Die Welt - 04.04.2020

(Barry) #1

T


eil elf unserer Interview-Se-
rie aus dem Homeoffice,
diesmal mit Bundesarbeits-
minister Hubertus Heil. Der
SPD-Politiker ist in der Co-
rona-Krise für die soziale Abfederung
der wirtschaftlichen Folgen zuständig.
Wie stellt er sich die künftige Bezah-
lung von Berufsgruppen vor, die derzeit
schlecht bezahlt sind, aber bis an die
Grenzen gefordert werden? Darüber
sprachen wir in einem E-Mail-Pingpong
mit dem 47-Jährigen.

VON ULF POSCHARDT

WELT:Herr Heil, wie sieht Ihr aktuel-
ler Arbeitsalltag zwischen Home-
office und Regierungsarbeit aus?
HUBERTUS HEIL:Fordernd, lang und
intensiv.

Laut der Johns-Hopkins-Universität
fffindet die Verdopplung der Infizier-indet die Verdopplung der Infizier-
tenzahl in Deutschland mittlerweile
erst nach etwa elf Tagen statt. Müs-
sen wir jetzt über den Exit aus dem
Lockdown sprechen?
Die Menschen halten sich an die Maß-
nahmen, und die Maßnahmen zeigen
Wirkung. Das gibt Hoffnung und zeigt,
dass wir es in der Hand haben, durch
unser Verhalten dem Virus Einhalt zu
gebieten. Diesen Trend gilt es zu ver-
stärken und den weiteren Kurs in enger
AAAbstimmung mit den Experten zu be-bstimmung mit den Experten zu be-
stimmen.

WWWäre es zu früh, Hoffnungen auf ei-äre es zu früh, Hoffnungen auf ei-
nen baldigen Exit zu nähren?
Zuversicht ist wichtig. Es ist den Men-
schen in unserem Land gelungen, durch
verantwortungsvolles Verhalten die
KKKurve abzuflachen. Für Entwarnung isturve abzuflachen. Für Entwarnung ist
es aber noch zu früh.

WWWorauf sind Sie als Mitglied der Bun-orauf sind Sie als Mitglied der Bun-
desregierung im Augenblick am meis-
ten stolz? Was gelang in der Krise,
was funktioniert bislang eher noch
nicht so gut?
Ich möchte mich nicht in Eigenlob son-
nen. Ich bin aber dankbar, dass wir in-
nerhalb einer Woche einen sozialen
Schutzschirm beschlossen haben,
durch den die ersten harten Folgen der
Corona-Krise abgefedert werden.

Der aktuelle Deutschlandtrend
zeigt: Die Deutschen reagieren über-
raschend gelassen. Sie vertrauen die-
ser Regierung. Freut man sich da
kurz darüber, oder geht das im Tru-
bel unter?
Das Verhalten unserer Bürgerinnen
und Bürger macht mich stolz und
glücklich. Die Menschen haben den
Ernst der Lage verstanden und verhal-
ten sich verantwortungsvoll und soli-
darisch.

WWWarum profitieren in den Umfragenarum profitieren in den Umfragen
eher die Unionsparteien und nicht
die SPD, wenn doch die Arbeit von
Ministern wie Ihnen und Olaf Scholz
sehr anerkannt ist?
Ehrlich: Umfragen interessieren mich
derzeit überhaupt nicht.

Und die neuen, ziemlich sensationel-
len Werte für Scholz, den die Partei-
basis ja nicht als SPD-Chef haben
wollte?
Olaf Scholz leistet ausgezeichnete
Arbeit. Er ist krisenerfahren und hat
den richtigen Kompass für die anste-
henden Entscheidungen in diesem
Land.

Sind die immer neuen Steuervor-
schläge von SPD-Chefin Saskia Esken
hilfreich für die Positionierung der
SPD?
Ich empfinde die Regierung und auch
meine eigene Partei als pragmatisch
agierend.

Inkludiert dies die Parteispitze?
Die Sozialdemokraten haben dieses
Land durch mehrere Krisen verantwor-
tungsvoll geführt, und das tun sie auch
in dieser Krise.

Sind Sie auch für eine Sonder-Ver-
mögensabgabe für Wohlhabende, um
die Folgen der Corona-Krise zu be-
wältigen?
Konkrete Vorschläge für die Zeit nach
der Krise werden wir zum gegebenen
Zeitpunkt diskutieren. Und wir dürfen
dann nicht vergessen, wer derzeit die
eigentlichen Leistungsträger sind. Auch
hier ist Solidarität gefragt.

Der Verband der Tafeln in Deutsch-
land hat Ihnen einen Brief geschrie-
ben: Etwa die Hälfte der Tafeln
schließt in der Corona-Krise. Kann
und muss der Staat da einspringen?
Die Tafeln leisten hervorragende und
wichtige Arbeit. Viele Tafeln stellen
jetzt ihre Arbeit auf die neuen Verhält-
nisse um und stehen vor großen He-
rausforderungen. Wir beobachten das
sehr genau, und mein Ministerium ist
im engen Austausch mit dem Dachver-
band der Tafeln, um zu unterstützen.

Laut Robert-Koch-Institut haben sich
in Deutschland bereits 2300 Ärzte
und Pfleger mit dem Coronavirus an-
gesteckt. Die Dunkelziffer dürfte hö-
her liegen. Wie können die Arbeitsbe-
dingungen der Ärzte und Pflegekräfte

er liegen. Wie können die Arbeitsbe-
ingungen der Ärzte und Pflegekräfte

er liegen. Wie können die Arbeitsbe-

verbessert werden?
Der Gesundheitsschutz für das medizi-
nische Personal steht an oberster Stel-
le. Der Bund und die Länder tun alles in
ihrer Macht Stehende, um ausreichend
Schutzausrüstung bereitzustellen. Mir
ist sehr bewusst, was die Menschen im
Gesundheitssystem gerade leisten und
welchen persönlichen Risiken sie gera-
de ausgesetzt sind. Das darf unsere Ge-
sellschaft nicht vergessen.

Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn will diesen im Augenblick bis
über die Grenzen hinaus geforderten
Personen Boni auszahlen. Finden Sie
das richtig?
Viele Helden und Heldinnen des Alltags
sind schlecht bezahlt. In der Pflege, in
der Logistik und in den Supermärkten
etwa. Diese Menschen leisten Außerge-
wöhnliches, und das wird leider erst
jetzt vielen bewusst. Ich möchte, dass
diese Menschen anständige Gehälter
bekommen, mit Zuschlägen jetzt und
dauerhaft nach der Krise. Applaus und
Zuspruch sind menschlich nette Ges-
ten, notwendig sind aber auch Tarifver-
träge mit anständigen Löhnen.

Brauchen wir Eurobonds, oder ist das
nur ein verhängnisvoller Schritt
Richtung Schuldenunion?
Wir brauchen auch in Europa pragmati-
sche, schnelle Lösungen für diejenigen,
die von der Krise am meisten gebeutelt
werden.

WWWeichen Sie mir aus?eichen Sie mir aus?
Nein, aber jetzt ist nicht die Zeit für
ideologische Grundsatzdiskussionen,
sondern für pragmatische Unterstüt-
zung innerhalb der Europäischen Uni-

on. Wir kommen als EU nur gemeinsam
aus der Krise.

WWWelcher Ministerpräsident machtelcher Ministerpräsident macht
das in Deutschland im Augenblick am
besten? Armin Laschet (CDU) oder
Markus Söder (CSU)?
Ich verteile keine Noten.

AAAfD-Chef Jörg Meuthen will die AfDfD-Chef Jörg Meuthen will die AfD
spalten lassen: in vermeintlich Bür-
gerliche und den Flügel. Was halten
Sie von dieser Idee?
Ich denke, diese Krise zeigt, dass es
jetzt auf die demokratischen Parteien
ankommt, die dieses Land zusammen-
halten und die Bürgerinnen und Bürger
schützen.

Muss das Ungarn unter Ministerprä-
sident Viktor Orbán aus der EU flie-
gen? Oder nur seine Fidesz-Partei aus
der EVP-Fraktion im Europäischen
Parlament?
Populisten mit populistischen Forde-
rungen zu begegnen ist nicht meine
Art. Wir alle brauchen jetzt vor allem
eins, nämlich Solidarität – in Deutsch-
land und in Europa.

WWWas wäre denn Ihre Art, auf Orbánsas wäre denn Ihre Art, auf Orbáns
De-Facto-Suspendierung demokrati-
scher Standards zu reagieren?
Die Prinzipien in der EU sind klar und
müssen gelten. Wichtig ist, dass alle
Demokratinnen und Demokraten jetzt
eng zusammenstehen. Ich sage ganz

klar: Das Verhalten des ungarischen Mi-
nisterpräsidenten widerspricht den
Prinzipien und Werten der Europäi-
schen Union.

Ihr Ministerkollege Heiko Maas
(SPD) – müsste er in dieser Sache
noch deutlicher werden?
Heiko Maas macht seine Sache sehr gut.
Besonnen und entschieden vertritt er
die europäischen Werte in diesen
schweren Zeiten. Ich bin froh, ihn in
dieser Krise als Außenminister zu ha-
ben.

Wie geht es Ihnen als überzeugter
Parteigänger der liberalen Demokra-
tie mit den aktuell fundamentalen
Einschnitten der persönlichen Frei-
heit? Was macht das mit einer Gesell-
schaft?
Die Menschen spüren, dass jeder Ein-
zelne seinen Beitrag zur Bewältigung
der Krise leisten kann und muss. Social
Distancing ist das Gebot der Stunde,
damit wir die Ausbreitung des Virus
bremsen. Das ist hart für alle: für die
Kinder, die arbeitende Bevölkerung, die
Eltern, die Großeltern. Aber unsere Ge-
sellschaft zeigt sich in vielen Bereichen
gerade von ihrer besten Seite. Nach-
barn helfen einander, Probleme werden
pragmatisch gelöst, man nimmt aufei-
nander Rücksicht und schätzt die Ar-
beit von Menschen, deren Leistung
man vor der Krise oft nicht wahrge-
nommen hat. Unsere demokratische
und freiheitliche Ordnung wird diese
Bewährungsprobe bestehen.

Hubertus Heil (SPD),
Bundesminister für
Arbeit und Soziales,
in seinem Berliner Büro

AMIN AKHTAR/ WELT

„Wir haben es in der


Hand, dem Virus


EINHALTzu gebieten“


Das Verhalten der Bürger in der Corona-Krise mache


ihn „stolz und glücklich“, sagt Hubertus Heil.


Verantwortungsgefühl und Solidarität brauche es


auch in der EU, fordert der Bundesarbeitsminister


4


04.04.20 Samstag, 4. April 2020DWBE-HP


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4 POLITIK DIE WELT SAMSTAG,4.APRIL


schusses, hat sein Sekretariat ins
Homeoffice geschickt und sagt: „Wir
werden in der Woche nach Ostern tele-
fffonisch besprechen, wie wir weiterma-onisch besprechen, wie wir weiterma-
chen.“ Zwar arbeiten sowohl das Se-
kretariat als auch die Mitarbeiter der
Bundestagsfraktionen vom heimi-
schen Schreibtisch aus weiter an dem
Bericht. Doch der Bundestagsserver ist
stark frequentiert, läuft entsprechend
langsamer. Und auch die Abstimmun-
gen zwischen den Fraktionen sind
schwieriger. „Es kann also sein, dass es
sich verzögert“, sagt der Grünen-Ab-
geordnete Tobias Lindner. Auch sein
FDP-Kollege Alexander Müller hält
den „Zeitplan für offen“.
Hinzu kommt, dass das Verteidi-
gungsministerium das vom Bundestag
angeforderte Beweismaterial noch im-
mer nicht vollständig übermittelt hat.
So schickte das Ressort in dieser Wo-
che weitere Unterlagen an die Abge-
ordneten. Darin geht es um die Opera-
tion „Mayflower“. Wie WELT bereits
im September berichtete, hatte sich
die Bundeswehr Bekleidungsmanage-
ment GmbH (BwBM), eine staatseige-

M


itte Februar hatte der Unter-
suchungsausschuss des Bun-
destags zur Berateraffäre mit
der Anhörung der ehemaligen Vertei-
digungsministerin Ursula von der Ley-
en (CDU) die Zeugenbefragungen vor-
erst abgeschlossen. Bis zur letzten Sit-
zungswoche des Parlaments vor der
Sommerpause Ende Juni sollte nun
der Abschlussbericht verfasst und vor-
gestellt werden.

VON THORSTEN JUNGHOLT
UND CHRISTIAN SCHWEPPE

Darin sollen die Rechtsverstöße bei
der Vergabe von Aufträgen an externe
Berater bilanziert und bewertet wer-
den – und, sofern politische Einigkeit
erreicht wird, Konsequenzen angeregt
werden. Außerdem muss entschieden
werden, ob und welche Akten zur wei-
teren strafrechtlichen Bearbeitung an
die Staatsanwaltschaft herausgegeben
werden.
Die Corona-Krise stellt diesen Zeit-
plan allerdings infrage. Wolfgang Hell-
mich (SPD), der Vorsitzende des Aus-

ne Beteiligungsgesellschaft, externe
Berater ins Haus geholt, um die fir-
meneigene IT zu modernisieren.
Nach Ansicht des Bundesrechnungs-
hofs verloren die Geschäftsführer da-
bei die Kontrolle: Sie überließen es
„weitgehend dem externen Dienstleis-
ter, Projekte zu priorisieren, Ge-
schäftsprozesse zu erfassen“ und „die
Anforderungen an die IT festzulegen“,
so die Rechnungsprüfer. Die Berater
konnten offenbar selbst diktieren, wel-
chen Bedarf sie sahen und was sie lie-
fffern würden, die Grenzen zwischenern würden, die Grenzen zwischen
AAAuftraggeber und Auftragnehmer ver-uftraggeber und Auftragnehmer ver-
schwammen.
Eine Dokumentation der Leistungs-
scheine, aus denen sich Umfang und
Qualität der IT-Arbeiten ablesen las-
sen, konnten von der Bundeswehr-
tochterfirma nicht vorgelegt werden.
Stichproben ergaben Mängel wie vor-
datierte Rechnungen, fehlende Unter-
schriften und „Werksleistungen“, die
als „Dienstleistungen“ abgerechnet
wurden. Auch die Gründe für einen im
Lauf des Projekts vorgenommenen
WWWechsel der Beraterfirmen warenechsel der Beraterfirmen waren

nicht nachvollziehbar. Bis April 2019
wurden für „Mayflower“ rund 2,4 Mil-
lionen Euro ausgegeben; der Rech-
nungshof rechnete mit Gesamtausga-
ben von am Ende mehr als sieben Mil-
lionen Euro.
Nun liegen ihm die Stellungnahmen
der Geschäftsführung vor – mit einem
aus Sicht der staatlichen Finanzkon-
trolleure unbefriedigenden Ergebnis.
Die Firma weist Kritik und Empfeh-
lungen der obersten Rechnungsprüfer


  • mit wenigen Ausnahmen – nämlich
    weitgehend zurück. „Der Bundesrech-
    nungshof nimmt zur Kenntnis, dass
    die BwBM die Festlegung ihrer Ziele
    und ihres Vorgehens für ausreichend
    gehalten hat, um ,Mayflower‘ erfolg-
    reich umsetzen zu können“, heißt es in
    der abschließenden Prüfmitteilung
    der Bonner Behörde, die WELT vor-
    liegt. Und weiter: „Der Bundesrech-
    nungshof teilt diese Auffassung nicht.“
    Die Geschäftsführung habe keine we-
    sentlich neuen Argumente vorgetra-
    gen, keine neuen Unterlagen präsen-
    tiert und teilweise falsche Feststellun-
    gen getroffen.


Der Firma fehle „grundsätzlich das
VVVerständnis, dass formale Regelungenerständnis, dass formale Regelungen
und Vertragsverhältnisse die Basis für
ordnungsgemäßes Handelns sind“, die
Staatsfirma habe nicht die „notwendi-
ge Übersicht über ihre Vertragsver-
hältnisse“. Fazit der Prüfer: „Der Bun-
desrechnungshof bleibt bei seiner
Empfehlung, die organisatorischen
und prozessbezogenen Mängel umge-
hend abzustellen.“
Der Bericht zeige, „dass das Vertei-
digungsministerium ein generelles
Problem mit der Kontrolle und Steue-
rung seiner eigenen GmbHs hat“, fin-
det der Grünen-Abgeordnete Lindner.
„Auch in der Bekleidungsgesellschaft
haben sich Prozesse verselbstständigt
und der Kontrolle des Ministeriums
entzogen.“ Das Projekt „Mayflower“
sei von Beginn an risikoreich und un-
realistisch aufgesetzt worden: „Dass
sich die Gesellschaft jetzt auch noch
uneinsichtig zeigt, setzt dem Ganzen
die Krone auf.“
Allerdings folgen die Geschäftsfüh-
rer damit nur dem Beispiel der frühe-
ren Ministerin von der Leyen. Auch die

hatte bei ihrer Zeugenbefragung nur
jene „Vergabeverstöße und unklare
Einbettungen Dritter“ eingestanden,
die sich aus den rund 8000 an den Un-
tersuchungsausschuss gelieferten Ak-
tenordnern an Beweismitteln ohnehin
herauslesen lassen. Die von den Abge-
ordneten verlangte Herausgabe ihrer
Mobiltelefone dagegen verweigerte
von der Leyen, löschte die darauf be-
fffindlichen Daten eigenhändig.indlichen Daten eigenhändig.
Sie war eine „Zeugin ohne Demut
und Fehlerbewusstsein“, wie ein Parla-
mentarier es formulierte. Stattdessen
schob die ehemalige Ministerin und
amtierende EU-Kommissionspräsi-
dentin die Schuld für Fehler in der Be-
rateraffäre nachgeordneten Stellen „in
der Ebene“ der Bundeswehr in die
Schuhe.
Dass sich eine dieser Stellen, eben
die Bundeswehr Bekleidungsmanage-
ment GmbH, nun ebenso uneinsichtig
zeigt wie von der Leyen, macht deut-
lich: Verbindliche neue Regeln für das
Engagement von externen Beratern
scheinen dringend nötig – trotz Coro-
na-Krise.

Empfehlungen des Rechnungshofs? Sind der Bundeswehr-Firma egal


Manager der Bekleidungsmanagement GmbH weisen Kritik am Einsatz von Beratern zurück – und zeigen sich ebenso uneinsichtig wie Ex-Ministerin von der Leyen


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