Die Welt - 27.03.2020

(Jeff_L) #1

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27.03.20 Freitag,27.März2020DWBE-HP


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14 WIRTSCHAFT DIE WELT FREITAG,27.MÄRZ


J


apan gehört zu den Ländern,
an denen das Coronavirus
weitgehend vorbeigezogen
ist. Augenscheinlich jeden-
falls. Nagasaki hat bis Don-
nerstagmorgen genau zwei Infizierte
gemeldet, Nagano 4, Kyoto 25. Selbst
die Riesenmetropole Tokio hat gerade
einmal 212registriert – ungefähr so viele
wie Bremen.

VON OLAF GERSEMANN

Insgesamt 1236 Infizierte zählt das
Land mit Stand 25. März offiziell, das
sind weniger, als Irland, Israel,
Luxemburg und Tschechienausweisen


  • Länder allesamt, die viel weiter weg
    sind von China, dem Ausgangsland der
    Pandemie, und die auch wirtschaftlich
    viel weniger mit der Volksrepublik ver-
    woben sind als Japan. Berücksichtigt
    man, dass Japan ein bevölkerungsrei-
    ches Land ist, wird die Corona-Statistik
    noch erstaunlicher: Mit zehn Infizier-
    ten je eine Million Einwohnerliegt Nip-
    pon sogar noch weit hinter Ländern wie
    Peru oder den Bahamas.
    Hat Japan es also geschafft, sich das
    Virus erstaunlich gut vom Leib zu hal-
    ten? Das ist es, was die Statistik sugge-
    riert, aber das ist nicht unbedingt die
    Wahrheit, zumindest nicht die volle. So
    jedenfalls sehen es offenbar auch die
    deutschen Diplomaten, die während der
    Pandemie vor Ort ausharren.
    Gemessen daran, dass in ihrem Gast-
    geberland höfliche und gesichtswahren-
    de Kommunikation sehr wichtig ge-
    nommen wird, finden sie klare Worte.
    Konkret heißt es in einem „Landsleute-
    brief“, den Repräsentanten der Bundes-
    republik in Japan am 24. März per E-
    Mail an deutsche Staatsbürger im Land
    verschickten: „Das Infektionsrisiko in


Japan ist nicht seriös einzuschätzen.“
Unterschrieben ist der Brief, der auch
im Internet abrufbar ist, von „Ihre deut-
schen Auslandsvertretungen in Japan“,
als da wären: die Botschaft, ein General-
konsulat und drei Honorarkonsuln.
„Nicht seriös einzuschätzen“, diese
Warnung allein klingt noch recht harm-
los. Doch die Diplomaten legen noch et-

was drauf. Zur Begründung schieben sie
hinterher: „Von einer hohen Dunkelzif-
fer von Infektionen, bedingt durch die
geringe Zahl durchgeführter Tests, ist
auszugehen.“
Ergänzend heißt es auch noch: „Co-
vid-19-Testmöglichkeiten gibt es wei-
terhin nur für bereits schwer erkrankte
Personen (Symptome und vier Tage ho-

hes Fieber) und für Personen mit an-
derweitigem Anfangsverdacht (Kontakt
zu Infizierten, Aufenthalte in Risikoge-
bieten).“
Das klingt restriktiv, ist es aber im in-
ternationalen Vergleich gar nicht unbe-
dingt. In Deutschland etwa reicht ein
Kontakt zu einem Infizierten als alleini-
ger Grund nicht für einen Test aus–
und der Aufenthalt in Risikogebieten
wurde gerade erst vom Robert-Koch-In-
stitut (RKI) aus dem Kriterienkatalog
gestrichen (weil inzwischen mehr oder
minder die ganze Welt ein einziges gro-
ßes Risikogebiet ist).
Richtig ist aber offenbar, dass in Ja-
pan wenig getestet wird. Nach Informa-
tionen, die die Regierung Anfang März
veröffentlichte, beschränkt sich die Ka-
pazität für Corona-Tests landesweit auf
wenige Tausend – und selbst die wurde
bei Weitem nicht ausgeschöpft, zumin-
dest seinerzeit.
Auffällig ist auch die hohe Zahl der
Todesopfer. 43 beträgt sie nach Angaben
der japanischen Regierungaktuell.
Das heißt: 3,5 Prozent der offiziell als
infiziert gemeldeten Menschen in Japan
sind an den Folgen gestorben. Ein er-
staunlich hoher Wert für ein reiches
Land mit einem guten Gesundheitssys-
tem. In Deutschland etwa beläuft sich
die Relation nach RKI-Angaben gegen-
wärtig auf 0,5 Prozent. Das spricht da-
für, dass in Japan tatsächlich wenig – zu
wenig – getestet wird.
Tut die Regierung von Shinzo Abe al-
so nicht genug? Redet sie das Problem
klein? Seit dem Missmanagement nach
der Reaktorkatastrophe in Fukushima
vor neun Jahren haben die Japaner ihr
Vertrauen in ihre Regierenden zu einem
Gutteil verloren – möglich ist eine Ba-
gatellisierung also, wenn man dem Ein-
druck der Bürger folgt.

Und dass Corona gerade Japan zur
Unzeit erwischt, ist offensichtlich: Die
Olympischen Sommerspiele sollten die-
ses Jahr stattfinden, das Land wollte
sich der Welt von seiner besten Seite
präsentieren. Lange hat die Regierung
gezögert, den Traum aufzugeben und
die Olympischen Sommerspiele der
Pandemie wegen zu verschieben. Da
wären hohe Corona-Zahlen im Inland
genau zur falschen Zeit gekommen. Erst
jetzt, da Olympia auf 2021 verschoben
ist, ist Druck aus dem Kessel.
Bleibt die Frage, was die deutschen
Diplomaten zu ihrem eher undiplomati-
schen Statement gebracht hat.
Vielleicht spielt eine Verärgerung
darüber eine Rolle, dass man in Tokio
unter anderem auf Berlin zeigt. Zum 16.
März ist Deutschland von Japan zum
Risikogebiet der Stufe zwei eingestuft
worden, wonach die Regierung in To-
kio die eigenen Bürger mahnt, heißt al-
le „nicht notwendigen Reisen vermei-
den“.
Nur einen Tag vor Versand des
„Landsleutebriefs“ dann, so heißt es
ebendort, ist Deutschland von Japan
nochmals hochgestuft worden – „zum
Risikogebiet der Stufe drei (,avoid all
travel‘)“. Weiter heißt es in dem Brief,
deutsche Staatsangehörige dürften
nach wie vor nach Deutschland einrei-
sen, „mit weiteren Einschränkungen
des Flugverkehrs bis zur Einstellung
von Flugverbindungen ist jedoch zu
rechnen“. Spätestens dann wären auch
die deutschen Diplomaten selbst be-
troffen.
Es könne sogar sein, dass niemand
aus Deutschland mehr reinkommt,
heißt es in dem Brief: „Es ist möglich,
dass demnächst auch eine völlige Ein-
reisesperre für Reisende aus Deutsch-
land erfolgen kann.“

Dicht an dicht drängen
sich die Menschen in
der U-Bahn von Tokio.
WWWie glaubwürdig sind ie glaubwürdig sind
die Corona-Zahlen?

GETTY IMAGES

/ SOLTAN FRÉDÉRIC




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��. Januar �. Februar ��. März


Japan


Deutschland


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Corona-Infizierte in Deutschland und Japan


Quelle: Johns Hopkins University


Zahl der Infizierten im Zeitverlauf ab ��.�.����, Stand ��.��.����, �� Uhr


Land unter


VERDACHT


Japan hat auffällig wenige Corona-Fälle.


Ist das die Folge guter Politik? Die deutschen


Auslandsvertretungen haben da ihre Zweifel


demie leisten. Infizierte Patienten kön-
nen schneller identifiziert und isoliert
werden“, sagt Bosch-Chef Volkmar
Denner. Das Verfahren sei weltweit
einer der ersten vollautomatisierten,
molekulardiagnostischen Tests, der di-
rekt von allen medizinischen Einrich-

D


er Digitalkonzern und Automo-
bilzulieferer Bosch hat einen
Schnelltest zur Erkennung des
Covid-19-Virus entwickelt. Die neue
Methode bringe Ergebnisse innerhalb
von zweieinhalb Stunden, teilte Bosch
am Donnerstag in Stuttgart mit. Übli-
cherweise müssten Patienten ein bis
zwei Tage auf ein Ergebnis warten, das
nach der Probenentnahme aus einem
Labor kommt.

VON OLAF PREUSS

Der neu entwickelte Test soll von
April an in Deutschland erhältlich sein,
weitere europäische und außereuropäi-
sche Märkte sollen folgen. Angewendet
werde der molekulardiagnostische
Schnelltest auf dem Analysegerät Viva-
lytic von Bosch Healthcare Solutions:
„Mit dem Bosch Covid-19-Schnelltest
wollen wir einen Beitrag zur möglichst
raschen Eindämmung der Corona-Pan-

tungen genutzt werden könne, teilt
Bosch mit. Der Test könne am Ort der
klinischen Behandlung durchgeführt
werden. Transportwege, die wertvolle
Zeit kosteten, entfielen.
Patienten erhielten schnell Gewiss-
heit über ihren Gesundheitszustand, in-
fffizierte Personen könnten umgehendizierte Personen könnten umgehend
identifiziert und isoliert werden: „Im
Kampf gegen das Coronavirus ist Zeit
einer der entscheidenden Faktoren. Eine
zuverlässige, schnelle Diagnose direkt
vor Ort ohne Umwege – das ist der große
VVVorteil unserer Lösung“, sagt Denner.orteil unserer Lösung“, sagt Denner.
Der Schnelltest könne zehn Atem-
wegserreger gleichzeitig diagnostizie-
ren und erfülle die Anforderungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO),
heißt es bei Bosch. In Labortests mit
SARS-CoV2 habe das Verfahren Ergeb-
nisse „mit einer Genauigkeit von über
95 Prozent“ geliefert, sagt Marc Meier,
Geschäftsführer von Bosch Healthcare
Solutions.

Nach Entnahme der Probe beim Pa-
tienten werde die Kartusche, die bereits
sämtliche für den Test erforderliche
Reagenzien enthalte, für die Analyse in
das Vivalytic-Gerät eingeführt. „Das
medizinische Personal kann sich wäh-
rend der Auswertung anderen Aufgaben
widmen, beispielsweise der Behandlung
von Patienten“, sagt Meier. „Die Hand-
habung des Analysegeräts ist zudem so
anwenderfreundlich gestaltet, dass
auch nicht speziell geschultes Medizin-
personal die Testauswertung zuverläs-
sig durchführen kann.“
Mit einem einzigen Vivalytic-Analy-
segerät können nach Angaben von
Bosch Healthcare Solutions bis zu zehn
Tests innerhalb von 24 Stunden durch-
geführt werden. Schon mit 100 Geräten
ließen sich am Tag bis zu 1000 Tests
auswerten. Angesichts der starken Aus-
breitung des Covid-19-Virus schaffe
Bosch mit dem Gerät schnell weitere
Testkapazitäten. Bosch ist der größte

Automobilzulieferer der Welt. Vor
allem die gesamte Steuerungselektronik
für Fahrzeuge, aber auch Systeme zur
Abgasreinigung stellen die Stuttgarter
her. Ein weiterer wichtiger Zweig des
Konzerns ist die Fertigung von Fabrik-
ausrüstungen.
In den vergangenen Jahren hat Bosch
seine Kapazitäten zur Herstellung von
digitaler Hard- und Software stark aus-
gebaut. In diesem Zusammenhang wur-
de im Jahr 2015 das Tochterunterneh-
men Bosch Healthcare Solutions ge-
gründet, das derzeit rund 120 Mitarbei-
ter beschäftigt.
Bosch Healthcare Solutions bringt
für seine Analysemethoden vor allem
die Kompetenz von Bosch bei der Mi-
kroelektronik und Vernetzung ein. Bei
der Entwicklung des Covid-19-Schnell-
tests arbeitete Bosch Healthcare Soluti-
ons mit dem nordirischen Medizintech-
nikunternehmen Randox Laboratories
zusammen.

Ergebnis nach 150 Minuten


Der Digitalkonzern und Automobilzulieferer Bosch hat einen Covid-19-Schnelltest entwickelt. Er soll ab April verfügbar sein


Das Vivalytic-Analysegerät von Bosch


BOSCH

Ä


rzte, die weltweit um das Leben
von Patienten mit der Lungen-
krankheit Covid-19 kämpfen,
brauchen nicht nur Beatmungsgeräte.
Genauso wichtig ist die Versorgung mit
medizinischem Sauerstoff. Für viele Er-
krankte wird es zum lebensrettenden
Gas. Mit rapide steigenden Patienten-
zahlen wächst auch die Sauerstoffnach-
frage. „Noch ist alles im grünen Bereich,
aber es zeichnen sich erste Hamster-
käufe ab“, sagt ein Sprecher des Indus-
triegaseverbands (IGV) in Deutschland.

VON GERHARD HEGMANN

Um welche Dimensionen es geht,
wird in Italiendeutlich. In manchen
Krankenhäusern soll wegen der Be-
handlung von Coronavirus-Patienten
der Sauerstoffbedarf um das Zehnfache
gestiegen sein. Im gesamten italieni-
schen Markt seien es etwa 30 bis 50 Pro-
zent, heißt es in der Branche. „Wir er-
warten auch in Deutschland einen An-
stieg, der sich aber noch nicht beziffern
lässt“, sagt beispielsweise ein Sprecher
vom Gaseanbieter Air Liquide. Der fran-
zösische Konzern ist die Nummer zwei
nach dem Weltmarktführer Linde.
In der weltweiten Top-Liga spielt
auch der große deutsche Gaseanbieter
Messer Group. Auch hier heißt es, dass
der Bedarf an Sauerstoff in flüssiger
Form bei Schwerpunktkrankenhäusern
steigen werde. Zudem werde ein „stark
erhöhter Bedarf an Sauerstoffflaschen“
erwartet, beispielsweise für Notkran-
kenhäuser und Beatmungsstationen.
Beim Sauerstoff für Krankenhäuser,
Ärzte oder Pflegepersonalzeichnet sich
nunein ungewöhnlicher Engpass ab.
Der Sauerstoff selbst dürfte nämlich
nicht zu Mangelware werden, heißt es
einstimmig bei Experten. Womöglich
fehlen künftig aber die besonderen Fla-
schen zum Befüllen. „Der Sauerstoff
steht zur Verfügung, es geht um die Ver-
packung“, sagt der Verbandssprecher.
Um einen drohenden Engpass bei me-
dizinischen Sauerstoffflaschen zu ver-
hindern, ist der Branchenverband (IGV)
beim Bundesgesundheitsministerium
und auf Länderebene vorstellig gewor-
den. Als Notlösung wird vorgeschlagen,
bislang in der Industrie und im Hand-
werk genutzte Flaschen für sogenannten
technischen Sauerstoff in der Medizin-
technik nutzen zu dürfen. Diese Flaschen
wwwürden extra gespült und vorbereitet,ürden extra gespült und vorbereitet,
heißt es. Der Inhalt entspreche den Vor-
schriften für medizinischen Sauerstoff,
der als Arzneimittel eingestuft ist. Über
Sondergenehmigungen soll es im Notfall
möglich sein, Medizin-Sauerstoff in Fla-
schen für die Technikwelt zu liefern, for-
dert der Verband. Vereinfacht ausge-
drückt ist es egal, ob Sauerstoff beispiels-
weise an Thyssenkrupp zur Stahl-
erzeugung geliefert wird – oder zur Pa-
tientenversorgung. Das eine ist techni-
scher Sauerstoff, das andere medizini-
scher Sauerstoff, für den schärfere Quali-
tätskriterien und Zulassungsvorschriften
gelten und andere Aufsichtsbehörden zu-
ständig sind. Der Sauerstoff für das
Stahlwerk oder für den Covid-19-Er-
krankten stammt jedoch aus den glei-
chen „Luftzerlegern“. So werden die Pro-
duktionsanlagen genannt, in denen tief-
gekühlter flüssiger Sauerstoff gewonnen
wird. Davon gibt es 52 in Deutschland.
Wie es in der Branche heißt, hängt
der drohende Engpass bei medizini-
schen Sauerstoffflaschen auch davon
ab, wie schnell leere Flaschen zurückge-
geben werden und wie lange die Desin-
fektion dauert. Sie soll eigentlich von
den Krankenhäusern vorgenommen
werden. Eine Quarantäne-Vorschrift für
Flaschen, um Viren auf der Oberfläche
auszuschließen, gebe es zwar nicht. Al-
lerdings würden bewusst Flaschen vor-
sichtshalber über Tage nicht befüllt, um
auf Nummer sicher zu gehen.
Profiteur vom Anstieg bei der Sauer-
stoffnachfrage ist auch der Linde-Kon-
zern. Er will sich aber im Detail weder
zum Marktgeschehen noch zu Einzel-
aufträgen äußern. So hat das Bundes-
land Bayern laut einer Ausschreibungs-
datenbank soeben 158 Beatmungsgeräte
bei Linde Gas Therapeutics für 1,2 Mil-
lionen Euro bestellt. Linde gilt ohnehin
als Vorreiter im Bereich des medizini-
schen Sauerstoffs. Der heutige Linde-
Verwaltungsratschef Wolfgang Reitzle
stärkte schon vor Jahren durch Milliar-
denzukäufe den Sektor medizinische
Gase, weil dieser auch als renditestärker
als das technische Gase-Geschäft gilt.
Inzwischen macht Linde 18 Prozent sei-
nes Konzernumsatzes von zuletzt 25
Milliarden Euro im Gesundheitssektor.

Flaschen für


Sauerstoff


werden knapp


Branche will auch Behälter


aus der Industrie nutzen


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