Berliner Zeitung - 25.03.2020

(Joyce) #1

Berlin


· Berliner Zeitung·Nummer 72·Mittwoch,25. März 2020^15 ························································································································································································································································································

Die


gute Seite


S


ind bei Ihnen inzwischen auch
alleKüchenschubladengewischt
und aufgeräumt, spiegelt sichIhr
Konterfei inMessernund Gabeln?
OderhabenSiesogareinaltesHobby
wiederaufgenommen?Eswirdjav iel
geredet vonEntschleunigungindie-
sen Tagen, als wäreeine Pandemie
ein willkommener Anlass für eine
längstfälligeAuszeit. Nungut,wenn
derKelleraufgeräumtunddieStaffe-
lei samt Leinwand wiederverstaut
sind, haben wir jetzt etwasZeit, um
wirklichsinnvolleDingezumachen.
Es heißt momentan vielerorts,
vomVirus seien alle gleichermaßen
betroffen. Irgendwie stimmt das
schon, andererseits trifft diese Krise
genau diejenigen am stärksten, de-
nenesohnehinnichtbesondersgut
geht, sei es finanziell oder sozial.
Hierim HaussollennunLebensmit-
telspendenfürdieArchegesammelt
werden. Malsehen,wievielemitma-
chen und was dabei zusammen-
kommt, neulich waren nämlich die
KonservenimS upermarkt ausver-
kauft. Dortmüssen sie jetzt ja nicht
mehr nur auf dieHamsterer reagie-
ren, sondernauch auf die vielen
Menschen, die plötzlich zuHause
bleibenundentsprechendmehrLe-
bensmittel im Kühlschrank benöti-
genalsgewöhnlich.Voreinpaar Ta-
genherrschtesogarimKühlregal,wo
sonst die Frischmilch steht, gäh-
nendeLeere.
Aber zurück zu den positiven
Dingen: Nachbarnnehmen immer
nochPaketean,trotzdesdoppelten
Kontakts mit potenziellInfizierten.
EinFamilienmitglied hat morgens
beobachtet, wie einMann einem
schlafenden Obdachlosen einen
Fünfzig-Euro-Schein unter den
Schlafsack geschoben hat. Es gibt
überall Angebote zur Nachbar-
schaftshilfe beiBesorgungen, jetzt
kommen auchSpendenzäune für
Obdachlose.
Aufden Bürgersteigen halten die
meistenMenschenbewusstAbstand
zueinander.DasistübrigenseineEr-
rungenschaft, die wir später,wenn
der ganzeSpuk vorüber ist, gerne
beibehalten können. NegativeEr-
scheinungen gibt es immer noch in
nennenswertemAusmaß. Dieigno-
rierenwiraberheutemal.Esistjaso
schonkompliziertgenug.


Stadtbild


Torsten Landsberg
versucht, der KrisePositives
abgegwinnen.

ZwischenBitterkeitundInspiration


O


ma hat immer gesagt:
Unter jedem Dach ein
Ach. Undjetzt, während
unseresCorona-Hausar-
rests,könnenwirunssichersein,
dassdieseSorge,dasAchalso,sogar
tagsüber zuHause ist. Auch bei
Künstlernwie der Entertainerin
GayleTufts.DieEntertainerinmit
US-amerikanischen Wurzeln hat
keineAhnung,obesdiePremiereih-
rerneuen Show „Make America
GayleAgain“am10.MaiimS chiller-
Theater tatsächlich geben kann.Sie
bereitet sich in langenVideotelefo-
naten mit ihrem musikalischen Lei-
ter Marian Luxdarauf vor: „Ersitzt
amKlavierinPrenzlauerBerg ,ichin
meinerWohnunginSchöneberg.“
AndereKonzerteundShowssind
bereits abgesagt, dahinter stehen
Verluste,die erst einmalverkraftet
werden müssen. Alle dreiTage ge-
nehmigtGayleTufts sich einen kur-
zenMoment der Schwäche: „Dann
heule ich fünfMinuten, weil das ja
wirklichraus muss .Und dann geht
es weiter.“ ZumBeispiel mit ihrer
täglichen Radiokolumne „Happy
Greetings from zuhause“ aufRadio
Paradiso: „Das ist eine Therapie für
mich, die mir hilft, positiv zu blei-
ben.“ Undüber die Situation zu
scherzen:„Wirallehabenindenver-
gangenenJahren mal gesagt, dass
wir ger nmehr Zeit für uns hätten.
JetzthabenwirdenSalat!“
Sänger Dirk Michaelis,von dem
die Melodie desHits „Als ich fort-
ging“ stammt, schaut mitSorgen in
die Zukunft: „Die großenSommer-
Open-Airs waren schon fest einkal-
kuliert.“In schwachenMomenten
zweifelt Michae lis an einerZukunft
inseinemBeruf:„Ichdenkedarüber
nach, was ich stattMusikmachen
könnte.“Aber es gibt auch die star-
ken Augenblicke.Und in so einem
hat er in seinemWohnzimmer zu-
sammenmitTochterAnoukdasLied
„Alles wirdgut“aufgenommen.In
dem Song heißt es beispielsweise
„IchbineinIchundDu bistein Du,
zusammenwirddarauseinWir.“
DerTextstammtvonGiselaStein-
eckert, die auch schon„Als ich fort-
ging“ geschrieben hatte.Michaelis
gehörtnicht zu denen, die dieBe-
obachtunggemachthaben,dassdie
Corona-Krise die Menschen
schlechter oder besser gemacht ha-
ben:„Nein,esgibtdieKlugenundes
gibt die Doofen. Also alles wie im-
mer!“
ComedianThomasNicolaiwir dzu
HauseohneseinPublikumganzhib-
belig.Er hatschonüberlegt, oberin
einemKellerinseinemHausAuftritte
organisiert,aberwennnichtmehrals

WieprominenteKünstlermitihrer


plötzlichenArbeitslosigkeit


umgehenundwelche


Veränderungensie


inihremUmfeldwahrnehmen


vonAndreas Kurtz
[email protected]

Comedian Thomas Nicolai wird ohne sein Publikum ganz hibbelig. CHRI STIANSCHULZ (3)

GayleTufts freut sich über mehr Zeit für
sich selbst, zumindest manchmal.

zwei Menschen zusammenkommen
dürfen, funktioniertdas nicht.„Viel-
leicht mache ich was imInternet?
Aber zunächst schlafe ich aus,lese,
schauefern,kocheundgenießedie
ZeitmitmeinerFamilie,sogutes
geht.Undichjoggeregelmäßig.“Er
machtdieErfahrung,dassmaninder
Krise enger zusammenrückt: „Ich
habe das guteGefühl, dass wir ein
bisschen mehr aufeinander aufpas-
sen.“ Sein Appell: „Vielleicht sollten
wir alle ,wennwir Corona überstan-
den haben, mehr imJetztleben und
nicht so viel imGesternoder Mor-
gen.“ Undvielleicht helfe dieErfah-
rung zu begreifen,„was wir alles ha-
ben: Unterm Strich geht es unsver-
dammtguthierinDeutschland.“
Sängerin JuliaGámezMarti n,die
gerade gemeinsam mit Ariane Mül-
ler,ihrer PartnerinimDuoSuchtpo-
tenzial, denDeutschen Kleinkunst-
preis gewann, macht derzeit unge-
kannte Erfahrungen:„Nichtrauszu-
kommen, nicht vorPublikum
spielenzudürfenunddazunochdie
finanzielleUnsicherheitsowieoben-
dreindieSorgeumd ieMenschenim
Familien- undBekanntenkreis.Da
muss mangut aufpassen, nicht
durchzudrehen.“ Wasihr Mut
macht:„All ehelfensichgegenseitig,
ob privat oder imJob. Dasgibtmir
Hoffnung, dass wir das gut überste-
henwerden.“Abundzupasstsieauf
die kleinenKinder ihrerNachbarn
auf: „Homeoffice mit kleinenKin-
dernist ein Ding der Unmöglich-
keit.“
Für die Berliner Sängerin und
SchauspielerinAngelikaMannliefes
zuletztbesondersbitter:„Nachsechs
WochensehrintensiverProbenund
einen Tagvor der Premierebin ich
arbeit slos geworden.“Sienutzt die
unfreiwilligeFreizei t,umihrBürozu
ordnen. „Außerdem schaue ich in
derHoffnung,dasswirdochbaldun-
ser schönesStück‚HimmlischeZei-
ten‘ vorPublikum uraufführen kön-
nen,täglichinsTextbuch.“
Schauspieler Wolfgang Bahro
kenntdasGefühl,arbeitsloszusein,
schon seit 27Jahren nicht mehr.So
langestehternämlichalsfieserAn-
waltJoGernerinderSerie„GuteZei-
ten, schlechteZeiten“ vorder Ka-
mera.AmF reitag erfuhr er mit den
Ensemblekollegen,dassdieProduk-
tion wegen Corona vorerst einge-
stelltwird.ErnutztdieZeit,umb eim
Schreiben seinerMemoiren weiter-
zukommen.Undwundertsichüber
manche Einschätzung, dass die
MenscheninderKriseengerzusam-
menrücken:„Ich habe eher dasGe-
fühl, dass die aggressiver miteinan-
derumgehen.“

Julia Gámez Martin registrierterfreut ei-
ne allgegenwärtige Hilfsbereitschaft.

POLIZEIREPORT


Unfall mit Schwerverletztem.
BeieinemZusammenstoßzwischen
einemAutoundeinemLkwistein
56-jährigerAutofahrerinWilmers-
dorfschwer verletztworden.Der
MannerlitteinPolytraumaundkam
amMontagmittagineinKranken-
haus,wiediePolizeiamDienstag
mitteilte.NacherstenErmittlungen
fuhrderLastwagenrückwärtsausei-
nerEinfahrtind erFranklinstraße
undstießdabeimitdemAutozu-
sammen.Der53-jährigeLkw-Fahrer
bliebunverletzt.(dpa)

Notoperation nach Messerattacke.
EinMannistinMittesoschwerver-
letztworden,dasserimKranken-
hausnotoperiertwerdenmusste.
DreiMännersollenden29-Jährigen
amMontagabendmitMesserstichen
verletzt,geschlagenundgetretenha-
ben,wiediePolizeiam Dienstagmit-
teilte.DerGrundistunklar .DieAn-
greiferflüchteten,alszweiPassan ten
vorbeikamen.FürdasOpferbestand
lautPolizeizwischenzeitlichLebens-
gefahr.Ein31-jährigermutmaßli-
cherTäterwurdeamAbendam Tat-
ortind erBadstraßefestgenommen,
Hinweiseaufdiezweiweiteren Ver-
dächtigengabeszunächstnicht.
(dpa)

Auto kracht gegen Baum.
ZweiMenschensindbeieinemAuf-
fahrunfallinZehlendorfschwerver-
letz tworden.EinAutoaufder Berli-
nerAlleefuhraufdenWagenvorihm
auf,wodurchderwiederumgegen
einenBaumau fdemMittelstreifen
krachte ,wiedie Polizeiam Dienstag
mitteilte.Der53-jährigeFahrerund
seine4 5-jährigeBeifahrerinimvor-
deren WagenkamenmitRumpfver-
letzungeninsKrankenhaus.Die31-
jährige Fahrer indesh interen Autos
bliebunverletzt.(dpa)

VerletztePerson bei Brand.
BeieinemWohnungsbrandinFried-
richshainisteinMenschverletzt
worden.Rettungskräftebrachtendie
PersonmitVerdachtauf Rauchgas-
vergiftungineinKrankenhaus,wie
einSprecher derFeuerwehrsagte.
DasFeuerbrachamfrühenDiens-
tagmorgengegen3.40Uhrine iner
WohnunginderKarl-Marx-Allee
aus.DortgingenEinrichtungsgegen-
ständeinFlammenauf.Warum,ist
nochunklar.(dpa)

Zwei Autos abgebrannt.
InLich terfeldegingenamfrühen
Dienstagmorgengegen1.45Uhrin
derKönigsbergerStraßezwei Autos
inFlammenauf.DieBrandursache
istnochunbekanntundwirdnun
vonderPolizeiermittelt.(dpa)

©AndreZelck/DRK-ServiceGmbH

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