Süddeutsche Zeitung - 06.04.2020

(Nora) #1

Es gibt eine Kategorie von Fragen, die
Deutschlands bekanntester Virologe seit
Beginn der Krise immer gleich beantwor-
tet. Sobald es um die Bewertung politi-
scher Entscheidungen geht, sagt Christian
Drosten sinngemäß: Ein Wissenschaftler
ist kein Politiker. Er hat kein Mandat für po-
litische Entscheidungen. Sofern er seriös
ist, spekuliert er nicht.
Der Leiter der Virologie an der Berliner
Charité hält sich ziemlich eisern an dieses
Prinzip. Wenn der Berater der Bundesregie-
rung über seine persönliche Sicht auf ein-
zelne Maßnahmen spricht, dann dezidiert
als Privatmensch – zum Beispiel, wenn es
um das Tragen von Masken im Super-
markt geht. Doch Drosten ist neben dem
Präsidenten des Robert Koch-Instituts,
dem Mikrobiologen Lothar Wieler, schon
lange nicht mehr der einzige Wissenschaft-
ler, der in der politischen Beratung aktiv
ist und sich öffentlich äußert. Der Trend
geht auch in den Bundesländern hin zur
persönlichen Beratung der Landesregie-
rungen durch den eigenen Virologen oder
Fachmann, wenn nicht gar durch ein gan-
zes Expertenteam.
So kündigte Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder am Freitag auf einer Presse-


konferenz an, die „spezifische Situation“
im besonders stark betroffenen Freistaat
künftig auch durch ein bayerisches Wissen-
schaftlergremium bewerten lassen zu wol-
len. Man werde damit auch den Bund un-
terstützen. Die Virologin, die dafür nun

maßgeblich Verantwortung übernimmt,
stand während der Ankündigung neben Sö-
der. Ulrike Protzer von der Technischen
Universität München hat zwar kein so aus-
geprägtes Profil als Coronavirusexperte
wie Drosten, der weltweit zu den führen-

den Fachleuten für diese Gruppe von Erre-
gern gehört. Doch als erfahrene Wissen-
schaftlerin äußert sich auch die 57-Jährige
lieber vorsichtig – und zieht eine klare Li-
nie zwischen fachlicher Beratung und poli-
tischen Maßnahmen. Ob sie eine Prognose

wagen würde, wann in der Fußball-Bun-
desliga wieder an einen normalen Betrieb
zu denken sei? „Das können wir Virologen
nicht entscheiden“, antwortete Protzer.
Wie Protzer bleiben auch andere Exper-
ten zurückhaltend und beziehen sich auf
das, was wissenschaftlich belegbar ist, an-
statt der Politik Handlungsanweisungen
zu erteilen oder nahezulegen. In Hessen
steht Gesundheitsminister Kai Klose etwa
der Virologe Stephan Becker zur Seite. Be-
cker ist neben Drosten einer der wenigen
deutschen Wissenschaftler, die schon wäh-
rend des Sars-Ausbruchs vor 17 Jahren Er-
fahrungen mit Coronaviren sammelten.
Derzeit ist er an der Entwicklung eines
Impfstoffs gegen das neue Virus beteiligt.
Öffentlich ist der versierte und bescheide-
ne Leiter des virologischen Instituts an der
Universität in Marburg aber lieber jemand,
der erklärt, anstatt die Politik zu bewerten.
Doch es gibt Experten, die es mit der kla-
ren Trennung zwischen Wissenschaft und
Politik weniger genau nehmen. In Thürin-
gen lässt sich Ministerpräsident Bodo Ra-
melow gelegentlich vom Berliner Hygiene-
fachmann Klaus-Dieter Zastrow beraten.
Gleichzeitig befördert Zastrow die immer
heftiger geführte Debatte um Gesichtsmas-

ken: Obwohl sowohl RKI-Präsident Wieler
als auch andere Experten darauf hinwei-
sen, dass es keine Belege für eine Schutz-
wirkung von gekauften oder selbstgenäh-
ten Masken für den Träger selbst gibt, be-
hauptet Zastrow das Gegenteil. Als „physi-
sche Barriere“ könnten selbst Stoffmasken
schützen, sagte er derBild-Zeitung.
Und nicht nur Zastrow liefert politi-
schen Sprengstoff. So wird dem Leiter der
Virologie an der Universität Bonn als Bera-
ter von Ministerpräsident Armin Laschet
in Nordrhein-Westfalen eine immer promi-
nentere Rolle in der Debatte um die Maß-
nahmen zuteil. Hendrik Streeck hat mit ei-
ner Studie im extrem stark betroffenen
Landkreis Heinsberg begonnen. Sie soll
neue Handlungsanweisungen für die Lan-
desregierung erbringen. Zugleich übte
Streeck im ZDF öffentlich Kritik an den
bundesweit eingeführten Kontaktsperren
und tat im Interview mit der FAZ kund,
dass es in Restaurants und Supermärkten
„kaum“ ein Ansteckungsrisiko gebe. Das
muss nicht einmal falsch sein, genau las-
sen sich die Risiken derzeit aber nicht bezif-
fern. Solche Aussagen bleiben darum, was
nicht Sache der Virologen sein sollte: Spe-
kulation. kathrin zinkant

Zwischen Expertise und Spekulation


Die Zahl der wissenschaftlichen Berater in der Politik nimmt mit der Dauer der Krise zu. Nicht alle Fachleute bleiben bei dem, was Wissenschaft sagen kann


von christian endt, nico fried
und kristiana ludwig

D


ie Kanzlerin musste sich korrigie-
ren. Dreimal hat sich Angela Merkel
binnen neun Tagen dazu geäußert,
wie sich die Zahl der Neu-Infektionen ver-
halten sollte, damit man an Lockerungen
des öffentlichen Lebens denken könne. Von
Mal zu Mal machte sie das Kriterium schwe-
rer erreichbar. Merkel dürfte gewusst ha-
ben, warum sie in ihrem Podcast am Wo-
chenende den Satz unterbrachte: „Wir alle,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ler-
nen in dieser Pandemie, fast jeden Tag.“
Am Donnerstag vorvergangener Woche
sprach Merkel davon, die Zeit, in der sich
die Zahl der Infektionen verdoppele, müs-
se „in Richtung zehn Tage“ gehen. Am ver-
gangenen Mittwoch, nach einer Schaltkon-
ferenz mit den Ministerpräsidenten, taxier-
te sie diese Zahl schon auf zwölf bis 14 Tage.
In ihrem jüngsten Podcast taucht nun gar
keine Zahl mehr auf, nur noch das Ziel, dass
sich die Kurve abflache. Generell fällt auf,
dass Merkel mittlerweile jede konkrete
Festlegung vermeidet: „Wir würden unse-
rer Verantwortung nicht gerecht, wenn wir
Exit-Stichtage nennen würden, die der Rea-
lität nicht standhalten“, sagt sie.


Die Botschaft der Bundesregierung hat
sich verändert. Konnte man zwischen-
durch den Eindruck haben, alles hänge an
einem Kriterium, so machen Regierungs-
leute nun allenthalben deutlich, dass eine
Mischung aus Kriterien ausschlaggebend
dafür sein wird, wann und wie die Aus-
gangsbeschränkungen gelockert werden
können. Merkel formuliert das mit Blick
auf die Geltungsdauer der jetzigen Regeln
bis zum 19. April inzwischen so: Die Rich-
tung danach hänge davon ab, „an welchem


Punkt der Ausbreitung des Virus wir dann
in Deutschland stehen und wie sich das in
den Krankenhäusern auswirkt“. Die sollen
auf keinen Fall überfordert werden.
Für Merkel bleibt bei der Bewertung der
Lage das Robert-Koch-Institut (RKI) das
Maß aller Dinge – „der virologische Arm
der Bundesregierung“, wie es im Kanzler-
amt halb scherzhaft heißt. RKI-Präsident
Lothar Wieler hatte am Freitag vier Kriteri-
en genannt, an denen sich ablesen lasse, ob
die deutsche Gesellschaft ihren Lockdown
wieder langsam aufheben dürfe. Die Ver-
dopplungszahl der Infektionen gehört wei-
ter dazu. Daneben achte seine Seuchen-
schutzbehörde auch auf die Zahl der Er-
krankten im Verhältnis zur Gesamtbevölke-
rung und im Vergleich zu den „Kapazitäten
des Gesundheitssystems“, so Wieler.
Dieses Verhältnis von verschiedenen Kri-
terien zueinander lässt sich am Beispiel
von Verdopplungsdauer der Infektionen
und Krankenhauskapazitäten gut darstel-
len: Obwohl die Verdopplung sich verlang-
samt, kann die Zahl der Krankenhausbet-
ten knapp werden. Das liegt daran, dass in
wachsender Zahl ältere Patienten eingelie-
fert werden, deren Krankheitsverläufe
schwerer sind und mehr Behandlungszeit
erfordern. „Das ist alles dynamisch“, sagt
ein Regierungsmann.
Dennoch nannte Wieler als viertes Krite-
rium auch wieder eine Ziffer, auf die sein In-
stitut nun besonders achte: die Reprodukti-
onsrate. Diese Zahl besagt, wie viele Men-
schen im Schnitt von einer infizierten Per-
son angesteckt werden. „Wenn diese Zahl
unter eins gedrückt wird, dann lässt die Epi-
demie langsam nach. Das ist unser Ziel“,
sagte Wieler. Durch die Einschränkungen
des öffentlichen Lebens liege die Rate nun
bereits bei genau einer Person, während
ein Infizierter zuvor teilweise fünf oder gar
sieben Menschen angesteckt habe. „Das
scheint sich zu stabilisieren“, so Wieler.
„Aber wir müssen unter eins kommen. Da
hoffen wir, dass das in den nächsten Tagen
auch gelingt.“

Auch Gesundheitsminister Jens Spahn
sprach am Freitag von jenem Ansteckungs-
wert, der genau genommen eine Ableitung
der Verdopplungszahl ist. Die positive Ent-
wicklung dieser Reproduktionsrate sei
„noch kein stabiler Trend“ – „den werden
wir erst bis Ende nächster Woche tatsäch-
lich ablesen können“, sagte Spahn.

Modellrechnungen des Max-Planck-In-
stituts für Dynamik und Selbstorganisati-
on in Göttingen zeigen, dass die frühen
Maßnahmen, vor allem Schulschließungen
und Absage von Großveranstaltungen, be-
reits Wirkung zeigen. Die Rate neuer Infek-
tionen hat sich demnach um mehr als die
Hälfte reduziert. Die verschärften Maßnah-
men, die am Wochenende des 22. März in
Kraft traten und Schließungen von Geschäf-
ten sowie weitgehende Ausgangsbeschrän-
kungen beinhalten, sind dabei noch nicht
berücksichtigt. Ihre Wirkung lässt sich erst
im Ansatz an den Fallzahlen ablesen, da es
durch die Inkubationszeit und das Testver-
fahren zu Verzögerungen kommt. Trotz-
dem können die Max-Planck-Forscher ihre
Methode auch nutzen, um die Konsequen-
zen dieser Eingriffe abzuschätzen. „Wenn
unser Modell zutrifft, haben die Ausgangs-
beschränkungen die Kontakte weiter redu-
ziert, sodass die Ausbreitung des Virus in-
zwischen zum Erliegen gekommen ist“,
sagt Viola Priesemann, die Leiterin der ver-
antwortlichen Arbeitsgruppe. Das wäre der
Fall, sobald die Zahl der genesenen Corona-
Patienten die der Neuansteckungen über-
steigt. Gewissheit gebe es allerdings erst in
einigen Tagen.
Der Blick auf den Reproduktionswert ist
nicht neu. Bereits im März hatte das Bun-
desinnenministerium ein Papier mit dem
Titel „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle be-
kommen“ diskutiert. Darin wird ein Szena-

rio präferiert, in dem „nach den Osterferien
die Kindergärten und Schulen wieder in
den Normalbetrieb“ gehen. „Das gesell-
schaftliche und wirtschaftliche Leben
kehrt weitgehend zurück zur Normalität“,
heißt es außerdem. Auch bei dieser „vor-
sichtigen Schätzung“ war die Zahl der ange-
steckten Menschen pro Person der ent-
scheidende Richtwert. In der Simulation
des Innenministeriums würde der Wert
nach den strikten Ausgangsbeschränkun-
gen am 20. April bei 0,8 liegen. Anstelle der
Kontaktverbote sollen nach diesem Modell
anschließend lediglich „intensives Testen“,
die „Nachverfolgung und Isolation“ der Co-
ronafälle und gegebenenfalls auch ein Ver-
bot von Großveranstaltungen helfen, das Vi-
rus in Schach zu halten.
RKI-Chef Wieler dämpfte aber die Hoff-
nung, dass mit einem niedrigen Anste-
ckungswert das Leben sofort weitergehen
könne wie vor Corona. „Ich persönlich kann
mir nicht vorstellen, dass alles gleichzeitig
wiedereröffnet wird“, sagte er. Für eine
schrittweise Exit-Strategie gebe es „noch
keine finalen Pläne“. Die Kanzlerin hat in ei-
ner Art Reihenabfrage inzwischen mehrere
Ministerien um Auskunft zu Aspekten der
jeweiligen Ressorts gebeten. Die Ergebnis-
se erwartet sie bis Mittwoch. Dann hat sie
einschließlich der Osterfeiertage noch
knapp eine Woche Zeit, die nächste Schalt-
konferenz mit den Ministerpräsidenten vor-
zubereiten.
Wie ein Ausstiegsszenario aussehen
könnte, darauf gibt ein Papier der National-
akademie Leopoldina Hinweise, in dem ei-
ne Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern, zu
der auch der Berliner Virologe Christian
Drosten gehört, Maßnahmen aufzählt, um
die strengen Kontaktverbote „im An-
schluss an die Osterzeit differenziert lo-
ckern zu können“. Allerdings müssen auch
dafür einige Kriterien erfüllt sein, die frei-
lich weniger mit der konkreten Krankheit
als vor allem mit Materialbeschaffung und
technischem Fortschritt zu tun haben. So
schlagen die Wissenschaftler vor, neben

den bereits geltenden Abstandsregeln, ei-
nen Mund-Nasen-Schutz für alle Bürger in
Betrieben, Schulen und öffentlichen Ver-
kehrsmitteln einzuführen – vorausgesetzt,
solche Schutzmasken seien dann auch flä-
chendeckend verfügbar. Die Masken sind
im Augenblick schwer zu bekommen, sie
fehlen weltweit in Pflegeheimen und Arzt-
praxen. Dieser Mangel müsse mit Schals
und Tüchern überbrückt werden, schrei-
ben die Forscher.
Für die Bundesregierung wie auch die
Ministerpräsidenten wäre es ein bemer-
kenswerter Strategiewechsel, wenn sie die-
sen Vorschlag aufgriffen. Denn eine Pflicht
zum Tragen solcher einfachen Masken für
den Schutz von Mund und Nase hatte man
bisher stets abgelehnt. Vor allem im Kanz-
leramt sorgt man sich, dass die Menschen
sich damit in falscher Sicherheit wähnen
und an anderer Stelle zu nachlässig wür-
den, vor allem bei Hygiene-Regeln wie dem
gründlichen Händewaschen.
Die Wissenschaftler der Leopoldina emp-
fehlen außerdem, „schnellstmöglich“ eine
App einzurichten, mit der die Bürger freiwil-

lig und für einen begrenzten Zeitraum ihre
Handydaten zur Verfügung stellen, damit
die Gesundheitsbehörden Kontaktperso-
nen von Infizierten orten können. Eine ent-
sprechende Technologie hatte eine For-
schungsgruppe, an der auch deutsche Be-
hörden beteiligt sind, vergangene Woche
vorgestellt. Kanzleramtschef Helge Braun
verspricht sich davon eine schnellere Rück-
verfolgung gefährdeter Personen: Eine App
sei „wesentlich genauer als die Interviews,
die wir heute noch führen, bei denen jeder
sich an alle erinnern und alle kennen müss-
te, die er getroffen hat“, sagte Braun der
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Laut Leopoldina sollen zudem die Test-
kapazitäten weiter wachsen, etwa durch
neue Schnelltests, aber auch, indem tierme-
dizinische Labore und wissenschaftliche In-
stitute mithelfen, heißt es im Papier der
Wissenschaftler. Nicht nur Verdachtspati-
enten, sondern die gesamte Bevölkerung
müsse repräsentativ untersucht werden,
um zu verstehen, wie sehr sich das Corona-
virus ausgebreitet hat. Nur durch eingehen-
dere Studien könne auch die Belastung des
Gesundheitssystems richtig eingeschätzt
werden, schreiben die Forscher. Das Papier
der Leopoldina enthält auch eine Prognose
für den Fall, dass die Kontakteinschränkun-
gen schrittweise aufgehoben werden, ohne
parallel die von ihr empfohlenen Maßnah-
men umzusetzen. Dann wäre schon im Juni
mit einem rasanten Wiederanstieg der Fall-
zahlen zu rechnen, der sogar weit über das
aktuelle Niveau hinausgehen könnte.
Die Einschätzungen der Leopoldina dürf-
ten für die Bundesregierung ein gewisses
Gewicht haben. Bundesforschungsministe-
rin Anja Karliczek (CDU) hatte erklärt, diese
Arbeitsgruppe lege „Entscheidungsgrund-
lagen, auf die wir uns dann auch stützen
können“. Zugleich sind die Wissenschaftler
nicht die einzigen, die sich Gedanken ma-
chen. So hat der nordrhein-westfälische Mi-
nisterpräsident Armin Laschet eine inter-
disziplinäre Kommission berufen, die Aus-
stiegsszenarien entwerfen soll.

Hendrik Streeck, 42,
hat im vergangenen
Jahr die Leitung der
Virologie an der
Uni Bonn übernommen.
Sein Forschungs-
schwerpunkt liegt auf
dem Aidserreger HIV.
FOTO: GAMBARINI/DPA

Ulrike Protzer,57,
leitet die Abteilungen
für Virologie an der TU
und am Helmholtz-
Institut München.
Sie erforscht chronische
Virus-Infektionen
wie Hepatitis-B.
FOTO: HOPPE/DPA

Klaus-Dieter Zastrow,69,
leitet das Hygiene-
Institut der Vivantes-
Kliniken Berlin.
Er ist ein Fachmann für
Infektionen, die in
Krankenhäusern
erworben werden.
FOTO: PILICK/PA/DPA

Tiermedizinische Labore und
wissenschaftliche Institute
könnten bei den Tests mithelfen

Stephan Becker,59,
leitet seit 2007 das
Institut für Virologie an
der Uni Marburg, zu dem
auch ein Hochsicherheits-
labor gehört. Becker ist
ein Experte für neue
virale Erreger.
FOTO: RUMPENHORST/DPA

Der lange Weg zur Normalität


Nicht eine Zahl allein entscheidet über die Lockerung der strengen Verhaltensregeln, sondern mehrere Kriterien.
Selbst wenn diese erfüllt sein sollten, würden die Verbote wohl nur schrittweise aufgehoben werden

Christian Drosten,47,
leitet die Virologie der
Berliner Charité.
Er forscht seit der
Sars-Pandemie an
Coronaviren und zählt
weltweit zu den führen-
den Experten.
FOTO: REUTERS

Lothar Wieler,59,
leitet seit 2015 das
Robert-Koch-Institut in
Berlin. Der Veterinär und
Mikrobiologe ist Experte
für Erreger, die von
Tieren auf Menschen
übergehen.
FOTO: TANTUSSI/REUTERS

Für Merkels Bewertung der Lage


bleibt das Robert-Koch-Institut


das Maß aller Dinge


2 HF2 (^) THEMA DES TAGES Montag, 6. April 2020, Nr. 81 DEFGH
Kaum Autos, wenig Fußgänger: der Kaiserdamm in Berlin am Sonntagmorgen ruht in Stille. FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA
SZ-Grafik: Endt, Mainka; Quelle: Leopoldina
Drohender Wiederanstieg
Prognose bei schrittweiser Aufhebung der
Einschränkungen ab 20.4. ohne Gegenmaßnahmen
100000
10000
1000
100
10
1
1.3. 4.4. 2.5. 30.5. 27.6.
neue Fälle
pro Tag
bisherige Neuinfektionen
pro Tag
Prognose
Unsicherheitsbereich
Wie lange gelten die Einschränkungen?Nach Ostern wollen Politiker und Experten beraten, ob und ab wann
das öffentliche Leben in Deutschland wieder möglich sein wird – oder ob die Ausgangsbeschränkungen verlängert werden.
Auch wenn sich erste Kennzahlen in die richtige Richtung entwickeln, ist die Frage alles andere als einfach zu beantworten

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