Die Welt - 27.03.2020

(Jeff_L) #1

DAX


Im Plus


Seite 19


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ie Berufswünsche von
Kindern haben sich in
diesen Zeiten stark
verändert. Viele Jungen würden
später gerne mal Supermarkt-
kassiererin werden, weil das ein
Beruf ist, in dem sie viel mit
Geld zu tun haben und der, im
Gegensatz zum Hedgefonds-
Manager, größte gesellschaftli-
che Anerkennung genießt. Na-
türlich stehen Superhelden
nach wie vor hoch im Kurs.
Frauen und Männer, die ein
beinahe menschenleeres Groß-
raumfahrzeug durch menschen-
leere Großstädte lenken, gelten
als Vorbilder. Busfahrer sind die
neuen Piloten. Und Postboten
die neuen Personalberater.
Fünfjährige streiten sich erbit-
tert, wer jetzt Drosten und wer
Kekulé sein darf. In der nächs-
ten Karnevalssaison wird die
Drosten-Perücke zum Verkaufs-
schlager. Tatsächlich gibt es
bereits ernsthafte Überlegun-
gen, ob Drosten nicht als Aus-
bildungsberuf anerkannt wer-
den kann. Heutzutage möchte
jedenfalls kein Heranwachsen-
der in der Garage den Grund-
stock für ein digitales Firmen-
imperium legen, dafür träumen
schon siebenjährige Mädchen
davon, später einmal Toiletten-
papierfabrikantin zu werden.

ZZZippert zapptippert zappt


I


n Äthiopien befindet sich
der Journalist Wako Nole
seit mittlerweile rund drei
Wochen in Haft. Nole, der für
den Radiosender Sagalee Bili-
summaa Oromoo arbeitet, war
am 7. März in der Ortschaft
Burayu in der Verwaltungs-
region Oromia verhaftet wor-
den. Neben Nole setzten die
Behörden auch zwei weitere
Medienschaffende fest, darun-
ter Dessu Dulla, den stellver-
tretenden Direktor des Oromia
News Network.
Anlass für die Verhaftungen
soll nach Informationen lokaler
Medien ein Interview sein, das
die Journalisten auf einer Poli-
zeiwache in Burayu mit dem
inhaftierten Oppositionspoliti-
ker Abdi Regassa geführt hat-
ten. Laut Berichten des Oromia
News Network störten sich die
Beamten daran, dass während
des Interviews Tonaufzeich-
nungen und Bilder mit Mobil-
telefonen gemacht worden
waren.
Obwohl sich Nole bereits
seit dem 7. März in Haft befin-
det, ist er Informationen des
Komitees zum Schutz von
Journalisten (CPJ) zufolge bis
heute nicht angeklagt worden.
Auf der Rangliste der Presse-
freiheit von Reporter ohne
Grenzen liegt das ostafrikani-
sche Äthiopien auf Platz 110
von 180 Ländern.

#Free Free


them


all


Wako Nole GETTY IMAGES


In Kooperation mit
REPORTER OHNE GRENZEN

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1


27.03.20 Freitag,27.März2020DWBE-HP


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ie G-20-Staaten und die EU üben den Schul-
terschluss im Kampf gegen das Coronavi-
rus. „Wir bekennen uns nachdrücklich dazu,
dieser gemeinsamen Bedrohung geeint entgegenzu-
treten“, heißt es in der Abschlusserklärung nach ei-
nem außerordentlichen G-20-Gipfel der wichtigsten
Industrieländer am Donnerstag. Die Staats- und Re-
gierungschefs verpflichten sich nach einer Video-
schaltkonferenz dazu, alles zu tun, um die Weltwirt-
schaft zu stabilisieren und auch ärmeren Staaten im
Kampf gegen die Ausbreitung des Virus zu helfen.
Der Entwurf der Abschlusserklärung des EU-Gip-
fels, der bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch
andauerte, sah eine ähnliche Position vor.
Die G 20 bekennen sich angesichts der dramati-
schen Lage zu einem gemeinsamen Vorgehen, was

angesichts der bisherigen „America-first“-Politik
von US-Präsident Donald Trump und der amerika-
nisch-chinesischen Rivalität als Kehrtwende gilt.
Die Weltgesundheitsorganisation, der Internationa-
le Währungsfonds, die Weltbank und die Vereinten
Nationen sowie andere internationale Organisatio-
nen sollten „alle erforderlichen Schritte“ unterneh-
men, um die Pandemie zu überwinden.
Die „außergewöhnlichen“ Stützungsaktionen der
Notenbanken weltweit werden von den G 20 aus-
drücklich begrüßt. Es sei gemeinsame Aufgabe, Le-
ben zu schützen, Arbeitsplätze und Einkünfte der
Menschen zu sichern, finanzielle Stabilität zu be-
wahren und Wachstum neu zu beleben. Dafür set-
zen die G-20-Staaten fünf Billionen Dollar ein. Stö-
rungen im Handel und in globalen Versorgungsket-

ten sollten so gering wie möglich gehalten werden.
EU-Diplomaten hatten schon vor Tagen vor einem
Stimmungsumschwung etwa in der US-Regierung
gesprochen, weil das Ausmaß der Corona-Krise im-
mer größer wird. Die Internationale Arbeitsorgani-
sation ILO sprach davon, dass „weit mehr“ als 25
Millionen Jobs weltweit verloren gehen dürften. Zu-
dem vereinbarten die G 20, den ärmeren Ländern zu
helfen, ohne konkrete Zusagen zu machen. Hinter-
grund ist die Sorge, dass sich das Virus in den kom-
menden Wochen in Staaten ohne funktionierendes
Gesundheitssystem ausbreitet könnte und dann ei-
ne sehr hohe Zahl von Opfern befürchtet wird..
Auch die 27 EU-Staaten wollen ihre Anstrengun-
gen zur Bewältigung der Krise bündeln und dabei
angeschlagene, als strategisch betrachtete Firmen

vor Übernahmen aus Drittstaaten schützen. Dies
geht aus dem Entwurf ihrer Gipfel-Erklärung her-
vor. Die Staats- und Regierungschefs wollten zudem
über ein einheitliches Vorgehen bei Grenzschlie-
ßungen, der gemeinsamen Beschaffung von Schutz-
ausrüstung sowie Maßnahmen zur wirtschaftlichen
Abfederung der Krise reden.
Zuvor hatte EU-Kommissionschefin Ursula von
der Leyen die Alleingänge der EU-Länder in der Co-
rona-Krise scharf kritisiert. Zu viele der 27 Mitglie-
der hätten zunächst nur an sich selbst gedacht, mo-
nierte sie. Die CDU-Vorsitzende und Verteidigungs-
ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte
WELT: „Jede Hilfe über Grenzen hinweg ist jetzt
wichtig – auch mit Blick auf die Zusammenarbeit in
der Zeit nach der akuten Krise.“ rtr/DW

G20 und EU wollen Virus gemeinsam bekämpfen


Wichtigste Industriestaaten verpflichten sich, ärmere Länder zu unterstützen. Europäer vereinbaren einheitliches Vorgehen


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DPA

/ VANESSA CARVALHO

New York, New York


Mögen die Zeiten auch düster sein – der „Naked
Cowboy“, eine Institution in New York, spielt weiter
Gitarre. Wenn es sein muss eben mit Schutzmaske.
Robert Burck heißt der knapp bekleidete Musiker,
und er ist ein Fan von Donald Trump. Der wiederum

kann Unterstützung derzeit gut gebrauchen: Wegen
der Corona-Krise schnellen die Arbeitslosenzahlen
in die Höhe. Und New York entwickelt sich zum
Zentrum der Pandemie in den USA.
Kommentar Seite 3 und Seite 8

D


ie drastischen Einschrän-
kungen des öffentlichen
Lebens und der Wirtschaft
zur Eindämmung des Co-
ronavirus werden womög-
lich noch mindestens zwei Wochen an-
dauern. Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn sagte am Donnerstag, erst nach
Ostern könne über eine Lockerung ge-
sprochen werden. Vorher müsse eine
Verlangsamung der Virus-Ausbreitung
gelingen. Der Minister geht von weiter
steigenden Belastungen für Ärzte und
Pfleger aus: „Noch ist das die Ruhe vor
dem Sturm“, sagte der CDU-Politiker.
„Keiner kann genau sagen, was in den
nächsten Wochen kommt.“
Auch Bundesinnenminister Horst See-
hofer (CSU) warnte vor zu hohen Erwar-
tungen. Eine Exit-Strategie könne man
erst dann angehen, „wenn man dieses
schnelle und aggressive Verbreiten des
Virus im Griff hat“, erklärte Seehofer per
Twitter. Landwirtschaftsministerin Julia
Klöckner (CDU) sagte WELT, die Lage
müsse immer wieder neu beurteilt wer-
den – „nicht auf der Grundlage von Ge-
fühlen, sondern Fakten“.

Die vor rund zwei Wochen verfügten
ersten Einschränkungen des öffentlichen
und wirtschaftlichen Lebens haben nach
Einschätzung von Statistikern die Aus-
breitung des Coronavirus verlangsamt.
Der durchschnittliche Zuwachs der An-
zahl der bestätigten Infektionen habe
sich ab dem 20. März auf 14 Prozent von
zuvor 27 Prozent verringert, heißt es in
einer Modellrechnung der Universitäten
Regensburg und Mainz. „Die gravieren-
den Eindämmungsmaßnahmen haben
die Wachstumsraten der Infektionsfälle
offenbar bereits stark gedämpft“, sagte
Enzo Weber von der Universität Regens-
burg. „Zunahmen von 14 Prozent pro Tag
sind aber noch keine Entwarnung.“ Aus
Sicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist
noch keine gesicherte Aussage möglich,
ob sich die Ausbreitung des Virus ver-
langsamt hat. Es gebe große regionale
Unterschiede. Manche Städte mit einem
„großen Ausbruchsgeschehen“ hätten
dies unter Kontrolle gebracht.
Der Virologe Christian Drosten emp-
fiehlt eine stufenweise Aufhebung der
Einschränkungen zu einem geeigneten
Zeitpunkt. „Natürlich muss man da

raus“, sagte der Experte der Berliner
Charité. Es müsse geklärt werden, wo
und für wen dies zuerst gelten solle. Hier
sei die Wissenschaft gefragt, es brauche
Modellvorhersagen. Risikogruppen wie
ältere Menschen einfach zu isolieren
funktioniere aber nicht. Es sei zu hoffen,

dass der Trend mit immer mehr neuen
Fällen jeden Tag langsam abgemildert
oder gebrochen werden könne.
Trotz der ernsten Lage sehen Einzel-
handel, Industrie und Politik die Versor-
gung mit Lebensmitteln weiter als gesi-
chert an. Teile der Ernährungsbranche
haben laut Klöckner mit fehlendem Per-
sonal zu kämpfen. „Aufgrund fehlender
Saisonarbeitskräfte wird es schwierig,
wie gewohnt die Ernten einzubringen
oder zu pflanzen“, sagte die Agrarminis-
terin. Sie nannte auch Schlacht- und Zer-
legebetriebe sowie Molkereien. Es fehl-
ten Berufspendler aus Polen und Tsche-
chien. Klöckner bekräftigte, dass Hams-
terkäufe nicht notwendig seien. Bundes-
verkehrsminister Andreas Scheuer
(CSU) versicherte: „Wir werden die Ver-
sorgungssicherheit von Wirtschaft und
Gesellschaft in diesen Krisenzeiten ge-
währleisten. Wir werden Lieferketten
aufrecht halten.“ Er will mit Branchen-
verbänden über einen „Gütertransport-
pakt“ eine stabile Versorgung mit Waren
sicherstellen. „Alle strengen sich noch
ein wenig mehr an.“ DW
Siehe Kommentar

Spahn zur Corona-Lage: „Noch


ist das die Ruhe vor dem Sturm“


Gesundheitsminister warnt vor steigenden Belastungen für Ärzte und Pfleger, während andere schon


die Dauer der Einschränkungen diskutieren. Regierung betont: Lebensmittelversorgung ist sicher


DIE WELT digital ISSN 0173-8437 74-13 ZKZ 7109
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Helfen bei der Bekämpfung der
Pandemie könnte möglicherweise
ein Coronavirus-Schnelltest mit
einem Analysegerät,den der
Autozulieferer und Technologie-
konzern Bosch unter anderem für
Krankenhäuser und Arztpraxen
entwickelt hat. Das Verfahren zum
Nachweis von Virenerbgut soll
weniger als zweieinhalb Stunden
brauchen. Der Test soll ab April
verfügbar sein. Erforderliche Zu-
lassungen stehen einem Bosch-
Sprecher zufolge noch aus. Seite 14

Bosch entwickelt


einen Schnelltest


D


ie geradezu gespenstische
Stille über dem Land erin-
nert tatsächlich an die
sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm,
wie sie Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn jetzt beschworen hat.
Zwar sind auch hierzulande nach of-
fiziellen Daten bereits 39.355 Men-
schen erkrankt und 222 an Covid-
gestorben. Doch noch gibt es freie In-
tensivbetten und Beatmungsgeräte in
den Krankenhäusern. Niemand muss
auf dem Flur behandelt werden oder
in umgeräumten Messehallen liegen;
kein Arzt die furchtbare Entschei-
dung treffen, wer behandelt werden
soll. Ob das so bleibt, ob wir gerade
noch mit einem blauen Auge davon-
kommen, nachdem Deutschland, wie
die meisten Länder, viel zu spät auf
die Bedrohung durch das neuartige
Coronavirus reagiert hat? Niemand
kann das bisher sagen. Auch Jens
Spahn nicht, der mit seiner Sturm-
warnung im Grunde klassisches Er-
wartungsmanagement betreibt: Soll-
te es doch schlimmer kommen – er
könnte sich zumindest darauf beru-
fen, dass er rechtzeitig gewarnt hat.
Fest steht, dass Deutschland für
den Moment tatsächlich besser ge-
rüstet ist als andere Länder. Über
28.000 Intensivbetten verfügt das
deutsche Gesundheitssystem insge-
samt – viermal mehr, als in Italien zu
Beginn der Krise zur Verfügung stan-
den. Insgesamt 10.000 der Betten sol-
len tatsächlich kurzfristig verfügbar
sein, auch weil Kliniken längst damit
begonnen haben, Kapazitäten umzu-
schichten. Dass das deutsche Ge-
sundheitssystem sich, bezogen auf
100.000 Einwohner, so viele Kliniken,
Betten und Geräte leistet, ist in der
Vergangenheit häufig kritisiert wor-
den. Man sollte sich daran erinnern,
wenn sich Experten nach dieser Krise
wieder mit Sparvorschlägen zu über-
trumpfen versuchen. Dennoch ist
auch Deutschland nicht vor gefährli-
chen Engpässen gefeit. Schon jetzt
fehlt es an trivialen Dingen wie Atem-
schutzmasken. Ein Mangel, der vor
ein paar Wochen ähnlich absurd
schien wie Hamsterkäufe beim Toi-
lettenpapier. Selbiges gilt für Liefer-
engpässe bei Medikamenten, die sich
zu einem echten Problem auswach-
sen können. Erst recht nicht trivial
ist der Mangel an Pflegekräften und
Ärzten. 17.000 Pflegestellen waren
vor Ausbruch der Seuche unbesetzt.
WWWas also bleibt, ist das ungute Ge-as also bleibt, ist das ungute Ge-
fffühl, dass der Sturm über dem Land imühl, dass der Sturm über dem Land im
Stillstand jederzeit noch losbrechen
könnte. Trotzdem bleibt genau dieser
Stillstand – und mit ihm der Verzicht
auf gewohnte Freiheiten – für den Mo-
ment wohl die beste Strategie. Zumin-
dest so lange, bis flächendeckende
Tests valide Erkenntnisse darüber
bringen, wie gefährlich uns diese Pan-
demie noch werden kann.

KOMMENTAR


WWWarten aufarten auf


ddden Sturmen Sturm


[email protected]


ANJA ETTEL


** D2,80EUROB Nr. 74


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