Die Welt - 25.03.2020

(ff) #1

V


iele Eltern sitzen im Home-
office und müssen neben-
her ihre Kinder betreuen,
mit ihnen für die Schule ler-
nen oder spielen. Spielplät-
ze, Kindergeburtstage und andere Tref-
fen von Kindern wird es für zwei Wo-
chen, vielleicht sogar auch für länger
nicht geben. Der Kinder- und Jugend-
psychiater Michael Schulte-Markwort
erklärt, auf was Eltern achten sollten.

VON PIA HEINEMANN


WELT: Viele Eltern sorgen sich, dass
die Kontaktsperre für Kinder sich auf
deren Entwicklung oder Psyche nie-
derschlagen könnte. Manche haben
beispielsweise gerade ihr Kind müh-
sam an die Kita gewöhnt – und jetzt
ist das Kind wieder ständig bei seinen
Eltern. Ist das ganze Training jetzt für
die Katz?
MICHAEL SCHULTE-MARKWORT:
Nein, das glaube ich nicht. Es gibt tren-
nungssensitive Kinder, die nur sehr
schwer damit zurechtkommen, von ih-
rer Mutter oder ihrem Vater getrennt
zu sein. Die haben aber auch nach jedem
Urlaub Anlaufschwierigkeiten mit der
Betreuung. Diese Kinder werden sicher-
lich auch nach dieser Ausgangssperre
nicht so gerne allein bleiben. Aber es
gibt nur sehr wenige Kinder, bei denen
das problematisch ist.

Kann man etwas für diese Kinder tun?
Kann man sie irgendwie trainieren?
Ich bin generell nicht dafür, Trennun-
gen zu trainieren. Natürlich müssen
Kinder lernen, auch mal ohne ihre El-
tern zu sein. Aber für manche ist es eine
Überforderung, und ich finde es res-
pektlos, einfach darüber hinwegzuge-
hen. Ein Kind, dass nicht getrennt sein
will, hat ja eine innere Not, es will da-
mit seine Eltern ja nicht ärgern. Es
kann an seinen primären Persönlich-
keitsmerkmalen liegen oder daran, dass
die Situation zu Hause gerade neu ist.
Trennungsängste erleben wir oft bei
Kindern, die in die Kita gehen sollen –
und die zudem gerade ein kleines Ge-
schwisterkind bekommen haben. Tren-
nungen sind für Kinder psychisch im-
mer eine große Herausforderung. Das
sollte man beachten.

Umso schlimmer, wenn die Kinder ge-
rade daran gewöhnt wurden – und

nun wieder das Gegenteil erleben: die
ständige Anwesenheit ihrer Eltern.
Für die Kinder ist das erst einmal nicht
schlimm. Und ich ermuntere Eltern
auch, es nicht als Katastrophe zu be-
trachten. Eltern sind die besten Exper-
ten für ihr Kind. Sie sollten auf keinen
Fall in Alarmismus verfallen, dass zwei
oder drei Wochen kitafrei ihr Kind
nachhaltig schädigen würde.

Die neue Konstellation aus Eltern, die
im Homeoffice arbeiten müssen, und
Kindern, die beschult oder zumindest
beschäftigt werden müssen, bietet
viel Raum für Streit und blanke Ner-
ven. Was raten Sie Eltern?
Die aktuelle Ausgangsbeschränkung
fordert von Eltern eine Menge. Sie soll-
ten eine gute Struktur vorgeben und
gleichzeitig eine große Flexibilität be-
wahren.

Was meinen Sie konkret?
Wichtig ist eine zeitliche Struktur. Fami-
lien sollten morgens so wie immer auf-
stehen und den Tag klar strukturieren.
Die Essenszeiten können dafür das
Grundraster sein. Dann kann man an je-
dem Morgen besprechen, wie der Tag ab-
laufen wird. Man kann Zeiten definieren:
VVVon neun bis zehn arbeitet oder spielt je-on neun bis zehn arbeitet oder spielt je-
der in seinem Zimmer, danach machen
wir eine Viertelstunde eine gemeinsame
Pause. Bei älteren Kindern kann man
sich da an den Schulzeiten orientieren.

Gerade bei kleineren Kindern kommt
man mit einer zeitlichen Struktur
aber nicht so weit ...
Das ist der Punkt, an dem Eltern flexi-
bel sein müssen. Stellen Sie sich vor, Sie
teilen den Esstisch in zwei Bereiche ein:
Der eine ist Ihr Computerarbeitsplatz,
der andere der Platz, an dem das Kind
malen und spielen darf. Wenn das Kind
jetzt sein Spielauto zu Ihnen rüber-
schiebt, ist es gut, das Spielauto einfach
spielend zurückzufahren. Das ist zwar
eine minimale Unterbrechung Ihres Ar-
beitsflusses, ist aber meiner Erfahrung
nach wesentlich besser, als wenn man
nicht reagiert, das Kind ignoriert oder
es mit einem ‚Stör mich jetzt nicht‘ zu-
rückweist. Kinder suchen oft nur einen
kurzen, aber intensiven Kontakt. Da-
nach ziehen sie sich wieder zu ihrem
Spiel zurück. Eltern sollten sich ruhig
kurz stören lassen, dann kommen sie
weniger vor.

Stichwort Esstisch: Wie sollte man
die Wohnung jetzt gestalten, damit
Erwachsene und Kinder gut mitei-
nander klarkommen?
Ich würde versuchen, eine Art Groß-
raumbüro zu schaffen, in dem jeder
seine Rückzugsmöglichkeit hat. Und
gucken Sie sich auch den Balkon an –
da kann ein Kind vielleicht auch mal
fffür eine halbe Stunde unbeaufsichtigtür eine halbe Stunde unbeaufsichtigt
spielen.

Kann es zu Entwicklungsproblemen
kommen, wenn Kinder mehrere Wo-
chen in Quarantäne sind?
Nein, so dramatisch ist es nicht. Man
muss auch Gelassenheit widerspiegeln.
Eltern sollten sich vor Augen führen,
dass sie die Zugbrücke nicht hochziehen
müssen, vor der Wohnungstür steht
schließlich nicht der Tod. In 99 Prozent
aller Fälle verläuft eine Corona-Infekti-
on bei Kindern asymptomatisch. Die
Kinder bekommen davon nichts mit.

Das Spielen mit anderen Kindern ist
wichtig, um soziale Kompetenz auf-
zubauen. Muss man sich in Zeiten von
Social Distancing um die soziale Ent-
wicklung des Kindes sorgen?
Tatsächlich ist das, was wir gerade erle-
ben, ja gar kein Social Distancing – es ist
Physical Distancing. Das ist ein wichti-
ger Unterschied! Wegen dieses Missver-
ständnisses wittern viele jetzt Gefahr,
die nicht da ist. Wenn Sie sich die Tele-
fon- und WhatsApp-Daten der vergan-
genen Jahre ansehen, dann waren wir
noch nie so eng sozial vernetzt.

Aber ist Telefonieren und Chatten ge-
nauso gut, wie miteinander zu spie-
len?
Wenn ich mit Kindern spreche, dann sa-
gen sie, dass sie andere Kinder gar nicht
unbedingt physisch treffen wollen. Das
Gespräch, der kommunikative Aus-
tausch reicht ihnen. Ich glaube, Erwach-
sene haben die Idee, dass Kinder sich
unbedingt zum Spielen treffen müssen.
Aber es gibt keine Hinweise darauf, dass
Kinder, die mit ihren Freunden digital
verbunden sind, Beziehungsprobleme
mit anderen Menschen haben.

Was ist mit kleinen Kindern, die noch
nicht chatten können. Klar, man kann
über Skype andere Kinder zum Spie-
len ins Kinderzimmer einladen. Aber
das ist doch nicht dasselbe wie zwei

Kinder, die mit ihren Spielzeugautos
gegeneinandercrashen ...
Das stimmt. Aber es ist erst einmal
nicht dramatisch, und Eltern sollten
sich darum nicht sorgen. Die Situation,
die wir jetzt erleben, ist für die kleinen
Kinder erst einmal nicht viel anders als
ein dreiwöchiger Urlaub, bei dem es kei-
ne Gleichaltrigen im Hotel gibt.

Was ist mit älteren Kindern und dem
Homeschooling – kann das klappen?
Wir haben ein paar Erfahrungen. Krebs-
kranke Kinder können bei uns am Ep-
pendorf-Klinikum beispielsweise wäh-
rend ihrer Therapie weiter zur Schule
gehen – sie werden per Video zum Un-
terricht dazugeschaltet. Sie lernen so
gut. Manche Kinder haben mir auch
schon erzählt, dass sie noch nie so gut
und intensiv gelernt haben wie jetzt.
Kinder sitzen in einer Schulklasse ja mit
25, 30 anderen Kinder zusammen. Da ist
immer eine gewissen Unruhe. Die fällt
jetzt weg. Für manche Kinder mag diese
Situation sogar gut sein. Die meisten
werden auf jeden Fall gut damit klar-
kommen. Ich glaube, wir sind in dieser
Phase nicht weniger effektiv als bisher,
vielleicht sogar mehr.

Großeltern sorgen sich jetzt, dass ih-
re Enkelkinder nach einer langen Zeit
der Abwesenheit fremdeln könnten.
Das glaube ich nicht. Die Großeltern
können ja nach wie vor telefonieren,
viele chatten ja auch mit ihren Enkel-
kindern. Ich glaube, es wäre auch
schön, wenn Großeltern Briefe schrei-
ben, in denen sie aus ihrem Leben be-

richten. Die Briefe können die Eltern
ihren kleinen Kindern vorlesen, und die
Eltern können den Großeltern im Na-
men der Kinder zurückschreiben. So
haben alle teil am Leben ihrer Lieben.
Man darf auch nicht vergessen, dass die
Großeltern in sehr vielen Familien ihre
Enkel ohnehin nicht mehr täglich se-
hen, sie leben oft gar nicht in derselben
Stadt. Ich glaube, momentan wird viel
dramatisiert.

Kommen wir noch mal auf die Kernfa-
milie zurück. Die Ausgangsbeschrän-
kung ist ja tatsächlich doch etwas an-
deres als ein Urlaub, die Eltern müs-
sen zu Hause arbeiten, ihre Kinder be-
schulen und haben vielleicht auch
noch mit ihren eigenen Ängsten vor
dem Virus zu kämpfen. Es ist ja ab-
sehbar, dass es jetzt häufiger krachen
wird, vor allem bei Familien die nur
eine kleine Wohnung haben ...
Das muss man ernst nehmen. Familien,
in denen es jetzt hoch hergeht, können
sich aber nach wie vor jederzeit an die
kinderpsychiatrischen Notfallambulan-
zen wenden. Wenn Kinder psychische
Probleme wegen dieser Situation bekom-
men, dann werden sie natürlich nach wie
vor behandelt. Kinderpsychiatrische
Symptome sind keine Befindlichkeitsstö-
rungen, sondern sie müssen auch weiter-
hin behandelt werden. Aus Beobachtun-
gen von Kindern, die in Lagern oder bei
ihren Müttern in Gefängnissen aufge-
wachsen sind, wissen wir, dass sie sich an
sehr vieles gewöhnen können, ohne da-
durch Schaden zu nehmen.

Stichwort Angst – wie sollten Eltern
die Lage mit ihren Kindern eigentlich
besprechen?
Klar, sachlich und vor allem angemes-
sen. Wenn ein Kind Angst hat zu er-
kranken, dann erklären Sie ihm, dass es
sehr unwahrscheinlich ist, dass es über-
haupt erkrankt. Vielleicht hatte es
schon einmal Fieber? Dann erinnern Sie
es daran und erklären ihm, dass das von
winzig kleinen Tierchen ausgelöst wird
und dass nun eben ein neues Fiebertier-
chen auf der Welt ist. Erklären Sie ihm,
dass für das Kind selbst praktisch keine
Gefahr besteht und dass wir nur seine
Großeltern jetzt ein wenig schützen
müssen. Wenn Sie das sachlich und klar
kommunizieren und keine Panik ver-
breiten, wird das Kind sehr gut damit
zurechtkommen.

„Wir haben kein


SOCIAL DISTANCING,


sondern nur PHYSICAL DISTANCING“


Schaden die Ausgangsbeschränkungen der Corona-Krise der Entwicklung von Kindern?


Ein Kinderpsychiater erklärt, worauf Eltern achten sollten - und welche Vorteile die Kontaktsperre hat


GETTY IMAGES

/ SALLY ANSCOMBE

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25.03.20 Mittwoch,25.März2020DWBE-HP



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DIE WELT MITTWOCH,25.MÄRZ2020 SEITE 10


WISSEN


WISSENSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 719 50|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WISSENSCHAFT


E


s gibt eine Frau und zwei
Männer, die vor einer Corona-
Infektion geschützt sind. Jes-
sica Meir, Andrew Morgan und Oleg
Skripochka befinden sich an Bord der
„Internationalen Raumstation“ (ISS)


  • Morgan bereits seit Juli 2019, die
    beiden anderen seit September. Kei-
    ner von ihnen kann also den Erreger
    Sars-CoV-2 von der Erde zur ISS ge-
    bracht haben. Damit die ISS auch
    künftig Corona-freie Zone bleibt,
    wird es vor dem Start der nächsten
    Besatzung einige Änderungen bei
    den eingespielten Abläufen geben.
    Am 9. April 2020 sollen Chris
    Cassidy, Anatoli Iwanischin und
    Iwan Wagner vom Weltraumbahn-
    hof Baikonur mit einer Sojus zur ISS
    fliegen, die die Erde in einer Höhe
    von rund 400 Kilometern umrundet.
    Bislang schon mussten alle Astro-
    nauten und Kosmonauten stets die
    letzten beiden Wochen vor dem
    Start in Quarantäne verbringen. An
    Bord der Raumstation zu erkranken,
    wäre schon bei einer harmlosen Er-
    kältung misslich. Schließlich sollen
    sie ihre wertvolle Arbeitszeit in der
    Schwerelosigkeit für wissenschaftli-
    che Experimente nutzen und dabei
    nicht in ihrer Leistungsfähigkeit be-
    einträchtigt sein.
    Ernstere Erkrankungen wie Co-
    vid-19 kann man an Bord einer
    Raumstation erst recht nicht ge-
    brauchen. Zum einen würde sich an-
    gesichts der engen räumlichen Ver-
    hältnissen die gesamte Crew recht
    schnell infizieren, zum anderen wird
    das Immunsystem der Astronauten
    und Kosmonauten durch die Schwe-
    relosigkeit geschwächt, sodass bei
    ihnen schwerere Krankheitsverläufe
    zu erwarten wären als bei vergleich-
    baren Personen auf der Erde. Die
    Besatzung könnte zwar im Notfall
    jederzeit mit der angedockten So-
    jus-Kapsel zurück zur Erde fliegen
    und die Station vorerst sich selbst
    überlassen. Doch das möchte man
    natürlich möglichst vermeiden und
    deshalb vor dem Start ins All sicher-
    stellen, dass kein Raumfahrer krank-
    machende Keime in sich trägt.
    Die irdische Corona-Pandemie
    führt also dazu, dass den üblichen
    zwei Wochen Quarantäne zwei wei-
    tere Wochen vorgeschaltet werden.
    Deren Sinn besteht in erster Linie
    darin, in diesem Zeitraum Kontakte
    mit anderen Personen zu vermei-
    den, die Träger des Virus sein könn-
    ten. Konkret hat dies zur Folge, dass
    auf einige Zeremonien verzichtet
    werden soll, die vor bemannten So-
    jus-Flügen seit vielen Jahren Tradi-
    tion sind. Cassidy, Iwanischin und
    Wagner werden in der sogenannten
    Star City nicht das Büro der sowjeti-
    schen Raumfahrtlegende Gagarin
    besuchen, keine rote Nelke an der
    Kremlmauer niederlegen und auch
    nicht an einem Abschiedsdinner in
    Moskau teilnehmen.
    Nicht nur in Russland hat Corona
    Auswirkungen auf die Raumfahrt. In
    den USA wurde vorerst das „Orion“-
    Projekt unterbrochen, dessen Ziel
    die Landung von Astronauten auf
    dem Mond ist. Geplant war dies bis-
    lang für das Jahr 2024. Dafür wären
    aber ein erster unbemannter Flug in
    2021 und ein bemannter Flug mit ei-
    ner Mondumrundung 2022 erforder-
    lich. Bislang schon galt dieser Zeit-
    plan als sehr ehrgeizig; durch die
    Corona-Pandemie ist die Rückkehr
    der Amerikaner zum Mond für 2024
    nicht mehr realistisch.
    Auch unbemannte Weltraummis-
    sionen dürften sich zumindest ver-
    zögern. Meist gibt es bei den jeweili-
    gen Missionen nur ganz bestimmte
    Startfenster – also eng bemessene
    Zeiträume, in denen der Start einer
    Raumsonde erfolgen muss, wenn sie
    ihr Ziel im All erreichen soll. Wird
    ein solches Startfenster verpasst,
    können viele Monate oder gar Jahre
    vergehen, bis sich wieder eine geeig-
    nete Startkonstellation ergibt.


EINE MINUTE PHYSIK


NORBERT LOSSAU


Raumfahrer


in Quarantäne


Michael Schulte-Markwortist
Kinder- und Jugendpsychiater an
der Klinik für Kinder- und Ju-
gendpsychiatrie, -psychotherapie
und -psychosomatik am Uniklini-
kum Hamburg-Eppendorfund
seit 2014 ärztlicher Leiter des
dortigen Zentrums für Psycho-
soziale Medizin.

Zur


PA/ DPA Person


/ GEORG WENDT

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