Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.03.2020

(Greg DeLong) #1

SEITE 22·FREITAG,27. MÄRZ2020·NR.74 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


umx. FRANKFURT. Dassder Bauvon
industriellen Großanlagen–Kraftwer-
ke,Stahlwerke,ganze Fabriken diverser
Branchen–auchvom Homeoffice aus
möglichist,daran hat JürgenNowicki
keinen Zweifel. Am Sitz der Sparte Anla-
genbau imLinde-KonzerninPullach,
wo er Finanzvorstand ist, arbeiten nor-
malerweise 2000 Leute, sagt er. 1800 da-
vonseien gerade im Homeoffice, und
„das funktioniertsehr gut“. Im Maschi-
nenbauverband VDMA istNowicki au-
ßerdem Sprecher der Arbeitsgemein-
schaf tGroßanlagenbau,und in dieser
Funktionberichtete er gerade, wie es
den deutschen Herstellerninsgesamt
geht:Imvergangenen Jahr jedenfalls
garnicht so schlecht, wie es angesichts
der schwierigen Lagedes gesamten Ma-
schinenbaus anzunehmenwar.
Die Auftragseingängeder Mitglieds-
unternehmen summiertensich2019 auf
18,3 Milliarden Euro, daswarinetwa
das Niveau desVorjahres.Wasdie Groß-
aufträgebetrifft, sei die Lagesogar bes-
ser gewesen als 2018. Bei einerstabilen
Exportquote von81Prozent warendie
VereinigtenStaaten mit einemVolumen
von1,5 Milliarden Euro dergrößteAus-
landsmarkt;verantwortlichdafür waren
vorallem mehrereGroßaufträgefür so-
genanntemetallurgische Anlagen. Auch
aus China,Russland und Singapurka-
men Aufträge im Gesamtwertvon mehr
als einer Milliarde Euro. Aufträge für
Großprojektewie etwa ein Pumpspei-
cherkraftwerk, eine Papierfabrik und
ein großes Gaskraftwerkgingen zudem
aus Australien, Schweden und Brasilien
ein. DieNachfragenachGroßanlagen
imNahen und MittlerenOsten sank hin-

gegenauf den niedrigstenWertseit 17
Jahren. Die inländischen Bestellungen
legten 2019 um zwei Prozent auf 3,6 Mil-
liarden Eurozu. Allerdings spieltenhier
Großaufträgekeine wesentlicheRolle,
sonderneher Modernisierungsprojekte
und Service. Dasssichdieser Auf-
schwung in den nächstenJahrenfortset-
zen könnte, sei angesichts des absehba-
renEndes derKernenergie und derKoh-
leverstromung in Deutschland unwahr-
scheinlich, sagteNowicki –ganz abgese-
hen vonCorona.
Wasden Großanlagenbauernerhal-
tenbleibt, istdie Konkurrenzchinesi-
scher Anbieter. Warendiese voretwa
zwanzig Jahren hauptsächlichbei einfa-
cheren Projekten auf ihrem Heimat-
markt aktiv,so seien sie seit fünf, sechs
Jahren ernstzunehmende Mitbewerber
und inzwischen auf allen Märkten der
Hauptkonkurrent.Weil das Land zudem
Entwicklungspolitik und Industriepoli-
tik of fensiver miteinanderverbinde, als
das in Europa derFall sei, sicherees
sichweiter eVorteile. Außerdem schotte
China seinen Markt zumTeil rigoros ab.
Zwar rechnen sichdie deutschen
Großanlagenbauer durch ihreStärken
in Sachen Nachhaltigkeit oder durch
neue Technologien–etwaden Bauvon
Anlagen zurWasserstoff-Herstellung –
weiterhin einigesaus. Siestellensich
aber auf härtereZeiten ein. Diekurz-
bis mittelfristigen Aussichten ließen
sichderzeit nicht seriös prognostizie-
ren. Allerdings erscheine einRückgang
der Auftragseing ängeimJahr 2020 un-
vermeidlich.Selbstein Einbruchder Be-
stellungen wie in derFinanzkrise 2009
sei nicht ausgeschlossen.

ela. WIEN.Wie auf anderen Flughäfen
istauchinWien-Schwechat der Betrieb
erlahmt.Nachder Ankündigung der
Lufthansa-Tochter gesellschaftAUA und
Laudamotion, wegender Coronavirus-
Pandemie vorerstkeine Linienflüge
mehr durchzuführen, wirdder Regulär-
betrieb weiter heruntergefahren. Für
Frachtflügeund Rückholaktionendes
Außenministeriums wirdein Notbetrieb
aufrechterhalten.
Die Fallhöhe istbeträchtlich: Imver-
gangenen Jahrverzeichnete der Flugha-
fenWien mit einemZuwachsvon 17,1
Prozent nachAngaben des Europäi-
schen Flughafenverbands dasgrößtePas-
sagierwachstum in der Gruppe dergröß-
tenAirports. Zwar sieht es düsterfür die
Fluglinien aus. Dochwirddie Pandemie
die Marktbereinigung auf dem in Euro-
pa wohl bedeutendstenBilligfliegerkno-
tenbeschleunigen. Die Billigfluggesell-
schaf tensind der Haupttreiber desstar-
kenWachstums inWien. Dieses wurde
mit dem Zusammenbruchvon Air
Berlinvordrei Jahren angefacht.Nach

den Insolvenzen 2017 haben mehrere
Billiganbieterversucht, das Erbe anzu-
treten, woraufhin einRennen zwischen
dem PlatzhirschAUA und einer Hand-
voll Billigfluglinien wie Laudamotion,
Level, Easyjet,Vueling undWizz Air
ausbrach.
Vonder Marktbereinigung dürfte Aus-
trian Airlines profitieren, meint der
Wiener Luftfahrt- FachmannKurt Hof-
mann. Ihr hat der Preiskampf argzuge-
setzt .Die Fluglinie hatvor, bis Ende
2021 mehr als jede zehnteder rund
7000 Stellen zustreichen. Sämtliche Mit-
arbeiter müssenkurz arbeiten. Diege-
nauenFolgen der Corona-Krise lassen
sichfür AUA-Vorstand Alexis von
Hoensbroechnicht abschätzen.Überle-
ben dürftenachEinschätzung Hof-
manns der aggressiveungarische Billig-
flieger Wizz Air.Die bedeutendste Dis-
kontlinie in Mittel- und Osteuropa istin
den zurückliegenden Jahrenrasant ge-
wachsen. In den postkommunistischen
Ländern wächst die Luftfahrtdank des
Nach holbedarfs besondersschnell.

Europasgrößter Billigflieger Ryanair,
EigentümervonLaudamotion, will den
Herausforderungen aber trotzen und die
Fluggesellschaftheil du rchdie Turbulen-
zen steuern.Unklar ist, ob dessen Eigen-
tümer Michael O’LearyanLauda fest-
hält oder jetzt Schlussdamit macht.
Nach Einschätzung Hofmannskönnte
sichfür ihn die Möglichkeit ergeben,
dasserbei Airbusnun sehr billig Flug-
zeugebekommt,weil diese ja nur mehr
wenig Aufträgebekommen. „Daskönn-
te gut für Lauda sein“, erwartet der Luft-
fahrt-Berater.
Levelspielt keine Rolle mehr.Ebenso
schwindetdie Bedeutungvon Euro-
wings, da diese in denAUA-Betrieb ein-
gebracht wird, wie Hofmannerörtert.
Easyjethat keine Basis inWien und
fliegt vonanderen Stationen ein, je
nachGeschäftsentwicklung.Aber sie ist
die größteFluglinie im Land. Klar ist
aus Sicht vonLuftfahrt-Analyst Hof-
mann:„Keine dieser Airlines wirdmit
voller Kapazität zurückkehren,wenn es
wieder bergauf gehen sollte.“

ikop.FRANKFURT. Im Kampf gegen
das Coronaviruskommt es insbesondere
auf valide Daten an, um die vielenFor-
schungsansätze nachWirksamkeit und
Erfolgsaussichten zu sortieren. Dafür
hat sich nun einKonsortiumvon15Un-
ternehmen aus dem Gesundheitssektor
zusammengeschlossen, umgemeinsam
die Entwicklung, Herstellungund Bereit-
stellungvonImpfstoffen, Diagnostika
und Behandlungen fürvomCoronavirus
Betroffene zu beschleunigen,teilteder
Schweizer PharmakonzernNovartis am
Donnerstagmit. Zu den Mitglieder nzäh-
len beispielsweise auchder Darmstädter
Dax-KonzernMerck oder dasFamilien-
unternehmen Boehringer Ingelheim.

In einem ersten Schrittstellen die be-
teiligtenUnternehmen ihre eigenen Bi-
bliotheken vonMolekülverbindungen,
die schon über eingewisses Maß an
Sicherheits- und Aktivitätsdatenverfü-
gen, dem sogenannten Covid-19 Thera-
peuticsAccelerator zuVerfügung, der
vonder Gates-Stiftung, demWellcome-
Trustund Mastercardvor rund zweiWo-
chen gegründetwurde. In demAccele-
rato rsollen die Molekülverbindungen
möglichstschnell auf ein Erfolgspoten-
tial gegenCorona durchsuchtwerd en.
Treffersollen dann binnen zwei Mona-
tenindie weiter eTestunggehen. „Es ist
ein vielversprechender Ansatz in einem
kritischen Gebiet. Falls einer derKandi-

daten sichals er folgreichgegen Co-
vid-19 erweist, dann beschleunigt es
den Wegzueiner Zulassung und Produk-
tion“, sagteMarkSuzman, Leiter der
Bill &Melinda-Gates-Stiftung.
Während jeder derPartner auchdie ei-
genen Bemühungenweiter vorantreibe,
sei dieseKollaboration ein Beispiel da-
für,dasssichsolcheine Plattformfür
eine neue Artvon Partnerschafteignen
könnte. In der Privatwirtschaftfinde
man dasWissen für klinischeStudien
und den Produktionshochlauf. Dieses
Wissen wolle man nochbesser verknüp-
fen, auchmit den entsprechendenZulas-
sungsbehörden und auchder Weltge-
sundheitsorganisation(WHO).

I


mmermehrUnternehmenschi-
cken angesichts de rCorona-Krise
Tausende Mitarbeiter inKurzar-
beit, daruntergroße Industriek on-
zerne wieVolkswagen,Bosch,Continen-
tal, MAN, Thyssen-Krupp,Lufthansa,
Puma,Adidasund TUI.AuchDaimler
hat am Donnerstagangekündigt, einen
Großteil seiner Mitarbeiter inKurzar-
beit zu schicken, vorerstbefris tetbis
zum 17. April. Betroffensindein Groß-
teil de rProduktionund auchviele Ver-
waltungsbereiche. Nur notwendige
Grundfunktionensowie Zukunftsthe-
men undstrategische Projekteseien aus-

genommen,heißt es in der Mitteilung
des StuttgarterKonzerns.
Auch im öf fentlichen Dienstwirdüber
Kurzarbeit nachgedacht. Dieskönnte Be-
schäftigtevon Flughäfen, Bädern, Thea-
tern,dem Nahver kehr oder Museen tref-
fen. Die Gewerkschaf tVerdi, der Beam-
tenbund (DBB) und dieVereinigung der
kommunalen Arbeitgeberverbände ha-
ben Verhandlungen darüber angekündigt.
Selbstinder Finanzbranche wirdüber
Kurzarbeit nachgedacht, darunter ausge-
rechnetder Branchenprimus Deutsche
Bank,wie ein eSprecherin bestätigt .Die
Deutsche Banksei damitnicht allein.Man
prüfe„wie andere Fi nanzinstitute auch, ob
und wo das sinnvoll seinkönnte“, sagt sie.
Die Bank bereitesichfür solche Szenarien
vor. Stand heutegebe es aberkeine Kurzar-
beit innerhalb der DeutschenBank.
Das giltwohl nochfür alle Banken in
Deutschland.Aber schon dasNachdenken
darüber erstaunt:Bisherwarvon einer
Flut an Arbeit dieRede, vonAnfragen, die
über Banken und Sparkassen gerade her-
einbrechen, sei esvonGewerbekunden,
diesichüber die neuen KfW-Kredite infor-
mierenwollen, dievonden Hausbanken
bearbeitet werden; odervon Privatkun-
den, die zurStundungvonKrediten oder
zur schwankenden Börse Beratungsbedarf
haben.„Wirbrauchen jeden Mitarbeiter
und jede Mitarbeiterin“, sagt denn auch
der Sprecherdes Deutschen Sparkassen-
verbandes derF.A.Z. und fügt hinzu: „Uns
sind keine Sparkassen bekannt, dieKurz-
arbeitplanen.“Wenn Filialengeschlossen
seien,werde dorthinterverschlossenen

Türenoder im Homeoffice weiter gearbei-
tet. Dazu passt:Die Volks- undRaiffeisen-
banken haben mit Gewerkschaftenvor-
übergehend Samstagsarbeit vereinbart,
um Mitarbeiternmit Kindernflexiblere
Arbeitszeiten anzubieten.
In Banken, die dagegenKurzarbeit zu-
mindestprüfen, wirdargumentiert, dass
die Wirtschaftsaussichten unkalkulierbar
seien. Derzeit seien die Mitarbeiter gut
ausgelastet, aber die nächstenWochen lie-
ßen sichschwervorhersehen. In vielen
FrankfurterBankzentralen haben aller-
dings viele–womöglichandersals in den
inzwischen zumTeil geschlossenenFilia-
len –Überstunden angehäuft, die sie zu-
nächs tabbauen müssten, bevorsie Kurz-
arbeitergeld beantragenkönnen. Manche
Banken positionieren sichauchscheinbar
eindeutig dagegen. „Kurzarbeit zu bean-
tragen istfür uns aktuellkein Thema“,
sagt etwa der Sprecher der Commerzbank
der F.A.Z. Docheinzelne kleineVolks-
und Raiffeisenbanken ziehen zum Erhalt
vonArbeitsplätzen die Anmeldungvon
Kurzarbeitergeld in Betracht, auchwenn
nochkeine welches beantragt hat, wie der
Bundesverband derVolks- undRaiffeisen-
banken betont.
Die Bundesagentur für Arbeitrechnet
insgesamt mit mehr als2MillionenKurz-
arbeiternwegen der Krise. Allein in der
vergangenenWochehatten schon 76 700
BetriebeKurzarbeit beantragt, zumVer-
gleich: In normalenWochen sind esweni-
gerals 1000 Betriebe.
Weil ihr eMitarbeiter inZeiten der
Kurzarbeit auf einenTeil ihres Gehalts

verzichten müssen, haben einigeSpitzen-
manager aus der Industrie einen Gehalts-
verzicht angekündigt, als erster Lufthan-
sa-Chef Carsten Spohr.Nun sind andere
gefo lgt:Der Vorsta nd des Sportartikelher-
stellersPuma um BjørnGuldenverzich-
tetauf seinvolles Gehalt im April. Der
Vorstand vonTUI hat angekündigt, sich
ab April bis aufweiteres ein 30 Prozent
niedrigeres Grundgehalt auszuzahlen.
Auch das Management des Handelskon-
zerns Douglas hat angekündigt, freiwillig
auf einenTeil des Gehalts in denkom-
menden Monaten zuverzichten. DieFüh-
rungsspitzen vonDaimler,Ceconomy
und ZFFriedrichshafen haben einenVer-
zicht zumindestangedeutet,wobei über
die Details noch nicht entschieden ist.
„Solche Schrittewerden wir nochöfter
sehen“,vermutet der FrankfurterVergü-
tungsexperte Michael Kramarschvon der
Unternehmensberatung HKP:„Wer von
seinen MitarbeiternOpfer verlangt, sollte
auchselbstüber Verzicht nachdenken.“
Das sei eineFragedes gesellschaftlichen
Zusammenhalts. „MancheUnternehmen
stockendas Kurzarbeitergeld freiwillig
auf“, erläutertKramarsch, „so dassMitar-
beiterkaum wenigerverdienen alsvor-
her.Das is tdann eine andereSituation, in
der aber trotzdem derStaat einspringt“.
Kramarschrechnetdamit, dassdie Vergü-
tung der Spitzenmanager in diesem Jahr
ohnehinstarkzurückgehen wird: „Die
meistenVergütungssysteme für Manager-
gehälter sind so ausgestaltet,dassineiner
solchen Krise wie jetzt sicherkeine Boni
fällig werden.“(Kommentar Seite26.)

ami. WIEN.Mit umfangreichenKosten-
senkungen und derVerschiebungvonIn-
vestitionenreagiertÖsterreichs größtes
Unternehmen, der EnergiekonzernOMV
AG,auf die Corona-Krise und die „erheb-
lich“ verschlechtertenwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen. Das teilweise in
Staatsbesitz befindliche Unternehmen
teilteamMittwochmit, damitstelle es
„die Handlungsfähigkeit des OMV-Kon-
zerns in dieser wirtschaftlich herausfor-
dernden Situation sicher“. Dazugehört
die Absagelaufender Investitionen in
Höhevon500 Millionen Euro,wasrund
einemFünftel in diesem Jahr entspricht.
LaufendeKosten würden um 200 Millio-
nen Euroreduziert. Neue ProjekteimUm-
fang von1,5 Milliarden Eurowürden auf
2021 verschoben. Dazu zähle die mögli-
cheBeteiligung amrussischen Gasfeld
Achimov4/5.
Der unmittelbarvorAusbruch der Co-
rona-Krise bekanntgegebene Kauf von
weiteren 39 Prozent desWiener Chemie-
konzerns Borealisfür 4,7 Milliarden Dol-
lar vonder MubadalaInves tment Compa-
ny,Abu Dhabi,werdewie geplantvollzo-
gen. Allerdin gs solle derKaufpreis in
zweiTranchen bezahltwerden, womit
die zweiteHälfte übergut zwei Milliar-
den EuroerstEnde kommendenJahres
fällig werde.

Pharmakonzernete ilenDaten


Gruppe arbeitet zusammengegenCoronavirus/AuchGates-Stiftungengagiert


tih. FRANKFURT. Es is tein Rekord,
aber zunächstnur einer für die Ge-
schichtsbücher:IndiesenTagenleeren
sich die Zügedramatisch,und diePassa-
gierplanungen für 2020 sind Makulatur.
Dafürhat dieDeutsche Bahnim vergan-
genen Jahr in ihren ICEs und Intercity-
Zügen so vieleReisende wie nochnie be-
fördert. 151 Millionenwarenes, wasei-
nem Plusvon1,9 Prozententspricht.Da-
mit wurde erstmals die Marke von150
Millionengeknackt.Den fünftenAn-
stieg inFolge, der sichdieses Jahrwohl
nichtfortsetzenlassen dürfte, gabder
Konzernanlässlich der Vorstellungder
Jahresbilanz bekannt.
Nichtganz so glänzendsteht die DB
geschäftlichda. Der bereinigte Umsatz
stieg um ein Prozent auf 44,4 Milliarden
Euro. Das operativeErgebnis (bereinig-
tesEbit) sank jedoch um 13 Prozent auf
1,8 Milliarden Euro.ZurBegründung
verwies der Schienenverkehrskonzern
auf hohe „Zukunftsausgaben“. Mit Spit-
zenausgaben fürSchienennetz, Bahnhö-
fe und Züge habeman diegrößte Investi-
tionsoffensiv einder Unternehmensge-
schichte ausgebaut.Ziel sei es, „die
Leistungsfähigkeit der Eisenbahn in
Deutschland substantiellzusteigern“,
ließ sichBahnchef RichardLutz zitie-
ren, der sichzurzeit in häuslicher Qua-
rantäne befindet. „Zukunftsausgaben
haben in den nächsten JahrenVorrang,
wassichmittelfristig in niedrigeren Er-
gebnissen widerspiegeln wird“,kündig-
te der Manager an.

Auch im Regionalverkehr stieg die
Zahl derPassagiere–um 1,6 Prozent
auf knappzweiMilliarden. DieVer-
kehrsleistung insgesamt im Schienen-
personenverkehr stieg um 695 Millio-
nen auf 98,4 MilliardenPersonenkilome-
ter. Mit Blickauf di ehohen Schulden
konntedas Unternehmen eine leichte
Entwarnung geben. Sie entwickelten
sichmit einemVolumenvon24,2 Milli-
arden Euroetwas besser als erwartet.
Damit seien sie unterhalb der mit dem
BundvereinbartenVerschuldungsgren-
ze geblieben.FinanzvorstandLevin Hol-
le räumtejedoch ein, dassdie negativen
wirtschaftlichen Auswirkungen der Co-
rona-KriseinihrergenauenHöheder-
zeitnicht absehbar seien. Im Geschäfts-
bericht istvon erheblichennegativen
Auswirkungen dieRede. DerUmsatz
werdevoraussichtlich sinken.
Im BereichGüterverkehr und Logis-
tikerzielteDBSchenker mit einemope-
rativenErgebnis in Höhevon 538 Millio-
nen Euroden drittenRekord in Folge.
Die europäischeNahver kehrstochterge-
sellschaftDBArrivahat sic hden Anga-
benzufolg eleicht unterhalb desVorjah-
resniveaus entwickelt.Die Verkehrsleis-
tung bei DB Cargo sank um 3,7 Prozent
gegenüber demVorjahr.„Weil die Nach-
frag einkonjunkturabhängigen Bran-
chen wieStahl und Automobil zurück-
geht, is tdavon auszugehen, dassein
nachhaltigesWachstum desSchienengü-
terverkehrstrotz aller Kraftanstrengun-
gennocheinigeZeit brauchen wird“,
hießes.

Heruntergefahren:Nicht nur die MitarbeitervonMercedes müssen ihreArbeitszeitreduzieren. Fotodpa

Großanlagenbauerinder Klemme


Hauptkonkurrent China holt immer mehr auf

BereinigungamWiener Flughafen

BilligfluggesellschaftenwerdenFedernlassen, PlatzhirschAUA profitiert

  
 
24442444""$, 2442444""
/ 1$.3+1$),/)!
" "*/.'**&2
4
34





 




&*)%/)&./+/)#-)!$!..,/ .+-!
,/2 5++.+$ /2 / .+!,*+ $))12+'2
*2 .$'23 ,.$'' *+ &.$042
#$ + 
4 4 222 4
 (2

       #"  "   
  
    # "#"

##    "   " !


   "# " ""  "
 #

 " ##   

 

 
 



Geldmarkt

sup. STUTTGART. Die Autoindustrie
in Europa steht wegenCoronastill,
nicht nur für zweiWochen, sondern
vielleichtbis Mai, erwartet Wolf-Hen-
ning Scheider,Vorstandschef der ZF
FriedrichshafenAG. Das reißt tiefeLö-
cher in dieKassen allerAutozulieferer.
Ende April, Anfang Maiwerdeman
schmerzhaftzuspüren bekommen,
dassvon den Herstellernkein Geld
komme,weil sie eben derzeit auchkei-
ne Lieferungen erhalten, beschreibt
ZF-Finanzvorstand Konstantin Sauer
das absehbareAbschmelzen der Liqui-
ditätspolsters.Der drittgrößteZuliefe-
rerDeutschland sbereit et sichmit Simu-
lationenvorund sieht sichgewappnet.
Für alleFälle verfügeZFnochüber
eine Kreditlinie über drei Milliarden
Euro,aber er denkenicht, dassman die-
se in Anspruchnehmen müsse, sagte
Sauer in einertelefonischen Bilanzpres-
sekonferenz.
Prognosenwagt derVorstand nicht,
außer dieser:dassder Umsatz in die-
sem Jahrstarkzurückgehen wird.Ein
deutlichzweistelliges Minus wird durch-
gespielt, um passendgegensteuernzu
können–mit demAbbau vonBestän-
den, demKürzen vonInvestitionen und
auchder VerringerungvonKapazitä-
ten, wasauchPersonalabbau an man-
chen Standortenbedeutenkann. „Ent-
scheidend wirdsein, ob die Menschen
bereit sind und diefinanziellen Mittel
haben, wiederAutos zukaufen, und ob
Unternehmen inNutzfahrzeugeinves-
tieren“, sagteZF-Chef Scheider und er-
gänztemit Blickauf darbendeAuto-
händler,dazu würden „Diskussionen
mit derPolitik nötig sein, um den Han-
del zustabilisieren“. Dergeschäftliche
Erfolg nachder Pandemie hängeauch

davonab, wie schnell dasVerbraucher-
vertrauenzurückkehreund ob sichan
grundsätzlichen Einstellungen etwas
ändere.
In China beobachteman, dassdie
Menschen jetzt einAuto kauften, weil
sie sichdavor der Ansteckung mit dem
Coronavirus sicher fühlten. Diesen Ef-
fekt bekommt ZF schon inForm von
Aufträgenaus derAutoindustrie zu spü-
ren. Alle 40Werke, die ZF in China be-
treibe, seien seit zweiWochen wieder
in Betrieb und zu 90 Prozent ausgelas-
tet. Dazu sei es wichtig, auchineinigen
deutschenWerken Teile der Produktion
aufrechtzuerhalten. Die Erfahrung im
Wiederaufbau der Lieferketten werde
man später in Europa und Amerika
brauchenkönnen. Daswerdeallerdings
schwierig sein, erwartet man bei ZF
und verweistunter anderem auf Proble-
me mit der Logistikwege nder geschlos-
senen Grenzen.
Auch ohne Corona-Pandemiewar
der Fahrzeugmarkt schon im Schrump-
fenbegriff en, derAbwärtstrendver-
stärkt durch den Brexit und Handels-
konflikte. Mit einemUmsatzminusvon
organischrund 2Prozent auf 36,5 Milli-
arden Eurohabe ZF sichimvergange-
nen Jahr nochgut behauptet, ur teilt Fi-
nanzvorstand Sauer.Währendimers-
tenHalbjahr dieUmsatzrendite(gemes-
sen am Ergebnis vorZinsen undSteu-
ern) auf 3,5 Prozent abgesacktwar,
habe ZF im zweiten Halbjahr denAb-
stand zumVorjahreswertvon 5,6 Pro-
zent nochauf 4,1 Prozentverringern
können. Die Investitionen hat ZF um 6
Prozentgesteigert, ebenso dieAusga-
ben fürForschung und Entwicklung,
die auf eine Quote von7,3 Prozentvom
Umsatz angestiegen sind.

Die Kurzarbeiter-Welle rollt


OMVgeht


auf Sparkurs


Zulieferer ZF siehtsichgewappnet


AusbleibenderUmsatz reißt aber tiefeLöcher

MehrFahrgästeals je zuvor in

den ICEs–aber nur imVorjahr

DB rechnetfür 2020 mit erheblichen Krisenwirkungen


Selbs tinder Deutschen

Bankund im

öffentlichen Dienst wird

überKurzarbeit

nachgedacht.Aus

Solidarität zeigen sich

Manager bereit,auf

Gehalt zuverzi chten.

VonHanno Mußler und

TillmannNeuscheler
Free download pdf