Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.03.2020

(Greg DeLong) #1

SEITE 26·FREITAG,27. MÄRZ 2020·NR.74 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


A

nManagernwirdinnorma-
len Zeiten viel Kritikgeübt –
und häufig zuRecht. Die Kri-
se gibt aber einen Anlass, das inTei-
len der Öffentlich keit vorherrschende
Bildvon den machtbesessenen Boni-
Ritte rn zu hinterfragen .InDeutsch-
land könntedie Zahl derKurzarbeiter
die Marke vonzweiMillionen bald
überschreiten. EtlicheKonzernewie
Volkswagen, Daimler,Continental
oderThyssen-Krupp müssen ange-
sichts der Corona-Krise d ie Arbeits-
zeit fürTausende Mitarbeiterreduzie-
ren. SelbstBanke nund der öffentli-
cheDienst denken darüber nach. Das
hat es so bislang nochnie gegeben –
auchinder Finanzkrise nicht. Häufig
stockenUnternehmen dasKurzarbei-
tergeld freiwillig auf. Das istvorbild-
lich. Überhauptzeigen sichviele Füh-
rungskräfte besonnen. Einigeverzich-
tenfreiwilligauf einenTeil ihres Ge-
halts,etwa Puma-ChefBjørnGulden
und Lufthansa-ChefCarsten Spohr.
Auch Managervon Tuiund Douglas
haben einen Teilverzicht angekün-
digt,die Vorstände vonDaimler,Ceco-
nomyund ZFFriedrichshafen denken
auchdarüber nach. Das istehren wert,
ihreArbeitslastgeht derzeit sicher
nicht zurück. Es erhöht auchden
Druc kauf andere, freiwillig nachzu-
ziehen.Wer Einschnittevon seinen
Leute nverlangt, tut gut daran, selbst
auchauf etwaszuverzichten.

W


as für den Aktienmarkt
gilt, trifftauchauf das Ge-
schäf tmit Fusionen und
Übernahmen zu: Die Corona-Krise
belastetdas Geschäftinsgesamt
schwer,aber für Einzelne hat sie ei-
nen günstigenNebeneffekt. Das ist
erst einmalnüchternfestzustellen.
Kein vernünftiger Menschfreut sich
über Corona,aber es istnun mal so,
dassAnbieter vonProdukten im
Kampfgegen das Virus wirtschaft-
lichprofitieren. Am Aktienmarkt
steigtihr Wert,imÜbernahmege-
schäf terzielen sie plötzlichhöhere
Preise. Der französische Gase- und
ChemiekonzernAir Liquidebrachte
vorigesJahr denVerkauf seines deut-
schen Desinfektionsmittelherstellers
SchülkeinGang,dessen Produkte in
Kliniken und Arztpraxenweit ver-
breit et sind; damalswarCorona
nichtabsehbar.Nun gerätdie Verstei-
gerung in die heiße Phase,und Ai rLi-
quide will nachallem,was zu hören
ist, einen höheren Preis.Wirtschaft-
lichist das rational, aber in der jetzi-
genLagewirdschnellder Vorwurf
des Krisengewinnlerslaut.Ähnli-
ches müssen Pharmakonzerneertra-
gen, wenn sie ein dringend benötig-
tesneues Arzneimittel erfinden und
damithohe Gewinne einspielen.Die-
ses Imageproblemsteht nun auchAir
Liquide bevor.

Herr Schulte, vor zwei Wochen war das
SchließeneinerLandebahn in Frankfurt
noch kein Thema,mittlerweile parken
auf der Nordwestbahn Flugzeuge. Hat
die Branche–und haben Sie–das Aus-
maß der Corona-Krise unterschätzt?
Nein. Wirhaben schonvorzweiWochen
einen klar negativenAusblickgegeben
und gesagt, dasswir denUmfang derAus-
wirkungen nicht beziffern können.Wir
haben mit weiterenReisebeschränkun-
gengerechnet. Danachhaben Regierun-
geninDeutschland und anderen Ländern
Entscheidungengetrof fen, die in derkon-
kreten Form nichtvorhersehbarwaren–
bis hin zurStilllegung des öffentlichen Le-
bens inverschiedenen Ländern.

Wie viel wird noch geflogen?
Der Luftverkehr kommt weltwei tfastzum
Erliegen. InFrankfurt haben wir noch10
Prozent der sonstüblichenPassagiere.Die
meistendavon sind Heimkehrer.Wenn
die Rückholaktionen nächsteWocheweit-
gehend abgeschlossen sind, wirdder Rück-
gang 95 Prozent erreichen. Im Aprilwer-
den wir so vielePassagier ehaben wie
sonstaneinem einzigen Spitzentag im
Sommer.Wir halten den Flughafen aber
offen, weil weiter Frachtflügestattfinden.
Die sind wichtig für dieVersorgungvon
Bürgern und Unte rnehmen und somit
auchfür den ErhaltvonArbeitsplätzen.

Wie reagieren Sie auf den Einbruch?
Flughäfen haben einen hohen Anteil fixer
Kosten, zumBeispie lfür ihreGebäude.
Wirmussten sofortunserenBetrieb herun-
terfahren, umKosten zu senken. Nach der
Nordwest-Landebahn nehmen wir am 6.
April auch die Südbahn, diezwei te von
vierBahnen,temp orär aus demBetrieb.
Das nutzenwir,umsie bisEnde April zu sa-
nieren, statt die Arbeiten etappenweise
nachts auszuführen.WirhabenauchTermi-
nalbereich egeschlossen.Jenachaktueller
Entwicklungwerd en wir das ausdehnen.

Wann rechnenSie mit einer Erholung?
Es gibt Signale, dassdie deutscheRegie-
rung nachOsternmöglicherweise erste
Lockerungen bekanntgebenkann –wenn
alles gut läuft. Für Flügesind wir aber da-
vonabhängig, dassauchandereLänder
Beschränkungen aufheben. Ichrechne da-
mit, dassgroße Einschränkungen mindes-
tens bis Ende Mai bleiben, optimistischer
bin ic hderzeit nicht.2020 werden wir ins-
gesamt mitstarkenVerkehrsrückgängen
abschließen, selbstwenn es im Sommer
wiederZuwächse gegenüber dem jetzigen
Niveau gibt.Auch2021 werden wirwohl
nicht 100 Prozent des früherenVerkehrs
erreichen. Die Krise wirdlänger dauern
als alle Krisen, die wirgesehen haben.

Was bedeutet das für die Beschäftigten?
Unsist es wichtig, in der aktuellen Situati-
on keine betriebsbedingtenKündigungen

auszusprechen.Wirbrauchen unsereMit-
arbeiter,umden Betrieb wieder hochzu-
fahren,wenn es soweit is t. Mehr als
18 000 der 22 000 Beschäftigten inFrank-
furtsind jetzt inKurzarbeit.Das reicht
vonder Verringerung der Arbeitszeit um
50 Prozent bis zu null Arbeitsstunden.

Fraport sichert über das Kurzarbeiter-
geldhinaus75bis 95 Prozent des Netto-
gehalts. Wie lange wollenund können
Sie sich das leisten?
Wirkönnenuns das über mehrere Mona-
te leisten, und wir müssen uns das leis-
ten. Wervon Kurzarbeit mit nullStunden
betroffenist,verlier ttrotz unsererAufsto-
ckung 25 Prozent seines Gehalts. Das ist
für die Beschäftigten heftig. Auchder
Vorstand leisteteinen Beitrag. DieVergü-
tungist stark ergebnisabhängig, sie wird
alsodeutlichniedriger ausfallen.Außer-
dem wollen wir einenHärtefallfonds mit
500 000 Euroauflegen, um Mitarbeiter,
die infinanzielleNotgeraten, zu unter-
stützen.Wirwerdenkeine Krediteverge-
ben,sonderninbegründeten Fällen di-
rekteHilfen. DiePandemie hat uns aus
heiteremHimmelgetrof fen, wir müssen

und wollen jetzt solidarischzusammen-
halten.

Was erwartet Ihre Aktionäre?
Wirschlagen nunvor, keine Dividende
für 2019 zu zahlen, umweiter eRücklagen
zu bilden.Undwir lassen offen, ob es für
2020 eineAusschüttunggeben soll.Aus
schweren Krisengehen dieUnternehmen
gestärkt hervor, denen es am bestenge-
lingt, ihreLiquidität beisammenzuhalten.

Die Luftfahrt- und Reisebranchesieht
sich besonders hart getroffen, vieleUn-
ternehmen bitten um Staatshilfe. Benö-
tigtFraport auch Unterstüt-
zung?
Wirwollen ohneStaatshil-
fe auskommen. Mit den
eingeleiteten Sparmaß-
nahmengehen wir heu-
te davonaus, das zu
schaf fen. Wirhaben ein
Liquiditätspolstervon
mehr als einer Milliar-
de Euro, das nochauf-
gestockt wird. Man soll-
te in einer Krise aber

nie ausschließen, dassman dochLiquidi-
tätshilfen benötigenkönnte.Undeswird
darüber zu sprechen sein,werdie Kosten
dafür trägt, dasswir eine Grundversor-
gung im Interesse Deutschlands aufrecht-
erhalten. Betriebswirtschaftlichwärees
bei denwenigen Flügen angemessener,
den Flughafen zu schließen.Aber wir blei-
ben geöffnet, das istunser Versprechen
aus Frankfurt.

Rückkehrer waren zuletzterschrocken
darüber, dass sie nach der Landung in
Bussen und am Gepäckband im Gedrän-
ge standen. Was ist in der deutschen Luft-
fahrtschiefgelaufen?
An einemFlughafen müssen sehr vieleUn-
ternehmenzusammenarbeiten–dasind
nicht nur wirvonFraporttätig. In denver-
gangenenTagenist nicht allesimmer opti-
mal gelaufen.Aber wir lernen alle dazu.
Mittlerweile is tdas meiste umgesetzt.Wir
entzerrenmögliche Engpässe, indem wir
PassagiereinS chübenvon 40 bis 50
Personen aus Flugzeugen aus-
steigen lassen. Es werden
mehr Busseeingesetzt.Zwi-
schen zweigenutztenGe-
päckbändernlassen wir
einesfrei, es wurden Bo-
den markierungen ange-
bracht.Über Monitore
und Durchsagen imTer-
minalforder nwir alle
Passagiereauf, Ab-
stand zu halten.

Von nächster Woche an greift die Erhö-
hung der Luftverkehrsteuer. HoffenSie
noch, dass diese–wie von der Branche
gefordert–verschoben wird?
Es wäre richtig, die Erhöhung zuverschie-
ben. Aber das istnicht unser Schwer-
punktthema derzeit.Das Steueraufkom-
men istimMomentgering, weil kaum je-
mand daran denkt, einen Flug zu buchen.
Für die Branchegeht es darum, Liquidität
zu sichernund –wonötig –Unter stüt-
zungzubekommen. Dazugehörtauchun-
sereForderung, dassTickets für abgesag-
te Flügenicht mehr ausbezahltwerden
müssen, sondernstattdessen Gutscheine
ausgegebenwerden dürfen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat eine
düstereZukunftsvision gezeichnet. Wie
sehr beunruhigtesSie, dass Ihr größter
Kunde andeutet, bald kleiner zu sein?
Wirsind in einem engen Dialog mitLuft-
hansa. DasMobilitätsbedürfnisder Be völ-
kerung bleibt abergrundsätzlichbeste-
hen –sei es fürUrlaube oder andereRei-
sen. So gutVideokonferenzen auchfunk-
tionieren, für eineglobaleWirtschaf tmit
internationaler Arbeitsteilung sindweiter
Flügeerforderlich. DieWelt bleibtver-
netzt, die bisherigeEntwicklung wird
sichnicht komplett zurückdrehen lassen.

Werden künftig weniger Airlines Frank-
furt ansteuern?
Wirwerden eine Konzentration in der
Branche erleben–umso stärker, je länger
die Krise dauert. Es wirdweniger Flugge-
sellschaftengeben.Die werden höherver-
schuldetsein, einigeverstaatlicht.Weni-
gerAirlineswerden auchwenigerVerbin-
dungen bedienen.FüreinigeFlughäfen,
vorallem kleine oder mittelgroße, wird es
dann schwieriger,ihren Bestand zurecht-
fertigen.Auchwir inFrankfurtwerden
nicht ohneKonsequenzen aus der Krise
kommen. Es istnicht ausgeschlossen,
dassdie eine oder andereAirline nochihr
Netz umgestaltet.

Sie bauen aber geradeein zusätzliches
Terminal. Ist es noch sinnvoll, am Zeit-
plan dafür festzuhalten?
Wirhalten bewusst daranfest.Der er ste
Teil vonTerminal 3, PierG,soll Ende
2021eröffnen, der Hauptbau zwei Jahre
später.Natürlichspüren wir kleinereStö-
rungen,etwa wenn eine Materiallieferung
per Lastwagen an einer Grenzefesthängt.
Auch eine Auftragsvergabe kann sichnun
mal um einigeWochenverzögern. Das
sindaber D etailfragen, nichts Grundsätzli-
ches. Nach einem Baustopp kämen Zusatz-
kosten auf uns zu, um das Projekt wieder
anlaufen zu lassen.Würden wir die Arbei-
tenunterb rechen, würde das Bauprojekt
insgesamtdeutlichteurer.

DasGesprächführteTimoKotowski.

I


nZeitenvonHomeoffice und
E-Learning sindTelekommuni-
kationsnetze die unverzichtbare
LebensadervonWirtschaftund Ge-
sellschaft. Si emüssen funktionieren,
ein Infarkt inmitten de rCorona-Kri-
se wäre katastrophal.Die vielge-
schmähtedeutsche Digital-Infra-
strukturerweistsich glücklicherwei-
se als besser als ihrRuf. Bisherver-
kraftetsie das höhere Datenaufkom-
men jedenfalls ohne Beeinträchti-
gungen und läuft weitestgehendsta-
bil.DasistzumindesteineguteNach-
richtindiesenTagen. Doch der An-
sturmauf dieNetze könntedurchaus
nochweiter zunehmen, so dasssich
die Betreiber auch auf bisher nicht
absehbareEngpässe vorbereiten.
Fürden Fall derFälle hat ihnen die
Bundesnetzagenturvorsor glichgrü-
nes Lichtgegeben,uminden Daten-
verkehr eingreifen zukönnen. Einige
große Streamingdienstewie Netflix,
Amazonoder Youtubehabenschon
vorher reagiertund speisen ihreAn-
gebote mitgeringerer Qualität ein,
um dasNetz zu entlasten.Dageht si-
cherlic hauchbei anderenAnbietern
nochetwas. JedezusätzlicheReserve
hilft, damit die Plänefür das Notfall-
Management in der Schublade blei-
ben können.Die Situation bleibt an-
gespannt.Für eineEntwarnung istes
auchauf dertechnischen Seiteleider
nochzufrüh.

Neue Vorbilder


VonTillmannNeuscheler

Gefährdete Netze


VonHelmut Bünder

D


er TechnologiekonzernBosch
hat einen Covid-19-Schnell-
test entwickelt.Das vollauto-
matischeVerfahren zumNach-
weis vonVirenerbgut zeichnetsichvor al-
lem dadurch aus, dassdie entnommenen
Probennicht in ein Laborgeschicktwer-
den müssen, sondernesvor Or tineinem
Analysegerät innerhalbvon weniger als
zweieinhalbStunden Ergebnisseliefert.
„PatientenerhaltenschnellGewissheit,
und Infiziertekönnen direkt isoliert und
behandelt werden“, erläuterteBosch-
Chef Volkmar Denner gegenüberder
F.A.Z. die Bedeutung desTests: „Damit
wollen wir einen Beitragzur möglichst ra-
schen Eindämmung der Corona-Pande-
mie leisten.“
Während Schnelltests auf Corona-In-
fektionenbisherimRuf stehen, sehr un-
genau zu sein, istbei Boschdavon die
Rede, dassindiversen Labortests Ergeb-
nisse mit einerGenauigkeitvonmehr als
95 Prozent erzieltworden seien. „Der
Schnelltesterfüllt die Qualitätsstandards
der Weltgesundheitsorganisation WHO“,
heißt es in einer Mitteilungvon Bosch.
Die Probe wirdmittelsAbstrich-Tupfer
aus Nase oderRachen entnommen und
in eineKartuschegegeben,die schon alle
für denTest erforderlichenReagenzien
enthält. DieseKartusche wirdsofor tin
das Analysegerät eingeführt, das nach
Bosch-Angaben so anwenderfreundlich
gestaltet ist, dasskein besondersgeschul-
tesPersonal notwendig ist. Jede sAnalyse-
gerät,das einen niedrigenfünfstelligen
Eurobetragkostenwird, kann amTag
zehn Probenverarbeiten, jederTestwird
einen hohen zweistelligen Eurobetrag
kosten. Dabeiwerden mit derselben Pro-
be auchTests aufweiter eneun Atem-
wegserkrankungen wie etwa Influenza
durchgeführt.
Das Technologieunternehmen Bosch
reiht sichdamit in einestetig wachsen-
de Liste vonUnternehmen ein, die Coro-
na-Tests anbieten.Darunterbeispiels-
weise der Schweizer Konzern Roche
und das niederländis ch-deutsche Dia-
gnostikunternehmenQiagen, das der-
zeit in Übernahmeverhandlungen mit
dem amerikanischen Konzer nThermo-
Fisher steht. DaForscher das Genom re-
lati vschnellentschlüsselthatten,konn-
tenerste Testsschon baldfolgen. Die
Testsarbeiten molekulardiagnostisch
und weisen das Erbgut desVirus nach
definiertenAbschnitten des Genoms
nach. Allerdingsunterscheiden sich die
Testsder Hersteller dabei in ihrerAn-
wendung undAuswertung.

So hatteder KonzernRoche, der in der
Diagnostik eingroßer Spieler ist, Mitte
des Monats fürAufsehen gesorgt, als die
amerikanische Zulassungsbehörde für
Arzneimittel (FDA) dem SchweizerKon-
zerneine Notfall-Genehmigungerteilte,
den eigenenTestauf deutlichschnelle-
ren, hochautomatisiertenMaschinen lau-
fenlassen zu dürfen. Cobas 6800 und
8800 sindriesigeMaschinen im Industrie-
maßstab, die innerhalb vonachtStunden
rund 400 beziehungsweise 1000 Ergebnis-
se liefernkönnen. Bis zur Corona-Dia-
gnose braucht es dreieinhalbStunden.
Wiebei einem Druckerwirdeine Kartu-
sche mit den benötigtenReagenzien ein-
gesetzt, auf einerKunststoffkassettesind
die Proben.Rund850 diesergroßen Ma-
schinen sindauf derWelt im Einsatz,
etwa 120 davonallein in Deutschland.
Vorallem inZentrallaboren und sehrgro-
ßen Klinikenwerden siegebraucht, übli-

cherweise umetwa Infektions-und Ge-
schle chtskrankheiten nachzuweisen,
auchBlutbankennutzen sie.
Die FDAverzei chnetauf ihrer Internet-
seitemittlerweile 16Unternehmen,de-
nen sie eine solcheNotfallgenehmigung
für Corona-Testserteilt hat, darunter
auchAbbott oder Thermo-Fisher. In Eu-
ropa gibt es die CE-Zulassung, die zum
Beispiel Qiagen für den eigenen Corona-
Schnelltesterhalten hat.Das Verfahren
istvom Prinzip her mit dem Bosch-Ver-
fahren vergleichbar.Der Test lie fert in-
nerhalb einerStunde das Ergebnis. Die
Maschine, die Qiagendafür nutzt,kann
in er weiter ter Funktionrund 80 Proben
in 24 Stunden analysieren. Dafür braucht
es kein Labor oder zusätzliches Equip-
ment, sondernlediglichdie dazugehöri-
ge Kartusche, in der schon alleReagen-
zien enthaltensind.Sie kostet rund 100
Dollar.Die Probe wirdindie Kartusche

eingesetzt, bildetalso ein abgeschlosse-
nes System. Dabeiteste tder Qiagen-Test
nicht nur aufSars-CoV-2, sondernunter-
scheidet zusätzlich von21anderen
schweren Atemwegsinfektionen, die ähn-
liche S ymptome hervorrufen. Mit dem
Test wird also zusätzlichnachder Ursa-
chefür die Symptome gesucht .Global
sindrund1100 dieserAnal ysegeräteim
Einsatz, die einenniedrigen fünfstelligen
Eurobetragkosten. Siewerden in Labo-
renund Krankenhäuserneingesetzt,in
Parisbeispielsweise in einerNotaufnah-
me.
Die Diagnostikunternehmen wieRo-
cheund Qiagen haben ihreProduktion
starkausgeweitet.Dennochübersteigt
die Nachfrag ederzei tdas Angebot.Nach
Angaben des Medizinlabor-Verbands
ALM wurden hierzulande allein in der
vergangenenWochemehr als 260 000
Testsdurchgeführt.

Während mit diesen Corona-Tests der-
zeit versucht wird, die Infizierten zu dia-
gnostizieren, arbeitenForscher undUn-
ternehmen zunehmend an sogenannten
Antikörper-Tests. Darüberkönnteman
test en, werdie Infektion schon hinter
sichhat undgenesen ist, alsoetwa zu-
rückzur Arbeit oder Schulegehen könn-
te.Insbesonderefür die medizinischen
Beruf ewäresolcheine Diagnose hilf-
reich. Weralso genügend der entspre-
chenden Antikörpergebildethat, wäre
immungegendas Virus, so die Idee.Bis-
lang sinddie Testsnochnicht ausgereift
genug, es arbeiten allerdings einigedar-
an. Auch weil die Antikörper aus dem
Blutserum der Genesenenfür mögliche
neueMedikament egenutztwerdenkönn-
ten.
Bosch-Chef Volkmar Denner kann
sichden Einsatzdes in seinem Haus ent-
wickelten Schnelltestsvor allemimGe-
sundheitswesenvorstellen: „Der Schnell-
test kanndazu beitragen, diekontinuier-
liche Einsatzfähigkeit der Ärzteund des
Pflegepersonals aufrechtzuerhal ten“,
sagte er derF.A.Z.: „Wer nachweislich
nicht infiziertist,kann weiter Erkrankte
behandeln und betreuen.“ Dennerkün-
digte an, der Schnelltest werdeschon im
April in Deutschland erhältlichsein, suk-
zessi ve danach auch im Ausland. Die
Analysegeräteseien schon im Marktund
verfügbar. Derzeitwerdegeprüft, wie die
Produktionskapazität ausgeweitet wer-
den könne. Das Gerät isteine offene
Plattformfür molekulareLabordiagnos-
tik, mit derPatientenproben auf Krank-
heitserregeraus de mBereich der Infekto-
logie getestet werden können. BevorCo-
rona einThema wurde, hat BoschAn-
fang dieses Jahres einenerstenTestfür
sexuell übertragbareKrankheiten entwi-
ckelt.Für die Entwicklung desCo-
vid-19-Tests hat derStuttgarterKonzern
auf einen für manuelleVerfahren entwi-
ckeltenTest desnordirischen Diagnos-
tik-SpezialistenRandox Laboratories
Ltd.zurückgreifen können.
Die Medizintechnik is tfür den Bosch-
Konzernein winzigesGeschäftsfeld,
aberein besonderes Anliegen desseit
2012amtierendenVorsitzendender Ge-
schäftsführungVolkmarDenner.„Mein
Traum istes, dasswir den Krebs besie-
gen“, sagteerkurznach seiner Amtsein-
führung anlässlich der Grundsteinle-
gungdes Konzern-Forschungszentrums.
Seither hat Bosch unter anderem auch
ein Atem-Analysegerät entwickelt,das
für die optimale medikamentöse Einstel-
lungvon Asthmatikernhilfreichist,die
zu den Risikogruppen der Covid-19-Pan-
demie zählen.

Rendite mit Hygiene


VonKlaus Max Smolka

Krise ohneKündigungen
Stefan Schultesteht seit
2009 an derFraport-Spit-
ze. Mit den Corona-Fol-
genwirdernochlange
kämpfenmüssen.
FotoHelmutFricke

Boschüberrascht mit

Corona-Schnelltest

Hoffnungsträger:der neue Schnelltestvon Bosch FotoBosch

„Die Krise wirdlänger dauernals alle anderen“


Scho nimApril sollen


Ergebnissein Praxen


undKrank enhäusern


möglichsein.Auch


ander eUnternehmen


arbeitenunter


Hochdruck an


Lösungen.


VonIlkaKopplin und


Susanne Preuß


Stefan Schulte, ChefvonDeuts chland sgrößtem


Flughafen inFrankfu rt,erklärt, wieFraport


dennochohne Staatshilfeauskommenwill.

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