Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.04.2020

(WallPaper) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschlandund die Welt MONTAG,6.APRIL 2020 ·NR.82·SEITE 9


er 8.Mai1945 warfür Wil-
libald Riedlkein Tagder Befreiung. Als in
Berlin und Bayern das erbitterte Ringen
um die letzten Fetzen des Deutschen
Reichs schon zu Endewar, wurde inKur-
land nochgekämpft. Erst mit dervollstän-
digen Kapitulation der deutschenStre it-
kräfte streckte die Heeresgruppe der
Wehrmacht, die seit Oktober desVorjah-
resimBaltikum eingekesselt einer sowjeti-
schen Übermacht widerstanden hatte,
ihreWaffen. Riedl hatte bis dahin knapp
dreieinhalb Jahreinmitten des Zweiten
Weltkriegs überlebt;den Blitzfeldzug auf
dem Balkan ebenso wie dentollkühnen
Angriff auf die Sowjetunion, der an jenem
TagimMai 1945 mit dervollständigen
NiederlagezuEnde ging.Wasfolgen wür-
de, ahnteder Wehrmachtssoldat nicht.
Ihm sei damals nochnicht einmal diege-
naueFrontlagebekannt gewesen. „Mia
hatdn dachd, vuileichtkeman no Englän-
da mid am Jeep und holn uns“, sagt Riedl
in breitem Bayrischund lacht.„De Hoff-
nung hoid.“Stattdessenverfrachtetendie
Sowjets den Gebirgspionier in einenWag-
gon, zusammengepferchtmit vielenweite-
renWehrmachtssoldaten. Das Schicksal
hob für Riedl denVorhang für einen zwei-
ten, bitteren Aktvoller Entbehrungen, bei
dem nicht klarwar, ob er sein Ende erle-
ben würde.
Riedl isteiner vonmehr als drei Millio-
nen deutschen Soldaten, die im Zweiten
Weltkrieg in sowjetische Kriegsgefangen-
schaftgerie ten. Jeder Drittekam darin
um. EinegrausameQuote,die dieNazis
bei densowjetischen Kriegsgefangenenin
ihrer Gewalt gleichwohlnochübertrafen.
Die Härtender Gefangenschaftlässt sich
der 100 JahrealteBayer sowenig anmer-
kenwie die langeZeit, die er bereits gelebt
hat.Mit herzlichem Lächelnund nur leicht
auf einenStock gestützt,begrüßt Riedl den
Besuch an derTürdes zweigeschossigen
Einfamilienhauses in einemVorort west-
lich vonMünchen. DergelernteMaurerpo-
li er hattees1961 selbst gebaut.Nochheu-
te steigt erregelmäßigins Auto,umObst
und Gemüse im Supermarkt zukaufen.
DenNachmittagmit dem Besuch, soer-
wecktesden Eindruck,geht er mit ähnli-
chem Elan an wie früher seine Bauprojek-
te.„Fangen wir an, damit wirweiter kom-
men“,sagt Riedl,während er im Sessel vor
demgemalten Gobelinmit einer Hirten-
szene Platz nimmt.Der Kontrastzwischen
dem Schäferstündchen imRokoko-Stil und
seinenErlebnissen auf demWegnachSibi-
rien könntegrößer kaum sein.
Eine „mordsgroße Hitze“ habe in den
Waggonsgeherrscht, damals, im Sommer
1945, als derZugmit den Gefangenen
vomBaltikum Richtung Tjumen aufgebro-
chen sei. DieStadt, hervorgegangen aus
einerKosakenfestung, liegtrund 1700 Ki-
lometeröstlichvon Moskau.Zehn Tage
habe dieFahrtdorthingedauert. Die Not-
durft hätten sie über ein offenes Rohr ver-
richtet, dasnachdraußenführte.Nur ein
kleiner Spalt habe den Blicknachdrau-
ßen gewährt. Der Gestank sei unbe-
schreiblichgewesen, dieStimmungge-
drückt, dieKehle trocken. Stumpf habe er
sichgefühlt.Gespräche mit seinenKame-
raden?Kein Interesse.
Apathie und Angstwarenweit verbrei-
tetunter den Männern, die in sowjetische

Kriegsgefangenschaftgingen. DieNazis
hatten den Krieggegendie Sowjets alsVer-
nichtungsfeldzug gegeneine aus ihrer
Sicht minderwertigeRasse propagiert.
Das führte dazu, dassnirgendwosonstdie
Kämpfe in Europa so brutalgeführtwur-
den wie zwischen derWehrmacht und der
Roten Armee. Riedl selbsthattedas schon
früh mitbekommen, damals, im Sommer
1942, als HitlersArmeen nochauf dem
Vormarsc hwaren. Aufder Krim pendelte
der Kradmelder zwischen seinemBatail-
lonsstab und denKompanienweiter vor-
ne. RiedlgabBefehleweiter und schilder-
te im Stab die jüngsten Entwicklungen an
der Front.Was er selbstnicht sah, erzähl-
tenihm seinekämpfendenKameraden.
„Fur chtbar zugegangen“ sei es damals auf
der Krim. „Die haben alles umgelegt,was
ihnen in denWegkam.“ DieStraßen seien
manches Mal mit so vielen Gefallenen be-
decktgewesen, dasssie er st geborgenwer-
den mussten, bevorerseineFahrthabe
fortsetzenkönnen.
Als dieWehrmacht nach der Einkesse-
lung der 6. Armee inStalingradund der
verheerenden Niederlageinder Panzer-
schlachtvonKursk unter den Schlägen
der Roten Armee nur nochzurückweichen
konnte, mussteauchStabssoldat Riedlge-
gendie Russen kämpfen. Beim Durchkäm-
men einesWaldstücks nachrussischen
Scharfschützen imNordabschnitt der Ost-

front wurde erverwundet.„Auf einmal
fliegt eine Handgranate“, sagt er und lacht
kurz auf, so wiestetsandiesemNachmit-
tag, wenn es um grausame Erlebnisse
geht.Dann habe es ihn und zwei seinerKa-
meraden halt erwischt. Er deutet auf sei-
nen Oberkörper.„Ichhabe einen Granat-
splitter da drinnen, einen im Knie und ei-

nen im Fuß.“ Die Verletzung reichte
Riedl, um ins Lazarettzumüssen.DerOst-
front entkam er nicht.
„Der Menschhält viel aus“, so Riedl mit
Blickauf seine Erlebnisse als junger
Mann, in dessen Alter die Menschen ei-
gentlich das Leben entdeckensollen,statt
denTodals ständigen Begleiter auf den

Fersen zu spüren. Das Leben in Tjumen
sei einer einfachenRechnunggefolgt:Je-
der Gefangene habe das Geld einbringen
müssen, das sein Essengekostet habe. Das
„Kriegsgefangenenlager 93“, wie der offi-
zielleName lautete, warinunmittelbarer
Nähe eines Sägewerksund einesTorfunter-
nehmens errichtetworden. Riedlstapelte
Holz, drehteTorfballen zumTrocknen auf
Feldern. Dann wieder schuftete er auf ei-
ner Kolchose.
800 Kalorien amTag: DieRationenwa-
renviel zugering, und laut Riedl wurden
sie auchnicht immer erreicht. Der
Schwarzhandel blühte, auchwenn diejeni-
gen, die erwischt wurden, in Einzelhaftge-
steckt wurden. Kriegsgefangene, die wie
Riedlversuchten, sichmehrfach beim Es-
sen anzustellen, seienvomKochaus der
Baracke geschmissenworden. Notmacht
erfinderisch.Um satt zuwerden, so Riedl,
habe er nachder KartoffelernteBrennes-
seln gepflückt, um die Morgen- und
Abendsuppeetwasnahrhafter zu machen.
Viele der ohnehin Entkräfteten hielten
der hartenArbeit, denkargen Mahlzeiten
und der schlechten Hygiene nichtstand.
Rund 700 deutsche Soldatenstarben laut
sowjetischenAufzeichnungen inTjumen;
durch Salmonellenetwa,anTyphus oder
an Schwindsucht. AuchRiedl wurde
krank.ImHerbst1945 habe ihn dasFieber
gepackt. Sein Glück:Aufder Krankenstati-

on habe sicheine russische Ärztin um ihn
gekümmert(„eine kleine Dicke,der war
ichnicht unsympathisch“). Er bekamge-
nug Zeit, um sichauszukurieren. AnVer-
zweiflungkann sichRiedlwährend der
JahreinSibirien trotzder elenden Bedin-
gungen nicht erinnern: „Die Hoffnung
stirbt zuletzt.“
Nureinmal habeihn die Angstgepackt,
als ihn ein deutscherOberleutnantverhör-
te,oberanKriegsverbrechenbeteiligtge-
wesensei. Dasverneinterbis heute. Er sei
ja die meiste Zeit beimStabund als Krad-
melderunter wegs gewesen.AmEnde sei
ihm ein Protokol lseinerAussagen inrussi-
scher Sprachemit de rAufforderungvorge-
legtworden, es zu unterschreiben. Mitsei-
nenHändenumfasst Riedl die Lehnen sei-
nesSesselsfest. „Da habeich lange nicht
geschlafen.“ Immerwiedersei ja jemand
weggekommen,darunter auch der Offizier,
derihn verhörthabe.Die Angst vorden be-
rüchtigten Straflager nder Sowjets, den
„GULags“, sei enormgewesen. EinDol-
metscher, deretwas miteinerrussischen
Krankenschwester angefangen habe, sei
eines Morgenserhängtaufgefundenwor-
den. Er habe sich liebe rumgebracht, al sGe-
fahr zu laufen, dorthinzukommen.
Drei Jahrelang überlebteRiedl die Ge-
fangenschaft. Im Jahr 1948 zählteerzu
den letzten Deutschen, dieTjumenverlie-
ßen. Ein letztes Mal ging es in einem Zug
für ihn durch die russischenWeiten bis
nachFrankfurt(Oder),wo er aus der Ge-
fangenschaftentlassen wurde.Tage später
kamerinder bayerischen Heimat an.
VomTischgreiftRiedl nach demvergilb-
tenund inKunsts toff geschütztenPassier-
schein, ausgestelltinSibirien. Als er das
Lagerverließ, waressein wichtigster Be-
sitz. Vielleicht isteresnochheute.Freund-
schaftenhabe es in Tjumenkeine gege-
ben. Er habe einfachfunktioniert, all die
JahreinSibirien. Die einzigen Menschen,
mit denen er sichinder Heimat austausch-
te,seien in derZeit seine Mutter und Ma-
riagewesen, dieFreundin eines inRuss-
landgefallenenKameraden. Sie wirdes
sein, die er ein Jahr nachder Rückkehr aus
der Gefangenschaftheirat et.Dahatteer
sie gerade erst dreimalgetrof fen.
Riedl räuspertsichund lehnt sichzu-
rück. Der Krieg liegt langezurück. Er hat
sein JahrhundertindreiAbschnitteunter-
teilt.Gleichzweidavon, die „arme“Zeit
als eines vonzwölf Kindernund die
„schlimme“ als Soldat, brachte Riedl hin-
tersich, bevordas dritteLebensjahrzehnt
für ihn anbrach. Seitdem lebt er nachsei-
ner Rechnung in der „guten“Zeit.
Unterhalb des Gobelinsreihen sichauf-
gestellteBilder seinerFamilie aneinander.
Mit seinerFrau Maria, die 2014starb, zog
er drei Kindergroß. Dazugekommen sind
längstauchviele Enkel undUrenkel. Sor-
genumihreZukunfthat er nicht,weder
vorneuen Herausforderungen nochvor
den Gespensternder Vergangenheit.
Auch wenn derRechtspopulismusgerade
wiederKonjunktur habe–die Geschichte
wiederhole sichnicht.
Nurzuihm kehresie manchmal zurück.
Dann schrecke er nachts hoch,wenn er im
Traum wieder dasWaldstückinden Tie-
fenRusslands durchkämme und die Gra-
natezwischen seineFüße rolle. „Das sieht
man alles wieder,wie man davorsteht.“
Dannkann er nicht mehr schlafen.

„Die Hoffnung stirbt nie“


Heute: Willibald Riedl istinzwischen 100 Jahrealt. FotoJan Roeder

Damals:
Willibald Riedl als
Soldat an der Ostfront
–aus der Zeit der
Kriegsgefangenschaft
gibt eskeine Bilder.
Foto privat/ReproJan Roeder

Als dieWehrmachtvor75Jahrenkapitulierte,atmete Williba ld Riedl auf.


Dochdannzwangendie Sowjets den deutschen Soldaten in einenZug–nachSibirien.


VonLorenz Hemicker


MarianneFaithfull


hat sichinfiziert


Die britische Sängerin und Schauspiele-
rinMarianneFaithfull hat sichmit dem
Coronavirus infiziert. Die Dreiundsieb-
zigjährigewerde in einem Londoner
Krankenhauswegender Lungenkrank-
heit Covid-19behandelt, schrieb der Mu-
sik-BranchendienstRepublic Media am
Samstagunter Berufung aufFaithfulls
Manager.Ihr Zustand seistabil, und sie
spreche auf die Behandlung an.Zuletzt
warenzahlreiche Prominentepositiv auf
das Coronavirusgetestet worden, dar-
unter die Sängerin Pink und die Schau-
spielerTomHanksund Idris Elba.Faith-
full wareine der bekanntestenSängerin-
nen der sechziger Jahre–nicht zuletzt
wegenihrer Beziehung zu MickJagger
vonden RollingStones. AFP

Alissa Eckert und Dan Higgins


illustrieren dasVirus


Rote, knubbelig abstehende Stacheln auf
einergrauenKugel: So illustriertenAlis-
sa Eckert und Dan Higginsvonder ameri-
kanischen Gesundheitsbehörde CDC das
Coronavirus–und ihr Bildverbreitete
sichimZug der Pandemie über dieganze
Welt. MitteJanuar seien siegebetenwor-
den, eine „Identität“ desViruszuschaf-

fen, sagteEckertder „New York Times“ –
„etwas, um die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit zu bekommen“. Mit Hilfe
vonFachpublikationen und Computer-
prog rammen machten sichdie beidenme-
dizinischen Illustratoren, die sonstande-
re Viren oder Bakterien am Computer
darstellen, ansWerk undwarennach
etwa einerWochefertig.Fürdie Farben
Rotund Grau des eigentlich farblosenVi-
rusentschieden sie sichzur besserenVer-
deutlichung,weil „sierichtig gut heraus-

stachen“. Inzwischen istdie Illustration
auf derganzenWelt verbreitet. SogarFo-
tosvon Keksen, Bastel-, Stric k- oder Hä-
kelprojekten auf Basis des Bildeskursie-
renimInternet. Jüngsthabe ihr jemand
erzählt, dassdie Virus-Illustration sie im
Supermarkt imKopf immerverfolgeund
deswegenweniger anfassen lasse, sagte
Eckert.Die Illustration sei „da draußen
und erreicht,wassie er reichen soll“. dpa

SamiKhedira


feiertallein Geburtstag


Der frühereFußball-WeltmeisterSami
Khedirahat in der Corona-Krise Ge-
burtstag mit sich selbstgefeiert. Der Fuß-
ball-Profi vonJuventusTurinveröf fent-
licht eanseinem 33. Geburtstagam
SamstagBilder in den sozialenNetzwer-
ken. Darauf zusehen: mehrere Sami Khe-
diras, diegemeinsam amTischsitzen
und Geburtstagfeiern. Der 77-maligeNa-
tionalspieler zeigt sichmal im Juventus-
Trikot,mal mitStrohhut auf demKopf
und mal mit Espressotass einder Hand.
Auch den Kuchen serviertKhedirasich
auf demFoto selbst. dpa

RamonRoselly


istnun ein Superstar


Der GebäudereinigerRamonRosell yhat
dieRTL-Castingshow „Deutschlandsucht
den Superstar“ gewonnen. Der Sechsund-
zwanzigjährige, dervorallem mit seiner
Vorliebe für älteredeutscheSchlager auf-
fiel, setztesich am Samstagabend imFina-
le der17. Staffelmit mehr als80Prozent
der Zuschauerstimmengegenseineletzte
verbliebeneKonkurrentin ChiaraD’Ami-
co durch.Sein Siegerlied heißt „Eine
Nacht“, stammt aus derFedervon Juror
DieterBohlen und istein Schlager. dpa

KAPSTADT.Seit EndeMärz herrscht
in Südafrika„totalerLockdown“. Men-
schen dürfennur noch für die nötigsten
Besorgungendas Hausverla ssen.Selbst
der Erwerb vonAlkoholoder Zigaretten
istverboten.Umdie Einhaltung der
stre ngen Maßnahmen zukontrollieren,
patrouillieren Polizei und Militär auf
den Straßen. Dochseit mehrals 56 Mil-
lionenMenschen amKapunter Haus-
arreststehenund die meistenihreGe-
schäfteschließen mussten, floriertdas
Geschäftder Einbrecher.
Besondersschlimm ergeht es in diesen
TagenGeschäftsleuten in derKapstädter
Innenstadt.„Wirsind vollauf damit be-
schäftigt, Einbrecher zuverfolgen“, klag-
te der PolizeisprecherNoloyiso Rwexana
gegenüber derTageszeitung „Cape Ar-
gus“. „Bob’sBar“ wurde ebenso aus-
geräumt wie „Harrington’s Cocktail
Lounge“. DreiTäterwurdenfestgenom-
men, als sie sichgerade über dieFish-
&-Chips-Bude „RevelasFisheries“ her-
machten. 16 Einbrecher gingen derPoli-
zei insNetz, als sie „Lily’sBabyShop“
plünderten. „Kriminelle haben gerade
Hauptsaison“, sagt der Inhaber von
„Bob’sBar“.
Die Raubzügezuunterbinden fällt der
Polizei nicht leicht.Wenn die Kriminel-

len auf den menschenleerenStraße kon-
trolliertwerden,geben sievor, unterwegs
zu sein, um Lebensmittel zukaufen. Ist
die Luft rein, räumen sie Geschäfte aus.
Immerhin hat die Gang-Kriminalität in
denElendsgebietender Millionenstadt of-
fenbar nachgelassen. In den Cape Flats,
berichtetdie Tageszeitung „Cape Times“,
habe dieZahl der Schießereien abgenom-
men, seit die Menschenkaum nochauf
dieStraße dürfen undvollbesetzteMilit är-
laster durch die Gegendrumpeln.

Allerdings gibt Roegshanda Pascoe,
ein Aktivist, der seit langemversucht, die
wachsende Kriminalität in Kapstadts
Township Manenbergzubekämpfen, zu
bedenken: „Seit so vielPolizei auf der
Straßeunter wegs ist, haben es die Killer
leichter alsvorher –jetzt töten sie un-
bemerkt in ihren Häusern.“
Schonvordem Lockdown zählteKap-
stadt zu denStädten mit der höchsten
Mordrateder Welt.Inder beiTouris ten
so beliebtenStadt wurden 2018 mehr als
2800 Morde begangen. InTownships wie
Khayelitshastieg die Mordratezwischen
April 2018 und März2019 um 28 Pro-
zent.Imvergangenen Sommergabes
Wochenenden, an denen in bestimmten
GegendenKapstadts mehr als 70 Men-
schen ermordetwurden.
Übertriebene Brutalität wirdunterdes-
senauchden südafrikanischen Ordnungs-
kräf tenzur Lastgelegt.Bereits in den ers-
tenfünf Tagender landesweiten Corona-
Ausgangssperre seienvonder Polizei drei
Menschengetöte tworden, so das südafri-
kanische Institut für Sicherheitsfragen,
eine Denkfabrik aus Pretoria. Das Institut
warnt: „Die Risiken durch fortgesetzte
illegitimeStaatsgewalt könnten für Süd-
afrikas Zukunfthöher sein als die durch
die Pandemie.“ THILOTHIELKE

Persönlich
Plünderungen beim Lockdown

In Kapstadt floriertinder Corona-Krise das Geschäftder Einbrecher


InKapstadt: Polizei und Militär kontrol-
lieren mit Mundschutz. Fotodpa

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Foto Reuters
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