Die Welt - 25.03.2020

(ff) #1

Au revoir,


Uderzo


Die Welt ist zum gallischen Dorf geworden: Asterix und seine GallierDie Welt ist zum gallischen Dorf geworden: Asterix und seine Gallier
leisteten Widerstand gegen Rom, wir alle leisten nun Widerstand gegenleisteten Widerstand gegen Rom, wir alle leisten nun Widerstand gegen
das Coronavirus. Der Mann, der die Widerspenstigen erschuf, der Aste-das Coronavirus. Der Mann, der die Widerspenstigen erschuf, der Aste-
rix und Obelix Kontur gab, ist tot: Der Franzose Albert Uderzo erlagrix und Obelix Kontur gab, ist tot: Der Franzose Albert Uderzo erlag
einem Herzinfarkt. Uderzo wurde 92 Jahre alt. Auch wenn er nun ge-einem Herzinfarkt. Uderzo wurde 92 Jahre alt. Auch wenn er nun ge-
gangen ist, seine Figuren werden bleiben. So wie wir widerstandsfähiggangen ist, seine Figuren werden bleiben. So wie wir widerstandsfähig
bleiben werden – in Zeiten von Corona und auch danach.bleiben werden – in Zeiten von Corona und auch danach. Seite 20 ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2020 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

/

G


erade in Zeiten der
Pandemie zeigt sich die
Überlegenheit unseres
föderalen Systems. Jedes Bun-
desland kann für sich selbst
entscheiden, welche Maßnah-
men es für sinnvoll erachtet. In
Hessen darf man beispielsweise
einen Spielplatz in Begleitung
eines Hundes betreten, in Ber-
lin darf nur der Hund auf den
Spielplatz. In Rheinland-Pfalz
sind die Friseurgeschäfte ge-
schlossen. Wer wegen einer
ästhetischen Zwangslage einen
Haarschnitt braucht, kann den
Friseurnotdienst anrufen, der
aber zurzeit vollkommen über-
lastet ist. In Bayern hat General
Söder den Katastrophenfall
ausgerufen, was wiederum in
Berlin dem Normalfall ent-
spricht. In NRW gilt ein Min-
destabstand von zwei Metern
im öffentlichen Raum, in Meck-
lenburg-Vorpommern sind es
20 Meter. In Baden-Württem-
berg ist eine allgemeine Aus-
gangssperre für Hunde in Kraft,
es sei denn, sie wollen zum
Friseur. In Schleswig-Holstein
wurde das Horten von Klopa-
pier verboten, im Saarland
gehört es dagegen zum Brauch-
tum und wird daher von der
Landesregierung gefördert.

ZZZippert zapptippert zappt


I


n Myanmar muss sich der
Journalist Ye Nivor Gericht
verantworten, nachdem ein
VVVertreter der Armee Anzeigeertreter der Armee Anzeige
gegen ihn erstattet hat. Ye Ni,
seines Zeichens Redakteur bei
der unabhängigen Nachrichten-
seite „The Irrawaddy“, soll laut
Informationen seines Arbeit-
gebers wegen seiner Bericht-
erstattung über Zusammenstöße
zzzwischen Regierungstruppenwischen Regierungstruppen
und Kämpfern der sogenannten
Arakan Army vor Gericht er-
scheinen. Die Arakan Army, eine
Rebellengruppe, die bereits 2009
gegründet wurde, wird von der
Regierung in Myanmar als Ter-
rornetzwerk eingestuft. Sollte Ye
Ni verurteilt werden, dann droht
ihm laut Berichten lokaler Me-
dien eine Haftstrafe von bis zu
zzzwei Jahren. Um vorerst aufwei Jahren. Um vorerst auf
fffreiem Fuß zu bleiben, hat derreiem Fuß zu bleiben, hat der
Journalist laut eigener Aussage
zudem bereits eine Kaution von
zehn Millionen Kyat, umge-
rechnet rund 6500 Euro, bezahlt.
Eine erste Anhörung soll am 30.
März stattfinden.
Shawn Crispin, ein Vertreter
des Komitees zum Schutz von
Journalisten (CPJ), verurteilte
das Verfahren gegen Ye Ni
scharf. „Wenn Myanmar als
Demokratie ernst genommen
werden will, dann müssen die
Einschüchterungen des Militärs
gegen Journalisten aufhören“, so
Crispin.

#Free


them


all


Ye Ni
M

ONIKA RITTERHAUS

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1


25.03.20 Mittwoch,25.März2020DWBE-HP



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W


irtschaftsminister Pe-
ter Altmaier (CDU)
will eine dauerhafte
Wirtschaftskrise
durch die Corona-
Pandemie verhindern und rechnet mit
höheren Einbußen als in der Finanzkrise


  1. Im Kampf gegen eine drohende
    Pleitewelle sollen Nothilfen für Unter-
    nehmen daher bald ankommen. Altmaier
    sagte am Dienstag, es werde fieberhaft
    daran gearbeitet, dass erste Kredite und
    Zuschüsse noch in dieser Woche ausge-
    zahlt werden könnten, zumindest in eini-
    gen Ländern. Das Bundeskabinett hatte
    am Montag ein riesiges Hilfspaket zur
    Bewältigung der Krise auf den Weg ge-
    bracht. An diesem Mittwoch soll es der
    Bundestag beschließen, am Freitag dann
    der Bundesrat zustimmen. Dabei geht es
    um Notkredite und um direkte Zuschüs-
    se. Arbeitgeber sollen im Fall einer finan-
    ziellen Notlage zudem zunächst keine
    Sozialversicherungsbeiträge mehr abfüh-
    ren müssen. Auf Antrag könnten diese
    stattdessen bis Mai gestundet werden,
    erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus
    Kreisen der Sozialversicherungsträger.
    Auf den steilen Einbruch der Wirt-
    schaftsleistung soll auch eine steile Er-


holung folgen – ein solches V-förmiges
Szenario ist nach Einschätzung des Sach-
verständigenrats zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
derzeit am wahrscheinlichsten. „Viel
hängt am Ende auch davon ab, dass wir
schnell wieder aus der Krise herauskom-
men“, sagte der neue Vorsitzende der
Wirtschaftsweisen, Lars Feld.
Dass Deutschland den Ausnahmezu-
stand nicht viel länger als einen Monat
durchhalten könne, davor warnt der Tü-
binger Oberbürgermeister Boris Palmer
(Grüne). „Wir müssen uns aber auf einen
Wirtschaftseinbruch gefasst machen, der
sich gewaschen hat“, sagte Palmer
WELT. „Die Rezession ist sicher. Ich ha-
be meine Zweifel, dass wir diese Ausnah-
mesituation sehr viel länger als einen
Monat durchhalten können.“ Für den
„Erhalt des gesellschaftlichen Friedens
und der öffentlichen Ordnung“ sei es
notwendig, „dass wir uns Gedanken über
Exit-Strategien machen. Wie kommen
wir kontrolliert und organisiert aus die-
sem totalen Lockdown wieder heraus in
drei bis vier Wochen?“
Irgendwann werde man die Frage stel-
len, ob diese Beschränkung der Freiheit
wirklich notwendig sei, sagte Bayerns

Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
nach der Kabinettssitzung in München.
Darum sei beschlossen worden, parallel
zu den als gesundheitspolitisch für not-
wendig erachteten Maßnahmen ein Mo-
nitoring auf ethischer, gesellschaftlicher
und juristischer Ebene vorzunehmen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident

Winfried Kretschmann (Grüne) sah noch
keine Zeichen der Entspannung: „Wir
stehen immer noch am Beginn der Kri-
se“, sagte er. „Es gilt weiterhin Alarmstu-
fe Rot.“
Auch Österreichs Bundeskanzler Se-
bastian Kurz dämpfte die Hoffnung auf
eine baldige Aufhebung der Einschrän-
kungen des öffentlichen Lebens. „Es
wird nicht das Leben von heute auf mor-
gen wieder so sein, wie es war. Wahr-
scheinlich werden wir nach Ostern in ei-
ner Phase sein, die dem heutigen Zu-
stand mehr ähnelt als dem Normalzu-
stand“, sagte der konservative Politiker.
In Deutschland steigen die Infektio-
nen mit dem Virus weiter, bislang sind
mehr als 32.400 Fälle registriert. Schles-
wig-Holsteins Bildungsministerin Karin
Prien (CDU) plant bereits eine Absage
aller Schulabschlussprüfungen. „In der
derzeitigen Situation und der besonde-
ren Herausforderung nicht nur für unser
Schulsystem, sondern auch jeden Einzel-
nen von uns, halte ich diese Entschei-
dung für geboten.“ Und das Präsidium
der Deutschen Fußball Liga empfiehlt,
den Spielbetrieb in der Ersten und Zwei-
ten Fußball-Bundesliga vorerst bis zum
30.April ausgesetzt bleiben zu lassen. DW

Hilfen für Firmen sollen noch


diese Woche gezahlt werden


Minister Peter Altmaier will einen dauerhaften Einbruch der Wirtschaft durch die Corona-Krise


verhindern. Arbeitgeber in Notlagen sollen Sozialversicherungsbeiträge stunden können


DIE WELT digital ISSN 0173-8437 72-13 ZKZ 7109


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Die für den kommenden Sommer
geplanten Olympischen Spiele in
Tokio finden erst im nächsten
Jahrstatt. Das Internationale
Olympische Komitee (IOC) habe
seinem Vorschlag zugestimmt, die
Wettkämpfe 2021 auszutragen,
sagte der japanische Minister-
präsident Shinzo Abe am Diens-
tag. Er hatte mit IOC-Präsident
Thomas Bach telefoniert, nach-
dem das IOC erklärt hatte, es
werde binnen vier Wochen über
eine Verschiebung beraten.
Siehe Kommentar und Seite 18

Olympische Spiele


werden verschoben


A


m Ende ging es wie so oft in
der Sportpolitik nur noch um
die Deutungshoheit. Japans
Ministerpräsident Shinzo Abe be-
richtete am Dienstag, IOC-Chef
Thomas Bach habe seinem Vorschlag
fffür eine Verschiebung der Sommer-ür eine Verschiebung der Sommer-
spiele auf das kommende Jahr zuge-
stimmt – während Bach sagte, seine
Organisation selbst habe den
WWWunsch an den Gastgeber herange-unsch an den Gastgeber herange-
tragen. Nach Wochen des Zauderns
und Zögerns bekamen es die Prota-
gonisten des größten Sportspekta-
kels der Welt nicht einmal hin, die
AAAbsage einheitlich zu verkünden.bsage einheitlich zu verkünden.
Das an Imageschäden ohnehin rei-
che Projekt „Tokio 2020“ erlebte ei-
nen neuerlichen Tiefpunkt.
Schon vier Monate vor dem ge-
planten Start hatten Art und Weise
der Ausrichtung durch die Haupt-
stadt Japans massive Kritik hervor-
gerufen. Der Etat für die Olympi-
schen Spiele war einst mit neun
Milliarden Euro veranschlagt wor-
den, aktuell liegt er bei 27 Milliar-
den Euro. Dabei hatte sich gerade
Möchtegernreformer Bach auf die
Fahne geschrieben, dem fortschrei-
tenden Gigantismus in seiner Bran-
che ein Ende bereiten zu wollen.
VVVergebens.ergebens.
In seine Amtszeit fallen die 33 Mil-
liarden Euro teuren und von Do-
pingskandalen der Gastgeber überla-
gerten Winterspiele 2014 in der rus-
sischen Schwarzmeerstadt Sotschi
ebenso wie das nun auf 2021 ver-
schobene Sommerfest in Tokio. Das
noch immer so wohlklingende sport-
liche Wettkampfmotto „höher,
schneller, weiter“ haben der Funk-
tionär und seine Vorstandskollegen
schon längst in „reicher, wahnsinni-
ger, skrupelloser“ umgewandelt.
Die Entscheidung, die Sommer-
spiele nun aufgrund der Corona-
Pandemie um zwölf Monate zu ver-
schieben, war überfällig. Schon vor
dem Beschluss hatten Sportler wie
Deutschlands Athletensprecher Max
Hartung und das gesamte kanadi-
sche Team ihren Boykott für den Fall
verkündet, dass das IOC an seinem
ursprünglichen Zeitplan festhalten
wolle. Der seit 2013 als Präsident
fffungierende Bach und sein Komiteeungierende Bach und sein Komitee
waren bloßgestellt und jetzt zum ra-
schen Handeln gezwungen. Dass
Bach bis zum Wochenende in einer
Mischung aus Naivität und Fahrläs-
sigkeit noch alles daransetzen woll-
te, um die Spiele ab dem 24. Juli
durchzudrücken, war allein den dro-
henden Einnahmeverlusten geschul-
det. Experten beziffern sie auf fünf
Milliarden Euro.
So haben Thomas Bach und sein
IOC am Dienstag zwar im Sinne der
lange verunsicherten Athleten ge-
handelt, aber auch für einen Rekord
gesorgt: Sie gehen als Väter der teu-
ersten Absage einer Sportveranstal-
tung in die Geschichte ein.

KOMMENTAR


Olympia


2021


[email protected]


JENS BIERSCHWALE


** D2,80EURO B Nr. 72


M


attia ist am Sonntag nach Hause zurück-
gekehrt. Aus der Poliklinik San Matteo im
norditalienischen Pavia entlassen, konnte
er nach über einem Monat seine Frau Valentina
umarmen, die in wenigen Tagen ihre erste gemein-
same Tochter zur Welt bringen soll.

VON GIAMPAOLO VISETTI


Mattia ist 38 Jahre alt, arbeitet als Manager bei
einem großen Lebensmittelkonzern in der lombar-
dischen Kleinstadt Casalpusterlengo. Seit Wochen
kennt ihn jeder nur als „Patient eins“. Seit dem 20.
Februar war er in Behandlung, er stand am Beginn

der Epidemie in Europa. „In den letzten Tagen hat
man vier Tests gemacht, alle negativ“, sagt er.
„Bald werde ich unser kleines Mädchen streicheln
können, ohne Angst haben zu müssen, sie anzuste-
cken.“
Mattias Glück war, dass er auf kreative und mu-
tige Ärzte traf. In der norditalienischen Kleinstadt
Codogno, wo er zunächst ins Krankenhaus einge-
liefert worden war, war es die Anästhesistin Anna-
lisa Malara, die die Infektion diagnostizierte, als in
Europa noch niemand an Corona dachte. Der Arzt
Francesco Mojoli riskierte den Transport des Kran-
ken nach Pavia, den alle als „nicht transportfähig“
bezeichneten. Dass Mattia noch am Leben ist, ver-

dankt er diesen Menschen und dem Virologen Raf-
fffaele Bruno, dem Leiter der Klinik von San Matteoaele Bruno, dem Leiter der Klinik von San Matteo
in Pavia.
Der Kampf der Ärzteteams dauerte 18 Tage, und
sie fürchteten oft, dass sie es nicht schaffen wür-
den. Zusammen mit Mediziner Mojoli ist Mattia
bereit, von seinem Leidensweg zu erzählen:
„Erst am 9. März, als der Sauerstoffschlauch aus
meiner Luftröhre entfernt wurde, erfuhr ich, dass
ich das Coronavirus überlebt hatte“, sagt Mattia.
„Am 19. Februar war ich nach einer Grippe, die sich
zu einer normalen Lungenentzündung entwickelt
hatte, ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nie-
mand hätte eine andere Diagnose für möglich ge-

halten.“ An den Monat nach der Nacht des 20. Fe-
bruar erinnere er sich fast nicht mehr, es sei wie
ein Blackout.
„Die letzten drei Tage haben sie die Medikamente
zur Ruhigstellung reduziert. Ich konnte nicht reden,
aber ich fing an, wieder zu sehen. Als Astronauten
verkleidete Menschen bewegten sich um mich he-
rum. Ich verstand nicht, was passiert war und wo ich
war. Als ich aus dem Koma erwachte, träumte ich
davon, die von meiner Frau versprochenen Gnocchi
zu essen. Dann eine Pizza mit Gorgonzola und Pe-
peroni, dazu ein Bier. Das Leben ist schön, weil es
aus diesen einfachen Dingen besteht.“

„Mattias Zustand war sehr ernst, obwohl er jung und stark war“


Am 20. Februar wurde in Italien „Patient eins“ als erster schwerer Corona-Fall in Europa diagnostiziert. Nun ist der 38-Jährige genesen


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DAX


Im Plus


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