Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.03.2020

(Greg DeLong) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen FREITAG,27. MÄRZ2020·NR.74·SEITE 25


FIRMENINDEX Seite
1&1 Drillisch .............................. 25
Adidas ............................................. 22
Air Liquide ......................... 24, 26
Amazon ......................................... 26

Boehringer Ingelheim ........ 22
Bosch ...................................... 22, 26
Box ..................................................... 23
Continental ................................. 22
Daimler .......................................... 22

Deutsche Bahn ........................ 22
Deutsche Bank ............... 22, 23
Deutsche Messe ..................... 23
DeutscheTelekom ................. 25
Deutz ................................................ 23

Drägerwerk ................................. 27
Kuka .................................................. 23
Linde ............................................... 22
Lufthansa ............................ 22, 23
Merck ............................................... 22

Novartis .......................................... 22
Puma ............................................... 22
Schülke ................................. 24, 26
Scout24 ......................................... 25
Telefónica .................................... 25

Thyssen-Krupp ......................... 22
United Internet ........................ 25
Vodafone ...................................... 25
Volkswagen ....................... 22, 23
ZF Friedrichshafen ............... 22

I


mInternetherrschtHochbetrieb,
Homeoffice, E-Learning undStrea-
ming-Dienste treiben den Datenver-
kehr auf neueRekordwerte. Bisher
halten die Telekommunikationsnetze
dem Ansturmgut stand, und es gibt auch
nochkeine akuten Anzeichen, dasssich
dies ändernkönnte. „DieNetze sind der-
zeit stabil, undgravierende Beeinträchti-
gungenwerden aktuell nicht erwartet.
Die Anbietersind auf eineZunahme des
Datenverkehrsgut vorbereitet“, sagt Jo-
chen Homann, Präsident der Bundesnetz-
agentur.Jeden Taglässt sich die Aufsichts-
behördevonden Netzbetreiberndarüber
informieren, wie es in ihrenNetzen aus-
sieht.Neben DeutscherTelekom,Voda-
fone undTelefónica Deutschland (O2)
wirdauch1&1 Versatel regelmäßig zum
Rapportgerufen.
Eine Netzüberlastung durchdie Pande-
mieist anhand ihrerStatusberichtedem-
nachbishernicht zu erkennen, die Betrei-
ber hättenalle notwendigenVorkehrun-
gengetroffen, um auchinder Krise den
Netzbetrieb bestmöglichaufrechtzuerhal-
ten, schreibt dieNetzagentur.Bei derTe-
lekometwa heißt es, dassdie steigende
Datennutzung imFestnetz und durch Ma-
gentaTVgut zu bewältigen sei. „Das
Netz derTelekomverarbeitet die neueSi-
tuation aktuell problemlos.“Die mobile
Datennutzung sei sogar rückläufig,weil
die Kunden mehr zu Hauseseien und
dortauf ihrW-Lan-Netzzurückgriffen.
Die Telekom sieht sichauchdann gutvor-
bereitet,wenn der Datenverbrauchwei-
tersteigenund nochmehr telefoniert
werden sollte.
Obwohl dasNetz bisherstabil läuft, ist
es für eine Entwarnung natürlichzufrüh:
„Aufgrund der Dynamik der Situation ist
jedochnicht auszuschließen, dasssichdie-
se Lageschnell ändernkann und es zu ei-
ner Netzüberlastungkommt oderkom-
men könnte“, heißt es ineinem gemeinsa-
men BerichtvonNetzagentur und Bun-

deswirtschaftsministerium. Fürdiesen
Fall haben sie denNetzbetreibernjetzt ei-
nen „Leitfaden“ an die Handgegeben,
wie sie in den Datenverkehr eingreifen
sollen und dürfen.
Ziel desNotfallmanagements isteine
„Priorisierung“vonTelefonie und ande-
rerbesonderswichtigerKommunikations-
dienste wie Videokonferenzen. Damit die
störungsfrei funktionieren, dürfendie Be-
treiber dieVerkehrslastbesondersdaten-
intensiver Dienste verringern. Das be-
trif ft in er ster LinieStreaming-Angebote,
die je nachAuflösungUnmengen anKa-
pazität benötigen. Auch dievielen
DownloadsvonOnline-Spielen sind sehr
datenintensiv.
Wenn die Anbieternicht vonsichaus
in geringerer Qualität einspeisen, dürfen
die Netzbetreiber imNotfall die Qualität
vonStreaming-Dienstendrosseln. Voraus-
setzung dabei ist, dasssie ni chtnur einzel-
ne Anbieterherauspicken, sondernalle
gleichbehandeln. Einigegroße Strea-
ming-Anbieter wieNetflix, Amazon,Goo-

glefür Youtube undFacebook haben ihre
Dienste schon freiwillig in der Qualitätge-
drosselt.Dadurch würden bereits „erhebli-
che Einsparungen“ in derNetzauslastung
erzielt, heißt es in dem Bericht.
Parallel führedas Wirtschaftsministeri-
um weiter eGespräche mitStreaming-An-
bietern,um eine zusätzliche Verringe-
rung des Datenverkehrszuerreichen. Im
Notfall können Internetprovider auch
ihremaximale Datenübertragungsrate
oder das Datenvolumenbegrenzen. Die-
se Vorgaben sollen je nachLageder Din-
ge und im Austauschmit der Branchere-
gelmäßig überprüftund angepasst wer-
den. „Wir haben die Entwicklung im
Blickund könnten bei Bedarf auch
schnellreagieren“, kommentierteBun-
deswirtschaftsminister Peter Altmaier
(CDU)das Vorgehen.
Die Menschen sind seit Beginn der Kri-
se nicht nur sehr viel mehr imNetz unter-
wegs. Wiedie Telekom berichtet,wird
auchsehr viel öfterund längertelefoniert
als vordem Corona-Ausbruch. An der

zeitlichenVerteilung der Internetnutzung
über denTaghabe sichnicht vielgeän-
dert. Auch dasHomeoffice laufebei den
meistenfrühmorgens an. Allerdings seien
viele Nutzer abends länger online. BeiVo-
dafone sieht man imFernsehkabelnetz
ebenfalls ausreichendKapazität.Waren
die Netze bisher amAbend sehr vielstär-
kerals tagsüber ausgelastet, verteilt sich
die Nutzung nunetwa sgleichmäßiger
über denTag.
Um die Netzsteuerung undÜberwa-
chungsicherzustellen,haben dieTele-
komund Vodafone die entsprech enden
Teams in Gruppen aufgeteilt undörtlich
getrennt.Das soll helfen,Ansteckungen
zu vermeiden. Probleme anderer Art
gibt es für dieTechniker ,wenn sieindie
Wohnungen derKunden müssen. Um
die Ansteckungsgefahrgering zu halten,
sollen Telekom-Mitarbeitervorjedem
Besuchnachfragen und dieKundenbit-
ten, anderePersonenwährend der Arbei-
tenmöglichstineinengetrenntenRaum
zu schicken.(Kommentar Seite 26.)

BeanspruchteNetze:Die Internetnutzung istinder Corona-Krise besondershoch. FotoUllstein

Notfallmanagement für die Netze


hpe. MÜNCHEN. Das Kleinanzeigen-
portalScout 24rechnetwegen der Aus-
breitung des Coronavirus mit hohen Be-
lastungen auf Seiten seiner Geschäfts-
partner.Ins olcheiner Krisekönne man
„nicht einfachsozum Tagesgeschäft
übergehen“, sagteder Vorstandsvorsit-
zendeTobias Hartmann in einerTele-
fonkonferenz des Unternehmens, das
sichnachdem Verkauf seinerPortale
Autoscout 24 und Finanzchecknur
nochauf das Immobiliengeschäftkon-
zentriert.
Fürdie Immobilienbranche habe sich
der Vorstand zu einem Reformpro-
gramm entschlossen. So sollegewerbli-
chen Anzeigenkunden ein neunmonati-
gerZahlungsaufschubgewährtwerden;
privateAnzeigenkundenkönnten ihre
Inserateinden kommenden vierWo-
chen kostenlos einstellen. Scout 24 wür-
den damitvoraussichtlich10Millionen
EuroUmsatz entgehen.„Wenn Notare
zumachen und Wohnungsbesichtigun-
gennicht möglichsind, spüren wir das
natürlichinunserem Geschäftsmodell“,
sagteHartmann.
Vorkurzem hat Scout 24 seine bei-
den Online-Portaleanden Finanzinves-
torHellman&Friedmanverkauftund

damit 2,9 Milliarden Euroerlöst. Nun
sollenfür 1,7 Milliarden Euroeigene Ak-
tien zurückgekauf twerden.Aber auch
strategischeZukäuf eseien geplant.Mit
dem VerkaufserlösvonAutoscout 24 sei
man in der Lage, „für uns sinnvolle Er-
gänzungen unsererWertschöpfungsket-
te zu prüfen“, sagteFinanzvorstand
DirkSchmelzer.„Das kann vonkleinen
Akquisitionenbis hin zu Zukäufen mit
einemVolumenvonmehreren hundert
Millionen Euroreichen.“
Die Aufspaltung der Scout-24-Grup-
pe hatteimvergangenen Jahr deraktivis-
tische Investor Elliott eingeleitet. Der
vomamerikanischenMilliardärPaul Sin-
gergegründete Hedgefonds hatteseine
Forderung zudem nochmit einem öf-
fentlichen Briefgarniert, in dem der seit
November 2018 amtierendeVorstands-
chef Hartmann alsVersager hingestellt
wurde. Elliott hat inzwischenKassege-
macht undkümmertsichnicht mehr um
Scout 24. In demUnternehmen, das vie-
le Jahrelang zur DeutschenTelekomge-
hörte,ist inzwischen wiederetwasmehr
Ruhe eingekehrt. Wegender Corona-
Krise arbeiteten alle 1500 Mitarbeiter
vonzuHause aus und das auchsehr pro-
duktiv,sagteHartmann.

bth./tih.FRANKFURT. Der Internet-
und Telefonkonzern United Internet
spürtdie Auswirkungen der Corona-
Krise in seinenNetzen. In der Sprachte-
lefoniestelle man imFestnetz eine dop-
pelt so hoheNutzung wie sonstfest, sag-
teVorstandschefRalphDommermuth
anlässlichder Vorstellung der Bilanz-
zahlen am Donnerstag. Im Datenver-
kehr gebe es zwarkeine größeren Spit-
zenwerte, dochziehe sichdie erhöhte
Nutzung heuteüber dengesamtenTag.
In welchemUmfangsichall dies am
Endegeschäftlich niederschlägt, istun-
klar.Dommermuth betonte, dassdie
Tochtergesellschaft1&1 Drillisch, die
sichnachder 5G-Auktion als vierter
Netzbetreiberetablieren möchte,Um-
satz und Ergebnis 2020 auf dem Niveau
des Vorjahres halten will. „Mobilfunk
und Festnetzanschlüssewerden in die-
ser schwierigen Zeit überall ge-
braucht“, betonteDommermuth.
Im vergangenen Jahr hatUnited In-
ternet mehr Kunden gewonnen und sei-
nen Umsatz gesteiger t. Das Betriebser-
gebnis des hinter den Internetmarken
1&1, GMX undWeb.de stehendenUn-
ternehmens schrumpfte aber dennoch.
Der Umsatz legteum1,8 Prozentauf
5,2 Milliarden Eurozu, dieZahl derkos-
tenpflichtigen Kundenverträgewuchs
um 890 000 auf 24,7 Millionen. Das Be-

triebsergebnis hingegen schrumpfte um
knapp 20 Millionen auf 792 Millionen
Euro. Ein Hauptgrund dafür waren
nachAngaben des im M-Dax notierten
Konzerns schlechter laufende Geschäf-
te mit Hardwarewie Smartphonesund
Tablets sowie dieKosten für laufende
Neupositionierungen einiger Marken
des Konzerns.Zudem zeigtesich, wie
viel Geld der nachteiligeSchiedsspruch
im Rechtsstreit mit demKonkur renten
Telefónica aus dem vergangenen
Herbstden Konzernkostet. United In-
ternet lag mit dem O2-Konzernim
Clinchhinsichtlichder Kosten für die
Netznutzung. DiesesNetz brauchtUni-
tedInternet, da 1&1 Drillischkein eige-
nes Netz betreibt, sondernunter ande-
remdas vonTelefónica nutzt.Drillisch
hattesichaneinen Gutachtergewandt,
um rückwirkende Preissenkungen
durchzusetzen. Dieser lehnteeinen ent-
sprechenden Antrag aber ab. Darauf-
hin mussteDrillischseine Gewinnpro-
gnose für dasvergangene Jahr kippen.
Ausden nun vorgelegten Zahlen
geht hervor, dassdiese Niederlageim
vergangenen Jahr mehr als 83 Millio-
nen EuroanMehrkosten verursacht
hat.Zusammen mitweiterenRegulie-
rungseffekten summiertsichdas in der
United-Internet-Bilanz auf ein Minus
von97,5 Millionen Euro.

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Eingriffs rechte.


VonHelmut Bünder,


Düsseldorf


Scout 24 bietetStundung an


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Niederlagegegen Telefónica


kostetUnited Internetviel Geld


In der Krise wirdimFestnetz doppelt so vieltelefoniert

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