geöffnet. Patienten sollen
bei ihrem Hausarzt anrufen, Verdachtsfäl-
le schickt dieser dann zu der neuen Stelle
nach Mindelheim. Der diensthabende Arzt
dort ordnet an, wer sich zu Hause kuriert
und wer so schwer erkrankt ist, dass er ins
Krankenhaus muss. „Dort soll nur eingelie-
fert werden, bei wem das unbedingt not-
wendig ist“, sagt Kaplan. „Wir müssen Res-
sourcen schonen.“ Wenn sich viele nieder-
gelassene Ärzte freiwillig für Dienste mel-
den, ist jeder nur einmal alle ein oder zwei
Wochen für je drei Stunden an der Reihe.
Finden sich nicht genug Ärzte, so kann Ka-
plan diese auch zwangsverpflichten.
Dass die Selbstverwaltung der Ärzte auf-
gehoben ist, ist auch für Kaplan eine ge-
wöhnungsbedürftige Situation. „Aber wir
brauchen jetzt schnelle Entscheidungen
vor Ort, und dafür ist die Struktur mit den
Versorgungsärzten gut.“ Landrat Weirat-
her berichtet, dass es deshalb Probleme
gab zwischen bayerischen Behörden und
der Kassenärztlichen Vereinigung. Die
KVB hatte in einer Mitteilung von einem
„Ausdruck des Misstrauens“ gesprochen,
dass der Freistaat nun auf Zwangsrekrutie-
rungen statt auf Freiwilligkeit setze. Die
Ärzte seien hoch leistungsfähig und leis-
tungswillig. Nun heißt es bei der KVB, dass
man „vollstes Vertrauen in die Versor-
gungsärzte“ setze und diese mit lokalen La-
gezentren unterstütze.
Zwangsverpflichtungen wären auch im
Landkreis Unterallgäu das letzte Mittel.
„Wir setzen auf Transparenz und dement-
sprechend gute Zusammenarbeit mit unse-
ren Ärzten hier“, sagt Kaplan. 40 bis 60 Pa-
tienten sollen pro Tag durch die Infektpra-
xis geschleust werden, der auch die ausge-
gliederte Bereitschaftspraxis des Kreiskli-
nik Mindelheim angegliedert ist. Walters,
der Leiter des örtlichen Gesundheitsam-
tes, will den Bürgern so auch wieder Sicher-
heit vermitteln: Die vergangenen Wochen
sei eine gewisse Hilflosigkeit zu spüren ge-
wesen, sagt er, wie mit Patienten, die unter
einer Infektion leiden, umgegangen wer-
den solle. florian fuchs

Sanitätszelte statt Bierzelte


Die Debatte, ob das Oktoberfest Ende September stattfinden kann, reißt nicht ab.
Die Entscheidung darüber wird wohl Ende Mai fallen, und momentan traut sich niemand, die Hiobsbotschaft
schon jetzt zu verkünden: Ein Milliardenumsatz ginge den Bach hinunter

Max Kaplan, langjähriger Präsident der
Bayerischen Ärztekammer, ist Versor-
gungsarzt im Unterallgäu. FOTO: FFU

Die Stadt wird die Auswirkungen


spüren: Im vergangenen Jahr


lockte das Festival 70 000 Fans an


17648 Hausarztpraxen
gibt es im Freistaat, davon
sollen 244 geschlossen sein

Abwarten und Bier trinken, das
ist gerade das Motto der Wirte.
Sagen wollen sie lieber nichts

Planen, managen, koordinieren


Infektpraxen sollen gewährleisten, dass sich Hausärzte nicht mit Corona anstecken


Filmfest München wird abgesagt


Weil der internationale Festival-Kalender im Herbst voll ist, entfällt die Show ersatzlos


Auf der Wiesn gäbe es für das
Virus hervorragendste
Verbreitungsbedingungen

(^26) MÜNCHEN · BAYERN Dienstag, 7. April 2020, Nr. 82 DEFGH
Ob es in 165 Tagen auf der Theresienwiese wieder so aussehen wird wie auf dem Bild links? Das kann man sich angesichts der Pandemie und der Leere momentan kaum vorstellen. FOTO: ANDREAS GEBERT/REUTERS

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