Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.04.2020

(Ann) #1
Herr Püschel, müssen Sie besondere
Sicherheitsmaßnahmen beachten, wenn
Sie Opfer von Covid-19 untersuchen –
und haben Sie genug Schutzmaterialien?
Wirhaben dieselbenBedingungen,diewir
auchsonstbei infektiösenVerstorbenen
haben. Dastellt die Corona-Infektionkei-
ne Besonderheit dar.Und wir haben aus-
reichendVorrat an Schutzausrüstung.

Die Todeszahlen, die Hamburg angibt,
bis Dienstag waren es 25, unterscheiden
sich von denen des Robert-Koch-Instituts
für die Hansestadt.Warum?
Der Unterschied is tnicht groß. Hamburg
istmeines Wissens das einzigeBundes-
land, das alle Corona-Sterbefällegezielt
nachdenMaßgaben desInfektionsschutz-
gesetzesrechtsmedizinischüberprüft. So
wirdfestges tellt, ob dieToteninFolgeder
Infektionverstorben sind, oder ob das nur
ein zufälliger Begleitbefund ist und es
eine andereTodesursache gibt.

Was können pathologische Untersuchun-
gen der Opfer beitragen im Kampf gegen
das Coronavirus?
Die Unte rsuchung desVerstorbenen ist
der Goldstandardder Qualitätssicherung
mit Blickaufdie klinische Therapie und in
Hinblickauf den Befall der inneren Orga-
ne durchdie Krankheit.Das kann man
alleine durch klinische Befunde nicht auf-
klären, auchwenn man esversucht. Der
Empfehlung des Robert-Koch-Instituts,

Obduktioneneher zuvermeidenwegen
der Infektionsgefahr,kann ichdaher
nichtsPositives abgewinnen.Wenn man
die Krankheit in ihrer Gesamtheit und die
Auswirkungen der therapeutischen Maß-
nahmen erfassen will, dann istdie Unte r-
suchung derTodesopfer das beste Mittel.
Auch andereKrankheiten haben wir erst
umfassendverstanden, als wir auchdie
Totengründlich untersucht haben.

Gibt es denn einen Austausch zwischen
Ihnen und den behandelnden Ärzten?
Die Ärzteder Intensivstation lassen sich
vonuns ständig auf dem Laufenden
halten,waswir bei Totenfests tellen. Das
halteich für extrem wichtig.

Und was haben Sie bislang bei Ihren Un-
tersuchungenfestgestellt?
Festgestellt haben wir erstmal, dassdie
Todesursachen sehr unterschiedlich sind.
Es gibt nicht „den“Corona-Toten, wie es
die Statistik suggeriert. Es gibtstattdes-
sen sehr vieleTodesursachen inZusam-
menhang mit Corona.Vorallem muss
man feststellen, dassdie Vorerk rankun-
geneine sehrwesentlicheRolle für den
Verlauf der Krankheitspielen.

Das heißt?
Ichkann das nur für dieFälle in Hamburg
sagen, aber bei uns sind dieVerstorbenen
alle multimorbide und in derRegelim hö-
heren Alter.Wir haben bislangkeine To-

desfälle beisehrjungenMenschenoderje-
mandem,dervorher gesundwar. Dentypi-
schen Verlauf mit einerAtemwegsentzün-
dung und einerLungenentzündung durch
das Virussehen wir nur sehrvereinzelt.
Die meistenFälle sind Mischformen, bei
denendie Intensivbehandlungundbeglei-
tende Faktoren wieweiter eInfektionen
eine große Rolle spielen.

Was fällt da auf?
Waszahlenmäßigauffällt,sindungewöhn-
lichviele Thrombosen undLungenembo-
lien. Die Corona-Infektion hat also nicht
nur eineAuswirkung auf dieAtemwege
und dasLungeng ewebe, sondernvermut-
lichauchauf andereOrgansysteme. Spe-
ziell auf das System der Blutgerinnung
und die Innenhaut der Blutgefäße. So
dasseszuThrombosenkommt, undwenn
diese sichablösen,führteszuEmbolien
derLunge.Dasmüssen wirjetztmitweite-
renUntersuchungen prüfen.

Hat dieseErkenntnis schon Auswirkun-
gen auf die Behandlungen?
Zumindestdie spezielle Gefahr desAus-
bildensvonBlutgerinnseln wirdbei uns
jetzt klinischbeacht et,und diePatienten
bekommen eine besonderevorsor gliche
Therapie, um das Blutgerinnungssystem
und die Situation im Bereichder Gefäß-
innenhäuteimGriff zu behalten, umtöd-
liche Lungenembolien zuvermeiden.Das
gehörtzuden Konsequenzen aus unseren
Erkenntnissen. Manweiß, dassdas Virus
wieandereauchnichtimBereichderLun-
ge undderAtemwege endet, sondernzum
Beispiel aucheine Entzündung des Herz-
muskels droht.

WasmeinenSie damit, dass dieOpfer
multimorbide waren?
Es warenMenschen, dievorher schon
schwerwiegende Erkrankungen derLun-
ge,schwerwiegende Herzerkrankungen,
aber auchErkrankungen anderer Organ-
systeme, zum Teil Krebserkrankungen,
hatten. Also alles Erkrankungen, die die
Abwehrkraf tinBezug auf dieKompen-
sation bei zusätzlichen Belastungen
schwächen, und die mit einer Schwäche
des Immunsystems zusammenhängen.

Es gibt immerwiederBerichteüber
schwereVerläufe auch bei jungen und
gesundenMenschen. Wie passt das zu
Ihren Befunden?

Im Augenblickpasst das mit unseren Be-
funden nicht zusammen. Icherwarte
aber,dasswir auc hinHamburgeinzelne
ungewöhnlicheFälle habenwerden. Ich
weiß aber auchnicht, inwieweit diese jun-
genund angeblichgesunden Menschen
anderswoobduziertworden sind. Esgab
auchinHamburgjünger eFälle,allerdings
keinen unter 50 Jahren, bei denen die Ob-
duktiongezeigt hat, dasssie doc hschwer-
wiegende Erkrankungen hatten,vonde-
nennichtsbekanntwar. Aberumdaswirk-
lichabschätzen zukönnen, müssen wir
nochabwarten, bis dazu Obduktions-
befunde ingrößererZahl vorliegen.

Wasfolgt darausfür Sie?
Ichpersönlichhalte die Gefahr einesge-
fährlichenVerlaufsbei jungen undgesun-
den Menschen fürverschwindendgering.
Dassollteunsnichtängstigen.Es gibtaus-
nahmsweise schwerwiegende Verläufe
bei jungen Leuten mitVorerk rankungen
sowie möglicherweise auchbei extremen
Ausnahmefällen, bei denen die Infektion
vielleicht besondersintensiv eingestiegen
ist. Unserer eigenen Erfahrung entspricht
das derzeit aber nicht.Die große Mehr-
heit der Bevölkerung wirddiese Krank-
heitmitvergleichsweisegeringenSympto-
men durchmachen, und man mussbe-
tonen, wirwerden sie alle durchmachen,
bis es die Herdenimmunität gibt.

DieFragen stellteMatthias Wyssuwa.

Klaus Püschel
istDirektor des
Instituts für
Rechtsmedizin
am Universitäts-
klinikum Eppen-
dorfinHamburg.
Foto ddp Images

„Es gibt viele Todesursachen im Zusammenhang mit Corona“


Der Rechtsmediziner Klaus Püschel über die Obduktionvon Covid-19-Totenund seine Empfehlungen fürdie Behandlung Erkrankter


E


inen Cappuccino im Lieblings-
café an der Ecke trinken, in der
Buchhandlung am Marktplatz
stöbernoder in der Boutique in
der Nachbarschaft:Viele Stadtbewohner,
deren Alltag sichgerade besondersver-
ändert, träumenin dieseneinsamen Coro-
na-Tagendavon, endlich wieder durch ihr
Viertel bummeln zukönnen. Dochindie-
se Tagträume mischen sichSorgen: Was,
wenn die Lädeninder Nachbarschaftdie
erzwungene Schließungfinanziell nicht
überstehen und pleitegehen?
MancheRestaurants und Cafés haben
zumindestdurch Mitnahme oderLiefe-
rung nochein paar Einnahmen–andere
Geschäfte nicht.Werholt sic hschon in
der Stammkneipeein Bier zum Mitneh-
men für vier Euro? Auch Friseursalons
und Kinoskönnen ihreDiensteweder on-
line nochzum Mitnehmen anbieten.
Dochinder Krise entstehen immer
neueIdeen. Mit Corona-Partysund Hams-
terkäufen standen zunächst vorallem die
Schat tenseitenmenschlichenVerhaltens
im Fokus. Tatsächlichzeigen aber viele
auchHilfsbereitschaftund Solidarität:
Bierbrauer stellenDesinfektionsmittel
her,Staubsaugerhersteller Schutzmasken,
undNachbarnsammelnfürihreLieblings-
läden. Binnen zweiWochen sind unzähli-
ge Plattformenentstanden,diedenEinzel-
handel retten wollen:„Helfen.Berlin“,
„Helfen.München“,„Kiezrett er“,„Veedels-
retter“, „Kaufnebenan“, „SupportYour
Local“,„Frankfurtgibt dir“ und „Pay Now
Eat Later“. Letzterehat schon Essensgut-
scheine imWert vonmehr als einer hal-
ben MillionEuroverkauft.
Teils werdebehauptet, Gutscheine ver-
lagertendasProblemnur,sagtPatric kKos-
mala, Mitgründervon„PayNow Eat La-
ter“. „Aber zum einen helfen sie den Gas-
tronomen, jetzt liquide zu sein und nicht
in drei Monaten.Undzum anderenweiß
man,dassimS chnitt nur 60 bis 70 Prozent
aller Gutscheineeingelöstwerden.“
AufanderenPlattformenkannmanzwi-
schen Gutschein und Spende wählen,
etwa bei „kiez-retter.de“.Die Plattformist
ausdem„WirVsVirus“-Hackathonhervor-
gegangen, einer Aktion der Bundesregie-
rung und sozialer Initiativenzum kreati-
venUmgang mit der Corona-Krise.Zu-

nächs twollten die Kiezrettervor allem
Spenden für Nachbarschaftsläden sam-
meln. Als klar wurde, dassschon zahlrei-
chePlattformen mit diesem Zweckent-
standenwaren, machte sichdie Gruppe
stattdessen zum Ziel, dievielen Angebote
aneinemOrtzubündelnundsoübersicht-
li cher zu machen.„Wir wollen nicht mit
anderen Plattforme nkonkur rieren. Uns
istesauchrecht, wenn einUnternehmen
über eine anderePlattfor mgefunden
wird“ ,sagt Lucas Lamby,Gründungsmit-
glied von„Kiezretter“. Tatsächlichsind
bloß rund 60Unternehmen bei der Platt-
formselbstregistriert,manfindetaberauf
ihr fast2000 Geschäfte, auchsolche, die
aufPlattformenwie„Startnext“Crowdfun-
ding-Kampa gnen gestartethaben.ImGe-
gensatzzuanderen Seitengeht das dort
auchvia Google-Maps. „Dasist technisch
etwasanspru chsvolle rund somit unser
Mehrwert“, sagt Lamby.
Ein besonderesKonzeptverfolgt die
Plattform„Kauf nebenan“. Siegehörtzu
nebenan.de,einer A rtFacebook fürNach-
barn, das sein Geld normalerweise unter
anderem damitverdient, dassGeschäfte
dortfür ihr eProfile bezahlen.Wegender
Corona-Krise sind die Profile nunkosten-
los, zudemkann gespendet werden, auch
Gutscheine gibt es bei „Kauf nebenan“.
Seit Anfang derWocheverdoppelnver-
schiedeneUnternehmendiegezahlt eSum-
me mit einer Spende. ImUnterschied zu
anderen Plattforme nmüssen sichLäden
zudem nicht zuerstregistrieren.Nutzer
können angeben, fürwelches Caféoder
welche Boutique sie spenden möchten.
Die Plattformtritt dann inKontakt mit
dem entsprechenden Geschäft. Solltedas
zum Beispiel schon insolvent sein,geht
die Spendeineinen allgemeinenTopf für
die entsprechende Nachbarschaft. „So
kommt es nichtvor, dassjemand helfen
will, aber nichtkann“, sagtLuka sFellhau-
er vonnebenan.de.Inden er sten dreiTa-
genwurden so 50 000 EuroanSpenden
und Gutscheinengeneriert.„Wir hof fen,
dassdas er st der Anfang ist“, sagtFellhau-
er.Denn auchwenn sichnebenan.de eher
alsPlattformfürNachbar nalsfürGeschäf-
te betrachtet: „Zueiner lebendigenNach-
barschaftgehören auchlokale Gewerbe.
Da treffensichschließlichNachbarn.“

EineLeinwandmitgoldenenVorhängen,einoriginaler-
haltenerNeonschriftzug, Kinderfilmeund Schwarz-
Weiß-Klassiker: Mit 106 Jahren sind die Eva-Lichtspie-
le im StadtteilWilmersdorfeines der ältestenKinos in
Berlin.SelbstimZweiten Weltkrieg wurde der Kino-
betrieb aufrechterhalten,erzählt BetreiberKarlheinz
Werich-Opitz.Nunist das Evaseit vierWochen ge-
schlossen.Werich-Opitz hat HilfenvonLand und Bund
beantragt, dievomBund sind auchschon angekom-
men. Ob das ausreicht,weiß er nicht. Dennerstellt sich
auf eine langeZeit ohne Einkünfte ein: „Selbstwenn
das öf fentliche Leben wieder hochgefahren wird,wer-
denKinosundTheaterwahrscheinlichdieLetztensein,
die wieder öffnen dürfen. Ein paarvonden Kleinen
werden da über die Klingespringen, trotzder Hilfen.
Die werden für zwei, drei Monatereichen, aber nicht
viel länger.“ DassWerich-Opitz dennochzuversichtlich
klingt, liegt auchanseinenNach barnund Stammgäs-
ten. Die schreiben ihm nachder Schließung: „Ichhabe
bei all den Dramen dieserTage sofor tan,mein‘ Evage-
dacht .Halten Sie durch!“ Oder:„Waskönnen wir tun,
damit das Evaüberlebt?“Werich-Opitz’ erster Gedan-
ke war: Istesnicht peinlich, Geld anzunehmen?„Aber
die Leutesind dankbar,was tun zukönnen. Denen ist
wirklichbang, dassKultureinrichtungenwegbrechen.
Es is tschön, dieVerbundenheit der Bewohner mit ih-
remKiezkino zu sehen.“ Deshalb hat er seine Scheu
überwunden, umUnterstützung zu bitten. Er hat sich
an einem SpendenaufrufvonBerliner Programmkinos
beteiligt –und is tauf Plattformen zufinden, die kleine
Betriebe und das Leben im Kiezretten wollen.

Ein Café, in dem sichjeder sowohl fühlt wie im eigenenWohnzimmer:
Das warseit Jahren derTraum vonChristina Bongartz. Erfüllt hat ihn
sichdie Neunundzwanzigjährigeerstvor drei Monaten. Das Café
„Schnickschnack“im Münchner Bezirk Sendling istein kleinerRaum
mit bunt zusammengewürfelten Sofas, Sesseln undStehlampen. Am
Tresen gibt es selbstgebackene Kuchen. Bisher hattesie keine Zeit,
Rück lagen aufzubauen, schreibt nochnicht mal schwarzeZahlen. Weil
sie das Caféalleine betreibt, hat sie zumindestkeine Personalkosten,
und die Miete istimVergleichzuInnenstadt-Preisen überschaubar.
Trotzdem sagt Bongartz: „Ichkönntemaximal zwei Monatedurchhal-
ten, aber auchwirklic hnur schwer.“ Sie hat Soforthilfebeantragt, aber
nochkeine Rückmeldung bekommen. Dafür wirdsie über Spenden-
und Gutschein-Plattformengroßzügig unterstützt:Bei „S tartnext“ hat
siebinneneiner Woche4500EuroanSpendenundGutscheinen bekom-
men, über „SupportYour Local“ knapp 50 Gutscheine in Höhevon
oder 25 Euroverkauft. Im Gegensatz zur Soforthilfemusssie für die
Gutscheine natürlichirgendwann eine Gegenleistung erbringen.Aber
das findetBongartz eigentlichganz
gut.Esfalle ihr schwer,umSpenden
zu bitten. Siewolle nicht, dassesso
rüberkommt, als würde sie Geld be-
kommenwollen, ohne zu arbeiten.
„Tatsächlichwill ic heinfac hmein
Überlebensichern.“Daswollen ihre
Gäste auch, wie ihreKommentare
zum Spendenaufruf auf Instagram
zeigen :„So eintolles Cafémusser-
halten bleiben.“Und: „Sobald alles
vorbei ist,kommen wir wieder und
essen zweiStückKuchen!“

Die Kiezretterkommen

ImWinter stehtim„Sugar“dieBarimVordergrund;dieganzeInnenein-
richtung istaufdie zwei imRechteckangeordnetenTresen ausgerichtet.
Im Sommer aber spielt dieNach barschaftdie Hauptrolle, die Berger
Straße in Frankfurt, imStadtteil Bornheim, dervor150 Jahren nochein
eigens tändiges Dorfwar.Die schmaleKopfsteinpflasterstraße mit den
niedrigenFachwerkhäusernist vonBarsund Kneipengesäumt.Bei
schönemWetter sitzen hier jedenAbend Tausende auf denTerrassen.
Die mehr als 100 Plätzeauf der Terrasse des „Sugar“ sind dannvoll –im
Wintersindoftnurumdie20 GästeinderBar.„DasgrößteProblem, das
wirGastronomenhaben,ist,dasswirwohl denSommerverpassen“,sagt
Barbetreiber Ashkan Ghasemi. „Und die Mieten sind ja nicht aufgeho-
ben, sondernnur gestundet. Das wirdsehr schwierig. Manchewerden es
nicht schaffen.“ April, Mai und Juni sind seinestärksten Monate, sagt
Ghasemi, im Hoch- und Spätsommer leertsichdie Stadt etwas. Im Früh-
sommermacht AshkanGhasemi um die 35 000 EuroUmsatz im Monat.
DieseEinnahmenentgehenihm nun.Gleichzeitigkostenihn Miete,Ver-
sicherungen undPersonalimMonatumdie 14 000 Euro. „Da helfen
10 000 EuroSoforthilfegar nichts,
sonettsieauchgemeintsind.“Erhat
nun Hartz IV beantragt.Aucherer-
lebt viel SolidaritätvonStammkun-
den. Viele wollen gernehelfen, ha-
ben aber momentan selbstwirt-
schaftliche Schwierigkeiten, sagt er.
Bei „Startnext“ hat er 30 000 Euro
alsKampagnenzielangegeben,weni-
gerals 1200 hat er bisher bekom-
men. „Nochkann ic hauf einenrei-
chen Scheichhoffen“, sagt er und
lacht bitter.

In Wilmersdorf:Die Eva-Lichtspiele sind mit 106 Jahren eines der ältestenKinos in Berlin. FotoEva-Lichtspiele

„Schnickschnack“:Fast wie im
Wohnzimmer FotoCarolin Müller

„Sugar“:Im Frühsommer wird
sonstdas Geldverdient. Fotoprivat

DasNachbarschaftscafé


LadyGagasammelt Geld
Die amerikanische Sängerin Lady
Gagahat gemeinsam mit derWeltge-
sundheitsorganisationunddemWohl-
tätigkeitsverein Global Citizen ein
virtuelles Benefizkonzertorganisiert.
Es soll unter demTitel„One World:
Togetherat Home“am18. Ap rilstatt-
finden. Neben Musikernwie Paul
McCartney, Stevie Wonder und Billie
Eilish, die in den eigenen vierWän-
den auftreten, werden auchDavid
Beckham undweiter eProminentezu-
geschalt et.Das Konzert, das schon
während der Planung in denvergan-
genen Wochen mehr als 35 Millionen
Dollar einbrachte, wirdvon verschie-
denen amerikanischenFernsehsen-
dernübertragen.Zudem istesüber
soziale Medien zu sehen. ceh.

Megha nfindetNamen
Meghan und Harry wollen künftig
mit derStiftung„Archewell“ Gutes
tun.Nachdem AbschiedvonderMar-
ke „SussexRoyal“, vonder sic hder
Enkel der britischenKönigin Elisa-
beth II. und seinekalifornische Ehe-
frau nachdem Rückzug aus demKö-
nigshaus trennen mussten, ließ sich
das Paar bei derNamensgebung an-
geblichvon demgemeinsamen Sohn
Archie leiten.Wiedie früherenRoy-
als am Montag mitteilten, istunter
demTitel„Archewell“nebenderStif-
tung aucheine Internetseitegeplant.
Details behielt das Herzogspaarvor-
erst für sich. ceh.

Das Kiezkino


KurzeMeldungen


DÜSSELDORF.Das Landgericht
Duisburghat am Dienstagwegen der
Corona-Krise vorgeschlagen, den
Strafprozesszur Loveparade-Kata-
strophe einzustellen. DasVerfahren
könneaktuellwege ndervonInfektio-
nen mit dem Coronavirus ausgehen-
den Gefahr nur eingeschränkt ge-
führtwerden, hieß es in einer Mittei-
lung derKammer.
Bei der Loveparade auf dem Platz
des ehemaligen DuisburgerGüter-
bahnhofswarenam24. Juli 2010 im
Gedrängeauf demZu-und Abgang
zum Festgelände 21 Personen getötet
und mehr als 650verletzt worden.
Der ProzesshatteimDezember 2017
gegensechs Bedienstete der Stadt
Duisburg undvierMitarbeiter despri-
vatenVerans talter sLopavent begon-
nen. Anfang 2019warder Prozessge-
gensieben der Angeklagten schon
ohneAuflagen eingestellt worden.
Gleichwohl ging die Hauptverhand-
lung weiter ,dadrei A ngeklagteeine
Einstellung nicht nur deshalb ablehn-
ten, weil sie eine Geldauflagehätten
zahlen müssen, sondernauch, weil
sie daraufgesetzt hatten,vomGe-
richtfreigesprochen zuwerden. Nun
müssten so wohl die drei Angeklagten
als auchdie Staatsanwaltschaftder
vorzeitigen Einstellung ohneUrteil
oder Freispruchzustimmen. Das Ge-
richthat ihnen bis zum 20. AprilZeit
gegeben, Stellung zu nehmen.
Der Vorwurfder fahrlässigenTö-
tung verjährtohnehin Ende Juli. Das
Gericht hält es laut Mitteilungvom
Dienstagzwarfür wahrscheinlich,
dassden verbliebenen Angeklagten
die ihnenvorgeworfene Tatnach-
gewiesenwerden könnte, wenn es
möglichwäre, die Hauptverhandlung
ohne coronabedingtezeitliche Ein-
schränkungfortzusetzen. Doch„da
dies nicht derFall ist, besteht nur
eine sehr geringeWahrscheinlich-
keit, den angeklagten Sachvorwurf
verurteilungsreif aufzuklären“. Au-
ßerdem sei die mögliche Schuld der
drei Angeklagten alsgering anzuse-
hen.Zu ihren Gunstenmüsse das Ge-
richtzudemihrekonstruktive Mitwir-
kung und die langeVerfahrensdauer
berücksichtigen. „UnterWürdigung
dieser und andererUms tände würde
sicheineeventuelleStrafeimunteren
Bereichdes Strafrahmens bewegen.“
Der Vorsitzende Richter Mario
Plein hatteschon bei derVerfahrens-
einstellung gegensieben Angeklagte
Anfang 2019 denVorwurfzurückge-
wiesen,dasGericht sehekeineSchul-
digen. Ganz im Gegenteil trügen sehr
viele LeuteSchuld an derKatastro-
phe. SeineKammerwerdeihrer Auf-
klärungspflichtweiter nachkommen,
versprac hderRichterdamals.Andie-
ses Versprechen knüpfte das Gericht
am Dienstagan: Sollten dieStaatsan-
waltschaftund die dreiverbliebenen
Angeklagten der Einstellung zustim-
men, werdedie Kammer „dievonihr
gewonnenen Erkenntnisse (...)ine i-
nem schriftlichen Beschlusszusam-
menfassen“. ImVerfahren sei esge-
lungen, das „multikausale Gesche-
hen“ gründlichaufzuklären.
Der DüsseldorferAnwalt Julius
Reiter ,dergemeinsam mitdemfrühe-
renBundesinnenministerGerhart
Baum zwölfNebenklägervertritt, äu-
ßerte die Er wartung, dassdie Staats-
anwaltschaftund die Angeklagten
der Einstellung zustimmenwerden.
„DieGeschädigten unddieAngehöri-
gender Todesopfer sind maßlos ent-
täuscht.“ REINER BURGER

Wird es die Eckkneipeund dasLieblingskinonachder Krisenochgeben?


Imme rmehrInitiati venwollen das sicherstellen.


VonLeonieFeuerbach


Die Bar imViertel


Prozess zur


Loveparade


vordem Aus


NR.84·SEITE 9
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt MITTWOCH, 8.APRIL 2020
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