Handelsblatt - 06.04.2020

(Martin Jones) #1
Julia Groth Köln

D

ie Corona-Pandemie
hinterlässt immer tiefe-
re Spuren – auch auf
dem deutschen Ar-
beitsmarkt. Die Bun-
desagentur für Arbeit rechnet damit,
dass die Arbeitslosenzahlen im April
deutlich steigen. Je länger die Krise
dauert, desto mehr Menschen könn-
ten in einen finanziellen Engpass ge-
raten. Entlasten kann dann nicht nur,
dass Banken zwischen April und Juni
Zins- und Tilgungsleistungen von Ver-
braucherdarlehen aussetzen können.
Vorstellbar ist auch, dass mehr Men-
schen ein Darlehen aufnehmen, um
finanziell über die Runden zu kom-
men. Andererseits dürften sie größe-
re Anschaffungen wie eine neue Kü-
che, die auch über Ratenkredite fi-
nanziert werden, eher verschieben.
Wer einen Ratenkredit aufnehmen
will, kann sich aktuell jedenfalls über
günstige Konditionen freuen. Das
zeigt eine Auswertung von Ratenkre-
diten der FMH-Finanzberatung für
das Handelsblatt. Die Zinsexperten
haben Ratenkredite von 27 Banken
verglichen. Das Ergebnis: Beim Effek-
tivzins unterscheiden sich die besten
Angebote wenig. Kunden mit Topbo-
nität können allerdings besonders gu-
te Konditionen aushandeln.
Die FMH-Analysten gaben für ihren
Test an, 10 000 Euro leihen zu wol-
len und innerhalb von vier Jahren zu-
rückzuzahlen. Das beste Angebot
macht die Deutsche Skatbank: Die Di-

rektbank, die zur Volks- und Raiffei-
senbank Altenburger Land gehört,
verlangt 2,89 Prozent Effektivzins pro
Jahr – unabhängig von der Bonität
des Kreditnehmers (Tabelle). Am En-
de der Laufzeit summieren sich die
Zinszahlungen auf 593,12 Euro. Bei
der genossenschaftlichen PSD Bank
Nürnberg und der Ethikbank, die zur
Volksbank Eisenberg gehört, zahlen
Kunden nur unwesentlich mehr. Die
beiden Institute verlangen 2,93 bezie-
hungsweise 2,95 Prozent effektiven

Jahreszins. Nach zwei Jahren liegt die
Gesamtsumme so bei 10 601,14 bezie-
hungsweise 10 605,60 Euro.
Beim Letztplatzierten unter den
Anbietern bonitätsunabhängiger Ra-
tenkredite, der ING, wird es nicht
deutlich teurer. Der FMH-Musterkun-
de zahlt dort 3,69 Prozent Zinsen pro
Jahr. Damit kostet der Kredit letztlich
759,23 Euro. Das sind gerade einmal
166 Euro mehr als beim Testsieger.
Auch bei bonitätsabhängigen Ange-
boten nehmen sich Erst- und Letzt-

platzierter nicht viel – jedenfalls,
wenn man sich den sogenannten
Zwei-Drittel-Zins anschaut. Das ist ein
Zins, den zwei Drittel der Kunden be-
kommen. Beim Testsieger in diesem
Segment, der Commerzbank, liegt er
bei 2,62 Prozent pro Jahr. Die SKG
Bank, eine Tochter der Deutschen
Kreditbank, die ihrerseits der Bayeri-
schen Landesbank gehört, verlangt
dagegen von zwei Dritteln der Kun-
den 3,79 Prozent effektiven Jahres-
zins. Das sieht nach viel aus, aber der
Unterschied zum Testsieger beträgt
unterm Strich rund 242 Euro.
Wer eine Topbonität hat, kann
noch bessere Konditionen bekom-
men: Die Zinsspanne bei der Com-
merzbank in diesem Segment liegt
zwischen 1,75 bis 8,75 Prozent.
Die Kreditwürdigkeit eines Antrag-
stellers überprüft eine Bank immer –
auch bei bonitätsunabhängigen Kre-
diten. Die Bonität wirkt sich aber in
diesem Fall nicht auf die Zinshöhe
aus. „Die Wahrscheinlichkeit, abge-
lehnt zu werden, ist zudem sehr ge-
ring“, sagt FMH-Chef Max Herbst.
Wer einen bonitätsabhängigen Kredit
anfragt, sollte darauf achten, dass er
der Bank gestattet, bei der Schufa ei-
ne Anfrage nach Kreditkonditionen
zu stellen – keine Kreditanfrage: Eine
Konditionen-Anfrage wird nicht ge-
speichert und hat keine Folgen für
den Schufa-Eintrag. Häufige Kredit-
anfragen können dagegen die Bonität
belasten. Die Schufa unterstellt in
diesem Fall, dass frühere Kreditwün-
sche abschlägig beschieden wurden.

Ratenkredite


Auf Pump durch die Krise


Wer einen Ratenkredit aufnehmen möchte, kann sich bei guter Kreditwürdigkeit derzeit relativ


günstig finanzieren. Das ergibt eine Analyse der FMH-Finanzberatung für das Handelsblatt.


Vergleich von Finanzie-
rungen: Ähnliche Zinsen
für die Topangebote.
mauritius images / Maskot

Die günstigsten Ratenkredite
Bundesweite Anbietern, Anlagesumme 10 000 Euro, 48 Monaten Laufzeit

Deutsche Skatbank

PSD Bank Nürnberg

Ethik Bank

Deutsche Bank

DKB Deutsche Kreditbank

SWK Bank

Netbank

ING

Bank
NetCredit

PSD Privat Kredit

FAIRbraucherkredit

Privatkredit

Privatkredit

Couchkredit

Ratenkredit

Ratenkredit



Produkt
2,89

2,93

2,95

3,49

3,49

3,49

3,59

3,69

% % % % % % %

%*

220,69

220,86

220,95

222,95

223,27

223,27

223,70

224,16

€ € € € € € € €
10 593,12

10 601,14

10 605,60

10 701,45

10 716,83

10 716,83

10 737,45

10 759,23

€ € € € € € € €

Commerzbank

BB Bank eG

1822direkt

Bank of Scotland

Santander

Oyak Anker Bank

Postbank

SKG Bank

Norisbank

Ratenkredit

Wunschkredit

Ratenkredit

Ratenkredit

Online-Best-Credit

Mein-Wunsch-Kredit

Online-Privatkredit

Ratenkredit

Top-Kredit

2,62

2,99

3,19

3,47

3,54

3,79

3,79

3,79

3,99

% % % % % % % % %
2,62 - 6,70

2,99 - 5,59

1,74 - 3,40

1,58 - 4,95

1,99 - 7,98

1,98 - 3,79

2,79 - 4,89

1,99 - 5,29

2,69 - 7,80

% % % % % % % % %
219,53

221,13

221,98

223,19

223,49

224,57

224,57

224,57

225,43

€ € € € € € € € €
10 537,25

10 613,86

10 654,81

10 712,94

10 727,46

10 779,20

10 779,20

10 779,20

10 820,58

€ € € € € € € € €

Effektivzins
pro Jahr Zinsspanne Rate monatlich Gesamtzahlung

HANDELSBLATT • Ausgewertet: 27 Anbieter, Stand: 3.4.2020; *Ab 10 001 Euro Quelle: FMH-Finanzberatung

Bonitäts-
unabhängige
Angebote

Bonitäts-
abhängige
Angebote
mit
Zweidrittel-
Zins

Spezial Ratenkredite
MONTAG, 6. APRIL 2020, NR. 68
36

Motorrad-Policen

Richtig versichert auf zwei Rädern


Viele Biker starten jetzt in die
Motorradsaison. Bei der
Versicherung gilt es einiges
zu beachten. Dann aber lässt
sich Geld sparen.

Christian Schnell München

E


s ist der Moment, auf den viele
Motorradfahrer sehnsüchtig
gewartet haben. Allen Corona-
Ängsten zum Trotz haben etliche von
ihnen die Sonnenstahlen der vergan-
genen Tage zur ersten Ausfahrt des
Jahres genutzt. Die breite Masse wird
in den nächsten Wochen folgen. Im-
merhin besitzen die Deutschen rund
4,5 Millionen Krafträder. Laut Statistik
des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA)
sind das 1,5 Prozent mehr als vor ei-
nem Jahr. Viele von ihnen werden nun
„ausgewintert“, fahren doch die meis-
ten Biker lediglich vom Frühjahr bis
zum Herbst.
Wie beim Auto gehört auch beim
Motorrad eine Versicherung zum
Pflichtprogramm. Und hier zeigen sich
erhebliche Unterschiede. Beim Ver-
gleichsportal Check 24 haben die Ex-
perten beispielsweise ein Sparpotenzi-
al von bis zu 90 Prozent zwischen der
günstigsten und der teuersten Versi-
cherung errechnet bei einer Saisonzu-
lassung von März bis Oktober.
Den Policen gemeinsam ist – wie
beim Auto – die Unterscheidung in
Haftpflicht-, Teilkasko- und Vollkasko-
versicherung. Erstere ist Standard und
übernimmt bei eigenem Verschulden
nur den Schaden des Unfallgegners,
bei Teilkasko sind unter anderem
Diebstahl und Wildschäden dabei. Bei
der Vollkasko, der teuersten Variante,
ist auch der Schaden an der eigenen
Maschine abgedeckt. Allerdings ist der
preisliche Abstand zwischen Teilkas-
ko- und Vollkaskoversicherung beim
Motorrad sehr viel höher als beim Au-
to. Vollkasko ist gewöhnlich nur dann
ratsam, wenn die Maschine neu und
teuer ist. Wenn sie dazu noch fremdfi-
nanziert ist, führt wegen des hohen
Unfallrisikos bei Motorrädern kein
Weg an einer Vollkaskoversicherung
vorbei.
Auch sonst sind die Unterschiede in
den Versicherungsbedingungen nicht
unerheblich. Das zeigt sich schon bei
den unterschiedlichen Bezeichnun-
gen. Es gibt Krafträder, Kraftroller,

Leichtkrafträder und Leichtkraftroller.
Wer bereits hier nicht weiß, in welche
Kategorie er mit seinem Fahrzeug
überhaupt gehört, für den gilt folgen-
de Regel: Motorräder und Roller sind
durch Optik und die unterschiedlich
großen Räder gewöhnlich auf den ers-
ten Blick zu unterscheiden. Die leich-
teren Modelle von beiden haben je-
doch einen Motor mit einem Hub-
raum von 125 Kubikzentimetern (ccm)
und dürfen bereits ab 16 Jahren mit
dem Führerschein A1 gefahren wer-
den. „Ihr Hubraum muss bei maximal
125 ccm und ihre Leistung bei höchs-
tens 15 PS oder 11 kW liegen, damit sie
als Leichtkraftrad versichert werden
können“, heißt es dazu beim Ver-
gleichsportal Verivox.
Natürlich ist die Versicherung für
Leichtkraftrad und Leichtkraftroller
billiger als für die großen Maschinen.
Günstig ist sie trotzdem nicht. Aus-
gangspunkt ist wie immer der An-
schaffungspreis, der in dieser Katego-
rie bei Neukäufen zwischen 3 500 und
5 000 Euro liegt. Allerdings sind gera-
de Fahranfänger besonders unfallge-
fährdet. Das ist wie beim Auto, nur
dass beim Motorrad die Gefahr von
Personenschäden größer ist. Deswe-
gen werden Fahranfänger auch in der
teuersten Schadenfreiheitsklasse 0
eingestuft. Nach jedem unfallfreien
Jahr steigt der Fahrer dann um eine
Klasse höher. Wie beim Auto gilt auch
für Motorradfahrer: je höher die Klas-
se, desto günstiger der Tarif.

Gebrauchtfahrzeug kaufen
Eine Möglichkeit zu sparen wäre, das
Leichtkraftrad auf die Eltern anzumel-
den und das Kind als Fahrer einzutra-
gen. Der Nachteil dieser Variante ist
jedoch, dass so keine Schadenfrei-
heitsrabatte über die Jahre zusam-
menkommen. Schließlich hegt so
mancher Jugendliche bereits den
Traum, ab 18 Jahren auf eine größere
Maschine umzusteigen. Eine günstige
Variante wäre auch, am reichlich be-
stückten Markt für Gebrauchtfahrzeu-
ge zuzuschlagen, die gibt es häufig für
die Hälfte des Neupreises. Dazu reicht
dann eine günstige Haftpflicht für den
Jugendlichen als Halter. Große Motor-
räder sind im Vergleich zu Leichtkraft-
rädern in der Versicherung deutlich
teurer. Aber auch hier ergeben sich
Möglichkeiten zu sparen. Denn auch
schwere Motorräder sind in der Regel

Schönwetterfahrzeuge. Wer sie per
Saisonkennzeichen zulässt, zahlt nur
anteilig von März, April oder Mai bis
September, Oktober oder November.
Er muss auch nicht zum An- und Ab-
melden zur Zulassungsstelle. Das spart
Zeit und Gebühren. Ab dem Stichtag
ist die Maschine wieder angemeldet,
am Ende automatisch abgemeldet.

Befristete Zulassung
Beim Vergleichsportal Check 24 ha-
ben sie gerade die fünf günstigsten
Motorradversicherungen auf den
preislichen Unterschied zwischen ei-
ner ganzjährig zugelassenen Maschi-
ne und einer Saisonzulassung zwi-
schen März und Oktober getestet. Der
Unterschied ist deutlich. Im Schnitt
spart die befristete Zulassung 31 Pro-
zent gegenüber der ganzjährigen Zu-
lassung. Eines sollten Fahrzeughalter
dabei jedoch beachten. „Bei einem
Saisonkennzeichen sollte das Motor-
rad mindestens sechs Monate ange-
meldet werden, da der Halter nur so
nach einem unfallfreien Jahr in eine
höhere, günstigere Schadenfreiheits-
klasse eingestuft wird“ , sagt Tobias
Stuber, Geschäftsführer für Kfz-Versi-
cherungen bei Check 24.
Einen Rabatt bekommt zudem ge-
wöhnlich derjenige, der Auto und Mo-
torrad beim selben Versicherer unter
Vertrag hat. Positiv bemerkbar bei der
Prämie machen sich auch, ähnlich wie
beim Auto, ein kleiner Kreis von Fah-
rern, eine Garage, eine jährliche Zah-

lung der Prämie im Vergleich zu einer
vierteljährlichen oder gar monatlichen
Abbuchung sowie eine geringe jährli-
che Kilometerleistung.
Eine andere Sparmöglichkeit dürfte
allerdings nur für wenige Biker eine
echte Alternative sein. Wer die Leis-
tung seiner Maschine auf 35 kW, das
sind 48 PS, drosseln lässt, kann eben-
falls rund ein Drittel an Prämien spa-
ren, heißt es bei Check 24. Bei einer
BMW F 850 GS, einer Reise-Enduro im
mittleren Segment, sind das in der of-
fenen Variante mit 70 kW oder 95 PS
beispielsweise 222 Euro im Jahr bei ei-
ner Teilkaskoversicherung, während
in der gedrosselten Version nur 149
Euro anfallen. Fraglich ist indes, ob für
gesparte 70 Euro tatsächlich jemand
auf den Fahrspaß und den Durchzug
der offenen Version verzichtet.
Ebenfalls eher theoretisch ist die
Diskussion über das Sparpotenzial bei
den Regionalklassen. Denn die Höhe
des Beitrags bestimmen auch Unfall-
häufigkeit und die Anzahl der Dieb-
stähle in einer Region. Bei wem beson-
ders viel passiert, der zahlt dafür indi-
rekt leider mit.
Durch die häufig saisonale Nutzung
von Motorrädern ergeben sich gegen-
über Pkws auch Unterschiede bei den
Wechselfristen zu einem anderen Ver-
sicherer. Während beim Auto der 30.
November für den Wechsel ab dem
darauffolgenden Jahr ein feststehen-
der Termin ist, ist die Situation beim
motorisierten Zweirad nicht so ein-
fach. Bei Saisonkennzeichen beginnt
diese häufig zum jeweiligen Start in
die Saison. Wer also eine saisonale Zu-
lassung ab dem 1. März hat, der hätte
bis Ende Januar kündigen müssen. An-
derorts gilt wie beim Auto der 30. No-
vember, manchmal ist es auch schon
Ende September – also quasi zum Ab-
schluss der Saison. Details dazu findet
jeder Biker in seinen Versicherungsun-
terlagen.
Unabhängig davon gibt es ein Son-
derkündigungsrecht, wenn der Beitrag
steigt. Der Versicherer kann auch
beim Fahrzeugtausch gewechselt wer-
den. Die beim bisherigen Versicherer
angesammelten Rabatte für die Anzahl
der schadensfrei gefahrenen Jahre
werden dabei natürlich übertragen.
Möglich ist gewöhnlich sogar der Ra-
battübertrag bei unterschiedlichen
Fahrzeugarten, beispielsweise vom
Auto aufs Motorrad.

Start in die Motorrad-
saison: Beim Ver-
gleich der Versiche-
rungspolicen ist
einiges zu beachten.

Christoph Papsch/laif

4,5

MILLIONEN
Krafträder besitzen
die Deutschen in
etwa. Das sind
1,5 Prozent mehr als
vor einem Jahr.

Quelle:
Kraftfahrt-Bundesamt

Private Geldanlage
MONTAG, 6. APRIL 2020, NR. 68
37

 
    
 
 



  

 


 



 

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