Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.04.2020

(Ann) #1

S


chon seit einigerZeit spielt man
das Lied vom„Todder High
Street“ in Großbritannien. In den
Einkaufsstraßen vieler Orte
kämpfendie Geschäfte um ihreExistenz.
Nunverwandelt die Coronavirus-Krise
die StädteinGeisterstädte, überWochen
müssenfast alleLäden schließen.„Das ist
wirklichwie ein Hammerschlag, ein
schrecklicher Schock,der vieleUnterneh-
men des britischen Einzelhandels in ei-
ner ohnehingeschwächten Lagetrifft“,
sagt Joshua Bamfield, Direktor des Cen-
trefor Retail Research.
Fast täglichmelden kleinere und größe-
re Geschäfte ode rganze Handelskette nIn-
solvenzan.DasEinzelhandels-Forschungs-
institut schätzt in einer aktuellen Progno-
se,dassder EinzelhandelwegenCorona in
diesem Jahr mehr als 17 Milliarden Pfund
(fas t5Prozent)Umsatzeinbußen erleiden
wird. Landesweit müssen in diesem Jahr
20.600 Läden aufgeben und mehr als
235.000 Arbeitsplätzewerden damitverlo-
rengehen –sod ie Prognose.Das is tnoch-
mal eine deutlicheSteigerunggegenüber
dem schon hartenVorjahr ,als 16.000 Lä-
den mit 143.000 Mitarbeiternschlossen.
Die Folgen der Coronavirus-Epidemie
verschärfendie Krise undAusleseprozes-
se in der Branche mitfast 3Millionen Be-
schä ftigen,dieschonfrüherbegonnen ha-
ben. Derzeitstreichenmeistsolche Unter-
nehmen die Segel, die schonvorher mehr
schlecht alsrecht über dieRunden ka-
men.UndesgibtsehrgroßeregionaleUn-
terschiede. „Aufgeben müssen eher die
Geschäfte in kleinerenStädtenundRegio-
nen mit niedrigerem Einkommen, nicht
in denreichen Vierteln vonLondon oder
Bath oder imZentrumvonBirmingham
oder Manchester“, sagt Bamfield.

In den niedergehenden Provinzstädten
kreis tnunderPleitegeier.MancheProble-
me in Britannien sind denen der deut-
schen Einzelhändler ähnlich. Auch in
mittlerenStädten in Deutschland schlie-
ßenreihen weiseKaufhäuserundGeschäf-
te,manche Einkaufsstraßenveröden.
Um die Corona-Folgen abzufedern,
greiftder Staat denUnternehmen in Bri-
tannien zwar in vielfacher Hinsicht un-
terdie Arme. Sie erhaltenstaatlichga-
rantierte Kredite,Kleinunternehmen be-
kommen Direktzahlungen, dieSteuern
(BusinessRates) werdenfürzwölf Mona-
te ausgesetzt.Viele schon chronisch
schwache Händlerwerden nicht überle-

ben, Corona gibt ihnen nun denTodes-
stoß.
Schon amTagder Ausrufung des Coro-
na-LockdownmeldetedieMode-Handels-
kette LauraAshleymit 147 Läden Insol-
venz an, einTeil der 2000 Mitarbeiter hat
schon dieKündigung erhalten.Absehbar
istdie Pleite der traditionsreichenKauf-
hauskette Debenhams, sie wirdindieser
Wocheerwartet. Dortwackeln viele der
22.000Stellen. Das 242 JahrealteUnter-
nehmen betreibt mehr als 140Kaufhäu-
ser imKönigreich. Ein Insolvenzantrag
scheint nötig, um dasUnternehmenge-
gendie AnsprüchevonLieferanten zu
schützen, derenWarenaber nicht mehr

gebrauchtwerden. „Vermutlichdie Hälfte
der Geschäfte wirdnachCorona nicht
wieder aufmachen“, erwartet Bamfield.
Vergangene Wochehat die Arcadia
Gruppe tiefeEinschnitteverkündet, zu
der Modegeschäfte wie Topshop, Burton
und MissSelfridgegehören. Der multina-
tionaleKonzern, dervomMilliardär Sir
Philip Green geleite twird, beurlaubt
14.500seiner16.000Mitarbeiter.Sieerhal-
tennun mit demstaatlichen Lohnersatz
vonmaximal 80 Prozent–höchstens2500
Pfund. Laut Presseberichtenkönntedie
mehrals hundertjährige Unternehmens-
gruppebiszu550ihrerGeschäfteinGroß-
britannienfür immer schließen müssen.
Angesichts der Corona-Krise haben ei-
nigeModekonzernedie Notbremsegezo-
gen. Primarkbeispielsweise hat sämtliche
Bestellungen stornie rt.Eine erhebliche
ZahlLädenwirdwohl für immergeschlos-
sen.Die Abwicklungsoll den Eigentümer-
konzernAssociatedBritishFoodsandie
650 Millionen Pfund kosten. Marks &
Spencer, deren Lebensmittellädenweiter
geöffne tsein dürfen, hat wegender Co ro-
na-Unsicherheit die Dividendenzahlung
für 2019 in Höhevon330 Millionen Pfund
abgeblasen.Auch Modeketten wieNext,
diesic hbisvorkurzemnochgutentwickel-
ten, bereiten sichnun auf schwereZeiten
vor: Next er wartet Einnahmeeinbußen
vonbis zu einer Milliarde Pfund–das
wäre fast ein Vierteldes Vorjahresumsat-
zes.AuchderEinzelhandelmitLebensmit-
teln leidet derzeit schwer, denn erkann
wegenCorona nicht mehr effizient arbei-
ten, wenn nur einzelneKunden gleichzei-
tig in die Geschäfte kommen dürfen.
Corona istfür viele Händler der Schlag,
der ihr Geschäftendgültigzum Einsturz
bring t. Sie habenstrukturelle Probleme,
wie das CentreforRetail Research erklär t:
ErstensdiehohenKosten,nämlichfürPer-
sonal und Mieten, aber auchdie Ste uern
(BusinessRates). Zweitens die schwache
Umsatzentwicklung und zugeringeMini-
Gewinnmargen. Drittens die immerstär-
kere Konkur renz der Online-Händler.
2012lag derenUmsatzanteil nochunter
10 Prozent, jetztkommen sie auffast 20
Prozent.„Durch die Corona-Krisekönnte
der Online-Anteil nochmaleinenSprung
nachoben machen und Ende des Jahres
bis zu 23 Prozent betragen“, erwartet For-
scher Bamfield.
Viele stationäre Händlerkönnten da in
eine Todesspiralegeratenmit sinkenden
Umsätzen und Gewinnen undfehlenden
Mittel für Investitionen.Zudem drohen
am Corona-Lockdown unzähligeRestau-
rants und Cafés unterzugehen.Absehbar
ist, dassinvielen Städten in den High
Streets bald mehr Ladenlokale leerste-
hen. Das„ToLet“-Schild (Zuvermieten)
wirdein häufiger Anblicksein.

chs.PARIS.Vor45JahrenhatGérardCa-
navesedenGemüsehandelmitseinemFa-
miliennameninAubagnebei Marseille ge-
gründet. Über die Jahrelief das Geschäft
meistens gut, dasUnternehmen wuchs.
Es expandierte in die Gemüseproduktion
und kam2019 auf einenUmsatz von150
Millionen Euro, den 410 Beschäftigteer-
wirtschafteten. Dochdie Corona-Krise
isteine Herausforderung zu viel: In der
vergangenenWochemusstesichdas Un-
ternehmenunterGläubigerschutzstellen.
Canavese befand sichgerade auf dem
Wegder Besserung. Die Expansion in die
Bananenproduktion mit zeitweise 2500
Beschäftigten in der Elfenbeinküste hatte
sichwegen dergeringen Weltmarktpreise
als Sackgasse erwiesen. Daher trennte
sichCanavese da vonwieder undkonzen-
trier te sichauf die BelieferungvonRe-
staurants undKantinen–bis es am 17.
Märzzur Ausgangssperre kam. „Bei den
geringen Margeninunserer Branche
kann schon der kleinste Vorfall schwere
Auswirkungen haben“, klagt derUnter-
nehmenschef.

Die Nahrungsmittelbranche, einer der
wichtigstenWirtschaftszweigeFrank-
reichs, steckt in der Krise.Wieanderswo
auchessen die Menschen zwar trotzAus-
gangssperre weiter ,dochdie Lieferketten
haben sichgeändert,Teile des Exports
sind blockiert, esfehlen Arbeitskräfte
und dieRestaurantsfallen alsAbnehmer
aus. Nach einer Umfrag edes Branchen-
verbands Ania müssen dieUnternehmen
in Frankreich zurZeit mit durchschnitt-
lichrund 20 Prozentweniger Mitarbei-
tern auskommen als üblich. Entweder
sind sie krankgeschrieben, bleibenwegen
fehlender Kinderbetreuung zu Hause
oder machenvonihrem RechtGebrauch,
dem Arbeitsplatz fernzubleiben, wenn
der Arbeitgeber nicht für die notwendi-
gensanitärenVorkehrungen sorgt.Im
GroßraumParisbeläuftsichdieAbwesen-
heitsratesogar auf 40 Prozent.Vier von
zehn befragtenUnternehmen klagen zu-
dem überfehlende Lieferungen,etwa von
Verpackungsmaterial undRohwaren. Sie-
benvonzehn berichtenvonKostensteige-
rungen wegenSchwierigkeiten bei Logis-

tik undTransport. Die Bilanzen derUn-
ternehmen leiden entsprechend:Fast vier
Fünftel der befragten Betriebe haben mit
Umsatzrückgängen zukämpfen, ein gutes
Viertelrechne tmit Einnahmeverlusten
vonmehr als 50 Prozent.
DieRegierungunddieVerbandsfunk-
tionärebetonen indes, dassdie Lebens-
mittel inkeiner Weise knappwerden –
eine Feststellung, die sichbeim Einkau-
fentäglic hbestätigt:Die Lieferkettenhin
zu den Supermärkten funktionieren. „In
unsererBranche,diezwei MillionenMen-
schenbeschäftigt,sindalleAkteureaußer-
ordentlich mobilisiert“, berichtet Ania-
Präsidentin Catherine Chapalain. Die üb-
lichenStreitereien zwischen Landwirten
und dengroßen Einzelhandelskonzernen
seien zurückgestellt.
Kurz vorder Ausgangssperre hatten
die Hamsterkäufedeutlichzugenommen,
dochinzwischen normalisiertsichdie
Lagewieder.Inden Supermärkteneh-
men dieUmsätze zu,weil die Leutenicht
mehr inRestaurants essenkönnen. Man-
cher Restaurantbetreiber setzt jetzt auch

auf Lieferungen nachHause. Dochdie
Spannungen sindweiter groß. Manche
Kooperativehatdi ePreisefürihr eGetrei-
delieferungen trotzdergestiegenenNach-
frageausSolidaritätstabilgehalten.Doch
das is tnicht überall so: EinigeTransport-
unternehmenversuchen, die Preise zu er-
höhen, nicht zuletzt mit der Begründung,
die Pandemie bedeuteerhöhte Risiken
für die Mitarbeiter.Gemeinsamrufendie
Unternehmen deshalb dieRegierung an,
für mehr Gesichtsmasken und Schutzbe-
kleidung zu sorgen.
Besondershartgetroffen is tdie Fischin-
dustrie.AndenfranzösischenKüstenfah-
renjeneBoote nichtmehraus,dieRestau-
rants beliefern.In den Supermärkten sind
oftdie Fischstände verwaist, weil die ver-
unsichertenKonsumentenzurZeit Frisch-
produkteverschmähen. Das gilt auchan
der Wurst- und an derKäsetheke. „Man
mussfrische Lebensmittel essen“, das sei
gut für die Gesundheit, appellierte der
LandwirtschaftsministerDidier Guillau-
me an dieFranzosen. Der hoheKonsum
vonallerleiKonservenhat ihm alarmiert.

ela. WIEN.Das HamburgerBiotechunter-
nehmen Evotec setzt im zukunftsträchti-
genGeschäftmitGentherapienauf Ös ter-
reich. In Orth an der Donau wirdkünftig
eine Gruppevonrund zwei DutzendWis-
senschaftlerndieForschungundEntwick-
lunggentherapiebasierterProjektevoran-
treiben,kündigtedasManagementan.Ei-
nen ersten Auftrag hat es an Landgezo-
gen, ohnefinanzielle Details zu nennen:
Mit dem japanischen PharmakonzernTa-
keda wurde eine langfristigeForschungs-
allianzgebildet.
Die neue Gentherapie-Einheit wirdge-
nutzt,umForschungsprogrammeinthera-
peutischen Bereichen zu beschleunigen.
Ziel is tdie EntwicklungvonMedikamen-
tenfür Onkologie, seltene Krankheiten,
Neurologie und Gastroenterologie. Gen-
therapien sind hilfreich, um Krankheiten
zu heilen, indem diefehlende oder defek-
te Version eines Gens in denZellen eines
Patienten durch ein intaktes Gen ersetzt
wird. Diese Therapien zählen derzeit zu
den teuersten Arzneien derWelt.
Evotec is tmit der Standortwahl in gu-
terGesellschaftmit zahlreichen anderen

internationalenVertreternderBiowissen-
schaf ten. In den zurückliegenden Jahr-
zehnten hat sichÖsterreichentlang der
gesamtenWertschöpfungskettealsattrak-
tives Zieletabliert. EngeVerbindungen
zwischenForschung und medizinischer
Praxis sind dafürgenauso ein Grund wie
der Zugang zu herausragendenFachkräf-
tenund Wissenschaftlern,gepaartmit ei-
ner lebendigenNeugründungsszene.Zu-
dem spielen ein gut ausgebautesstaatli-
ches Fördersy stem für innovativeUnter-
nehmen und nicht zuletzt eine nachhalti-
ge und langfristigeForschungspolitik
eine Rolle. Ein prägendes Merkmal der
BiowissenschafteninÖsterreichist der
hohe Grad anVernetzung zwischen Pro-
duzenten,Zulieferernund Dienstleistern.
Mehr als 900Unternehmen aus Biotech,
Pharmaindustrie und Medizintechnik er-
wirtschaftensechs Prozent des Bruttoin-
landsproduktes (BIP) und beschäftigen
rund 55 000 Mitarbeiter.
Vorallem die Niederlassungengroßer
internationaler Pharmakonzerne prägen
den Life-Sciences-Standort. So hat San-
doz,einTochte runternehmendesSchwei-

zer KonzernsNovartis, seine globalen
Kompetenzzentren für Biotechnologie in
Tirolangesiedelt und 2017 für 100 Millio-
nenEuroausgebaut.Zudemunterhält das
nunmehr zu Takeda gehörende Phar-
maunternehmen Shireseine größtePro-
duktionsstätteinÖsterreich. Boehringer
Ingelheim (BI) investiertinWien rund
700 Millionen Eurofür eine neue Bio-
tech -Produktionsanlage,inderArzneimit-
telwirkstoffeauf der Basisgenveränder-
terZellenabkommendemproduziertwer-
den.
Darüber hinaus hat sichüber diever-
gangenen zwei JahrzehnteinBiotechnik
undMedizintechikeindynamischesGrün-
dersegment entwickelt.Die nochjunge
Sparte istgeprägtvonforschungsintensi-
venkleinen und mittlerenUnternehmen,
die im Vergleichzuanderen Ländern
trotzdes sehrrisikobehaftete nInnovati-
onsfeldes eine hohe Überlebenschance
aufweisen. Als Hochburggilt Wien –je-
des zweiteBiotech-Unternehmen istin
der Bundeshauptstadt angesiedelt.Öster-
reichische Branchenvertretersetzen ih-
renSchwerpunkt vorallem aufrote Bio-

technologie undkonzentrieren sichauf
pharmazeutischeWirkstoffe,Diagnosti-
ka und neue Therapien.
Investoren schätzen dieFörderungvon
Forschung und Entwicklung, die imVer-
gleichzur Regelung in Deutschlandgroß-
zügig und einfachaussieht. Es gibt eine
Prämievon14Prozent auf dieseAufwen-
dungen. DieKosten werden rechtunkom-
plizierterstattet. Für eigenbetriebliche
Aufwendungen gibt eskeine Höchstgren-
ze, für dieAuftragsvergabe beträgt sie
eine Million Euro. Anrechenbar sind alle
Aufwendungen einesUnternehmens für
Forschung undEntwicklung wie zum Bei-
spiel Gehälter,laufendeKosten, In vestiti-
on in Anlagen und Gebäude,Finanzie-
rungskostenund vieles mehr.Seit Jahren
rangiertÖsterreichimEU-Vergleichbei
der steuerlichenForschungsförderung im
Spitzenfeld.Undallein in den zurücklie-
genden zwei JahrzehntenhatsichdieFor-
schungsquote auf 3,19 Prozent mehr als
verdoppelt.Das Land zählt damit zu den
wenigen Ländern, die dasforschungspoli-
tischeZielderEU–eineQuotevon3Pro-
zent bis 2020–bereits übertreffen.

Der schleichende Tod der HighStreet


ham. FRANKFURT. Auch die Kunden
der Sparkassen-Fondsgesellschaft
Dekahaben den Crash auf denKapital-
märkten im Märzzuspüren bekom-
men. VonEnde Dezember bis Ende
Märzsanken dievonder DekainFonds
und Zertifikatenverwalteten Vermö-
gen(TotalAssets) von313auf288Milli-
arden Euro, berichteteamDienstagder
seit Jahresbeginn amtierende Vor-
standsvorsitzendeGeorgStocker.7Mil-
liarden Euroanneuen Wertpapieren
seien im ersten Quartal2020 verkauft
worden. DieKunden hätten insgesamt
auf die „extreme Marktsituation“ sehr
besonnenreagiert,Abflüsseaus Aktien-
fonds hätten sichimMärzmit Zuflüs-
sen in Misch- und Immobilienfonds na-
hezu ausgeglichen. Seit der letzten
Märzwochestiegen auchdie Zuflüsse
in Aktienfonds wieder.
Addiertman die7Milliarden Euro
Nettovertriebsleistung zu den 313 Milli-
arden EuroBestand zu Jahresbeginn
hinzu,ergibtsicheinRückg angderKun-
denvermögen im ersten Quartalvon 10
Prozent.Das is tdeutlichweniger als der
Dax,der im ersten Quartal25Prozent
verlor,aber unter den Deka-Fonds sind
ebenbei weitem nicht nur Aktienfonds,
sondernetwaauchImmobilienfonds.
HierliegedieNachfragederKunden zur
Zeit ung ewöhnlich niedrig, berichtete
Finanzvorstand Mathias Dannemit
Blick darauf, dassdie Kontingenteübli-
cherweise schon nachwenigen Wochen
im Jahrvoll verkauftsind.
Besondersimkritischen Blickvon
Verbraucherschützernsind die Invest-
mentzertifikate,fürdie dieDekaimver-
gangenen Jahr mit 5,1 Milliarden Euro
fast so viel GeldvonAnleger neinsam-
meltewie für Fonds (6 Milliarden
Euro). ImZuge der Finanzkrise hatten
auchSparkassen-Kunden mit Lehman-
Zertifikaten viel Geldverloren, weil es
sichumInhaberschuldverschreibungen
handelt.Stocker sagtemit Blic kauf die

Deka-Zertifikate: „Ichhalteden Leh-
man-Vergleich,vondem ic hviel lese,
für nicht angemessen.“ Die Dekahabe
nachder DZ Bank das beste Rating der
deutschen Großbanken. Entscheidend
für die Höhe derRückzahlung sei bei
den riskanteren Express-Zertifikaten
der Deka, ob Barrieren vonWertpapie-
ren(Basiswerten) nicht einmal irgend-
wann „durchtaucht“ worden seien, son-
dernobsie am Ende der durchschnitt-
lich5JahrelangenLaufzeitunterschrit-
tenseien. Derzeit lägenvonindiesem
JahrfälligenDeka-ZertifikatenimVolu-
men von920 Millionen EuroZertifika-
te im Volumenvon350 Millionen Euro
im Minus. Das seienetwa 2,5 Prozent
des Gesamtbestandes.
Fürdie Dekasind Zertifikat eeine
günstige, zinssparendeForm der Finan-
zierung. Allerdingsbringen sieimVer-
gleichzuFonds wenig Gebühren. Da-
vonaber lebt die Deka: 86 Prozent der
Erträg elieferteimJahr2019derPr ovisi-
onsüberschuss. Das wirtschaftlicheEr-
gebnis sankvon452 Millionen Euroim
Jahr 2018 auf 434 Millionen Euroim
Jahr 2019. Das entspricht einemRück-
gang der Eigenkapitalrenditevon 9,6
auf 9,0 Prozent.Imwirtschaftlichen Er-
gebnis berücksichtigt isteine Rück stel-
lungfüreineKapitalzufuh rvon140Mil-
lionen Euro,welche die Dekaandie
S-Pensionsmanagement wirdleisten
müssen. An diesem 2001gegründeten
Versorgungswerkder Sparkassen-Fi-
nanzgruppe hält die Deka50Prozent,
die andereHälfte gehörtöffentlichen
Versicherernwie Provinzial undVersi-
cherungskammer Bayern.Die damals
üblichengarantiertenZinsverpflichtun-
genließen sichmit bonitätsstarkenAn-
leihen in der noch länger andauernden
Niedrigzinsphase nicht decken, sagte
Danne.Daher seiangeraten, dortetwas
zu tun. Esgebe aberkeinen Druck, sag-
te er auf dieFrage, ob dieFinanzauf-
sicht Bafin die DekazudiesemStabili-
sierungsschritt aufgeforderthabe.

pwe. TOKIO.Als eines der ersten gro-
ßen Technol ogieunternehmen, das für
die Zeit des Coronavirus Geschäftszah-
len vorlegt, hat der südkoreanische
Samsung-KonzernamDienstageinen
Ausblic kauf seineErgebnissedesQuar-
tals vomJanuar bis Märzgegeben. Mit
einem erwarteten Betriebsgewinn von
rund 6,4 BillionenWon(4,8 Milliarden
Euro) übertraf Samsung die Prognose
vonAnalystenund meldete ein Plus
von2,7 Prozentgegenüber demVor-
jahr.Dochschon jetzt istklar,dassdie
Pandemie sicherstimgerade begonne-
nen zweiten Quartalind er Bilanzrich-
tig bemerkbar machen wird. Im ersten
Quartalwütetedas Virusüberwiegend
in China und Südkorea und belastete
Samsungs Produktion. DerKonsumein-
bruc hund die Geschäftsschließungen
etwa in Europa und Amerika hingegen
würden erst im zweiten Quartalauf die
Bilanz durchschlagen,warntein Indus-
triebeobachter in Seoul.
Samsung profitiertbislangvonsei-
nem breit aufgestellten Produktportfo-
lio, dasvonHalbleiternbis zu Handys
und Weißer Ware geht.Analystenfüh-
renden Gewinnzuwachs im ersten
Quartalüberwiegend auf denwach sen-

den BedarfanArbeit aus dem Heimbü-
ro sowie anKommunikation über das
und Unterhaltung aus dem Internetzu-
rück. Deshalb wachse der Markt für
Computer in Datenzentren. Das hilft
Samsung,weil es damit mehr seiner
elektronischen Speicherbausteine ver-
kaufen kann. Die Preise für Speicher-
module sind in den ersten Monatenge-
stiegen,Fachleute rechnen damit, dass
dieserTrend anhält.
Den gesamtenUmsatz beziffertedas
Unternehmenfürdas ersteQuartalvor-
läufig aufetwa 55 BillionenWonoder
4,9 Prozent mehr alsvoreinem Jahr.
Weiter eDetails zu den Ergebnissen
willSamsung erst gegenEnde Aprilvor-
legen. Inverbrauchernahen Geschäfts-
feldernwie Handys, Fernseher oder
HaushaltsgeräteerwartenAnalysten
Rück gängeimerstenQuartal. FürSam-
sung, dengrößten Smartphoneherstel-
ler derWelt, wäre das ein Schlag,weil
es das neue S20-Modell und ein zweites
faltbares Smartphonevorgestellt hatte.
Samsung selbst hat im Heimatlandkei-
ne generelle Anweisung zur Arbeit im
Heimbüroerlassen. Die Beschäftigten
arbei tete nweitgehendnormalweiter ,al-
lerdings mit Gesichtsschutzmasken.

tag. MAINZ.Deutschlandsgrößter Öl-
und GaskonzernWintershall Dea hat
abermals Öl inNorwegen gefunden.
Die eigene Bohrung sei auf zwei ölfüh-
rende Schichten in der norwegischen
See gestoßen, eine mindestens 60 Me-
terstark ,dieanderemindestens120Me-
ter, teilte derKonzer nmit.Dieförderba-
renRessou rcenlägennacherstenSchät-
zungen zwischen 26 Millionen und 97
Millionen BarrelÖläquivalent (BOE).
Gemessen an denUnternehmensreser-
venvon 3,8 MilliardenBOEnimmt sich
derFundbescheiden aus.Für den Kapi-
talmarkt und den anstehenden Börsen-
gang vonWintershall Deakönnten sich
die wach sendenReserveninder Nord-
seevorNorwegen, Deutschlandundöst-
lichvon Großbritannien vonaktuell
gut 900 MillionenBOEaber nochals
wichtig erweisen. Zumeinen unterlie-
gensie andersals diegroßen, zusam-
men mit Gazprom betriebenenFelder
in Russ land weniger politischen Risi-
ken. Zumanderen istÖlaus Norwegen
oder Deutschland fürWintershall Dea
nicht zuletzt wegender bestehenden
Förderinfrastruktur besonderslukrativ.
Ausder Region kamimVorjahr nur
etwa einDritteldergeför dertenMenge,
aber annährend zwei Drittel des Be-
triebsergebnisses.Fast 1,7 Milliarden
Eurohat die Region imvergangen Jahr
zum operativen Konzernergebnis in
Höhevon2,8 Milliarden Eurobeige-
steuert. Den Fund in derNähe vonden
schon erschlossenen Feldernwertet
Wintershall Dea denn auchals Bes täti-
gung, dassNorwegenals Kernregion
für Suche, EntwicklungFörderungwei-
tergroßes Potenzial biete.Obund
wann das neueFeld angezapftwerden

soll, will dasUnternehmen nun „unter
Berücksichtigung des aktuellen Markt-
umfeldes“ mit den an der Lizenz betei-
ligtenUnternehmen –den norwegi-
schen Spirit EnergyNorway und DNO
Norge–besprechen.ZurZeit is tder Öl-
preis dafürwenig verlockend. Die im
Zuge der Corona-Pandemie erheblich
verlangsamte globaleIndustrieprodukti-
on is tdafür nur ein Grund. Ein anderer
istder Preiskrieg innerhalb desFörder-
länder-KartellsOpec, insbesonderezwi-
schen Russ land und Saudi-Arabien.
Wintershall Dea will die neue Bohrung
deshalb „temporär“verfüllen. Ein zu-
künftigerProduktionstest,heißt es,wer-
de in Erwägung gezogen.
Die imVorjahr vollzogeneFusion
zwischen der ehemaligenBASF-Toch-
tergesellschaftWintershall und dem
Konkur renten Dea soll eigentlichnur
ein Zwischenschritt sein.BASF und der
Dea-Eigentümer LetterOne,eineBetei-
ligungsgesellschaftdes russischen Olig-
archen MichailFridman, haben ange-
kündigt, das neuformierte Unterneh-
men an die Börse zu bringen.Winters-
hall-Chef Mario Mehren hatteimMärz
gesagt, seinUnternehmen sei mit Be-
ginn der zweiten Jahreshälfte für einen
Börsengang bereit.Obesallerdings bei
dem angedachtenZeitplan bleibt, ist
zweifelhaft. BASF hattezuletzt ledig-
lichFrankfurtals Börsenplatzgenannt,
aber keinen konkreten Zeitplanvorge-
legt.Mit einer in Bankenkreisen ge-
schätzten Bewertung von15bis 20 Mil-
liarden EurowäreWintershall Dea ei-
ner dergrößten Börsengängeseit lan-
geminDeutschland. Andersals in
Asien hat in Deutschland dieses Jahr
nochkein Unternehmen den Gang aufs
Parkettgewagt.

Frankreichs Verbrauche rmeiden dieFrischt heke


Nahrungsmittelbranche unter Spannung/Personal bleibtteilweiseweg/Restaurantsfallen alsAbnehmer aus


Evotec setzt aufGentherapie in Österreich


Standor tpunkt et mit Forschungsförderung und engerVerbindung zurPraxis


Einzelhandelsgeschäfte


in Großbritannien


kämpfenums


Überleben.Der


Corona-Schocktrifftauf


einegeschwächte


Branche,esgibt


reihen weiseKonkurse.


VonPhilip Plickert,


London


Als der Handel nochflorierte:Eine Debenhams-Filiale FotoAFP

Auch Deka-Zertifikateverlie ren


deutlichanWert


Kunden bleibenvonVerlus tennicht verschont


Heimarbeit hilft Samsung


Betriebsgewinn im ersten Quartalgesteigert


Wintershall DeafindetÖl


Weiter eRessourcen in Norweg en erschlossen


SEITE 22·MITTWOCH,8.APRIL 2020·NR.84 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

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